Hallo Herr Dr. Ziegler,
2003 habe ich durch einen Sturz bereits 2 Wirbelimpressionsfrakturen und einen
Chylothorax und danach durch den Krankenhausaufenthalt eine Thrombose mit kleineren
Lungenembolien hinter mir. Sie haben mir bereits auf meine Frage wegen Laufen
und Marcurmar geantwortet. Seit Sommer laufe ich wieder und seit Oktober nehme
ich kein Marcurmar mehr. Nach einer mehrwöchigen Nebenhöhlenentzündung
und Bronchitis (Laufpause habe ich nur einige Tage gemacht) verspürte ich
vor 3 Tagen leichte Schmerzen an der Außenseite der Wade. Gestern und
vorgestern habe ich beim Training nichts gemerkt. Heute morgen traten die Schmerzen
verstärkt beim Bergauflaufen auf und gingen nicht mehr weg. Vor allem beim
Belasten des Vorfusses habe ich Schmerzen. Kann es sein, dass ich eine Ermüdungsfraktur
des Wadenbeins habe? Wie lange muss man in diesem Fall pausieren? Für eine
Antwort wäre ich sehr dankbar. Viele Grüsse M. W.
Hallo Frau W.,
zunächst einmal sollte man nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Ich
würde daher wie folgt vorgehen:
Ihnen alles Gute & Kopf hoch
Ihr Dr. med. R. Ziegler
Hallo M. W.,
Deine Frage bietet mir eine gute Gelegenheit meine Erfahrungen weiterzugeben.
Es ist immer wieder zu beobachten, wie schwer es für die besseren Läuferinnen
und Läufer ist, das vernünftige Maß an Trainingsbelastung nach
Verletzungen und Krankheiten zu finden. Man will zurück aufs Podium und
an den alten Leistungen anknüpfen. Zur gewohnten Belastung, mit der man
sich meist schon am Rande von Verletzungen bewegte, kommt nun hinzu, dass die
Trainingsrückstände kompensiert werden müssen. Das Ergebnis ist
leider nur zu oft eine erneute Verletzung. Mein Rat für leistungsorientiert
trainierende Altersklassenläufer: Nicht mehr stur am Trainingsplan festhalten.
Flexibel sein und sofort reagieren wenn was ziept. Das Training abbrechen, einen
Tag pausieren, auch mal eine Woche länger nur regenerativ laufen.
Zugegeben, damit sind 100% nicht mehr ganz zu erreichen.
Aber haben sich die persönlichen Grenzen nicht längst verschoben?
Auch weniger trainieren erfordert Disziplin. Und was zeichnet Disziplin aus?
- Eben, dass es schwer fällt.
Walter Wagner
Der Freiburger Physiotherapeut Georg Supp vom P.u.L.Z. im Rieselfeld
zu den Fragen von Olaf B.
Olaf B.: Nach mehrjähriger Pause laufe ich seit 2 Monaten (m, 42, 187,
78kg) wieder 3-4 mal in der Woche je 8-10 KM (ca. 6:15 min/km). Nun habe ich
zum Spaß wieder an einem 10km Volkslauf teilgenommen. Zunächst lief
alles prima und ich wäre nach ca. 55 Minuten ins Ziel gekommen, ohne mich
zu überanstrengen. Leider hatte ich aber nach 45 Minuten derart starke
Leistenschmerzen, dass ich nicht mehr laufen konnte und selbst beim Gehen Schmerzen
hatte. Ähnlich erging es mir vor Jahren, als ich 1,5 Jahre auf einen Marathon
hintrainierte und bei diesem auf den letzen Kilometern die genau gleichen Probleme
hatte. Da das Auftreten mit dem Tempo und der Belastung zusammenzuhängen
scheint, bleibe ich im Training davon weitgehendst verschont.
Der Schmerz tritt nur direkt an der rechten Leiste auf ohne sich in weitere Bereiche auszudehnen. Dazu kommen punktuell krampfartige Schmerzen am oberen Pomuskel unterhalb des Hüftknochens. Eingeschränkt in der Beweglichkeit bin ich nicht, aber wegen der Schmerzen konnte ich das Bein erst nach einem Tag ohne Probleme anheben. Meine Fragen: Ist das ein muskuläres Problem, dass ich mit einem anderen Training lösen kann oder vielleicht eine Frage des richtigen Dehnens? Kann ich mein Training vorbeugend darauf ausrichten?
Georg Supp: Für mich sieht das Ganze nach einem Hüftproblem
aus. Da ist sicherlich nichts kaputt, sonst hättest du Bewegungseinschränkungen
und die Beschwerden kämen auch beim alltäglichen Training. Wir sehen
Läufer mit den beschriebenen Symptomen in unserer Praxis häufiger.
Oft nach Steigerung der Intensität oder längerem Tragen ausgelatschter
Schuhe.
Mehrere Hypothesen gibt es:
"Diagnose durch die Hose", will heißen per e-mail ist schwierig. Falls du nicht vorwärts kommst, wende Dich an einen Mediziner und lass´ Dich untersuchen. Melde Dich mal, wie's geht.
Viele Grüße und gute Besserung
Georg Supp
Sehr geehrte Frau Wagner,
ich bin beim Stöbern im Internet auf der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten
einer Plantarsehnenentzündung auf Ihre Homepage gestoßen. Dort fand
ich Ihre Berichte über die Odysee, die auch Sie mit Ihrer Verletzung durchgemacht
haben. In Ihrem Bericht spiegelt sich fast meine komplette Verletzungsgeschichte
wieder. Ich bin ebenfalls Leistungssportler (Langstreckenläufer bis 10
km). Ich bin Umfänge bis 120 km in der Woche gelaufen und habe mir dabei
in beiden Füßen eine Plantarsehnen-Entzündung nach einem Schuhwechsel
gelaufen. Dieser Verletzungszustand besteht nun schon seit September 2003 und
es wird nicht besser. Ich habe schon fast alles an Therapiemöglichkeiten
genutzt und laufe auch schon seit September nicht mehr. Ich habe in jeden Fuß
schon mindestens 15 Cortisonspritzen bekommen und auch Massagen, Krankengymnastik,
neue Einlagen in allen Schuhen und Stoßwellentherapie haben nicht geholfen.
Die Kernspin hat gezeigt, dass die Entzündung in beiden Füßen
hartnäckig bleibt. Mein Alternativtraining beschränkt sich auf Ergometerfahren
und Aquajogging.
Meine Frage an Sie, was haben Sie alles angestellt um wieder fit zu werden?
Gibt es irgendwelche Ärzte die Ihnen besonders helfen konnten? So langsam
rafft mich diese Entzündung in beiden Füßen hin und ich habe
die Hoffnung auf Heilung schon fast aufgegeben. Bitte schreiben Sie mir was
Sie zu Ihrer erfolgreichen Heilung unternommen haben.
Mit sportlichen Grüßen Lars L.
Sehr geehrter Herr Lars L.,
in den nachfolgenden Aussagen hatte ich die Frage im Prinzip schon beantwortet.
Aber gern noch einmal mit Nachdruck: Ich habe letztendlich über 6 Monate den
Fuß ruhig gestellt - das heißt, ihn tatsächlich keinen unvermeidlichen
Reizungen ausgesetzt - bis die Schmerzen weg waren. Kein Radfahren, auch nicht
auf der Rolle. Alleine der Abdruck auf dem Fahrradpedal schien bereits die Sehne
erneut immer wieder zu reizen. Einzig Aquajoggen war für mich machbar.
Was ich in meiner nachfolgenden Antwort noch nicht erwähnte, aber mittlerweile für wichtig einstufe, ist die größere Beachtung und qualittative Verbesserung meiner Ernährung. Ich nehme jetzt genügend Mineralien und Spurenelement zu mir und achte auf die Flüssigkeitsaufnahme. In akuten Verletzungsphasen, ich neige zu Sportverletzungen und habe nach meiner ausgeheilten Plantar Fasciitis immer wieder Ansätze diverser Überlastungsverletzungen, nehme ich Nahrungsergänzungsmittel, die anscheinend die Heilung forcieren. Darunter Produkte die Ananas Enzyme und/oder Omega-3-Fettsäuren enthalten. Natürlich sind das keine Wunderheiler, die über Nacht alle Probleme lösen. Sie haben aber den Vorteil, dass man die Kontrolle behält und nicht wie bei verschiedenen Pharmakeulen sich einbildet, jetzt sei im Körper wieder alles in Ordnung, weiter trainiert und mit etwas ausbleibenden Glück den großen Schaden erst noch auslöst.
Constanze Wagner
Ich wollte in Endingen 100 km laufen, aber bin nun auch längere Zeit weg
vom Fenster! Eine Plantarsehnen-Entzündung am Ansatz des rechten Fusses!
Was ist das beste Training und wie lange werde ich ausfallen? Constanze, Du
hattest doch die gleiche Verletzung oder?
Gruss Jörg
Hallo Walter,
vielen Dank für den lieben Brief und die guten Wünsche für meine
Genesung. Schön, dass Constanze nach der Plantar Fasciitis wieder laufen
konnte. Das lässt mich hoffen. Gibt`s noch irgend einen Tipp mit der P.Fasciitis?
Ich mache 3 mal die Woche Friktionsmassage (tut sau weh!), das ist praktisch
alles.
Nochmals Dank, Gruß Leo
Hallo!
Leider kann ich aufgrund meiner Erfahrung nur wenig Hoffnung auf eine schnelle
Besserung machen. Geholfen hat bei mir, jegliche Reize auf die Sehne zu vermeiden.
Weitgehendst ruhigstellen, schon gar nicht laufen, ja auch nicht Radfahren,
bis die Entzündung weg war, brachte irgendwann die nicht mehr erwartete Heilung.
Bei mir hat das weit über ein halbes Jahr gedauert. Allerdings war die
Entzündung sehr stark und hatte sich über die ganze Sehne, von den
Zehen bis zur Ferse ausgebreitet. Alle Maßnahmen, irgendwie die Form zu halten,
hatten zur Folge, dass sich die Sehne nicht gänzlich erholte und nach leichter
Besserung bald wieder starke Schmerzen auftraten.
Erste Beschwerden hatte ich schon 1999. Im Jahr 2000 bin ich dann neben kürzeren
Strecken 15 Rennen über Marathon bis 100 km gelaufen, mit soviel Einsatz, dass
es bis auf drei Rennen oft zum Sieg oder wenigstens aufs Podest reichte. Schon
mit einem Dauerschmerz rettete ich den Sieg beim 50 km Schwäbische Alb-Marathon
ins Ziel. Dann war Schluss. Die vorgezogene Winterpause veränderte nichts,
die Schmerzen waren geblieben. Noch galten meine Gedanken Trainingsrückständen,
ich machte Notfallpläne und steckte neue Ziele. Mit Cortisonspritzen konnte
ich Trainingsdefizite wieder aufholen, doch pünktlich zur neuen Saison
stellten sich die Schmerzen wieder ein, schlimmer als je zuvor. Nun konnte ich
fast nicht mehr gehen.
Die Odyssee begann. Unterschiedlichste Behandlungsangebote: Operation, Röntgenbestrahlung,
hyperbare Sauerstofftherapie, Stoßwellen. Der Arzt meines Vertrauens stand mir
im Informationsdschungel zu Risiken, Nebenwirkungen und Kosten zur Seite. Einlagen
mit einer Weichbettung brachten Linderung, damit konnte ich wenigstens einigermaßen
normal gehen. Meine Geduld war am Ende. Eine Einladung zum Mainz-Marathon nutzte
ich für den letzten brachialen Rennversuch. Nach dem Ausstieg am Ende des
ersten Renndrittels setzte bei mir endlich etwas Vernunft ein. Ich war bereit
zu akzeptieren, dass ich pausieren musste, wenn ich auch von 4-6 Wochen ausgangen
war. Sport reduzierte sich auf Aquajoggen und erst nach Monaten kamen als willkomme
Abwechslung Einheiten auf der Radrolle hinzu. Im November 2001 zeigten Aufnahmen
(CT), die Entzündung war weg. Ganz vorsichtig fing ich wieder mit Laufen an.
Ein leichtes Ziehen an der Sehne trat nicht auf, wenn ich die Schuheinlagen
benutzte. Jetzt laufe ich eben mit Einlagen, auch im Wettkampf. Immer noch beachte
ich die Sehne genau und versuche Reize zu minimieren. Ich mache weniger Laufeinheiten,
gehe stattdessen ins Schwimmbad oder fahre mit dem Rad. Dazu kommt dehnen, dehnen
und nochmals dehnen. Bis jetzt blieb ich vor einer weiteren Entzündung
dieser Sehne verschont. Ab und zu zieht die Sehne, wenn ich viel oder hart laufe.
Eine gewisse Unsicherheit ist geblieben.
Constanze Wagner, 05.09.03
Sehr geehrte Laufreport Redaktion,
seit ca. 1,5 Jahren bin ich leidenschaftlicher Läufer. Meinen ersten Marathon
bin ich in einer Zeit von 3:37 Stunden gelaufen. Dieses Jahr wird jetzt endlich
die 3-Stunden Grenze in Angriff genommen. Leider habe ich ein Problem. Ich laufe
gerne und auch viel. In letzter Zeit habe ich oft Schmerzen in meiner Wade.
Ich denke es sind Überlastungserscheinungen. Da ich sehr auf meine Ernährung
achte, kann ich mir nicht erklären was ich dagegen tun kann. Sollte ich
meinem Körper zusätzlich noch Stoffe (Mineralien,Aminosäuren,..)
zuführen? Wenn ja, welche?
Thomas B - per eMail
Sehr geehrter Herr B.,
den nachfolgenden Ausführungen von Herrn Wagner kann ich in vollem Umfang
zustimmen. Die Schmerzen in der Wade können nur dann mit der Ernährung
zusammenhängen, wenn entweder gleichzeitig regelmäßig Krämpfe
auftreten (diese können im Extremfall zu Verletzungen führen) oder
bei einer sehr unausgewogenen Ernährung, die offensichtlich defizitär
ist.
Nach eineinhalb Jahren Laufkarriere ist wie von Hr. Wagner angedeutet weder
eine ausreichende Anpassung des Bewegungsapparates noch eine stabile physiologische
Grundlage für einen hohen Trainingsumfang zu erwarten. In dieser Aufbau-Phase
ist es wichtig Wochen- und Monats-Kilometer-Umfänge nur geringfügig
zu steigern (max. 10-15%), eventuell Cross-Training zu machen (andere Ausdauersportarten),
um den Bewegungsapparat zu entlasten und ca. alle 5 Wochen Regenerationswochen
mit 60-70% des vorherigen Umfangs im Training vorsehen.
Nicht vergessen: Leistungsentwicklung ist nur bei ausreichender Regeneration
möglich! Regelmäßiges Stretching und Laufen in profiliertem
Gelände sichert ebenso eine beschwerdefreie Entwicklung. In dieser Phase,
besonders bei einer Steigerung in ungewohnte Trainingsumfänge, sind Beschwerden
nicht ungewöhnlich, z.B. Schienbeinschmerzen. Schmerzen, besonders wenn
sie nur beim Laufen auftreten, sind fast immer das Zeichen von Überlastung.
Wenn sie länger als nur wenige Tage andauern ist unbedingt Trainingsverringerung,
Sportartwechsel oder Pause ratsam.
Neben der empfohlenen sportärztlichen Untersuchung ist auch eine Bewegungsanalyse
bei einem Orthopäden, Orthopädie-Schuhtechniker o.ä. nützlich,
um die richtige Schuhwahl zu erleichtern. Zum Thema Schuhe: Ich hoffe Sie laufen
schon mehr als zwei Paare! Optimal ist, so viele Paare zu gebrauchen wie Sie
Trainingseinheiten pro Woche absolvieren. Da kein Schuh ganz ideal paßt,
ist es besser den Fuß nicht einseitig mit zu wenig Paaren zu belasten
oder möglicherweise zu überlasten. Wenn Sie schon andere Beiträge
von mir gelesen haben (siehe Lauftipps), wissen Sie, dass ich generell eine
Ergänzung der Ernährung empfehle - auch neben einer bewußten
Ernährung. Dazu sollten ein Multivitamin-Präparat, möglichst
hochdosiert, und abhängig von den Schweißverlusten auch Mineralstoffe
und Spurenelemente gehören (Mineralwasser, Kombipräparat, Basica Pulver).
Bei regelmäßigen Infekten ist zwingend nötig das Immunsystem
aktiv zu stärken. Meine Meinung zu Eiweiß als mögliche/nötige
Ergänzung können Sie im Beitrag "Getränke
beim Laufen" nachlesen.
Michael Göhner Dipl.-Ernährungswissenschaftler,
beantwortet Leserfragen im LAUFREPORT
Sehr geehrter Herr Thomas B.,
die vermutete Überlastung als Auslöser der Wadenschmerzen ist naheliegend.
Nach relativ kurzer Laufkarriere bewegen Sie sich mit Ihrer Zielsetzung, Marathon
unter drei Stunden, im Grenzbereich bzw. überschreiten die Grenze Ihrer
Belastbarkeit. Die Entwicklung der Muskulatur und des Herz-Kreislauf-Systems
mag da Schritt halten, aber Sehnen, Bänder und Knochen erfordern etwas
mehr Geduld. Dem können Sie Rechnung tragen, indem Sie die Zeichen erkennen,
die Belastung zurücknehmen und Ihre Ziele um ein Jahr aufschieben. Mit
nahrungsergänzenden Stoffen kann der Anpassungsprozess optimiert werden,
also bestimmten Mangelerscheinungen vorgebeugt und dadurch verhindert werden,
dass sich die Dauer unnötig verlängert. Aber Wunder dürfen sie
von Pillen und Pülverchen bezgl. Ihrer Wade nicht erwarten, dann eher von
einem frühzeitigen Einlenken. Eine Woche Schongang mit Schwimmen, Aquajoggen
und Radfahren, das könnte helfen.
Eine sportärztliche Untersuchung kann Ihnen eine genaue Diagnose liefern
und in der Folge, die Sicherheit beim Training, sich nicht nachhaltig zu schädigen.
Walter Wagner