Historische Gartenparty rund ums Laufen am 12.10.2019Laufschule Schritt für Schritt im kleinen Eifelort
Ellscheid feierte |
von Holger Teusch |
Es war ein Novum: Eine Feier bei Inge Umbach und es wurde diesmal nicht gelaufen. Aber natürlich drehte sich bei der 20-Jahr-Feier der Laufschule Schritt für Schritt in Ellscheid trotzdem alles um den Fitnesssport Nummer eins. Lauftherapeutin und Laufschul-Gründerin Inge Umbach hatte Wegbegleiter aus zwei Jahrzehnten und Referenten, mehr als 200 Gäste, eingeladen. Und zwar an einem historischen Tag, erinnerte der Trierer Silvesterlauf-Mitbegründer Berthold Mertes als Moderator: Nur wenige Stunden vor der Feier in der sogenannten Laufoase war der Kenianer Eliud Kipchoge in Wien als erster Mensch einen Marathon (42,195 Kilometer) unter zwei Stunden gelaufen (1:59:40,2 Stunden).
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Lauftherapeutin und Laufschul-Gründerin Inge Umbach hat zahlreiche Gäste zur 20-Jahr-Feier in ihre Laufoase geladen |
Ein Thema, dass auch Hobbyläufer, Gesundheitssportler und Herbert Steffny beschäftigte. "Ich nehme das nicht ganz so ernst", sagte der gebürtige Trierer, Marathon-EM-Dritte von 1986 und Trainer von Ex-Außenminister Joschka Fischer. Kipchoges Zeit wird wegen ein- und aussteigender Tempomacher nicht als Weltrekord anerkannt. Deshalb interessiert sich Steffny mehr, wann die Zwei-Stunden-Schallmauer im Marathon unter regulären Bedingungen fällt. Steffny projizierte eine Regressionskurve an die Leinwand des proppenvollen Seminarraums im Aktivhaus der Laufoase. Theoretisch fällt demnach die Zwei-Stunden-Schallmauer auch in einem normalen Marathonrennen innerhalb des nächsten Jahrzehnts.
Dass das dann wieder ein Ostafrikaner sein wird, scheint ausgemachte Sache. Doch Kenia-Kenner Steffny, der 1988 als einer der ersten europäischen Läufer im ostafrikanischen Hochland trainierte, räumt auf mit der Mär von den überlegenen Genen. "Wenn bei uns alle Marathon müssten, hätten wir auch ganz viele Lauftalente", glaubt der 66-Jährige. Die "soziale Motivation" sei der entscheidende Faktor, weshalb leistungsmäßiges Laufen in Ostafrika so populär ist. Der Sport ist für viele der einzige Weg zu einem besseren Leben. "Wenn in Kenia ein dickes Auto über die Straßen fährt, sagen die Leute, das ist entweder ein Politiker oder ein Läufer", erzählt Steffny.
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Der Trierer Silvesterlauf-Mitbegründer Berthold
Mertes moderierte |
Der Marathon-Bronzemedaillengewinner von 1986, Lauftrainer, Laufbuchautor und Diplom-Biologe Herbert Steffny referierte |
Auf breiter Basis rennen die kenianischen Talente mittlerweile nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Hobbyläufer sollten sich das Training der Kenianer anschauen, sagt Steffny. Nicht, weil die so unglaublich schnell sind, sondern, weil sie mitunter so unglaublich langsam traben! "Viele bei uns sagen, ich kann nicht mit meiner Frau laufen. Die läuft nicht mein Tempo", nennt Steffny ein Beispiel. Der Mann will rennen! Aber selbst Rekordmann Kipchoge jogge zuweilen mit bis zu sechs Minuten pro Kilometer durch die Gegend, sagt Steffny. Ein Tempo, das manchem ambitionierten Feierabendläufer unmöglich langsam erscheinen mag.
Inge Umbach wird sich bestätigt fühlen. Die wie Steffny 66 Jahre alte Lauflehrerin impft ihren Schützlingen zuerst bei, langsam zu laufen. Im Prinzip kann es nicht langsam genug sein, um eine Basis zu schaffen für einen langanhaltenden Lauferfolg. In der Vulkaneifel ist Umbach mit ihrer Laufschule und ihrem erfolgreichen Konzept zu einer Institution geworden. Zu Beginn des Jahrtausends wurde die diplomierte Lauftherapeutin von manchen noch belächelt, erinnert Dr. Alois Pitzen an die Anfänge. Die Skeptiker sind aber schon lange ruhig geworden.
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Liebevoll und läuferisch ist die Laufoase gestaltet - Die Laufoase soll ein Treffpunkt sein, erklärt Inge Umbach |
Immer die nötigen Getränke und gute Laune im Kofferraum gibt Inge Umbach Anleitungen zum Laufen lernen. "Man kommt bei Inge nach dem Training nie so geschafft zu Hause an, dass man Angst hat vor dem nächsten Lauf", erklärt Andreas Reinhard das Erfolgsrezept. Und das ist nicht alles! Besondere Läufe, wie beispielsweise Mondfinsternislauf und das gemeinsame Feiern nach großen, aber auch vermeintlich kleinen Erfolgen und Fortschritten gehört für sie ebenso dazu. Dazu bietet die Laufoase wie bei der Jubiläumsfeier den idealen Rahmen. Saß man zu Beginn am Lagerfeuer im kleinen Garten hinter Umbachs Haus, so hat die kleine Frau mit dem großen Läuferherz durch den Zukauf weiterer Gartengrundstücke und zuletzt eines leerstehenden Bungalows, den sie zum Aktivhaus mit großer Küche fürs gemeinsame Kochen, einem Seminarraum und Ferienwohnung ausbaute, zu einer Oase für Körper und Geist, der Laufoase, gemacht.
Daneben engagiert sich Umbach als Organisatorin des Maare-Mosel-Laufs, der größten Laufveranstaltung in der Vulkaneifel, und in der Jugendarbeit. Sie arbeitet sowohl mit jungen Flüchtlingen als auch mit Heimkindern. Andreas Reinhard, Leiter des evangelischen Jugendhofs Wolf an der Mosel, erklärt den Erfolg so: "Über das Laufen wird das Gefühl vermittelt: Du gehörst dazu!" Und die Teilnahme an Laufveranstaltungen sei das logische Ziel. Dabei dürfe Laufen nie zur bitteren Medizin werden, mahnte der Pädagoge, Buchautor und Lauftherapeut Wolfgang Schüler in der Podiumsdiskussion. Bei Inge Umbach besteht diese Gefahr sowieso nicht.
Auch nicht die üblichen Verletzungen und Überlastungserscheinungen machen Dr. Petra Sommer die größten Sorgen. Läufer sollten wie alle anderen, die sich viel in der Natur bewegen, auf Zecken achten, impfte die Ärztin allen ein. Denn: "Auf der Liste der gefährlichsten Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation steht seit fünf Jahren, dass Zecken die gefährlichsten Tiere Deutschlands sind." Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose sind die bekanntesten Infektionen, die die Spinnentierchen übertragen. Mehr als 100.000 Infektionen gebe es jährlich in Deutschland. Die Dunkelziffer sei hoch. Nach dem Laufen den Körper nach Zecken absuchen, aber nicht auf die Bewegung verzichten, so Sommers Rat.
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Für Inge Umbach sind Zecken aber natürlich auch kein Grund von ihrem (Lauf-)Weg abzukommen. Nimmermüde wirkt sie und laut Udo Jürgens fängt mit 66 Jahren das Leben, vielleicht auch das Laufen, erst richtig an. Dr. Alois Pitzen ist sich jedenfalls sicher: "Es ist gut, dass es so jemanden wie Inge in der Region gibt!" Wenn das nicht so wäre, müsste man sie erfinden!
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Bericht und Fotos von Holger Teusch Weitere Informationen zur Laufschule Schritt für
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