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18.4.09 - 31. Kyffhäuser BerglaufBei uns können Sie was erleben ! |
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von Walter & Constanze Wagner |
Mag sein, es ist unerwünscht. Mag sein, man will es nicht wahr haben. Mag sein, Schweigen wäre auch hier Gold? Doch dann will ich mich mit Silber begnügen und es schreiben. 1990 nahm ich erstmals an einem Lauf in den "neuen" Bundesländern teil und in der Folge immer wieder einmal. Nein, nicht so oft wie in der Schweiz. Vielleicht stand ich auch nicht öfter in Niedersachsen am Start? Halt, das wird nicht isoliert betrachtet. Politik und Medien halten die alten Grenzen im Bewusstsein.
Zum Gedenken an die Mauer erinnern auch Gedenkstätten, aber auch in der Landschaft ist der Todesstreifen noch immer als Narbe zu erkennen. Spuren hat die Teilung überall hinterlassen. Viele Jahre nach der Wiedervereinigung sind sich in Deutschland West und Ost ferner als Süd und Nord. Sagt man nicht so, und je nach persönlichen Bindungen, stimmt dies nicht grundsätzlich. Die unterschiedliche Vergangenheit ist bei der betroffenen Generation nicht wegzudiskutieren. Betroffenheit zu verschweigen, wäre sicher falsch. "Wir zahlen auch Solidaritätsbeiträge", bekomme ich ziemlich bald nach der Begrüßung zu hören. Es ist diese Offenheit, vielleicht sogar Unbekümmertheit, die mir gefällt.
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Startvorbereitungen vor dem Schloss mit Heimatmuseum | Marathon, Halbmarathon, 14 km, 6 km, es wird geradelt, gelaufen und gewalkt fast ohne Ende | Zweckmäßige Führungsfahrzeuge |
Doch ist dies nicht angenommene Taktik, in einer Umgebung der gegenseitigen Überwachung geschickt angeeignet? "Sportkamerad Schmidt kommt gleich", informiert mich ein hilfsbereiter, freundlicher Organisationsmensch, den ich nach meinem Ansprechpartner fragte. Nein, eine politische Aussage schiebt der nicht nach.
Schon am Freitag herrscht emsiges Treiben auf dem Veranstaltungsplatz in Bad Frankenhausen vor dem Schloss. Für den Ansturm ist man gut gerüstet. Eine Portion Nudeln mit drei verschiedenen Soßen zur Wahl, sind im Startgeld enthalten. Ein Unterhaltungsprogramm hat man auch auf die Beine gestellt. Das Festzelt ist gut besucht, Messestände mit Laufzeug, Infostände der Sponsoren, von Zeit zu Zeit Informationen über Lautsprecher. Der Streckenzustand ist Thema. Nach ausgiebigen Regenfällen wird er als "grundlos" bezeichnet. Was damit gemeint ist, wissen samstags auch jene, denen dieser Begriff so nicht geläufig war.
Es regnet auch am Morgen des Renntags leicht vor sich hin. Hoffnungen, im gipshaltigen Gestein würde das Wasser rasch versickern, wird dadurch zunichte gemacht. Eine weitere Besonderheit in den neuen Bundesländern kommt nun zum Tragen. Ein Marathon hat nicht nur diverse Unterdistanzen, hier hat sich die Nation ja flächendeckend angepasst, es gibt auch gern eine Reihe anderer Aktivitäten. Beim Kyffhäuser-Berglauf mit Berg-Marathon gibt es seit Jahren auch ein Mountainbike Berg-Rennen. Genauer, es ist die teilnehmerstärkste Veranstaltung. Diese Velo-Akkrobaten fahren mit ihren grobstolligen Reifen nun erst einmal besonders an den kritischen Stellen den Parcours in Grund und Boden, bevor die Läufer folgen.
Betroffen davon sind nicht alle Laufstrecken und diese auch nie durchgängig. Noch in Bad Frankenhausen trennen sich die Wege. Die 6 km lange Strecke führt in einer Schleife zwar auch auf das immer gleiche Finalstück, doch just nachdem die Pedaleure wieder festen Boden unter den Pneus haben. Auch der 14 km lange Berglauf stößt erst an gleicher Stelle wieder dazu. Anders der Halbmarathon, der von den meisten Läuferinnen und Läufern zum sportlichen Vergnügen gewählt wurde, der am Verpflegungspunkt Dreiforststein auf den Marathonkurs trifft und noch rund zwei Drittel seiner Strecke auch MTB-Revier bleibt.
Der Kyffhäuser ist das kleinste deutsche Mittelgebirge. Im Süden kommen die letzten Ausläufer des Thüringer Waldes in seine Nähe und im Norden sieht man den Harz mit dem Brocken. 473 m hoch ist der Kulpenberg, die höchste natürliche Erhebung im Naturpark. Freilich übertroffen vom Fersehturm und dem alles in seinen Bann ziehenden Kyffhäuser Denkmal, das von seinem 457 m hoch gelegenen Fundament noch 81 Meter aufragt. Die 247 Stufen in die Krone, der Aussichtsplattform mit rundum Blick, bleibt den Läufern erspart. Im Juni erföffnet sich die innen liegende Wendeltreppe der Laufszene mit einem unerbittlichen Treppenlauf über 200 m Länge und dank der eingebundenen Freitreppe mit 366 Stufen.
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HM: 2. Andre Fischer | Siegerin Sylvia Jacobs | Sieger Michael Müller | 2. Frau Lisa-Marie Schreier neben einem der 35 Teilnehmer vom TUSEM Essen Johannes Seegenschmiedt, der den 7. Platz erreicht |
In der Summe beteiligen sich über 2000 Sportler und Wanderer am Kyffhäuser Berglauf und sorgen mit ihren zeitversetzten Starts und einem gemeinsamen Zielschluss um 15.00 Uhr für sieben Stunden Wettkampftrubel auf dem Schlossplatz. Mit dem Start um 9.00 Uhr verkürzt sich jedoch die maximale Laufzeit auf 6 Stunden. In Anbetracht des Profils mit 668 m Höhendifferenz muss man sich also ranhalten. Entschädigt wird man mit überraschenden Fernsichten und einem sehr abwechslungsreichen Terrain. Taucht man beim großen Bruder, dem Rennsteiglauf, fast gänzlich im Wald ab, wartet der Kyffhäuser Marathon neben langen Waldpassagen doch immer mit Überraschendem auf und das bis zum Schluss. Keine Kilometer schindenden Passagen, kein Hin und Her, und dies, obwohl man mit 42 Kilometern das Gebirge fast umkreisen könnte.
Zunächst verlässt man Bad Frankenhausen um auf der Südseite des Gebirges im Tal lang den Gegner zu taxieren. Das werden an der Spitze die Mitbewerber auf die Podestplätze sein und je weiter hinten im Feld um so mehr die Anhebung, die nach Rottleben und weit hinter Steinthaleben angegangen werden müssen. Ein Viertel der Distanz hat man auf der Guthabenseite, da führt eine Spitzkehre hinein in die Wälder und hinauf Richtung Kulpenberg.
Die bizarre Gipskarstlandschaft und vor allem die Barbarossahöhle liegen hinter den Läufern, doch sollte man sich die Zeit nehmen die Sehenswürdigkeiten der Region vor oder nach dem Lauf zu besichtigen. Der Kyffhäuser-Bergmarathon bietet viel, doch bleiben Details verborgen, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Gleich nach der Halbzeit steht mit dem Kyffhäuser Denkmal der Höhepunkt auf dem Programm. Ein Blick auf das monströse Ding, an dessen Fuße ein Verpflegungsstand mit dem Üblichen, also auch mit Schleim, aufwartet und schon muss man weiter.
Man befindet sich jedoch in einem sagenumwobenen Areal. Immerhin wartet Kaiser Barbarossa mit seinem Hofstaat im Kyffhäuser seit Jahrhunderten auf Erlösung. Das gewaltige Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist mitten in Ruinen der im 11. Jahrhundert erbauten Reichsburg Kyffhausen 1896 errichtet. Denkmal sowie die Gemäuer der Ober-, Mittel- und Unterburg zu besichtigen, ist anzuraten. Vielleicht über den steilen Nordhang erwandert? Denn während des Laufs fehlt die Zeit, auch dem tiefsten Burgbrunnen der Welt einen Besuch abzustatten und den Geist in 176 m Tiefe mit einem Stein aus dem Schlaf zu kitzeln.
Ein paar Meter Gegenverkehr geben hinunter vom Denkmal Gelegenheit, die nächsten Verfolger zu begutachten. Nach Umrundung der Unterburg mit ihren 10 m hohen Mauern stößt man unterhalb eines Steinbruchs mit versteinerten Bäumen erneut kurz auf Nachfolgende, die allerdings kaum mehr den Rückstand aufholen sollten. Bis Kilometer 25 geht es nun 150 Meter abwärts, aber nur drei Kilometer weiter ist man auf dem Dreiforststein fast wieder auf gleicher Höhe. Hier hoch waren die Halbmarathonläufer direkt geeilt und weichen nun nicht mehr von der Marathonstrecke ab.
Noch ein paar Kilometer im dichten Wald, bis sich dieser vor Udersleben lichtet. Im Ort Kopfsteinpflaster und Kilometer 35. Ausgeschildert jedoch: Noch 7 km. Wieder so eine Besonderheit. Zurück führt der Weg am Flugplatz entlang, ein Knackpunkt und nicht selten rennentscheidend. Freies Feld und Wind lassen die letzten Kilometer endlos erscheinen, doch 2009 war wieder eines der seltenen Rückenwindjahre. Noch ein letztes bewaldetes Stück, welches die Teilnehmer vor dem gewaltigen tortenförmigen Panorama-Museum ausspeit, das am Abend beleuchtet über Bad Frankenhausen thront. Letzte Stärkung vor einer abschließenden Stadtrunde, die am Schloss endet.
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Jörg Hilbert, im Marathonziel Zweiter, aber als Erster ... | ... am höchsten Verpflegungspunkt | Thomas Ecke versorgt sich und wird 8. beim Marathon |
Die Strecke führt durch den Quellgrund. Die Solequellen haben schon im Mittelalter die Entwicklung der Stadt geprägt. War es zunächst die Salzgewinnung, entdeckte ein Frankenhäuser Arzt die heilende Wirkung der Sole und gründete 1799 das erste Krankenhaus. Schließlich wurde Bad Frankenhausen als Kurstadt weithin bekannt. Wichtigster Industriezweig war die Herstellung von Knöpfen. Man war weltgrößter Knopf-Exporteur.
Heute schaut der Hausmannsturm der ersten Befestigungsanlage der Stadt, erstmals 998 erwähnt, auf einige leerstehende Gebäudesubstanz. Das der derzeit schiefste Kirchturm der Welt in Bad Frankenhausen steht, der altgotische Bau aus dem Jahr 1382 ist 4,5 m aus dem Lot, wird begrüßt. Doch andere Schieflagen sind weniger spektakulär. Die Bevölkerung schrumpft dramatisch, auch im Umland sind die alten landwirtschaftlichen Großbetriebe aus DDR-Zeiten dem Verfall freigegeben und die Ruinen nicht zu übersehen. Die Arbeitslosigkeit steigt, Knöpfe fertigt man heute auch keine mehr, und kratzt an der 20 Prozent Marke.
Als touristisches Ziel ist die ganze Region empfehlenswert. Hier läge die gesicherte Zukunft, doch auch Frankenhäuser fliegen lieber in die Ferne, als ihren Urlaub in irgendwelchen deutschen Bundesländern zu verbringen. Mit dem 1979 erstmals ausgetragenen Lauf, mittlerweile von einem extra gegründeten Veranstaltungsverein veranstaltet, hat sich ein Sportfest über die Wende gerettet, die den Kyffhäuser in Läuferkreisen ins Gespräch bringt. "Es wird hier viel zu wenig für den Tourismus gemacht", erfahre ich bei einer großen Pizza, die wie vor Jahren immer noch 3 Euro kostet und unweit des Festplatzes aus einem echten Steinofen kommt.
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Ständiger Führungswechsel bei den ersten sechs Marathonfrauen, von links: 4. Constanze Wagner, 5. Lone Lerche, 2. Judith Wagner, Siegerin Tina Schulz, 6. Anja Schlennstedt, 3. Silvia Schmied |
35 Sportler des TUSSEM Essen waren diesmal am Start. 29 erreichten ihre diversen Ziele. Diese waren von den Sehenswürdigkeiten angetan, hatten das Denkmal besichtigt, den Brunnen begutachtet, den schiefen Kirchturm. Die Barbarossahöhle stand noch auf dem Programm. Bei der Sonderwertung für die teilnehmerstärkste Gruppe reichte es nur zum undankbaren 4. Platz. Bad Frankenhausen war von den Essenern aus den Preisrängen hier nicht zu verdrängen. Eine Wertung, mit der ich tags darauf in Wiesloch beim Stadtlauf erneut konfrontiert wurde. Im Badischen wäre die TSG Wiesloch vorne gewesen. Zufällig wurde ich Zeuge, wie der Veranstalter sich aus dieser Liste strich und auf eine Rangierung verzichtete, die als Ansporn für Gäste gedacht war. Vielleicht eine Anregung für die Sportkameraden von Bad Frankenhausen.
Der Berglauf war in der Vergangenheit Austragungsort der Deutschen Berglauf-Seniorenmeisterschaften. In diesem Jahr war der 14 km lange Berglauf Auftaktrunde zum Salomon Gore-Tex® Trailrunning Cup mit 12 deutschlandweit vergebenen Stationen. Immerhin 336 Finisher wurden hier erfasst, angeführt vom Saarländer Martin Schedler (52:39 min -Team Salomon), wenigstens einem Vertreter des deutschen Berglauf-Nationalteams. Verfolgt wurde er von Geronimo von Wartburg (54:13 - LG Kreis Verden - Jg. 1988). Auch er hegt Nationalteam-Ambitionen. War knapp gescheitert, sich für die Cross-EM zu qualifizieren und hat mit einer Bestzeit von 1:08:40 h auch eine gute Ausgangsposition sich über Halbmarathon zu entwickeln. Derzeit wohnt und studiert der Göttinger in Leipzig. In 59:04 komplettierte Christian Schröter (SV Glückauf Sonderhausen) das Siegerpodest.
Frauensiegerin wurde Regine Schlump (Arner Sports Deutschland) in 1:09:24 h vor Christin Rothe (1:14:47 - Freiburg) und Katja Lünser (1:15:34 - LC Ron-Hill Berlin).
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Matsche und Pfützen umlaufend
ist das Ziel in Bad Frankenhausen nicht mehr fern. Von links 4. Stefan Schindler, 9. Rainer Vater, 3. Holger Müller |
Dass der Bergmarathon seine Tücken hat, könnte man daher ableiten, dass am Kyffhäuser Denkmal viele Positionen noch anders verteilt waren als im Ziel. Nicht selten bei der Marathondistanz, doch betrachtet man das Frauenfeld, ist es schon ungewöhnlich, dass von den ersten Sechs, fünf Frauen auch mal in Führung gelegen hatten. Letztendlich zählt nur, wer am Ende vorne liegt. Das war 3x Mama Tina Schulz von der TG Münden, die sich in 3:26:36 h den Siegerpokal verdient hatte.
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Hinab geht es zwar rutschig aber doch leichter bis km 25 | Ach ja ? | Marathonsieger Patrick Ratzka lässt auch Halbmarathonis hinter sich |
Ausgangs der Stadt fand sich Constanze Wagner (LaufReport.de) an der Spitze. Nach ihrem Sieg 2006 keimte wider Erwarten doch etwas Ehrgeiz auf. Doch die Berge hoch machte sich das Trainingsdefizit deutlich bemerkbar. Im Ziel als Vierte in 3:38:45 blieb ihr der AK-Sieg in der W45. Von der Führungsposition wurde sie von Anja Schlennstedt (LSG Schmückeläufer) verdrängt. Später wurde die 1. W30 im Frauenklassement 6. in 3:42:47. Beim Kyffhäuser war sie schon die 6 km und die 14 km Strecke gelaufen und heute lief sie das erste Mal beim Marathon mit. Dritte an der Tête war dann Lone Lerche, die 1. W50 und 5. in 3:40:46 h. Lange übernahm nun die Berlinerin Judith Wagner das Zepter in die Hand, doch reichte es nur zu 2. Plätzen in 3:29:01 h (2. W40). An der giftigen Steigung zum Flugplatz wurde sie von der Siegerin überholt. Nur Silvia Schmied aus Halle war nie auf Position 1, arbeitete sich auf Platz 3 vor, den sie in 3:35:14 auch in der W40 belegte.
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Halbmarathonis und Marathonis auf den letzten Kilometern |
Judith Wagner läuft erst seit 4 Jahren, hat schon den Supermarathon am Rennsteig bewältigt und war mit zwei Berliner Sportkameraden zwecks Rennsteiglauf-Vorbereitung beim Kyffhäuser gestartet. Eine Rolle, die der Kyffhäuser Bergmarathon häufig spielt. Mit Karin Arendt und Andreas Krieger blieb sie das ganze Wochenende um sich viel Sehenswertes anzusehen. "Wir laufen eigentlich nicht", gaben sich die Freunde zu erkennen, als Judith Wagner ihren Preis konsumierte. Die ersten drei Männer und Frauen erhielten einen Rundflug, den sie unmittelbar nach der Ehrung antraten. Der Vereinsname Alpinclub Berlin verrät die Beiden als Kletterer und Bergsteiger, die weltweit 6000 bis 7000er erklimmen. Doch das kleine Mittelgebirge hat es Andreas Krieger angetan, drei Mal war er schon beim Kyffhäuser Bergmarathon dabei. Und Karin Arendt kam mit der Erfahrung mehrerer Rennsteigmarathons nach Bad Frankenhausen.
Bei den Männern wurde es schließlich eine ganz klare Sache für Patrick Ratzka (SV Turbine Hohenwarte). Er hatte sich das Rennen gut eingeteilt und blieb in 2:50:47 als einziger unter drei Stunden. Das Leichtgewicht störte sich wohl nicht am dunkelbraunen Belag, der sich an den Schuhen anheftete. "Das sind zwei Paar Schuhe", fand eine Läuferin am Ende der teilweise vermatschten Strecke mit Blick auf die Füße und dachte nach den Schmierseifepassagen an die Fußbekleidung, mit der sie losgelaufen war. "Ei, da hätte ich doch lieber nicht die neuen Schuhe anziehen sollen. Na ja, jetzt sehen sie wenigsten nach was aus, als ob sie schon was geleistet hätten," fand ein Sportkamerad die passenden Worte. Katrin Dörre-Heinig erinnerte sich dabei an einen früheren Brauch, mit neuen Schuhen zum Training erschienen, so oft auf die Schuhe zu treten, bis die Charakter, sprich Dreck angenommen hatten.
Der erste Matschweg kam nach 5 Kilometern und die 300 Höhenmeter nach zehn Kilometern erklommen einige ganz passabel. Kurz bergab und wieder hinauf zum Denkmal, wo sich Jörg Hilbert in Führung zeigte. Die Ehrenrunde um den Schlossplatz absolvierte der Mann von der SG Neukirchen/Erzgebirge als Zweiter und das Ziel erreichte er nach 3:01:02 Stunden. Holger Müller aus Braunschweig blieb in 3:02:44 auf Tuchfüllung und verdrängte die folgenden Stefan Schindler aus Wolfsburg (3:04:06 h), den M40-Sieger Joachim Semm (3:04:10 - LG DUV) und den schnellsten M45er, Fred Dell (3:04:34 - M&H Rennsteigteam), die den Zielsprecher und die Medaillenvergabe fast ins Schwitzen brachten.
Mit 338 im Ziel übertraf der Halbmarathon den langen Kanten mit 229 Finishern klar, und den 14 km Berglauf um ganze zwei erfolgreichen Teilnehmer. 363 Mountainbiker wurden im Ziel erfasst, ein paar blieben mit technischem Defekt auf der Strecke. Weder mit Luftpumpe noch mit Flickzeug war ich gerüstet, ich hätte mir leicht Freunde machen können. Vervollständigt wurde die Laufabteilung mit 184 Finishern über 6 km, 113 beim Kinderlauf, dazu nicht gezählte Bambini, und nehmen wir die 250 Walker auf drei Distanzen hinzu, denn gewandert musste teils auch beim Marathon werden.
Nun kommen die Essener, die nicht nur den Marathon "Rund um den Baldeneysee" veranstalten, sondern auch laufen können und für deren Vereinsausflüge Veranstaltungen mit verschiedenen Strecken ideal sind. Ob beim Marathon Deutsche Weinstraße oder beim Rennsteiglauf, die große Gruppe um Gerd Zachäus ist gern gesehen. Über 6 km gab es einen Doppelsieg für TUSEM Essen.
Felicitas Vielhaber (geb. Witt) siegte in 23:55 min und Jens Bergmann (40) in 21:00 min. Burkhard Vielhaber schaffte es als 3. in 22:03 auch auf die Bühne, wo auch Gerd Zachäus als 3. in der M65 mit 38:50 min landete. Felicitas Vielhaber will am Wochenende beim Hamburg Marathon ihre Bestzeit von 2:55 h angreifen und hielt sich beim Kyffhäuser deshalb auf der Kurzstrecke auf. Mit guten Halbmarathon-Ergebnissen in der Tasche machten sich auch Jörg Steinmann (1:28:55 h), Stefan Losch (1:28:55 - 1. M40) und Khalid Ghazi (1:31:44), Gesamtplätze 3 bis 5, auf zur Barbarossahöhlen-Besichtigung. Ein weiterer Sportkamerad, der TUSEM Essener Lothar Kuhnke, siegte als 8. in der M50 in 1:36:13 h.
Den Halbmarathon dominierte Michael Müller (LC Erfurt) in 1:25:34 h vor Andre Fischer vom Laufteam Erfurt (1:27:03 h). Bei den Frauen setzte sich Sylvia Jacobs (W45) vom LC Ron Hill Berlin in 1:38:34 h gegen die A-Jugend Läuferin Lisa-Marie Schreier aus Sondershausen (1:39:48) durch. Dritte wurde von den Rennschnecken Burkersdorf Claudia Herrmann in 1:53:17 h. Die teils vom gelaufenen Marathon abweichende MTB-Strecke fuhr Christian Kreuchler in 1:30:05 h und siegte mit 7 Sekunden Vorsprung. Als Frau hätte man schneller als 2:03:17 h radeln müssen um Gaby Eulitz den Sieg streitig zu machen.
Vorabendveranstaltung und zum Abschluss einen Sportlerball am Abend, verloren geht man nicht bei den Kyffhäuser Kameraden. Wem die Steinofenpizza zu teuer ist, dem sei zu einer Bratwurst mit Brötchen für € 1,50 auf dem Start-Ziel-Areal geraten. "Das sind gute vom Metzger", versprach der Thüringer richtig. Man kann auch auf Klöße zurückgreifen. Doch die aus den "alten" Bundesländern trauen der Sache nicht immer. Die Wunderwirkung des Schleims machte der Rennsteiglauf in weiten Läuferkreisen bereits bekannt. Wer an den Verpflegungsstellen nicht zu diesem legalen Dopingmittel greift, muss sich nicht wundern, zum Ende hin abgehängt zu werden.
Es war also wieder einmal eine Reise wert und König Rotbart war sicher auch mit den Gästen zufrieden. Allein die Raben ließen sich auch von den Sportlern nicht vertreiben, fliegen weiter über den Kyffhäuser und lassen Barbarossa im Tiefschlaf. Wer es nicht glaubt, der sollte 2010 nichts wie hin, und nicht gewartet bis der Bart des Barbarossa nochmals um den Berg gewachsen ist. Und wenn es nicht reicht zum Pokal, bleibt noch die Besteigung des Throns in der Barbarossahöhle und die Erkenntnis von Horst Antes: "Im Kopf kann alles passieren "
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Bericht von Walter & Constanze Wagner Ergebnisse www.kyffhaeuser-berglauf.de Zu aktuellen Inhalten im LaufReport HIER |
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