7.7.19 - Victoria Falls Marathon (Simbabwe)

Ein Geheimtipp aus dem Winter Afrikas

"Werner Otto Sportreisen" als einziger deutscher Veranstalter dabei

von Axel Künkeler 

Ein Winterlauf im heißen europäischen Sommer, geht das? Natürlich, denn auf der südlichen Erd-Halbkugel ist gerade Winter. Kein Winter wie hierzulande, sondern eher mit angenehmen Temperaturen zum Laufen. Eine gute Gelegenheit, diese fast idealen Bedingungen zu nutzen, bietet der Victoria Falls Marathon in Simbabwe. Seit 2010 gibt es die Veranstaltung mit einer professionellen Organisation und Teilnehmerzahlen, die über alles bei 3-4000 liegen. Schon seit 2005 gab es einen Vorläufer, der mit rund 300 Teilnehmern eher lokalen Status hatte.

Sundown am Sambesi Das Ziel der Laufreise: die mächtigen Victoria Wasserfälle in Simbabwe
Ausführliche und einladend präsentierte Laufankündigungen im LaufReport HIER

Ein Jahr nach der Professionalisierung entdeckte "Werner Otto Sportreisen", ohnehin auf die Läufe im südlichen Afrika spezialisiert, den Vic Falls. Seit 2011 haben Werner Otto und sein Partner Matthias Gerkum den Lauf als einziger deutscher Laufreiseveranstalter im Programm. ‚DIE Läufe' müsste es eigentlich heißen, denn neben dem Marathon finden ein Halbmarathon und ein 7,5-Kilometer Fun Run statt. Vor allem der Marathon ist keine Massenveranstaltung, nur 379 Finisher sind es diesmal. Die meisten stammen aus Simbabwe und dem benachbarten Sambia, nur ganz wenige aus den USA oder Europa.

Die Laufreise-Gruppe von "Werner Otto Sportreisen" an der Livingstone Brücke bzw. vor dem Start

Fünf Deutsche und der Österreicher Michael Buchbauer, die mit Matthias Gerkum angereist sind, sowie ein paar Belgier, Schweizer und andere Europäer sind darunter. Buchbauer läuft eine 3:30:53 h, wird damit 67. gesamt und bester Europäer. Nur zwei US-Boys liegen knapp vor ihm, er ist also auch Drittbester Nicht-Afrikaner. Die Einheimischen dominieren dagegen das Geschehen an der Spitze des Feldes. Eine große Gruppe von Läufern aus Simbabwe und Sambia hatte sich frühzeitig abgesetzt und ein packendes Finish geliefert. Nur 29 Sekunden liegen die ersten Fünf auseinander.

Bei Sonnenaufgang ging es aus dem Zentrum von Victoria Falls zur Livingstone Brücke

Es gewinnt Christopher Gondwe in 2:25:36h vor Costern Chiyaba (2:25:44), Lyno Muchena (2:25:48) Blessing Topodzi (2:25:54) und John Temba (2:26:05). Weitere sieben Afrikaner bleiben noch unter der Marke von 2:30 Stunden. Bei den Frauen gewinnt Felistus Chitosi in 2:52:31h vor Chokore Chiyedza (2:58:12) und Tabitha Tsatsa (3:06:06).

Lang zieht sich das Feld der Victoria Falls Marathonis Die Spitzengruppe im Marathon u. a. mit dem späteren Zweiten Costern Chiyaba (598) und Dritten Lyno Muchena (213)

Bester Deutscher wird Christoph Randt vom Lauftreff Hemsbach, in 3:59:42 Stunden auf Rang 119 gesamt. Für den 65-Jährigen, der eine 2:43 als Bestzeit aufweisen kann, war Victoria Falls bereits sein 431. Marathon seit 1990, davon 52 Ultras. In 37 Ländern der Erde auf allen fünf Kontinenten ist er schon gelaufen, wobei er die Anreise "so weit möglich umweltfreundlich" plant. Seine ein, zwei Flugreisen zu Marathons im Jahr verbindet er wie in Simbabwe meist mit Urlaub. Zu den europäischen Zielen reist er mit der Bahn oder in Fahrgemeinschaften an. "Außerdem zahle ich grundsätzlich einen Klima-Ablass bei atmosfair, für die letzte Meile habe ich mir ein Klapprad angeschafft", sagt Randt aus voller Überzeugung, in der Klima-Debatte Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen. Privat verzichtet er sogar auf ein eigenes Auto.

Der Österreicher Michael Buchbauer finisht als bester Europäer und Dritter Nicht-Afrikaner M65er Christoph Randt bleibt als bester Deutscher und 119. gesamt unter vier Stunden Als zweiter Deutscher folgt Adrian Marek vier Minuten später auf Rang 137

2019 peilt er ohnehin "nur noch bodenständige Ziele in Deutschland" an, wie die Marathons in Münster, Frankfurt und Zeil. Den Zeiler Waldmarathon hat er bei 15 Veranstaltungen schon 15-mal gefinisht. Christoph Randt ist neben einem weiteren Läufer damit der Einzige, der die Serie komplett absolviert hat. Überhaupt erst auf sieben Marathons bringt es dagegen Adrian Marek, der in 4:03:57 h als zweitbester Deutscher auf den 137. Platz gesamt läuft. Eigentlich wollte er in der Vorbereitung auf Berlin, wo er seine persönliche Bestzeit unter 3:20 Stunden drücken will, deutlich schneller laufen. Doch der kupierte Kurs in Victoria Falls mit rund 500 Höhenmetern macht ihm deutlich zu schaffen. "Die Steigungen waren heftig", sagte selbst der Grazer Michael Buchbauer.

Afrikanische Lebensfreude schon auf der Strecke Auf der berühmten Livingstone Brücke wurde die Grenze zu Sambia erreicht

Bislang ist Marek hauptsächlich flach gelaufen, vor allem den Köln-Marathon, den er in seiner Heimatstadt bereits viermal gefinisht hat. Zudem waren die äußeren Bedingungen zwar gut, aber eben auch nicht ganz einfach. Gestartet wurde in der Morgendämmerung um 6.45 Uhr bei Temperaturen von deutlich unter zehn Grad, schließlich ist ja Winter in Afrika. Im Sonnen-Aufgang ging's über die berühmte Livingstone-Brücke an den mächtigen Wasserfällen vorbei. Kurz wurde hier die Grenze von Simbabwe ins Nachbarland Sambia überquert.

Von der Brücke konnte man den Ausblick auf die Wasserfälle genießen (bzw. auf die riesige Gischt-Fahne der Falls)

Weiter ging die Laufstrecke durch zwei Nationalparke an den Victoria Falls sowie am Sambesi. Ranger mit Gewehren schützten die Läufer an der Strecke vor allzu gefährlichen Wildtieren. Die zogen sich angesichts der bunten Läuferschar jedoch eher zurück in ihr Revier. Nur ein harmloses Warzenschwein bekamen Einige zu sehen, während Christoph Randt eine Herde Affen über den Weg lief. Die Bäume in den Nationalparks boten zwar etwas Schatten, doch auf vielen Asphalt-Kilometern der Laufstrecke schien die Sonne unerbittlich.

Zurück von der Brücke wurden die Läufer wieder in Simbabwe ... ... am Eingang zu den Victoria Falls) begrüßt

Vor allem die letzte Wendepunktschleife für die Marathonläufer in der zweiten Runde wurde nun zur reinen Kopfsache. Kurz vor dem Ziel mussten sie nochmals eine rund drei Kilometer lange gerade und leicht ansteigende Straße hin und zurück laufen. "Die Schleife wollte schier nicht enden", klagten einige. Die Quecksilber-Säule war inzwischen auf 25 Grad angestiegen, näherte sich bis zum Mittag der 30-Grad-Marke.

Dann ging es weiter durch den Victoria Falls Nationalpark. An der Strecke wachten Ranger und Polizisten zum Schutz der Läufer auf wilde Tiere

Da waren Buchbauer, Randt, Marek und das Gros der Läufer längst im Ziel, während viele die Steigungen nur noch walkten. Über sieben Stunden werden für den Schlussläufer registriert, obwohl der offizielle Zielschluss bei 5:45 Stunden liegt. Die überschreiten jedoch 31 der 379 Marathon-Finisher. Beim Halbmarathon benötigt der letzte der 1482 Finisher mehr als fünf Stunden, während an der Spitze absolute Klasse-Zeiten gelaufen werden. Im Ziel-Finish setzt sich Moses Tarakinyu in 1:05:47 h hauchdünn vor Ebel Chibanda (1:05:49) durch. Mit etwas Abstand wird Isaal Mpofu (1:07:11) Dritter.

Der Schweizer Felix Gnadinger (1275) finisht den Halbmarathon als 39. Master in 2:18:40h Diese geschlossene Formation von Rangern legte die komplette Halbmarathon-Distanz mit afrikanischem Gesang zurück

Als Gesamt-17. kommt die schnellste Frau Olivia Chitate in 1:19:52 ins Ziel. Zweite wird Rudo Mhonderwa (1:22:18h) vor Constance Nyasango (1:23:16). Deutlich langsamer sind der Hamburger Frank Niemeyer (2:36:43) und LaufReporter Axel Künkeler (2:26:47), die beide im Mittelfeld landen. Niemeyer stürzte gleich auf den ersten Kilometern und zog sich leichte Schürfwunden zu. Neben den Beiden, die ebenfalls mit "Otto Sportreisen" nach Simbabwe kamen, nahmen weitere sechs, individuelle angereiste Deutsche am Halbmarathon teil. Auch hier überwogen bei wenigen ausländischen Teilnehmern die Läufer aus dem südlichen Afrika.

An der Safari Lodge wurden die Läufer traditionell begrüßt Reiseleiter Matthias Gerkum wartete im Ziel auf alle acht Finisher seiner Reisegruppe Spätestens im Zielareal herrschte ausgelassene Stimmung

Dabei hat der gut organisierte Lauf einiges zu bieten: Verpflegungsstände alle vier Kilometer, allerdings nur mit Wasser, ohne Riegel und Obst, eine gut markierte anspruchsvolle Strecke in der exotischen Landschaft des afrikanischen Kontinents und insgesamt angenehme äußere Bedingungen. Natürlich nutzten die Reise-Teilnehmer aus Deutschland die Chance, um unter der erfahrenen Reiseleitung von Matthias Gerkum Land und Leute sowie die Wildnis Afrikas zu entdecken.

Beim Trip in den Chobe Nationalpark in Botswana gab's ein Picknick inmitten der Wildnis Von der Victoria Falls Safari Lodge gab es einen traumhaften Ausblick auf ein Wasserloch, das von zahlreichen Tieren aufgesucht wurde

Mit Besichtigung der Victoria Wasserfälle, des Städtchens Victoria Falls, einer Boots-Safari auf dem Sambesi, dem viertlängsten Fluss Afrikas sowie einer Anschlussreise in den Chobe Nationalpark im benachbarten Botswana. Über Simbabwe und die Vic Falls, über die Nationalparke mit ihren zahlreichen Tieren von Elefanten und Giraffen bis zu Krokodilen, Wasserbüffeln und Flusspferden gäbe es eine Menge zu berichten. Am besten ist es jedoch, selbst hinzufahren und das südliche Afrika laufend zu entdecken. Irgendwann ist es vielleicht kein Geheimtipp mehr.

Begegnung mit Elefanten bei der Safari durch den Chobe Nationalpark ... ... und mit den mächtigen Fällen beim Victoria Falls Marathon
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Bericht und Fotos von Axel Künkeler

Ergebnisse www.vicfallsmarathon.com

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