6.4.14 - 38. Schneider Electric Marathon de Paris39.115 Finisher sind Rekord auf europäischem Boden Kenenisa Bekele mit Weltklassezeit auf schwerem Terrain Knapp 1000 Deutsche am Start |
von Michael Schardt |
Fast unbemerkt hat sich 2013 an der Spitze der europäischen Marathonläufe eine dramatische Verschiebung vollzogen. Während Berlin nach Finisherzahlen gerechnet den zweiten Platz hielt (36.474 Zieleinläufe), fiel London von eins auf drei zurück und brachte es nur noch auf 34.312 erfolgreiche Teilnehmer. Paris hingegen katapultierte seine Finisherzahlen von gut 32.000 Läufern in 2012 auf sage und schreibe 38.690 im Jahr 2013. Damit war Paris der Primus der europäischen Marathonläufe geworden.
So recht erklärlich ist dieser Aufschwung nicht, zumal Paris wie seine Hauptkonkurrenten auch eine Teilnehmerbegrenzung hat. Allerdings bedient man sich eines weit sympathischeren Meldewesens als etwa Berlin, London, Boston oder New York. Hier gibt es keine Losverfahren, keine Spezialkontigentierung oder sonstige, an Bedingungen (Charity, lizensierte Reiseunternehmen, Ausländerregelung) gebundene Einschreibevorschriften, die es fast unmöglich machen, als Gruppe anzureisen. Beispielsweise kann es in Berlin passieren, dass von zwanzig Leuten eines Vereins, die gemeinsam starten wollen, nur ein oder zwei Läufer einen Startplatz bekommen. Ähnlich sieht es auch bei anderen internationalen Großereignissen aus. Paris hingegen akzeptiert die Meldungen nach dem Zeitpunkt ihres Eintreffens. Wer flott meldet, bekommt auch einen Startplatz. Das gilt auch bei homogenen Gruppen, die gesammelt melden. Insgesamt stehen 50.000 Plätze zur Verfügung, was 2014 bedeutete, dass man noch im Dezember 2013 eine Zusage bekommen konnte.
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Mit diesem begrüßenswerten Verfahren läuft die Anmeldung entspannter und erstreckt sich über Monate, was auch insofern günstiger ist, da man nicht so langfristig planen muss und länger abwarten kann, ob man tatsächlich auch fit genug ist für die Aufgabe. Ein künstlich erzeugter Hype auf die Startplätze wie anderswo gibt es jedenfalls in der französischen Hauptstadt nicht. Verbraucherfreundlicher als in London oder New York sind auch die Startgelder in Paris. Da werden keine 250 oder 300 Euro verlangt, sondern je nach zeitlicher Staffelung 70 bis 105 Euro. Das Finishershirt, das es tatsächlich erst nach erfolgreichem Lauf im Zielareal gibt, und die Medaille sind inbegriffen.
Nach dem Aufschwung 2013 an die europäische Spitze lautete im Vorfeld des aktuellen Paris Marathons eine der interessantesten Fragen, ob sich diese hohe Teilnehmerzahl bestätigen ließe, oder ob es nur eine Eintagsfliege gewesen war. Die Antwort ergab sich am Abend nach dem Marathon aus der Ergebnisliste. Und die zeigte, dass sich der Wert von 2013 noch einmal um knapp 500 Sportler nach oben verschoben hatte, denn 39.115 Läufer und Läuferinnen hatten das Rennen erfolgreich beendet. Es wird für Berlin und London nicht einfach, 2014 Paris vom Thron zu stoßen. Wie viele Finisher London erreichen wird, zeigt sich schon am Wochenende (13.4.).
Unter den Finishern von Paris gab es 8030 Frauen, was einem Anteil von 20,5 Prozent entspricht. 20,5 Prozent Frauen ist für einen Hauptstadtmarathon eher wenig, entspricht aber sehr genau dem Wert, den Paris 2013 erreicht hatte. Interessant mag auch ein Blick auf die Nationenstatistik sein, da diese aber für 2014 längst noch nicht vorliegt und die Ergebnisliste keine Suchfunktion hat, nach Ländern zu sortieren, mag das Jahr 2013 beispielhaft herangezogen werden, denn 2014 dürfte vergleichbare Werte haben.
2013 waren Läufer aus 138 verschiedenen Nationen am Start. Exakt zwei Drittel kamen aus dem Veranstalterland, ein Drittel (33,59 Prozent) aus dem Ausland. Größtes fremdes Kontingent stellte Großbritannien mit 3.100 Startern, gefolgt von den Vereinigten Staaten von Amerika mit 1.255 Akteuren. Dahinter kam nicht, wie man glauben könnte, Deutschland oder Spanien, sondern Italien mit 1.055 Läufern. Die folgenden Plätze liegen eng beieinander: Deutschland kommt auf 980 Finisher, Spanien auf 940 und Belgien auf 926. In der Nationenwertung sieht man dann die Niederlande (605), Irland (595) und, überraschend, Australien (545).
Nicht uninteressant ist auch das Verhältnis von Anmeldungen, Startern und Finishern. Schon 2013 war die Obergrenze von 50.000 Teilnehmern erreicht worden. Recht genau 80 Prozent davon gingen auch an den Start (40.140), was umgekehrt auch heißt, dass jeder Fünfte nicht antrat. Die Ausfallquote während des Rennens hingegen ist recht klein, denn 96,39 Prozent erreichten das Ziel. 1.450 Starter mussten das Rennen aufgeben.
Den Paris Marathon könnte man den Lauf der kurzen Wege nennen, wenn die Expo nicht außerhalb des sonstigen Veranstaltungsareals am Arc de Triomphe läge, wo der Marathonstart (Av. de Champs Élysées) und das Marathonziel (Av. Foch) sowie die Kleiderbeutelabgabe ganz dicht beisammen liegen. Auch der Start des Jedermannslauf am Vortag ist hier, führt aber über 5 km hinüber zum Eiffelturm. Utensilien, die man am Ziel des Frühstückslaufs eventuell benötigt, nimmt man besser in einem kleinen Rucksack gleich mit.
Am Eiffelturm finden dann auch zwei Kinderläufe statt für "Petits Marathooniens", die zwischen acht und zehn Jahre als sein dürfen und über 2,2 km geschickt werden, und für die "Mini Marathoon's", die fünf bis sieben Jahre alt sind und 1,2 km laufen. Die Kinderläufe werden am Samstag um 10:15 und 10:40 Uhr angeschossen, nachdem die Jedermänner ins Ziel gekommen sind. Diese schauen gerne den Kindern bei ihren Starts zu und spenden auch fleißig Beifall, zumindest wenn das Wetter so herrlich ist wie heuer. Denn am Marathonvortag war der Himmel strahlend blau, die Sonne schien ausgiebig und das Thermometer kletterte auf 21 Grad hoch. Die Beteiligung an den beiden Kinderläufen war mit vielleicht 100 bis 150 Teilnehmern je Rennen eher klein.
Wer am Frühstückslauf mitzumachen beabsichtigt, der kann die Teilnahme mit der Abholung der Startunterlagen für den Marathon verbinden. Erst laufen, dann zur Expo. Die Expo findet in den Messehallen (Halles des expositions), einige Kilometer südlich des Eiffelturms, statt und kann von dort mit der Metro Linie 12 oder der Tram Linie T2 in 20 bis 25 Minuten erreicht werden. Die Station heißt "Porte de Versailles". Geöffnet hat die Expo bereits ab Donnerstag und läuft bis Samstag, je von 9 oder 10 bis 18 oder 20 Uhr. Am Samstag herrscht auch das größte Läuferaufkommen, aber zu langen Schlangen kommt es selbst zu Stoßzeiten nicht.
Am Eingang gibt es zahlreiche Schalter, an denen man Personalausweis, ärztliche Bescheinigung, Zahlungs- und Anmeldebestätigung vorzeigen muss und einen Stempel auf die Anmeldebestätigung erhält, womit man seine Startnummer und, getrennt davon, seinen Kleiderbeutel abholen kann. Das Ganze dauert kaum länger als zwei Minuten und läuft vollkommen entspannt ab, vielleicht auch, weil die Läufer nicht zuvor durch die Ausstellung gelotst werden, wie das bei vielen deutschen und internationalen Marathonveranstaltungen leider üblich ist. In Paris kann, wer nicht auf die Expo möchte, gleich die Messehallen wieder verlassen. Eine Nudelparty im üblichen Sinne gibt es in Paris nicht, doch wer hungrig ist, kann, wenn er sich durch die Expo laviert hat, an deren Ende Carboloading betreiben. Für fünf Euro gibt es Nudeln, Salat, Pizza und andere kulinarischen Erzeugnisse von privaten Anbietern. Empfehlenswert ist das aber nicht unbedingt.
Streng sind die Franzosen nach wie vor mit der ärztlichen Bescheinigung, die man auf keinen Fall vergessen haben sollte. Im Gegensatz zu Italien, die diese Regelung am 1.1.2014 abschafften, bestehen französische Laufveranstalter nach wie vor auf die Unbedenklichkeitsbestätigung des Hausarztes. Beim Frühstückslauf allerdings ist diese nicht nötig.
Wer in Paris Marathon laufen möchte, sollte keinesfalls den Frühstückslauf am Vortag verpassen. Denn höchstes Vergnügen ist garantiert, wenn eine internationale Läuferschar vom Triumphbogen über die innerstädtischen Prachtstraßen zum Eiffelturm läuft. Da eröffnen sich herrliche Perspektiven auf viele der großen Sehenswürdigkeiten von Paris, weshalb man den Funrun auch als kleine, aber feine Stadtbesichtigung bezeichnen kann. Los geht es auf der Avenue Foch, wo schon die Zelte für den Marathon und die Kleiderbeutelabgabe rechts und links aufgebaut sind. Nur laufen die Jedermänner in entgegengesetzter Richtung, vom Marathonziel weg nach Westen.
Für den Frühstückslauf kann man sich vorher online anmelden, was bequemer ist, kann aber auch noch am Start nachmelden, was aber etwas stresst. Mitmachen kann jeder, auch diejenigen, die den Marathon nicht laufen werden. Die Anmeldebestätigung zeigt man am Eingang des Startareals vor und wird problemlos eingelassen. Es herrscht ausgelassene Stimmung, wenn sich die Läufer im großen Haufen dann ihr Nationalfähnchen suchen und sich ins Haar oder ans Trikot stecken. So erkennen sich die Läufer eines Landes wieder und kommen in lockere Gespräche. Zuvor nimmt man noch ein Funktionsshirt in Empfang, das sich die meisten auch gleich überstreifen. So ist die dominante Farbe des Frühstückslaufs diesmal neongrün.
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Teil des Streckenplans mit der Passage durch den Park Bois
de Boulogne: die letzten neun Kilometern |
Vor den Läufern gehen die Handbiker auf die Strecke |
Der Lauf geht ganz entspannt über die Bühne. Vorne laufen einige Bremsläufer, die große Länderfahnen tragen und eine Sperre darstellen für diejenigen, die doch wieder meinen, aufs Tempo drücken zu müssen. Bis auf vereinzelte "Raser" bleibt dies aber aus. Hinter der Bremsriege fährt ein Discowagen mit DJ, der mächtig einheizt. Gelaufen wird eine exakt fünf Kilometer lange Strecke in einem moderaten Tempo von sieben Minuten pro Kilometer. Die vorderen sind in 35 Minuten am Ziel, viele andere der ca. 5.000 bis 7.000 Läufer lassen sich aber wesentlich länger Zeit. Am Ende wird den Läufern eine nette Verpflegung mit Bananen, Äpfel, Saft, Wasser, Croissants und leckerem Kaffee kredenzt, an der man sich am Fuße des Eiffelturms bestens laben kann. Das Gesamtpaket "Frühstückslauf" mit Shirt, Frühstück und "Stadtführung kompakt" ist ein Muss und gibt es für den minimalen Obolus von fünf Euro.
Im Vorfeld des Paris Marathons war die Verwunderung nicht klein, dass Äthiopiens Läuferstar Kenenisa Bekele weder in Dubai noch in London oder Rotterdam sein Debüt geben wollte, sondern ausgerechnet in Paris, dessen Marathonkurs als nicht einfach gilt und langsamer sein soll als die der Konkurrenten. Über die Gründe wurde viel spekuliert, ob es Angst vor der harten Konkurrenz in London gewesen sei, oder ob das Antrittsgeld - es wurde von einer halben Million Euro gesprochen - den Ausschlag gegeben hätte. Für Letzteres spräche auch, so die Fachpresse vor dem Rennen, dass die Preisgelder für Sieg, Streckenrekord und Platzierungen von ca. 270.000 Euro gesamt auf ca 170.000 Euro herabgesetzt worden wäre, denn der hohe Aufwand, Bekele an die Startlinie zu bekommen, habe hier kompensiert werden müssen.
Wie auch immer. Das Streckenprofil und damit eine möglichst schnelle Zeit dürften bei der Entscheidung des Spitzenstars eher eine untergeordnete Rolle gespielt haben, immerhin ist der Pariser Kurs wellig und bringt es auf knapp 130 Höhenmeter, wie private Uhren nach dem Rennen übereinstimmend zeigten. Dass Bekele via Twitter sogar von Weltrekord träumte, mag man als Marketingmaßnahme wohl nicht ganz verkehrt einschätzen. In Paris musste für ihn eine international herausragende Zeit her, die ihn interessant macht für einen flachen Herbstmarathon, bei dem der Weltrekord dann wirklich angegangen würde. Aus finanziellen Gesichtspunkten ist Bekele den richtigen Weg gegangen.
Bekele selbst beantwortete die Frage nach seinen Gründen wie folgt: "London hat oft die besten Läufer der Welt, und deshalb ist das Rennen unrhythmisch. Paris erlaubt mir, das Rennen zu kontrollieren und mein Tempo zu gehen. Und es ist eine Stadt, die gut zu mir war." Damit ist gemeint, dass Bekele in Paris über 10.000 Meter 2001 seinen ersten großen Erfolg feiern durfte. Er wurde Weltmeister und besiegte sein großes Vorbild Haile Gebrselassie.
Über die sehr schöne Strecke liegen zahlreiche Beschreibungen vor, kurze und ausführliche, die leicht nachgelesen werden können und hier nicht en detail nachvollzogen werden müssen. Anders als vielleicht bei anderen Großstadtkursen ist der Grünanteil von Paris überraschend hoch, denn fast die Hälfte der Strecke führt durch die beiden größten Parks der Stadt, den Bois de Vincennes mit dem beeindruckenden Schloss zwischen km 9 und 19 und durch den Bois de Boulogne zwischen km 32 und dem Ziel. Einige Kilometer geht es auch an der Seine lang (km 23 bis 31), teils unmittelbar auf der Uferpromenade, teils auch erhöht auf der Straße. Während dieser Passage durchläuft man auch einige Tunnel, die ein mehrfaches Rauf und Runter bedeuten. Keine leichte Sache in dieser Phase des Rennens.
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Nach zwei Dritteln der Strecke hoffen diese Langstreckler noch auf eine Zeit von unter 3:15 h | Läufer vor dem einstmals höchsten Gebäude der Welt |
Paris verfügt über viele sehr breite Straßen. Ein gutes Fortkommen ist aber nicht nur deshalb garantiert, sondern auch, weil die 40.000 Läufer auf dem leicht abschüssigen Prachtboulevard, der "Champs", sukzessive auf die Strecke gelassen werden. Nachdem die Handbiker um 8:35 Uhr ins Rennen gehen, erfolgt der Start der Elite um 8:45 Uhr. Die nachfolgenden Startblöcke müssen zum Teil lange warten. Erst fünfzig Minuten nach den Spitzenläufern kommt beispielsweise die Gruppe dran mit Zielzeit von vier Stunden. Der letzte Block durfte erst nach über einer Stunde auf die Strecke. Die Blocks selbst werden in eine rechte und linke Sektion geteilt und abwechselnd angeschossen. So kann es passieren, dass man zehn Minuten steht, während die Schlange nebenan unter Applaus ihr Rennen aufnimmt.
Über die Versorgung hörte man nach dem Rennen auch kritische Stimmen, während die Animationspunkte übereinstimmend gelobt wurden. Außer Wasser in praktischen 0,3-Literflaschen gab es nur ein Mal Isogetränke, etwa nach 20 km. Cola wurde vermisst. An fester Verpflegung wurden Bananen, Rosinen und Schnipsel getrockneter Bananen gereicht, sowie Orangen. Das war es im Groben. Einen Spitzenwert erreicht Paris mit seinen Musikgruppen. Rund 110 Bands waren auf der Strecke so verteilt, dass die Läufer nie ohne Beschallung waren. Überraschend dabei waren die Vielfalt der Gruppen und die hohe Qualität ihres Spiels. Sogar Bigbands waren dabei. Eine besondere Attraktion bot sich den Läufern in den teils einige hundert Meter langen Straßentunnel. Dort gab es Discosound aus Großboxen und Lasershows, die im Dunkeln besondere Wirkung erzielten.
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Der Paris Marathon ist für einen Großstadtlauf überraschend grün. Allein knapp 20 km führen durch die beiden größten Parks der Stadt. Hier der Bois de Boulogne | Auch einige Seen werden tangiert |
Kurze Passagen des Paris Marathons verlaufen auf glattem Katzen-Kopfsteinplaster, so etwa die ersten paar hundert Meter auf der "Champs", aber auch später. Einige Meter im Bois de Boulogne sind sogar mit richtigem Kopfsteinpflaster bestückt. Da sah man viele Läufer ausweichen auf die rechten und linken Parkwege, immerhin sind hier schon 38 km gelaufen. Alles aber recht harmlos im Verhältnis zu, sagen wir, Rom.
Das Zuschaueraufkommen hält einem Vergleich mit Berlin oder Hamburg nicht stand, dennoch sind viele Pariser, die sich ja eher fürs Rennradfahren erwärmen können, fast überall an der Strecke, nicht gleich in Zehnerreihen, aber doch öfters doppelt und dreifach. Auch waren sie überraschend begeisterungsfähig und hielten mehrheitlich noch durch, bis die Hinteren vorbeikamen. Das konnte durchaus lange dauern, einmal weil die Langsamen erst eine Stunde nach Start losgekommen waren, andererseits, weil über 500 Starter mehr als sechs Stunden brauchten. Erst nach 7:32 Stunden Laufzeit war die letzte Läuferin im Ziel.
Das sagte nach dem Rennen der Mann, der erwartungsgemäß den Sieg davongetragen hatte: Kenenisa Bekele aus Äthiopien. In 2:05:03 erreichte er bei seinem ersten Auftritt auf der Königsdistanz eine Weltklassezeit, die genau 100 Sekunden vom aktuellen Weltrekord entfernt liegt. Ob mehr drin gewesen ist, lässt sich nur schwer sagen. Die Pariser Strecke wird einige Sekunden gekostet haben, auch die warmen 21 Grad, gleiches gilt, weil echte Konkurrenten nicht am Start waren, aber auch, weil es offenbar keinen ausgetüftelten Pacemaker-Plan für den 31jährigen gegeben hatte. Der letzte von drei engagierten Kenianern stieg vor km 25 aus. Bekele musste schon ab da weitgehend allein laufen. Nur Tamirat Tola aus Äthiopien blieb noch bis Kilometer 30 ganz nah an dem nun Führenden dran, erscheint aber in der Ergebnisliste unter ferner Liefen und mit einer Zeit von 3:04 h, obwohl er unter 2:07 h laufen kann. Ob er als Pacemaker fungierte und geplant bzw. verletzungsbedingt verlangsamte, ist nicht bekannt.
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Luka Kanda, hier noch auf Rang 2, wird später von Limenih
Getachew noch eingeholt und läuft auf den 3. Platz |
Robert Kwambai (Kenia) wird 4. | Yasuaki Kojima (Japan) läuft als 12. und erster Asiate ein |
Nachdem Bekele auf sich allein gestellt war, wurde er auch etwas langsamer, schaffte es aber noch knapp, einen neuen Streckenrekord aufzustellen. Er war neun Sekunden schneller als der Kenianer Stanley Biwott 2012 (2:05:12). Platz 2 ging an den sich lange zurückhaltenden Limenih Getachew aus Äthiopien in 2:06:48 h und Platz 3 an den Kenianer Luka Kanda in 2:07:59 h. Enttäuschend war der 8. Platz von Mitfavorit Mark Kiptoo (Kenia) in 2:13:57 h. 28 Läufer blieb es vorbehalten, unter 2:30 h zu laufen. Bester Nichtafrikaner war auf Rang 10 der Franzose Ahmed Ezzobayry in 2:15:34 und der JapanerYasuaki Kojima auf Rang 12 in 2:18:46.
Zweifelsfrei wertet der Sieg von Bekele den größten europäischen Marathon auch sportlich auf. Zu gerne hätten die Veranstalter wohl auch noch einen neuen Streckenrekord bei den Frauen gesehen und verkündet. Den hält seit dem letzten Jahr die Äthiopierin Feyse Tadese mit 2:21:06 h. Doch dazu kam es nicht, denn auch der Siegerin Flomena Cheyech aus Kenia fehlte ab km 25 die harte Konkurrenz, hatte aber immerhin noch einen männlichen Pacemaker an ihrer Seite. Die Siegerin des Wien-Marathons von 2013 konnte dennoch eine klare neue Bestzeit erzielen und gewann in 2:22:41 h. Ihr folgten zwei Läuferinnen aus Äthiopien: Yebrgual Melese in 2:26:18 und Ahmed Zemzem in 2:29:34. Nur das Siegertrio blieb unter 2:30 Stunden. Insgesamt schafften 24 Läuferinnen eine Zeit von unter drei Stunden. Schnellste Nichtafrikanerin war auf Rang 8 die Französin Laurane Picoche in 2:39:20 h.
Über das Abschneiden deutscher Teilnehmerinnen und Teilnehmer kann nur gesagt werden, dass sich niemand unter den ersten 20 Männern oder Frauen platzieren konnte. Leider hat die Ergebnisliste keine Nationenzuordnung und verfügt auch nicht über eine entsprechende Suchfunktion.
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Noch 1 km vor dem Ziel ist es grün. Oben schauen Glashochhäuser
auf das Rennen |
In Paris blüht nicht nur die Liebe | Unter knapp 40.000 Läufern dürfte dieser Gentleman der bestangezogene gewesen sein |
In ersten Berichten über den Paris Marathon wurden mangelnde Sicherheitsmaßnahmen beklagt. Dass viele Fahrradfahrer munter hinter dem führenden Bekele radelten, konnte jeder während der Fernsehliveübertragung mitverfolgen, dass darunter aber auch sein Manager Jos Hermens war, wusste wohl nicht jeder. Doch hauptsächlich waren Privatleute, teils mit Rucksack "bewaffnet", unterwegs. Die Ordner schritten nicht ein. Auch nicht, wenn sich Läufer vom Straßenrand in die Spitzengruppe mischten, egal, ob sie eine Startnummer trugen oder nicht. So beispielsweise geschehen bei km 30, als Bekele und Tola über die Zwischenmessmatte liefen.
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Lustige Mütze über etwas gequältem Marathongesicht | Kaum im Ziel, werden Fotoapparat und Handy ausgepackt und die Liebsten daheim informiert | Diese Finishermedaille gehört David aus Australien |
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Vielleicht hätte sich vor einem Jahr noch niemand darüber aufgeregt, aber nach dem Bombenanschlag von Boston halten viele Menschen ein konsequenteres Eingreifen für wünschenswert. Schließlich gehen die Pariser besonders sensibel mit möglichen Risiken um: Wer zum Eiffelturm oder zu anderen Massentreffpunkten kommt, wird vielleicht irritiert feststellen, dass dort viele mit Maschinengewehren bewaffnete Polizisten und Soldaten stehen und für Sicherheit sorgen.
Schade, dass man im Sport über solche Eventualitäten überhaupt nachdenken muss, aber seit Boston hat auch der Marathon seine Unschuld verloren.
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Bericht Michael Schardt
- Fotos Thomas Linnemann
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