Berglauf- und Trailrun-Saison im LaufReport
Stimmungsvolle Kulisse bei der Berglauf-Europameisterschaft 2019 in Zermatt am Fuße des Matterhorn

Rückblick auf die Saison 2019

von Winfried Stinn 

Schlagzeilen 2019

Nationale Berglaufsaison 2019

Höhepunkt der nationalen Berglaufsaison war die Deutsche Berglaufmeisterschaft in Breitungen/Thüringen, die im Rahmen des Preßlaufes ausgetragen wurde. Kurt König hatte bei seiner Amtsübernahme als Berglaufberater des Deutschen Leichtathletikverbandes versprochen, dass er die Meisterschaften auch an Berglaufveranstalter außerhalb der bayrischen Alpen und des Schwarzwaldes vergeben will. Nach dem Arberlandberglauf (2017) und dem Brockenlauf (2018) kam er nun mit der Vergabe an einen Berglaufveranstalter in Thüringen erneut diesem Versprechen nach. Damit will König den Berglauf auch in anderen Regionen attraktiv und bekannt machen. Dagegen ist nichts einzuwenden, dennoch sollte es bald auch wieder mal Titelkämpfe bei den Klassikern in den bayrischen Alpen geben.

Simon Boch und Kerstin Bertsch gewinnen die Titel bei der Deutschen Berglaufmeisterschaft in Breitungen/Thüringen - Fotos © Wilfried Raatz

Gelaufen wurde auf einer bergauf-bergabführenden Strecke mit Start in Breitungen und Ziel auf dem nur 645 Meter hohen Pleß. 13,2 km und bei 785 (kumulierte) Höhenmeter waren zu absolvieren. Dabei feierten die Läufer von der LG Telis Finanz Regensburg mit Simon Boch und Konstantin Wedel einen Doppelerfolg. So setzten sich auf diesem Kurs erwartungsgemäß starke Straßenläufer durch. Simon Boch und Konstantin Wedel belegten eine Woche zuvor in Siegburg bei den deutschen 10 km Meisterschaften die Plätze zwei und sieben und bei den deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Freiburg die Plätze drei und fünf. Bei beiden Titelkämpfen wurden sie auch Mannschaftsmeister. Dritter der Berglaufmeisterschaft wurde Marcel Bräutigam (GutsMuths-Rennsteinlaufverein).

Bei den Frauen gewann Kerstin Bertsch, bekannt auch unter ihrem Mädchennahmen Straub (SSC Hanau-Rodenbach), vor Julia Berger (OSC Löhbau). Schon als Dritte kam mit der erst 16jährigen Julia Behrens (ASC Darmstadt), die Siegerin der U20 ins Ziel. Mit Antonia Niedermaier (PTSV Rosenheim) erreichte als Fünfte eine weitere U20 Läuferin eine vordere Platzierung. Schnellster Nachwuchsläufer war Dominik Müller (SSC Hanau Rodenbach). Bei den Senioren/innen ragte Simone Raatz (ASC Darmstadt) als achte Frau und Siegerin der Klasse W40 heraus. Bei den Senioren war Alexander Barnsteiner (LLG Landstuhl/M45) als 19. in der Gesamtwertung vorne.

Schwarzwald-Berglauf-Pokal und Pfälzer Berglauf-Pokal

Neben der deutschen Meisterschaft haben nun schon seit mehreren Jahrzehnten der Schwarzwald-Berglauf-Pokal und der Pfälzer Berglauf-Pokal einen festen Platz in der deutschen Berglaufszene.

Beim Pfälzer Berglauf-Pokal konnte beim Donnersberglauf, Nanstein-Berglauf, Rockie-Mountain-Lauf, Rietburg-Berglauf, Bad Dürkheimer Berglauf, Potzberg-Berglauf und Kalmit-Berglauf gepunktet werden. Gesamtsieger wurde zum achten Mal Jonas Lehmann (TuS Heltersberg) vor seinen beiden Mannschaftskameraden Tim Könnel und Mark Weidler. Bei den Frauen feierte Simone Raatz ihren vierten Gesamtsieg. Zweite wurde Anna Clipet (Landau Running Combany), die auch bei den Läufen zum Schwarzwald-Berglauf-Pokal vorne mitläuft. Dritte wurde Claudia Seel (TV Kirkel). Die Mannschaftstitel gingen bei den Männern und Frauen an den TuS Heltersberg.

Simone Raatz und Jonas Lehmann gewinnen den Pfälzer Berglauf-Pokal 2019
Foto © Wilfried Raatz
Roland Golderer und Stephanie Morath siegen beim Schwarzwald-Berglauf-Pokal 2019

Die Läufe zum Schwarzwald-Berglauf-Pokal wurden in Zell am Harmersbach mit dem TrailRUN21 und TrailRUN Light gestartet. Danach ging es beim Kandel-Berglauf, Hundseck-Berglauf, Rosskopflauf, Tote Mann Berglauf weiter. Das Finale fand beim Belchen-Berglauf statt. Im Gegensatz zum Pfälzer Berglauf-Pokal ging es beim Schwarzwald-Berglauf-Pokal spannend zu. Roland Golderer (PSV Schwalbe Ellmendingen) gewann die Cup Wertung mit gerade mal vier Punkten Vorsprung vor Nils Lennert (TV Maikammer). Dritter wurde Dominik Haberstroh (Winden im Elztal). Noch knapper ging es bei den Frauen zu. Stephanie Morath (Freiburg, freier Lauftreff Attila) gewann mit nicht einmal einem Punkt Vorsprung vor Franziska Schmieder (LG Brandenkopf) und Sarah Büchel (LT Unterkirnach). Beide Mannschaftstitel gingen an die LG Brandenkopf.

Der X-Trail Run in Breitnau/Hochschwarzwald gehört zwar nicht zum Schwarzwald-Berglauf-Pokal, ist aber seit zehn Jahren nicht mehr aus dem Berglaufkalender des Schwarzwalds weg zu denken. Bei dem durch den früheren Weltklasse Bergläufer Charly Doll veranstalteten Trail geht es u.a. durch die wildromantische Ravennaschlucht, mit Treppen und Stegen. Bei der zehnten Auflage setzten sich über den Halbmarathon-Wettbewerb Fritz Koch (LSF Münster) und Katharina Roiss (Rickenbach) durch. Den 10 km Lauf gewannen Marcel Lutterer (Esslingen) und Michaela Schmeer (Eppelborn/Saar). Tagesschnellster über 10 km war der Jugendsieger Peter Hensler (SC Bubenbach).

Brücken, Treppen, schmale Pfade - das macht den X-Trail Run in Breitnau aus

Die Nummer Eins in Deutschland bleibt der Internationale Hochfelln-Berglauf in Bergen. Beim 46. Hochfelln-Berglauf, der vom SC Bergen veranstaltet wird, war auch ohne Anbindung an den Berglauf-Weltcup, Weltklasse am Start. Top-Star war die Österreicherin Andrea Mayr. Die mehrfache Welt- und Europameisterin erreichte auf der 8,9 km langen Strecke, die einen Höhenunterschied von 1074 Meter aufweist, nach 49:51 Minuten (passend mit ihrer Startnummer zehn) zum zehnten Mal als Siegerin das Ziel unterhalb des 1674 Meter hohen Hochfelln-Gipfels. Auf Platz drei kam hinter Sintayehu Kibebo aus Äthiopien die Deutsche Berglaufmeisterin von 2018 Sarah Kistner (MTV Kronberg). Bei den Männern gewann der Berglauf Weltmeister von 2012 Petro Mamu aus Eritrea zum vierten Mal. Zweiter wurde sein Landsmann Filmon Abraham, der im nahegelegenen Traunstein lebt und für die LG Rupertiwinkel startet. Bis Kilometer sechs liefen die beiden zusammen, danach forcierte Mamu das Tempo und lief seinem Landsmann davon.

Andrea Mayr mit der passenden Startnummmer gewann zum zehnten Mal den Hochfelln Berglauf

Beim Zugspitztrail in Garmisch Partenkirchen, Grainau, Mittenwald, Leutasch und Ehrwald standen fünf Läufe auf dem Programm. Den Basetrail XL über 39 km und 1985 Hm gewann die mehrfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Biathlon und Sportlerin des Jahres 2017 Laura Dahlmeier (SC Partenkirchen) in 4:15.38 Stunden. Laura Dahlmeiers Liebe zu den Bergen ist hinlänglich bekannt. Für DLV Berglaufberater Kurt König war der Sieg beim Zuspitztrail Anlass sie für die Berglauf Weltmeisterschaft über die Langdistanz zu nominieren. Den Supertrail über 102,5 km und 5491 Hm gewann Florian Reichert (ASFM Göttingen) in 6:04:59 Stunden.

Zu den anspruchsvollsten Bergläufen Deutschlands gehört der Nebelhornlauf in Oberstdorf. Auf 10,5 km mit Start in Oberstdorf und Ziel auf den 2220 Meter hohen Gipfel des Nebelhorns, müssen 1405 Höhenmeter bewältig werden. Es gewann David Sambale (TV Immenstadt) vor Phillip Zewe und Maximilian von Lippe (DJK Schwäbisch Gmünd). Bei den Frauen war Kristina Jago (Wetzlar) vor Sona Huber (TV Viktoria Augsburg) und der vielfachen Senioren EM- und WM-Meisterin Marie-Luise Heilig Duventäster (LG Welfen) vorne.

Den Tegel-Berglauf (8km/ 920 Hm) mit Bayerischen Berglaufmeisterschaften gewann Maximilian Zeuss (LG Telis Finanz Regensburg) vor Maximilian von Lippe (DJK Schwäbisch Gmünd). Bei den Frauen siegte Regina Högl (LG Region Landshut) vor Julia Laub (SV Mergelstetten).

Beim Osterfelder Berglauf (11,9km/1297 Hm) siegte der Brite Haun Ixon vor Florian Zeisler und Daniel Götz (SU Berdorf Höhn). Frauensiegerin wurde Tina Fischl (WSV Otterskirchen). Der Dritte vom Osterberger-Berglauf Daniel Götz setzte sich beim Tölzer Blomberglauf (4,7 km/500 Hm) als Sieger durch. Bei den Frauen war die 23jährige Amerikanerin Meg Lane als Erste im Ziel. Den Kampenwadlauf (6 km/830 HM) gewann bei den Frauen die Nachwuchsläuferin und Mitglied der Berglauf-Nationalmannschaft Antonia Niedermaier (PTSV Rosenheim). Florian Zeisler war bei den Männern nicht zu schlagen. Antonia Niedermaier gewann auch den Astenberglauf (6,5km/652 Hm). Ihr Mannschaftskamerad von der PTSV Rosenheim Fabian Alraun siegte bei den Männern. Den 49. Brocken-Berglauf, 26,2 km und 890 Höhenmeter, mit Ziel auf den 1141,2 Meter Hohen Brocken, gewannen Peter Desch (Dänische Nationalmannschaft) und Franziska Granisch (EGZ Triathlon Görlitz).

Internationale Berglaufsaison 2019

Aletsch Halbmarathon, einer der schönsten Bergläufe Europas

Bei den internationalen Meisterschaften gab es aus deutscher Sicht zwar einige gute Ergebnisse, aber das deutsche Berglauf-Team blieb ohne Medaille. In den vergangenen Jahren konnten zumindest die Juniorinnen, wie Sarah Kistner (MTV Kronberg) und Lisa Oed (SSV Hanau-Rodenbach), bei Welt- und Europameisterschaften mit Titeln und Medaillen die Gesamtbilanz ein wenig aufpolieren. Aber selbst beim Nachwuchs blieben Podestplätze diesmal aus.

Top-Ten Plätze gab es bei der Berglauf Europameisterschaft in Zermatt am Fuße des Matterhorns durch Stefanie Doll (SV Kirchzarten), die als beste Deutsche auf Platz sechs kam, Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach) wurde Neunte und bei den Junioren errang Dominik Müller (SSC Hanau-Rodenbach) den 6. Platz. Pech hatte das Frauen-Team, die Junioren-Weltmeisterin von 2016 und Deutsche Meisterin von 2018 Sarah Kistner musste krankheitsbedingt kurzfristig auf einen Start verzichten. So schrammte das deutsche Frauen-Team als Vierte nur knapp an der erhofften Medaille vorbei. Platz 15 für Sarah Kistner hätte gereicht, um mit 30 Punkten vor der Schweiz (31 Punkte) Dritter zu werden.

Der Brite Jacob Adkin gewinnt die Berglauf-EM in Zermatt Maude Mathys wird in Zermatt zum dritten Mal Europameisterin Die mehrfache Europa- und Weltmeisterin Andrea Mayr wird bei der EM Zweite

Bei den Frauen kam es zu dem mit Spannung erwarteten Duell zwischen der zweifachen Europameisterin Maude Mathys (Schweiz) und der sechsfachen Weltmeisterin Andrea Mayr (Österreich). Die im Wallis lebende Mathys nutzte ihren Heimvorteil und siegte vor Andrea Mayr.
Bei den Männern gewann der Brite Jacob Adkin vor Stian Øvergaard Aarvik (Norwegen) und dem Italiener Xavier Chevrier. Als bester Deutscher kam Anton Palzer (SK Ramsau) nur auf Platz 25.

Kurt König: "Das Herren-Team hat mich enttäuscht. Das liegt meines Erachtens an der nicht zielgerichteten Vorbereitung und der Tatsache, dass sich unsere Athleten kaum der internationalen Konkurrenz stellen. Die läuferischen Fähigkeiten sind grundsätzlich vorhanden."

Bei der Berglauf-Europameisterschaft in Zermatt belegen Stefanie Doll bei den Frauen und Dominik Müller bei den Junioren einen ausgezeichneten 6. Platz

Erfolgreicher waren die Deutschen beim Gornergrat Zermatt Marathon, der einen Tag vorher ausgetragen wurde. Auf der 42,195 km langen Strecke (+1944 m/-444 m) gewann Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn) und auch auf der Ultra-Marathon Strecke (55,557 km/+2548 m/-444m) gab es durch Samy Schu (LTF Marpingen) einen deutschen Sieger.

Auf der Ultra-Marathon Strecke des Gornergrat Zermatt Marathon gab es mit Samy Schu vom LTF Marpingen einen deutschen Sieger Benedikt Hoffmann von der TSG Heilbronn gewinnt neben dem Gornergrat Zermatt Marathon weitere Klassiker

Erstmals fanden die Berglauf-Weltmeisterschaften über die Normal-Distanz und Langdistanz an einem Wochenende statt. Austragungsort war Villa La Angostura (Argentinien). "Die Zusammenlegung der beiden Meisterschaften hat finanzielle Gründe. Wir haben immer mehr Probleme Veranstalter zu finden, die rund 300.000 € aufbringen können", so WMRA Council Mitglied Wolfgang Münzel.

Bevor die Titelkämpfe losgingen gab es schon Negativ-Schlagzeilen. Den afrikanischen Läufern, u.a. den beiden Vorjahressiegern und Favoriten Robert Chemoges (Uganda) und Lucy Wambui (Kenia) wurde die Einreise nach Argentinien verweigert. "Ein Schelm, der dabei Böses denkt". Laut WMRA-Präsident Jonathan Wyatt haben die Afrikaner zu spät die Visa beantragt. Jonathan Wyatt äußerte sich auf Anfrage: "Die Afrikaner haben sich zu spät um ein Visum bemüht. Für die Einreisegenehmigung sind die Funktionäre der Teams und die Athleten selbst verantwortlich. Sie wurden von uns rechtzeitig in einem Teamhandbuch informiert, welche Länder ein Visum benötigen und wann diese beantragt werden müssen."

Martin Anthamatten mehrfacher Sieger beim Matterhon Ultraks Robby Simpson Sieger beim Aletsch Halbmarathon

Wyatt weist daraufhin, dass der Berglauf-Weltverband erst spät von den Problemen erfahren hat. "Uganda war das einzige Land, das uns über die Einreiseprobleme informierte. Uganda hatte mich erst fünf Tage vor der WM kontaktiert und von Kenia habe ich erst drei Tage vor der WM von den Problemen erfahren. Ich habe Kontakt zum Argentinischen Verband aufgenommen, die haben zum zweiten Mal eine Einladung an die Botschaft von Uganda geschickt, mit dem Hinweis, dass sie alle Kosten für das ugandische Team übernehmen. Die Zeit war wohl zu knapp. Das gleiche gilt für die anderen betroffenen Nationen auch."

Bei der Normal-Distanz (14,2 km/ 745 Höhenmeter), die auf einem bergauf-bergabführenden Kurs ausgetragen wurde, waren keine deutschen Läufer am Start. Es siegte der Weltmeister von 2016 Joseph Gray (USA) vor Cesare Maestri (Italien) und Chrascina Marek. Bei den Frauen gewann Murphy Grayson (USA) vor Elisa Poncet (Frankreich) und Philippa Williams (Großbritannien).

Über die Langstrecke hatte der DLV mit der Nominierung der mehrfachen Biathlon-Weltmeisterin und Olympiasiegerin Laura Dahlmeier (TSV Partenkirchen) mit einer Sensation aufgewartet. Sie hatte nach Beendigung ihrer Biathlon-Karriere einige Bergläufe, u.a. den Zugspitztrail, der als Qualifikationslauf ausgeschrieben war, gewonnen. Als Kurt König anfragte, ob sie mit zur Weltmeisterschaft nach Argentinien wolle, habe sie sofort zugesagt. 42 km mit 2100 Höhenmetern, auf einer extrem schwierigen Strecke, mussten bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft bewältigt werden. Nach starken Regenfällen war die Strecke noch schwieriger zu laufen, als ohnehin schon. So gaben bei den Frauen neun der 85 Starterinnen auf, u.a. das gesamte im Vorfeld "hochgehandelte" Schweizer Team mit der amtierenden Europameisterin Maude Mathys.

Moritz auf der Heide mit Platz 13 bei der Weltmeisterschaft über die Langdistanz bester Deutscher Die zweifache Weltmeisterin Lucy Wambui Murigi konnte mangels Visum nicht zur WM nach Argentinien

Laura Dahlmeier erreichte nach 4:32:27 Stunden den 27. Platz von 75 Finisherinnen und äußerte sich unmittelbar nach dem Zieleinlauf gegenüber der ARD Sportschau und ZDF Sportreportage geradezu euphorisch: "Das war eine brutal gute Stimmung hier im Feld, aber die Strecke war natürlich extrem hart". Die Zeit entspreche in etwa ihren Vorstellungen. Die Bergwelt in Patagonien bezeichnete sie als "extrem beeindruckend". Im Gegensatz zum Biathlon habe sie keinen Druck verspürt. Eins hat der DLV mit der Nominierung von Laura Dahlmeier erreicht. das Medieninteresse bei einer Berglauf-WM war noch nie so groß. Alle großen Tageszeitungen wie Süddeutsche und Sportzeitschriften wie Kicker, sowie das Fernsehen (ARD, ZDF und Eurosport) war der Start von Dahlmeier eine Reportage wert. Die ZDF-Reportage zeigte einen zwölfminütigen Beitrag. Mit traumhaft schönen Aufnahmen wurde die Faszination des Berglaufes einem größeren Publikum als sonst gezeigt. Und auch die übrigen deutschen Läufer profitierten davon, sie wurden ebenfalls im Fernsehen namentlich genannt und gezeigt. Dass Laura Dahlmeier für ein großes Medieninteresse gesorgt hat, strich neben Kurt König auch der WMRA-Präsident Jonathan Wyatt bei seinem Fazit heraus.

Pech bei der Langstrecken-WM hatte Stefanie Doll. Kurt König hatte ihr eine Top-Ten-Platzierung zugetraut. Doch wie schon Sarah Kistner bei der EM in Zermatt, musste auch Stefanie Doll krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Frauensiegerin wurde Christina Simion (Rumänien) vor Adeline Roche (Frankreich) und Bladine L`Hrondel (Frankreich).

Bei den Männern gewann Jim Walmsley (SA) vor dem Weltmeister von 2017 Francesco Puppi (Italien) und Oriol Cardona (Spanien). Moritz auf der Heide belegte Platz 13 und war damit bester Deutscher. "Neben dem Sieg beim Eiger Trail war das mein bestes Ergebnis meiner Karriere", freute sich Auf der Heide. "Das war eine hervorragende Platzierung. Er hat in den letzten Jahren eine enorme Leistungsentwicklung vorzuweisen", so Kurt König. Benedikt Hoffmann erreichte Platz 21 und Florian Reichert Platz 40. Damit kam die deutsche Männermannschaft auf Platz acht.

Benedikt Hoffmann: "Ich wollte eine Platzierung unter den ersten Zehn. Rückblickend war der 21.Platz nicht top, aber nach einer so langen erfolgreichen Saison zufriedenstellend."

Für Stefanie Doll war der krankheitsbedingte Startverzicht besonders schade. Die Langstrecken-WM in Argentinien sollte ein krönender Abschluss einer Super Saison werden: "Argentinien war nun wirklich kein schöner Abschluss. Das gehört aber zum Sport dazu." Höhepunkt war der sechste Platz bei der Berglauf-Europameisterschaft. Erneut zeigte Stefanie Doll, dass sie auf unterschiedlichen Strecken, ob klassisch bergauf oder bergauf/bergauf oder Trails, stark ist. Das zeichnet gute Bergläufer/innen aus. Herausragend ihr dritter Platz bei der Deutschen Halbmarathon-Meisterschaft in Freiburg. Beim Berlin Marathon wurde sie mit der neuen persönlichen Bestzeit von 2:35:33 Stunden zweitbeste Deutsche. Mit ihrer Zeit rangiert sie auf Platz sechs der Deutschen Jahresbestenliste.

Nach den beiden internationalen Meisterschaften zieht DLV Berglauf-Berater Kurt König folgendes Fazit: "Wieder einmal Licht und Schatten" ist sein Resümee. "Es gab eine Reihe guter Ergebnisse, sowohl bei der Berglauf-EM in Zermatt, als auch bei der Langstrecken-WM in Argentinien. Aber wir sind mit großen Erwartungen in die Saison 2019 gestartet und stehen am Ende wieder einmal mit leeren Händen da", so ein enttäuschter Berglauf-Chef. "Gerade bei den Europameisterschaften in Zermatt hatten wir bei optimalem Verlauf mit zwei Medaillen gerechnet. Aber durch den krankheitsbedingten Ausfall von Sarah Kistner mussten wir unsere Träume begraben." Mit dem Abschneiden des Langstrecken-Teams in Argentinien war König zufrieden. "Wobei wir natürlich auch dort mit Problemen zu kämpfen hatten. Stephanie Doll erkrankte kurz nach der Ankunft und konnte nicht starten. Florian Reichert hatte mit einem entzündeten Zahn zu kämpfen und Laura Dahlmeier eine 60stündige Anreise hinter sich. Also wirklich keine guten Voraussetzungen um optimale Leistungen erbringen zu können. Der 13. Platz von Moritz Auf der Heide war eine herausragende Platzierung."

Erfolgreicher waren da die Senioren. Sie gewannen bei der Masters Europameisterschaft in Janské Lázne (Tschechien) sechs Goldmedaillen in der Einzelwertung und sechs in den Teamwertungen. Gold gewannen: Edwin Singer (LG Allgäu/M35), Olaf Schober (WSV Otterskirchen/M45) und Roland Wild (LG Bamberg/M50), sowie bei den Frauen Kerstin Esterlechner (Lauffeuer Chiemgau/W35), Marie-Luise Heilig-Duventäster (LG Welfen/ W55) und Irmgard Olma (LG Welfen/ W70). Bei der Masters Weltmeisterschaft in Galiano del Capo (Italien) gab es durch Marie-Luise Duventäster (W55/Silber) und Franz Prager (M60/Bronze) zwei Einzel-Medaillen. In den Mannschaftswertungen gab es zweimal Silber (W35 und W60) sowie zweimal Bronze (M45 und M60).

Neben den internationalen Meisterschaften gehören die Läufe zum Weltcup zu den weiteren Saison-Höhepunkten. Wegen Differenzen mit dem Weltverband haben sich die Veranstalter vom Hochfelln-Berglauf/Bergen zunächst einmal vom Weltcup verabschiedet. "Bergen ist jederzeit willkommen, beim Weltcup wieder mitzumachen", so Wolfgang Münzel. Gesamtsieger der aus sieben Läufen bestehenden Weltcup-Serie wurde Andrew Douglas (Großbritannien) vor Filimon Abraham und Petro Mamu (beide Eritrea). Bei den Frauen gewann die zweifache Weltcupsiegerin Sarah McCormack (Irland) vor Lucy Murigi (Kenia) und Emma Clayton (Großbritannien). Deutsche Läufer/innen konnten sich beim Weltcup nicht platzieren. "Wenn sich unsere Läufer mehr der internationalen Konkurrenz stellen würden, wäre auch bei Welt-und Europameisterschaften mehr drin" (König).

Beim Schlickeralmlauf in Telfes finden die Berglauf Masters Weltmeisterschaften statt
(Foto © Axel Künkeler)

Dennoch aus deutscher Sicht interessant der zweite Platz von Filmon Abraham aus Eritrea, der in Traunstein lebt und für die LG Rupertiwinkel startet. Abraham wartete in der vergangenen Saison mit einigen guten Resultaten, u.a. Sieg beim Großglocknerlauf auf. Beim gut besetzten Schlickeralmlauf in Telfes (Österreich) wurde er hinter Petro Mamu zweiter. Bester Deutscher wurde Benedikt Hoffman (TSG Heilbronn) als siebter. Bei den Frauen siegte die Favoritin Andrea Mayr (Österreich). Vierte und beste Deutsche wurde Sarah Kistner.

Königs Kritik, dass sich unsere Läufer zu wenig der internationalen Konkurrenz stellen, ist sicherlich berechtigt, trifft aber nicht auf alle Leistungsträger zu. Bei Benedikt Hoffmann war es umgekehrt. Er stellte sich bei eher zu vielen, vor allem auch extremen Läufen dem Starter. Er erzielte dabei aber Top-Resultate, wie Platz eins beim Gornergrat Zermatt Marathon und beim Stilfserjoch Marathon. Platz zwei bei der offenen Österreichischen Staatsmeisterschaft sowie beim fünftägigen Etappenlauf über 265 km im Entabeni Nationalpark in Südafrika und auch mit Nationalmannschaft bei der 50-km-Weltmeisterschaft, um nur einige herausragende Ergebnisse zu nennen. Auch Moritz auf der Heide hat einige gute Resultate bei Klassikern zu verzeichnen. So gewann er u.a. den Eiger Trail über 35 km. Bei der dreitägigen Tour de Tirol in Söll belegte er hinter dem Ungar Gábor Józsa und Andreas Schindler (TSV Glems) den dritten Platz.

Für den Berglauf-Weltverband zog Präsident Jonathan Wyatt ein positives Fazit: "2019 war eine ausgezeichnete Saison. Die kombinierte Long-und Classic World Championships in Argentinien brachten mehr als 600 Athleten an einen Ort. Die Rennen waren spannend. Bei den Masters gab es mit 1000 Teilnehmern ein Rekordteilnehmerfeld." Auch Wolfgang Münzel ist mit 2019 zufrieden: "Ich denke, das Jahr 2019 hat den Berglauf internationale bekannter gemacht. Aber der Ausschluss der Afrikaner bei der WM in Argentinien ist nicht zu akzeptieren." Ziel des Berglauf-Weltverbandes ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen. "Ich habe Kontakt zum IOC aufgenommen um den Berglauf in die olympische Familie zu bringen", führt Münzel weiter aus.

Berglauf-Rückblick 2019 von Winfried Stinn

Fotos von Winfried Stinn und LaufReport-Archiv
Weitere Fotos von Wilfried Raatz und Axel Künkeler

Zu aktuellen Inhalten im LaufReport HIER