Rückblick auf die Berglauf-Saison 2014 im LaufReport

Der Kaisermarathon mit vier reizvoll gelegenen Seen gehört zu den schönsten Bergläufen
von Winfried Stinn

Andrea Mayr mit Supersaison

Mit dem KolsassbergRun, einem Winterberglauf in Tirol, wurde Anfang Dezember traditionell die Berglaufsaison abgeschlossen. Dabei präsentierte sich die amtierende Berglauf Welt- und Europameisterin Andrea Mayr (Österreich) erneut in Top-Form und schloss ihre Saison mit einer tollen Leistung ab. Sie gewann nicht nur den Lauf, alles andere wäre eh eine Sensation gewesen, sondern sie lief als Gesamtfünfte durchs Ziel. Michaela Schedler (LAZ Saarbrücken) konnte sich als Dritte vor Jana Wörn (RSV Öschelbrunn) einen Podestplatz erkämpfen. Bei den Männern - hier gewann der britische Vize Europameister Robbie Simpson - belegten Marco Sturm (SWC Regensburg), Jan Wessley (RFV Prien) und Martin Schedler(LAZ Saarbrücken) die Plätze sechs, sieben und acht.

Für Andrea Mayr, seit Jahren die beste Bergläuferin der Welt, war es der erwartete Abschluss einer Supersaison. Zunächst gewann sie die Europameisterschaft, dann wurde sie Weltmeisterin und zum Abschluss gewann sie das Weltcup-Finale (früher Grand Prix) und wurde so auch noch Weltcup-Gesamtsiegerin. Dazwischen erkämpfte sie sich noch die Silbermedaille bei den Duathlon Europameisterschaften. Siege bei Klassikern wie dem Hochfelln-Berglauf ergänzen ihre eindrucksvolle Saisonbilanz. Die Erfolge sind umso erstaunlicher, wenn man berücksichtigt, dass Andrea Mayr einen Fulltime-Job als Ärztin in einem Krankenhaus hat. Ganz "nebenbei" absolvierte sie noch eine Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin und hängte anschließend nahtlos eine Ausbildung zur Unfallchirurgin dran.

Andrea Mayr seit Jahren die weltbeste Bergläuferin. Sie wird Welt- und Europameisterin Die fünffache Berglauf Weltmeisterin Andrea Mayr in Aktion bei ihrem Sieg 2014 beim Hochfelln Berglauf ... ihre Maskottchen sind immer dabei

Weltmeisterschaft in Casette di Massa/Italien

Sportlicher Höhepunkt war für sie die Weltmeisterschaft in Casette di Massa/Italien. Hier besiegte sie auf der 8,4 km langen Strecke (Höhenunterscheid:710 m) die Kenianerin Lucy Wambui Murigi und Allison McLaughin (USA) mit Vorsprung von mehr als zweieinhalb Minuten. Es war ihr fünfter Weltmeistertitel. "Diese Saison war wirklich der Wahnsinn für mich. Ich hab seit Juni gemerkt, dass meine Trainingszeiten einfach extrem gut sind und deswegen hab ich mich heuer ganz entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten für die bergauf-bergab-EM entschieden. Ich wollte einfach nicht bis September warten, um meine gute Form zeigen zu können. Außerdem kann man sich halt auch nie sicher sein, dass diese gute Form tatsächlich über mehrere Monate anhält. Oft bewegt man sich so im Grenzbereich, dass es auch schnell einmal zu viel sein kann, bzw. dass man sich verletzt. In dieser Saison ist mir wirklich alles aufgegangen, ich hatte auch selten so viele Höhepunkte in einer Saison: Berglauf-EM, Duathlon-EM und Berglauf-WM."

Wie sie die Doppelbelastungen Beruf, Ausbildung und Sport hinbekommt, darauf weiß sie selbst keine Antwort: "Ich mache es verdammt gerne und ich teile mir den Tag ganz gut ein. Wie es weiter gehen wird weiß ich nicht, ich plane nicht mehr. Es hängt halt auch wirklich viel von meiner beruflichen Belastung ab und wie gut ich die Doppelbelastung verkrafte. Aber wenn ich merke, dass es mir weiter Spaß macht und ich mich im Training weiterhin gerne plage, warum nicht noch eine Saison (oder zwei oder...) dranhängen."

Deutsche Nachwuchsläuferinnen gewinnen Weltmeisterschafts-Gold

Bei den Männern dominierten bei der Weltmeisterschaft erneut die Läufer aus Afrika, damit setzte sich der Trend der vergangen Weltmeisterschaften fort. Isaac Kipro, Daniel Rotich und Kibet Soyekwo sorgten für einen Dreifach-Sieg der Läufer aus Uganda. Auf Platz vier kam als bester Nicht-Afrikaner der amtierende Europameister Bernard Dematteis aus Italien. Für die deutschen Männer und Frauen blieben Top-Platzierungen aus. Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn) und Stefan Hubert (SV Sommerda) errangen die Plätze 45 und 49. Bei den Frauen belegten Monique Siegel (SG Adelsberg), Melanie Noll (TSV Annweiler) und Birgit Unterberger (OSC Berlin) die Plätze 30, 38 und 41. Auch die Mannschaftsplatzierungen, Platz zehn (Frauen) und Platz elf (Männer), können nicht zufrieden stellen. Dafür warteten die Juniorinnen mit einer Sensation auf und gewannen mit der Mannschaft die Goldmedaille. Sarah Kistner (MTV Kronberg) legte mit dem zweiten Platz die Grundlage für den Erfolg. Nada Balcarszyk (LG Würm) vervollständigte als Sechste den Triumpf. Bei den Junioren erkämpfte sich Maximilian Zeus (DJK Weiden) Platz zwölf.

Durch das terrassenförmige Gelände des Marmorsteinbruchs bei den Berglauf Weltmeisterschaft in Casette di Massa Sarah Kistner, Nada Balcarczyk und Annika Seefeld werden U20-Weltmeisterinnen - Fotos Wilfried Raatz

Langstrecken-Weltmeisterschaft in Manitou Springs (USA)

Bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft (20,3km/2400 mHD), die in Manitou Springs (USA) ausgetragen wurde, gab es durch Sage Canaday und Allie MC Laughlin einen Doppelsieg für die US-Amerikaner. Die USA gewannen auch beide Teamwertungen, so dass dem Gastgeberland mit vier Goldmedaillen die optimale Ausbeute gelang. Erfreulich aus deutscher Sicht die Bronzemedaille bei den Männern. Stefan Hubert wurde elfter, Marco Sturm (SWC Regensburg) kam auf Platz 13 und Christian Seiler (GutsMuths Rennsteiglaufverein) belegte Platz 21. Bei den Frauen errangen Michelle Maier (PTSV Rosenheim), Lea Bäuscher (TSV ovag Friedberg-Fauerbach) und Stefanie Rexauer (PSV GW Kassel) die Plätze 20, 22 und 53.

Langstrecken-Weltmeisterin wird die US Amerikanerin Allie McLaughlin Das deutsche Team bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft in Manitou Springs mit (v.l.) Stefanie Rexhäuser, Lea Bäuscher, Michelle Maier, Christian Seiler, Marco Sturm und Stefan Hubert US-Amerikaner Sage Canaday ist Langstrecken-Weltmeister 2014 - Fotos Wilfried Raatz

Europameisterschaft in Gap (Frankreich)

Bei der Berglauf-Europameisterschaft im französischen Gap musste der Türke Ahmet Arslan, der zuvor fünfmal den EM-Titel gewann, eine herbe Niederlage einstecken und sich mit Platz acht zufrieden geben. Es gewann der Italiener Bernard Dematteis vor dem Briten Robbie Simpson und Martin Dematteis. Bei den Frauen belegten hinter Andrea Mayr Mateja Kosovelj (Slowenien) und Sabine Reiner (Österreich) die weiteren Podestplätze. Deutsche Läufer/innen waren, auf der für sie unbeliebten bergauf/bergab Strecke, nicht am Start.

Masters Weltmeisterschaft in Telfes/Tirol

Vier Einzel-und sieben Mannschafts-Goldmedaillen gab es bei der Masters Weltmeisterschaft in Telfes/Tirol. Zehn Silber-und sieben Bronzemedaillen ergänzen die Erfolgsbilanz. Einzelsieger wurden Jutta Brod (TV Konstanz/W40); Wilhelm Dengler (LAV Stadtwerke Tübingen/ M55), Helmut Reitmeir (München/M70) und Georg Groß (M75).

Weltcup

Die ehemals attraktive Grand Prix-Serie, die Jahr für Jahr an Bedeutung verlor, wurde in Weltcup unbenannt. Aber der zweifelslos attraktive Titel, hat jedoch, zumindest im ersten Jahr, nicht zu einer Steigerung der Attraktivität geführt. Die Namensänderung alleine reicht nicht aus, es muss eine Serie sein mit den bedeutesden Berglaufveranstaltern. Und die dürfen nicht immer wieder ausgetauscht werden. Die Vier-Schanzentournee der Skispringer ist deshalb so berühmt, weil es seit ewigen Zeiten immer die gleichen vier Ausrichter sind. Zumindest in der Spitze sind dann doch, dank einer großzügigen Punkteregelung, einige Spitzenläufer/innen vertreten. Weltcupsieger wurde Petro Mamo (Eritrea) vor dem Kenianer Isaac Torotich Kosgei und dem Slowenen Mitja Kosovelj. Bei den Frauen gewann Andrea Mayr vor Mitja Kosovelj (Slowenien) und Timea Merenyi (Ungarn). Melanie Noll platzierte sich auf Rang sechs.

Deutsche Berglaufmeisterschaft

Beinahe wäre die Saison 2014 ohne eine deutsche Berglaufmeisterschaft zu Ende gegangen. Doch zum zweiten Mal nach 2012 (da sprang der TV Unterharmersbach ein) erklärte sich ein Veranstalter kurzfristig bereit die Ausrichtung der Titelkämpfe zu übernehmen. Diesmal war es der SC Bergen, der nach 2013 erneut die Deutsche Berglaufmeisterschaft im Rahmen des Hochfelln Berglaufes ausrichtete. Dabei stand ursprünglich ein "Nein" des SC Bergen für die nochmalige Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft im Raum. "Nachdem aber kein Ausrichter für die Deutsche Meisterschaft 2014 gefunden wurde, hat sich der SC Bergen dann doch entschlossen, auch in dieser Saison die Deutsche Meisterschaft durchzuführen", so der langjährige OK-Chef Bibi Anfang. Ausschlaggebend für den Meinungsumschwung, der sich schon bei der Berglauftagung in Ulm andeutete, war nach vielen Diskussionen mit Funktionären des Bayrischen- und Deutschen Leichtathletikverbandes vor allem die Einigung in der bislang ungeklärten Sponsorenfrage. So wurde die deutsche Berglaufmeisterschaft wieder einmal in letzter Sekunde gerettet.

Als Gesamtsieger des Hochfelln Berglaufes setzten sich mit dem Berglauf Weltmeister von 2012 Petro Mamo (Eritrea) und der fünffachen Berglauf Weltmeisterin Andrea Mayr (Österreich) die Favoriten durch. Deutscher Meister wurde Stefan Hubert (SV Sömmerda). Er gewann vor John Mooney (PTSV Rosenheim) und Jonas Lehmann (TuS Heltersberg). Bei den Frauen holte sich Julia Viellehner (TSV Altenmarkt) den Titel. Zweite wurde Renate Forster (TSV Rosenheim). Als drittbeste Deutsche kam mit der U20 Vize-Weltmeisterin Sarah Kistner die Jugendsiegerin ins Ziel. Als 17-Jährige darf sie laut DLV Statuten nicht für die Meisterschaft gewertet werden. Eine Regelung, die nicht nachvollziehbar ist, denn bei internationalen Meisterschaften, wie kürzlich bei der Weltmeisterschaft, sind die unter 18-Jährigen startberechtigt. Dritte der DM-Wertung wurde so Birgit Unterberger (OSC Berlin). Besonders erfreulich war hier das gute Abschneiden der Nachwuchsläufer/innen. Lutz Fabian (LG Region Karlsruhe) und Maximilian Zeuss (DJK Weiden), sowie Annika Seefeld (LG Staufen), Katrin Köngeter (FC Unterkirnach) und Nadia Dietz (LC Rothaus) konnten durch vordere Platzierungen überzeugen.

Die erfreulichen Nachwuchsergebnisse stellt auch Wilfried Raatz, Nachfolger des aus gesundheitlichen Gründen zurück getretenen DLV-Berglaufberaters Wolfgang Münzel, in seinem Saisonfazit heraus. "Wir können auf eine durchaus zufriedenstellende Saison zurückblicken, international gesehen die beste Saison seit 23 Jahren, wenn man die Analyse alleine an den Medaillengewinnen bei Weltmeisterschaften festmachen möchte. Gold durch die U20-Juniorinnen, Silber durch Sarah Kistner. Die Medaillenfarben komplettierte das Männerteam mit Bronze bei der Langdistanz-WM in Manitou Springs. Damit haben auch die deutschen Bergläufer zeigen können, dass wir im Berglauf eine gute Arbeit machen. Jüngere Läufer wie Jonas Lehmann und auch der U23-Überraschungsmeister Fabian Lutz könnten bei einer weiteren Entwicklung unsere Hoffnungsträger für die Zukunft sein", äußert sich Raatz.

Cup-Wettbewerbe

Auch in der zurückliegenden Saison wurden die beiden traditionsreichen deutschen Cup-Wettbewerbe Schwarzwald Berglauf Pokal und Pfälzer Berglauf Pokal ausgetragen. Gesamtsieger im Schwarzwald Berglauf Pokal wurde Dominik Ulrich (USC Freiburg) vor Joachim Benz (LG Brandenkopf) und Victor Larisch (TuS Lörrach-Stetten). Bei den Frauen gewann Britta Müller (VFL Freudenstadt. Auf Platz zwei kam die junge Nachwuchsläuferin Katrin Köngeter (FC Unterkirnach). Dritte wurde Elke Keller (LG Filstal). Beim Pfälzer Berglauf Pokal gab es durch Jonas Lehmann, Tom Heuer und André Bour einen Dreifachtriumpf für den Deutschen Berglaufmannschaftsmeister TuS Heltersberg. Bei den Frauen setzte sich mit Melanie Noll (TSV Annweiler) die Deutsche Meisterin von 2012 vor Sabine Rankel (LC Bad Dürkheim) und Natascha Hartl (TuS Heltersberg) durch.

Berglauf Klassiker

Neben den Meisterschafts-und Cupwettbewerben, war der Berglauf-und Trailkalender wie immer mit vielen Klassikern "vollgestopft". Dabei konnten, wie ein Jahr zuvor, witterungsbedingt wieder einige Läufe nicht auf der Originalstrecke gelaufen werden. Beim Aletsch Halbmarathon auf Bettmeralp/Wallis feierte der Portugiese Cesar Costa auf der zum zweiten Mal verkürzten Strecke seinen fünften Sieg. Frauensiegerin wurde die Schweizerin Conny Berchtold. Nur eine Woche später wurde der Zermatt Marathon bei optimalen Bedingungen durchgeführt. Neu stand, neben dem Marathon von St. Niklaus über Zermatt auf den Riffelberg, dem Ultra Zermatt Marathon mit Ziel auf dem 3089 Meter hohen Gornergrat, den Staffelläufen ab St. Niklaus und dem Wechsel in Zermatt, erstmals der Halbmarathon von Zermatt auf den Riffelberg auf dem Programm. Auf der Marathonstrecke siegte der Kenianer Paul Maticha Michieka zum dritten Mal hinter einander. Mit seiner Siegeszeit von 2:55:04 Stunden stellte er einen neuen Streckenrekord auf. Bei den Frauen wiederholte die Französin Aline Camboulives ihren Vorjahressieg. Nach 3:29:36 Stunden erreichte sie das Ziel auf Riffelberg und verpasste nur knapp den Streckenrekord von Daniela Gassmann Bahr. Beim Ultra-Marathon müssen ab Riffelberg auf den letzten drei Kilometer nochmals rund 500 Höhenmeter bergauf gelaufen werden. Hier dominierten die Schweizer. Es gewannen Konrad von Allmen aus Olten und Helene Ogi aus Kandersteg. Beim erstmals durchgeführten Halbmarathon setzte sich mit dem Zermatter Martin Anthamatten der Favorit durch Bei den Frauen gewann die Finnin Maija Oravamäki.

Mit ausgezeichneten Ergebnissen warteten die deutsche Bergläufer/innen beim LGT Marathon in Liechtenstein auf. Sensationell der Sieg von Stefan Hubert (SV Sömmerda), der den Vorjahressieger Ralf Birchmeier (Schweiz) auf der 42,195 km langen Strecke (HD +1870 m/-720 m) um sechs Minuten distanzierte. Und auch die deutschen Frauen überzeugten. Hinter Jasmin Nunige (Schweiz), die zum vierten Mal hintereinander gewann, belegten Lea Bäuscher und Michelle Maier die Plätze zwei und drei.

Beim Swiss Alpine Marathon hatten die rund 4000 Läuferinnen und Läufer mit extrem widrigen Witterungsverhältnissen zu kämpften. Sieger auf der längsten Distanz, dem K78 wurden der Schwede Jonas Buud, der zum achten Mal gewann, und die Schweizerin Denis Zimmermann. Erfreulich der dritten Platz von Mirco Berner (Kempten). Noch um einen Platz besser auf Rang zwei platzierte sich die in der Schweiz lebende Rostockerin Claudia Kahl. Einen weiteren Podestplatz erkämpfte sich Timo Zeiler (LG Brandenkopf) beim K42.

Ebenfalls einen Podestplatz für einen deutschen Läufer gab es durch Michael Barz (Durach) beim Glacier 3000 Run. Der Allgäuer erkämpfte sich als Dritter, bei seinem siebten Start zum dritten Mal eine Top-Platzierung. Es gewann der Kenianer Isaac Kosgei Toroitich vor Martin Anthamatten (Schweiz). Bei den Frauen setzte sich zum fünften Mal die Schweizerin Daniela Gassmann durch. Auf Platz zwei kam Victoria Kreuzer, ebenfalls Schweiz.

Den Jungfrau Marathon, mit rund 4000 Teilnehmern der beliebteste Gebirgsmarathon, gewannen der Zermatt Marathon-Sieger Paul Michieka Maticha und die Französin Aline Camboulives. Einen Doppelsieg feierten die Schweizer beim Graubünden-Marathon durch Lucien Epiney und Denise Zimmermann. Als Sieger auf der 20 Meilen Distanz überzeugten Timo Zeiler und Britta Müller (VFL Freudenstadt). Den Karwendellauf in Mittenwald gewann bei den Frauen die Vize Europameisterin Sabine Reiner, derzeit hinter Andrea Mayr Österreichs Nummer 2, vor Lucy Wambui Murigi (Österreich) und Melanie Noll (TSV Annweiler). Bei den Männern siegte Isaac Toroitich Kosgei (Kenia) vor dem Briten Robbie Simpson und Francis Maina Njoroge (Kenia).

Tour de Tirol - zum Abschluss der Pölven Trail Der Jungfrau Marathon vor eindrucksvoller Kulisse

Beim Kaisermarathon-Söll, der Königsetappe der dreitägigen Tour de Tirol, setzten sich der Brite Robbie Simpson und die Ungarin Timea Merényi durch. Beide wurden auch Tour-Gesamtsieger. Beim Kaisermarathon belegten hinter Simpson Gerd Frick (Italien) und Ralf Birchmeier (Schweiz) die Plätze zwei und drei. Bei den Frauen gab es durch Timea Merényi und Simona Staicu einen ungarischen Doppelsieg. Bei der neunten Auflage warteten die "Macher" der Tour de Tirol mit einer Neuerung auf. Nicht mit dem traditionellen Halbmarathon wurde die dreitägige "Tour" beendet, sondern mit dem Pölven Trail. Auf 23 km mussten nochmals über 1200 Höhenmeter bergauf und bergab gemeistert werden. "Wir tragen damit dem Trend Rechnung, dass viele Bergläufer die schmalen Pfade lieben. Der Trend im Laufsport geht weg von der Straße und hinein in die Wildnis", so Martin Kaindl vom Veranstalter Jol Sport Bad Häring. Gleich zur Premiere wurden auf dem Pölven Trail die erste österreichische Speedtrail Meisterschaft der ‚Austrian Trail Running Association' ausgetragen. Stefan Paternoster (SC Seefeld) und Katharina Zipser (SK Rückenwind Innsbruck) sorgten bei der Premiere für einen österreichischen Doppelsieg.

Trails weiter im Aufwind

Überhaupt bereicherten auch in dieser Saison die Trails den Berglaufkalender. In Zermatt wurde zum zweiten Mal der Matterhorn Ultraks ausgetragen. Mit 1400 Teilnehmern verzeichneten die Veranstalter ein gutes Ergebnis. Neben den drei Trails mit Start und Ziel in der Ortsmitte, stand diesmal noch ein 17 km Lauf mit Start in Zermatt und Ziel auf dem über 3000 Meter hohen Gornergrat auf dem Programm. Eine Alternative für Läufer/innen die zwar Trails laufen möchten, aber das Bergablaufen scheuen. Die Königsdisziplin, die K46 gewannen der Zaïd Ait Malek und die US-Amerikanerin Steve Krämer. Beim reinen Bergauflauf siegte der Zermatter Martin Anthamatten, der schon beim Zermatt Marathon den Halbmarathonlauf gewinnen konnte. Frauensiegerin wurde die Französin Romy Mey.

Bei den Trails in Chamonix wurde im Rahmen des "Marathon du Mont Blanc" die Skyrunning Weltmeisterschaft, die alle vier Jahre stattfindet, ausgetragen. Titel gab es über drei Distanzen 80km, 42 km und 3,8 km. Dabei gewann der Spanier Kilian Jornet, seit Jahren die Nummer eins in der "Skyrunning-Szene" gleich zwei Weltmeisterschaften. Er siegte über die Vertical-Distanz. Hier mussten auf nur 3,9 km 1000 Meter Höhenunterschied bewältigt werden. Auch über die Marathonstrecke (42 km/ HD +2511 Meter/-1490 Meter) war der Spanier nicht zu schlagen. Bei den Frauen gewann über die Marathonstrecke, Elisa Desco (Italien), die nach ihrer Dopingsperre wieder durch Erfolge auf sich aufmerksam macht. Die 80 km (HD 6000 Meter) gewannen Luis Albert Hernando (Spanien) und die Premierensiegerin beim Matterhorn Ultraks Emilie Forsberg (Schweden).

Emelie Forsberg wird Skyrunning Weltmeisterin über 80 km Trails auch in Deutschland populär: X-Trail Run (Breitnau) durch die Ravennaschlucht im Schwarzwald

Beim Eigertrail, der zum zweiten Mal in Grindelwald am Fuße von Eiger, Mönch und Jungfrau stattfand, finishten auf den drei Distanzen rund 1400 Läuferinnen und Läufer. Über die lange Distanz (101km/6700 Höhenmeter) siegten die Schweizer Urs Denzer und Francesca Canepa. Mathias Dippacher aus Oy-Mittelberg wurde dritter. Auf der 51 km lange Strecke (Höhendifferenz: +/-3100 Meter) erkämpften sich vier deutsche Läufer/innen Podestplätze. Bei den Frauen gewann Regine Schlump (Immenstadt). Gitti Schibel (Rettenberg) wurde dritte. Bei den Männern belegten Anton Philipp (Weitnau) und Martin Schedler die Plätze zwei und drei. Die Kurzdistanz über 16 km (Höhendifferenz: +/-960 Meter) gewann Michaela Schedler.

Zum vierten Mal stand der Salomon Zugspitzttrail auf dem Programm mit 2000 Teilnehmern einer der am stärksten besetzten Trails. Der Radolfzeller Stephan Hugenschmidt siegte über 100 km. Schnellste Frau über diese Distanz wurde die in St.Moritz lebende deutsche Extremsportlerin Anne-Marie Flammersfeld.

Auch in Deutschland erfreuen sich die Trails immer größerer Beliebtheit. In Breitnau/Schwarzwald veranstaltet der frühere Weltklasse-Bergläufer Charly Doll bereits seit einigen Jahren erfolgreich den X-Trail Run, der von Breitnau im Schwarzwald bei Hinterzarten durch die wildromantische Ravennaschlucht führt. Der in Portugal lebende Sachse Uwe Borsdorf und Michaela Schedler (LAZ Saarbrücken) gewannen über die Halbmarathonstrecke. In Heidelberg wurde zum zweiten Mal der Trail-Marathon ausgetragen. Hier setzten sich über die Marathonstrecke Philipp Eisel (TV Mussbach) und die Triathletin Almuth Grüber (MTG Mannheim) durch.

Die Trails sind also weiterhin im Aufwind. Sie bereichern zwar den Berglaufkalender, sind aber auch eine Gefahr für die klassischen Bergläufe. Viele Berglaufveranstalter registrieren stagnierende oder rückläufige Teilnehmerzahlen. Nachdem im Vorjahr mit dem Matterhornlauf einer der bedeutendsten Berglauf-Klassiker aus dem Terminkalender verschwand, wurde 2014 der Internationale Skyrace Valmalenco-Valposchiavo (Italien/Schweiz) nicht mehr ausgetragen.

Ebenfalls fand der Zugspitzextrem Berglauf nicht statt. Das hatte aber nichts mit rückläufigen Teilnehmerzahlen zu tun. Die Gemeinde Ehrwald/Tirol, von hier wurde der Zugspitzlauf in den vergangenen Jahren gestartet, verweigerte dem Veranstalter kurzfristig die Genehmigung. Organisationsleiter Peter Krinninger hatte, wie jedes Jahr, den Antrag fristgemäß abgegeben. Der Bürgermeister von Ehrwald reagierte auf Nachfragen von LaufReport nicht. Der Tourismusverband "Zugspitzarena" widersprach zwar Peter Krinninger, wies aber im gleichen Schreiben auf den, im Rahmen der dreitägigen "Zugspitz Trail Run Challenge", von Ehrwald aus statt findenden neuen "Viking Vertical Challenge", hin. "Ein Schelm, wer dabei Böses denkt". Nach der Devise "Kleine Sünden bestraft Gott sofort", wurde die Premiere der "Viking Vertical Challenge" mit Start in Ehrwald zu einem Reinfall. Bei schlechten Witterungsverhältnissen, das Ziel musste vom Zugspitzgipfel auf Sonnalpin runter verlegt werden, finishten nur 180 Läufer/innen. Zum Vergleich, 2013 erreichten, auch bei verkürzter Strecke mit Ziel auf Sonnalpin, beim Zugspitzextrem Berglauf 916 Läuferinnen und Läufer das Ziel.

Mal abgesehen von dem Trail in Ehrwald, verzeichnen die neuen Trails durchweg hohe Teilnehmerzahlen. Daher sieht der neue Berglaufchef Wilfried Raatz Handlungsbedarf. "Leider sind die Teilnehmerzahlen bei den klassischen Bergläufen eher stagnierend bis leicht rückläufig, während die trendigen Trailveranstaltungen boomen. Deshalb muss es unsere Aufgabe sein, innovativ und konzeptionell den Berglauf zu gestalten. Sportpolitisch haben wir mit der Installierung einer Berglauf-Kommission einen ersten Schritt getan, um ggf. mit neuen Ideen und Konzepten den Berglauf neu befruchten zu können".

Neue Strukturen im deutschen Berglauf

Die von Wilfred Raatz ins Gespräch gebrachte neue Berglauf-Kommission wurde bei der Berglauftagung, die im März in Ulm stattfand, neu geschaffen. Eingeladen hatten der Vizepräsident des Deutschen Leichtathletikverbandes Dr. Matthias Reick (verantwortlich für den Breitensport) und Jörg Erdmann (Referent/Stellv. Referatsleiter Allgemeine Leichtathletik). Es wurde viel, teilweise kontrovers und sachlich diskutiert. Mit der Schaffung der neuen Berglauf-Kommission gab es auch ein vorzeigbares Ergebnis. Wilfried Raatz und Wolfgang Münzel hatten im Vorfeld diesen Vorschlag ausgearbeitet. In diesem Gremium können alle relevanten Fragen des Berglaufs, von der Vergabe von nationalen und internationalen Meisterschaften, der Nachwuchsförderung, der Steigerung der Attraktivität des Berglaufes bis hin zu Kriterien bei der Kaderbildung mit dem noch zu ernennenden neuen Berglaufberater erörtert werden. DLV Vizepräsident Dr.Matthias Reick dazu: "Die Berglauf-Kommission, in der Athleten, Berglaufveranstalter, die Landesverbände sowie der DLV Berglaufberater vertreten sind, bildet ein Kompetenzteam unterschiedlichster Erfahrungsbereiche und repräsentiert dabei alle Facetten des Berglaufs. Von diesem Kompetenzteam erwarte ich nach einer gewissen Einlaufzeit Ideen und Projektanstöße zur Attraktivitätssteigerung des Wettkampfkalenders und zur Unterstützung der Leistungsathleten in Ergänzung und enger Zusammenarbeit mit den wenigen Landesverbänden, in denen der Berglauf gefördert werden kann."

Im Herbst wurde Kurt König (Mittenwald), in den achtziger Jahren einer der besten deutschen Bergläufer und seit vielen Jahren Veranstalter des Karwendel Berglaufes, zum Teammanager berufen. Reick begründet diesen Schritt: "Die Berufung eines Teammanagers ist die logische Konsequenz der guten Erfahrung vieler Jahre, in denen unser verdienter Wolfgang Münzel eine analoge Funktion, jedoch ohne offizielle Berufung, bereits durch Wilfried Raatz als helfende Hand hat wahrnehmen lassen." Kurt König sieht seine wichtigsten Aufgaben "in der Vertretung des DLV Berglauf-Beraters in allen Funktionen nach Absprache und wenn notwendig: Abstimmung, Budget, Kadernominierung, Qualifikationsmodalitäten EM/WM des Folgejahres mit DLV Berglauf-Berater im Vorspann der Weiterleitung an DLV usw. Mein vordergründiges Ziel ist es, die tiefen Gräben, die sich in der Berglaufszene aufgetan haben, zu schließen. Darüber hinaus ein zukunftsweisendes Konzept zu erstellen, um dem Berglauf neue Impulse zu geben."

Ganz so reibungslos verlief die Berufung des Teammanagers nicht, wie es ursprünglich den Anschein hatte. So trat Timo Zeiler von seinem Amt als Aktivensprecher, und damit aus der Berglauf-Kommission, zurück. Der fünffache Deutsche Berglaufmeister begründet seinen Schritt mit dem wenig demokratischen Verhalten seitens des DLV-Präsidiums bei der Berufung des Teammanagers. "Weder Stefanie (Anmerkung: Stefanie Rexauer ist Aktivensprecherin) noch ich wurden zur Entscheidung der Besetzung des Berglauf-Teammanagers gefragt, noch wurde diese Personalie in der neu berufenen Berglauf-Kommission diskutiert", so wird Zeiler auf www.Berglauf.info zitiert.

Als neuer Aktivensprecher rückt Korbinian Schönfelder nach, der bei der Wahl zum Aktivensprecher die zweitmeisten Stimmen erhalten hatte. Trotz eines "holprigen" Starts und den daraus resultierenden Spannungen kann man davon ausgehen, dass das neue Berglauf Duo Raatz-König gut zusammen arbeiten wird. Beides sind Profis, beide sind in der Berglaufszene verankert, beide lieben den Berglauf. Befindlichkeiten werden da, zum Wohle des Berglaufs, hinten anstehen. Dem neuem Duo (oder mit Matthias Reick zusammen dem Trio) bleibt nur zu wünschen übrig, dass ihr Engagement Früchte tragen wird; wobei eine erfolgreiche Berglaufsaison nicht immer nur an der Zahl der Medaillen gemessen werden darf. Die internationale Konkurrenz, ist durch die Afrikaner, die seit einigen Jahren auch die Berglaufszene bereichern, größer geworden.

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Berglauf-Saison 2014 im LaufReport

Rückblick von Winfried Stinn
Fotos von Winfried Stinn, Wilfried Raatz und LaufReport-Archiv

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