4.5.19 - Parkrun in Mannheim

Lauftreff, Training oder Wettkampf - je nach Lust und Laune

Eine Idee aus England macht Furore

von Birgit Schillinger 

"Wettkampf ist das beste Training", meinte damals mein Leichtathletik-Jugendtrainer und so nutzte unsere Gruppe jede mögliche Startgelegenheit. Heute gibt es viele Volksläufe an jedem Wochenende. Aber eine neue außergewöhnliche Startgelegenheit ist nun der "Parkrun". "Parkrun" ist eine Idee aus England. 2004 gründeten 13 Läufer in London einen regelmäßigen Fünf-Kilometer-Lauf am Samstagvormittag. Das Besondere: keine Startgebühr, keine Siegerehrung, aber mit Zeitnahme und mit Spaß! "No, it´s not a race!", also eigentlich ist der Parkrun kein Wettkampf. Man kann ihn als Wettkampfersatz schnell laufen oder gemütlich mit Freunden zum Erzählen oder als Begleitung für sein Kind oder testhalber im Rückwärtsgang oder…

Der Neckarauer Waldpark ist eine naturbelassene Idylle
(Foto Tilman Rötger)
Das Orgateam ist jede Woche etwas anders zusammengesetzt, aber immer gut gelaunt (Foto Tilman Rötger)
Ausführliche und einladend präsentierte Laufankündigungen im LaufReport HIER

Von London aus verbreitete sich die Idee bald über ganz England, dann auch in Australien, Südafrika, Irland und inzwischen gibt es insgesamt fast 2000 Parkruns in 20 Ländern. Als Strecke wird immer eine schöne Fünf-Kilometer-Runde in einem Park ausgesucht, Start ist am Samstagmorgen - ja nach Land mal um 9 Uhr (in Mannheim) oder auch früher (z.B. in Australien wegen der Hitze).

Vorreiter in Deutschland waren Ende 2017 die Parkruns in Mannheim-Neckarau, Hannover und Leipzig. Der Ire Martin Kennedy, die Briten David Sweeny, Michelle Purse sowie die Deutschen Martin und Svenja Beck (die drei Jahre in Australien lebten und dort Parkrun kennengelernt hatten) bilden die "Gründungsfamilie" der Mannheimer Ausgabe.

Der Ire Martin Kennedy gehört zu den Gründern des Neckarauer Parkruns (Foto Tilman Rötger)
Mitgründer des Neckarauer Parkruns - Martin Beck

Nun feierte der Neckarauer Parkrun Anfang Mai seine 75. Ausgabe. Trotz kaltem, windigem und regnerischem Wetter kamen auch hier 50 Lauflustige (Die Betonung liegt auf Lustige!). Das entspricht dem bisherigen Schnitt des Mannheimer Laufs. Tendenz ist steigend. Denn wer einmal dabei war, ist begeistert. Die abwechslungsreiche Strecke durch den Neckarauer Waldpark führt die Läufer parallel zur Reißinsel vorbei zum Rheinufer und dann wieder zurück zum Start/Ziel in der Nähe des Strandbades. Ein Lauf für jedes Niveau: Die durchschnittliche Laufzeit beträgt 30 Minuten.

Es gibt keine Startgebühren und keine Startnummern. Man muss sich nur einmalig vor dem ersten Lauf registrieren und druckt sich den Barcode aus. Im Ziel wird die Zeit gestoppt, man erhält einen Token mit der Einlaufnummer. Dieser wird dann zusammen mit dem Barcode eingelesen - und die Online-Ergebnisliste ist fertig. So einfach und schlicht!

Alles ganz schlicht - der Zieleinlauf
Beim Zieleinlauf gibt es den Token mit der Einlaufnummer

In der Ergebnisliste ist das Stöbern in der Statistik reizvoll: Gelistet wird die Häufigkeit der Teilnahmen an einem Parkrun (das kann aber auch irgendwo anders auf der Welt gewesen sein…), und die persönliche Parkrun-Bestleistung. Witzig auch die Relation der eigenen Leistung im Verhältnis zum Altersklassenweltrekord in der jeweiligen Altersklasse (gewertet in Fünf-Jahres-Schritten): Der Quotient des Weltrekordes zu der Parkrun-Laufzeit wird in Prozent ausgegeben.

Zum Parkrun gehört auch die Geselligkeit. Statt einer Siegerehrung ist ein anschließendes gemeinsames Frühstück keine Pflicht, aber Kult - in Mannheim treffen sich die Läufer anschließend im Strandbadlokal am Rhein. "Milestone"-Kandidaten - das sind Teilnehmer, die eine bestimmte Jubiläumsanzahl an Teilnahmen geschafft haben - werden nicht nur ausgezeichnet, sondern mit einem Ritual "getauft": bitte einmal mit den nackten Füßen in den Rhein. Spaß gehört dazu.

Diese Woche war sie Racedirector - Swantje Richter (links) Und anschließend werden alle Streckenmarkierungen wieder eingesammelt
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Die Parkrun-Idee verbindet: Wer einen anderen Parkrun als seinen Home-Run besucht, gilt dort als "Tourist" und wird besonders begrüßt. In Neckarau war dies ein Ehepaar aus London: Oliver war beruflich als Sportjournalist in der Gegend, um über Hockenheimring-Rennen zu schreiben - und da war es für ihn klar, dass er den hiesigen Parkrun besucht. Apropos London: Der dortige, erste Parkrun lockt inzwischen jeden Samstag 1500 (!) Menschen an den Start.

Parkrun ist auch eine Philosophie. Die Idee funktioniert, weil es ehrenamtliche Helfer gibt, die die Organisation übernehmen. Die Teamzusammensetzung wechselt, jede Woche werden etwa zehn Helfer rekrutiert: Wettkampfleitung, Zeitnahme, Token-Ausgabe, Scanner, Streckenposten, Fotograf…

Die Motivation des britischen Gründers Paul Sinton-Hewitt ist es, durch den Parkrun Menschen zum gemeinsamen Sport zu bringen. Lauffreude und Gesundheit sind wichtiger als die Endzeit. "Dabei-Sein ist alles". Seine Vision: "to create a healthier, happier planet". Man kann in Neckarau jeden Samstag daran mitwirken.

Bericht von Birgit Schillinger
Fotos: Tilman Rötger und Hendrik Schillinger

Info und Registrierung: in Deutschland: www.parkrun.com.de
in Mannheim: www.parkrun.com.de/neckarau

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