Laufen, Schauen, Denken Sonntags Tagebuch |
Es ist die Zeit der guten Vorsätze. Übergewicht, ernährungsbedingte Krankheiten – sollte man nicht im Neuen Jahr...?
Da kommt der Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) gerade recht, Stichworte zu liefern. Im Dezember hat die DGE ihren 12. Bericht vorgelegt, der wie immer die Fragen beantwortet: Was und wieviel wird in Deutschland gegessen? Welche Veränderungen sind eingetreten? Wie entwickelt sich die Gesundheit der Menschen? Welche Maßnahmen sind notwendig, die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern? Das tut die DGE seit 1969 alle vier Jahre. Ihr Auftraggeber ist in diesem Fall das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Dieses Verfahren berechtigt zu der Hoffnung, daß Erkenntnisse der DGE von der Gesetzgebung umgesetzt werden können.
Schwerpunkte im aktuellen Bericht sind die Ernährung von Senioren in Privathaushalten und eine Studie zur Struktur und Organisation von Mahlzeitendiensten sowie zur Qualität und Zufriedenheit mit den Essensangeboten. Nach Ansicht des Chefredakteurs, des Ernährungswissenschaftlers Professor Peter Stehle, „stellt der Ernährungsbericht in der Informationsflut im Ernährungs- und Lebensmittelbereich mit ihren oft komplexen, nicht selten verwirrenden und widersprüchlichen Aussagen eine fundierte und objektive Informationsquelle für die an Ernährungsthemen Interessierten ... dar“.
Soweit die sachliche Information. Meine Haltung zur Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist kritisch. Das bedeutet jedoch nicht, daß ich die von ihr zusammengetragenen Forschungsergebnisse und die darauf basierenden Ernährungsratschläge generell ablehnen würde. Ich habe mich nur entschlossen, daß ich die Empfehlungen von Dr. Max-Otto Bruker, der 1978 die Gesellschaft für Gesundheitsberatung gegründet hat, höher einschätze. Doch das ist jetzt nicht das Thema, sondern der Ernährungsbericht der DGE.
Er weist insofern eine positive Tendenz auf, als er eine Steigerung des Gemüseverbrauchs registrieren kann, nämlich um 1,1 Kilogramm je Kopf und Jahr. Allerdings hat der Obstverbrauch um 800 Gramm je Kopf und Jahr abgenommen. Der Getreideverbrauch steigt mit 1,2 Kilogramm nur noch verhalten. Der Präsident der DGE, Prof. Dr. Helmut Heseker, schließt daraus: „Um das gesundheitsfördernde Potenzial einer Ernährung mit reichlich pflanzlichen Lebensmitteln auszuschöpfen, sollten die Verbraucherinnen und Verbraucher bei Gemüse und Obst sowie Getreide aus dem vollen Korn noch mehr zugreifen.“
Der Konsum von Fleisch hält sich in den letzten Jahren zwar konstant, ausgenommen eine Steigerung des Verbrauchs von Geflügelfleisch um etwa 120 Gramm, aber nach Ansicht der DGE essen die Deutschen nach wie vor zuviel Fleisch. Mehr als 300 bis 600 Gramm in der Woche sollten es nicht sein.
Viele der Trends im Lebensmittelverbrauch Deutschlands, die der vorangegangene Ernährungsbericht des Jahres 2008 dargestellt hat, haben sich fortgesetzt. Nach wie vor jedoch äßen die Deutschen deutlich weniger pflanzliche und mehr tierische Lebensmittel, als die DGE in ihren Orientierungswerten angibt. In der Pressemitteilung der DGE heißt es weiter: Pflanzliche Lebensmittel zeichnen sich durch eine geringe Energiedichte aus und liefern gleichzeitig viele Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Ein hoher Verzehr dieser Lebensmittel, also von Gemüse und Obst sowie Getreide in Form von Vollkornprodukten, kann das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten wie Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten und Darmkrebs senken.
Welche Folgerung ergibt sich für Amateursportler? Dazu hatte die DGE bereits einige Wochen zuvor ihre eindeutige Erkenntnis verbreitet: Deutschland sei kein Vitaminmangelland. „Studien haben bisher auch nicht den Nachweis erbracht, daß die Folgen eines ungünstigen Ernährungsverhaltens durch Einnahme von Vitaminpräparaten oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden können.“ Daher ist es sinnlos, sportliche Leistungen durch Präparate steigern zu wollen. Auch die Einnahme von Antioxidantien wie ß-Carotin, Vitamin C und E oder Zink und Selen habe keinerlei positive Effekte gezeigt.
Vorsätze fürs Neue Jahr? Fleischkonsum reduzieren und Gemüse- und Obstverbrauch steigern!
In diesem Sinne: Ein gutes Neues Jahr!
Die Weihnachtsfeiertage sind gewöhnlich eine Gelegenheit, in aller Ruhe das folgende Laufjahr zu planen. Die Auswahl an Angeboten ist groß, wem sage ich das? Wenn sich unter den Laufveranstaltungen eine Tendenz abzeichnet, dann die zum Landschaftslauf, heute Trail genannt, insbesondere zum Landschafts-Ultramarathon.
Biel war einmal der Gipfel, etwas ganz und gar Ungewöhnliches, ein „Extrem-Lauf“. Dann kam es zu einer Differenzierung auch des Ultramarathons, nämlich einerseits zu Strecken, bei denen nichts als die schnelle Zeit zählte, zu 100 Kilometern auf 10, wenn nicht 20 möglichst ebenen Runden, und andererseits zu Läufen mit Herausforderungen durch die Streckenbeschaffenheit. Die 100 Kilometer von Biel, die einst in „Spiridon“ als zu schwer für UM-Einsteiger befunden worden waren, sind mit 650 Metern Steigungen und langen Asphaltstrecken einfach zu brav geworden. Nach wie vor ist es wichtig, einen solchen traditionsreichen Lauf zu haben; doch längst genügt er für ein Läuferleben nicht mehr. Wer sich als neuer Ultra-Veranstalter allein an Biel orientieren wollte, hat, wie die Vergangenheit zeigt, keine Chance gehabt. An die Stelle verschwundener Veranstaltungen sind solche mit starkem regionalen Profil und solche mit erheblichen Herausforderungen getreten, und sei es nur die der größeren Streckenlänge wie die 100 Meilen beim Berliner Mauerweglauf. In diesem Jahr haben wir in Österreich zwei Ultramarathon-Veranstaltungen bekommen und in der Schweiz „The Wayve“ (von way und wave), die 111 Kilometer um den Zürich-See.
Das Tor zu einer solchen Entwicklung hat insbesondere Andrea Tuffli mit dem Swiss Alpine Marathon aufgestoßen. Das hat nicht nur Folgen für den Ultramarathon gehabt, sondern auch für die Laufbewegung insgesamt. Die Erweiterung des Monschau-Marathons zu einem möglichen Ultralauf ist ein Zeichen der Zeit. Steigungen sind nicht mehr nur in Kauf genommen, sondern bei der Streckenplanung gesucht worden. Ein typischer Trendsetter dafür ist der Jungfrau-Marathon gewesen, der in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen gefeiert hat.
Es geht auch hier weiter. Achtmal bin ich den Jungfrau-Marathon gelaufen, das letztemal im Jahr 2002; da reichte mir mit 6:40 Stunden die Zeit bis zum offiziellen Zielschluß schon nicht mehr. Auf dieser Strecke hatte ich die Phantasie: Von der Kleinen Scheidegg weiterlaufen nach Grindelwald, durchs Lütschental, zurück nach Interlaken – ein Ultramarathon also, der das Problem des Rücktransports von der Kleinen Scheidegg entschärfen würde, weil ein Teil der Läufer eben am Marathonziel nicht aufhören würde, und einer, bei dem der Anstieg im ersten Teil läge.
Einen Jungfrau-Ultramarathon gibt es nicht, jedoch vom Jahr 2013 an einen Eiger-Ultra-Trail, der unvergleichlich besser als meine Phantasie ist. Der Ultramarathon des Swiss Alpine findet damit im Berner Oberland noch eine Steigerung. Die Wettbewerbsbedingungen – 3 Qualifikationspunkte für den Mont-Blanc-Ultratrail, Laufen in beträchtlicher Autonomie, Mitführen von eingeschaltetem Mobilphone und Rettungsdecke – sind ein Hinweis darauf. Eine Steigerung bedeutet der Eiger-Ultra-Trail auch im Hinblick auf die Attraktivität der Strecke.
Nein, ich schreibe keinen Pressetext ab. Der Zufall will es, daß ich fast die gesamte Strecke von 101 Kilometern kenne, weil mich meine Wanderungen vor und nach dem Jungfrau-Marathon über sie geführt haben. Wenn das Wetter mitspielt, hätte man über den größeren Teil der Strecke das Panorama von Eiger, Mönch und Jungfrau und auf einem Abschnitt den Blick auf den Brienzer See. Ein alpiner Erlebnislauf von nahezu ungetrübter Schönheit. „Nahezu“ heißt: Der Anteil bewohnter Gebiete ist äußerst gering. Der Preis: 6690 Meter Steigungen. Es wird jedoch auch einen Lauf über 51 Kilometer geben, nämlich über den ersten Abschnitt des Eiger-Ultra-Trails, und einen „Schnupperlauf“ von 16 Kilometern.
Der Startort sowie das Ziel der 101 Kilometer sind Grindelwald, ein Touristikzentrum mit beträchtlicher Bettenanzahl. Allerdings unterliegen die beiden Ultraläufe einem Teilnehmer-Limit, nämlich von 400 und 500 Startern. Veranstalter des Ereignisses am 20. und 21. Juli ist ein in diesem Jahr gegründeter Verein. Dessen leitende Mitglieder und die verantwortlichen Organisatoren verdienen schon dank ihrer Vita und ihren Funktionen Vertrauen.
Der Streckenverlauf ist ganz geschickt. Von Grindelwald (etwas über 1000 m) führt ein langer, jedoch kommoder Anstieg zur Großen Scheidegg (1962 m). Von hier zum First (2166 m). Eine große Runde mit Gefälle und Steigungen wäre nicht zwangsläufig; hier jedoch ist die Versorgung mit der Seilbahn von Grindelwald möglich. Die Strecke führt weiter zum Bachsee, das eindrucksvolle Motiv ziert die Website des Eiger-Ultra-Trails. |
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Gesteinsformationen vor dem Berghaus Männdlenen (2344
m)
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Dann folgt das Faulhorn, der Kurs geht offenbar über das Berghotel, nicht bloß am Fuß des Gipfels vorbei. Am Berghaus Männdlenen sind Steinformationen; hier ist Aufmerksamkeit vonnöten.
Grundsätzlich jedoch enthält der Ultramarathon keine wirklich gefährlichen Passagen, also auch keine ausgesetzten Stellen wie auf dem Pfad zum Scalettapaß; Schneefelder werden voraussichtlich auch nicht zu durchqueren sein. Der Abstieg geschieht zur Schynegge Platte, zu einer Uhrzeit, in der die meisten Touristen, die mit der historischen Bergbahn von Wilderswil heraufgekommen sind, den Platz schon wieder verlassen haben werden. Der Abstieg setzt sich bis zur Schwarzen Lütschine (Burglauenen 896 m) fort, verlangt jedoch jenseits des Tals einen neuen gewaltigen Anstieg über Wengen zum Männlichen (2342 m). Man muß darob nicht in Panik geraten; der Zielschluß für die 101 Kilometer ist erst nach 28 Stunden, um 9 Uhr morgens. Vom Männlichen geht es bequem in Richtung Kleine Scheidegg; eine Schikane ist jedoch, daß man vorher über den Lauberhorn-Rücken talwärts muß statt auf der Höhe entlang; unterhalb der Bahnstation Wengernalp trifft man auf die Strecke des Jungfrau-Marathons. |
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Das Faulhorn (2680 m) mit dem Berghotel
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Im Gegensatz zur Marathonstrecke erreicht man die Kleine Scheidegg (2061 m) jedoch auf dem nicht so schönen, dafür aber bequemen Alpweg.
An der Station Eigergletscher (2320 m) der Jungfrau-Bahn hat man die größten Steigungen der Strecke bewältigt; der Eiger-Trail, der dieser Veranstaltung den Namen gegeben hat, senkt sich; man kann es zumal entlang der Bahnlinie nach Grindelwald rollen lassen. Doch, Vorsicht, Grindelwald ist in Sicht, die Strecke jedoch zweigt über die Schlucht des Unteren Grindelwald-Gletschers erst einmal nach Osten ab, bis sie dann wieder westwärts in das Sportzentrum Grindelwald mündet. |
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Entlang des Bachsees (2265 m) führt die Strecke zum
Faulhorn
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Es ist eine landschaftlich einzigartige Strecke, die bei gutem Wetter über lange Passagen einen weiten Blick gewährt. An sieben Stellen ist die Begegnung mit persönlichen Betreuern möglich, die den Treffpunkt jeweils mit einem öffentlichen Verkehrsmittel erreichen können.
Photos: Sonntag
Was habe ich beim letztenmal geschrieben – ich könne immer wieder Entdeckungen machen auf meiner gewohnten Strecke? Ich kann nun die Frage beantworten: Wieviel Angst hat ein Pferd? Seit Samstag weiß ich es: Viel.
Auf meinem zehnten Kilometer führt meine Strecke etwa 300 Meter auf einem kombinierten Rad- und Fußweg an einer Verbindungsstraße entlang. Häufig ist es schon dunkel, wenn ich an dieser Stelle den relativ schmalen Weg erreiche. Seine Breite reicht gerade dazu, daß sich ein Radfahrer und ein Fußgänger begegnen können. Von der Straße ist der Weg durch einen ebenso breiten oder vielmehr schmalen Rain getrennt. Auf der rechten Seite begrenzen den Weg ebenfalls ein Rain, Gebüsch und ein Wall, auf dem man den Sportplatz umrunden kann.
Manche meiner Begegnungen auf diesem Weg sind schon dramatisch verlaufen. Da ich von der Straße her durch die größtenteils 70 km/h fahrenden Fahrzeuge geblendet werde – niemand blendet ab, wenn kein Gegenverkehr ist –, kann ich unbeleuchtete Radfahrer und Läufer ohne Lampe erst sehr spät erkennen. Oder auch gar nicht, wie neulich, als ein Läufer wie aus dem Nichts neben mir auftauchte. Ich war erschrocken, aber passiert ist nichts. Wir hatten beide jeweils die rechte Seite des Weges eingehalten, so daß wir berührungsfrei aneinander vorbei konnten. Intelligente Radfahrer, die mich überholen wollen, geben vorher ein Klingelzeichen. Das ist eine Hilfe. Manche, die erkennen, daß ich ganz scharf rechts gehe, bedanken sich.
Hunde mit ihren Haltern treffe ich häufig auf meiner Strecke, an dieser Stelle jedoch sehr selten. Zudem werden sie hier wegen der Straßennähe sehr kurz an der Leine geführt. Eingebürgert hat sich, die Hunde mit roten Reflektoren auszustatten. Am letzten Samstag bemerkte ich schon knapp 300 Meter weit ein solches rotes Licht, dicht über dem Erdboden. Darauf konzentrierte ich mich ganz auf dieses Licht. Als es näher kam, bemerkte ich: Der rote Reflektor gehörte keinem Hund, sondern war an dem Fuß eines Pferdes befestigt. Pferde sehe ich auf meiner Strecke nicht selten; sie queren in Kolonne meinen Weg oder werden auf einem breiten landwirtschaftlichen Weg, vorbei an einem Pferdehof, reitend und häufig von einer Betreuerin geführt. Hier hatte ich schon einmal eine Begegnung mit einem Pferd, das sich weigerte, an mir vorbei zu gehen. Das war am Tage, und ich lief. Ich habe mir die Scheu des Pferdes damit erklärt, daß ich in einem ziemlich frühen Goretex-Anzug lief. Der rief ein leises hohes Geräusch hervor, das dem Pferd offenbar nicht bekannt und mir bewußt nicht einmal aufgefallen war. Immerhin, die Reiterin überzeugte das Pferd, weiterzugehen.
Die Begegnung auf dem Fuß- und Radweg verlief dramatischer. Etwa 20 Meter vorher blieb ich stehen und verdrückte mich auf den Grasrain am Gesträuch, um dem Reiter genügend Platz zu machen. Der wich auf den Grasrain entlang der Straße aus, so daß auch noch ein Radfahrer unbeschadet hätte fahren können. Doch das Pferd wollte nicht. Es blieb ebenfalls stehen, weigerte sich, dem Reiter zu gehorchen, und sprang mit den Vorderfüßen in die Höhe. Als der Reiter einen neuen Ansatz machte, wendete es sich springend und machte Anstalten, von mir weg zu galoppieren. Der Reiter setzte sich zwar durch und brachte das Tier wieder in die richtige Richtung; doch nun suchte es den Weg auf die Straße. Ein Autofahrer war so vernünftig, sogleich anzuhalten, verzichtete jedoch mit Rücksicht auf die Nerven des Pferdes darauf, die Warnblinker einzuschalten. Glücklicherweise kam es zu keinem Auffahrunfall. Noch immer stand ich da, an einem stachligen Gehölz und überlegte einen Fluchtweg; doch die Dornen schreckten ab, und auf den Wall wäre ich ohnehin nicht hinaufgekommen.
Ich konnte das Pferd ja verstehen. Die Autos auf der Straße fürchtete es offenbar nicht. Aber im Finstern eine dunkle Gestalt am Wegesrand, das war ihm wohl noch nicht vorgekommen, dem Reiter wahrscheinlich auch nicht. Irgendwie schaffte es der Reiter, das Pferd auf dem Rain oder schon auf der Straße an mir vorbei zu bewegen. Ich konnte bei der Begegnung nur darauf hoffen, daß es an dieser Stelle nicht springen und unkontrollierte Hufschläge austeilen würde. Zweimal in diesem Jahr vom Hund gebissen, an zwei Tagen der Woche auf Eis und Schneeglätte drei Stürze mit blauen Flecken und nun noch ein Pferd... Danke, es reicht.
Wenn man so will: Jetzt habe ich wohl Angst, daß ein Pferd Angst vor mir hat.
Die Trainingsstrecke hat sich mit einem Schlage verwandelt. Tausende Male bin ich sie gelaufen und gegangen. Ich weiß, ich sollte wechseln, besonders in der jetzigen Lebensphase, in der die Wettkampf-Teilnahmen weggefallen sind. Ich könnte hier Varianten wählen, auch von der Haustür weg eine ganz andere Strecke – durch Wald, wenngleich mit einer größeren Steigung zurück. Oder über die „Landschaftstreppe“, einen architektonisch gestalteten Hang durch ein Neubaugebiet. Doch ich habe mich nicht entschließen können.
Die Trainingsstrecke ist gewohnt, verinnerlicht, zu einem Automatismus geworden oder wie immer man das nennen möchte. Ich kann nachdenken, ohne mich durch die Orientierung ablenken zu lassen; ich kann immer wieder Entdeckungen machen, die Prägungen durch Menschen, beispielsweise vor einigen Wochen erstmals durch einen Zirkus an der Strecke, oder durch Naturereignisse erleben.
Das jüngste Naturereignis: der Winter. Alles ist weiß gewesen, vorübergehend wie in einem Wintersportort. Schade, daß es so nicht geblieben ist. Noch während ich ging, begegnete ich einem Schneepflug. Denn meine Trainingsstrecke wird zu einem großen Teil auch von angeblich Anliegerfahrzeugen befahren.
Der Panoramaweg verlief am ersten Schneefalltage ohne Panorama. Die Schwäbische Alb war nur zu ahnen. Auf dem Weg hätte man gut eine Loipe anlegen können. Wenig später an der ersten Brückenrampe abwärts riß es mir die Beine weg, ein dumpfer Schlag, zum Glück jedoch ohne ernstliche Folgen. Nur am Abend merkte ich, der Aufprall geschah auf meiner Einschlafseite.
Am Tag darauf war es eine Wanderung durch die weiße Stille. Sonnenglanz, dann versank der glutrote Ball am Horizont. Auf der ganzen Strecke bin ich nur zwei Autos begegnet. Sie fuhren in betont gemäßigter Geschwindigkeit. Die zahlreichen Radfahrer waren völlig verschwunden. Spikes auf Fahrrad-Mänteln gibt es wohl noch nicht. Keine Walker, nur einige wenige Läufer. Die Strecke hat uns gehört.
Eine Ausnahmesituation! Wert, sie hier festzuhalten!
Danach viel zu heiß geduscht. Aber es hat doch so gutgetan.
Genau das hatte ich befürchtet: daß ich gar kein so außergewöhnlicher Mensch sei, obwohl das im Grunde jeder sein will. Ich erreiche das dritte Obergeschoß über die Treppe – langsam zwar, aber ohne Trinkpause. Ich lege drei- oder viermal die Woche 11 Kilometer im Wanderschritt zurück. Ich fahre Auto, ohne daß sich andere bekreuzigen. Ich bin eingebettet in eine Familie. Ich muß nicht hungern, dürsten oder daheim frieren. Ich bin „vernetzt“, zumindest mit den Lesern des LaufReports. Ich wohne in der eigenen Immobilie, auch wenn sie nur ein Reihenhaus der sechziger Jahre ist. Kurz: Ich bin zufrieden und möchte, daß es so bleibt. Für die neueste Altersstudie, die Generali-Altersstudie vom 28. November, bin ich ein typischer Fall, wenngleich ich die Obergrenze der Studienbefragung von 85 Jahren um ein gutes Jahr überschritten habe.
Wir lesen nun also das Gegenstück zur Altersarmut. Es geht uns gut. Wir fühlen uns zehn Jahre jünger. Na ja. Mit 76 bin ich Marathon in 4:45 Stunden gelaufen, 100 Kilometer in 14:27. Also so jung fühle ich mich nicht mehr. Doch die Altersstudie hat es herausgefunden.
Da sind vom Institut für Demoskopie in Allensbach 4000 „Alte“ befragt worden, 2000 im Alter von 65 bis 74 und 2000 im Alter von 75 bis 85 Jahre. Auftraggeber der Studie ist der Versicherungskonzern Generali. Und deren Vorstandsvorsitzender, Dietmar Meister, versichert: „Die Generali Altersstudie, eine in dieser Form und Tiefe einzigartige Erhebung zum Leben der älteren Menschen in Deutschland, zeichnet ein völlig neues Altersbild. Wenn es uns gelingt, sichtbar zu machen, wie die Fünfundsechzig- bis Fünfundachtzigjährigen leben, denken und was sie bewegt, können wir daraus Impulse für dringend notwendige gesellschaftliche Veränderungen geben.“
Wie fühlen wir uns? 58 Prozent der Fünfundsechzig- bis Fünfundachtzigjährigen bezeichnen sich nicht als alte Menschen. Also gehöre ich zu den restlichen 42 Prozent. Aber vielleicht ist auch nur die Frage ungeschickt formuliert gewesen (man könnte es sicher in der bei Fischer erschienenen Buchveröffentlichung nachlesen)? Über Antworten auf konkrete Fragen hingegen kann man nicht diskutieren: Jede zweite Frau im Alter von 65 bis 74 Jahren benützt heute regelmäßig einen Lippenstift; vor etwa 30 Jahren war es nur etwa jede vierte. Das Allensbacher Institut kommt zu dem Schluß: „Die neue Generation der Älteren führt heute überwiegend ein sehr aktives Leben, in dem Familie, Hobbys, aber auch ehrenamtliches Engagement eine große Rolle spielen.“ An etwa fünf Tagen in der Woche seien wir außer Haus unterwegs, jeder Dritte sogar täglich. Fast jeder zweite Fünfundsiebzig- bis Neunundsiebzigjährige sei noch aktiver Autofahrer; 1985 sei es nur jeder Zehnte dieses Alters gewesen. „Ausgehend von dem gefühlt jüngeren Lebensalter gewinnen die Älteren ihrem jetzigen Lebensabschnitt viel Positives ab.“ Die Verlangsamung des Lebensrhythmus sähen viele von uns als wesentlichen Vorteil des Alters. Ausgeprägt sei der Wunsch nach Autonomie. „Sehr eindrucksvoll ist das starke Unabhängigkeitsstreben dieser Generation“, faßt Prof. Dr. Renate Köcher, die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie, die Erkenntnisse zusammen. „Die Erhaltung von Gesundheit und Autonomie ist das zentrale Thema – man will gesund bleiben, um unabhängig zu bleiben.“ Aha, so also ist wohl das Konzept der „Apotheken-Umschau“ entstanden.
Die Mehrzahl von uns blickt sehr zufrieden auf ihr bisheriges Leben zurück. Daher also ist die Erhebung mit dem Alter von fünfundachtzig abgeschlossen worden. Mein Jahrgang dagegen, 1926, war der letzte, der zur Wehrmacht eingezogen worden war; wir haben die Angst des Krieges, Verwundungen und sowjetische Gefangenschaft emotional noch ungefiltert kennengelernt, was uns wahrhaftig nicht mit Zufriedenheit erfüllen kann.
63 Prozent von uns unterstützen unsere Nachkommen, und zwar – ungerechnet die Erbschaften oder Schenkungen – mit nicht weniger als 9,7 Milliarden Euro im Jahr. Reichliche vier Fünftel erwarten, wohl schon daher, keinen Generationenkonflikt.
45 Prozent der Befragten engagieren sich gesellschaftlich, im Durchschnitt mit einem Zeitaufwand von vier Stunden in der Woche. Das macht, auf alle der Altersgruppe hochgerechnet, etwa 1,48 Milliarden Stunden im Jahr, was einer Arbeitszeit von etwa 870.000 Vollzeitbeschäftigten entspreche. „Es ist nicht zu bestreiten, daß der demographische Wandel wachsende Anforderungen an die sozialen Sicherungssysteme stellt. Doch ebenso wenig ist zu bestreiten, daß ältere Menschen mit ihren geistigen, emotionalen und zeitlichen, vielfach auch mit ihren materiellen Ressourcen eine bemerkenswerte Unterstützung der nachfolgenden Generationen leisten können“, findet Prof. Dr. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Altersstudie.
Wir haben auch Wünsche: 80 Prozent von uns halten, wie Generali in einer Pressemitteilung festhält, eine politische Interessenvertretung durch Verbände auf Bundesebene für erforderlich. 74 Prozent erwarten von der Bundesregierung, die finanzielle Situation ärmerer Rentner zu verbessern, 68 Prozent sehen in der Verringerung der sozialen Unterschiede zwischen Arm und Reich eine Hauptaufgabe der Politik. Je 60 Prozent nennen als Erwartungen an die Bundesregierung die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Verringerung der Staatsverschuldung.
Ich habe auch eine Erwartung, nicht an die Bundesregierung, sondern an Verbände und Laufveranstalter: Wäre es nicht an der Zeit, auch im Laufsport von dem neuen Altersbild Kenntnis zu nehmen? Wer 100 Meter rennen möchte, darf es tun, ganz gleich wie alt und wie langsam er oder sie ist. Wer allein seine Ausdauer-Ressource nützen kann und möchte, stößt an Grenzen – Zielschluß.
Wenn man im Internet bei Google das Stichwort „Bewegung“ eingibt, erhält man die erste Liste von über 1,5 Millionen Einträgen. Was immer man davon auswählt, die Aussage ist eindeutig: Bewegung ist gut. Mehr Bewegung wäre erforderlich.
Da muß doch wohl etwas dran sein. Befragungs- und Untersuchungsergebnisse lauten zum Beispiel so: 65 Prozent der 50- bis 59jährigen Frauen und 60 Prozent der 50- bis 59jährigen Männer sind kaum mehr in der Lage, drei Stockwerke emporzusteigen. Wären wir physiologisch so angelegt, daß wir das dritte Stockwerk nicht erklimmen könnten, hätte man vor Erfindung des Aufzugs wohl keine drei- und vierstöckigen Häuser gebaut. Wieder einmal haben wir unsere Lebensbedingungen so verändert, daß wir ärmer geworden sind.
Wer es gut mit uns meint oder uns als Leser, Zuhörer oder Zuschauer gewinnen will, gibt uns den Rat: Bewegung ist Gesundheit. Beweg dich!
Irgendwo habe ich gelesen, welche Strecke der gewöhnlich sitzende Mensch täglich zu Fuß zurücklegt: Die Zahl habe ich vergessen; es sind nur wenige hundert Meter. Dies bei einem Lebewesen, das vor 40.000 Jahren wahrscheinlich jeden Tag 20 bis 40 Kilometer in unwegsamem Gelände zurücklegen mußte, um zu überleben.
Unsere Ratgeber – darunter sind auch welche, die uns vor dreißig, vierzig Jahren noch verspottet haben – schlagen vor, den Alltag für das Training auszuschöpfen, zum Beispiel nicht den Aufzug, sondern die Treppe zu benützen. Da ist es doch ein Segen – sollte man meinen –, daß auch in hoch technisierten Gesellschaften wie der unsrigen die wenigsten Menschen zu Hause einen Aufzug haben.
Das muß sich ändern, meint die Werbung. In der illustrierten Fernsehbeilage meiner Tageszeitung finde ich jede Woche Anzeigen von Treppenlift-Herstellern. In der jüngsten Nummer waren es acht Inserate, darunter auch ein ganzseitiges. Nun ist ja ein Treppenlift eine durchaus segensreiche Erfindung, nämlich für Menschen, die so gehbehindert sind, daß sie beim besten Willen keine Treppen mehr steigen können. Doch für Treppenlifte wird so umfassend geworben, ob im Kundenblatt meiner „Gesundheitskasse“, ob im Fernsehen, daß keineswegs nur Gehbehinderte angesprochen werden. Im Internet lese ich: „Jedes Haus, das ältere Menschen beherbergt, sollte über einen Treppenlift verfügen. Um zu wissen, welcher Lift für die individuellen Bedürfnisse besonders geeignet ist, sollte man einen Treppenlifte-Vergleich machen. Der menschliche Körper ist eine Maschine, die vor Verschleiß leider nicht gefeit ist. Ab einem gewissen Alter ist es wichtig, die Knochen und Gelenke zu schonen. Treppensteigen gehört zu den täglichen Aufgaben, die gerade die empfindlichen Knie ganz besonders belasten. Um diese unnötige Anstrengung zu vermeiden, empfiehlt sich die Anschaffung eines Treppenlifts.“
Ein Hersteller rühmt sich, 80.000 Lifte verkauft zu haben. Da es eine Anzahl Hersteller gibt und jeder Treppenlift wahrscheinlich nicht nur von einer einzigen Person benützt wird, ist also die Zahl der Lift-Kunden weit größer als die Zahl auf der anderen Seite, der gut Trainierten, um eine Marke zu nennen: der Marathon-Teilnehmer beispielsweise.
Statt den gehfähigen Menschen, denen Treppensteigen schwer fällt, zu täglichem Treppentraining zu raten, wird ihnen nahegelegt, einen Treppenlift einbauen zu lassen. Es gebe ja Zuschüsse dazu.
So also funktioniert die Wirtschaft.
Im Kommerz und in den davon abhängigen Medien scheint der „goldene Oktober“ direkt in den Advent überzugehen. Wie ich mich erinnern kann, hat es einmal zum guten Ton gehört, Adventsbräuche erst nach dem Totensonntag zu praktizieren und erst danach zu beginnen, Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Irgendwie hat das Kirchenjahr, das mit der Adventszeit beginnt, unser Verhalten bestimmt. Vorbei... Seit Wochen stehen bei Metro die Weihnachtsmänner im Regal. Neulich war ich beim Arzt; die ganze Praxis von der Rezeption bis zum Sprechzimmer war adventlich geschmückt. Der November ist vergessen, das wollte ich mit dem ersten Satz sagen.
Rettet den November! Wir haben Allerheiligen, in Deutschland den 9. November als historisches Datum, den Volkstrauertag, den Buß- und Bettag und den Totensonntag. Alles Anlässe, unter dunklem Novemberhimmel an Tod und Vergänglichkeit zu denken, an Schuld und Schicksal. Auch oder gerade während des Laufens! Wir denken ja an so vieles, wenn wir unterwegs sind. Warum nicht, wenigstens einmal im Jahr, an unsere Endlichkeit?
Meine Generation hat noch einen anderen philosophischen Bezug zum Laufen gehabt. Wir – ich gebrauche den Plural, weil ich weiß, daß andere genauso dachten – haben damals, als unser Lauftraining nicht mehr ermüdete, erstmals Glücksgefühle beim Laufen verspürt. Und da stellte sich ein Gefühl ein wie „Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zu Grunde gehn!“, Goethes Wort aus der Faust-Mephisto-Szene. Da kam bei uns der Gedanke an den Tod auf. Ja, so wollten wir eines Tages, wenn auch nicht so früh, unser Leben beenden, auf unserer Laufstrecke hinweggerissen von einer Sekunde auf die andere, jedoch im höchsten Glücksgefühl. Ich gestehe heute: Da hatten wir vom Laufen doch noch recht wenig gewußt.
Man stirbt, wenn man gesund ist, nicht durch das Laufen, auch nicht in hohem Alter. Wer beim Laufen tot umfällt, ist durch ein Trauma gestorben und nicht, weil es zum Leben nicht mehr reicht. Unsere Phantasie war reichlich naiv. Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen und die Ergebnisse von Obduktionen haben uns belehrt, daß der Tod beim Laufen fast immer auf eine signifikante kardiologische Vorschädigung zurückzuführen ist. Ist dies wünschenswert?
Der physiologische Vorgang der Alterung vollzieht sich, indem unser Leistungsvermögen soweit zurückgeht, daß wir nicht mehr ausdauernd laufen können. Wann dieser Zeitpunkt eintritt, ist unterschiedlich; im hundertsten Lebensjahr einen Marathon zurückzulegen, ist die Ausnahme. Nicht mehr anhaltend laufen zu können, bedeutet nicht, daß wir krank wären.
Wenn wir denn an unser Ende denken, müssen wir unsere Phantasie vom letzten Lauf ändern. Wir fallen nicht beim Laufen um, – wir ermüden. Wir ermüden physisch, manchmal auch psychisch, so sehr vom Leben, daß wir einschlafen und nicht mehr aufwachen. Die Sprache hat ein Wort dafür; in manchen Todesanzeigen wird es verwendet: Ein Mensch ist „entschlafen“. Ich meine, als Läufer sollten wir uns das wünschen: Gesund zu bleiben und schließlich in den „letzten Schlaf“ zu fallen. Es muß ja nicht so bald sein.
Zu der DUV-Versammlung am 2. November habe ich einen Antrag gestellt; er ist in einer etwas weiter gehaltenen Fassung angenommen worden. Den Hintergrund möchte ich darstellen.
Im Jahr 2008 sind fünf Mitglieder der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung ausgeschlossen worden. 16 von 18 Mitgliedern waren einem Antrag des damaligen Sportwarts Wolfgang Olbrich gefolgt. Hätte ich von dem Antrag vorher erfahren, wäre ich zur Versammlung gefahren, um dagegen zu stimmen. Wodurch haben sich die Ausgeschlossenen schuldig gemacht? Das Vereinsvermögen unterschlagen? Nein, das war weit vorher passiert, und es hat lange Zeit gedauert, bis der ungetreue und – muß ich heute sagen – mangelhaft kontrollierte Kassenwart ausgeschlossen worden ist. Haben sie gelogen und betrogen? Nein, drei der fünf haben sich um die Laufbewegung und die DUV verdient gemacht. Haben sie gedopt? Nein, den Stoff, den Rennsteiglauf zu gewinnen, oder 100 Kilometer in 6:45 zu laufen, gibt es wohl nicht. Die fünf sind dem VFUM, dem Verband des abgewählten Präsidenten Volkmar Mühl, beigetreten; mindestens drei von ihnen haben dort Funktionen bekleidet. Im Gegensatz zum Verbandsgründer haben sie jedoch die DUV nicht verlassen. Die DUV, vertreten durch 16 Mitglieder einschließlich Antragsteller, hat sich ihrer wegen „vereinsschädigenden“ Verhaltens entledigt.
Nun mag man zwar den VFUM nicht abgelehnt haben, aber eine Vereinsschädigung durch den Beitritt – nach dem demokratischen Grundrecht auf Versammlungsfreiheit – habe ich nicht erkennen können. Das Witzige: Ein DUV-Mitglied hat mir Jahre danach erzählt, es gehöre auch dem VFUM an, und zwar einzig deshalb, weil es die Hoffnung habe, daß irgendwann einmal eine Brücke zwischen beiden Verbänden gebaut werden könne. Dieses Doppelmitglied ist nicht ausgeschlossen worden; vielleicht ist es unentdeckt geblieben. Vielleicht hat es noch mehr Doppelmitgliedschaften gegeben.
An dem Beschluß der Sechzehn vor vier Jahren habe ich nichts ändern können. Doch als ich gehört habe, der VFUM habe sich aufgelöst, sah ich die Zeit für einen Antrag gekommen, denn der einzige Ausschließungsgrund war ja nun weggefallen. Im April dieses Jahres habe ich den Präsidenten, Dr. Stefan Hinze, darüber informiert, daß ich zur nächsten Hauptversammlung den Antrag stellen würde, den Beschluß vom Jahr 2008 aufzuheben und den Ausgeschlossenen den Wiedereintritt in die DUV zu gestatten, wenn sie dies möchten. Wie ich gehört habe, ist mein Brief im damaligen Präsidium grundsätzlich positiv behandelt worden.
Nach dem Rücktritt des Präsidenten und der weiteren Präsidiumsmitglieder, deren Mehrzahl damit eine komplette Neuwahl für zwei Jahre ermöglichen wollte, ist mein Antrag auf der Hauptversammlung in der Fassung, den Ausgeschlossenen den DUV-Wiedereintritt zu ermöglichen, zum Beschluß gestellt worden. Es gab etliche Enthaltungen, doch der Antrag ist mit überwältigender Mehrheit der 72 anwesenden Mitglieder angenommen worden. Automatisch kann man die Ausgeschlossenen nicht wieder aufnehmen, das sehe ich ein. Der Wunsch muß von ihnen kommen. Wenn sie der DUV fernbleiben möchten, würde ich das bedauern, hätte aber auch Verständnis dafür. Denkbar ist auch, daß sie Zeit für die Überlegung brauchen.
Für mich ist auf jeden Fall ein fragwürdiger Beschluß aufgehoben und ein Schatten von der DUV genommen worden. Zudem habe ich drei der Ausgeschlossenen persönlich gekannt und schon deshalb begrüßt, daß eine Verletzung ihrer Ehre zurückgenommen worden ist. Da mir die Postadressen fehlen, habe ich selbst nur eines der fünf betroffenen ehemaligen Mitglieder informieren können.
Das neue Präsidium kann ohne eine Hypothek aus der Vergangenheit ans Werk gehen. Knapp 1600 Mitglieder, das ist ja ein Wort, zumal in einer Laufdisziplin, die beträchtliche Anforderungen stellt.
Offensichtlich hat sich Michael Bloomberg, der Bürgermeister von New York, dem Druck von wem auch immer gebeugt: Am 2. November hat er entgegen seiner ursprünglichen Überzeugung den New York-Marathon am 4. November abgesagt. Ich vermute, der Druck ist von Menschen ausgeübt worden, die mit dem Laufen und dem New York-Marathon nicht allzu viel im Sinn haben.
Schon einmal stand die Frage der Absage an – nach dem 11. September 2001. Damals, nach dem Terroranschlag auf das Welthandelszentrum mit fast 3000 Todesopfern, hat man sich entschieden: Nun erst recht! Der New York-Marathon ist als eine Demonstration der Bewältigung, des Lebenswillens, des Gedenkens angesehen worden. Mangelnder Respekt vor den Todesopfern des Orkans kann es also nicht gewesen sein, der zur Absage geführt hat. Respekt vor den Tausenden, die ihr Heim und ihr Eigentum verloren haben? Der New York-Marathon hat jedesmal stattgefunden, obwohl Tausende kein Eigentum haben und obdachlos sind. Solidarität mit den Zehntausenden, die ohne elektrischen Strom und ohne Heizung sind? Das ist ja wohl zwar die Folge des Orkans, aber nicht die Ursache des Elektrizitätsverlustes. Die Folgen für die Energieversorgung sind deshalb so hoch, weil die USA seit Jahren eine verrottete Infrastruktur in Kauf genommen haben. Ein Krieg weniger, und die grundlegende Erneuerung des Energienetzes wäre wahrscheinlich bezahlbar gewesen. Der Treibstoffmangel dürfte ähnliche Ursachen haben. Die Helfer würden anderweitig gebraucht? Mag sein, aber das ändert nichts daran, daß wahrscheinlich die meisten, die den Marathon organisieren, Getränke reichen und die Teilnehmer versorgen sollten, wie immer anderntags in ihrer privaten Sphäre verschwinden.
Eine Absage drei Tage vor dem Start bedeutet, daß man Tausende samt Angehörigen erst einmal einreisen läßt, obwohl sie den Zweck der Reise verfehlen. Dies bei Preisen, bei denen sich die Mehrzahl schon überlegen muß, wofür sie das Geld ausgibt.
Nein, bei allem Verständnis für Bloomberg, der den leichtesten Weg gewählt hat, – dem Ruf New Yorks, der weltoffenen Stadt, und dem Markenartikel New York-Marathon, wahrscheinlich nicht einmal den Vereinigten Staaten insgesamt ist kein Dienst erwiesen worden.
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Am 2. November bin ich zur DUV-Versammlung nach Troisdorf bei Bonn gefahren (ich kann wegen des Hundebisses zwar noch immer niemandem die rechte Hand reichen, aber Autofahren ist möglich). Obwohl ich Zeit gehabt hätte, habe ich mich um eine Viertelstunde verspätet. Ich habe einfach den Fußweg vom Parkhaus zum Versammlungslokal in der ausgedehnten Fußgängerzone nicht gefunden; schließlich habe ich – für einen Läufer groteskerweise – ein Taxi bemüht. Mit meinem Zuspätkommen hätte ich wohl den Bericht des Präsidenten verpaßt, vielleicht auch den der Vizepräsidentin und auch den des Sportwarts. Doch deren Berichte lagen nicht vor; die drei Berichterstatter waren nicht erschienen. Dr. med. Stefan Hinze ist zwar schon im Juli aus persönlichen Gründen zurückgetreten, aber sich dem Anspruch der Mitglieder auf einen Jahresbericht zu verweigern, ist kein guter Stil. Den Rücktritt kann man bei einem Mediziner gut verstehen, das Schweigen nicht. Dieselbe Mißachtung bezeigten auch die Vizepräsidentin Dagmar Liszewitz und ihr Partner, der Sportwart Wolfgang Olbrich. Da war ich denn doch enttäuscht und damit wohl nicht der einzige.
Immerhin waren zu der Versammlung, für die der gesamte Wahlvorgang um ein Jahr vorgezogen worden ist, nicht weniger als 72 Mitglieder gekommen, ein Zeichen dafür, daß der Tag doch wohl als Zäsur empfunden worden ist. Zu diesem unerwarteten starken Besuch hat sicher der 6-Stunden-Lauf anderntags, die 1. DUV-Meisterschaft dieser Disziplin, beigetragen.
Über die Ergebnisse sowohl der Wahl als auch des Laufs kann man sich auf der DUV-Website informieren. Respekt vor den Teilnehmern des Laufs! Es hat unaufhörlich geregnet. Ich hatte vorher tatsächlich erwogen, ob ich nicht als Geher daran teilnehmen solle. Ich war froh, daß ich es nicht getan habe. Als Geher spürt man den Regen weit stärker. Immer wenn ich einmal beim Gehen von Regen überrascht werde, kommt der Impuls auf, dem Regen davonzulaufen. Aber längere Zeit Laufen geht nicht mehr.
Die Veranstaltungsthemen des Monats Oktober sind – vom Schwarzwald-Marathon bis zum Frankfurt-Marathon – wieder dicht gesät gewesen. Einen Marathon möchte ich hervorheben, den Jubiläumsmarathon in Essen. Er ist schließlich der älteste, nämlich fünfzig Mal ohne Unterbrechung veranstaltete Marathon in Deutschland. Mit einem aktuellen Bericht ist er auch in LaufReport gewürdigt worden. Man mag es als Galgenhumor bezeichnen: Meine Beziehung zum Lauf um den Baldeney-See besteht darin, daß ich ihn nicht gelaufen bin, ihn aber gern gelaufen wäre. Irgendwie hat es nicht gepaßt. Nun muß man freilich wissen, daß wir damals weit sparsamer Marathone geplant haben, als das heute der Fall ist. Zudem hatte ich bis 1976 jeden dritten oder zweiten Sonntag Dienst, konnte also nicht verreisen. Häufig mußte ich mir einen Marathon-Termin erst freischaufeln, nämlich mit einem meiner beiden Kollegen den Dienst tauschen, was aber nicht gern geschah, weil keiner gern zwei Sonntagsdienste hintereinander haben wollte.
Dann in den siebziger Jahren begann der Marathon-Tourismus ins Ausland. Nach Essen, auch wenn es nicht vor der Haustür liegt, würde man ja noch immer kommen. Nun, da ich’s nicht mehr ändern kann, muß ich zugeben, es war eine Selbsttäuschung. Nach Essen bin ich gekommen, aber nicht zum Marathon. Vorbei.
Leider habe ich über die Entstehung des Essener Marathons kaum etwas im Internet gefunden. Fünfzig Jahre sind halt in der Laufgeschichte eine lange Zeit; die wichtigen Zeitzeugen jener Zeit, allen voran August Blumensaat (1911 – 1989), der den Tusem-Marathon, später Rund um den Baldeney-See, ins Leben gerufen hat, sind tot.
Allerdings, ich sehe das so: Dieser älteste noch bestehende deutsche Marathon war ja keiner, wie wir ihn heute kennen. Er war eine leichtathletische Veranstaltung. Im Jahr 1963 nahm man daran teil, wenn man Marathon lief, und das waren nicht allzu viele. Der Marathon war ein Insider-Ereignis; der 1. Tusem-Marathon war ein Vereinsvergleichskampf, an dem nur etwa 50 Läufer teilnahmen. Der erste deutsche Volkslauf, an dem jeder ohne Rücksicht auf Vereinszugehörigkeit starten konnte, fand am 13. Oktober 1963 in Bobingen, heute zu Augsburg gehörend, statt. Meine ersten Marathone lief ich 1968 außer in Baarn/Holland in Heidenheim an der Brenz und in Bräunlingen bei Donaueschingen. Diesen Marathon, den Schwarzwald-Marathon, kann man als den ältesten noch bestehenden „Volksmarathon“ in Deutschland bezeichnen. Da durften sogar Frauen mitlaufen, bereits ein Jahr nach Kathrine Switzers Revolution in Boston. Der Initiator und Chef-Organisator, Roland Mall, hatte sich etwas dabei gedacht; er hatte die ausdauertrainierten Ski-Langläuferinnen des Schwarzwalds im Auge. Außer dem Volkslauf-Jubiläum im nächsten Jahr steht also 2017 ein weiteres Fünfziger-Jubiläum an.
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Den Tagebuch-Text habe ich mir mit Schmerzen abgerungen. Nicht weil mich Emotionen zu überwältigen drohen, sondern weil meine rechte Hand in einer dicken Binde steckt. Um etwas Fingerfreiheit mußte ich in der Arztpraxis bitten. Was das mit dem Laufen (oder Gehen) zu tun hat? Alles. Ein Hund hat mich unterwegs gebissen.
Dabei bin ich keiner wie Günter Herburger, der am liebsten täglich einen Hund verspeisen würde. Ich mag ja Tiere, und mehrfach bin ich auch schon mit Leihhunden gelaufen. Doch nun werde ich nachdenklich. Dies ist der zweite Hundebiß in diesem Jahr; der erste ereignete sich im Januar. Da biß mich bei einer Begegnung ein offenbar außer Rand und Band geratener kleiner Hund in den Unterschenkel. Seither trage ich als offenbar unveränderliches Kennzeichen einen größeren dunklen Hautfleck an der Bißstelle.
Am Donnerstag ging alles so rasch, daß ich danach mit Hilfe der Hundehalterin eine Erklärung nur mühsam zusammenreimen konnte. Ich ging (!) im Wanderschritt (5 km/h) bergab und erblickte zwei Hundehalter im Gespräch; ihre Hunde waren nicht angeleint. Einer der beiden Hunde trottete mir entgegen. Ich nahm an, daß er mich beschnuppern wollte, und beachtete ihn nicht. Ich kann ja verstehen, daß man als Hund neugierig auf Gerüche ist. Ich weiß, daß man unbekannten Hunden nicht in die Augen blicken soll, weil sie dies als Aggression mißverstehen. Wahrscheinlich hätte ich in dieser Situation stehenbleiben sollen. Ich ging unbeirrt weiter und – schnapp! – biß er mich in die rechte Hand. Die Hundehalterin, die offenbar selbst von dem Angriff überrascht gewesen war, meinte, daß der Hund über meine pendelnden Arme offenbar erschrocken gewesen sei.
Der Hund, der mich im Januar gebissen hatte, war von einer „Leihmutter“ ausgeführt worden; sie verabreichte mir Zellstofftaschentücher, nannte mir die Adresse der Hundehalter, und ich konnte weitergehen. Die Frau hatte sich entschuldigt, wir haben dann anderntags miteinander telefoniert. Die Hundehalter hingegen sahen es nicht für notwendig an, bei mir anzurufen. Die Hundehalterin vom Donnerstag hingegen, selbst peinlich berührt, tat alles, die Folgen des Bisses zu vermindern. Sie legte mir einen provisorischen Verband aus der Auto-Apotheke an – es sind schließlich vier Bißwunden –, brachte mich zu meinem Hausarzt, wartete dort mit mir, bis ich professionell versorgt war, kaufte mir auch das verschriebene Antibiotikum in der Apotheke (ich hätte mir sonst vom Doktor Geld leihen müssen) und fuhr mich nach Hause.
Die Nacht war ziemlich unangenehm; ich konnte stundenlang vor Schmerzen nicht einschlafen. Eine Hand ist doch ein recht sensibles Gebilde. Glücklicherweise sind die Finger nicht verletzt. Ich kann am Computer tippen, heute besser als gestern; handschriftlich macht mir der Fingergebrauch noch Mühe. Autofahren (Automatik!) geht. Heute Verbandswechsel, ich bin schmerzfrei. Es werde eine Weile dauern, meinte der Doktor.
Welche Lehren ich aus meinen Biß-Erlebnissen ziehen soll, weiß ich noch immer nicht so recht. Jahrzehntelang bin ich unbehelligt gelaufen, habe mich allerdings mehrfach bei Hundehaltern beschweren müssen, weil ich aggressiv angekläfft worden bin. Einmal hat mich ein Schäferhund an der Hüfte gezwickt; ich war in Kärnten als Wanderer unabsichtlich vom Wanderweg abgewichen und auf ein Haus zugeschritten. Der Hund hatte sich in der Pflicht gefühlt. Angst vor Tieren habe ich nicht. Einen fremden Irish Setter, der sich mir zuneigungsbedürftig regelrecht in den Weg gestellt hatte, durfte ich streicheln.
Nach den erlittenen zwei Hundebissen bleibt mir wie allen Läufern (und Gehern) nur eine Schlußfolgerung: Mißtrauisch sein gegen alles, was sich auf dem Laufweg bewegt: Radfahrer, die sich ohne Warnzeichen nähern und unvermutet rechts überholen, wenn da Platz ist, oder es einem übelnehmen, wenn man einer Pfütze am rechten Wegrand ausweicht, Autofahrer, die Sperrschilder nicht beachten und den verkehrsgesperrten Asphaltweg benützen, und eben gegen Hunde und Hundehalter, die sich der Gefahrenmomente, die sie mit ihren Tieren setzen, nicht bewußt sind.
Vor zwanzig Jahren waren Todesopfer beim Marathon ein journalistisches Thema. Heute ist es nur noch ein Thema für Spezialisten wie Kardiologen, Sportmediziner und Veranstalter. Nun ist der Ultramarathon dran, denn Journalisten haben in der Zwischenzeit erfahren, daß es außer dem Marathon auch Ultramarathone gibt.
Da ist in den USA eine Studie erschienen, wonach exzessive Ausdauerübung ein Risiko fürs Herz sei und zu einem tödlichen Herz-Kreislauf-Ereignis führen könne (Mayo Clinic Proceedings online 4. Juni 2012). Darüber berichtet die Wissenschaftsjournalistin Katherine Harmon. Die Überschrift ihres Beitrags lautet:: „Ultra Marathons Might Be Ultra Bad for Your Heart“. Gut, der Beitrag in „Scientific American“ ist seriös geschrieben, aber sie kann es sich denn doch nicht verkneifen, in diesem Zusammenhang den Tod des 58jährigen Abenteuer-Läufers Micah True, des Caballo Blanco in den Copper Canyons, als typisch für den plötzlichen Herztod eines Ultraläufers zu erwähnen.
Eine Routine von täglicher physischer Aktivität könne hoch effektiv für die Vorbeugung und die Behandlung mancher Beschwerden sein, einschließlich Coronar-Beschwerden, sagte James O’Keefe vom Mid-America Heart Institute of Saint Luke’s Hospital of Kansas-City und Ko-Autor der erwähnten Studie. Aber nach Durchsicht der Literatur über die Teilnehmer extremer Ausdauer-Veranstaltungen hätten er und seine Kollegen Anzeichen dafür gefunden, daß diese Art von Training zu Herz-Veränderungen führen könne – und zwar nicht zu positiven. Die Untersucher fanden, daß manche dieser Athleten zeitweise einen erhöhten Bestand von Substanzen aufwiesen, die Entzündungen und Herz-Schädigungen hervorriefen. Nach einer anderen Studie, schreibt Katherine Harmon, zeigte mehr als die Hälfte der Läufer, die gerade einen Marathon beendet hätten, eine solche Spitze, die noch Tage nach der Veranstaltung andauern könne. Mit der Zeit und bei Wiederholung der anstrengenden Ereignisse könne es zu gefährlichen irregulären Herzschlägen (Arrhythmien) und der Möglichkeit eines plötzlichen Herztodes kommen.
Und schon ist die Autorin bei Caballo Blanco, dem durch Christopher McDougalls Buch „Born to run“ bekanntgewordenen amerikanischen Läufer, der Ende März diesen Jahres auf einem relativ kurzen Trainingslauf gestorben ist. Nun ja, wer sollte einem sonst noch einfallen? In der ganzen Welt laufen angeblich ungefähr 70.000 Menschen jedes Jahr Ultramarathon. Die Anzahl von Todesfällen bei Ultraläufen ist nicht bekannt. Ich selbst interessiere mich seit etwa dreißig Jahren für den Ultramarathon. Aus dieser Zeit ist mir aus Europa nur ein einziges Todesopfer während eines Ultramarathons bekannt. Auch die Autoren der amerikanischen Studie führen keinen Todesfall beim Ultralauf an. Es ist anzunehmen, daß ein Todesfall während eines solchen „Wahnsinns-Unternehmens“ wie eines 100-Kilometer- oder gar eines 100-Meilen-Laufs nicht nur lokal am Ort der Veranstaltung publiziert werden würde. So richtig in die vollen Saiten der Sensationsharfe können Journalisten daher beim Ultramarathon nicht greifen.
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Das dritte Transeurope-Footrace ist am Sonntag, 21. Oktober, in Gibraltar abgeschlossen worden. Nicht wenige Läufer haben sich, wie ich auch, fast täglich auf der Website (www.transeurope-footrace.org) über den Stand des Unternehmens informiert. Einige Spannung gab es in den ersten Wochen, als immer mehr der 49 Teilnehmer ausschieden. Der Website konnte man täglich auch die derzeitige Wertung entnehmen; erst im letzten Stadium stabilisierte sich die Läuferschar auf 29. Der erste Platz der Gesamtwertung der Veranstaltung war seit langem schon abzusehen: Henry Wehder hat den vierundsechzigtägigen Lauf über 4175 Kilometer in 376:42:28 Stunden gewonnen. Robert Wimmer mit der Startnummer 01 folgte acht Stunden und 18 Minuten später. Henry Wehder stammt aus Löbau in Ostsachsen, lebt jedoch seit einigen Jahren in Norwegen. Bemerkenswert ist, daß der Sieger der M 50 angehört. Wer mehr wissen möchte, klicke einfach die Seite an.
In sehr, sehr eigener Sache: Ein Jubiläum – ja was? Ist zu begehen, kann ich feiern? – sagen wir: hat sich ereignet. An dieser Stelle. Genau. „Sonntags Tagebuch“ ist vor zehn Jahren aufgeschlagen worden. Stimmt doch nicht, nix aufschlagen, vielmehr: habe ich den Text, mehrere Tastaturen früher, in den Vorgänger dieses Rechners getippt.
Begonnen hatte es im April 2002. Ich wollte den Weinstraßen-Marathon laufen und schlenderte am Samstag über das Laufmesse-Gelände in Bockenheim. Da sprach mich, was nicht selten vorkommt, jemand an. Es war Walter Wagner, der Herausgeber von LaufReport. Er habe, so berichtete er, im Februar ein Internet-Laufmagazin begründet. Ob ich für ihn schreiben könne? Am Anfang ohne Honorar . Das war ich vom Laufsport gewöhnt und spielte keine Rolle. Da ich, wenn es um die Darstellung des Laufens ging, meistens, wenn nicht niemals, nicht nein gesagt habe, sagte ich auch hier: Ja, ja..., nahm das aber nicht so ernst. Genauer, insgeheim gab ich, muß ich gestehen, dem Projekt kaum Chancen.
Es geschah zunächst nichts. Walter Wagner meldete sich nicht mehr, und ich schob die Mitarbeit auf die lange Bank. Doch da konnte sie nicht liegenbleiben. Ich mußte zu einem Ergebnis kommen, so oder so. Beim Laufen dachte ich darüber nach. Über die Art einer Mitarbeit hatten wir in Bockenheim nicht gesprochen. Da kam mir die Idee mit dem Tagebuch; da würde man die verschiedensten Laufthemen unterbringen können.
Ich bildete mir ein, das sei eine gute und dem Internet entsprechende Idee. Ich wußte nicht, daß sie durchaus nicht neu war. Nur, ich kannte das Internet kaum, benützte ich den Rechner doch in erster Linie als Schreibmaschine. Nun war ich damals auch Kolumnist von „Runner’s World“, deutsche Ausgabe. Kein Medium hat es gern, wenn seine Autoren sich anderwärts tummeln. Bis etwa 1976 hatte ich in der „ZEIT“ immer nur unter Pseudonym (rg. oder Hermann Lazar) schreiben können. Doch Thomas Steffens, der erste Chefredakteur der deutschen „Runner’s World“, hatte nichts dagegen. LaufReport mußte man ja auch nicht ernst nehmen.
Auf diese Weise dauerte es bis in den Oktober hinein, ehe ich das Tagebuch begann. Ursprünglich hatte ich „Sonntag’s Tagebuch“, also mit dem sächsischen Genitiv, geschrieben. Ich kam mir sehr modern vor. Später schämte ich mich. In der deutschen Sprache wird das Auslassungszeichen nur dann benützt, wenn ein E weggelassen worden ist. Daher wird „Aufs neue“ ja auch so geschrieben und nicht, wie manchmal zu lesen, mit Auslassungszeichen. Das wußte ich alles; seit meiner Zeit bei der „Stuttgarter Zeitung“ habe ich immer großen Wert auf die Beherrschung der deutschen Sprache gelegt und kann in dieser Beziehung zu Recht als äußerst pingelig bezeichnet werden. Nun jedoch hielten mir ein oder einige Leser den sächsischen Genitiv vor. Sie haben ja recht gehabt; ich hatte gegen meine eigene Leitlinie verstoßen. So unangenehm es auch ist, schon nach einigen Wochen die Firmierung zu wechseln, – ich änderte die Bezeichnung in den deutschen Genitiv: „Sonntags Tagebuch“.
Ein Tagebuch hat es an sich, daß es kein „Monatsbuch“ ist. Das wöchentliche bis zehntägige Erscheinen schien mir noch durchzugehen. Den Erscheinungstermin handhabte ich jahrelang ziemlich großzügig. Erst in den letzten Jahren habe ich mich diszipliniert und mich an den Wochenrhythmus gehalten. Abweichungen davon waren immer begründet.
Die längste Unterbrechung gab es im Jahr 2006, als ich wegen einer Bypaß-Operation und der Rehabilitation etwa vier Monate außer Gefecht war. Walter Wagner hatte Wort gehalten und zahlt mir ein Honorar, wenngleich es in gewerkschaftlicher Perspektive nicht anders als ein Honorar des guten Willens einzustufen ist. Er tat es jedoch auch, als ich nicht schrieb. Das rechne ich ihm hoch an. Noch eines: Walter behandelt meine Beiträge als Herausgeber, nicht als Redakteur. Das erleichtert es einem Autor ungemein, hat allerdings auch eine Schattenseite: Irrtümer – ich bekenne mich zu ihnen – bleiben unentdeckt, bis sie im Netz stehen und von außen reklamiert werden. Und er war damit einverstanden, daß ich nach der sogenannten Rechtschreibreform an der überkommenen Orthographie festhielt (ich hatte vierzehn Tage gebraucht, um den Unfug der angeblichen Reform zu erkennen).
Wenn ich die zehn Jahre überblicke, – sie sind in der Tat, was die Themen betrifft, bunt gewesen: Einmal Reflexionen über die eigene Laufstrecke, ein andermal ein Bericht aus dem hinteren Feld eines Marathons oder Ultramarathons, einmal eine Satire, ein andermal meine Ansicht zu einer politischen Frage und so fort. Ein Thema außerhalb des Laufens ist sicher von manchen Lesern nicht gern gesehen worden, beschimpft hat mich jedoch noch niemand. Mit dem Anwachsen der Leserzahl von LaufReport wuchs auch die Zahl der Leser von Sonntags Tagebuch. Um Statistiken des Anklickens habe ich mich nicht gekümmert, doch werde ich dort, wo ich in der Laufszene auftauche, regelmäßig auf das Tagebuch angesprochen.
Ich gestehe, daß ich mit Walter auch übers Aufhören gesprochen habe. Er hat mich davon abgehalten. Nun ja, vielleicht ist es ja für mich auch eine Art Altershygiene. Jede Woche eine wenn auch kleine Herausforderung. Zu meiner Verblüffung bemerke ich: Der Stoff geht beim Laufen offenbar nicht aus.
Die Geschichte ist so beschaffen, daß man sie auch ein halbes Jahr nach dem Ereignis noch erzählen kann. Zudem hat sie offenbar noch keinen Zugang zur deutschen Laufszene gefunden. Dabei interessiert sie zumindest die Leser von „Born to Run. Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt “, das seit 2010 in einer deutschsprachigen Ausgabe vorliegt.
Eine zentrale Figur dieses Sachbuches von Christopher McDougall ist El Caballo Blanco, das Weiße Pferd. So lautet der Spitzname des Amerikaners Micah True, der im Jahr 1994 begann, den Winter jeweils in den Copper Canyons zu verbringen. Dort, in New Mexico (USA), lebte er ein einfaches Leben; seine Hütte hatte er sich selbst gebaut. Ihm gelang es, in Kontakt mit den Tarahumara zu kommen.
El Caballo Blanco ist tot. Am 27. März war er zu einem Lauf über 19 Kilometer in der Gila-Wildnis im Gila-Nationalpark im Südwesten von New Mexico aufgebrochen und nicht mehr zurückgekehrt. Obwohl ein 81.000 Hektar großes Gebiet von Rettungsteams in Geländefahrzeugen und auf Pferden durchkämmt und von drei, später neun Flugzeugen aus abgesucht worden war, ergab sich zunächst keine Spur. Erst Ultraläufer, die vierzehn Tage vorher bei seinem Ultramarathon gestartet waren, fanden vier Tage später in einem Flußbett seine Leiche; seine Beine lagen im Wasser. Offenbar war er gestürzt und wollte sich am Wasser reinigen. Die Obduktion erbrachte, daß es sich nicht um einen Unfall gehandelt hat, sondern er an einer Kardiomyopathie gestorben ist. Micah True ist 58 Jahre alt geworden.
Geboren ist er in Oakland (Kalifornien) als zweites von fünf Kindern. Sein Name war ursprünglich Michael Randall Hickman; erst Anfang der neunziger Jahre änderte er diesen Namen in Micah True. Er hatte Religionen des Ostens und amerikanische Eingeborenen-Geschichte studiert. Sein Geld verdiente er von 1974 bis 1982 als Mittelgewichtsboxer, danach in Boulder (Colorado) als Möbeltransporteur. Auf Hawaii, wo er acht Monate in einer Höhle lebte, verliebte er sich in eine reiche Frau. Als sie ihn verließ, begann er mit dem Laufen. Seine Neigung galt dem Trail, dem Geländelauf. Fortan verbrachte er die Winter in Mexiko, Guatemala und Zentral-Amerika. Woche für Woche lief er je 270 Kilometer.
Im Jahr 1993 nahm er den Kontakt zu den Tarahumara auf. Im Jahr 2003 organisierte er eine Laufveranstaltung für die Ureinwohner. Drei Jahre später gewann er über Internet und „Men’s Health“ amerikanische Ultraläufer dazu, zusammen mit den Tarahumara zu starten. In jenem Jahr begegnete er auch Christopher McDougall, einem Autor von „Men’s Health“.
Alles hatte, wie McDougall schrieb, mit der einfachen Frage zu tun: „Warum tut mein Fuß weh?“ Der Autor hatte ein Problem mit dem Laufen, und er schrieb ein Buch darüber, nämlich über Bemühungen, Ursachen von Laufverletzungen auf die Spur zu kommen. Sein Weg zu den .Rarámuri, den Tarahumara, die berühmt für ihre Laufausdauer sind, führte über das „Weiße Pferd“. Das Buch, das sich wie ein Roman liest, ist zu einem Bestseller geworden. Es beginnt mit der Suche des Autors nach El Caballo Blanco, der wie ein Mythos anmutet, und endet mit ihm. Auf der vorletzten Seite (der deutschen Übersetzung) lesen wir: „In Caballos Mitteilungen fand sich nichts Melodramatisches, auch kein Selbstmitleid, nur die Einsicht, daß das Leben, für das er sich entschieden hatte, eines Tages einen letzten Akt des Verschwindens von ihm verlangen würde.“
Dieser Tag ist früher als erwartet genauso eingetreten. Fünfzehn Tage nach dem jährlichen Copper Canyon Ultra Marathon, der in diesem Jahr mit Hunderten von Teilnehmern der bisher größte gewesen ist, verschwand Caballo Blanco in der Wildnis. Nach seinem Tod konstituierte sich eine Organisation, die nicht nur das Andenken an Micah True alias Michael Randall Hickman wachhalten, sondern auch die junge Tradition des Ultramarathons mit den Rarámuri fortsetzen und diese unterstützen will. Die Website lautet: www.caballoblanco.org Der nächste Ultramarathon, der nun Caballo-Blanco-Ultramarathon heißt, wird am 2. März 2013 stattfinden. Wie bisher sind bei dem Rennen über 80 Meilen für die Rarámuri Säcke voll Getreide als Preise ausgesetzt. Erwartet werden zahlreiche ausländische Läufer, die mit den Rarámuri laufen und das Weiße Pferd ehren wollen. Mehrere kleine Gedenkläufe, darunter einer in Schweden, wohin Caballo Blanco einmal gereist war, haben im letzten halben Jahr stattgefunden.
Eine Grabstätte gibt es nicht. An einem Trail in Boulder ist die Asche El Caballo Blancos am 18. September von seiner Partnerin, Maria Walton, dem Wind anvertraut worden.
Am Sonntag habe ich, versteht sich, die n-tv-Fernsehübertragung vom Berlin-Marathon gesehen. Im Zieleinlauf eine Sekunde zwischen erstem und zweitem Platz! Es war aufregend. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben sich ein solches Ereignis entgehen lassen. n-tv hat seine Aufgabe zufriedenstellend erfüllt. Ohne den Kampf an der Spitze zu vernachlässigen, hat man immer wieder Bilder von der Masse eingeblendet. Allerdings, eine sehr wichtige Information habe ich erst FAZ online entnehmen können: Bis zur Halbmarathon-Matte sei den Spitzenläufern am Begleitfahrzeug eine falsche, nämlich zu gute Zeit angezeigt worden. Auf diese Weise sei möglicherweise der angestrebte neue Weltrekord verhindert worden. 35 Sekunden hätten auf der zweiten Marathonhälfte zugelegt werden müssen; das ist nicht gelungen. Dies trübt jedoch den positiven Eindruck des Ereignisses nicht.
Jan Fitschen als schnellster Deutscher hat die Erwartungen übertroffen. Doch man sieht, auch schnelle Läufer machen Fehler; ein wenn auch nur 20 Sekunden langer Aufenthalt im Klo-Häuschen muß nicht sein.
Ein Bundesminister ist mitgelaufen, Daniel Bahr (M 35), der Gesundheitsminister. Er hat netto 4:08:14 Stunden erreicht. Was mir an seiner Zwischenzeiten-Tabelle aufgefallen ist: Er ist sehr gleichmäßig gelaufen; das macht ihm alle Ehre. Von Kilometer 30 an hat er – im Marathon ein seltener Fall – seine Geschwindigkeit erhöht. Seine schnellste Kilometerzeit in diesem Rennen ist er auf den letzten zwei Kilometern gelaufen!
Was ich bei den Ergebnissen zumal des Berlin-Marathons immer tue, ist, nach der M 80 zu suchen. Noch ungewöhnlich ist, daß es diesmal eine F 80 gab: Die Schweizerin Helga Maria Kündig lief 6:04:27 Stunden. In der M 80 siegte Oswald Bauer in 4:58:03. Der Österreicher Norbert Schild ist auf den zweiten Platz mit 5:23:34 gekommen und Reinmar Braiger auf den dritten mit 6:42:03.
So sehr ich auch beim Berlin-Marathon mitgefiebert habe, das andere Ereignis am Wochenende ist mir noch näher gestanden, der Spartathlon. Insgeheim hatte ich ja schon befürchtet, es könne diesmal wegen der Lage Griechenlands und der Unruhen in Athen Schwierigkeiten geben. Doch die Veranstaltung ist offenbar unbeschadet abgelaufen, und die Ergebnisse – nix mit griechischer Nonchalance – sind unverzüglich im Netz gewesen. An oberster Stelle steht ein deutscher Name, auch wenn er nicht so klingt: Thoms Stu, knapp 46 Jahre alt, hat in 26:28:19 Stunden, reichlich 8 Minuten vor dem Zweiten, den 30. Spartathlon gewonnen. Seine Erfolge in den letzten Jahren sind nun gekrönt worden. Sicher, bei einer solchen Siegerzeit ist auch etwas Glück dabei. Es war kein Schnellerer da, und alte Kämpen müssen dem Alter Tribut zollen. Aus „meiner Zeit“ mit dem Spartathlon habe ich keinen einzigen Namen mehr gefunden. Der Generationenwechsel hat sich auch beim Spartathlon vollzogen. |
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Die Szene, die sich Ultraläufer wünschen: Den Trunk
vor der Leonidas-Statue in Sparta, aufgenommen im Jahr 1985
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Mit 45 Teilnehmern waren die Deutschen stark vertreten; doch nur acht haben die Leonidas-Statue aus eigener Kraft erreicht. Auf der Strecke sind auch solche Läufer aus Deutschland geblieben, die den Spartathlon schon, zum Teil mehrfach, bewältigt haben. Ich unterstelle einmal, daß hohe Temperaturen dafür verantwortlich sind. Von den 336 Gemeldeten, der bisher höchsten Teilnehmerzahl, haben nur 72 das Finish erlebt, das sind 21,4 Prozent.
In einer relativ jungen Bewegung wie dem Laufen beschränken sich die Laufveranstalter nicht auf herkömmliche Jubiläen, sondern feiern auch die zwanzigste Wiederholung oder die dreißigste. So auch beim Spartathlon. Aus Werbegründen geschieht dies hier sicherlich nicht; mehr als 350 Teilnehmer kann man nicht verkraften, und die Anziehungskraft der Veranstaltung ist ungebrochen. Zum 30. Spartathlon hat der Veranstalter eine ansprechende Broschüre zusammengestellt, in der jahrgangsweise alle Finisher aufgeführt sind, zu meiner Überraschung im Jahr 2008 auch drei Finisher, die erst nach 36 Stunden in Sparta eingetroffen sind. Selbst wenn man mich heute noch für meinen dritten Spartathlon im Jahr 1992 registrieren wollte, – weder ich noch wohl der Zeitnehmer hat damals auf die Uhr geblickt, als ich nach etwa 36 ½ Stunden die Stufen zur Leonidas-Statue hinaufschritt.
Photo: Sonntag
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