Marathon in Frankfurt - Stand 2011

Ein Vierteljahrhundert deutsche Citymarathongeschichte

Part 1:
1981-1985
Part 2:
1987-1991
Part 3:
1992-1996
Part 4:
1997-2001
Part 5:
2002-2006
Part 6:
2007-2011

2007 - 2011 – Der Weg zur Nummer 2

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Schneller, schöner, besser und was für Frauen ...

Die Aussagen zum Abschluss des 26. Marathons in Frankfurt waren einhellig positiv. Ob Sportdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, Frau Prof. Dr. Daniela Birkenfeld das Mikrophon ergriff oder Dr. Matthias Fritton für den Titelsponsor Dresdner Kleinwort ihr Ranking korrigierte: "Für uns ist der Marathon nicht auf dem dritten Platz in Deutschland, für uns ist der Frankfurter der wichtigste und wir sind stolz auf ihn."

"Es war ein toller Tag und eine tolle Veranstaltung für Frankfurt," betonte Dieter Otto für die Messe Frankfurt. Und auch Renndirektor Jo Schindler war zufrieden: "Die neue Strecke ist super und es hat alles geklappt. Es würde mich freuen, wenn die beiden Sieger auch im nächsten Jahr wieder am Start sind. Wir haben hier in Frankfurt schon vieles bewegt und werden - treu dem Slogan ‚Kaizen' unseres Hauptsponsors Asics - stetig weiterarbeiten, um uns zu verbessern."

Diplomatischer Redetricks bedurfte es tatsächlich nicht, denn die 26. Auflage erfreute sich bester Bedingungen und auch das Teilnehmerinteresse im Jahr "Eins" nach dem Jubiläumsmarathon war nicht zurückgegangen, im Gegenteil. Rudolf Schulz, Leiter des Organisationskomitees und beim Sportamt Abteilungsleiter für Veranstaltungen und Sporthallen, nunmehr seit neun Jahre beim Marathon dabei, sagte am Ende des Tages über den Renndirektor aus Regensburg, der im Jahr 2002 die Organisationsleitung in Frankfurt übernommen hatte: "Jo Schindler war ein Glücksgriff für Frankfurt. Er schafft es, dass entgegen dem allgemeinen Trend beim Marathon die Teilnehmerzahlen steigen und er hat die Marathonveranstaltung aus den roten Zahlen geführt. Darüber hinaus funktioniert auch das Zwischenmenschliche bestens."

Christoph Kopp, verantwortlich für die Top-Athleten: "Wenn mich Jo Schindler im Ziel abküsst, weiß ich, meine Arbeit war nicht ganz schlecht." Ulrike Maisch und ihr "Edelhase" Martin Beckmann vor dem Start. Im Ziel äußerte sich Ulrike Maisch hochzufrieden über die tolle Arbeit ihres Führungsmannes Melanie Kraus und ihr Trainer Paul-Heinz Wellmann strahlen schon vor dem Marathonstart wie ein Honigkuchen. Die hatten wohl schon in Erfahrung gebracht wie das Rennen ausgehen wird Luminita Zaituc, die die WM in Osaka wegen einer Verletzung absagen musste, hoffte auf einen guten Marathon mit Olympiaqualifikation

Der Erfolg gibt einem Recht und doch kann man es nie allen recht machen. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, setzt man in Frankfurt auch auf hochwertige Siegerzeiten. Diese werden längst als Teamleistung erstellt. Folglich versammelt sich eine vielköpfige Gruppe afrikanischer Läufer an der Startlinie, mit Tempomacheraufgaben oder mit Siegambitionen.

Auch ein bekannter Deutscher bot eine saubere Leistung, dies aber als Freizeitläufer und nach dem bereits lange erklärten Ende der Leistungssportkarriere. Die publizierte Frage "schlägt Baumann die Kenianer" auf der Internetseite einer Fernsehanstalt, erheiterte den 42 Jahre alten 5000m-Olympiasieger von 1992. Dieter Baumann lief in 2:30:00 h aber passabel bis hinter die Ziellinie und sammelte bei seinem "Spendenlauf" auch noch mehr als 30.000 Euro. Schnellster Deutscher war in persönlicher Bestzeit Daniel Pickl von der LG Rupertiwinkel in 2:23:12 h. Nach seinem vierten Marathon sagte er: "Frankfurt übertraf alle. Noch nie habe ich so viele Zuschauer an der Strecke erlebt. Es war alles super."

Mit dem Ausgang des Männerrennens hatten Deutsche nichts zu tun. Sechs Zeiten unter 2:10 h, eine Leistungsdichte, die in diesem Jahr nur in London und Amsterdam übertroffen wurde. Neun Kenianer gefolgt von einem Russen, so der Zieleinlauf. Alleine in dieser Top Ten wurden acht persönliche Bestzeiten abgeliefert. Nur der Sieger Wilfred Kigen scheiterte knapp an seiner 2:07:33 h.

Auch für die ambitionierten Freizeitsportler zählt Frankfurt zu den allerersten Adressen im Kampf um Zeiten. Windstill und 12 Grad kühl, 2007 war ein Traum für die Marathonis und prompt hagelte es Bestzeiten. Ein paar Zahlen sprechen für sich, denn nicht nur Publikumsinteresse und Stimmung an der Strecke stimmen. Jo Schindler tat gut daran, mit seinem späten Termin vor allem auf die Leistungsträger zu setzen. Waren es bei seiner Premiere 2002 gerade einmal 234 Männer und 9 Frauen die unter der 3-Stunden-Marke blieben, hat sich die Zahl derer, die diese Hürde 2007 nahmen mit 501 Männern und 23 Frauen mehr als verdoppelt. 72 Frauen unter 3:20 Stunden ist ein weiterer Beleg, dass die Leistungsorientierten die Vorzüge des Frankfurter Marathons zu schätzen wissen. Und in Zukunft? - 1754 Schülerinnen und Schüler schnupperten beim Mini-Marathon mit Zieleinlauf in die verzaubernde Lichterwelt der Festhalle schon mal Marathonluft.

Die Spitzengruppe bei km 38. Links Wilfred Kigen. Ausreißer Hosea Rotich (mitte) ist wieder eingefangen, während Peter Kiprotich (rechts) noch Anschluss hält Bei km 38 zirka 100 m Rückstand auf die 3-köpfige Spitzengruppe: Sammy Kurgat Ein Triathlet, ein schnell(st)er Deutscher und ein Norweger teilen sich für kurze Zeit die Straße. Staffelläufer Daniel Unger, Daniel Pickl (60), John Henry Strupstad (41)

Das Männerrennen

Frappierend die Entwicklung: Bis zum Frankfurter Marathon waren 54 Marathonzeiten unter 2:10 h in der Jahresbestenliste erfasst, angeführt von Haile Gebrselassie mit dem in Berlin gelaufenen Weltrekord von 2:04:26 h. Für Athletenverpflichter Christoph Kopp stand ein Streckenrekord ganz oben auf der Wunschliste. Eine Gruppe von 25 Läufern, dazu einige Tempomacher, querten nach 1:04:04 h die Halbmarathonmatte, nachdem die ersten 10 Kilometer nach 30:21 erledigt waren. Die zweite Hälfte gilt als die schnellere in Frankfurt, auch abhängig von den Windrichtungen in den Hochhausschluchten. Das Ausscheidungsrennen begann. Nach 38 Kilometern hatte sich eine Dreiergruppe mit Wilfred Kigen, Peter Kiprotich und Hosea Rotich abgesetzt. Dann musste Kiprotich die Segel streichen, der von Kopp erwartete Zweikampf bahnte sich an. Ohne erkennbaren Spurt erhöhte Wilfred Kigen seine Schrittfrequenz und siegte mit neuem Streckenrekord von 2:07:58 h zum dritten Mal in Folge. Hosea Rotich kam nach 2:08:11 über die Ziellinie. Sammy Kurgat arbeitete sich in 2:08:38 auf Rang 3 vor. Peter Kiprotich mobilisierte alle Kräfte und folgte in sehr guten 2:08:49.

Das Frauenrennen

Anders als erwartet verlief das Frauenrennen. Schon alleine wegen der nationalen Besetzung im Blickfeld, stand es an Dramatik dem Männerrennen um nichts nach. Sollte mit Luminita Zaituc, Ulrike Maisch oder Melanie Kraus nach drei russischen Siegerinnen wieder eine Deutsche gewinnen? Die Vorleistung der verpflichteten Top-Atheltin Svetlana Zakharova von 2:21:31 sprach dagegen. Luminita Zaituc hatte in Frankfurt bereits 2001 (2:26:01) und 2003 (2:29:41) gesiegt und wurde im Jahr dazwischen Zweite in 2:29:57. Auch starke Skandinavierinnen waren am Start, etwa die Vorjahreszweite Kirsten Melkevik Otterbu. Im Ziel dann 12 Nationen unter den ersten Fünfzehn, mit der Schweizer Debütantin Mirja Jenni (2:42:48) am Ende.

Kurz vor km 40: Svetlana Zakharova spürt schon den heißen Atem der heran fliegenden Melanie Kraus im Nacken Melanie Kraus hat zwischen km 38 und 40 neunzehn Sekunden gutgemacht und läuft ein super Rennen Kirsten Melkevik Otterbu aus Nowegen, im Vorjahr 2. in 2:31:19, verbessert ihre Zeit auf 2:29:12, verliert aber einen Platz. Ihr Landsmann Idland Trond führt sie nach anfänglichem Aufenthalt in den vorderen Männerrängen ins Ziel

Bei Halbmarathon in 1:13:30 verfügte Zakharova nur über ein hauchdünnes Polster von vier Sekunden auf Luminata Zaituc und Jemima Jelagat aus Kenia. Weitere acht Sekunden zurück, Nebiat Habtemariam (Eritrea), und nach 1:13:45 war auch Kirsten Melkevik Otterbu auf der zweiten Hälfte. Zusammen mit Julia Arkhipova (Kirgisistan) folgte Melanie Kraus (LG Bayer Leverkusen) nach 1:14:36 schon etwas zurück. Doch zwei Kilometer vor dem Ziel hatte sich das Blatt gewandelt. Melanie Kraus hatte die Führung eingenommen und wurde nun selbst zur Gejagten. Nach 2:28:56 hatte alles Bangen ein Ende. Melanie Kraus wurde in der Festhalle als Siegerin bejubelt. "Für mich war das eine gefühlte Bestzeit", freute sich Melanie Kraus, die ihr Glück kaum fassen konnte. Ihr Debüt im Jahre 2000 in 2:27:58 wurde ihr fast zum Verhängnis. Zu hoch hatte sie die Trauben gehängt. Dazu kam Verletzungspech. 2001 konnte sie in Frankfurt schon einmal als Zweitplatzierte aufs Treppchen. Zeitgleich in 2:29:12 rettete Svetlana Zakharova Platz 2 vor der heranstürmenden Bestzeit laufenden Kirsten Melkevik Otterbu. In 2:29:41 blieb auch Jemima Jelagat unter ihrer alten Hausmarke. Luminita Zaituc kämpfte sich auf Rang 5 tapfer in 2:30:09 h ins Ziel vor Ulrike Maisch.

Es war ein tolles Rennen, da kann man der Sportdezernentin Frau Prof. Dr. Birkenfeld nur beipflichten. Ein gelungenes Einstiegsjahr für "Dresdner Kleinwort", deren Engagement ganz unerwartet doch von kurzer Dauer sein sollte. Langsam steigt die Zahl der Marathon-Teilnehmer in Frankfurt, aber sie steigt kontinuierlich. Von 15.000 reinen Marathonteilnehmern träumt Jo Schindler. 11.507 und damit wieder 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr waren es 2007. Alles in allem, jedoch ohne Brezel- und Bambinilauf waren 18.302 Meldungen eingegangen. Bestmarken, die sich auch bei den Finishern niederschlagen, denn im Marathon waren es diesmal 9.167 und damit mehr als je zuvor.

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Und das Beste kommt zum Schluss

Keineswegs werden die Erwartungen und Bedürfnisse der großen Masse, die eine rein persönliche Herausforderung eingehen, die mit Spaß die Distanz bewältigen wollen, in Frankfurt vernachlässigt. Ja, das alte Motto "Jeder ist Sieger" ist durchaus allgegenwärtig. Auf internationalem Parkett zählen aber die Spitzenleistungen, die eine Veranstaltung hergibt, und der Aufwand, der in Frankfurt dafür betrieben wird ist enorm. Die daraus resultierenden Vorteile sind nicht für jeden einsehbar und Kritik bleibt nicht aus, wenn sich eine ganze Armada dunkelhäutiger Läufer auf die Strecke aufmacht. Doch was der Weltelite zu Sekundengewinnen verhelfen soll, verbessert auch die Möglichkeiten aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Der Tag vor dem Rennen: Marathondebütant André Pollmächer und sein Trainer Bernd Dießner LaufReporterin Constanze Wagner von den russischen Zwillingen Yelena und Olesya Nurgalieva in die Mitte genommen (waren 2003 gemeinsam am Start bei der 100 km EM in Chernogolovka, Russland) Marathonmeister Martin Beckmann Zwei Frauen der Extraklasse: Sabrina Mockenhaupt und Melanie Kraus

Ein Stadtmarathon dieser Größe ist für den Veranstalter ein Ganzjahresgeschäft. Am Ende steht ein sich über mehrere Tage hinziehendes Finale, bei dem in den Rahmenwettbewerben, der Verköstigung, der Unterhaltung, den Räumlichkeiten und den organisatorischen Abläufen ein durchgängig hohes Niveau verlangt wird. Mit dem reinen Marathon ist es ja längst nicht mehr getan. Ein Frühstückslauf ist ebenso Standard wie Aktivitäten für Kinder, eine Marathonmesse, Nudelparty und vieles mehr. "Der Brezellauf war zu lang", "der Start dauerte Minuten", "die lange Gerade verlangte mental alles ab", "auf kurvenreichem Parcours im Stadtzentrum bleiben die Sekunden liegen" reißt die Kritik nicht ab. Die Marathonläufer sind ein schwieriges Klientel. Gourmets gleich, mit der Erwartung wohl temperierter Getränke, mimosenhaft und anfällig wie Klatschmohn. Bedenkt man jedoch das Gewicht, das ein Jeder mit monatelanger entbehrungsreicher Trainingsdauer in die Waagschale wirft, ist dies verständlich. Das Team um Jo Schindler ist marathonerfahren in jeder Hinsicht und setzt alles daran, den Ansprüchen gerecht zu werden, vom Schnellsten bis zum Besenwagenkandidaten.

Um in der ersten Liga zu spielen und das große finanzielle Engagement der Sponsoren zu rechtfertigen, sind Streckenrekorde fast Pflicht. Seit 2003 kann Renndirektor Jo Schindler diese auch Jahr für Jahr verkünden, sicher auch das Verdienst des Sportlichen Leiters Christoph Kopp, der sein Budget immer gewinnbringend einsetzte. Auf Spurtentscheidungen dürfen sich Tausende von Zuschauer in der Festhalle freuen, wenn sie auch nicht garantiert werden können. Ein weiteres Plus ist, dass Wert auf ein ebenso hochwertiges Frauenfeld gelegt wird. Andernorts wird hier schon mal gern der Rotstift angesetzt. Der 27. Marathon war keine Auflage zum Atemholen. Mehr Teilnehmer und Streckenrekorde wurden ins Visier genommen. Mit 20.466 Meldungen aller Bewerbe, davon 12.046 für den Solomarathon, gab es eine Rekordmarke. Am Marathonstart waren dann 9.748, die zu über 97 Prozent die Ziellinie in der Festhalle erreichten. 9.466 im Ziel, auch das ein Rekord, wenn auch der Traum einer fünfstelligen Zahl wieder knapp verpasst wurde.

Schaumann-Kai bei km 13, Marathondebütant Robert Kiprono Cheruiyot (Nr. 28 links) schaut sich mal an wie das so läuft Die deutsche Gruppe bestehend aus den Tempomachern Simon Kasimili und Hosea Tuei, André Pollmächer und Martin Beckmann (rechts)

Ein großer Pulk Männer macht sich auf, die erste Hälfte in 63:40 min anzugehen. Das Ziel: mit einem negative split eine Siegerzeit von 2:06:59 zu bekommen. Fast zum Muss wurde ein neuer Streckenrekord erklärt. Mehrere Kandidaten hatte man dafür auserkoren, wenn auch Hattrick-Sieger Wilfred Kigen New York den Vorzug gegeben hatte. Robert Kiprono Cheruiyot, ein Bauernsohn mit mäßigen Vorleistungen, enttäuschte die Frankfurter nicht und zog bis zum Ziel durch. 1:03:25 auf der zweiten Hälfte brachten die Rekordzeit von 2:07:21 h. Schüchtern stellte er sich den Fragen bei der Abschlusspressekonferenz, die er auf sympathische Art und Weise über sich ergehen ließ. Trainingspartner William Kiplagat, heute Zehnter in 2:10:53 h, erkannte das Nachwuchstalent und empfahl ihm mitzukommen nach Frankfurt, dort könne er unter 2:14 laufen. Also reiste Cheruiyot auf eigene Kosten an und kehrt nun als reicher Mann heim. Nach dem Zweiten Wilson Kigen (2:08:16) und dem Dritten Stephen Kiogora (2:08:24 h) folgten noch vier weitere Läufer mit Zeiten unter 2:10 h. Erst auf Rang 15 wechselte das Nationenkürzel erstmals dank des Norwegers Urige Arado Buta. Ein weiteres Highlight war das deutsche Duell Martin Beckmann gegen André Pollmächer. Auf Rang 18 landete André Pollmächer in 2:14:18 h. Nur 12 Sekunden nach ihm kam Martin Beckmann ins Ziel.

Robert Kiprono Cheruiyot bei km 38 in Führung Erster Verfolger Wilson Kigen Schnellste Kenianerin wird Irene Limika mit Platz vier

Bei den Frauen war ebenso für Spannung gesorgt. Titelverteidigerin Melanie Kraus war guter Dinge und Sabrina Mockenhaupt bewies bei ihrem Halbmarathonsieg in Köln ihre gute Form. Verschiedene Renntaktiken würzten den Zweikampf. Zu den beiden deutschen Teilnehmerinnen gesellte sich ein illustres internationales Damenfeld. Die russischen Zwillinge Olesya und Yelena Nurgalieva, die 2004 beim Frankfurt Marathon die Schlagzeilen lieferten, als sie innerhalb einer Sekunde den Sieg unter sich ausmachten oder Kirsten Melkevik Otterbu aus Norwegen, 2006 Zweite und im letzten Jahr Dritte in Frankfurt. Wenig überraschend war es Sabrina Mockenhaupt, die das Tempo diktierte. Sie führte in 1:12:59 h mit der geplanten HM-Durchgangszeit, doch überraschend lag Olesya Nurgalieva nur eine Sekunde zurück. Vor der bewusst langsam angehenden Melanie Kraus (1:14:45) waren gleich mehrere weitere Kandidatinnen für die Podestplätze: Irene Limika KEN, Kirsten Melkevi Otterbu NOR und Flora Kandie KEN.

Sabrina Mockenhaupt umgeben von Fernsehkamera und Tempomacher Yvgen Sirotin aus der Ukraine Für Melanie Kraus übernimmt Vereinskollege Martin Czarnietzki (74) zunächst das Tempo und läuft durch in 2:33:37, auch Adonis Antoniadis (67) läuft für TSV Bayer Leverkusen

Einen negative split lieferte nur Melanie Kraus ab. Die Stärke der Ausdauerspezialistin von Bayer Leverkusen reichte nicht zur Titelverteidigung, trotz einer um 36 Sekunden schnelleren Zeit. Jedoch für den dritten Platz in hervorragenden 2:28:20 h. Um über eine Minute verkürzte Melanie Kraus den Abstand zu Olesya Nurgalieva, doch die Russin aus dem Ural rettete in 2:27:37 noch einen deutlichen Vorsprung ins Ziel und wurde Zweite in persönlicher Bestzeit. Sabrina Mockenhaupt ließ nichts anbrennen und siegte in 2:26:22 h. Drittbeste Deutsche wurde Bernadette Pichlmaier in neuer persönlicher Bestzeit von 2:38:00 h.

Eine ganze Reihe persönlicher Bestzeiten werden an den 27. Dresdner Kleinwort Marathon Frankfurt erinnern, in der Spitze, der Breite, in den Alterklassen aufgestellt. Und mit zwölf Dopingproben, die ersten drei Frauen und Männer sowie weitere Geloste aus den Top-Platzierungen, wird auch einiges getan, um den Betrug einzudämmen. Zusätzlich machte sich das Sportgespräch am Samstag das Dopingproblem zum Thema und die Dresdner Kleinwort unterstützte eine Aufklärungskampagne des DLV für Breitensportler… Denn nichts inspiriert mehr, als sich mit den Besten zu messen, sofern beide Seiten der Versuchung widerstehen!

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Frankfurt ist Topp-Adresse für schnelle Zeiten

Lediglich die durch den Nebel am Rennmorgen bedingte Nässe auf Frankfurts Straßen bereitete der Rennleitung etwas Sorgen. Diese erzeugte eine leichte Glätte, besonders in Kurven, an Stellen mit Fahrbahnmarkierungen oder den wenigen Pflasterpassagen, die vom Breitensportler kaum wahrgenommen wird, bei den Spitzenläufern jedoch nur allzu leicht zu Stürzen führen kann.

Mit der diesjährigen Auflage setzte der Frankfurt Marathon seinen Aufwärtstrend fort. Mit 12.137 gemeldeten Teilnehmern nur auf dem Marathon verzeichneten die Organisatoren einen neuen Melderekord. Abzüglich der nicht Angetretenen und Ausgestiegenen erreichten 9.495 Marathonläufer das Ziel in der Frankfurter Festhalle. Damit bleibt Frankfurt von den Teilnehmerzahlen her hinter Berlin und Hamburg, hat aber in sportlicher Hinsicht Hamburg überholt. Zählt man die Rahmenwettbewerbe wie beispielsweise die Marathonstaffeln, den Minimarathon oder die Handbiker dazu, waren an diesem sportlichen Großereignis mehr als 20.000 Menschen beteiligt. Nach Einschätzung der Organisatoren ist das Ende noch nicht ereicht, von 15.000 Marathonläufern ist die Rede, wenn es um die Kapazitätsgrenze geht.

Vom sportlichen Standpunkt aus betrachtet verabschiedete sich Frankfurt mit einem Paukenschlag aus der Saison. Der Sieger Gilbert Kirwa aus Kenia verbesserte mit hervorragenden 2:06:14 Stunden den Streckenrekord von Robert Kiprono Cheruiyot (KEN) aus dem Vorjahr um 67 Sekunden. Gleichzeitig bedeutet dies die zweitschnellste Siegerzeit in diesem Jahr in Deutschland und die siebtschnellste weltweit. Dass letztendlich ganze sechs Sekunden zur diesjährigen Siegerzeit von Haile Gebrselassie in Berlin fehlten, war vielleicht das einzige Wermutströpfchen aus Sicht der Organisatoren, aber eines, das zuversichtlich stimmt für die kommenden Jahre. Renndirektor Jo Schindler war jedenfalls schlichtweg begeistert und ist zuversichtlich, dass der Frankfurt Marathon das Potential hat, sich nicht nur als zweitschnellste, sondern auch zweitgrößte Marathonveranstaltung in Deutschland zu etablieren.

Das große Feld afrikanischer Spitzenläufer quert den Main Laufen vor der Kulisse "Mainhattans"

Christoph Kopp als sportlicher Leiter stellte Spitzenfelder zusammen, die die Organisatoren in den vergangenen Jahren noch nie enttäuschten und auch dieses Jahr bewies er ein glückliches Händchen. Ein großes Aufgebot an Spitzenläufern aus Kenia, Äthiopien und Eritrea fegte wie ein Sturm durch die Straßen der Mainmetropole. Das Ergebnis waren sechs Zeiten unter 2:10 Stunden und auch dahinter tat sich keine große Lücke auf. Vier Läufer kamen in 2:10 Stunden herein, fünf in 2:11 Stunden. Auf Rang 25 lag der letzte Läufer, der unter 2:20 Stunden blieb.

Eine etwa 20köpfige Spitzengruppe passierte nach glatten 30 Minuten die 10 Kilometermarke, die späteren Platzierten noch gut abgeschirmt von den Tempomachern. Bei Halbzeit in 1:03:35 zeigte sich diese Gruppe nur unwesentlich verkleinert, doch setzten sich die Favoriten schon etwas weiter vorn in Position. Vor allem Titelverteidiger Cheruiyot nahm ab jetzt das Heft in die Hand und ging als Führender bei Kilometer 30 in 1:30:06 Stunden durch, dicht gefolgt vom späteren Sieger und Elias Chelimo Kemboi (KEN), der jedoch bald darauf abfiel.

Bei Kilometer 35 war klar, dass es auf einen Zweikampf zwischen Cheruiyot und Kirwa hinaus laufen würde, während sich William Kiplagat (KEN) auf den dritten Platz vorgeschoben hatte. Bei Km 38 erfolgte der entscheidende Angriff von Kirwa. Mit einer kleinen Tempoverschärfung gelang es ihm, sich von Cheruiyot zu lösen, der Oberschenkelprobleme bekam und nicht folgen konnte. 1:59:42 Stunden bei Kilometer 40 weckte bei den Veranstaltern gar die Hoffnung auf eine Zeit von unter 2:06 Stunden. Dafür reichte es am Ende nicht ganz, auch Cheruiyot kam noch einmal etwas näher. Er lag mit 2:06:23 Stunden im Ziel nicht weit hinter dem Sieger und stellte ebenfalls eine neue persönliche Bestzeit auf. Dabei dürfte ihm eine ganz besondere Motivation geholfen haben, denn mit William Kiplagat saß ihm gleichzeitig sein Trainer im Nacken. Der hatte am Morgen des Rennens noch scherzhaft zu ihm gesagt: "Wenn du nicht schnell genug läufst, werde ich dich schlagen."

Kurz vor dem Start gaben die Nebelschwaden den Blick auf den Messeturm frei Sieger Gilbert Kirwa (links) und 2. Robert Kiprono Cheruiyot 3. William Kiplagat

Soweit wollte es Cheruiyot nicht kommen lassen, als er bei Km 39 beim Blick zurück den Trainer sah, habe er nur noch im Kopf gehabt, dass er sich jetzt beeilen müsse. Aus 22 Sekunden Vorsprung bei Km 40 wurden im Ziel wieder 42 Sekunden. Kiplagat lief nach 2:07:05 ins Ziel und blieb damit auch noch unter dem alten Streckenrekord. Ein schöner Erfolg für den 37jährigen, der damit bis auf 15 Sekunden an seine persönliche Bestleistung herankam und "sehr zufrieden und stolz" war.

Was das Frauenfeld betrifft, war der Frankfurt Marathon in den vergangenen Jahren fest in den Händen europäischer Läuferinnen. Überhaupt sind in der Geschichte des Frankfurt Marathons erst drei afrikanische Siege bei den Frauen zu verzeichnen. Mit Melanie Kraus (2007), Sabrina Mockenhaupt (2008) und Luminita Zaituc (2002 und 2003) siegten in den vergangenen Jahren drei deutsche Spitzenathletinnen, unterbrochen durch Siege der Russinnen Swetlana Ponomarenko (2006), Alewtina Biktimirowa (2005) und Olesya Nurgaliewa (2004) sowie der Spanierin Maria Abel (2002). Deutsche Frauen standen diesmal nicht zur Disposition, zumindest nicht in der Spitze. In einem verhältnismäßig unspektakulären Rennen gewann die Kenianerin Agnes Kiprop in 2:26:57 und verfehlte den Streckenrekord von Alevtima Biktimirowa (2:25:12). Die Zwischenzeit bei der Halbmarathonmarke war mit 1:12:03 vielversprechend, sollte sich jedoch als zu schnell erweisen.

Siegerin Agnes Kiprop vor Benedikt Heil, schnellster Hesse aber nicht für die Meisterschaften gemeldet 2. Hellen Jemaiyo Kimutai hinter ihrem Pacemaker Karolina Jarzynska aus Polen erkämpft sich den dritten Platz

Vom Papier hatte die Äthiopierin Atsede Baysa mit einer Bestzeit von 2:24:42 die besten Karten, doch nach Kilometer 25 fiel sie bereits leicht zurück, wurde am Ende Siebte. Kiprop hatte sich nach 30 Kilometern etwas abgesetzt und hielt bis ins Ziel einen Vorsprung von etwa einer Minute auf ihre Landsfrau Hellen Kimutai, die nach 2:27:50 in der Festhalle einlief. Bei Kilometer 40 bestand noch Hoffnung, dass Kiprop die 2:25 schaffen würde, doch Muskelprobleme im Oberschenkel machten dies zunichte. Sie selbst sei sich auch erst nach 41 Kilometern sicher gewesen, dass sie gewinnen würde, wie sie später sagte. Hellen Kimutai dagegen hatte mit ihrem zweiten Platz vor dem Rennen nicht gerechnet. Die Spitzengruppe war ihr zu schnell, weswegen sie sich in der zweiten Gruppe aufhielt. Erst nach 25 Kilometern begann sie anzugreifen "und war bei 35 dabei". Dritte wurde die Polin Karolina Jarzynska in 2:29:10, die in der ersten Hälfte unauffällig in den Verfolgergruppen mitschwamm, dafür aber etwas gleichmäßiger lief, nach 30 Kilometern schließlich Boden gutmachte und neue persönliche Bestzeit lief. Die Vierte Firehiwot Dado (ETH) war mit 2:29:20 Stunden die letzte Läuferin, die unter 2:30 Stunden blieb.

Die beste Deutsche folgte auf Rang 10 in 2:35:06 Stunden: Die Braunschweigerin Luminita Zaituc kehrte an den Ort ihrer ersten Erfolge als Marathonläuferin zurück, um ihre Abschiedsvorstellung zu geben. Zweimal hatte sie Frankfurt gewonnen: 2001 verbesserte sie den Streckenrekord und wurde gleichzeitig Deutsche Meisterin. Die 2:26:01 von damals sind ihre Bestzeit geblieben. 2003 zeigte sie in einem nicht optimalen Rennen Kampfgeist, biss sich durch und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele in Athen. Nach dem unglücklichen WM-Aus in Berlin entschied sich die 41jährige, ihre Karriere zu beenden, der Frankfurt Marathon sollte ihr letzter werden. Noch einmal unter 2:30 Stunden zu laufen, wäre wohl ein schöner Abschluss gewesen, doch letztlich kam es darauf an, noch einmal ein gutes Rennen zu laufen. Nur wenig später lief mit Bernadette Pichlmaier die zweite Deutsche ins Ziel. Die amtierende Deutsche Marathonmeisterin lief ein gleichmäßiges Rennen und unterbot mit 2:35:26 ihre bisherige Bestzeit deutlich (2:38:00).

Luminita Zaituc wurde in ihrem letzten Rennen Zehnte, W40-Siegerin, und beste Deutsche Günther Weidlinger lief österreichischen Rekord und war als Zehnter bester Europäer Der schnellste Deutsche: Steffen Justus

Eine Galavorstellung bot der Österreicher Günther Weidlinger. Er war mit dem klaren Ziel angetreten, bester Europäer zu werden und plante gleichzeitig einen Angriff auf den 23 Jahre alten österreichischen Rekord von Gerhard Hartmann (2:12:22). Der ehemalige Bahnläufer hat im April dieses Jahres zum ersten Mal in Wien die Marathondistanz in Angriff genommen und dort den Rekord von Hartmann nur um wenige Sekunden verpasst. Er habe aus seinem ersten Marathon gelernt, gibt er nach dem Rennen zu Protokoll, vor allem was die Verpflegung unterwegs betreffe und beispielsweise viel mehr getrunken. Dieses Mal hatte er alles richtig gemacht. Nach 2:10:47 lief er als Zehnter in der Festhalle ein. Das Rennen wäre einfach perfekt gewesen, die Tempomacher gut und nach dem Halbmarathon habe er sich noch unglaublich locker gefühlt, dass sogar eine schnellere zweite Hälfte drin war. Selbstbewusst sagt der 31jährige nach dem Rennen, dass er sich unter 2:10 zutraut: "Eine 2:0 irgendetwas wird es werden, man wird sehen wann, doch ich bin sicher, dass es passiert" sagt er zuversichtlich.

Der beste deutsche Marathonläufer in Frankfurt ist kein lupenreiner Läufer. Steffen Justus widmet sich seit einigen Jahren erfolgreich dem Triathlon, wo er als Mitglied der Triathlon Nationalmannschaft als nächstes großes Ziel Olympia 2012 in London im Visier hat. Der gebürtige Jenaer hatte bereits bei den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Aichach mit dem zweiten Platz und der Zeit von 1:04:58 auf sich aufmerksam gemacht. In Frankfurt wollte der Sportsoldat nun auch die Marathonzeit verbessern, was ihm als 24. im Klassement mit 2:18:44 auch gelang.

Mit einem kleinen Versprechen in Richtung nächste Auflage verabschiedete sich der Sieger von der Pressekonferenz. Er würde gern wieder in Frankfurt laufen und ja, die 2:05 wären eventuell machbar. Ein Angebot, das Kopp aufgriff und signalisierte, ihn gern wieder einladen zu wollen, wenn er gut trainieren würde. Was Rennleiter Schindler trocken kommentierte: "Er (Kopp) hat den leichtesten Job. Er (Kirwa) läuft, ich zahle und er (Kopp) lädt ein."

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Mit einem Paukenschlag in die Winterpause

Strahlender Sonnenschein und beste Bedingungen boten die perfekte Bühne für einen Saisonabschluss der Superlative beim Commerzbank Frankfurt Marathon. Der traditionell am letzten Oktoberwochenende ausgetragene Marathon ist der letzte im Reigen der großen Stadtmarathons, doch ist es dem Organisationsteam um Renndirektor Joachim Schindler in den vergangenen Jahren stets gelungen, noch einmal ein Ausrufezeichen zu setzen. Seit 2003 wurden die Streckenrekorde bei den Männern mit Ausnahme von 2006 Jahr für Jahr verbessert, lediglich bei den Frauen wollte es nicht so recht klappen, hier stagnierte der Rekord seit 2005.

Auch die Teilnehmerzahlen gingen in den vergangenen Jahren stetig nach oben. Dieses Mal hatten 12.218 Teilnehmer aus 76 Nationen gemeldet, was nur minimal weniger war als im vergangenen Jahr, von denen 9558 im Ziel in der Frankfurter Festhalle registriert wurden, was wiederum die Vorjahreszahl um 58 Finisher übertraf. Profitiert hat die Veranstaltung in diesem Jahr vor allem von den Nebenwettbewerben wie Minimarathon oder Staffelmarathon, mit deren Hilfe man einen neuen Melderekord von 22.165 Teilnehmern vermelden konnte.

Dass die in der Vergangenheit mehrfach optimierte Strecke trotz einiger Kurven durch die Innenstadt schnell ist, ist kein Geheimnis. Wer im Herbst noch einmal schnell laufen will, geht seit Jahren nach Berlin oder Frankfurt. Sowohl für viele Hobbyläufer als auch Profis ist es die letzte Gelegenheit, sich mit einer guten Zeit in die Winterpause zu verabschieden bzw. für die neue Saison zu empfehlen. Die diesjährige 29. Auflage sprengte jedoch alle Erwartungen und katapultierte den Frankfurt Marathon in die internationalen Top-Ten. Mit sensationellen 2:04:57 Stunden verbesserte der Kenianer Wilson Kipsang nicht nur den Streckenrekord von Gilbert Kirwa (2:06:14) aus dem Vorjahr deutlich, sondern platzierte Frankfurt in den nationalen und internationalen Rankings ganz weit oben.

Im Schatten des Messenturms erfolgt der Start zum Frankfurt Marathon Vom Start weg drücken die afrikanischen Zugläufer aufs Tempo Durch die Schluchten der Bankenmetropole

Nachdem die 30 Kilometermarke passiert war, setzten sich aus der ohnehin bereits geschrumpften Spitzengruppe sechs Läufer ab, der letzte Tempomacher ging nach 33 Kilometern aus dem Rennen. Zwischen Kilometer 35 und 40 fiel die Entscheidung: Während Tola das Tempo verschärfte, fielen nach Elias Chelimo (Kenia) auch Debütant Terefe Maregu (Äthiopien) und Philipp Sanga (Kenia) aus der Gruppe heraus, alles lief auf den Zweikampf zwischen Tola und Kipsang hinaus. Kipsang übernahm früh die Initiative und es gelang ihm schließlich, sich durch stetige Tempoverschärfungen entscheidend abzusetzen. Bei Kilometer 40 hatte er bereits eine dreiviertel Minute Vorsprung aufgebaut, der Sieg war sicher, jetzt ging es nur noch um die Zeit.

Bis zum letzten Meter machte es der Kenianer spannend, bevor schließlich klar war, dass er dank einer etwas schnelleren zweiten Hälfte die 2:05 Stunden geknackt hatte. Damit hatte er alle Ziele erfüllt, die er sich vor dem Lauf gesteckt hatte: "Ich wollte eine persönliche Bestzeit, ich wollte den Streckenrekord, und ich wollte 2:05 Stunden laufen." Er trainiert nach eigener Aussage erst seit 2007 professionell, will aber nicht verraten, wer sein Trainer ist. Er trainiere in Iten mit einer Gruppe sehr guter kenianischer Athleten, zu denen unter anderem auch Patrick Makau gehöre, und absolviere einen Großteil von deren Programm, ist das einzige, was Manager Gerard van de Veen zu diesem Thema an Information gibt. Harte Arbeit, Kilometerumfänge zwischen 140 und 200 Kilometer sowie die richtige mentale Einstellung seien der Grundstein zu diesem Erfolg, gibt der Sieger zu Protokoll.

Hinter Kipsang verlor Tadese Tola noch einiges an Zeit und lief nach 2:06:31 als Zweiter ins Ziel. Immerhin mit neuer persönlicher Bestleistung, wie auch die vier weiteren Platzierten. Dritter wurde Elias Chelimo (Kenia/2:07:04) vor Philip Sanga (Kenia/2:07:11). Die Plätze fünf und sechs gingen an Daniel Chepyegon (Uganda/2:08:24) und Terefe Maregu (Äthiopien/2:09:03), der damit ein gutes Debüt zeigte.

Die Frauenspitze geschützt von ihren Tempomachern. In der Mitte die spätere Fünfte Mare Dibaba 3. wird Agnes Kiprop

Die Frauen gingen selbstbewusst ins Rennen, wollten den Rekord unbedingt. Vor allem die Äthiopierinnen Tune und Dibaba hatten am Vortag des Rennens angekündigt, deutlich schneller laufen zu wollen als von der sportlichen Leitung geplant. Ein Anreiz dürfte dabei die Staffelung der Preisgelder gewesen sein, denn schon bei einer halben Minute schneller als geplant wären für den ersten Platz 10.000 Euro mehr drin gewesen, gar eine Minute schneller hätte die Rekordprämie von 75.000 Euro plus Siegprämie bedeutet. So geschah es dann auch. Die Tempomacher waren eigentlich auf eine Zeit von unter 2:23:30 geeicht gewesen, die tatsächliche Durchgangszeit der Spitzengruppe, in der sich neben vier Äthiopierinnen auch Caroline Kilel befand, wies bei 5 Kilometern auf eine Zeit von unter 2:21 Stunden hin.

Agnes Kiprop ging verhaltener an und hielt sich in einer zweiten Gruppe zusammen mit der für die Niederlande startenden Kenianerin Hilda Kibet. Nach 15 Kilometern hatte sich die Frauenspitze bereits dezimiert, die Äthiopierinnen Egigayehu und Hayato waren leicht zurückgefallen. An der Spitze lief fortan das Trio Kilel, Tune und Dibaba ein hohes Tempo und befand sich weiterhin auf gutem Kurs. 1:10:59 Stunden lautete die Durchgangszeit bei der Hälfte, eine Minute dahinter folgten Kiprop und Kibet als Vierte und Fünfte. In der Folge passierte bei den Frauen nicht viel, das Trio kam auch zusammen wieder zurück in die Innenstadt und passierte gemeinsam Kilometer 35, doch zeichnete sich bereits eine kleine Vorentscheidung ab, da Mare Dibaba Mühe hatte, den Anschluss zu halten.

Spannend wurde es erst auf den letzten Kilometern, als Caroline Kilel, die von ihrem Ehemann als Pacemaker begleitet wurde, einen Angriff startete und sich leicht absetzte. Dibaba war bei Kilometer 40 bereits abgeschlagen und musste sich gegen die stärker aufkommende Agnes Kiprop zur Wehr setzen. Caroline Kilel war selbst überrascht, dass sie sich so leicht von Dire Tune lösen konnte. Nach ihrem kurzen Antritt habe sie kurz zurückgeschaut und sei erstaunt gewesen, dass keine Gegenwehr gekommen sei, also habe sie die Chance genutzt und das Tempo nochmals etwas verschärft. Ab da sei sie sich auch sicher gewesen, dass sie gewinnen würde, erzählt sie im Anschluss. Mit 2:23:25 Stunden verbesserte sie den Streckenrekord deutlich in neuer persönlicher Bestzeit.

Bei Kilometer 38 lagen die beiden Führenden noch zusammen hinter dem Tempomacher. Kurz danach konnte Siegerin Caroline Kirel (F3) ihre Konkurrentin Dire Tune abschütteln Der beste Deutsche Falk Cierpinski Sieger Wilson Kipsang

Während die Äthiopierinnen dem hohen Anfangstempo Tribut zollen mussten und einiges auf der zweiten Hälfte einbüßten, hielt sich Caroline Kilel gut, verlor nur eine Minute auf der zweiten Hälfte. Diese Minute kostete sie allerdings mehrere zehntausend Euro. Es blieb dennoch genug übrig und Kilel war hochzufrieden, vor allem, weil sie angesichts der starken äthiopischen Konkurrenz nicht mit einem Sieg gerechnet hätte. Wie Kipsang hatte sie im entscheidenden Abschnitt alles richtig gemacht und selbst die Initiative ergriffen. Sie hat schließlich auch schon einige Erfahrungen mit der äthiopischen Renngestaltung gemacht, war zuletzt in Toronto kurz vor dem Ziel aus dem Windschatten heraus überrannt worden. Dire Tune lief wenig später nach 2:23:44 als Zweite in der Festhalle ein und konnte sich auch über eine Bestleistung freuen wie die nächsten sechs Läuferinnen hinter ihr.

Als Dritte hatte sich schließlich Agnes Kiprop deutlich durchgesetzt in 2:24:07, während Mare Dibaba noch auf den fünften Platz (2:25:27) zurückfiel und Isabellah Andersson (2:25:10) passieren lassen musste. Die gebürtige Kenianerin, die vor vier Jahren nach Schweden gezogen war und inzwischen schwedische Rekordhalterin im Marathon ist, lief das gleichmäßigste Rennen an der Frauenspitze, war auf der zweiten Hälfte sogar ein paar Sekunden schneller. Hilda Kibet sortierte sich nach 2:26:23 auf Rang sechs ein, während dahinter die ersten gebürtigen Europäerinnen folgten. Die Ukrainerin Yuliya Ruban (2:27:44) und die Russin Yelena Sokolova (2:28:01) waren ein äußerst cleveres Rennen gelaufen, hatten sich schnell gefunden und einen Großteil gemeinsam absolviert. Beide konnten am Ende noch etwas zulegen und liefen einen deutlichen Negativ Split.

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Zwei sensationelle Streckenrekorde zum 30. Geburtstag

Wilson Kipsang verpasst Weltrekord um vier Sekunden

Der BMW Frankfurt Marathon erlebte ein grandioses Jubiläumsrennen. Die 30. Auflage der Veranstaltung wurde zu einem der hochkarätigsten und dramatischsten City-Marathonrennen aller Zeiten. Um lediglich vier Sekunden verpasste Wilson Kipsang den Weltrekord. Der Kenianer gewann den BMW Frankfurt Marathon in 2:03:42 Stunden und krönte das Jubiläum mit einem famosen Streckenrekord. Es ist die zweitschnellste Zeit aller Zeiten. Zweiter wurde Levy Matebo in 2:05:16, Rang drei belegte Albert Matebor (beide Kenia) mit 2:05:25. 14 Läufer blieben im Männerrennen unter 2:10 Stunden - damit hat Frankfurt doch noch einen „Weltrekord“, denn dies gab es nie im Marathon.

Auch bei den Frauen gab es Weltklassezeiten in Frankfurt: Mamitu Daska (Äthiopien) lief mit 2:21:59 Stunden ebenfalls einen Streckenrekord. Sie gewann vor Agnes Kiprop (2:23:54) und Flomena Chepchirchir (beide Kenia/2:24:21). Die Topzeit der Äthiopierin ist die sechstschnellste des Jahres. Auch in der Breite der Spitze überzeugte das Frankfurter Frauenfeld: Zwölf Läuferinnen blieben unter 2:30 Stunden - nur der London-Marathon war in diesem Jahr in dieser Hinsicht noch besser. In Deutschland gab es noch nie so viele Läuferinnen, die bei einem City-Marathon unter 2:30 Stunden ins Ziel kamen. Lediglich bei
der WM in Berlin 2009 waren es mehr.

Für die deutschen Läufer gab es in Frankfurt Licht und Schatten. André Pollmächer (Rhein-Marathon Düsseldorf) scheiterte bei seinem Versuch, die deutsche Olympianorm von 2:12:00 Stunden zu unterbieten und gab das Rennen jenseits der 30-km-Marke auf. Dagegen erreichte Jan Fitschen (TV Wattenscheid) sein Zeitziel am Main. Mit 2:15:40 Stunden steigerte er seine Bestzeit im zweiten Marathon um knapp fünf Minuten und belegte Rang 32 in dem außerordentlich stark besetzten Feld. Bei den Frauen quälte sich Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) in 2:28:08 Stunden auf Platz neun ins Ziel. Die angestrebte persönliche Bestzeit (2:26:21) verpasste Sabrina Mockenhaupt deutlich, doch das Minimalziel, die Olympia-Norm von 2:30:00, erreichte sie. Eine persönliche Bestzeit und die Norm für London 2012 lief Susanne Hahn (SV schlau.com Saarbrücken). Bei ihrem Comeback nach einer Babypause war sie nach 2:28:49 Stunden auf Platz elf im Ziel.

Wilson Kipsang läuft 2:03:42 Levy Matebo 2. in 2:05:16 Albert Matebor 3. in 2:05:25 - Philip Sanga 4. in 2:06:07

Die Rekordzahl von 15.210 Marathonläufern ging beim 30. BMW Frankfurt Marathon an den Start. Alle Wettbewerbe zusammengerechnet, beteiligten sich 25.305 Athleten bei der Veranstaltung.

Mit Temperaturen von rund 12 Grad zur Startzeit um 10 Uhr, so gut wie keinem Wind und einem bedeckten Himmel herrschten fast ideale Bedingungen. Allerdings waren die Frankfurter Straßen aufgrund eines morgendlichen Regens noch nass und dadurch teilweise rutschig. Besonders in den Kurven mussten die Topläufer bei dem hohen Tempo vorsichtig sein. Es ist durchaus möglich, dass die rutschigen Straßen den Weltrekord in Frankfurt heute verhinderten.

„Ich freue mich über meine Zeit und werde es beim nächsten Mal erneut versuchen, den Weltrekord zu brechen. Dieses Resultat ist eine große Motivation für mich für meine nächsten Rennen“, erklärte der 29-jährige Wilson Kipsang, der seinen vierten Marathon rannte. Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 61:40 Minuten und einer 25-km-Zwischenzeit von 1:13:09 Stunden fiel die Entscheidung unmittelbar nach der 35-km-Marke. Wilson Kipsang forcierte das Tempo und ließ seine Landsleute Levy Matebo sowie Peter Kirui hinter sich. Am Ende hatte er Pech, dass er den fünf Wochen alten Weltrekord von Patrick Makau, den dieser mit 2:03:38 Stunden in Berlin aufgestellt hatte, um nur vier Sekunden verpasste.

Mamitu Daska (ETH) siegt bei ihrer ersten Teilnahme beim Frankfurt Marathon mit neuer pB von 2:21:59 h Agnes Kiprop (KEN) läuft bei ihrer vierten Teilnahme nach den Plätzen 1 (2009) und 3 (2010) dieses Mal auf Platz 2 mit pB in 2:23:54 Flomena Chepchichir (KEN) erreicht das Ziel bei ihrem Marathondebüt auf Platz 3 mit einer Zeit von 2:24:21 Die jugendliche Äthiopierin Merima Mohammed und diesjährige Düsseldorf Marathon Siegerin läuft auf Platz 4 in 2:24:32

Durch die glänzenden Zeiten bei den Männern hat Frankfurt in der Liste der schnellsten City-Marathonrennen aller Zeiten einen enormen Sprung von Rang neun auf Platz fünf nach vorne gemacht. Diese Statistik basiert auf dem Durchschnitt der zehn schnellsten je gelaufenen Männer-Zeiten eines Rennens. Frankfurts Schnittzeit liegt nun bei 2:05:45,3 Stunden. Schneller sind in dieser Liste nun nur noch Rotterdam, Berlin, Boston und London - Frankfurt hat am Sonntag sogar den Chicago-Marathon überholt.

Bei den Frauen liefen die zwei Äthiopierinnen Mamitu Daska und Merima Mohammed von Anfang an ein sehr hohes Tempo an der Spitze. Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 69:46 Minuten fiel auch bei den Frauen die Entscheidung jenseits der 35-km-Marke. Hier setzte sich die 28-jährige Mamitu Daska entscheidend ab, während Merima Mohammed mit 2:24:32 Stunden noch auf Rang vier zurückfiel.

Part 1:
1981-1985
Part 2:
1987-1991
Part 3:
1992-1996
Part 4:
1997-2001
Part 5:
2002-2006
Part 6:
2007-2011

Auszüge aus der LaufReport Berichterstattung
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