10.4.22 - 7. Internationaler Rhodos Marathon

Gelungenes Comeback bei idealen Bedingungen

von Axel Künkeler 

Wie die allermeisten Laufveranstaltungen weltweit musste der Rhodos Marathon nach einer Corona-bedingt zweijährigen Pause am Sonntag vor Ostern einen Neustart wagen. Mit knapp 1000 Teilnehmern bei idealem Laufwetter blieben die Zahlen zwar deutlich hinter den Werten von 2018/2019 zurück, doch die Siegerzeiten waren durchaus respektabel: 2:34:16 h bei den Männern und 3:23:18 h bei den Frauen auf der klassischen Distanz sowie 1:09:04 h (Männer) beziehungsweise 1:34:44 h (Frauen) auf Halbmarathon. Als Unterdistanzen wurden zudem Läufe über zehn und fünf Kilometer angeboten. Seinem Namen als "Internationaler" Rhodos Marathon wurde der Event ebenfalls gerecht. Allein die Ergebnisliste im Hauptlauf über 42,2k verzeichnet Finisher aus 28 verschiedenen Nationen.

Neben der klassischen Marathon-Distanz werden auf der griechischen Insel Rhodos ein Halbmarathon sowie Läufe über fünf und zehn Kilometer angeboten. Die attraktive Laufstrecke führt über die Straße am Mittelmeer entlang und vorbei an zahlreichen Sehenswürdigkeiten
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Die in der östlichen Ägäis gelegene Insel wurde, als Zeus die Erde unter den Göttern aufteilte, nach der griechischen Mythologie dem Sonnengott Helios zugeordnet. Mit 260 Sonnentagen im Jahr scheint an der Sage etwas dran zu sein, Rhodos ist geradezu von der Sonne verwöhnt. Dies sowie der Pflanzenreichtum, die vielfältige Landschaft von Stränden bis zu 1.200 Meter hohen Bergen im Landesinnern locken jährlich etwa 2,5 Millionen Touristen an. Zumal die mit 150.000 Einwohnern und 1.398 Quadratkilometern viertgrößte griechische Insel zahlreiche Spuren einer wechselvollen Geschichte aufweist. Zeugnisse aus der Zeit der Athener und der Römer, der Perser und der Johanniter, der Osmanen und der Italiener.

Rhodos-Stadt, an der Nordspitze der gleichnamigen Insel, war Austragungsort des Marathons An der Einfahrt zum Mandraki-Hafen stand statt Hirsch und Hirschkuh der Koloss von Rhodos - doch dies ist nur ein Mythos!

Man schreibt das Jahr 490 vor Christi als das persische Großreich die Insel Rhodos unterwirft. Im gleichen Jahr soll einer Legende nach der Bote Pheidippides die knapp 40 Kilometer lange Strecke von Marathon nach Athen gelaufen sein, um dort auf dem Areopag den Sieg seiner Griechen über die Perser in der Schlacht von Marathon zu überbringen: "Wir haben gesiegt", danach soll er vor Erschöpfung zusammengebrochen und gestorben sein. Auf diese wohl frei erfundene Geschichte geht der Marathonlauf als sportlicher Wettkampf zurück. 1896 bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen fand der erste Marathon-Wettkampf statt, damals auf einer 40 km langen Strecke. Die heutige Distanz von 42,195 Kilometer kam erst bei den Olympischen Spielen 1908 in London zustande und wurde 1921 von der IAAF als offizielle Streckenlänge bestätigt.

Die Altstadt von Rhodos ist mit zahlreichen Geschäften und Restaurants sehr touristisch, mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten aber ein absolutes MUSS! Zu den Highlights der Insel gehört Lindos mit seiner Akropolis

Der mythologische Hintergrund aus dem Jahr 490 v. Chr. war beim Athen-Marathon 2010 der Anlass für das Jubiläum "2500 Jahre Marathon". Für tausende Läufer und Läuferinnen aus der ganzen Welt ein sehr emotionaler Moment, nicht zuletzt mit dem Zieleinlauf im Panathinaiko-Stadion, dem alten Olympiastadion der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahr 1896. Einige der deutschen Marathonläufer nutzten damals die Gelegenheit zu einer Anschlussreise nach Rhodos. Rein touristisch, denn einen Marathon auf der Insel gab es damals noch nicht.

Nicht nur bei Lindos bietet Rhodos traumhafte Buchten und zahlreiche Badestrände An der Akropolis von Lindos hat man einen wundervollen Blick aufs Mittelmeer

Der 1. Internationale Rhodos Marathon feierte erst vier Jahre später seine Premiere. Sowohl 2014 als auch 2015 wurde lediglich die klassische Distanz gelaufen, mit 51 sowie 66 Finishern. Ein Jahr später kamen die Läufe über 5 und 10 Kilometer dazu, dadurch wuchs die Zahl der Teilnehmer auf insgesamt fast 1000 an. Als 2017 erstmals noch ein Halbmarathon angeboten wurde, gingen die Finisherzahlen weiter nach oben, bis auf über 1700 in den Jahren 2018 und 2019.

Ein Auto zu mieten ist zwar eine gute Möglichkeit die Insel zu erkunden… …doch Laufen hält JUNG! VaKi-Läufer waren natürlich ebenfalls dabei

Der Marathon selbst aber behielt das Etikett "Klein, aber fein". Zwar wurden die Zahlen nun dreistellig, aber mit 165 im Jahr vor der Pandemie wurde der vorläufige Höchststand erreicht. Diese positive Entwicklung wurde dann durch Corona unterbrochen: 2020 fand der Event gar nicht statt, 2021 nur in virtueller Form. Nun also das Comeback, das noch nicht ganz an die Zahlen der Vorjahre anknüpfen konnte, aber trotzdem als gelungen bezeichnet werden kann. 956 Finisher insgesamt, davon 109 auf Marathon, 241 Halbmarathonis, 195 über 10k und 411 über 5k.

Beim gemeinsamen Start zum (Halb-)Marathon setzten sich die Top-Läufer gleich an die Spitze

Doch mehr als die nackten Zahlen sprechen die äußeren Rahmenbedingungen für den Event: eine gute Organisation von Anmeldung und Startnummernausgabe über Verpflegung und Absperrung der Strecke bis zu Finisher-Medaillen und Siegerehrung. In Griechenland fand der Lauf eine große Medien-Resonanz, wurde sogar live im TV berichtet. Für die Läufer selbst bot der flache Kurs mit lediglich etwa 150 Höhenmetern zudem gute Voraussetzungen dafür, die persönliche Bestzeit oder zumindest die eigene Frühjahrsform zu testen. Angesichts niedriger Teilnehmerzahlen zudem in einem angenehmen Ambiente. Gerade in Noch-Corona Zeiten ist es ja durchaus von Vorteil, wenn nicht allzu viel Gedränge herrscht. Gerade für Läufer, die die kleineren Events bevorzugen, generell eine gute Alternative.

Für die 10k-Läufer ging es zehn Minuten später vorbei an Gouverneurspalast und Mandraki-Hafen in die entgegengesetzte Richtung Vorbei am Casino von Rhodos zur Nordspitze der Insel

Langweilig wurde es im Streckenverlauf trotzdem nicht. Marathon- Und Halbmarathon-Läufer starteten um 7.30 Uhr gemeinsam zur ersten Schleife entlang der Ostküste. Start- und Ziel-Areal befanden sich zwischen Rathaus und Gouverneurspalast, von dort ging es zunächst an der historischen Altstadt, Mandraki- und Emborio-Hafen vorbei zur ersten Wendemarke und wieder zurück. Danach folgte die Schleife rund um die Nordspitze der Insel, an der Neustadt vorbei und über die westlich verlaufende Küstenstraße bis zum nächsten Wendepunkt. Diese Schleife liefen auch die 10k-Läufer, die sich um 7.40 Uhr auf die Strecke begaben.

An der Nordspitze vorbei zur Küstenstraße auf der Westseite von Rhodos Kurz vor der Wendeschleife auf der westlichen Küstenstraße musste noch eine kleine Steigung bewältigt werden - der Anstieg zum Monte Smith blieb den Läufern jedoch erspart

So gab es immer wieder Begegnungsverkehre, Anfeuerung von einzelnen Touristen sowie den Helfern an der Strecke, dazu fetzige Musik meistens aus der Box. Wieder zurück an Rathaus und Gouverneurspalast war für die Zehner und die Halbmarathonis das Ziel erreicht, während die Marathon-Läufer beide Schleifen noch ein zweites Mal absolvieren mussten. Die äußeren Bedingungen zum Laufen waren ideal: der griechische Wettergott Zeus hatte den stürmischen Wind von Freitag abgestellt, der frischte erst am Montag nach dem Lauf wieder mit Böen auf. Helios sorgte zudem für reichlich Sonnenschein, dies aber bei angenehmen Temperaturen von knapp unter 20 Grad.

Souveräner Marathon-Sieger wurde ein Grieche (Name nur in Kyrillisch) Sein Landsmann Thomas Manousos folgte mit 17 Minuten Abstand auf Rang zwei Noch unter drei Stunden blieb auch der Dritte Kyriakos Mastrogeorgiou aus Griechenland

So sorgte ein griechisches Trio auf dem Männer-Podest für entsprechend gute Zeiten: der souveräne Marathon-Sieger, dessen Name leider nur in kyrillischer Schrift in der Ergebnisliste steht, benötigte gerade mal 2:34:16 h. Mit über 17 Minuten Abstand folgte sein Landsmann Thomas Manousos (2:51:51) auf Rang zwei. Weiter gut fünf Minuten später, aber noch unter drei Stunden kam Kyriakos Mastrogeorgiou (2:57:09) als Dritter ins Ziel. So griechisch das Podest bei den Männern war, so britisch war es bei den Frauen: es gewann Hannah Bown in 3:23:18 h ebenfalls deutlich vor ihrer Landsfrau Antonia Thomas, die erst 16 Minuten später in 3:39:15 auf Rang zwei finishte. Das britische Podest komplettierte Nikki Dadhley (3:40:39).

Ebenso souverän gewann die Britin Hannah Bown bei den Marathon-Frauen Ihre Landsfrau Antonia Thomas folgte mit 16 Minuten Abstand auf Rang zwei Rang drei sicherte sich mit Nikki Dadhley eine weitere Britin

International ging es beim Halbmarathon zu: bei den Frauen gewann die Spanierin Patricia Martin del Guayo (1:34:42) vor den beiden Polinnen Paulina Zdunczyk (1:35:02), nur knapp dahinter auf Rang zwei, und Ewa Ochmanska (1:38:51) auf Rang drei. Bei den Männern lag mit Pawel Kopaczewski (1:19:26) ebenfalls ein Pole auf dem dritten Platz. Allerdings deutlich nach zwei Griechen: auf Rang zwei Mpourikas Panagiotis in 1:14:02 h und sogar über zehn Minuten nach dem Sieger Konstantinos Gkelaouzos, der in 1:09:03 h finishte.

Den Halbmarathon gewann der Grieche Konstantinos Gkelaouzos Auf Rang zwei folgte sein Landsmann Mpourikas Panagiotis Dritter Halbmarathoni wurde der Pole Pawel Kopaczewski Die spanische Halbmarathon-Siegerin Patricia Martin del Guayo (2182), dicht gefolgt von der Polin Paulina Zdunczyk Paulina Zdunczyk läuft auf Rang zwei ins Halbmarathon Ziel Mit Ewa Ochmanska folgt eine weitere Polin auf Rang drei

Über zehn Kilometer schob sich eine Französin zwischen zwei Läuferinnen aus Griechenland: es gewann Anastasia Panagiota Marinakou (36:03) mit großem Vorsprung vor Aline Richy (45:29) und einer weiteren Griechin (46:54), deren Name leider ebenfalls nur in Kyrillisch in der Ergebnisliste steht. Ebenso wie der Name des "Hasen", der nahezu zeitgleich (36:02) mit Marinakou den Sieg bei den Männern davon trug. Und auch er gewann mit klarem Abstand vor seinen griechischen Landsleuten Michalis Stellas (40:17) auf zwei und Dimitris Manoysos (41:15) als Drittplatzierter. Wie über zehn so waren auch über fünf Kilometer ein Mann und eine Frau die beiden Schnellsten: Christoforos Protopapas (16:43) aus Zypern und Denisa Balla (17:23) aus Griechenland.

Die Griechin Anastasia Panagiota Marinakou sowie ihr männlicher Guide (Name nur in Kyrillisch) gewannen zeitgleich den 10k-Lauf Zweiter 10km-Mann wurde der Grieche Stellas Michalis Dimitris Manoysos komplettierte das griechische 10km-Männerpodest
Die Französin Aline Richy wurde zweite Frau über 10km Die vierte Frau über 10km war die Griechin Mapia Tzinh

Weniger stark als bei anderen Marathon-Events waren deutsche Läufer vertreten: insgesamt nur 17 über Marathon (6), Halbmarathon (7) und 10k (4) zusammen. Einer von ihnen war der M55er Heiko Luther vom SV Wolgast, der als Weltenbummler an etlichen Marathons weltweit teilgenommen hat: am Comrades in Südafrika ebenso wie am Nashville Marathon in Texas (USA). Trotz seiner Erfahrung ging er das Rennen zu schnell an, lief den ersten Halbmarathon in persönlicher Bestzeit von 1:46:38 h, den zweiten dann nur noch in 2:10:07 h. In der Summe (3:56:45) reichte es jedoch für sein Ziel, den Marathon unter vier Stunden zu finishen. Damit wurde er Gesamt-40. der 109 Marathon-Finisher, 35. der 88 Männer.

Nach der ersten Schleife zurück am Start ging es für Halbmarathon- und 10k-Läufer rechts zum Ziel, für die Marathonis nach links auf die zweite Runde Mit Katepina Sapanth war auch eine Handbikerin auf der Marathon-Distanz am Start

Völlig zufrieden mit seiner Leistung war auch der Österreicher Michael Buchbauer, der als 16. Gesamt und 15. Mann ins Ziel lief. Michael läuft bereits seit 20 Jahren Marathon, den ersten absolvierte er 2002 in seiner Heimatstadt Graz. Auch er ist international vieles gelaufen: vom Big Sur in Kalifornien bis zum Victoria Falls in Simbabwe, vom Waterfront Marathon Toronto bis zum White Nights Marathon St. Petersburg, vom Reykjavik Marathon auf Island bis zum Curacao Marathon in der Karibik oder dem Night Marathon Bilbao im Baskenland/Spanien. Der M55er lebt vor allem von seinem Fitnesstraining, ein spezielles Lauftrainings-Programm in der Vorbereitung auf seine Marathons ist für ihn entbehrlich - für manche Beobachter ein echtes Phänomen, zumal er beständig Zeiten um die 3:30 h läuft. Dabei zeichnet ihn ein sehr gutes Körpergefühl aus, auf das er sich mehr verlässt als auf seine Stoppuhr am Arm, die er nur alle zehn Kilometer mal in den Blick nimmt.

Zieleinlauf mit musikalischer Unterstützung einer Drum-Band Die Siegerehrungen vor dem Rathaus fand ein reges Zuschauer- und Medien-Interesse

Der Rhodos Marathon war nach 20 Jahren sein 50. Marathon insgesamt und dabei ist ihm ein ganz besonderes Glanzstück gelungen: mit 3:33:33 Stunden finishte er mit einer Schnapszahl. "Echt perfekt", mehr ist dem als Kommentar nicht hinzuzufügen. Dies gilt im Wesentlichen für den Rhodos Marathon ganz genauso. Der Laufevent ist eine optimale Gelegenheit für einen Frühjahrs-Marathon, wenn die Wetterbedingungen in Mitteleuropa noch nicht so ideal sind. Den 8. Internationalen Rhodos Marathon im April 2023 kann man sich also schon mal im Lauf-Kalender vormerken.

Der Österreicher Michael Buchbauer freute sich über seinen 50. Marathon in guter Zeit Der Deutsche Heiko Luther (SV Wolgast) finishte nach persönlicher HM-Bestzeit von 1:46:38h den Marathon knapp unter vier Stunden Mit die weiteste Anreise hatten diese Laufteilnehmer aus Südafrika
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Der Bericht über den Marathon, Streckenverlauf und Einschätzung aus Teilnehmer-Sicht, ist mit laufender Unterstützung meines Freundes und Kollegen Michael Buchbauer entstanden.

Bericht und Fotos von Axel Künkeler

Ergebnisse www.myrace.gr & Infos rhodesmarathon.gr/en

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