Die Berglauf-Saison im LaufReport
Rückblick auf die Saison 2016
von Winfried Stinn

Mit dem Winterberglauf in Kolsass/Tirol endete Anfang Dezember die Berglaufsaison 2016; und mit dem Swiss Snow Walk & Run in Arosa/Schweiz und dem Vertical Up in Hintersoder/Österreich begann am 7. Januar die Berglaufsaison 2017.

Die Schlagzeilen der nun zurückliegenden Saison, die aus deutscher Sicht recht erfolgreich verlief, lauten:

Die Österreicherin Andrea Mayr gewinnt nur wenige Wochen nach ihrer Marathon-Olympiateilnahme ihren sechsten Weltmeistertitel; Sarah Kistner gewinnt in ihrem letzten U20-Jahr die Goldmedaille bei der Berglauf-Weltmeisterschaft, das Team der deutschen Juniorinnen gewinnt bei der Berglauf-Weltmeisterschaft Silber; die deutschen Männer gewinnen Bronze bei der Berglauf-Weltmeisterschaft über die Langdistanz. Michelle Maier gewinnt die beiden Klassiker Sierre-Zinal und den Kaisermarathon-Söll. Darüber hinaus wird sie beim Jungfrau Marathon sensationell Zweite und erreicht damit, beim prestigeträchtigsten Gebirgsmarathon der Welt, nach rund 15 Jahren als erste Deutsche wieder einen Podestplatz. Mit diesen Ergebnissen ist sie in der Weltspitze angekommen.

Die sechsfache Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr, hier beim Hochfelln Berglauf, den sie überlegen gewinnt Sarah Kistner, auch im flacheren Terrain erfolgreich. Das Fotos zeigt sie bei der Cross EM in Hyères 2015, bei der sie die Goldmedaille in der U20-Teamwertung gewann - Foto © Jens Priedemuth Michelle Maier, die neue Deutsche Berglaufmeisterin, ist auch international vorne dabei

Berglauf-Weltmeisterschaft 2016 über die Langdistanz

Bei der Berglauf-Weltmeisterschaft über die Langdistanz, die in Podbrdo Slowenien ausgetragen wurde (42 km/ HD +- 2800 m), gewannen die deutschen Männer mit Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn), Lukas Naegele (PTSV Jahn Freiburg) und Thomas Kühlmann (LG Wettenberg), wie schon 2014 die Bronzemedaille. Dabei überzeugten vor allem Benedikt Hoffmann und Lukas Naegele mit den Plätzen fünf und acht. Benedikt Hoffmann: "Die Strecke war schon extrem und wurde selbst von Downhill-erfahrenen Läufern als grenzwertig bezeichnet. Im Gegensatz zu den Briten und Italienern galt es für mich zum ersten Mal mit technisch schwierigen Abwärtspassagen zurecht zu kommen. Daher war ein fünfter Platz mehr als ich erwarten konnte." Vier Wochen lang habe er sich intensiv auf die Weltmeisterschaft vorbereitet. Hoffmann: "Das ist eigentlich zu wenig. Neben der trainingsmethodischen Vorbereitung für einen Straßenmarathon habe ich rund ein Drittel der Trainingseinheiten im steilen, technisch anspruchsvollen Gelände absolviert." Für die Zukunft wünscht sich Hoffmann, dass der Berglaufweltverband (WMRA) in den nächsten Jahren für die Berglauf-Langdistanz Strecken auswählt, bei denen die Abwärtspassagen nicht so extrem sind. "Dann hätte ich Chancen mich noch besser zu platzieren", führt der erfolgreiche Athlet weiter aus.

Für Lukas Naegele war allein schon die Nominierung für die Weltmeisterschaft ein Erfolg. Mit dem achten Platz als zweitbester Deutscher und dem Gewinn Bronzemedaille in der Mannschaftswertung feierte er ein glänzendes Debüt im Nationaltrikot. "Ich war unglaublich glücklich darüber, dabei zu sein und das Nationaltrikot tragen zu dürfen. Da es mein erster Einsatz bei einer internationalen Meisterschaft war, bin ich mit sehr geringen Erwartungen ins Rennen gegangen." Kurt König, Berglaufberater beim DLV kommentierte die Leistungen wie folgt: "Gerade auf dem harten Kurs eine solche Leistung abzuliefern ist absolute Weltklasse. Bereits während des Rennens zeichnete es sich ab, dass Benedikt Hoffmann und Lukas Naegele in der Weltspitze angekommen sind. Beide hielten sich von Beginn an im Spitzenfeld auf und lieferten den Italienern und Briten einen tollen Kampf. Ich bin schon bei der Nominierung davon ausgegangen, dass sie unter die Top Ten laufen können."

Lukas Naegele, 8. Platz als zweitbester Deutscher bei der Langstrecken WM, hier bei seinem Gewinn der Freiburger LaufNacht Benedikt Hoffmann wird 2016 5. bei der Langstrecken WM und 3. bei der DM

Berglauf-Weltmeisterschaft 2016

Erfreulich auch das Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der Berglauf Weltmeisterschaft im bulgarischen Sapareva Banya. Sarah Kistner (MTV Kronberg) gewann in ihrem letzten U20-Jahr nach Silber bei der WM 2014 und Gold bei der EM 2015 nun auch noch eine WM-Goldmedaille. Damit legte sie auch die Grundlage für die Mannschafts-Silbermedaille, zu der auch Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik) mit einem sehr guten 16. Platz wesentlich beitrug. Die mit 17 Jahren Jüngste im DLV-Trio Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach) kam in 25:33,84 Minuten auf Platz 18 und komplettierte das erfolgreiche deutsche Team. "Eine Medaille war mein Ziel und mein großer Traum. Dass es dann sogar Gold wurde, hat mich natürlich riesig gefreut. Da ich das letzte Jahr in der U20 startete, hatten die Weltmeisterschaften in Bulgarien einen großen Stellenwert für mich", so Sarah Kistner, die auf der Straße, Bahn, Cross und Berg Medaillen sammelt.

"Im Straßenlauf habe ich dieses Jahr mein Ziel ebenso erreicht, ich wollte meinen ersten Halbmarathon unter 1:15 Stunde laufen und habe es in 1:13:41 h geschafft. Ebenso konnte ich bei der DM in Kassel meine 5000m Bestzeit auf 16:26min steigern." Da gerät auch Berglaufchef Kurt König ins Schwärmen und prophezeit ihr eine große Karriere. "Sarah Kistner ist eine selbstbewusste Athletin. Neben ihren taktischen Fähigkeiten verfügt sie über ein hohes Maß an Auffassungsgabe und ist im Wettkampf jederzeit bereit, sich neuen Umständen und Herausforderungen anzupassen. Die 19jährige ist bereits jetzt ein Vorbild für viele Nachwuchsathleten. Aufgrund ihrer Charaktereigenschaften und körperlichen Voraussetzungen sehe ich beste Entwicklungsmöglichkeiten und sehr gute Perspektiven für eine erfolgreiche internationale Berglauf-Karriere. Ich denke, dass sie den Übergang zu den Aktiven problemlos überstehen und auch dort Erfolge feiern wird."

Bei den Frauen setzte sich einmal mehr mit Andrea Mayr (Österreich) die Top-Favoritin durch und holte ihren sechsten Weltmeistertitel. "Nach dem beim Training das Hauptaugenmerk auf dem olympischen Marathon lag, war die Zeit für eine gezielte Vorbereitung auf die Berglauf-WM nur kurz. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass es erneut mit dem Titelgewinn geklappt hat. WM-Siege sind bei mir, auch wenn es so scheint, nie ein Selbstläufer."

Lisa Oed, 18. bei der Berglauf WM, qualifizierte sich beim Darmstadt Cross für die Cross EM in Chia und holte dort mit dem U23 Team die Silbermedaille Nada Balcarczyk, 16. bei der Berglauf WM und 6. der Junioren Europameisterschaft wurde bei der DM 2. in der U20

Bei den Männern gewann überraschend der US-Amerikaner Joseph Gray. Bester Europäer wurde der mehrfache Europameister Ahmed Arslan (Türkei) als Dritter. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung überzeugten auch die deutschen Männer. Der diesjährige Deutsche Berglauf-Meister Toni Lautenbacher (LC Bad Tölzer Land) schaffte dabei mit Platz 16 das beste Einzelresultat. Jonas Lehmann (TuS Heltersberg) kam drei Plätze dahinter auf Platz 19 ein, Andreas Seewald (Skiclub Gaissach) und Maximilian Zeus (DJK Weiden) landeten auf Platz 21 und 27. In der Mannschaftswertung verpasste das deutsche Männer-Team mit einem sehr guten vierten Platz nur knapp eine Medaille. "Für mich war die Weltmeisterschaft ein super Erlebnis. Mit meinem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden. Mit Platz 16 hätte ich nicht gerechnet, der Wahnsinn. Das Mannschaftsergebnis ist auch der Hammer, auch wenn es keine Medaille geworden ist. Platz vier in der Mannschaft kann sich sehen lassen", so Lautenbacher nach seinem tollen Debüt in der Berglauf Nationalmannschaft.

Melanie Noll, 17. bei der Berglauf WM holte bei der Deutschen Meisterschaft Silber Der neue Deutsche Berglaufmeister Toni Lautenbacher wurde 16. der Berglauf WM

Als beste deutsche Frau belegte Melanie Noll (TSV Annweiler) einen guten 17. Platz. Nadia Dietz (LG Brandenkopf) errang in ihrem ersten Frauenjahr Platz 35. Die Mannschaft war im Vorfeld durch die Absage der Deutschen Meisterin Michelle Maier "geplatzt"..Bei den Junioren erreichte Stefan Knopf (PTSV Rosenheim) mit Platz 14 das beste Resultat.

Berglauf-Europameisterschaft 2016

Bei der Berglauf-Europameisterschaft in Arco/Italien, die auf den für die meisten deutschen Bergläufer/innen ungeliebten Bergauf/bergab-Kurs durch geführt wurde, erzielte die Juniorin Nada Balcarczyk in der U20 einen ausgezeichneten sechsten Platz. Domenika Mayer (LAC Quelle Fürth) belegte bei den Frauen Platz zehn. Luca Hilbert (LG Westallgäu) wurde bei den Junioren elfter.

Berglauf-Weltcup 2016

Gesamtsieger bei dem aus sechs Wertungsläufen bestehenden Berglauf-Weltcup, früher Grand Prix, wurden Andrea Mayr und Petro Mamu. Beide hatten auch den Hochfelln-Berglauf in Bergen/Chiemgau, der erstmals wieder zu der internationalen Cup-Serie gehörte, gewonnen.

Der SC Bergen war auf Wunsch des Berglauf Weltverbandes (WMRA) wieder in die internationale Cup-Serie eingestiegen. Vor allem WMRA Council Mitglied Wolfgang Münzel hatte sich dafür sehr engagiert. Und Wolfgang Münzel, der als Vertreter des Berglauf-Weltverbandes und des Deutschen Leichtathletikverbandes vor Ort war, zog dann auch ein positives Fazit: "Das war wieder eine tolle Veranstaltung bei einem super Wetter. Den Organisatoren vom SC Bergen ist es wieder gelungen ein Klassefeld zu präsentieren. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, den Hochfelln-Berglauf in die Weltcupserie zu integrieren."

Ähnlich äußerte sich auch Tomo Sarf aus Slowenien, ebenfalls Council Mitglied im Berglauf-Weltverband. Er strich vor allem die Leistung von Bibi Anfang in den Gründungsjahren der Grand-Prix-Serie heraus. Melanie Noll wurde beim Weltcup Gesamtsiebte, Toni Lautenbacher und Maximilian Zeus (DJK Weiden) belegten die Plätze acht und zehn. Ebenfalls auf Platz zehn kam Adele Blaise-Sohnius (LAZ Puma Rhein-Sieg).

Deutsche Berglaufmeisterschaft 2016

Mit zwei Überraschungssiegen endete die deutsche Berglaufmeisterschaft, die im Rahmen des Tegelberglaufs in Schwangau ausgetragen wurde. Bei den Männern gewann der Skibergsteiger Toni Lautenbacher vor Jonas Lehmann und Benedikt Hoffman den Titel. Auch den Frauensieg von Michelle Maier (PTSV Rosenheim) darf man getrost als eine Überraschung sehen. Sie verwies die Favoritin Melanie Noll (TSV Annweiler), die auf nationaler und internationaler Ebene mit Siegen und vorderen Platzierungen überzeugte, deutlich auf Platz zwei. Nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft sorgte Michelle Maier mit einigen Siegen und Top-Platzierungen bei internationalen Berglauf-Klassikern für Schlagzeilen. Zunächst gewann sie den international starkbesetzten Sierre-Zinal in der Schweiz. Daraufhin erfolgte eine Einladung zum Jungfrau Marathon. Beim mit 4000 Läuferinnen und Läufern dem weltweit bestbesetzten Gebirgs-Marathon, wurde sie hinter der Schweizerin Martina Strähl überragende Zweite, die 2016 Berglauf-Langdistanz-Weltmeisterin in Zermatt wurde. Einen Monat später gewann Michelle Maier den Kaisermarathon in Söll/Tirol. Dort waren nur vier Männer schneller als sie.

Sie sieht auf den langen Gebirgsläufen ihre Zukunft. "Der Sieg beim Sierre-Zinal und auch die folgenden Erfolge haben mir gezeigt, dass mir die langen Strecken liegen und dass ich richtig darauf brenne. In der kommenden Saison wird Michelle Maier noch verstärkter bei den Langstrecken im Gebirge starten: "Zegama, Mont Blanc Marathon und Sierre-Zinal sind meine wichtigsten Wettkämpfe. Die Möglichkeit, seit diesem Jahr im Salomon Team International zu sein und so weltweit zu tollen und spannenden Läufen eingeladen zu werden, möchte ich nutzen. Und so freue ich mich auf neue Abenteuer, Erlebnisse, neue Erdteile und Leute kennen zu lernen. Damit geht für mich ein nie richtig zu träumen gewagter Lebenstraum in Erfüllung. Starten werde ich in die Saison mit einem Trainingslager in Tibet und in China Mitte April. Da freue ich mich auch schon sehr auf neue Eindrücke und auf die Bekanntschaft anderer Athleten. Ich versuche mir keinen Druck zu machen. Ob mir das gelingt, werde ich sehen, aber ich sehe das Laufen weiterhin locker und mit viel Freude, es bleibt meine Leidenschaft", äußerte sich der neue Berglaufstar gegenüber LaufReport.

Rückblick auf Internationale und Nationale Bergläufe 2016

Beim 31. Internationalen Aletsch Halbmarathon, der auf Bettmeralp im schweizerischen Wallis ausgetragen wird und zu den schönsten Gebirgsläufen Europas gehört, gab es durch die Schweizer Jonathan Schmid (Adelboden) und Yvonne Kägi (LR Gettnau) zwei Überraschungssiege. Aus deutscher Sicht erfreulich der zweite Platz von Marcel Krieghoff (USV Erfurt). Mit 2300 Läuferinnen und Läufern (2266 Finisher) konnten die Veranstalter erneut einen neuen Finisher-Rekord verzeichnen.

Lauf entlang des den größten Gletscher der Alpen beim Internationalen Aletsch-Halbmarathon

Den Glacier 3000 Run, der von Gstaad auf den Glacier 3000 führt, gewannen der Kenianer Eric Muthomi Riungu und die Schweizerin Martina Strähl. Zweiter wurde Vorjahressieger Philipp Feuz. 785 Läufer/innen starteten beim 9. Glacier 3000 Run an. Dabei galt es 26 Kilometer mit einer Höhendifferenz von 1900 Metern zu bewältigen.

Zermatt war wieder Gastgeber zweier Top-Veranstaltungen. Anfang Juli wurde der 15.Gornergrat-Zermatt Marathon ausgetragen. Im August stand dann der Matterhorn Ultraks auf dem Programm. Beim Gornergrat Zermatt Marathon setzten sich über die Marathonstrecke mit Patrick Wieser (Schweiz) und Aline Camboulives (Frankreich) die Favoriten durch. Beide feierten ihren dritten Sieg in Zermatt. Über die Ultra Marathon Strecke siegten Roman Wyss (Schweiz) und die in der Schweiz lebende Deutsche Susanne Wings. Über die Halbmarathon-Distanz gab es durch den Top Favoriten Martin Anthamatten und Kathrin Kuchel einen Schweizer Doppelerfolg. Mit 2700 Meldungen aus 50 Nationen (rund 2400 erreichten das Ziel) gab es erneut einen neuen Teilnehmerrekord.

... und immer lockt das Matterhorn. Beim Gornergrat Zermatt Marathon kann neben Marathon auch über die Ultradistanz oder über Halbmarathon getartet werden

Beim Matterhorn-Ultraks in Zermatt gewannen der Schweizer Marc Lauenstein und die US-Amerikanerin Mega Kimmel die Königsdisziplin über 46 Kilometer. Den 30 Kilometer Lauf entschieden Etienne Rodrigues (Australien) und Ruth Croft (Neuseeland) für sich. Über 16 km waren Alex Jodidio (Schweiz) und Katrine Villumsen (Dänemark) erfolgreich. Den Verticallauf, der diesmal erstmals schon am Freitag von Zermatt auf Sunnegga führte, gewannen Andreas Steindl und Veronica Kreuzer (beide Schweiz). Unter dem Namen Matterhorn Ultraks sind Tourenski, welche alle zwei Jahre veranstaltet wird, und die Laufveranstaltung mit Trails über verschiedene Distanzen zusammen gefasst. Mehr als 2000 Läuferinnen und Läufer aus 52 Nationen starteten bei der 4. Auflage, schon im Juli waren rund 2400 Läufer/inne beim 15. Zermatt Marathon gemeldet; so dass in diesem Jahr rund viereinhalb Tausend Bergläufer/innen nach Zermatt kamen. Damit wurde Zermatt seinen guten Ruf in der Berglauf-und Trailszene gerecht.

Beim Schlickeralmlauf in Telfes/Tirol, der wie der Hochfelln Berglauf erstmals wieder zum Weltcup zählte, war die mehrfache Welt-und Europameisterin Andrea Mayr (Österreich) der Top-Star. Zwei Wochen vor ihrem Marathon-Start bei den Olympischen Spielen in Rio stellte sie auf der 11,5 km langen Strecke, die einen Höhenunterschied von 1100 Meter aufweist, mit 1:04:13 Stunden einen neuen Streckenrekord auf und verbesserte damit ihre eigene Bestzeit aus dem Jahr 2013 um 14 Sekunden. "Mit einem neuen Streckenrekord habe ich schon geliebäugelt. Ein Sieg mit Streckenrekord ist immer mein Ziel." Hinter Andrea Mayr belegten Silvia Schwaiger (Slowakei/ 1:07:00) und Annie Bersagel (USA) die beiden nächsten Podestplätze. Vierte wurde die Tschechin Petra Novakova. Susanne Mair (Österreich), die im Vorjahr überraschend die kenianische Vize-Weltmeisterin von 2014 Lucy Wambui Murig besiegte, belegte diesmal den fünften Platz. Als beste deutsche Läuferin platzierte sich Stephanie Hirschvogl auf Platz neun.

Bei den Männern sah es auf den ersten Kilometern nach einer afrikanischen Dominanz aus. Neben dem Weltmeister von 2012 Petro Mamu (Eritrea) und dem Vorjahressieger Isaac Kosgei (Kenia) waren noch weitere fünf Kenianer in der Spitzengruppe. Doch schon vor der Hälfte der Distanz durchbrachen mit dem britischen Weltmeisterschaftsdritten des Vorjahres Robbie Simpson und dem überraschend starken Deutschen Toni Lautenbacher (Benediktbeuren) zwei Europäer die Phalanx der Afrikaner. Petru Mamu erreichte nach 56:07 Minuten als Erster das Ziel auf dem 2300 Meter hoch gelegenen Kreuzjoch. Robbie Simpson wurde in 57:39 Minuten vor den beiden Kenianern Francis Wangari und Isaac Kosgei Zweiter. Toni Lautenbacher, der bislang eher Erfolge im Skibergsteigen verzeichnen konnte, verteidigte seinen ausgezeichneten fünften Platz: "Ich bin mit dem fünften Platz bei diesem international stark besetzten Feld mehr als zufrieden". Auf Platz zehn kam mit Maximilian Zeus (DJK Weiden) der zweite deutsche Läufer ins Ziel.

Bei der dreitägigen Tour de Tirol, bestehend aus dem Söller Zehner, dem Kaisermarathon-Söll und dem Pölventrail, setzten sich nach drei Tagen in der Gesamtwertung Patrick Wieser und Jasmin Nunige (beide Schweiz) als Gesamtsieger durch. Dabei reichte Patrick Wieser ein deutlicher Sieg beim Kaisermarathon über den Mitfavoriten Henry Kemboi (Kenia). Wieser siegte auf der 42,195 km langen Strecke, die einen Höhenunterschied von 2345 Meter aufweist, in 3:28:54 Stunden mit einem Vorsprung von mehr als vier Minuten vor Kemboi und legte damit die Grundlage für seinen zweiten Gesamtsieg. Trotz Siegen beim Auftaktrennen über 10 km und beim abschließenden Pölventrail über 23 km musste sich Henry Kemboi mit Platz zwei begnügen. Bester Deutscher in der Gesamtwertung wurde Martin Schedler (LAZ Saarbrücken) auf Platz vier.

Tour de Tirol. Beim Kaisermarathon-Söll wird als zweiter See der Tanzalmbodensee passiert

Bei den Frauen feierte die mehrfache Swiss Alpine Marathon Siegerin Jasmin Nunige ihren vierten Gesamtsieg. Sie gewann den 10km-Lauf und den Pölventrail. Lediglich beim Kaisermarathon musste sie einer überragenden Michelle Maier (PTSV Rosenheim) den Sieg überlassen. Die amtierende Deutsche Berglaufmeisterin präsentierte sich erneut in Top-Form und gewann den Kaisermarathon in 3:41:56 Stunden. Nur vier Männer waren schneller als sie.

Neben Michelle Maier fiel mit Tina Fischl (WSV Otterskirchen) eine zweite deutsche Läufern mit einer hervorragenden Leistung auf. Nach Platz zwei über 10 km, Platz fünf beim Kaisermarathon und ein erneuter zweiter Platz beim Pölventrail, wurde sie Gesamtzweite. "Mit diesem Ergebnis hatte ich nicht gerechnet, da ich erst kürzlich beim Transalpin-Run, ein Sieben-Tage-Rennen, mitgemacht habe. Die Belastung habe ich schon noch gespürt. Umso glücklicher bin ich über den zweiten Gesamtplatz." Der dritte Platz von Anna Herzberg (KS Sportsworld) komplettiert das gute Gesamtergebnis aus deutscher Sicht.

Jasmin Nunige gewinnt zum vierten Mal die Tour de Tirol Schnellste Bergläuferin beim Kaisermarathon-Söll ist Michelle Maier Tina Fischl, hier beim Pölventrail, wird Gesamtzweite bei der Tour de Tirol

Im Rahmen des Kaisermarathons wurde die österreichische Trail-Marathonmeisterschaft ausgetragen. Österreichische Meister wurden die jeweils Dritte des Kaisermarathons Robert Gruber und Karin Freitag. Robert Gruber gewann nur ganz knapp vor dem Deutsch-Österreicher Bruno Schumi, der in Deutschland für die LG Brandenkopf startet.

Erfolge nationaler Athleten

Die Deutsche Berglaufmeisterin von 2015 Tina Fischl belegte beim Transalpine Run in der Mixedwertung gemeinsam mit Markus Mingo (DJK Vilzing) den dritten Platz. Der Transalpine Run überquerte von Garmisch-Partenkirchen in sieben Etappen die Alpen und endete in Brixen. Insgesamt waren 247 km und 14.973 Höhenmeter zu bewältigen.

Die Deutsche Berglaufmeisterin von 2012 und Vizemeisterin 2016 Melanie Noll, gehörte auch 2016 zu den erfolgreichsten deutschen Bergläuferinnen. Sie feierte viele Siege auf nationaler und internationaler Ebene. So wurde sie Gesamtsiegerin im Pfälzer Berglauf-Pokal und im Schwarzwald Berglauf Pokal. International ragt ihr Sieg beim Gamperney-Berglauf in Grabs/Schweiz heraus. Auch den international stark besetzten Karwendel-Berglauf in Mittenwald gewann sie vor der Schweizer Nationalmannschaftsläuferin Daniela Gassmann und der vielfachen österreichischen Meisterin Karin Freitag.

Lukas Naegele (PTSV Jahn Freiburg), der mit Platz acht bei der Langstrecken-WM überraschte, gewann den Internationalen Zugspitz-Marathon. Mit einer Länge von 45 km und rund 4000 Höhenmeter gehört der Lauf zu den extremen Gebirgs-Ultra-Marathons der Superelative. Vom Start in Ehrwald (Tirol) führte die Strecke zunächst über Trails durch die Lechtaler Alpen und über das Gatterl, die Grenze zwischen Tirol und Bayern, zum 2600 Meter hoch gelegenen Ziel auf Sonnalpin. Auf den geplanten, finalen Aufstieg zur Zugspitze, mit nochmals mehr als 300 Höhenmeter, wurde wegen schlechter Wettervorhersagen aus Sicherheitsgründen verzichtet.

Max Frei (PTSV Jahn Freiburg), der in seiner Karriere auf nationaler und internationaler Ebene auf der Bahn, Straße, Cross und im Berglauf unzählige Erfolge sammelte, hat in den vergangenen Jahren immer mehr seine Liebe zu den extremen Läufen im Gebirge gefunden. "Je extremer, je besser" ist die Devise des 39jährigen Ausdauersportlers. So lief Frei bei zwei Trails in La Spezia Ligurien/Italien und in Arosa (Schweiz) und konnte sich als Dritter bzw. Vierter ganz weit vorne platzieren.

Beim Jungfrau Marathon wird Michelle Maier sensationelle Zweite

Bei den internationalen Meisterschaften gewann die deutsche Nationalmannschaft einen kompletten Medaillen Satz. WM-Gold für die Juniorin Sarah Kistner, WM-Silber für das Juniorinnen-Team und Bronze für die Männermannschaft bei der WM-Langdistanz. So fiel es auch Kurt König nicht schwer ein positives Saisonfazit zu ziehen. "Der DLV kann grundsätzlich mit den gezeigten Leistungen bei sämtlichen vier internationalen Wettbewerben zufrieden sein. Mit drei Medaillen haben unsere Athleten bewiesen, dass sie ein gutes Stück näher an die Weltspitze herangerückt sind. Sicherlich hat der Weltmeistertitel von Sarah Kistner dazu beigetragen, dass die Sportart ein wenig mehr in den Fokus der Medien gerückt ist. Sie hat eindrucksvoll bewiesen, dass sich Langstreckenlauf und Berglauf durchaus ergänzen können. Aber auch die Leistungsentwicklung des Männerteams macht Hoffnung, dass wir im kommenden Jahr bei der EM in /SLO um eine Medaille mitkämpfen können."

Zusammenfassend kann man aus deutscher Sicht mit den Ergebnissen der zurückliegenden Saison zufrieden sein. Das bezieht sich sowohl auf die Ergebnisse der internationalen Meisterschaften, als auch die vielen Siege und vorderen Platzierungen bei den großen Berglauf-Klassikern.

Berglauf-Saison im LaufReport

Rückblick und Vorschau von Winfried Stinn
Fotos von Winfried Stinn und LaufReport-Archiv
(1 Foto von Sarah Kistner © Jens Priedemuth)

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