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Einmal auf den Everest radeln und wieder runterEveresting in der Pfalz - inoffizieller Fitnesstest am 12. Juni 2020 |
von Birgit Schillinger |
Mit dem Rad Höhenmeter sammeln - das war schon immer eine Leidenschaft von Christoph Fuhrbach. Der 49jährige Ausdauersportler aus dem pfälzischen Neustadt hatte 2010 in Grenzach-Wyhlen (bei Lörrach) einen neuen Höhenmeter-Weltrekord über 24 Stunden aufgestellt: Damals schaffte er 21.060 Höhenmeter und überbot den Weltrekord um 1000 Höhenmeter, indem er eine gesperrte Bergstraße 117 Mal hochfuhr.
Auch in der Vorbereitung des Weltrekordes trainierte er am liebsten an seinem Hausberg: der Kalmit. Schon 2008 fuhr er dort einmal von Morgengrauen bis Abenddämmerung mit zwei Freunden den Berg fast nonstop rauf und runter. An dieses Unternehmen knüpfte nun die diesjährige Veranstaltung an: das Everesting. Da der höchste Berg der Welt, der Mount Everest, 8848 Meter hoch ist, versuchen beim "Everesting" Sportler (zu Fuß oder mit dem Rad) diese Höhenmeter zu absolvieren.
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Fuhrbach bei seinem Höhenmeter-Weltrekord 2010 (der sechs Jahre später verbessert wurde) | 2009 stellte Fuhrbach an der Kalmit einen inoffziellen deutschen Höhenmeter-Rekord auf |
Die Idee zum Everesting innerhalb eines Tages an der Kalmit hatten Christoph Fuhrbach und Markus Ring aus Herxheim. Dazu müssen die Radfahrer den Anstieg (der beim Stoppomat-Häuschen am Ortsausgang Maikammer beginnt und beim 600-Höhenmeter-Schild endet) 24 Mal schaffen: jede Auffahrt 376 Höhenmeter auf fünf Kilometer.
Um 5 Uhr starteten 12 Athleten ihren "Wettkampf". Ausgerechnet in dieser Nacht war ein Baum umgestürzt und lag quer über die komplette Straßenbreite. Jeder musste vom Rad absteigen und mit Rad über den Baum klettern. Das Gleiche natürlich auch bei der Abfahrt. Für die Schnellsten blieb diese Situation fünf Auf- und vier Abfahrten lang so, dann wurde der Baum von der Verbandsgemeinde weggeräumt.
"Irgendwie fand ich diese Situation "cool", weil sie so überraschend war und uns gezeigt hat, dass nichts zuverlässig geplant werden kann", kommentiert Fuhrbach gelassen die Situation. Das frühe Aufstehe hat sich gelohnt: "Als wir zum ersten Mal oben waren, startete gerade ein gigantischer Sonnenaufgang."
Im Laufe des Tages gesellten sich noch einige Dutzend Radsportler zu der Gruppe, manche fuhren nur einmal hoch, andere beispielsweise zehn Mal. Das "Everesting" schafften neben Christoph Fuhrbach auch Christian Englert, Marius Nees, Markus Ring und Sylvia Sörgel. Als die Gipfelstürmer ihr Ziel erreicht hatten, fuhr einer noch weiter: Sebastian Retzlaff aus Grenzach drehte weiterhin seine Runden und schaffte sogar 30 Auffahrten, was über 11.200 Höhenmetern entspricht. Der 48jährige Retzlaff kennt Christoph Fuhrbach durch den Weltrekord in Grenzach. Er selber ist Triathlet und Duathlet (20 Mal in Zofingen am Start, Altersklassen-Weltmeister im Duathlon). Eine starke Leistung sind auch die schnellen Runden von Christian Englert: Der 56jährige Mutterstadter war kurz nach Fuhrbach am "Gipfel". Beide blieben unter 12 Stunden.
Leider gab es einen Beinahe-Unfall, weil ein Autofahrer beim Überholen der bergauffahrenden Radfahrer an einer unübersichtlichen Stelle seinen Mercedes-Kleintransporter sehr weit auf die Gegenfahrbahn lenkte, sodass der abfahrende Rennradler nur durch ein Bremsmanöver knapp einem schweren Unfall entging. Als der betroffene Radler den Autofahrer zur Rede stellte, zeigte sich dieser gänzlich uneinsichtig und gab den Radfahrern die Schuld. Es werden noch Zeugen gesucht.
Organisator Fuhrbach begann seine Sportkarriere zunächst als Langstrecken-
und Bergläufer. Er war beispielsweise 1990 deutscher Vizemeister im Berglauf,
hat eine Marathonbestzeit von 2:31. Wegen Fußproblemen wechselte er zum
Radsport und benutzt keine Radschuhe und Klickpedale, sondern Sandalen, was
in Expertenkreisen immer für Aufsehen sorgt. Er nutzte (wie die anderen
Mitfahrer) diesen Tag als Fitnesstest. Da in dieser Saison vorerst keine Wettkämpfe
angeboten werden, genossen bei sonnigem Wetter alle die sportliche Herausforderung
in Corona-Zeiten.
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Bericht
von Birgit Schillinger Fotos © Sabine Dean und Schillinger-Archiv Zu weiteren Beiträgen der Rubrik VERMISCHTES Zu aktuellen Inhalten im LaufReport HIER |
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