Aus den 90gern: Deutsche Laufstars zum Anfassen…

oder ...

3 deutsche Meisterschaften in der Südpfalz

von Holger Czäczine im März 2021 

Im Frühjahr 1990 richtete der TV Rheinzabern die Deutschen Crossmeisterschaften aus

 

Am 10. Und 11. März 1990 richtete der TV 1890 Rheinzabern die Deutschen Crossmeisterschaften im Wald unweit der Römerbadschule aus. 1600 Namen umfasste die Ergebnisliste des läuferischen Großereignisses im beschaulichen über 1900jährigen Römerdorf Rheinzabern. Das Organisationsteam mit Werner Roth und Walter Fichtenkamm an der Spitze hatte ganze Arbeit geleistet. Die Laufstrecke wurde langfristig konzipiert und ausgewählt. So wurde u.a. ein Acker mit Rasen versehen, um das Start- und Zielareal einzurichten. Auch hatten die Frühjahrsstürme des Jahres 1990 die Südpfalz nicht verschont und die Nachwirkungen waren im Römerbadwald sichtbar. Ein vom Sturm entwurzelter Baum diente kurzerhand als Hindernis für die Crossläufer. Die tiefste Stelle der großen Runde war das Otterbachloch, das den Protagonisten von 1990 in bleibender Erinnerung geblieben ist.

Cross-DM in Rheinzabern 1990 - Foto © Johann Till

Ein Zeitzeuge berichtete mir, wie sich der Waldkraiburger Christoph Herle, damals einer der besten Marathonläufer Deutschlands, über Platz 6 auf der Männer-Langstrecke freute wie ein kleines Kind. Sieger auf der 9,5km Distanz wurde Detlev Schwarz vom Hamburger SV. Über die Mittelstrecke (3,6km) holte sich Ralf Eckert von ASC Darmstadt den Titel.

Auf der Langstrecke der Frauen über 6,8km duellierten sich Iris Biba und die spätere Marathon-Ikone Uta Pippig (damals Kickers Stuttgart), die der Hessin ihre Grenzen aufzeigte.

Iris Biba 2008 Olaf Kossmann 2002 Thomas Greger 2004

Regionale Größen waren auf der Männer-Mittelstrecke mit Thomas Schwamm-Degen und Stefan Langhans (beide TV Bad Bergzabern) sowie Olaf Kossmann (TV Mannheim-Rheinau) unterwegs und fochten im Mittelfeld harte Sträuße aus. Der spätere Deutsche Meister (2001) über 10.000m und 5-fache Berglaufmeister Thomas Greger (ABC Ludwigshafen) kam zu Vizemeisterehren in der männlichen Jugend A auf der Mittelstrecke. Simone Burg vom TV Herxheim schrammte mit Platz 4 über 2000m bei der WJB knapp am Podest vorbei.

DM im Halbmarathon der Senioren in Rheinzabern im April 1995

Am 8. und 9. April 1995 fanden in Rheinzabern die Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon der Senioren und Junioren sowie im Jugendstraßenlauf und im Straßengehen der Senioren statt. Auch diesmal hatte das regionale Organisations-Team vom TV 1890 Rheinzabern ganz viel Mühe ins Detail gesteckt und das regionale Flair mit den Osterlämmern bewahrt. Herausragend war der Junioren-Sieger im Halbmarathon Andre Green von der LG Wedel-Pinneberg, der noch heute den Streckenrekord mit 1:06:09 Std auf dem schnellen Rundkurs zwischen Rheinzabern, Hatzenbühl und Jockgrim hält. Andre machte sich später auf der 3000m-Hindernisdistanz im Deutschen Nationalteam einen Namen.

Bei den Frauen war Veronika Manz von der LG Ludwigsburg die Schnellste in 1:17:30 und sorgte für einen Halbmarathon-Streckenrekord.

Jörg Hustig 2002 Veronika Maiwald geb. Manz 2010 Andre Green 2004

Aus der Region beeindruckten Stefanie Wendland vom TV Malsch in 1:21:57 als Gesamtdritte und Deutsche Vize-Meisterin der W35 und Lidia Zentner (Gazelle Pforzheim) in 1:23:17 Stunden als Vierte der W35. Gertrud Huber von der LG Karlsruhe kam zu Meisterehren in der W40 in 1:24:37. Die schnellen Frauen der Pforzheimer Gazelle holten sich in der Besetzung Lidia Zentner, Gabi Anselment und Birgit Zink den Deutschen Meistertitel in der Teamwertung aller Klassen. Marianne Heine, Brigitte Wassermann und Margarete Kleinmann vom TSV Kandel wurden Deutsche Meisterinnen der W50 und älter.

Lidia Zentner 2006 Olaf Kossmann hinter Edi Kaul 1995 - Foto © Kossmann privat Charly Doll 2006

Aber vor allem die schnellen Senioren fochten harte Sträuße über die Halbmarathon-Distanz aus. In der M30 siegte der gebürtige Leipziger Jörg Hustig im gelben Trikot des TF Stuttgart-Feuerbach in super schnellen 1:07:18 vor dem Schwaben Peter Maier (TSV Adelberg-Oberberken) in 1:08:01 und dem Mannheimer Olaf Kossmann (TV Rheinau) in 1:08:19. Olaf musste sich noch ziemlich strecken, denn zwei Bayern im Trikot des TV Geiselhöring kamen am Ende ganz stark auf. Hans Beck und Michael Braun finishten in 1:08:20 und 1:08:21 Stunden. "Charlie " Karl-Heinz Doll vom LC Breisgau brillierte mit 1:07:00 in der M40 vor Edi Kaul von der LG Rhein-Wied Andernach in 1:08:18 und Walter Blaschke (TV Geiselhöring) in 1.08.22 Stunden.

Edmund Schlenker 2015 Peter Lessing 2016 Manfred Asang 2009

In der Altersklasse M50 wurde Edmund Schlenker von TF Feuerbach in 1:12:28 Deutscher Meister vor Peter Lessing von der LG Ortenau Nord in 1:14:23 Stunden. Der Mannheim-Rheinauer Manfred Asang belegte in der M50 in 1:16:09 Platz 5 vor dem Kandeler Josef Schlosser in 1:16:29 Stunden. Sein Klubkamerad Hasso Heine lief als Neunter der M60 in 1:24:06 ins Ziel im beschaulichen Römerdorf Rheinzabern.

DM im Halbmarathon der Aktiven in Maximiliansau am 9. September 1995

Den Laufenthusiasten der Volkslaufgruppe Maximiliansau wurde im September die Ehre zu teil, die Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon der Aktiven auszurichten. Orga-Chef Oskar Behr kam in einem langen Telefongespräch im Januar mit mir ins Schwärmen, als wenn die Meisterschaften im Wörther Stadtteil erst gestern stattgefunden hätten. Der Bronzemedaillengewinner im Olympischen Marathon von Barcelona 1992 Stephan Freigang vom LC Cottbus wurde an diesem sonnigen Septembersamstag Deutscher Meister im Halbmarathon in 1:04:22 Stunden. Zu Vizemeisterehren kam der Berliner Rainer Wachenbrunner (SC Charlottenburg) in 1:04:38 vor Kurt Stenzel vom LAC Quelle Fürth/München in 1:04:41 Stunden. Der Saarländer Uwe Hartmann (LTF Marpingen) wurde in 1:07:46 Stunden Sechszehnter vor Carsten Arndt (SSC Hanau-Rodenbach) in 1:07:53 und Hartwig Potthin von der LG Hohenfels in 1:07:53.

Stephan Freigang 2006 Kurt Stenzel 2006 Uwe Hartmann 2004

Von den regionalen Spitzenläufern platzierten sich Jürgen Herzog von der SG Walldorf Astoria und Peter Maier (TSV Adelberg-Oberberken) in 1:08:30 und 1:08:33 auf den Plätzen 22 und 23. Henry Conrad (ABC Ludwigshafen) und John Schondelmayer (SG Ludwigsburg) kamen in 1:09:45 und 1:09:57 auf die Ränge 34 und 39.

Deutsche Meisterin im Halbmarathon 1995 wurde Katrin Dörre-Heinig vom LAC Quelle Fürth/München in starken 1:12:13 Stunden vor Sonja Krolik LG Bayer Leverkusen in 1:12:51 und Luminita Zaituc LG Braunschweig in 1:13:50. Katrin war schon damals eine gestandene Marathonläuferin mit Olympia-Bronze in Seoul 1988 und WM-Bronze in Tokio 1991. Manuela Veith (später verheiratet Zipse) vom ABC Ludwigshafen lief als Achte in 1:17:54 Stunden in die Top Ten - Ränge.

Katrin Dörre-Heinig 2009 Sonja Krolik (heute Oberem) 2009 Luminita Zaituc 2006

Auf Platz 15 finishte die Ludwigsburgerin Veronika Manz in 1:21:23, Jutta Philippin von der Spvgg. Renningen wurde in 1:23:26 Neunzehnte. Josefa Matheis von der TSG Eisenberg lief nach 1:25:34 auf Platz 21 ins Ziel unweit der Rheinbrücke und mit der Insheimerin Simone Burg, im roten Trikot des ABC Ludwigshafen, finishte als 24ste in 1:27:53 Stunden die nächste regionale Läuferin im Halbmarathon. Die kleine Frankenthalerin Angelika Scheller lief nach 1:37:09 Stunden als 40ste der DM ins Ziel von Maximiliansau. Als Mannschaft wurden die Frauen des TV Maikammer Marie-Luise Eschmann, Gisela Schädler und Gertraud Humm Achte der Deutschen Halbmarathon-Meisterschaft.

Manuela Veith (später Zipse) und Josefa Matheis (rechts) 2003 Jutta Philippin 2006

Als Augenzeuge der beiden Halbmarathon-Meisterschaften in Rheinzabern und Maximiliansau 1995 kann ich mich noch an viele interessante Geschichten am Rande des Geschehens erinnern. Von den Cross-Meisterschaften in 1990 sah ich einmal ein Video mit den damaligen Protagonisten und dem fleißigen Helferteam des TV 1890 Rheinzabern. Auch Ziel-Moderator Hans-Jürgen Eichberger ist auf diesem Video für die Nachwelt verewigt.

Anmerkung der Redaktion: Es gab in den 90ern weitere Deutsche Meisterschaften, die in der Südpfalz ausgetragen wurden. Einige Titelgewinner seien hier noch erwähnt:

Bericht von Holger Czäczine
Fotos © LaufReport, Kossmann, Johann Till

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