Die Berglauf-Saison im LaufReport

Rückblick auf die Saison 2018

von Winfried Stinn 

Schlagzeilen 2018

Die Bergläufer aus Uganda dominierten bei der Weltmeisterschaft in Canillo / Andorra und gewannen neben dem Sieger Robert Chemoges weitere fünf Goldmedaillen. Bei den Frauen siegte zum zweiten Mal die Kenianerin Lucy Wambui Murigi. Lisa Oed (SSC Hanau Rodenbach) gewann bei den Juniorinnen (U20) die Silbermedaille. Bei der Europameisterschaft (bergauf/bergab) belegten die Italiener mit Titelgewinner Bernhard Dematteis alle drei Podestplätze. Michelle Maier (PTSV Rosenheim) glänzte wie in den vergangenen Jahren durch unzählige Siege und Podestplätze bei internationalen Klassikern, so dass sie bei der erstmals vom Berglauf-Weltverband (WMRA) aufgeführten Weltjahresbestenliste auf einen ausgezeichneten vierten Platz rangiert.

Das sind die Schlagzeilen der zurückliegenden Saison.

Traumhafter Lauf inmitten einer Bilderbuchlandschaft beim Aletsch Halbmarathon

Internationale Meisterschaften 2018

Die internationale Meisterschaftssaison begann Anfang Juli mit der Europameisterschaft in Skopje/Mazedonien auf einem bergauf-bergabführenden Kurs. Bei den Männern überragten die Italiener und besetzten alle drei Podestplätze. Dabei gewann Bernard Dematteis zum dritten Mal vor Cesare Maestri und seinem Bruder Martin Dematteis den EM-Titel. Bei den Frauen verteidigte die Schweizerin Maude Mathys ihren Titel. Domenika Mayer (LAC Quelle Fürth) erkämpfte sich als Siebte das einzig akzeptable Ergebnis aus deutscher Sicht.

Da war die Bilanz bei der Berglauf-Weltmeisterschaft in Canillo/Andorra schon etwas besser. Die Juniorin Lisa Oed gewann nach ihrem EM-Titel im Vorjahr die Silbermedaille in der U20. "Trotz meines EM-Titels war die Silbermedaille für mich eine große Überraschung. Ich hatte mich nicht speziell auf die WM vorbereitet. Aber der Berglauf steht ohnehin auf unserem Trainingsplan. Zur Höhenanpassung war ich ein paar Tage in St. Moritz."

Für 2019 will sich die vielseitige Athletin, die 2017 auch U20-Europameisterin über die Hindernisstrecke wurde, nicht festlegen "Bis jetzt macht mir alles gleich viel Spaß, Berg, Cross, Hindernis, flach und auch der ein oder andere Duathlon." Nur eine Disziplin zu bestreiten sei ihr zu langweilig. "Solange Bergläufe in mein Trainings- und Wettkampfprogramm rein passen, werde ich weiterhin welche bestreiten." Ihr Trainer Sascha Arndt ergänzt: "Das Hauptaugenmerk lag auf der U20-Weltmeisterschaft im Hindernislauf (Platz acht als zweitbeste Nicht-Afrikanerin, beste Europäerin in 9:57 min.). Der Berglauf ist bei uns als Hügeltraining ganzjährig im Training mit drin, ohne speziell zu sein. Mit Silber hat sie bei der Berglauf-WM ein sehr gutes Resultat erzielt. 2019 überschneiden sich die U23-Europameisterschaft im Stadion und Berg-Europameisterschaft in Zermatt. Es wird sich im Saisonverlauf entscheiden, was Priorität erhält."

Vielseitige Athletin: Lisa Oed holte Gold über 3.000 m Hindernis bei den U20-Europameisterschaften in Grosseto 2017 - Foto © René van Zee Beim Darmstadt Cross 2018 gewinnt sie das Rennen der U20

Stefanie Doll (SV Kirchzarten) belegte bei ihrer ersten Weltmeisterschafts-Teilnahme als beste Deutsche Platz 14. Bei den Männern errang Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn) mit Platz 22 die beste DLV-Platzierung. Die Frauenmannschaft erkämpfte sich Platz sechs. So wie die Italiener bei den Männern die Europameisterschaft beherrschten, so überragend waren es bei der Weltmeisterschaft die Bergläufer aus Uganda, die mit Robert Chemoges, Joel Ayeko und Victor Kiplangat alle drei Medaillenränge belegte. Insgesamt heimsten sie sechs von acht Goldmedaillen ein. Nur die beiden Frauentitel, Einzel und Mannschaft, gingen an Kenia, somit also auch an Afrika. Die Kenianerin Lucy Wambui Murigi gewann, wie ein Jahr zuvor, den Titel. Die zweifache Berglauf-Europameisterin Maude Mathys (Schweiz) wurde Zweite.

Überraschend, die sechsfache Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr (Österreich), die seit mehr als zehn Jahren die Berglaufszene nach Belieben beherrschte, musste sich mit Platz sechs begnügen. "Ich habe lange gebraucht, um das Ergebnis zu verdauen. Ich habe keine Erklärung dafür. Ich hatte mich topfit gefühlt." Dabei begann ihre Saison verheißungsvoll, sie gewann zum Saisonbeginn die Weltmeisterschaft beim Skibergsteigen. Eine Woche nach ihre WM-Niederlage gelang ihr beim Hochfelln-Berglauf die Revanche. Sie besiegte die kenianische Doppelweltmeisterin recht deutlich. "Das war ein wichtiger Sieg für mich. Ich habe mir bewiesen, dass ich doch noch gewinnen kann", war dann auch ihre erste Reaktion. Beim Weltcup-Finale in Smarna Gora-Race / Slowenien musste sich Andrea Mayr zwar Lucy Wambui Murigi geschlagen geben, wurde aber überlegen Weltcup-Gesamtsiegerin. So endete die Saison doch noch mit einem Titelgewinn.

Nach einer enttäuschenden WM gewinnt Andrea Mayr den Hochfelln Berglauf und eine Woche später den Berglauf Weltpokal

"Das Jahr 2018 war für mich geprägt von mehrfachen Sich-wieder-Herankämpfen. Noch nie hatte ich in einer einzigen Saison so viele Verletzungen, Unfälle und Krankheiten. Und ich bin sehr stolz auf mich, dass ich nie aufgehört habe und mich jedes Mal von neuem wieder zurückgekämpft habe. Ich konnte 2018 im Training und auch bei vielen Wettkämpfen zeigen, dass ich trotz meines Alters (39 Jahre) noch vorne mitmischen kann." Zum Saisonabschluss gelang Andrea Mayr, wie so oft in den vergangenen 15 Jahren, im Dezember ein Sieg beim Winterberglauf in Kolsassberg/ Tirol und damit ein versöhnlicher Saisonabschluss.

Bei der Berglauf-Weltmeisterschaft über die Langdistanz in Karpac/Polen gewannen der Italiener Alessandro Rambaldini und die Britin Charlotte Morgan. Florian Reichert und Sebastian Hallmann belegten die Plätze 14 und 16; Johannes Namberger und Lukas Naegele die Plätze 24 und 27. In der Mannschaftswertung bedeutete dies für Deutschland Platz sieben.

Bei der Berglauf-Masters-Weltmeisterschaft in Zelezniki-Ratitovec/Slowenien gewann Mary Heilig-Duventäster die Goldmedaille in der W55. Ebenfalls mit Gold wurde in der W70 Irmgard Olma ausgezeichnet.

Nationale Meisterschaften 2018

Bei der Deutschen Berglaufmeisterschaft, die im Rahmen des Brocken-Berglaufes auf einer 11,7 km langen Strecke mit 890 Höhenmeter ausgetragen wurde, belegten Maximilian Zeuss (LG Regensburg), Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach) und Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) die ersten drei Plätze. Bei den Frauen gewann die Juniorin Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach) vor Stefanie Doll (SV Kirchzarten) und Sarah Kistner (MTV Kronberg Laufen). Die Juniorentitel gewannen die Gesamtsiegerin Lisa Oed und Dominik Müller (LG Langgöns-Oberkleen).

Das Podest der Deutschen Berglaufmeisterschaften der Frauen mit (v.l.) Stefanie Doll, Lisa Oed und Sarah Kistner ... ... und bei den Männern mit (v.l.) Aaron Bienenfeld, Maximilian Zeus und Konstantin Wedel
- Fotos (2) © Wilfried Raatz

Mannschaftssieger wurden der SSC Hanau-Rodenbach bei den Männern und die LG Brandenkopf bei den Frauen.

Cup-Wettbewerbe 2018

Neben den nationalen und internationalen Meisterschaften standen auch wieder Cup-Wettbewerbe auf dem Programm. In der Wintersaison gibt es seit mehreren Jahren die sogenannte "Vertical Up Tour". Bei der Cup-Serie werden berühmte Ski-Weltcup-Abfahrten wie die Streif in Kitzbühel von unten nach oben gelaufen. Ziel ist es, die jeweilige Original Weltcup-Strecke vertikal so schnell wie möglich zu bezwingen. Erstmals stand mit der Weltcup-Strecke in Todtnau-Fahl/Schwarzwald, wo zwischen 1983 und 2000 vier Weltcup-Rennen, u.a. mit Ingemark Stenmark, stattfanden, ein Rennen in Deutschland auf dem Programm. Die Veranstaltung musste aber, witterungsbedingt, abgesagt werden.

Bei den Frauen entschied nach den Rennen in Hinterstoder, Madonna di Campiglio, Gröden, Kitzbühel und Wengen Susanne Mair (Österreich) die Cup-Wertung für sich. Sie wurde zum dritten Mal in Folge Gesamtsiegerin. Marlies Penker sorgte als Zweite für einen österreichischen Doppelsieg. Dritte wurde Rosi Bayer (Laufclub Mittenwald). Auf Platz eins bei den Männern kam Hans-Peter Meyer (Österreich) vor seinem Landsmann Christian Kreidl. Mit dem Drittplatzierten Bastian Reichart (Schongau) gab es auch bei den Männern einen Podestplatz für die deutsche Mannschaft.

Brücken, Treppen, schmale Pfade das macht den X-Trail Run in Breitnau/Schwarzwald aus

Beim Schwarzwald Berglauf Pokal standen mit dem Schauinsland-Berglauf, dem Hochblauen-Berglauf und dem Brandenkopf-Berglauf gleich drei Klassiker nicht mehr auf dem Programm. Dennoch gaben die "Macher" der traditionsreichen Pokal-Serie, mit der badischen Berglaufwartin Marion Freider-Schaffrik an der Spitze, nicht auf. Zwei Trail-Wettbewerbe, der TrailRUN21 in Zell am Harmersbach und der Rosskopflauf in Heuweiler bei Freiburg, ergänzen die klassischen Bergläufe. Alfred Siegesmund vom TV Unterharmersbach, jahrelang erfolgreicher Organisator des Brandenkopf-Berglaufes (hier wurden mehrere deutsche Meisterschaften, eine Europameisterschaft, eine Senioren-Weltmeisterschaft und ein Grand-Prix-Rennen ausgetragen) hatte schon rechtzeitig auf Trails gesetzt.

Gesamtsieger im Schwarzwald Berglauf Pokal wurde, wie ein Jahr zuvor, Bruno Schumi (LG Brandenkopf). Maximilian Lippe (DJK Schwäbisch Gmünd) und Dominik Meier (TuS Badenweiler) belegte die Plätze zwei und drei. Bei den Frauen gewann Anna Clipet (Landauer RC) vor Sandra Kist-Boschetti (TV Bühlertal) und Franziska Schmieder (LG Brandenkopf).

Den Pfälzer Berglauf Pokal gewann Jonas Lehmann (TUS Heltersberg) vor Marcel Job (TV Maikammer) und Max Kirschbaum (LG Ohmbachsee). Frauen-Gesamtsiegerin wurde Simone Raatz (ASC Darmstadt) vor Aoife Quigly und Anna Clipet.

Erneut gewinnen Bruno Schumi und Anna Clipet den Schwarzwald Berglauf Pokal
Ebenfalls Wiederholungstäter, die Pfälzer Berglauf-Pokal Sieger Simone Raatz und Jonas Lehmann
- Foto © Wilfried Raatz

Nach wie vor international stark besetzt ist der Hochfelln-Berglauf in Bergen, der im Vorjahr zum 45. Mal ausgetragen wurde und erneut zum Weltcup zählte. Bei den Frauen belegten die derzeit besten Bergläuferinnen der Welt, Andrea Mayr und Lucy Wambui Murigi, die beiden ersten Plätze. Dritte wurde zum dritten Mal hintereinander Michelle Maier. Überraschend und überragend dabei der fünfte Platz der erst 15 jährigen Antonia Niedermaier (Bad Aiblingen). Bei den Männern gewann der Kenianer Geoffrey Gikuni Ndungu, der auch Weltcup-Gesamtsieger wurde, vor dem Weltmeister über die Langdistanz des Vorjahres Francesco Puppi und Bernard Dematteis (beide Italien).

2018 wurde der Hochfelln-Berglauf in Bergen zum 45. Mal ausgetragen

Allein die Auflistung der drei ersten Männern und Frauen zeigt, wie stark der Hochfelln-Berglauf auch diesmal wieder besetzt war. Von Seiten des Berglauf-Weltverbands, der gleich mit vier Funktionären (u.a. mit dem WMRA Präsidenten Jonathan Wyatt) in Bergen vertreten war, gab es viel Lob. "Eine weltcupwürdige Veranstaltung", war der einhellige Tenor. Dennoch werden die Bergener im kommenden Jahr nicht beim Weltcup vertreten sein. OK Chef Jürgen Schmid begründet das Nein: "Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war die Terminkollision mit der Masters-Weltmeisterschaft und unser Wille, an unserem angestammten Termin festhalten zu wollen. Ein großes Problem ist für uns allerdings auch, dass die Regularien für den Weltcup recht spät bekannt gegeben werden. Für uns ist es nicht machbar und zum Teil auch ärgerlich, wenn bis kurz vor dem Lauf immer wieder Neuerungen und Änderungen kommen und Regularien diskutiert werden, wie beispielsweise die Preisgeldgestaltung. Das alles sollte schon frühzeitig feststehen." Doch von einem endgültigen Aus kann keine Rede sein. "Wenn uns der Berglaufweltverband im Sommer 2019 die Planung für 2020 vorstellt, endgültige und auch akzeptable Regularien vorlegt, werden wir gerne in die Verhandlungen einsteigen."

Jonathan Wyatt (links) Präsident des Berglauf Weltverbandes bedankt sich beim OK-Chef vom Hochfelln Berglauf Jürgen Schmid für den gut organisierten Weltcup-Lauf. 2019 werden aber die Bergener nicht dabei sein Lucy Wambui Murigi wird zum zweiten Mal Weltmeisterin muss sich aber beim Hochfelln Berglauf Andrea Mayr geschlagen geben
Geoffrey Gikuni Ndungu gewinnt den Berglauf Weltcup 2018 Filmon Abraham aus Eritrea der für die LG Rupertiwinkel startet wird 6. beim Berglauf Weltcup 2018

Beim Weltcup 2018 setzten sich nach Läufen in Heiligenblut/Österreich, Malonno/Italien, Zinal/Schweiz, Bergen/Deutschland und Smarna Gora/Slowenien die beiden Hochfelln-Berglaufsieger, der Kenianer Geoffrey Gikuni Ndungu und die Österreicherin Andrea Maier, als Gesamtsieger durch. Bei den Frauen belegte die Weltmeisterin Lucy Murigi Wambui Platz zwei vor Sarah McCormack (Irland) Michelle Maier wurde sechste. Der Italiener Francesco Puppi wurde bei den Männern Zweiter. Platz drei belegte Andrew Douglas. Auf Platz sechs kam der aus Eritrea stammende und für die LG Rupertiwinkel startende Filmon Abraham, der sich immerhin vor den starken Italienern Emanuel Manzi, Martin Dematteis und Marco de Gasperi platzieren konnte.

Mit international überragenden Ergebnissen wartete erneut Michelle Maier auf. Sie belegte, wie schon erwähnt, bei der erstmals durch den Berglauf-Weltverband durchgeführten Weltjahresbestenliste, die von Lucy Wambui Murigi und Andrea Mayr angeführt wird, einen ausgezeichneten vierten Platz. Überragend die ersten Plätze beim Gamperney-Berglauf, LGT Marathon-Liechtenstein, Brixen Dolomiten Marathon, Kaisermarathon, Drei Zinnenlauf, sowie die zweiten Plätze beim Jungfrau Marathon und beim Sierre Zinal. Bei einigen Läufen schaffte sie, um eine Anleihe aus der Fußballersprache zu nehmen, "lupenreine" Hattricks. Zum dritten Mal hintereinander gewann sie den Kaisermarathon, zum dritten Mal hintereinander wurde sie Zweite beim Jungfrau Marathon und zum dritten Mal hintereinander belegte sie Platz drei beim Hochfelln-Berglauf.

Michelle Maier kann wieder auf eine überragende Saison zurückblicken, hier bei ihrem dritten Sieg beim Kaisermarathon-Söll. Zu Saisonende rangiert sie bei der neuen Wetrangliste auf Platz vier

"Nach einem, wie jedes Jahr, etwas holprigen Saisoneinstieg, bei dem ich erst einmal wieder Selbstvertrauen aufbauen musste, lief es dann wie am Schnürchen und ich bin eigentlich von Wettkampf zu Wettkampf gezogen. Im Nachhinein betrachtet bin ich etwas erschrocken von der der Fülle an Wettkämpfen dieses Jahr und dass ich seit Mai des vergangenen Jahres so gut wie jedes Wochenende konstant gute Leistungen abgeliefert habe. Aber das geht nur, wenn man wie ich das Ganze als Spaß und Leidenschaft und weniger als Wettkampfdruck sieht. Dann passt das. Ich konnte mich auch heuer wieder in der Weltspitze etablieren und habe mich erneut mit diesem Laufjahr selbst übertroffen. Dass ich in der Weltbestenliste auf Platz vier stehe, freut mich besonders. Nach dieser Saison bin ich einfach super glücklich, auch dass ich verletzungsfrei geblieben bin." Offen sei noch die Planung für 2019: "Priorität hat der Abschluss meines Masterstudiums."

Die schon erwähnte Berglauf-Weltrangliste ist neu. Sie wurde vom italienischen Council-Mitglied Giorgio Bianchi erarbeitet. Natürlich ist eine Berglauf-Weltrangliste ungleich schwerer zu erstellen als Bestenlisten bei Läufen auf der Bahn oder amtlich vermessenen Strecken auf der Straße. Bianchi hat sich die Mühe gemacht, nicht nur die internationalen Meisterschaften für die Bemessung der Leistungen zu nehmen (das wäre vergleichsweise einfach gewesen), sondern, und das sollte man positiv bewerten, hat er auch bedeutende internationale Klassiker berücksichtigt. Dass da auch subjektive Einstellungen eine Rolle spielen, kann man nicht ausschließen. Dennoch, ein mutiger Schritt, der zu begrüßen ist. So sieht es auch Michelle Maier. "Diese Art von Ranking finde ich sehr gut, das bezieht alle möglichen Cups und großen internationalen Wettkämpfe mit ein, man hat großen Spielraum, ist nicht an wenige Events gebunden und es ist für jeden etwas dabei. Diese Kombination verschiedenster Läufe ist wirklich ein positiver Schritt, alle Variationen von Laufen in den Bergen zu verknüpfen."

Aufsteigerin der Saison war Stefanie Doll. Genau 30 Jahre, nachdem ihr Vater Charly in Bühlertal seinen ersten deutschen Meistertitel gewann, wurde Stefanie Doll beim Brockenlauf deutsche Vizemeisterin. Der Medaillengewinn kam nicht einmal überraschend, nachdem sie, bei der WM-Qualifikation beim Schlickeralmlauf in Telfes/Tirol als zweitbeste Deutsche den vierten Platz erreichte und so für die Weltmeisterschaft nominiert wurde. Für Stefanie Doll war der Lauf bei der deutschen Meisterschaft erst der dritte "klassische" Berglauf, mit Start im Tal und Ziel auf dem Berg. Zuvor hatte sie einige Trails gewonnen und war auch bei Stadt- und Landschaftsläufen meist mit neuen Streckenrekorden siegreich.

Stefanie Doll, die Aufsteigerin der Saison, kann sowohl Berglaufen als auch Marathon (Bild rechts beim Mainova Frankfurt Marathon 2018, wo sie in 2:37:59 neue persönliche Bestzeit lief

Nach der erfolgreichen Berglaufsaison setzte sie beim Frankfurt Marathon noch eins drauf und erkämpfte sich als zweitbeste deutsche und viertbeste europäische Läuferin Platz 22. Dabei lief sie mit 2:37:59 Stunden eine ausgezeichnete Zeit, mit der sie sich auf Platz fünf der deutschen Jahresbestenliste setzte. Erstaunlich ihre Vielseitigkeit, sie ist am steilen Berg stark, sie ist bei bergauf-bergab Läufen stark und auf den flachen Strecken zwischen 10 km und Marathon. Dabei fing ihre Saison gar nicht so gut an. Eine Achillessehnenverletzung zwang sie zu einer dreimonatigen Pause. Fit gehalten habe sie sich in der Zeit durch Skirollertraining und skaten mit den Ski. "Dann ging es rapide aufwärts und bei allen Wettkämpfen lief es danach fantastisch. Meine Ziele, welche ich mir erhofft habe, habe ich erreicht." Ihr Training gestaltet sie sehr abwechslungsreich. Neben Laufen trainiert sie mit Skiroller, Mountainbike und im Winter steht Skilanglauf auf dem Programm. "Vielleicht ist das ein Grund, dass ich sowohl bergig und flach gut laufen kann. Ich mag es in der Landschaf zu laufen, aber auch in Städten."

Nach Abschluss der Saison zieht der DLV Berglaufchef Kurt König folgendes Fazit: "Wie bereits in den letzten Jahren verlief die Saison mit viel Licht, aber es gab auch viel Schatten. Wir mussten leider wieder feststellen, dass sich einige unserer Athleten nicht zielgerichtet auf die internationalen Meisterschaften vorbereitet haben. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch die deutsche Berglaufgeschichte. Wir werden im kommenden Jahr ein Trainingslager durchführen, das zum Ziel hat, den Athleten aufzuzeigen, wie man sich auf einen Saisonhöhepunkt vorbereitet. Besonders hervorzuheben ist natürlich die Silbermedaille von Lisa Oed. Ich denke, dass wir in Zukunft noch weitere Erfolge von ihr sehen werden. Auch Stefanie Doll konnte bei ihrem ersten Einsatz im Nationaltrikot voll überzeugen. Michelle Maier hat bei internationalen Läufen tolle Leistungen gezeigt und ihr vierter Platz in der neu geschaffenen Weltjahresbestenliste bestätigt ihr enormes Leistungspotenzial. Beim Hochfelln-Berglauf sahen wir einen neuen Stern am Himmel aufgehen. Der fünfte Platz von Antonia Niedermaier zeigt, welch enormes Potential in der fünfzehnjährigen Athletin steckt. Wir hoffen natürlich, dass wir in Zukunft weitere junge Läufer/innen für unsere Sportart begeistern können. Dies ist aber nicht ganz einfach, weil sich junge Menschen logischerweise lieber olympischen Disziplinen zuwenden."

Berglauf-Rückblick 2018 von Winfried Stinn

Fotos von Winfried Stinn und LaufReport-Archiv
Weitere Fotos von Wilfried Raatz und René van Zee

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