Ein Rückblick auf die Berglauf und Trailrun Saison 2022

von Winfried Stinn 

Schlagzeilen der Berglaufsaison 2022

Berglauf Europameisterschaft und Weltmeisterschaft

Erster internationaler Höhepunkt der zurückliegenden Saison war die Berglauf-Europameisterschaft Anfang Juni in El Paso, auf der Kanareninsel La Palma/ Spanien. Erstmals wurde die Berglauf-Europameisterschaft, die sogenannte Off-Road Running-Europameisterschaft, an drei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt. Am ersten Tag wurde die klassische Variante, die Bergauf-EM angeboten, am zweiten Tag ging es um die Trail-Europameisterschaft und am dritten Tag wurde die Europameisterschaft bergauf/bergab ausgetragen. Die Verbindung zwischen dem klassischen Berglauf und Trail war schon immer ein Ziel des früheren Präsidenten des Berglauf-Weltverbandes Jonathan Wyatt, wie er nach seiner Wahl zum Präsidenten des WMRA darlegte. Dies wurde nun erstmals bei der Europameisterschaft und im November bei der zweimal wegen Corona verschobenen Weltmeisterschaft in Thailand nach seinen Vorstellungen durchgeführt.

Einige Läuferinnen und Läufer nutzten die Gelegenheit auch für Doppelstarts, so die mehrfache Schweizer Berglauf-Europameisterin Maude Mathys, die mit drei Gold-und einer Silbermedaille die erfolgreichste Teilnehmerin der Europameisterschaft war. Sie hatte kurz zuvor beim Aletsch Halbmarathon, den sie mit neuer Streckenrekordzeit überlegen gewann, ihre gute Form unter Beweis gestellt und war als Favoritin zu den Europameisterschaften angereist. Mit den drei Titelgewinnen wurde sie dieser Rolle gerecht. Aus deutscher Sicht begann das dreitägige Laufevent mit einem Paukenschlag. Der erst 18jährige Lukas Ehrle, der in Villingen/Schwarzwald wohnt und für die LG Brandenkopf startet, gewann überraschend bei der U20 die Goldmedaille. "Es war großartig. Mit diesem Sieg hatte ich nicht gerechnet. Zunächst konnte ich es lange Zeit gar nicht realisieren", so Lukas Ehrle.

Lukas Ehrle gewinnt Gold in der U20 bei der Berglauf Europameisterschaft (Foto privat) Mit drei Gold- und einer Silbermedaille war Maude Mathys die erfolgreichste EM Teilnehmerin

Für Schlagzeilen hatte Ehrle schon vor der EM mit seinem Erfolg als Gesamtsieger beim Gamperney Berglauf/Schweiz gesorgt. DLV Berglauf-Chef Kurt König zeigte sich begeistert, war aber, wie auch Ehrles Trainer Timo Zeiler nicht überrascht über den Gewinn der Goldmedaille. "Für mich war Lukas EM-Sieg keine Überraschung. Schon lange habe ich seine Entwicklung beobachten können. Lukas ist ein besonderes Talent und für sein Alter schon sehr weit. Er hat einen starken Willen und kämpft jeden Meter auf der Strecke", schwärmt König.

Gute Leistungen erzielten bei den Frauen die Deutsche Crosslaufmeisterin von 2020 und amtierende Deutsche Marathonmeisterin Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) als Sechste und der dreifache Deutsche Berglaufmeister Maximilian Zeuss, der ebenfalls für die LG Telis Finanz Regensburg startet. "Ich bin glücklich über den sechsten Platz. Mein Ziel war eine Top-Ten Platzierung", so Domenika Mayer. Und auch Maximilian Zeuss war mehr als zufrieden mit seiner Leistung: "Meine Erwartungen waren unkonventionell. Platz acht ist aber super, Platz acht ist meine bisher beste internationale Platzierung." Einen guten vierten Platz erreichte das DLV Frauen-Team mit Domenika Mayer, Lisa Oed und Esther Jacobitz.

Pech hatte Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel). Sie war wegen Nachwirkungen ihrer Corona-Erkrankung und dem dadurch mangelnden Training nicht in Form und musste schon nach 1,5 km aufgeben. Eine Mannschaftsmedaille wäre sicher gewesen. "Daher konnte ich meine gute Leistungsfähigkeit bei der Berglauf-Europameisterschaft nicht zeigen. Bis heute bin ich sehr traurig, dass damit die Berglauf-EM sowie die zwei Wochen später stattfindende Marathon-WM ins Wasser gefallen sind", äußerte sich Hottenrott, die ein halbes Jahr später zum zweiten Mal den Jungfrau Marathon gewann.

Laura Hottenrott bei der Deutschen Berglauf-Meisterschaft in Berchtesgaden (Foto © Wilfried Raatz) Andrea Mayr mit 43 Jahren noch Weltklasse, hier läuft sie dem 12.Sieg beim Hochfelln Berglauf entgegen

Die ersten gemeinsamen Berglauf-Weltmeisterschaften der verschiedenen Fachverbände, wie dem Berglauf Weltverband WMRA, IAU (Ultra) und ITRA (Trail) waren zunächst für 2021 in Chiang Mai/Thailand geplant. Dann wurden sie wegen Corona auf den Februar 2022 veschobenund letztendlich fanden sie dann im November 2022 statt. Wie schon bei der Europameisterschaft auf La Palma wurden die Titelkämpfe an drei Tagen durchgeführt. Beim Auftaktrennen über 8,5 km und 1065 Höhenmetern fehlten die Berglauf-Asse aus Uganda. Sie waren am falschen Ort zum Start erschienen. Patrick Kipngeno und Philemon Kiriago erkämpften sich einen kenianischen Doppelsieg. Bei den Frauen gewann Allie McLaughlin (USA). Die Österreicherin Andrea May belegte, vor der mehrfachen Schweizer Europameisterin Maude Mathys den zweiten Platz und gewann damit, wie bei den letzten beiden Europameisterschaften (Zermatt und La Palma) die Silbermedaille. Für Andrea Mayr, die mit fünf WM- und vier EM-Titeln weltweit zu den erfolgreichsten Bergläuferinnen zählt, ein Riesenerfolg.

Die deutsche Berglauf-Nationalmannschaft war in Thailand mit einem kleinen Aufgebot vertreten, wobei sie mit guten Ergebnissen aufwartete. Dabei sorgte Rosanna Buchauer (TSV Ruhpolding) über die Langstrecke (78 km/4807 Höhenmeter) mit einem sehr guten fünften Platz für das beste Resultat aus deutscher Sicht. Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn) belegte Platz 18. Hanna Gröber (LAV Stadtwerke Tübingen) ging zweimal an den Start und belegte auf der Bergauf/bergab-Strecke Platz sieben und auf der Bergauf-Strecke Platz zehn.

Die Titelträger im Überblick: Uphill Mountain Race (8,5 km/1065 HM): Stian Hovind Angermund (Norwegen) und Allie Mclaughin (USA). Long Trail Race (78 km/4807 HM): Adam Peterman (USA) und Blandine Lhirondel (Frankreich). Short Trail Race (38 km/ 2425 HM): Stian Hovind Angermund (Norwegen) und Denisa Ionela Dragomir (Rumänien). Up and Downhill Mountain Race :(10,7 km/ plus/minus 475 Meter) Patrick Kipngeno (Kenia) und Jessica Bailey (Großbritannien).

Altesch Halbmarathon, der 2022 bereits zum 35. Mal ausgetragen wurde

Auch bei der Berglauf-Masters-Weltmeisterschaft in Clonmel/Irland waren nur wenige deutsche TeilnehmerInnen am Start. Titelgewinne gab es für Deutschland keine, doch gibt es einige Medaillengewinne zu vermelden. Bronze gewannen Elke Keller (LG Filstal /W55), Brigitte Hoffmann (LG Welfen/ W65) und Rolf Hesselmann (STV Hünxe /M65). Bei den Mannschaftswertungen gab es Silber in der M65, sowie Bronze in der W35 und M55. Besser schnitt das DLV Senioren-Team bei der Masters-Europameisterschaft im Berglauf und Trail in La Féclaz (Chambéry/FRA) im Savoyischen Bauges Massiv, ab. Elke Keller (LG Filstal/W55) gewann über 10 km bergauf und das Trail Running über 40 km. Damit baute sie ihre bereits umfangreiche Medaillensammlung weiter aus. Als Gesamtzweite über 40 km gewann ihre Mannschaftskameradin Monika Pletzer Gold in der Klasse W35. Alexandra Gundel (LG Allgäu/W50) Silber und Ann Carol Eberle (SSV Wildpoldsried/W35) Bronze. Über 10 km sorgte, neben der schon erwähnten Goldmedaille von Elke Keller, Elfriede Ganter (LG Brandenkopf/W65) für eine weitere Goldmedaille. Nils Lennert (TV Maikammer) gewann als Gesamtvierter Silber in der M35. Silber gewannen auch die Goldmedaillengewinnerin über 40 km Monika Pletzer (W35), Thomas Blum (SC Altstadten/M55) und Gertrud Ott (LG Allgäu/W60).

Berglauf Weltpokal und World Mountain Running Ranking

Gesamtsieger des aus 16 Läufen bestehenden Berglauf-Weltpokals wurde der Kenianer Patrick Kipngeno vor seinem Landsmann Philemon Kiriago Ombogo. Platz drei belegte Zak Hanna (Irland). Bei den Frauen gewann Joyce Muthoni Njeruf (Kenia). Andrea Mayr belegte einen ausgezeichneten zweiten Platz und verhinderte damit einen kenianischen Doppelsieg. Auf Platz drei kam Lucy Murigi Wambu (Kenia).

Einer der reizvollsten Streckenabschnitte am Leisee entlang beim Gornergrat Zermatt Marathon

Bei der Welt-Jahresbestenliste (World Mountain Running Ranking) sind bei den Männern auf den ersten drei Plätzen mit Patrick Kipngeno (Kenia), Philemon Ombogo Kiriago (Kenia) und Petro Shaku Mamu (Eritrea) die Afrikaner unter sich. Anders bei den Frauen. Hier nimmt, wie im Vorjahr Andrea Mayr (Österreich) den ersten Platz ein. Joyce Muthoni Njeru (Kenia) und Allie McLaughlin (USA) landen auf den weiteren Podesttplätzen. Vierte ist die mehrfache Europameisterin Maude Mathys (Schweiz). Damit kann die mittlerweile 43 jährige Andrea Mayr, trotz eines Vollzeitjobs als Ärztin in einer Klinik auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Silber bei der EM, Silber bei der WM, Platz eins beim World Mountain Running Ranking, Platz zwei beim Berglauf-Weltpokal. Dazu kommen einige Siege bei weiteren Berglauf-Klassikern, u.a. beim Hochfelln-Berglauf in Bergen/Chiemgau, wo sie zum zwölften Mal gewann. "Ich bin wirklich sehr zufrieden mit meinen erbrachten Leistungen im vergangenen Jahr. Besonders die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft in Chiang-Mai freut mich sehr, da mir die Strecke, die ersten beiden Kilometer waren völlig flach, und auch das Klima, mir nicht wirklich entgegen gekommen sind. Aufgrund meiner beruflichen Belastung hatte ich einfach keine Zeit für eine sinnvolle Anpassung. Dass ich mit 43 Jahren und vollzeitig berufstätig nach wie vor gegen teils deutlich jüngere Vollprofis nach wie vor konkurrenzfähig bin, macht mich schon mächtig stolz. Auch über die Silbermedaille bei der Europameisterschaft habe ich mich sehr gefreut. Immerhin hatte ich meine erste EM-Medaille schon vor 18 Jahren gewonnen."

Deutsche Berglaufmeisterschaft

Die Deutsche Berglaufmeisterschaft fand nach 1993 und 2003 zum dritten Mal in Berchtesgaden statt und führte auf den Jenner. An gleicher Stelle fand 1994 die Berglauf-Weltmeisterschaft statt. Bei den Männern gewann überraschend Julius Ott (TSG Weinheim). Nur 18 Sekunden dahinter liefen Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn/ 1.M35) und der U20-Sieger Lukas Ehrle (LG Brandenkopf) zeitgleich durchs Ziel. Beide wurden auf Platz zwei gesetzt. Auf Platz vier kam Titelverteidiger Maximilian Zeuss (LG Telis Finanz Regensburg) vor David Sambale (TV Immenstadt).

Julius Ott Benedikt Hoffmann vor Lukas Ehrle Maximilian Zeuss
(3 Fotos © Wilfried Raatz)

Bei den Frauen gewann überlegen und in neuer Streckenrekordzeit Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel). Mit 54:19 Minuten verbesserte die zweifache Jungfrau Marathon Siegerin die alte Bestzeit von 56:43 der in Deutschland lebende Kolumbianerin Alexandra Olarte aus dem Jahr 1999 um mehr als zwei Minuten. Zweitschnellste aller Läuferinnen war die 15jährige Julia Ehrle (TV Villingen). Mit der Zeit von 56:02 Minuten blieb auch sie unter dem alten Streckenrekord. Die Schwester von Lukas Ehrle war aufgrund ihres Alters aber nicht für die Deutsche Meisterschaft startberechtigt. Platz zwei in der DM-Wertung belegte Hanna Gröber (LAV Stadtwerke Tübingen). Schon auf Platz drei kam die Siegerin der Klasse W45 Simone Raatz (ASC Darmstadt). Vierte wurde Sarah Kistner (MTV Kronberg) vor Monika Pletzer (LG Filder/1.W35).

Julia Ehrle Hanna Gröber Simone Raatz
(3 Fotos © Wilfried Raatz)

DLV Berglauf-Chef Kurt König zieht eine positive Bilanz: "Nach zahlreichen Wettbewerben in den Mittelgebirgen trugen wir 2022 die DM wieder einmal in den Alpen aus. Bei widrigen Witterungsbedingungen konnten sich die Favoriten durchsetzen. Besonders erfreulich ist der Sieg von Laura Hottenrott einzuordnen, da sie nach ihrer Corona-Erkrankung und ihrem Sieg beim Jungfrau-Marathon eindrucksvoll bewies, dass sich Berg- und Straßenlauf wunderbar kombinieren lassen. Julius Ott wurde von mir bereits im Vorfeld als Favorit gehandelt und konnte diesen Status erfolgreich umsetzen. Aber auch Benedikt Hoffmann zeigte mit seinem zweiten Platz, welch enormes Potential in ihm steckt. Eine überragende Leistung zeigte wieder einmal Lukas Ehrle, der zeitgleich mit Hoffman die Ziellinie überquerte. Besonders erfreulich war, dass erstaunlicherweise zahlreiche junge Athleten an der Startlinie standen."

Schwarzwald Berglauf Pokal

Pfälzer Berglauf Pokal

Golden Trail National Serie

Zum festen Bestandteil der deutschen Berglaufszene gehören die beiden traditionsreichen Berglauf Cup-Serien, der Schwarzwald Berglauf Pokal und der Pfälzer Berglauf Pokal. Eine weitere Cup-Serie mit sieben Läufen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Golden Trail National Serie.

Nur fünf, statt der sonst üblichen sieben Wertungsläufe gab es im Vorjahr beim Pfälzer Berglauf Pokal. Gestartet wurde mit dem Donnersberglauf in Steinbach, es folgten der Rietburg-Berglauf in Edenkoben, der Nanstein-Berglauf in Landstuhl, der Bad Dürkheimer Berglauf und der Potzberg-Berglauf. Den Pfälzer Berglauf-Pokal 2022 gewannen Tim Könnel (TuS Heltersberg) und Simone Raatz (ASC Darmstadt). Hinter Tim Könnel belegten Nils Lennert (TV Maikammer) und Gunnar Baar (Mutterstadt) die Plätze zwei und drei. Schon danach platzierte sich die Frauen-Gesamtsiegerin Simone Raatz (ASC Darmstadt) auf Platz vier. Sie gewann zum vierten Mal den Pokal. Marion Raab (VT Contwig) wurde vor Teunie Mosterd Zweite.

Pfälzer Berglauf Pokal Sieger 2022 Tim Könnel und Simone Raatz Nils Lennert und Marion Raab belegen die Plätze zwei
(3 Fotos © Wilfried Raatz)

Nach der Corona bedingten Absage des Kandel-Berglaufes bestand die Schwarzwald-Berglauf Pokal Serie in der vergangen Saison nur aus fünf Wertungsläufen. Gestartet wurde in Bühlertal beim Hundseck-Berglauf, es folgten Rosskopf Berglauf in Heuweiler, Tote Mann Berglauf in Oberried, Belchen Berglauf in Schönau und Blauen Berglauf in Müllheim. Der Blauen Berglauf stand nach einer mehrjährigen Pause erstmals wieder im Programm. Gesamtsieger des Schwarzwald Berglauf Pokals wurden Yannik Fuchs (Lauffreunde in Freiburg) und Sandra Kist-Boschetti (TV Bühl). Hinter Fuchs wurde Patrick Hartmann (LT Unterkirnach) Zweiter. Schon auf Platz drei kam mit Uwe Klauer (Freiburger FC), der Sieger der Klasse M50. 2013 wurde Klauer bereits als Gesamtsieger der Cupserie geehrt. Bei den Frauen belegte die Siegerin der Klasse W55 Annette Danner (Markgräfler Runners Club) hinter Sandra Kist- Boschetti Platz zwei. Dritte wurde Sabine Witschel (LG Brandenkopf).

Gestartet wurde die Schwarzwald Berglauf Pokal Serie in Bühlertal beim Hundseck-Berglauf
(Foto © Wilfried Raatz)
Yannik Fuchs und Sandra Kist- Boschetti , die Gesamtsieger des Schwarzwald Berglauf Pokals

Zur Golden Trail National Serie (Deutschland, Österreich und Schweiz) gehörten 2022 folgende sieben Läufe: Chiemgau Trail Run (42 km / 2.752 Höhenmeter), Gornergrat Zermatt Marathon, Halbmarathon (21,2 km / 1.850 Höhenmeter), Zugspitz Ultra Trail Basetrail (25 km/ 750 Höhenmeter), Pitz Alpine Glacier Trail P30 (28 km/ 1.600 Höhenmeter), Sierre-Zinal (31 km / 2.200 Höhenmeter), Ultraks Mayrhofen (30 km / 2.000 Höhenmeter), Rennsteig Herbstlauf (32,7 km/ 1.044 Höhenmeter). Gesamtsieger wurde der Brite Thomas Roach vor Dorian Marchal (Frankreich) und Manuel Innerhofer (Österreich). Als bester Deutscher kam Maximilian Grieser (Bad Reichenhall) auf Platz sieben. Bei den Frauen wurde Daniela Oemus aus Gernewitz Gesamtsiegerin vor der Dresdenerin Lena Laukner und Charlotte Moermann (Schweiz). Auf Platz vier kam mit Lea Wimmer eine weitere deutsche Läuferin.

Internationale und deutsche Klassiker

Bei den internationalen Läufen, die nicht zu einer Serie gehören, ragt aus deutscher Sicht der zweite Sieg von Laura Hottenrott beim Jungfrau Marathon (Interlaken/Schweiz) heraus. Dabei müssen 42,195 km bei 1953 Höhenmeter von Interlaken zur Kleinen Scheidegg überwunden werden. "Mich fasziniert am Jungfrau Marathon die Strecke von Interlaken zum Eigergletscher mit Ziel vor dem Panorama Eiger, Mönch und Jungfrau, sowie die lange Tradition des Laufes. Ich finde es eine besondere Herausforderung, dass der Schwierigkeitsgrad der Strecke von Kilometer eins bis 42 immer weiter zunimmt. Selbst auf den letzten Metern mit extremer Steigung kann man das Rennen noch gewinnen oder verlieren. Ich hatte im vergangenen Jahr erst 200 m vor dem Ziel die führende Kenianerin überholt", so Hottenrott. Überhaupt kann sie sich für den Berglauf begeistern. "Die Verbundenheit mit der Natur und das jede Strecke unterschiedlich und damit einmalig ist. Am Berg kann ich nicht einfach eine vorgegebene Pace laufen - auch muss ich keinem Pacer blind hinterherlaufen, sondern muss in meinen Körper fortwährend hineinhören, um den richtigen Anstrengungsgrad selbstständig zu wählen. Ich finde Berglauf unglaublich abwechslungsreich und herausfordernd", schwärmt die zweifache Jungfrau Marathon-Siegerin, die noch die deutsche Marathonmeisterschaft und die deutsche Berglaufmeisterschaft gewann.

Erfolgreich begann die internationale Saison für Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn). Er gewann zu Saisonbeginn beim 18. Swiss Snow Walk & Run in Arosa/Schweiz den "10 Meilen"-Weisshorn Trail. Beim Davos X Trail gewann er den Halbmarathon-Lauf, nachdem er ein Jahr zuvor den K68-Wettbewerb gewonnen hatte. Es folgten weitere Podestplätze bei internationalen Läufen, u.a. Platz drei beim Gamperneylauf in Grabs/Schweiz so auch bei der UTMB-Serie (Platz drei beim Mozart 100 in Salzburg und beim Wildstrubel Crans-Montana /Schweiz). Pech hatte Hoffmann als er Anfang Juli beim Zermatt Marathon wegen einer Verletzung zum Zuschauen "verdammt" war und so, nach zwei Siegen in Zermatt, den klassischen Hattrick verpasste.

Beim 20. Gornergrat Zermatt Marathon starteten mehr als 2000 Läuferinnen und Läufer bei vier verschiedenen Strecken und einer Zweier Staffel in St. Niklaus (Marathon, Ultra Marathon und Zweierstaffen) sowie in Zermatt (Halbmarathon mit Ziel Riffelberg) und dem neuen Halbmarathon mit Ziel Gornergrat.

Bilderbuchwetter beim 20. Gornergrat Zermatt Marathon Die Italienerin Ivana Iozzia gewann zum 3. Mal den Gornergrat Zermatt Marathon

Anlässlich des Jubiläums hatten die Veranstalter einen zweiten Halbmarathon, den sogenannten "TOP20Run-Gornergrat" ins Programm aufgenommen. Dieser Lauf (22 km/ + 1850 m/ -360 m) gehört zu der von Salomon veranstalteten Golden Trail National Serie. Den Marathonlauf, der in Zermatt als die Königsdiziplin geführt wird, gewann überraschend der erst 18jährige Norweger Petter Engdhal in 3:05:54 Stunden. Mark Weidler (TUS Heltersberg) belegte als bester Deutscher einen sehr guten fünften Platz. Bei den Frauen dominierte erneut die Italienerin Ivana Lozzia und gewann nach 2017 und 2018 zum dritten Mal. Beim neuen Lauf "TOP20Run-Gornergrat", mit Ziel auf den Gornergrat gab es durch die Dresdenerin Lena Laukner einen deutschen Sieg. Sie hatte erst kürzlich beim Mont Blanc Marathon die U23 gewonnen. "Das Streckenprofil liegt mir. Ich hatte mir schon Siegchancen ausgerechnet." Beim Halbmarathon mit Ziel auf den Riffelberg erkämpfte sich Franziska Schmieder (LG Brandenkopf) als Dritte einen Podestplatz. Beim Ultra-Marathon wurde Samy Schu (LTV Marpingen), der 2019 und 2021 als Erster das Ziel auf den Gornergrat erreichte, diesmal Zweiter.

Den 35. Aletsch-Halbmarathon, der im schweizerischen autofreien Ort Bettmeralp/Wallis ausgetragen wurde, gewannen Maude Mathys und Stephan Wenk. Damit setzten sich die Favoriten durch und sorgten für einen Schweizer Doppelerfolg. Dabei feierte die Berglauf-Europameisterin von 2019 Maude Mathys einen überlegenen Start-Ziel-Sieg. Mit der Zeit von 1:47:42 Stunden verbesserte sie den Streckenrekord der Britin Sarah Tunstall, die 2019 bei ihrem vierten Sieg 1:48:22 Stunden lief. Damit präsentierte sie sich, kurz vor der Berglauf-Europameisterschaft, wo sie wie erwähnt drei Goldmedaillen gewann, in Top-Form.

Gletscherblick beim Aletsch Halbmarathon, dem "Laufklassiker im UNESCO Weltnaturerbe" Ski-Olympiasieger Didier Défago mit dem Siegerpaar des 35. Aletsch-Halbmarathon Maude Mathys und Stephan Wenk (lnks)

Den Gamperney Berglauf in Grabs/Schweiz gewann überraschend der erst 18jährige Lukas Ehrle (LG Brandenkopf). Er gewann nicht nur seine Altersklasse, sondern wurde auch Gesamtsieger. Mit seinem Sieg reiht sich Lukas Ehrle in die Siegerliste des Gamperney Berglaufes ein, wo er nun zusammen mit dem siebenfachen Berglauf-Weltmeister Jonathan Waytt (Neuseeland) zu finden ist. Mit dem Gesamtsieg beim Gamberney Berglauf gehörte Ehrle bei Insidern zu den Favoriten für die Berglauf-Europameisterschaft, die er dann ja auch in seiner Klasse (U20) gewann. Aber auch national war Lukas Ehrle sehr erfolgreich. Bei der deutschen Berglaufmeisterschaft in Berchtesgaden gewann er als Gesamtzweiter seine Klasse, er wurde Deutscher Meister im 10 km Straßenlauf (U20). Drei Landesmeisterschaften und die Verbesserung seiner Bestzeiten vervollständigen seine Erfolgsbilanz.

Gerne erinnert sich Ehrle an die baden-württembergische Berglaufmeisterschaft in Oberried/Schwarzwald, wo er den Biathlon-Weltmeister Benedikt Doll (Breitnau) besiegen konnte. All diese Erfolge führten dazu, dass er zum zweiten Mal zum Nachwuchsläufer des Jahres gekürt wurde. "2022 war ein großartiges Jahr, es war wirklich ein Traumjahr für mich, das ich nie vergessen werde. Mit so großen Erfolgen habe ich nicht gerechnet. Viel besser hätte es kaum laufen können", so bilanziert Ehrle die zurückliegend Saison.

"Highlight war natürlich der EM-Titel. Ich habe nicht damit gerechnet beim ersten internationalen Start gleich Gold zu holen. Die Krönung der Saison war natürlich die Auszeichnung zum Nachwuchsläufer des Jahres." Für die kommende Saison hofft er, dass er Schule mit dem Abitur, er besucht die zwölfte Klasse des Gymnasium in Villingen, und das Laufjahr mit vielen Höhenpunkten, wie z.B. der Berglauf-WM, gut unter einen Hut bekommen kann.

Beim 33. Internationalen Schlickeralmlauf in Telfes/Stubai belegte die Deutsche Sarah Kistner (Bild rechts) hinter der strahlenden Siegerin Karin Freitag Rang zwei - (Fotos © Axel Künkeler)

Neben der deutschen Meisterschaft sind in Deutschland der Hochfelln Berglauf in Bergen/Chiemgau, der Zugspitz Ultratrail in Garmisch Partenkirchen und der Rennsteiglauf in Thüringen von besonderem Interesse.

Beim Internationalen Hochfelln Berglauf gab es durch Andrea Mayr und Manuel Innerhofer einen österreichischen Doppelsieg. Hinter Manuel Innerhofer und dem Slowenen Timotje Becan erreichte Gabriel Wimmer aus Neubeuren als Dritter noch einen Podestplatz. Bei den Frauen feierte Andrea Mayr überlegen ihren zwölften Sieg. "Dass ich von 13 Starts zwölfmal gewinnen konnte zeigt, dass mir die Strecke liegt. Mein Ziel ist es, den Hochfelln-Berglauf mit 45 Jahren, das ist in zwei Jahren, zu gewinnen. Das würde passen, denn dann ist auch der 50. Hochfelln-Berglauf." Platz zwei belegte Sophia Schneider (SV Oberteisendorf). Sie gehört dem Biathlon-Nationalteam an und trainiert beim Stützpunkt in Ruhpolding. Knapp dahinter erkämpfte sich Verena Bachmayer (SC Haag) den dritten Platz.

In Erwartung auf Andrea Mayrs zwölften Sieg beim Internationalen Hochfelln Berglauf überreichte OK Chef Jürgen Schmid ihr die Startnummer 12 Timotej Becan vor dem späteren Sieger Manuel Innerhofer

Beim Zugspitz Ultratrail in Garmisch- Partenkirchen, zu dem die Veranstalter rund 3000 Meldungen registrieren konnten, standen gleich fünf Läufe auf dem Programm. Dabei wurde beim Supertrail XL über 82 km und 3680 Höhenmeter die Deutsche Ultramarathon-Meisterschaft im Ultratrail ausgetragen. Deutscher Meister wurde zum zweiten Mal der Allgäuer Markus Mingo (TSV Penzberg). Bei den Frauen siegte Anna Hahner (SSC Berlin) und gewann damit auch die deutsche Ultratrail-Meisterschaft. Platz drei erkämpfte sich Anna Jansen aus Grafing. Den längsten und spektakulärsten Lauf, den sogenannten Ultratrail über 108 km und 5129 Höhenmeter, gewann Thomas Ungethüm (LG Vogtland). Zweiter wurde Volker Sauerzapf (LC Running Puchberg) vor Thorsten Reichert. Bei den Frauen siegte die Tschechin Lada Stalzerova vor Anni Johann aus Deutschland. Den Supertrail (68 km/ HD 2800 m) gewann der Schwede Petter Engdahl vor Florian Reichert. Bei den Frauen konnte sich Lisa Mehl (TSV Kusterdingen) nach 2017 zum zweiten Mal als Siegerin in die Ergebnisliste eintragen lassen. Miria Meinheit wurde Dritte. Beim Basetrail XL (50 km/1660 Höhenmeter) belegten Marcel Hoeche (TS Herzogenaurach) und Sebastian Hallmann (LG Telis Finanz Regensburg) hinter dem britischen Ex-Europameister Robbie Simpson die Plätze zwei und drei. Auch bei den Frauen gingen hinter der südafrikanischen Siegerin Toni Mccann mit Kim Schreiber (München) und Kim Strohmann die Plätze zwei und drei an deutsche Läuferinnen.

Beim Basetrail über 24 km und 610 Höhenmeter, der zur Golden Trail National Serie gehört, belegte Lena Laukner aus Dresden den dritten Platz. Der 49. Rennsteiglauf im Thüringer Wald, mit verschieden Läufen über Mini Marathon, Halbmarathon, Marathon, Super Marathon war mit rund 10.000 Läuferinnen und Läufer stark besetzt. Den Super Marathon über 73 km und 3260 Höhenmeter gewannen Frank Merrbach (LG Nord Berlin) und Tina Gebhardt von der LG Itzum. Den Marathonlauf mit 769 Höhenmetern gewann, wie im Vorjahr Anna Hahner (SSC Berlin). Den Halbmarathon entschieden Roman Freitag (Erfurter LAC) und Nadine Hübel (TV 1924 Dipperz) für sich.

Gesamtbilanz von DLV Berglauf-Chef Kurt König

"Zurückblickend darf man festhalten, dass wir die Berglauf -Europameisterschaft auf La Palma als Erfolg verbuchen können. Gerade auf den Uphill-Strecken konnten sich die Athleten/innen in Szene setzen. Vor allem Domenika Mayer und Lisa Oed bei den Damen haben mit den Plätzen sechs und zwölf die Erwartungen mehr als erfüllt. Schade war nur, dass Laura Hottenrott infolge einer Corona-Erkrankung das Rennen bereits nach 1,5 km aufgeben musste. Andernfalls wäre die Goldmedaille im Team nicht unrealistisch gewesen. Aber auch Maximilian Zeus konnte überzeugen und errang mit dem 8. Platz sein bestes Ergebnis bei einer int. Meisterschaft. Seiner Favoritenrolle gerecht wurde Lukas Ehrle, der mit seinem ungefährdeten EM-Titel wieder einmal sein außergewöhnliches Talent unter Beweis stellen konnte. Ernüchternd war die Ausbeute im Trailbereich. Es zeigte uns, dass wir auf der Mitteldistanz momentan nicht unbedingt mit Spitzenplatzierungen rechnen dürfen. Das Mini-Team, das bei der WM in Thailand an den Start ging, konnte zu 100% überzeugen. Besonders Hanna Gröber und Rosanna Buchauer liefen mit ihren Platzierungen in den erweiterten Kreis der Weltspitze. Aber auch "Vielläufer" Benedikt Hoffmann überzeugte mit seinem 18. Platz beim Long Trail", bilanziert König die zurückliegende Saison und schaut jetzt schon auf den Höhenpunkt der kommenden Saison. "Bereits im Anfang Juni steht die nächste WM in Innsbruck auf dem Programm. Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir mit einem quantitativ und qualitativ starken Team an den Start gehen und endlich die erhofften Medaillen erringen wollen. Das würde der deutschen Berglauf und Trailszene einen weiteren Schub verleihen."

Hinweis: Berglaufberichte sind im LaufReport links alphatisch anwählbar!

Berglauf-Saison im LaufReport
von Winfried Stinn

Fotos von Winfried Stinn und LaufReport-Archiv
Weitere Fotos von Wilfried Raatz, Axel Künkeler und privat

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