Topläufer Region Mannheim/Heidelberg

Zwischen Rhein und Neckar zu Bestzeiten laufen

von Hannes Blank im Mai 2020 
 

"Ich laufe tierisch gerne in der Region!", sagt Fabienne Königstein (früherer Name: Amrhein). Die 28jährige Deutsche Marathonmeisterin (2018) der MTG Mannheim kennt viele Läufe im Rhein-Neckar-Raum. "Die Atmosphäre ist oft sehr familiär", berichtet sie.

Die Region ist in der Tat gut aufgestellt in Sachen Volksläufe und muss sich vor der etwas weiter nördlich gelegenen Bankenmetropole Frankfurt und deren Angebote nicht verstecken. Der Dämmer-Marathon in Mannheim im Mai hat eine wechselvolle Geschichte, genießt aber großen Zuspruch der dort heimischen Kurpfälzer. Die Stadt gilt als wichtiges Verkehrskreuz für Schifffahrt, Autos und Bahn, ist aber kein touristischer Anziehungsort. Die Mannheimer und Ludwigshafener Stadtoberen haben also viel von ihren Läufen, sind es doch einige der wenigen Termine, die die Menschen aus touristischen Gründen in die Stadt locken.

Fabienne Königstein, die Deutsche Marathon- und Vize-Halbmarathon-Meisterin 2018, holte im gleichen Jahr Team-Bronze bei der Cross-Europameisterschaft in Tilburg

Das altehrwürdig-schöne Heidelberg glänzt schon lange mit dem sehr beliebten Halbmarathon und hat seit einigen Jahren auch einen Trail-Marathon im Angebot, bei dem man die Odenwaldhänge links und rechts der Neckarstadt kennenlernen kann.

Die Läufe mit familiärer Atmosphäre haben vor allem die kleineren Veranstaltungen: Der "Berglauf" in Ludwigshafen-Oggersheim, der Sandhofer Straßenlauf im März, der Stadtlauf Wiesloch im April, der Kerwe-Lauf in Wilhelmsfeld im Juli, der Straßenlauf des TV Rheinau im September oder der Berglauf in Neckargmünd im November, nur um mal einige zu nennen. Sie sind das Fundament des Trios Mannheim-(Halb-)Marathon, Heidelberg-Halbmarathon und Heidelberg-Trailmarathon, auf den kleinen Läufen bereiten sich die Teilnehmer auf die großen Herausforderungen vor, ohne weit fahren zu müssen. Aber ist die Region Rhein-Neckar auch für Topläufer attraktiv?

"Mein Eindruck ist, dass viel gemacht wird in den Vereinen. Ich war ja als Jugendliche bei der TSG Wiesloch und der SG Nußloch und man bekommt eine tolle leichtathletische Ausbildung in den Vereinen", berichtet Fabienne Königstein von ihren Erfahrungen, "...es fehlen aber die Strukturen, erfolgreich vom Breitensport zum Leistungssport überzuleiten".

Das vereinsübergreifende engelhorn sports team mit Trainer Christian Stang (ganz rechts zweite Reihe) tritt gern teilnehmerstark und mit Siegambition an

Ganz ohne Topläufer ist freilich die Region neben Fabienne Königstein nicht. Die Biologie-Studentin, die kürzlich ihren Master gemacht hat, trainiert übrigens seit Anfang Mai 2020 zwei Mal in der Woche in Frankfurt beim ehemaligen Bundestrainer Wolfgang Heinig zusammen mit Katharina Steinrück und Gesa Felicitas Krause.

 

Die Trainingseinheiten in der Rhein-Neckar-Region möchte sie aber nicht missen, und ein bis zwei Mal in der Woche trainieren die Läufer des "engelhorn sports running team" (seit 2013, anfangs: Kaps-Team) gemeinsam auf den Leichtathletik-Anlagen der Olympiastützpunkte in Mannheim und Heidelberg. Die Mannschaft wird vom gleichnamigen Mannheimer Sporthaus unterstützt. "Das engelhorn sports team gibt einen Fahrtkostenzuschuss und einen Zuschuss bei den Kosten der Trainingslager, solange der Etat das hergibt", erläutert Stützpunkttrainer Christian Stang das Konzept. Einziges Aufnahmekriterium sind Top3-Platzierungen auf Läufen in der Region. Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Club wie in Leichtathletikgemeinschaften (LG) spielt keine Rolle, der Verein soll aber bei Starts unter der Bezeichnung des engelhorn sports team immer zusätzlich genannt werden.

v.l.: Steffen Ulmrich, Christian Stang, Christophe Krech

Das macht das Konzept zwar offen und flexibler, ein Teamstart bei nationalen Meisterschaften ist auf diese Weise allerdings nicht möglich (dort ist eine gemeinsame Mitgliedschaft in einem DLV-Verein notwendig), gute Mannschaftsergebnisse auf einzelnen Läufen und Laufserien sind jedoch möglich.

Wen gibt es noch aus der Rhein-Neckar-Region, auf den man achten muss, wenn es um die Verteilung der Podestplätze bei den Siegerehrungen geht?

Zu nennen ist da sicherlich Steffen Ulmrich (MTG Mannheim). Der 22-Jährige war anfangs auf den Volksläufen über 5km oder 10km etwas ungestüm unterwegs, hat aber an Erfahrung gewonnen. Er war nun schon mehrmals bei Deutschen Meisterschaften in den Top 10 und holte 2019 den nationalen Halbmarathon-Titel in der U23-Klasse.

Aoife Quigly (TV Schriesheim), die Heidelberger Britin, hat nun auch einen deutschen Pass und möchte nun auch gerne bei Deutschen Meisterschaften starten. Die 29-Jährige hat nach einigen Erfolgen bei Trail-Wettkämpfen Anfang 2020 die Rheinzaberner Winterlaufserie in der Südpfalz (10, 15 und 20km flach und asphaltiert) auf Platz 2 abgeschlossen.

Steffen Ulmrich (MTG Mannheim) Aoife Quigly (TV Schriesheim) Merle Brunnée (MTG Mannheim)

Noch nicht allzu oft auf den kleinen Läufen in der Region in Erscheinung getreten, aber von Trainer Christian Stang ausdrücklich genannt, ist Merle Brunnée (MTG Mannheim). Fans des Ultralaufens wissen aber, dass die 25-Jährige im Februar 2020 den 50km-Lauf in Rodgau gewann (in einer Zeit von 3:33:25h). 2018 siegte sie "völlig überraschend", so die Rhein-Neckar-Zeitung, beim Mannheimer Dämmer Marathon.

Darüber hinaus sollte man noch den Mittelbadener und Wahl-Mannheimer Christophe Krech (TV Schriesheim) nennen, der sich immer wieder erfolgreich um gute Cup-Platzierungen bemüht und Lea Düppe, ehemalige deutsche Hochschulmeisterin.

Lea Düppe (MTG Mannheim) Michael Chalupsky (TV Schriesheim) Jochen Uhrig (TSG Weinheim)

Außerhalb des engelhorn sports team glänzt Jochen Uhrig immer wieder über die Halbmarathon-Distanz (Bestzeit 1:09:53, 2019) mit ersten Plätzen, der 37-Jährige ist für die TSG Weinheim unterwegs. Andere erfolgreiche Altersklassen-Renner sind Tobias Balthesen (TV Eberbach), Marcus Imbsweiler (TSG 78 Heidelberg) und Michael Chalupsky (TV Schriesheim). Der letztgenannte 36-Jährige ist ein echter Vielstarter der Region auf der 10km- und 21,1km-Distanz und strebt auf der kürzeren der beiden Strecken eine 30:30min an, derzeit schafft er eine niedrige 31er-Zeit auf 10km, so bei seinem dritten AK-Platz bei der Deutschen Meisterschaft in Siegburg (31:09min). Er würde am liebsten überall und jederzeit bei allen Läufen in der Region starten, doch "...im Herbst ballt sich alles, und im April nehmen sich der Schwetzinger Spargellauf und der Heidelberger Halbmarathon gegenseitig die Läufer weg!", so der Volksbank-Angestellte. Wer an dieser Stelle die Nennung von Kibrom Issac (LG Kurpfalz / TSV Oftersheim, auch mal TSV 05 Rot) vermisst hat: Der immer gut gelaunte ehemalige Hockenheimringlauf- und Heidelberg-Halbmarathon-Sieger und Dämmermarathon-Dritte hat am Ende des Jahres 2018 seine Lauf-Karriere beendet.

Marcus Imbsweiler (TSG 78 Heidelberg) Tobias Balthesen (TV Eberbach) Kibrom Issac

Mit Verena Sailer hatte die MTG Mannheim übrigens auch mal eine Europameisterin im Laufen (2010, und 2012 mit der Staffel), die 2015 ihre Karriere beendete. Sie rannte also sehr erfolgreich, war aber Sprinterin. Mehr als 100 Meter Streckenlänge waren bei ihr allerdings nicht drin, aber das schaffte sie in nur 11,02 Sekunden.

Fazit: Eine echte Topläufer-Hochburg ist die Region Mannheim/Heidelberg nicht, dafür müssten die dortigen Clubs ihre Anstrengungen in diese Richtung stärker bündeln. Rund um das Mannheimer Organisationsteam M3 darf man immer wieder neue Impulse erwarten, was neue Veranstaltungen bzw. Veranstaltungsformen betrifft. Das Herz des Laufsports jedoch schlägt dort wie anderswo in den zahlreichen Vereinen, die nicht nur viele Läufer in ihren Reihen haben, sondern auch viele Ehrenamtliche, die die Volksläufe organisieren.

Bericht von Hannes Blank - Fotos © LaufReport

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