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Dabeisein wäre alles

Wie Athletinnen und Athleten bis heute gegen Ausgrenzung kämpfen.
Eine neue Geschichte des Sports

 

Dabeisein wäre alles - der Konjunktiv "wäre" deutet es an: Diese Sportler waren nicht dabei. Welche? Autor Martin Krauß lenkt den Blick auf diejenigen Sportler, die unbeachtet, ausgegrenzt oder nicht startberechtigt waren - und dies aus verschiedenen Gründen: Die Hautfarbe passte nicht, die Religion, die politische Gesinnung, das Geschlecht.

Krauß erzählt die Geschichte des Sports mit einem kritischen Blick auf diejenigen, die definierten, was Sport sei und wer starten dürfe: Im 19 Jahrhundert gründeten sich erste Sportverbände. Diese nahmen nur "Amateure" auf. Mechaniker, Arbeiter und Handwerker waren aber ausgeschlossen, weil sie ja durch ihre tägliche Erwerbstätigkeit sich angeblich ein bezahltes Training verschafften. Konkret bei den Ruderern: Das Rudern durfte - wörtlich - "nur aus Liebhaberei betrieben" werden. Wer im Bootsbau arbeitete, war ausgeschlossen.

Der Amateurstatus verlangte beispielsweise auch, dass das Eiskunstlaufpaar Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler ihre Olympia-Silbermedaille zwei Jahre nach den Spielen offiziell im "Aktuellen Sportstudio" zurückgeben mussten, nachdem bekannt wurde, dass sie einen Vertrag bei einer Eisrevue schon vor Olympia unterschrieben hatten. 23 Jahre später sah man es doch nicht mehr so streng und gab ihnen die Medaillen wieder zurück…

Dass Frauen von vielen Sportarten ausgeschlossen wurden, ist bekannt. Dass sie in einigen Disziplinen auch besser als Männer sind, führt der Autor an Beispielen wie den zahlreichen Rekorden bei Schwimmausdauerwettbewerben aus. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es erfolgreiche Frauenweltspiele, die sich nicht mehr Frauen-Olympiade nennen durften, weil das Internationale Olympische Komitee IOC inzwischen Frauenleichtathletik als Entgegenkommen ins Programm genommen hatte. Noch heute ist die Gleichberechtigung nicht überall angekommen, wenn Frauen beispielsweise deutlich geringere Preisgelder erhalten.

Ähnliche Geschichte bei den "Gay Olympic Games": Auch die Weltspiele der Homosexuellen mussten den Namen "Olympic" streichen. Dennoch sind die "Gay Games", inzwischen offen für die LGBTQ+-Community, ein Erfolg. Mit fast 11.000 Teilnehmenden waren sie 1994 größer als die Olympischen Spiele.

Natürlich darf ein Kapitel über Caster Semenya (auch auf dem Cover abgebildet) nicht fehlen. Die ehemalige 800m Weltklasse-Läuferin besitzt (männliche) XY-Chromosomen und einen erhöhten Testosteron-Spiegel (aufgrund von innen liegenden Hoden statt einer Gebärmutter). Autor Krauß schildert die demütigenden Untersuchungen und Startverbote, die dann wieder zurückgenommen wurden. (Semenyas Situation war zweifellos entwürdigend, aber hier hätte ich mir auch etwas Verständnis für die Proteste der "normalen" Frauen gewünscht, die gegen Semenya chancenlos angetreten sind.)

Der Leser erfährt unglaubliche Geschichten mit vielen unbekannten Details. Ein Beispiel: Bis ins 19. Jahrhundert wurde das Schwimmen in Afrika auf beachtlichem Niveau betrieben. Bei Sklaven waren Schwimmfähigkeiten wegen der Fluchtgefahr dann nicht mehr erwünscht. Europäer kannten Schwimmen nur als eine Technik, bei der der Kopf über Wasser bleiben wollte - und sie staunten über die seltsame Schwimmtechnik der Afrikaner: Diese kraulten! So gesehen passt der Untertitel: Eine neue Geschichte des Sports.

Gelesen und besprochen von Birgit Schillinger

Martin Krauß: "Dabei sein wäre alles" - Wie Athletinnen und Athleten bis heute gegen Ausgrenzung kämpfen. Eine neue Geschichte des Sports.
Verlag C. Bertelsmann, Erschienen am 15. Mai 2024
Hardcover, 448 Seiten, 7 s/w Abbildungen
ISBN: 978-3-641-29268-3

Das Berglauf-Journal 2024

Profilierter Mix zum Lesen und Laufen

 

In der Tat, mehr Profil geht nicht! Hochalpine Läufe mit atemraubendem Bergauf und Bergab haben im neuen Berglauf-Journal ebenso ihren Platz wie die zweifellos auch ihren Reiz besitzenden Läufe im eher sanft-hügeligen Mittelgebirge - so facettenreich zeigt sich einmal mehr das aktuelle Taschenbuch zum Berg- und Traillaufen im Outdoor-Sportjahr 2024. Die wus-media-Redaktion um den Fachjournalisten Wilfried Raatz hat einmal mehr auf 240 Seiten Stories, Portraits, Veranstalter-Profile und vieles mehr zum Thema Berglauf und Trailrunning platziert.

Begründet war die Hoffnung auf ein "normales" Sportjahr 2023 und es wurde es! Seite für Seite ist dies im neuen Berglauf-Journal zu spüren. Die Szene lebt wieder, denn die Teilnehmerzahlen sind weitgehend wieder auf Normalpegel.

Viele spannende und höchst informative Stories aus der Berglauf- und Trailrunning-Szene hat die Redaktion unter dem im Laufsport bestens bekannten Journalisten, Trainer und Organisator Wilfried Raatz verfasst und mit attraktiven Bildern ausgestaltet. Und zeugen von der Einzigartigkeit dieser vielgestaltigen Sportart.

Im Hauptteil des Taschenbuchs wird das Weltchampionat der Berg- und Trailläufer in Innsbruck und im Stubaital zu Recht gefeiert, denn was die Organisatoren auf die Beine gestellt haben, das hatte es in dieser Form bislang noch nicht gegeben. Neben den Betrachtungen zum Auftritt der Weltbesten kommen aber die fünfzigjährigen Jubiläen am Rennsteig und dem Hochfelln natürlich nicht zu kurz, die beide sehr unterschiedliche, aber letztlich entscheidende Beiträge für die Entwicklung des Landschaftslaufens geleistet haben. Portraits zweier Masters-Weltmeister und einem Nobody aus dem flachen Hamburg sind ebenso lesenswert wie auch die Sorgen um die Läufe im Allgäu oder das bunte Mosaik aus der Szene. Wer jetzt spätestens mit den Füßen zu scharren beginnt, der findet sicherlich im umfangreichen Terminkalender von Deutschland, der Schweiz und Österreich wie auch in den 90 Profilen angesagter Events die passende Mitmachmöglichkeit entsprechend seiner Ambitionen und Fähigkeiten.

Auf 240 Seiten werden einmal mehr die vielfältigen Facetten des landschaftsbetonten Laufens skizziert, gleich ob dies nun Trailrunning oder Berglaufen genannt wird. Für Generationen von Läufern ist das Berglauf-Journal längst zur unverzichtbaren Lektüre und zum Saisonplaner, bedeutsames Lebenselixier im Jahresablauf geworden. Für viele der Leistungssportler, aber auch für mehr oder natürlich auch weniger ambitionierte Freizeitläufer hat das Taschenbuch längst einen exponierten Platz im Bücherregal erhalten.

Wilfried Raatz: Berglauf-Journal 2024
240 Seiten, 100 Farbfotos. Inhalt: Stories, Portraits. Eventprofile, Statistik, Preis € 11,00 zzgl. Porto. Direktbezug über wus-media UG, Thujaweg 4, 76149 Karlsruhe, im Internet unter www.berglauf.info oder über den Buchhandel unter ISBN 978-3-929071-34-4

Neu im Seniorensport? Tipps für ältere Läufer

Eichi? Den kennt jeder Läufer in der Pfalz (und Umgebung). Eichi ist eine Institution:

 

Hans-Jürgen Eichberger war in seinen jungen Jahren ein erfolgreicher Langstreckenläufer, ist aber inzwischen mehr noch durch sein Trainingswissen hoch geschätzt. Er hat schon viele Athleten zu einer nicht für möglich gehaltenen Bestzeit gebracht. Nun hat Eichi ein Ratgeber-Buch speziell für Senioren geschrieben. "50 - 60 - 70. Für Senior*innen und solche, die es werden wollen" ist in dem kleinen pfälzischen Verlag Hekma in Maikammer erschienen.

Schon auf dem Cover sind bekannte Seniorenläufer aus der Pfalz und dem Elsass wiederzusehen. Das Buch möchte Mut machen, denn im Seniorenalter gelten andere Gesetze: "Stagnation musst du akzeptieren!", schreibt Eichberger gleich im Vorwort.

Das Buch richtet sich mit vielen Tipps vor allem an Anfänger, beispielsweise was Bekleidung und Laufschuhkauf betrifft. Die Trainingspläne sind für Laufanfänger und Späteinsteiger.

Erfahrene Läufer finden manche nützliche Hinweise, beispielsweise bei welchen Fußproblemen welche Schnürung helfen kann. Hier spricht der Schuhexperte, denn Eichi eröffnete in den 90er Jahren Kandel einen Laufschuhladen und wurde zu einem gefragten Schuhexperten. Obwohl der Laden inzwischen übernommen wurde, ist Eichi immer noch dort bei der Kundenberatung aktiv.

Eichberger hat eine Marathon-Bestzeit von 2:19:52 Stunden (in Kandel) und schrammte mit 30:17 über 10.000m nur knapp an der 30Minuten-Grenze vorbei. Seine Stärke waren Landschafts- und Bergläufe.

Nett sind nostalgische Rückblicke: Zwei Briefe, in denen 1975 die inzwischen verstorbene Trainerlegende Ernst van Aaken ihm Tipps zum Langstreckentraining gibt, oder Fotos von alten Spikes oder Laufschuhen.

Gelesen und besprochen von Birgit Schillinger

Hans-Jürgen Eichberger: 50 - 60 - 70. Für Senior*innen und solche, die es werden wollen. Maikammer: Hekma-Verlag. 2023.
160 Seiten, Softcover. 14,90 Euro.
ISBN 978-3-946024-03-3

 

Schrödingers Kasten

Ein Laufkrimi

Markus Heidl ist Wiederholungstäter geworden, hat seinem Debüt Bitte laufen Sie rechts ran! Träume eines Läuferlebens! ein weiteres Buch folgen lassen. Ein brutaler Kriminalfall mitten in der Marathonvorbereitung, der in der Rhein-Main-Metropolregion spielt, aber beim Marathon in Berlin eskaliert und endet. War sein Erstling noch eine Sammlung von 31 Geschichten, von denen allein sechs der attraktiven Kaisa Nieminen gehörten, widmet er in Schrödingers Kasten die 306 Buchseiten der laufsportbegeisterten angehenden Strafverfolgerin in Gänze.

Kaisa absolviert ihr Referendariat bei Hauptkommissar Joshua Grimm im Kommissariat Offenbach. Ideenreich und zielstrebig verfolgt sie die Aufklärung des Gewaltverbrechens. Joshua Grimm ist von ihr begeistert. Ja, entflammt. Seine Referendarin ist jedoch bereits vergeben. Ist sie? - Forsch geht sie ans Werk, mitunter unvorsichtig. Die Ermittlungen gehen gut voran. Das Bild wird klarer. Zeugenaussagen und medizinische Erklärungen belasten den Verdächtigen zusehends. Allein, es mangelt an Beweisen. Dann wird der Verdächtige selbst Opfer.

Während der Aufklärung heißt es für Kaisa den Trainingsplan für ihren ersten Marathon einzuhalten. Ein sehr ambitionierter Halbmarathon in der letzten Vorbereitungsphase läuft vielversprechend. Mit Interesse verfolgen Hauptkommissar und Täter das leistungssportliche Vorhaben von Kaisa Nieminen. Sind genauso gespannt auf den Ausgang des Rennens und der Ermittlungen wie wir Leser. Wie wird alles enden? Gibt es ein Happy End? Oder doch eine Katastrophe?

Nun ja, bespricht man einen Krimi, darf man nicht zu viel verraten. Markus Heidl hat was die Polizeiarbeit anbelangt einiges recherchiert und Rat eingeholt. Hinsichtlich der Marathonvorbereitung hat er selbst seine Erfahrungen gemacht. Für Läuferinnen und Läufer wirkt der Lesestoff zwiespältig: einerseits eine Anregung zum Training, aber andererseits gefesselt im Lesen und der Frage auf der Spur: Was hat Schrödinger im Kasten?

Gelesen und besprochen von Walter Wagner

Markus Heidl: Schrödingers Kasten - ein Laufkrimi Verlag ampelpublishing.de 2023
306 Seiten, 400g mit kaschiertem Einband und Klappen
16,00 € inkl. MwSt. (CHF 18,00), zzgl. Versandkosten
GTIN/EAN (ISBN): 978-3-9820781-9-9

Vogelkalender 2024

Tagesabreißkalender zum Aufstellen oder Aufhängen von Herbert Steffny

 

Geschenkidee für Natur- und Vogelfreunde
... und andere!!!

Aus der "Not"lösung hat Herbert Steffny eine Tugend gemacht. Dem erfolgreichen Prototyp eines Tagesabreißkalenders für 2023, der dem Corona Lock-down geschuldet war, folgte nun der Kalender für 2024. Wieder ist es ein Vogelkalender, wie sollte es beim Diplom-Biologen Steffny anders sein? Nun ja, Schmetterlinge gingen auch, denn mit dem Lepidoptera, wissenschaftlich für Schuppenflügler, kennt er sich ebenfalls bestens aus. Und es gibt etwa 160.000 Arten, ergäbe rund 438 Jahre Tagesabreißkalender ohne Wiederholungen. Obendrein werden jährlich etwa 700 Schmetterlinge neu entdeckt…


Okay, es sind wieder Vögel! Und 2025, bereits in der Mache, werden es wieder Vögel sein. Herbert Steffny, Europameisterschaftsdritter im Marathon 1986, der seine Sportlerkarriere als Bestsellerautor, Veranstalter von Laufseminaren, als Referent, Fachjournalist und Co-Kommentator von TV-Marathonübertragungen fortsetzte, hat eben Ausdauer. Zum Glück! Denn es gibt bereits Liebhaber des analogen Jahresbegleiters, quasi Süchtige, die den täglichen Abriss brauchen und keinesfalls mit digitalen Klicks durchs Jahr zufrieden wären.

Schon die Vorfreude auf die eindrucksvollen Farbfotos, zu jedem Federtier gibt es zudem erläuternde Texte zu Biologie oder Verhalten, bringen den gewissen Kick. Und wer würde von sich behaupten, dass da nicht auch mal gespickt wird, was am nächsten Morgen kommt.

Eine super Geschenkidee. Es gibt Probeseiten im Internet. Gespannt darf man auf die kommende einjährige Fotosafari sein. Herbert Steffny verspricht: Noch bunter, noch internationaler - über 300 neue Bilder, mit kurzen, informativen, kritischen, aber auch spaßigen Begleittexten...

Vorgestellt von Walter Wagner

Vogelkalender 2024 - von Herbert Steffny
Tagesabreißkalender zum Aufstellen oder Aufhängen
Südwestverlag München - Euro 14,99 inkl. MwSt.
Abreißkalender, 11,0 x 15,0 cm, mit 366 Farbfotos
ISBN: 978-3-517-10197-2

 

MordsMarathon

Tote beim Dämmermarathon

Ein Anschlag auf den Mannheimer Marathon? Motivation: möglichst viele Tote! Dieser perfide Plan ist der rote Faden in dem neuen Regionalkrimi von Manfred Krämer. Der aktive Volksläufer Krämer, auch durch seine Kolumnen in Runner´s World bekannt, ist oft in der Rhein-Neckar-Region bei Laufveranstaltungen unterwegs. Daher kann der Krimi-Autor aus Lampertheim hier mit viel Insider-Wissen und -Witz punkten. Der Leser erkennt in der Lektüre die Lokalitäten, wenn Ermittler Lothar Zahn seine Trainingsrunden dreht oder überlegt, ob er die Rolltreppen zu der Startnummernausgabe im Rosengarten nehmen soll.

Aber der Krimi "MordsMarathon" ist nicht nur eine emotional nachvollziehbare Hommage an das größte Laufevent der Region, bei dem der Leser schon durch den Adrenalinschub Gänsehaut vor dem Start bekommt. Es steht nämlich eine Drohung im Raum, dass es bei diesem Marathon durch einen Anschlag tausende Tote geben wird. Wer steckt dahinter? Wohl ein Psychopath? Und wie will der Täter es erreichen?

Mehr wird nicht verraten. Nicht nur für Freunde des Mannheimer Dämmermarathons ist der Lokalkrimi eine lustige und spannende Unterhaltung. Es ist der siebte Krimi in der Solo&Tarzan-Reihe von Manfred H. Krämer. Das Ermittlerpärchen Tarzan und Solo haben in der neuen Ausgabe auch noch einige private Probleme zu klären.

Das Lesen macht etwas wehmütig: Das beliebte Großereignis wird in der Läuferszene schon sehr vermisst. Hoffentlich wird es eine Neuauflage des Dämmermarathons geben. Aber bitte friedlich wie immer…

Gelesen und besprochen von Birgit Schillinger

Manfred H. Krämer: MordsMarathon: Ein Mannheimer Rhein-Neckar Krimi (Solo & Tarzan), 2016 erschienen als Taschenbuch, 256 Seiten, Waldkirch Verlag 12,00 €
ISBN 978-386476-072-3

Herz auf Füßen

Ein "Lauf- und Lesebuch"

Herausgeber spannen einen Bogen vom Sport bis zum sozialen Engagement

 

Diese Buchbesprechung in einem Internetjournal für Lauf- und Ausdauersport darf von einigen Voraussetzungen zum Thema ausgehen. Bestimmt sind den meisten Lesern die "Jede Oma zählt"-Läufer schon bei Laufveranstaltungen aufgefallen, einige werden sich auch gefragt haben, um was für einen Verein oder was für eine Aktion es sich da wieder handelt(?). Nun, es ist eine Kampagne von HelpAge, ein sozialpolitisches und humanitäres Hilfswerk, im Internet ausführlich vorstellt unter www.helpage.de. Hier in Stichworten genannt, der weltweite Einsatz für die Bedürfnisse und Rechte älterer Menschen, die Bekämpfung von Altersarmut, die Linderung von menschlichem Leid. Zugesagt ist, dass die Erlöse des Buches komplett für die weitere Arbeit von HelpAge zur Verfügung gestellt werden.

In Händen halte ich ein 428 Seiten starkes Buch, ein Sammelband verschiedenster Geschichten, Gedichte und Reiseberichte. Ehrlich gesagt, eine Rezension ist für mich da immer eine undankbare Aufgabe, denn umfassend besprechen und dabei allem gerecht zu werden, gelingt mir nicht. Keine neue Erkenntnis, und mich nur an der Oberfläche zu bewegen, sei mir bei durchaus interessantem und lesenswertem Zusammengetragenem gestattet. Die rund 40 Beiträge der am Ende des Buches in kurzen Biografien vorgestellten Autoren sind eine willkommene, unterhaltsame wie lehrreiche Ansammlung zum Ausdruck gebrachter LaufLEIDENschaft. Die Verbindung zu sozialem Engagement ist unaufdringlich vorgetragen und gewollt. Wie sollte es hier auch anders sein.

Einem kurzen Vorwort der Schauspielerin Hannelore Hoger, der Schirmherrin der 2006 ins Leben gerufenen "Oma"-Kampagne, folgt ein erklärender Beitrag von Lutz Hethey über die Entstehungsgeschichte, die zu überwindenden Schwierigkeiten und die mit der Kampagne entstandenen langjährigen Verpflichtungen. Auch beim nächsten Beitrag geht es nicht darum, wie schaffe ich es einen Marathon zu laufen. Nein, Aurelia Mlabi wird vorgestellt, eine 80jährige Afrikanerin. Ohne Wasser - kein Leben. Sie versorgt Enkel und Urenkel, ihre Kinder sind gestorben, HIV. Im Buch werden weitere Beiträge der afrikanischen Omas eingestreut, deren Alltagsprobleme geschildert und die geringen Hilfen erläutert, die ihnen ein lebenswertes Dasein ermöglichen. Der Bezug zu unterschiedlichen Kultur- und Lebensbereichen ist ein wichtiger Leitgedanke des Buches, heißt es in der Medienmitteilung.

Da viele Autoren sich der Laufgruppe "Jede Oma zählt" angeschlossen haben, ist ein Engagement für Integration und Bekämpfung der Armut, gegen Krieg und Vertreibung naheliegend. Die Botschaft eines aktiven, friedlichen, toleranten, wertschätzenden und integrativen Miteinanders auf der ganzen Welt ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Buches.

Den Herausgebern Lutz Hethey und Heiko Schulze ist es gelungen eine interessante Mischung kurzweiliger Beiträgen zusammen zu tragen, darunter auch solche bekannter Persönlichkeiten aus Sport, Politik und Gesellschaft. Und wenn ich es bis hierhin auch noch nicht so mit Nachdruck genannt habe, es geht immer ums Laufen. Somit wird das Lauf- und Lesebuch zur Empfehlung. Man kann es am Wochenende wie einen Ultra in einem Rutsch lesen oder wie einen Etappenlauf angehen, täglich Story für Story. Ob man schließlich in Zukunft für "Jede Oma zählt" läuft? Begegnen wird der Leser den Läuferinnen und Läufern der Kampagne aber ab sofort mit einer großen Portion Anerkennung.

Ach ja, doch noch eine Kritik und man verzeihe sie mir: Es geht um das Schreiben mit dem gendergerechten Doppelpunkt. Beim Lesen dürfte es manche Leser:innen stören. Ob es tatsächlich erforderlich ist, die Sprache zu erneuern. Mit Neid blickt man da etwa auf das Englische, das vor derart Qualen schützt.

Gelesen und besprochen von Walter Wagner

Lutz Hethey und Heiko Schulze (Hg.): Herz auf Füßen - ein Lauf- und Lesebuch
448 S., 20 € inkl. MwSt.
ISBN 978-3-86685-900-5

Einmal Marathon

 

Der Marathon ist für uns Jedermänner und -frauen das vielleicht letzte Abenteuer unserer Zeit. Man läuft los mit nichts als seinen Laufschuhen an den Füßen, seiner Startnummer auf der Brust sowie einem groben Zeitplan, wann man wo sein möchte und was man wo trinken und/oder essen will. Spätestens ab Kilometer 30 aber kommt man in einen Bereich, über den man im Vorfeld nur hoffen kann. Am Tag X kann alles passieren. Im schlechtesten Fall spuckt einen der Marathon am Streckenrand wieder aus.

Um dieses Szenario möglichst zu vermeiden, bereitet man sich typischerweise gewissenhaft über mehrere Monate auf das Abenteuer Marathon vor. Dabei übt man sich in Verzicht, Disziplin und Durchhaltevermögen, immer die Ziellinie vor dem inneren Auge.

So auch der Protagonist Simon aus Timo Mäkitalos Buch "Einmal Marathon", der aus seinem immer gleichen, von seiner Arbeit dominierten, Alltagstrott auszubrechen versucht. Da ist es nur passend, dass das Buch mit den Worten "Nur nicht nervös werden" beginnt.

Denn nervös werden kann man durchaus, sollte es bisweilen sogar, wenn man sich zum ersten Mal für einen Marathon anmeldet. Spannend und witzig beschreibt der Roman die Sicht auf uns Läuferinnen und Läufer aus dem Blickwinkel eines noch Außenstehenden, der sich erst in die Welt des Laufens einfinden muss. Aufregend ist dabei nicht nur der positive Wandel, den das Laufen in Simon verursacht, sondern ebenso die privaten Verstrickungen, die sich durch Simons Lebenswandel ergeben. Für ihn stellt sich die Frage, ob man wohl nach einem solchen Erlebnis wieder zurück in ein "normales" Leben finden kann.

Dessen Freundin Anna sträubt sich nämlich gegen den Marathon und das Laufen im Allgemeinen. Gerade deshalb muss auch sie sich aber die Frage stellen, was ihr Ziel im Leben ist. Passt es noch mit Simons zusammen?

Timo verbindet in seiner Erzählung das Marathonrennen mit der Lebensgeschichte seiner Protagonisten sowie philosophischen Abschnitten, die lesenswert für alle Laufenden sind. Beispielsweise steht es normalerweise für Optimismus, wenn es aufwärts geht. Nur wir Läuferinnen und Läufer haben es für eine schnelle Zeit lieber, wenn es möglichst flach ist.

"Einmal Marathon" - ein Roman, der dem Abenteuer Marathon Tribut zollt.

Gelesen und besprochen von Markus Heidl

Timo Mäkitalo: Einmal Marathon. Verlag: Books on Demand 2022. 290 Seiten, Paperback, 12,00 € inkl. MwSt. / portofrei
ISBN-13: 9783756256198

Prof. Weber and the Paderborn Model of Running Therapy

 

Das Buch "Prof. Weber and the Paderborn Model of Running Therapy" ist eine von zwei Neuerscheinungen zur Lauftherapie von Wolfgang W. Schüler, Lauftherapeut und Autor bzw. Herausgeber zahlreicher Bücher zum gesundheitsorientierten Laufen. Es handelt sich um eine Festschrift, gewidmet Professor Dr. Alexander Weber, der im Juni 2022 seinen 85. Geburtstag beging. Zuvor war ihm vom Forum für Sportgeschichte Berlin der Horst-Milde-Award verliehen worden. Dieser Ehrenpreis wird zur Würdigung besonderer Lebensleistungen für den Laufsport vergeben.

Der Autor setzt mit dieser Festschrift die Reihe "International Studies on Running Therapy" fort.

Der erste Band "Dr. Kostrubala and the Invention of Running Therapy" war 2020 als Festschrift zum 90. Geburtstag von Thaddeus Kostrubala, Wegbereiter der US-amerikanischen Lauftherapie, erschienen. Wie dort ist der Text des neuen Werks in den Sprachen Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch verfasst. Dadurch wird zum einen die Verbindung zwischen beiden Bänden deutlich, zum anderen wird so die internationale Bedeutung des von Alexander Weber entwickelten Paderborner Modells der Lauftherapie hervorgehoben. Gleichzeitig wird durch die Darstellung in vier Sprachen der internationale Austausch zum Thema Lauftherapie erleichtert. Optisch wird der Bezug zum ersten Band durch das sich ähnelnde Design hergestellt.

Im hinteren Teil des 208 Seiten umfassenden Buches hat der Autor eine Vielzahl von zumeist farbigen Fotos zusammengestellt. Dadurch erhalten die Leser nicht nur einen Überblick über das Schaffen von Professor Weber, sondern bekommen auch einen visuellen Eindruck vom Läufer und Menschen Alexander Weber. Anhand der Bilder wird zudem das Deutsche Lauftherapiezentrum e. V. (DLZ) vorgestellt, dessen Gründer und Leiter er war. Abgerundet wird das Buch von einer ausführlichen Bibliografie zu den Weber'schen Publikationen zur Lauftherapie und von einer Übersicht zu den Publikationen über Weber und das DLZ aus der Feder von Wolfgang W. Schüler selbst.

Zu Beginn seiner Ausführungen stellt Schüler die Laufanfänge von Alexander Weber und dessen Beweggründe dar. Weber, Pädagoge und Psychologe, der gerade die Dreißig überschritten hatte, lief zunächst aus gesundheitlichen Gründen. Mit der Zeit stellte er weitere Wirkungen des Laufens an sich fest: "Beim Laufen kamen mir gute Ideen zugeflogen", zitiert ihn Schüler.

Die vom Autor beschriebenen Laufanfänge Webers verdeutlichen, dass Selbsterfahrung und Reflexion den Anstoß für alles Weitere gegeben haben. Der Wissenschaftler Weber, seinerzeit Professor an der Gesamthochschule Paderborn, war neugierig geworden und begann Untersuchungen und Studien durchzuführen, um die Wirksamkeit des Dauerlaufs näher zu beleuchten. Dabei standen vor allem und erstmals die psychischen Aspekte im Fokus. Hervorzuheben sind die Untersuchungen an Volkslaufteilnehmern und Hausfrauen sowie die Studien zum Laufen mit Alkoholkranken und Psychosomatikern. Bei den Teilnehmern der Laufprogramme wurden beispielsweise weniger Angst, weniger depressive Gestimmtheit, größere emotionale Ausgeglichenheit, höhere Selbstachtung, ein günstigeres Selbstkonzept und größere Widerstandsfähigkeit in Stress-Situationen beobachtet. Es ist das große Verdienst von Weber, wissenschaftliche Belege für diese Wirksamkeiten des Laufens erbracht zu haben. Schüler wiederum stellt die Untersuchungsergebnisse in chronologischer Reihenfolge, prägnant und aussagekräftig dar.

Im Anschluss wird die Gründung des Deutschen Lauftherapiezentrums e. V. (DLZ) durch Alexander Weber und weitere Personen im Jahr 1988 (zunächst unter dem Namen Zentrum für Lauftherapie e. V.) beschrieben. Ein Institut, das sich den prophylaktischen und therapeutischen Möglichkeiten des Laufens widmete, gab es bis dahin in Europa noch nicht. An diesem Institut, beheimatet im ostwestfälischen Bad Lippspringe, wurden ab 1991 erstmals Lauftherapeuten ausgebildet und damit ein neues (neben-) berufliches Tätigkeitsfeld eröffnet.

Der Autor stellt ebenso dar, wie Weber und Mitstreiter das Paderborner Modell der Lauftherapie zu einer "Systemischen Lauftherapie" weiterentwickelten. Hierbei steht die ganzheitliche Gesundheitsvorsorge im Vordergrund. Neben Bewegung und gesunder Ernährung werden Entspannung und der Aufbau guter sozialer Beziehungen angestrebt. Gleichzeitig wurde das DLZ-Ausbildungssystem zu einer sog. "Lebensschule Laufen" erweitert, indem neben der Weiterbildung zum Lauftherapeuten auch solche zum Laufgruppenleiter und zum Laufpädagogen (Laufcoach) angeboten wurden.

 
Der Autor Wolfgang W. Schüler mit
seinen beiden neuen Werken
  Der Jubilar Prof. Dr. Alexander Weber, dem beide Bücher gewidmet sind

Die Festschrift "Prof. Weber and the Paderborn Model of Running Therapy" beschreibt ausführlich all diese Entwicklungen. Dabei gelingt es Wolfgang W. Schüler, die Leser mit auf diesen Weg zu nehmen. Als Insider des DLZ - dort ausgebildeter Lauftherapeut, langjähriger Dozent und Kommissionsleiter - liefert er Informationen aus erster Hand und schafft es, die Inhalte auch Außenstehenden nahezubringen, verständlich und klar strukturiert. Die Festschrift stellt nicht nur eine Zusammenfassung und Würdigung des Beitrags von Alexander Weber als Impulsgeber und Wegbereiter der Lauftherapie dar, sondern unterstreicht auch die Bedeutung seiner Erkenntnisse für die Zukunft. Nach dem Vereinsbeschluss zur Auflösung des DLZ im Jahr 2022 gewinnt das Buch umso größere Bedeutung, als es all dies in seinen verschiedenen Facetten dokumentiert, eine über 40 Jahre währende, erfolgreiche Entwicklungsarbeit festhält und dem "kollektiven Gedächtnis" zuführt.

Das Buch ist eine spannende und kurzweilige Zeitreise. Es ermöglicht eine selbstvergewissernde Rückschau und kann ebenso als Aufforderung zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Lauftherapie verstanden werden. Zu hoffen bleibt, dass der Weber'sche Funke noch auf viele überspringt. Es sieht ganz danach aus: mittlerweile gibt es in Deutschland mehrere Ausbildungsträger zur Lauftherapie.

Ich empfehle das Buch nicht nur allen ausgebildeten und in Ausbildung befindlichen Lauf- und Sporttherapeuten sowie Lauftreff- und Übungsleitern, sondern gerade auch all jenen Läufern, die am gesundheitsorientierten Laufen interessiert sind, ja vielleicht schon einmal überlegt haben, selbst an einem Weiterbildungskurs zum Lauftherapeuten teilzunehmen.

Gelesen und besprochen von Ralph Schmitt

Wolfgang W. Schüler (2022): Prof. Weber and the Paderborn Model of Running Therapy. Festschrift commemorating his 85th birthday in four languages: English - Español - Français - Deutsch (International Studies on Running Therapy, Vol. 2, edit. by Wolfgang W. Schüler). Hamburg: Verlag tredition (208 S.) - Hardcover ISBN 978-3-347-58670-3, Softcover ISBN 978-3-347-58666-6

 

Der Rezensent

Ralph Schmitt, geb. 1969, ist seit seiner Schulzeit Läufer. 2002/03 absolvierte er die Ausbildung zum Lauftherapeuten am DLZ. Er war leistungsorientierter Hobbyläufer (Marathonbestzeit von 2:37:18 Std) und läuft mittlerweile überwiegend zur Erhaltung seiner körperlichen und psychischen Fitness. Er hat Lauf(therapie)kurse mit Jugendlichen durchgeführt und richtet sein Augenmerk heute auf das Laufen im Sportunterricht. Er ist Schulleiter an einer Förderschule in Bayern.

299 schlaue Dinge über Sport die jedes Kind wissen sollte

 

Schlaues Wissen über Sport - nicht nur für Kinder
Witzige und nützliche Fakten und Anregungen liefert dieses Sportbuch: "299 schlaue Dinge über Sport, die jedes Kind wissen sollte" ist ein motivierendes Sammelsurium. Informiert wird in kleinen Beiträgen über bekannte und gänzlich unbekannte (und ausgestorbene) Sportarten, über Sportler*innen und Bewegungsspiele, die das Ausprobieren lohnen.

Erstaunliches können Kinder (und ihre Eltern) nachlesen. Beispielsweise hat 2015 Bahnradsportler Robert Förstemann ein Toastbrot im Toaster zu bräunen versucht, indem er auf dem Hometrainer Strom erzeugt. Er hat es geschafft, musste aber knapp zwei Minuten 700 Watt bringen - für Durchschnittsradfahrer eher nicht möglich. Und um ein Flugzeug zum Fliegen zu bringen, bräuchte es dann 43000 Roberts.

Besonders nett sind die Bewegungstipps: Da findet sich so manch ungewöhnliches Training, das auch in den Sportunterricht eingebaut werden könnte. Reizvolle Laufspiele können Motivation wecken. Informative Erklärungen beispielsweise den Disziplinen der Leichtathletik oder zu Ballsportarten gehören ebenso zum Inhalt wie Filmtipps.

Eine inspirierende Zusammenstellung, die nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene (darunter Trainer und Sportlehrer) gerne lesen werden.

Gelesen und besprochen von Birgit Schillinger

Andreas Beune: 299 schlaue Dinge über Sport, die jedes Kind wissen sollte.192 Seiten, Hardvover, Covandonga-Verlag 2021, 19,80 €, ISBN: 978-3-95726-042-0

 

Running forever
Wie Frauen zu lebenslangen Läuferinnen werden

Zwei Dutzend Läuferinnen haben für das im Frühjahr 2021 erschienene Buch "Running forever. Wie Frauen zu lebenslangen Läuferinnen werden" (Arete Verlag, Hildesheim) ihre Lauf-Lebens-Geschichte niedergeschrieben. Die Herausgeber:innen des Buches interessierte, wie die Betreffenden sich die Freude am Laufen bewahrt haben und zu welchen "Konzepten" lebenslanger Ausübung sie gekommen sind. Im LaufReport werden drei der 24 Beiträge vorgestellt.
  Buchbeiträge im LaufReport HIER

Ultramarathon & mehr

 

"Es ist kein Schiller und kein Goethe - es ist ein INGO". So das Originalzitat des Autors über das neue Werk, sein insgesamt 5. Buch und, wie ich meine, sein bisher bestes. Schulze gilt in Deutschland als Pionier im Organisieren von Mehrtagesläufen, die in der Fachsprache auch als Multi-Day-Races bezeichnet werden. So geht der erste gesamtdeutsche Deutschlandlauf 1998, 1225 km von Kap Arkona nach Lörrach, auf sein Konto. Ebenso der erste Transeuropalauf 2003 über 5036 km von Lissabon nach Moskau. Zwar erreichte die Hälfte der 44 Teilnehmer das Ziel am Roten Platz, aber dieses Monsterrennen war für ihn und Mitorganisator Manfred Leismann damals ganz klar ein paar Nummern zu groß. Es war eine Expedition, die sich permanent am Rande des Abgrunds bewegte. Der Rezensent, selbst Mitläufer und "Überlebender", ging damals mit beiden hart ins Gericht.

Auch sein Erstlingswerk (Transeuropalauf 2003, ISBN 3-937290-71-0) erntete, ob seiner dilettantischen Herangehensweise und Produktion in einem book-on-demand - Verlag (= Buch auf Bedarf) harsche Kritik, so dass er sich zu einer erheblich verbesserten Zweitauflage entschied (ISBN 3-86703-437-0). Schulze ging in sich und stellte (ohne Leismann) sechs Jahre später, sowie um die Erfahrungen der Organisation von 4 weiteren Deutschlandläufen reicher, mit dem 2. Transeuropalauf von Bari ans Nordkap (4488 km) ein nahezu perfektes Rennen auf die Beine, über das sogar ein Kinofilm mit dem Titel "I want to Run - das härteste Rennen der Welt" produziert wurde. Nun endlich auf Augenhöhe mit den Dimensionen und Herausforderungen eines derartigen Rennens angekommen, komplettierte er 2012 mit dem 3. Transeuropalauf und "bescheidenen" 4176 Kilometern von Skagen nach Gibraltar seine Transkontinentalen Eroberungen. Pionierleistungen ohne Zweifel, und die einzigen Wettkämpfe bisher, die den zweitkleinsten Erdteil auf dem Globus durchquerten. Auch hierüber publizierte er im Anschluss jeweils ein Buch (Transeuropalauf 2009, ISBN 978-3-86901-782-2 und Transeuropalauf 2012, ISBN 978-3-95488-207-6).

Auch als Aktiver ist Ingo Schulze, der sich selbst als "Ultraschlappschrittläufer mit der Beweglichkeit einer Eisenbahnschwelle" charakterisiert, kein unbeschriebenes Blatt. Unzählige Ultraläufe zieren seine Vita. Hervorzuheben sind dabei seine beiden Sololäufe durch Deutschland, 1983 durch die alte Republik und 1993 durch das wieder vereinte Deutschland, die jeweils einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde erhielten. Ab 1998 lösten seine Ambitionen als Organisator die Ultralaufkarriere weitest gehend ab und endete schließlich, als ihm 2011 ein Herzschrittmacher gesetzt wurde.

Warum nun dieses Buch? Das ich -interessanter Zufall- just an dem Tag anfing zu lesen, als die ARD in der Kultsendung "Druckfrisch" von Literaturkritiker Denis Scheck ein Interview mit dem vielfach ausgezeichneten Schriftsteller und Namensvetter Ingo Schulze ausstrahlte. Nach 21 Jahren und der Organisation von 18 Mehrtagesläufen mit einer Gesamtlänge von 24.578 km und 357 Renntagen, sowie etlichen Volks- und Stadtläufen, endete mit dem 3. Schwarzwaldlauf im Jahre 2018 auch Schulzes Karriere als Veranstalter. Sollten all die über Jahrzehnte gesammelten Erfahrungen als Ultralangstreckenläufer und Veranstalter in einer der untersten verstaubten Schubladen verschwinden? Wenn Läufer und Organisatoren auf diese Erfahrungen zurückgreifen könnten, ließen sich unnötige Fehler und Niederlagen vermeiden, so seine Motivation. "Das Rad muss nicht neu erfunden werden, aber man kann es weiter entwickeln" lautete sein Motto.

In dem Buch geht es im Wesentlichen um die Abläufe von Mehrtagesrennen aus der Perspektive des Organisators. Es geht um Stimmungsschwankungen der Protagonisten und der Betreuer. Unzählige Themen werden behandelt: Verkehrsrechtliche Anordnung, Ernährung, Kalorienverbrauch, Zustandekommen eines Mehrtageslaufes, Sponsoren und Presse, Doping bei Ultralangstreckenläufen, Notfallszenarien und vieles mehr. Schulze plaudert aus dem Nähkästchen. So erfährt der Leser zum Thema Schmiergeld in den osteuropäischen Ländern während dem 1. Transeuropalauf: Ich erkundigte mich beim Finanzamt Freudenstadt und wollte wissen, wie ich reagieren soll, wenn man Forderungen an mich stellt. Überraschend erklärte mir der Finanzbeamte, dass ich ohne Erfüllung dieser Forderungen nicht weit kommen werde. Ich durfte also die Händchen mit einigen Euros füllen. Musste dies aber unter Zeugen tun. Diese unterschrieben mir dann den entsprechenden "Schmiergeldbeleg".

Fragmentarisch geht der Autor auf verwandte Themen ein: Pionierveranstaltungen wie Marathon des Sables, Badwater-Race, Spartathlon; Tote beim Zugspitz-Extremberglauf; Frauenmarathon; Laufsucht; Alkoholgenuss beim Laufen; Vorstellung der Deutschen Ultramarathonvereinigung etc. Bei der Zusammenfassung der 3 Transeuropaläufe, wie auch bei einigen Spezialthemen, lässt er Gastautoren zu Wort kommen. Beeindruckend das Statistikwerk! Eine Aufstellung aller bisher 13 Transkontinentalläufe, vom Bunion Derby 1928 (Los Angeles - New York über 5506 km) bis zum Trans Europe Foot Race 2012 (Skagen - Gibraltar über 4176 km) und sämtlicher Finisher -insgesamt 8 Frauen und 181 Männer, sowie total 239 Zieleinläufen (inkl. erfolgreicher Mehrfachteilnahmen) -, Ausfallquoten, Namen der Veranstalter. Es folgt eine Vorstellung aller bekannten Weltläufer, also Menschen, die den Globus zu Fuß umrundet haben. Das sind immerhin 6 Männer und eine Frau.

Sämtliche Deutschlandläufe von 1975-2017, 22 an der Zahl, porträtiert Schulze nach 5 Kategorien: Alleingänge, Abenteuerlauf, Wettkampf, Gruppenlauf, Staffellauf. Eine enorme Fleißarbeit des Autors! Natürlich alles ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Gewähr. Übrigens stehen die Nachfolger von Schulze schon in den Startlöchern. Oliver Witzke hat für 2022 das Race Across Europe - von Tallinn nach Lissabon/4750 km in 64 Tagen - ausgeschrieben. Und Thomas Dornburg, der 2021 bereits erfolgreich einen Deutschlandlauf von Flensburg nach Lörrach realisierte, denkt an einen Transeuropalauf light, von Bremen nach San Marino, 2247 km in 41 Tagesetappen.

Wer nach so viel Ultra und Zahlenspielerei einen Themenwechsel braucht, dem sei Ingo Schulzes 4. Werk empfohlen: "Passagier auf einem Frachtschiff" (ISBN 978-3-95488-492-6). Dieses Buch hat mit der Lauferei absolut nichts zu tun. Es beschreibt die Erlebnisse des Autors während einer 49-tägigen Reise als einziger Passagier auf einem Containerschiff nach Südamerika im Jahre 2013. Denn in seinem ersten Leben fuhr der gebürtige Hamburger, der mit seiner Familie seit 1985 in Horb am Neckar lebt, als Schiffskoch zur See.

Gelesen und besprochen von Stefan Schlett

Ingo Schulze: Ultramarathon & mehr - Laufen ohne Grenzen, Engelsdorfer Verlag
211 Seiten, 18.- Euro, ISBN: 978-3-96145-769-4

… auf den letzten Metern. Momente des Zieleinlaufs

 

Wir Läufer:innen kennen sie: die letzten Meter, die uns klein oder groß machen - vor anderen, vor allem aber vor uns selbst. Jene Meter, die darüber entscheiden, ob wir einen Lauf als Erfolg oder Misserfolg werten. Liegen wir unter, auf der Höhe oder über unseren Erwartungen? Laufen wir zweifelnd oder gewiss, enttäuscht, zufrieden oder beglückt dem Ziel entgegen?

Wie Läufer:innen die letzten Meter erleben, was sie auf ihnen fühlen, denken und tun, fächert die neue Textsammlung von Detlef Kuhlmann auf. Zu 200 Seiten hat er 50 literarische Texte zusammengetragen, die er Laufbüchern wie auch Romanen entlehnt. Hier und da ein Gedicht, überwiegend aber Erzählungen, Auszüge aus längeren Abhandlungen. Geschickt portioniert.

Lang genug, um als Leser:in nicht nur in die Dramatik des "Endspurts" hineingezogen zu sein, sondern sich vorab auch der Dramaturgie des Laufs vergewissern zu können. Kurz genug, um konzentrierte Spannung zu erleben, die wie ein Sog wirkt: Man möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, stattdessen immer weiterlesen, von Lauf zu Lauf.

Ob nun Laufanfänger:innen, erfahrene Läufer:innen oder gar Olympioniken berichten …, ob sie zu einem Trainings-, Volks- oder Meisterschaftslauf aufbrechen …, ob sie die 1.500 oder 5.000 m, den Halb- oder Marathon, 100 Meilen oder den Spartathlon zurücklegen …, gar untertage eines Bergwerks, in der Hitze Afrikas oder in der Eiseskälte Sibiriens laufen - alle Beiträge nehmen uns mit auf die Strecke, lassen uns Höhen und Tiefen des Laufs miterleben, uns unweigerlich mitfiebern und mitbangen, ja mitleiden und mitfreuen. Sofort fallen einem jene Läufe ein, bei denen es einem selbst so oder ähnlich ging.

Wer kennt sie nicht - Aussagen wie "Mein Körper schien kurz davor zu sein auseinanderzufallen." (Haruki Murakami) "Jede Muskelanspannung fühlte sich an wie ein Hammerschlag." (Tom Ockers) "Ich will das erste Mal in meinem Leben einen Lauf abbrechen." (Sandra Mastropietro) "Tränen laufen über mein Gesicht, … Tränen der Angst, der Wut und der Verzweiflung." (Iris Gehrmann) "Fuck." (Ina Lange) "Jeder Meter ein Kampf gegen das Aufgeben." (Klaus Weidt) "Hinsetzen darf ich mich jetzt nicht, sonst komme ich nicht mehr hoch." "Die Gedanken zerfasern." (Marcus Pinsker) "Ich laufe wie in Trance." (S. M.) Aber auch: "Ich kann mir gut vorstellen, wie es mir in der nächsten Woche ging, wenn ich jetzt aufhörte: Ich würde mich hassen." (Mark Rowlands) "Es machte mich zur Heldin …, dass ich den Schmerz überwand." (Kathrine Switzer) "Ich entwickle plötzlich ungeahnte Kräfte." (S. M.) "Die Mauer." "Der zweite Wind". (Ulrich Pramann) "Bloß nicht übermütig werden." (Joschka Fischer)

Und wer Gegner bezwingen muss: "Ich werde ihnen weglaufen, sagt mein Film." (Dieter Baumann) "Einmal ließ ich ihn absichtlich zwei Meter von mir davonlaufen und wechselte dabei blitzschnell auf die rechte Seite. (…) Er verdrehte sich beinahe den Hals, ohne mich zu erspähen. In dem Moment lief ich rechts an ihm vorbei." (Waldemar Cierpinski)

Dann, mit der Ziellinie vor Augen: "Meine Spurtkraft reicht nicht mehr aus." (D. B.), "torkelte ich mehr …, als dass ich lief." (Norbert Schläbitz) "Wo kommt denn diese Kraft für den Endspurt plötzlich her?" (Isabel Bogdan) "Gänsehaut am ganzen Körper". (Hubert Karl) "Sicher lächele ich ein bißchen gepeinigt." (U. P.) "Hinein ins schäumende Überlauf-Becken der Endorphine." (Andrea Wechsler)

Im Ziel: "Auf einmal ist alles still." (Heidi Schmitt) "Das Ziel verfehlt." (Alexander Weber) "Selbstmitleidstränen". (Günter Herburger) "Es hat nicht gereicht, ich bin Vierter." (D. B.) "Bittere Enttäuschung". (H. K.) "Ich hatte es geschafft. … Ich war der glücklichste Mensch der Welt." (Philipp Jordan), "überglücklich - aber auch ein bißchen leer." (Klaus-Rainer Martin) "Ich habe es geschafft. Ich kann alles schaffen." (I. B.) "Dankbarkeit erfüllt mich, dieses Abenteuer erlebt zu haben." (K.-R. M.)

"Erst nach dem Zieleinlauf registriert man, was gerade passiert ist", resümiert Christian Bruns, und Matthias Politycki meint: "Eine Niederlage zu verkraften, ist schwer; ein Ziel erreicht zu haben, ist schwerer." "Raus aus der Performance-Falle" (Hajo Schumacher) lautet ein neuer Vorsatz und "Ich befand mich in einer handfesten Laufkrise" (A. W.) ein Eingeständnis. Werner Sonntag beruhigt: "Von Lauf zu Lauf wächst du."

Man möchte am liebsten jede:n Autor:in nennen und zitieren, ob Bernd Stelter, Matthias Brandt, Volker Schlöndorff, Heinz Florian Oertel, Manfred Steffny, Ronald Reng, Gerhard Uhlenbruck und wie sie alle heißen. Das Buch liest sich als ein "Best of", sprachlich von stets hoher Qualität. Es bietet beste, da spannende Unterhaltung. Es lässt uns teilhaben an den Laufstrategien und -manövern seiner Protagonist:innen und eröffnet dadurch vielseitige Vergleichsmöglichkeiten und Erkenntnisgewinn. Hier und da kommt ein Beitrag verschmitzt daher, auch mal fiktiv, aus der Sicht des Reporters und Zuschauers, philosophisch exkursiv oder analytisch.

Nachdem ich das Buch in einem Rutsch gelesen hatte, ging es mir wie der TV-Moderatorin Katrin-Müller-Hohenstein - die das Vorwort geschrieben hat - nach einem ihrer Läufe: "Ich bin erschöpft aber glücklich." Ein gutes Zeichen!

"… auf den letzten Metern" ist mit einem schön gestalteten, stabilen Klappumschlag versehen. Das Coverfoto zeigt die letzten Meter des Berlin Marathon ab dem Brandenburger Tor. Wer die ins Ziel strebenden Läufer:innen genauer anschaut, ihre Körperhaltungen und Gesichtsausdrücke, weiß bereits um die Vielfalt erlebbarer "Momente des Zieleinlaufs" (Untertitel).

Gelesen und besprochen von Wolfgang W. Schüler

Detlef Kuhlmann (Hrsg.): "… auf den letzten Metern. Momente des Zieleinlaufs". Eine Anthologie. Arete Verlag Hildesheim, 2021, 200 S., 20,00 €, ISBN 978-3-96423-058-4

 

Der Herausgeber

 

Dr. Detlef Kuhlmann ist Professor am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er gehört zu jenen, die nicht nur lehren, forschen und publizieren, sondern sich auch um Transfers der Theorie in die Praxis kümmern. Als Läufer hat er jeweils Dutzende Male am Berlin-Marathon und Hermannslauf teilgenommen. Ein "Steckenpferd" ist seine Vorstellung und Herausgabe literarischer Bücher zum Laufen. 1990 hob er den Literarischen Berlin Marathon aus der Taufe, den er seitdem als kulturelle Anreicherung des Rahmenprogramms dieses Laufs moderiert.

Foto © Horst Milde  

Bitte laufen Sie rechts ran!

 

Träume eines Läuferlebens

Der Autor Markus Heidl ist LaufReport-Lesern bekannt durch seine Reportagen über Laufveranstaltungen und seine Kolumne Pro & Kontra. Während seines Studiums entdeckte der promovierte Ingenieur seine Liebe zum Laufsport und seine Neigung, darüber zu schreiben. Den Veröffentlichungen in seinem Blog "laufen hilft!" und bei LaufReport folgen nun 31 Geschichten auf rund 300 gedruckten Seiten. Ein Buch zu schreiben war ein lang gehegter Wunsch des Autors, nun hat er ihn sich erfüllt. Gewinner seines Fleißes sind die Leserinnen und Leser, die sich bequem an den kurzweiligen, fantasievollen, manchmal lehrreichen und immer unterhaltsamen Storys bereichern können. Ja, bereichern, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis des Buches ist hervorragend.

"Eins, zwei, Polizei!", "Drei Hunde", "Die Initiative gegen mickrige Muskeln", "Muss mein Essen super sein?", "Laufen mit Köpfchen" - alle Geschichten sind knapp gehalten. Die etwas umfangreicheren sind geschickt unterteilt wiedergegeben. Wobei die wie ein Krimi anmutende Erzählung über die Erlebnisse der Läuferin Kaisa Disziplin abverlangt, will man nicht die fünf Teile am Stück konsumieren. Dabei scheint nichts dagegen zu sprechen, die vorgegebene Abfolge der Geschichten nicht einzuhalten und ganz nach Lust und Laune den Tag mit einer oder gleich mehreren ausklingen zu lassen.

Mehrheitlich werden die Leserinnen und Leser aber wohl der Vorgabe des Autors folgen. Bestimmt hat Markus Heidl die Reihenfolge der Storys genau bedacht. Oder nicht? Und was ist ihm bei der Leistungsläuferin Kaisa durch den Kopf gegangen? Diese Geschichte geht mir beim Joggen durch den Kopf. Hat das ambitionierte Lauftraining nicht auch etwas Zerstörerisches, etwas von Grenzen überschreiten und einer Verbissenheit, ohne die man das Optimale nicht erreicht?

Das Buch ist ideenreich und anregend. Mal ändert der Autor den Stil, überrascht gar mit eingestreuten Gedichten. Mal lässt er seiner Fantasie und seinen Träumereien freien Lauf, mal schildert er wahre Begebenheit, erzählt detailliert etwa von seinen Angriffen auf schnellste bekannte Zeiten. Er thematisiert Doping, Ernährung und Trainingslehren. Dabei wird er nie aufdringlich, beschreibt immer im Bewusstsein, sich auf eigene Erfahrungen und auf persönliche Meinung zu beziehen.

Sportlich ist Markus Heidl ein "Regiostar", einer der sich regelmäßig einen Platz auf dem Siegertreppchen bei Volksläufen erobert. Dafür braucht es Talent und Trainingsfleiß sowie die richtige Herangehensweise. Dies alles bringt der Autor mit, dessen Sympathie allen Läuferinnen und Läufern gilt. Wer sich vom Sofa auf und in die Laufschuhe schwingt, wenigstens erwägt damit zu beginnen, wird sich von den Geschichten genauso angesprochen fühlen, wie langjährige Laufcracks, die das Beschriebene kennen: sich überwinden loszulaufen, die wunderbaren Momente in Wald und Flur, die überraschenden Begegnungen, das erweiterte Bewusstsein.

Dem Autor gelingt es zu unterhalten, zu informieren und zum Laufen zu motivieren. Das Buch endet mit 15 Laufregeln, auch diese kompakt vorgetragen und zum Inhalt verknüpft. Noch näher auf die Kurzgeschichten einzugehen verbietet sich. Wer wollte schon in einer Rezension erfahren, wer der Mörder ist. Es geht zwar nicht um einen Krimi, aber zu viel über den Inhalt verrate ich nicht.

Gelesen und besprochen von Walter Wagner

Markus Heidl: Bitte laufen Sie rechts ran! Träume eines Läuferlebens! Verlag: Books on Demand 2021. 306 Seiten, Paperback, 11,99 € inkl. MwSt. / portofrei
ISBN-13: 9783753424170

Running forever.

Wie Frauen zu lebenslangen Läuferinnen werden

 

Ein Laufbuch mit demselben Haupttitel (Running forever), jedoch mit dem Untertitel "Das Geheimnis lebenslangen Laufens", war 2017 erschienen. Die hier vorliegende aktuelle Anthologie ist jedoch keine bloße Fortsetzung oder Ergänzung zum damaligen Konzept, es ist vielmehr eine Präzisierung und Konzentration auf ein Defizit in der Laufliteratur. Im und für den Laufsport engagierte Frauen sprechen von ihren langjährigen Lauferfahrungen. Das zugrunde liegende Konzept der Herausgeber aus dem vorangegangenen Buch in Form einer Art Gliederungsvorgabe der Beiträge ähnelt allerdings, es hatte sich bewährt. Dazu gehörte auch, dass die einzelnen Beiträge vier bis sechs Seiten möglichst nicht überschreiten sollten.

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Ride inside: Radfitness zu Hause aufbauen

  Radfahrtraining im Winter? Bis man unter der Woche nach Hause kommt, ist es dunkel und am Wochenende passt das Wetter auch nicht immer. Da gerade alle Fitness-Studios geschlossen sind, könnte man auf die Idee kommen, sich einen Rollen- oder Smarttrainer (irgendetwas, mit dem man zu Hause radeln kann) zuzulegen. Ja, wenn da nicht noch viele andere auf diesen Kaufgeschmack gekommen wären. Radtrainer sind fast überall ausverkauft. (Es wird sogar schon vor Betrügern im Netz gewarnt, die im Internet solche Teile anbieten, Geld kassieren und nicht liefern.) Aber wer in der glücklichen Lage ist, so ein Indoor-Trainingsgerät zu besitzen, der freut sich auch über ein paar Anregungen, denn das schlichte Radeln ist doch sehr eintönig. Und wie man sich auch denken kann, bringt es viel mehr, wenn man gezielt die Belastungen variiert.

Radsport- und Triathlon-Coach Joel Friel (einer der ersten, der Bücher über wattbasiertes Radtraining geschrieben hat) zeigt in seinem Ratgeber "Ride Inside", wie man aus dem Heim-Radeln ein effektives Training machen kann.
Schon nach dem ersten Blick ins Buch bekommt man Lust, auf die Rolle (oder ähnliches) zu steigen. Die Vorteile sind überzeugend:

Größer ist da schon die Qual der Wahl, was das richtige Trainingsgerät betrifft. Friel erklärt die Besonderheiten der verschiedenen Modelle - von der Rolle über den Smarttrainer bis zum Spinningrad im Fitness-Studio. Hier hätte ich mir ein paar Fotos dieser Modelle gewünscht. Auch bei dem Trainingsteil wären beispielsweise Tabellen und konkrete Wochenpläne hilfreich gewesen, die auf den schnellen Blick nutzbar sind. So aber muss man die Trainingsanleitungen aus dem Fließtext herauslesen.

Hilfreich sind die Anregungen, öfter Sprints und harte Intervalle einzubauen, denn dafür ist das Indoor-Cycling ideal. So kann die persönliche Belastungsgrenze in höhere Bereiche verschoben werden - was ja sonst draußen eher nur bei guten Bedingungen gelingt.
Auch die Möglichkeiten, virtuell Klassiker wie den Anstieg nach Alpe d`Huez zu erklimmen oder online gegen andere ein Rennen zu fahren, sind sicher neue Herausforderungen, die das Training bereichern.

Fazit: Ein motivierender Ratgeber für Einsteiger, der jedoch noch konkreter hätte sein können.

PS1: Joe Friel ist eine Trainer-Legende und hat durch seine Erfahrungen sowie seine Bereitschaft, neue Trends aufzugreifen, viele Fans. Sein Ratgeber "Schnell + fit ab 50: Wie Sie noch viele Jahre erfolgreich trainieren und Wettkämpfe bestreiten" hat mir bisher am besten gefallen, denn er ist ebenfalls sehr motivierend, liefert aber mehr einfach umsetzbare Trainingstipps - für leistungsorientierte Senioren.

PS2: Könnte man nicht die beim Radeln erzeugte Energie sinnvoll nutzen? Vielleicht, um den Wasserkocher zu aktivieren? So verlockend das klingt, so frustrierend ist die Wattleistung, die der Mensch schafft: Für einen Wasserkocher (2400 Watt) müssten schon sechs leistungsstarke Radfahrer ordentlich in die Pedale treten. Als Freizeitsportler schafft man beim Training eher nur 200 Watt - da läuft die Waschmaschine (2300 Watt) aber nicht rund…

Gelesen und besprochen von Birgit Schillinger

Joe Friel & Jim Rutberg: Ride inside. Kartoniert, Paperback, 224 Seiten, 17,80 €. Verlag Covadonga, Ersterscheinung 1.12.2020, ISBN: 978-3-95726-047-5

Füße gut, alles gut

Ein ganzes Buch über die Ferse? Ja, es ist schon sehr beeindruckend, was es zum Thema Ferse zu wissen gibt. Viele Läufer haben irgendwann einmal ein Problem mit ihren Füßen, sei es in Form eines Fersensporns oder einer Achillessehnenentzündung.

Carsten Stark ist Fußspezialist, hat eine Praxis in München und in der Schweiz. Seine langjährige Erfahrung mit "therapiefrustrierten" Patienten hat ihm gezeigt, dass es - leider - die eine einzige Lösungsmethode nicht gibt. Er verfolgt konsequent einen ganzheitlichen Ansatz. Natürlich spielen die Körperhaltung beim Gehen, der Gang (Vorderfuß oder Ferse) und die Schuhe eine Rolle. Aber Carsten Stark bringt auch die Psyche, Hormone und die Körperspannung ins Spiel.

Er empfiehlt, sein Buch von vorn bis hinten zu lesen und nicht gleich zum praktischen Teil zu springen. Das ist richtig, denn die Zusammenhänge sind sonst nicht verständlich. Gegen Ende kommen dann die konkreten Tipps: Übungen, die die Muskulatur stärken oder entsprechende Sehnen dehnen, sowie Checklisten, was bei welchen Problemen überprüft werden sollte.

Auch wenn es DAS Allheilmittel nicht gibt, erfährt der Leser/Läufer viele Tipps, wie er seine Gewohnheiten auf den Prüfstand stellen und ändern kann.

Auch "Das Buch für den Hallux" betrachtet das Problem von vielen Seiten. Der Fußspezialist macht nicht nur die Anatomie zum Thema, sondern beispielweise auch den Stoffwechsel und die emotionale Einstellung zu den Füßen. Auch hier ist es nicht einfach mit Gesundheitsschuhen, Barfußlaufen oder einer Hallux-Schiene getan. Es gilt den Hallux valgus, dem Hallux rigidus und dem Hallux limitus zu unterscheiden. Durch eine Kombination verschiedener Maßnahmen kann das jeweilige Hallux-Problem behandelt werden.

Sein Motto ist "Füße gut, alles gut". Letztendlich geht es darum, die Füße stark zu machen. Da finden sich in beiden Ratgebern viele nützliche Fakten und Anregungen.

Gelesen und besprochen von Birgit Schillinger

Carsten Stark: Das Buch für die Ferse. Suedwest Verlag, 2020, 189 Seiten, 20 Euro, ISBN-13: 9783517098647

Carsten Stark: Das Buch für den Hallux - Füße gut, alles gut, 160 Seiten, 17 Euro,
ISBN-13: 9783517095264

Onkel Johannes Kurzgeschichte aus Kindertagen...

  ... die im Januar 1996 entstand und im Mai und Juni 2020 durch eine Läufererinnerung ergänzt wurde: Man kann die ursprüngliche Kurzgeschichte auch am Stück lesen, indem man die kursiv geschriebenen Läuferteile jeweils übergeht. Die Mühle von Sanssouci war wirklich in meiner Kindheit ein mystischer Ort, von dem ich annahm, dass es ihn in Wirklichkeit nicht geben würde. Poetisches von Günter Krehl HIER

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