16.11.14 - 28. Marabana Havanna Marathon, Kuba

Ideales sporttouristisches Ziel vor traumhafter Kulisse

Frühstückslauf Maracuba größte Laufveranstaltung der Welt

Eiszeit für USA-Starter vielleicht vorbei?

von Michael Schardt

Kuba, das ist ein Traumwort, eine karibische Sehnsuchtsinsel für sonnenhungrige Westler, ist aber auch eine Kultstätte für Naturfreaks und Landschaftsfetischisten, ein Wallfahrtsort für Revolutionsromantiker ebenso wie Pilgerstätte für Che-Guevara-Bewunderer, Kuba, das ist das gesegnete Land für Freunde der Edelzigarren und leckerer Cocktailvarianten, es ist Sammelpunkt für Hemingwayfans und Paradies für Liebhaber heißer lateinamerikanischer Rhythmen, es ist aber auch seit nunmehr knapp dreißig Jahren exotischer Zielort auf der weltumspannenden Karte des internationalen Marathontourismus.

Schnittstelle aller touristisch wichtigen Wege ist der Parque Central, der Kapitol und Prado verbindet. Im nur etwa fußballfeldgroßen Park steht die imposante Statue von Kubas Nationaldichter José Marti Wie schön Autos eigentlich sein können und in den vierziger und fünfziger Jahren auch schon mal waren, kann man einzig auf der Welt noch in Havanna sehen
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Zum 28. Mal fand nun schon der Marabana, ein Kunstwort aus Marathon und Habana, des spanischen Namens der Hauptstadt, statt, obwohl die Königsdistanz eigentlich erst zum 24. Mal durchgeführt wurde. Denn einen Marathon gibt es erst seit 1991 in Havanna, aber in den vier vorausgegangenen Jahren hatte man schon einen Halbmarathon ausgetragen und die Zählung fortlaufen lassen. Der kleine-große Bruder des Marabana, der Maracuba, kommt jetzt auf knapp zehn Auflagen. Klein deshalb, weil die Strecke nur vier Kilometer lang ist, groß, da viele hunderttausend Menschen in über dreißig Distrikten daran teilnehmen.

Havanna. Perle der Karibik

Havanna ist eine große Stadt, eine sehr große. Das, was auf dem schachbrettartig gemusterten Stadtplan wie ein Katzensprung aussieht, zieht sich bei fußläufiger Erkundung enorm in die Länge. Diese Erfahrung werden alle Havannaneulinge machen, die die Stadt per Pedes erkunden wollen. Als Alternative stehen nicht, wie in anderen Weltstädten, Metro und Straßen- oder S-Bahnen zur Verfügung. Und die Metrobusse sind für Fremdlinge nicht zu empfehlen, da sie unregelmäßig fahren, häufig unpünktlich, auf jeden Fall aber hoffnungslos überfüllt sind. Außerdem besteht in der Enge ein bescheidenes Risiko, von gewitzten Trickdieben erleichtert zu werden. Dennoch ist der Marathoni aus fremden Landen auf Transportmöglichkeiten angewiesen, denn das Meldebüro, die Pastaparty und der Start- und Zielbereich liegen in dieser Stadt recht weit auseinander.

Am dritten Novemberwochenende steht Kubas Hauptstadt Havanna ganz im Zeichen des Laufens. Am Samstag findet der Maracuba über 4 km statt - hier der Start -, der größte Simultanlauf der Welt mit rund einer Million Teilnehmer auf der ganzen Insel … … und am Sonntag der Marabana, der Marathon von Havanna, der auch einen Halben sowie Rahmenläufe über 5, 10 und 15 km anbietet, die alle gemeinsam gestartet werden. Anfangs führt die Strecke die Läufer vom Kapitol durch die Altstadt ans Meer

Glück hat, wer bei einem Laufreiseveranstalter gebucht hat. Der organisiert die Transfers für die Teilnehmer in aller Regel mittels Bus. Die anderen müssen auf Taxis zurückgreifen, die in Havanna nicht unbedingt als teuer, aber auch nicht als ausgesprochen günstig bezeichnet werden können, zumindest wenn man keine Mitfahrer findet, die sich an den Fahrtkosten beteiligen. Ein paar Euro sparen kann derjenige, welcher auf sogenannte Cocotaxis zurückgreift, dreirädrige motorisierte und überdachte Mopeds, die an ihrer knallgelben Farbe gut zu erkennen sind und auch sonst ein bevorzugtes Transportmittel für Touristen darstellen. Noch kostengünstiger und romantischer, aber auch deutlich langsamer ist das Bicitaxi, die kubanische Variante asiatischer Fahrradrikschas, welche aber nur für Kurzstrecken zu empfehlen ist.

Vor dem Startschuss

Ziel- und Startpunkt aller Läufe liegt vor dem dem Weißen Haus in Washington nachempfundenen Kapitol, dem unübersehbaren Wahrzeichen Havannas im Stadtteil Vieja, oberhalb des Prachtboulevards Paseo de Marti, die so etwas wie die Champs-Élysées der Karibik ist. Der Lauf startet für alle um sieben Uhr in der Früh; man muss sich seine Fahrt dorthin schon am Vortag organisieren, sofern man keine startnahe Unterkunft hat. Da aber die meisten Mitteleuropäer in einem der großen staatlichen Touristenhotels weit draußen im Stadtteil Miramar oder im Osten, auf der Halbinsel Varadereo, wohnen, sollte der Individualmarathoni sich ein Taxi vorbestellen, das ihn um fünf Uhr in der Früh zum Kapitol bringt.

Auf dem Prachtboulevard Paseo de Marti (früher de Prado) mit der baumgesäumten Fußgängerzone in der Mitte werden Schmuck, Kunst und Kunsthandwerk angeboten. Hier flanieren Einheimische ebenso gerne wie Touristen. Der erste Marathonkilometer führt hier lang Das älteste Hotel am Platz, das Inglaterra, wurde komplett renoviert und ist heute eine der besten Adressen für betuchte Gäste. Hier liegt der Start des Marathons. Im Hintergrund die Kuppel des Kapitols, Havannas unübersehbares Wahrzeichen

Diesen Umstand umgeht derjenige, der seine Unterkunft nicht in einem staatlichen Hotel gebucht hat, wo er doch recht abgeschottet von der einheimischen Bevölkerung residiert und meist auch deutlich mehr für die Übernachtung zahlen muss. Als Alternative bieten sich die vielen privaten Unterkünfte im Zentrum an. Diese Casas Particulares genannten Herbergen sind günstiger und bieten ein familiäres Flair. Außerdem helfen die freundlichen Vermieter bei Fragen zur Stadterkundung gerne weiter. Besonders günstig und in unmittelbarer Startnähe liegen die Privatunterkünfte des Stadtteils Habana Centro, wo man auch den besten Einblick in die Lebensweise der Stadtbewohner, in deren Mikrokosmos, gewährt bekommt.

Entspannte Startnummernausgabe

Die Startnummernausgabe war früher auch am Kapitol, oder besser: gegenüber, im Kid Chocolate, einem Basketballzentrum, das nach dem berühmten Boxer (als Amateur 100 Siege, 0 Niederlagen) benannt ist und von ihm in den fünfziger Jahren begründet wurde.Mittlerweile wurde jedoch aus Platzgründen für ausländische Läufer die Startnummernausgabe ins Luxushotel Melia Cohiba an der Avenida Paseo verlegt, recht direkt am Meer, zwischen der Calle 1 und Calle 3, gelegen.

Für die einheimischen Starter werden die Unterlagen in der Sportstadt Ciudad Deportiva ausgegeben, das Trainings- und Wettkampfzentrum der Hauptstadt. Das Hotel Melia Cohiba liegt etwa sieben Kilometer westlich vom Start entfernt und sieben Kilometer östlich von den großen Hotels in Miramar, man kann sagen, ziemlich in der Mitte. Die Wege sind also nicht nah.

In Havanna ist der weltberühmte Roman "Der alte Mann und das Meer" entstanden, sein Schöpfer war bekanntlich Ernest Hemingway. Havanna ist Hemingway-Kultstädte und das Floridita angeblich seine Lieblingscocktailbar gewesen, die sich mit seiner Signatur über dem Eingang schmückt … … und im schönen Hotel Ambos Mundos wird auch an den Abenteuerautor erinnert. Man kann für ein paar Dollar sogar noch das Zimmer im Originalzustand bewundern, wo er wohnte. Wer heute als Bärtiger durch Havannas Altstadt spaziert, wird von den Bewohnern sofort als Mr. Hemingway gegrüßt …

Um dort hinzukommen, wird man wohl auch ein Taxi nehmen müssen, das für die Rückfahrt auf einen warten kann, denn bei der Startnummernausgabe ist wenig los, und es geht alles sehr rasch. Geöffnet hat die Startnummernausgabe freitags und samstags von neun bis zwanzig Uhr. Die Tüte enthält eine Startnummer mit integriertem Einmalchip, ein Funktionsshirt, bereits die Finishermedaille und eine Einladung zur Pastaparty, die samstags von elf bis fünfzehn Uhr in den Katakomben des Estadio Latinoamericano stattfindet. Das liegt nun wiederum recht weit im Süden der Stadt, zwischen der Calzada de Infanta und der Calzada de Aysteran. Auch hier wird man auf eines der zahlreichen Taxi zurückgreifen, sofern man daran unbedingt teilnehmen möchte. Doch rein kulinarisch kann man die Pastaparty nicht unbedingt empfehlen. Und vom eher dusteren und kargen Ambiente im Bauch des Stadions noch weniger.

Unerreichtes Ereignis "Maracuba"

Eine Stunde bevor samstags um elf Uhr die Pastaparty ihre Tore öffnet, findet am Vortag des Marathons ein anderes Ereignis statt, das man auf keinen Fall verpassen sollte: der Maracuba-Lauf, die größte simultane Laufveranstaltung der Welt. Die Idee dahinter ist so einleuchtend wie simpel. Eine ganze Nation soll sich zur gleichen Zeit in allen Provinzen und Gemeinden auf der Straße bewegen, alt und jung, Männlein und Weiblein, laufend, gehend, mit oder ohne Behinderung. Wenn um zehn Uhr in über 30 Distrikten und 300 Ortschaften der Maracuba angeschossen wird, dann steht der Spaß absolut im Vordergrund. Zwar gibt es eine Startnummer, die bei vielen kubanischen Freizeitläufern einen hohen Statuswert hat, aber keine Zeitmessung. Die Strecken landauf, landab variieren zwischen 2500 und 4000 Metern Länge, was auch für untrainierte Teilnehmer zu schaffen sein dürfte.

Während die Einheimischen eher ein zurückhaltendes Interesse an ihrem Marathon demonstrieren, identifizieren sie sich und das ganze Land umso mehr mit dem Maracuba. Knapp zehn Prozent aller Kubaner laufen in über 300 Gemeinden mit, viele andere stehen am Rand und feiern begeistert ihre Läufer Jung und alt, Männlein und Weiblein haben ihren Spaß beim Lauf durch die City. Das hohe Zuschaueraufkommen überall an der Strecke hätten sich die Marathonis gerne für den Sonntag gewünscht

Ohne dass in den einzelnen Gemeinden offiziell ausgewiesen wäre, wo der Sammelpunkt der Läufer liegt, weiß jeder Einheimische, wo er sich einzufinden hat: im Zentrum der Stadt, in der Mitte des Dorfes. Jeder der Läufe wird dort veranstaltet, wo das Leben der jeweiligen City und Gemeinde spielt. Für die Hauptstadt bedeutet dies, vor dem Kapitol, dort also, wo auch der echte Marathon gestartet wird. Maracuba ist aber mehr als nur eine Art von Frühstückslauf, er möchte Zeichen setzen und eine Botschaft überbringen für Frieden, Freundschaft und Solidarität in der Welt. Die jährlichen Teilnehmerzahlen sind beeindruckend und liegen zwischen einer halben und einer ganzen Million Menschen, viele von ihnen Kinder und Jugendliche. Zusammengetragen werden die Teilnehmerzahlen noch am Samstagabend per Telefon aus allen Provinzen. Ein lokaler Radiosender addiert die Zahlen und gibt sie zeitnah der Öffentlichkeit bekannt. Allein in Havanna waren viele tausend Akteure dabei.

Der Kurs in der Hauptstadt führt den Prachtboulevard Paseo de Prado hinunter bis zum Meer und rückwärtig wieder hinauf. Nach einem kleinen Schlenker durch die Altstadt wartet dann auch schon nach knapp drei Kilometern das Ziel. Wer mitmacht, sollte sich Zeit nehmen und ein wenig Aufmerksamkeit mitbringen. Die große Freude und Lust der Kinder zu laufen bringt es mit sich, dass sie auch mal unvermittelt stehen bleiben, zurücklaufen oder seitlich ausscheren, spurten und dann wieder einen langsamen Gang einlegen. Es ist ein großes, buntes und kreuz und queres Miteinander, das für alle kostenfrei ist, die für den Hauptlauf am nächsten Tag gemeldet haben.

Je nach Ort ist die Strecke des Maracuba drei bis fünf km lang. In Havanna ist es ein Rundkurs um die Paseo de Prado Die Strecke streift zwei Stadtteile, die Altstadt und, hier, Havanna Centro

Das Programm

Gemeinsamer Start für alle Läufe ist um sieben Uhr. Da gehen aber nicht nur die Marathonis und Halbmarathonis ins Rennen, sondern auch diejenigen, die fünf, zehn oder fünfzehn Kilometer laufen bzw. gehen wollen. Unabhängig von der Streckenlänge ist das Startgeld für alle gleich. Derjenige, der fünf Kilometer läuft, zahlt genauso viel, wie der, der die Königsdisziplin wählt. Bei frühzeitiger Voranmeldung sind das fünfzig Dollar, bei Nachmeldungen am Startwochenende 99 Dollar. Da Kubaner in der einheimischen Währung CUP zahlen, beträgt deren Startgeld weniger als der 20. Teil. Sonst könnten sich Einheimische das Spektakel auch nicht leisten.

Trotz des gemeinsamen Starts gibt es auf dem großen Platz vor dem Kapitol kein Gedränge, denn der Havanna Marathon ist ein im internationalen Vergleich eher kleiner Lauf mit zusammengenommen gut 3000 Teilnehmern. Trotzdem sollte man hier recht früh eintreffen, am besten gegen halb sechs, und sein "Geschäft" schon gemacht haben, denn es gibt nur ganz wenige Dixieklos bzw. noch ein paar andere im Veranstaltungszentrum Kid Chocolate. Es wird darauf hingewiesen, notfalls doch in Cafés nachzufragen, von denen aber noch nicht viele geöffnet haben. Außerdem sollte man wissen, dass es keine Kleiderbeutelabgabe gibt. Am besten kommt man nur mit seinen Laufutensilien hierher, oder läuft mit kleinem Rucksack.

Volksfeststimmung mit viel Musik während des Maracuba. Trachtengruppen, Gaukler und Stelzenmenschen sorgen für tolle Stimmung. Den Maracuba sollte man nicht verpassen, wenn man zu diesem Zeitpunkt in der Hauptstadt ist. Die Teilnahme daran ist im Startgeld des Marathons inbegriffen Ein Kubaner als Chinese verkleidet. Er erhielt, möglicherweise weil er die wärmste Robe trug, den meisten Beifall und startete am Folgetag auch beim Marathon. In Havanna gibt es nördlich vom Centro auch eine Chinatown Ist der Maracuba vorbei, können sich die Marathonis gleich zum Estadio Latinoamericano begeben, in dessen dunklen Katakomben die Pastaparty stattfinden. Das ist nicht wirklich eine heimelige Atmosphäre und richtig lecker auch nicht

Die Strecke

Für die Halbmarathonis ist ein schöner Rundkurs abgesteckt, den die Marathonis zweimal zu durchlaufen haben. Zunächst geht es vom Kapitol den Prado leicht abwärts und mit einer kleinen Schleife bis zum Meer. Es folgen sieben flache Kilometer auf der berühmten Uferstraße Malecon in Richtung Westen. Dabei durchläuft man den mondänen Stadtteil Vedado und kommt auch am Hotel der Startnummernausgabe, Melia Cohiba, vorbei. Bei km 4,5 liegt der Wendepunkt für die Zehner, die einem jetzt schon entgegenkommen. Kurz später haben die Fünfer ihr Ziel erreicht. Deren Zeit wird nicht mit einer Matte erfasst, sondern von Helfern mit Stoppuhr. Sie müssen nun - wie später die Läufer über 15 km - zu Fuß zurück zum Start gehen.

Die Uferstraße liegt schon jetzt, kurz nach sieben Uhr, voll in der Sonne, aber noch scheint sie nicht mit voller Kraft, außerdem geht noch ein angenehm leichter Wind. Später, in der zweiten Runde, sind die Bedingungen für die Läufer weitaus härter. Bei km acht ist der Rio Almendares erreicht, der die Stadt in zwei Hälften teilt und Vedado von Miramar abgrenzt. Doch wird nicht dem Straßentunnel unter den Fluss gefolgt, sondern an einer Wendeschleife kehrt gemacht. Man läuft nun weg vom Meer Richtung Süden und darf ab jetzt mit einigen Steigungen Bekanntschaft machen, mit der ärgsten gleich nach der Wende. Zusammen werden sich 190 Höhenmeter pro Runde aufaddieren, für Marathonis also fast 400, wobei der höchste Punkt 52 Meter über Normal-Null liegt.

In den letzten zwanzig Jahren hat sich viel getan in Havanna. Ein gutes Beispiel für die gelungene Restaurierung der Altstadt, die von der Unesco maßgeblich mitfinanziert wird, ist die Calle Mercaderes … … die direkt zur schönen Plaza de San Franzisco führt Als Havanna noch eine der wichtigsten Handelsstädte der Welt war, war diese kleine Calle Obispo so etwas wie die Wallstreet Lateinamerikas. Heute ist sie die beliebteste Einkaufsgasse für Bewohner wie Besucher, in der zudem viele Sehenswürdigkeiten warten

Marathonis in zweiter Runde allein

Es geht weiter durch Nuevo Vedado, die Straßen bleiben durchgehend breit und gut zu belaufen. Die zahlreichen Absperrungsposten leisten gute Arbeit; an den Versorgungsständen, die alle 2,5 bis 3,0 km anzutreffen sind, arbeiten flinke Hände und reichen Wasser und sehr süße Flüssigkeit in kleinen Beuteln, die man mit den Zähnen aufreißen muss, die aber viel praktischer seien als die bei uns üblichen Trinkbecher, wie die deutsche Teilnehmerin Carmen Lang hinterher meinte. Irgendwo in der Nähe des Estadio Latinoamericano, vor einer großen Trainingswiese, stehen wieder Zeitnehmer, die nun die 15-km-Läufer herauswinken, gleichzeitig aber auch die Marathonis notieren und damit kontrollieren. Nachdem das große Feld bereits nach fünf Kilometern stark ausgedünnt wurde (die meisten Kubaner laufen fünf oder zehn km), ist es nun weiter dezimiert worden. Auf den letzten weitgehend abwärtsführenden Kilometern leisten nur noch die Halben den Marathonis Gesellschaft, bevor diese in ihre einsame zweite Runde gehen.

Zusammengenommen kann man sagen, dass die Strecke an vielen Sehenswürdigkeiten Havannas vorbeiführt und zu einem Drittel auch einen Blick auf die Karibik gestattet. Phasenweise sind die langen Straßen in der zweiten Hälfte der Runde etwas eintönig. Bestzeitentauglich ist die arg profilierte Strecke nicht, außerdem machen die hohen Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit westlichen Läufern Probleme. Beim Marathon kann die Endzeit 30 bis 40 Minuten höher liegen als zu Hause, beim HM 15 bis 20 Minuten. Bei der Wahl der Strecke kann auch die Information nützlich sein, dass der Havanna Marathon normalerweise ein Zeitlimit von fünf Stunden hat (HM drei Stunden), das diesmal jedoch laut letztem Infozettel vom Vortag ausnahmsweise kurzfristig auf sechs Stunden erhöht wurde. Zum Glück nicht weniger Läufer, die mit den fünf Stunden nicht ausgekommen wären.

In der Obispo, die den Parque Central mit der Plaza de Armas verbindet, liegt auch das so beliebte Café Paris, wo allabendlich lateinamerikanische Rhythmen von versierten Bands zu hören sind Die Plaza de Armas ist einer von vier benachbarten, bedeutenden Plätzen in Havannas Altstadt Habana Vieja. Viele der ungezählten Museen liegen in diesem Areal. Reizvoll für Bibliomanen ist der Openair-Buchmarkt, wo auch Kunstdrucke und Plakate angeboten werden

Sportliches Kuba - auch Salazar wurde hier geboren

Kuba ist ein erfolgreiches Sportland, nicht nur in einzelnen Disziplinen wie Boxen, Fechten oder Volleyball, sondern in vielen anderen Bereichen, nicht zuletzt in der Leichtathletik. Aktuell zum Havanna Marathon wurden über vierzehn Tage hinweg die Mittelamerika- und Karibikspiele in 36 Sportarten ausgetragen, so etwas wie die Olympischen Spiele Zentralamerikas, bei der Kuba vor dem übermächtigen Mexiko den Medaillenspiegel mit 123 Goldmedaillen dominierte. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist Kuba bei den letzten Austragungen der Olympischen Spiele erfolgreicher gewesen als viele westliche Nationen, auch erfolgreicher als Deutschland.

Wer an Kuba und die Leichtathletik denkt, dem fallen vielleicht Ana Fidelia Quirot als zweifache Weltmeisterin ein oder der Wunderläufer Alberto Juantoreno, der über 400 und 800 Meter so ungeheuer erfolgreich war und als bisher einziger Läufer bei einer Olympiade über beide Stecken siegreich war (Montreal 1976), sicher auch den aktuellen Hochsprungweltrekordler (Halle und Freiluft) und Olympiasieger Javier Sotomayor, der mit 2:45m höher sprang als alle anderen Flopper dieser Welt.

Die Altstadt ist eindeutig der Hauptanziehungspunkt Havannas und offenbart am besten den früheren Reichtum und die Pracht vergangener kolonialer Zeiten. Sie gehört vollständig zum Weltkulturerbe der Unesco Trotz aller Bemühungen und unübersehbarer Erfolge: Viele Häuser und ganze Straßenzüge sind verfallen und hinterlassen einen nahezu unbewohnbaren Eindruck, besonders im Stadtteil Centro. Die Restaurierung der Hauptstadt gleicht einer Sisyphusarbeit

Aber wer denkt schon an den Langstreckler Alberto Salazar, den dreifachen Sieger des New York Marathons (1980 bis 1982), der heute als erfolgreicher Trainer agiert? Wohl nur die wenigsten. Und doch ist Salazar der beste Marathonläufer, den Kuba je hervorgebracht hat. Er wurde dort 1958 geboren, doch als er zwei Jahre alt war, emigrierten seine Eltern in die USA, für die er später, nach der Einbürgerung, auch seine Erfolge als Läufer und als Coach über die Königsdistanz feierte. Mit seiner Bestzeit von 2:08:52 h (Boston) gehörte er in den frühen achtziger Jahren zu den besten, im internationalen Ranking ist seine Zeit heute keine besondere mehr. Zur Legende wurde Salazar vor allem aufgrund seiner selbstausbeuterischen Art zu trainieren und Wettkämpfe zu bestreiten.

Dagegen verblassen die Leistungen etwas, die kubanische Läufer und Läuferinnen in den Langstrecken erreichten. Der Landesrekord bei den Männern hält in 2:10:53 h Ignatio Alberto Cuba, aufgestellt im mexikanischen Mérida, bei den Frauen war bisher Emperatriz Wilson in 2:36:35 h die schnellste, aufgestellt in Caracas. Kurios mag es erscheinen, dass beide Nationalrekorde am 13.12.1992 aufgestellt wurden, jedoch weit voneinander entfernt und in anderen Ländern. Dass die Rekorde nicht vielleicht besser stehen als angegeben, liegt sicher auch daran, dass Kubaner fast immer nur in tropischen Gefilden starten und gegen die Hitze ankämpfen müssen. Beispielsweise wurden die beiden HM-Landesrekorde beim Havanna Marathon aufgestellt, bei den Männern durch Aguelmis Rojas (2005, 1:03:41 h) und bei den Frauen durch Dailin Belmonte (2009, 1:14:11 h). Bei den beschriebenen Bedingungen und dem Streckenprofil sind das keine schlechten Werte.

Als überhaupt erster im Ziel war der Sieger im 10-km-Lauf: Franzisco Ronni Estevez Quintero (33:14min). Die Zehner waren mit den Marathonis gestartet, hatten bei km fünf ihren Wendepunkt und liefen die gleiche Strecke zurück zum Ziel Schnellste Frau über 10 km war Osmainys Gonzalez Espinosa (40:55min). Die Masterwertung gewann keine Geringere als die frühere Welt-Leichtathletin und zweifache Weltmeisterin (800m) Ana Fidelia Quirot, die heute ein hohes Staatsamt im Sportbereich innehat und für die Förderung des Leistungssport mitverantwortlich zeichnet Comandante Ernesto "Che" Guevara ist auf Kuba omnipräsent und soll der meistporträtierte Mensch der Geschichte sein. Hier im Überformat am Platz der Revolution

Die Rennen

Der aktuelle Marathon wurde, was die Podestplätze anbelangt, fast eine rein kubanische Angelegenheit. Fünf der sechs Medaillen gingen an einheimische Läuferinnen und Läufer. Lediglich die Kanadierin Elita Rahn konnte mit ihrem dritten Platz in diese Phalanx einbrechen. In einem eher schwach besetzten Frauenrennen mit nur fünfzig Finisherinnen gewann Misleidy Vargas Hernandez in der mäßigen Zeit von 3:09:30 h vor ihrer Landsfrau Leticia Cedena Macia in 3:21:47 h. Die Kanadierin benötigte 3:27:00 h. Deutlich höher ist die Leistung der Männer einzuschätzen, besonders vom Sieger Jorge Luis Suárez Jimenez. Der war bis zur Halbmarathonmarke mit dem späteren Zweiten Alexis Machado Martinez zusammengelaufen, hatte die HM-Matte bei 1:12:43 h passiert, dann aber seinen Mitstreiter verloren und dadurch auch an Tempo. Dass er mit 2:28:45 h noch deutlich unter zweieinhalb Stunden blieb, ist bei der Hitze keine schlechte Leistung und liegt in etwa im Bereich der Siegzeiten der letzten Jahre. Der Streckenrekord (2:13 h) war aber nicht gefährdet. Martinez wurde im Spurt in 2:34:51 h zweiter vor Landsmann Yumir Fouman Suntieslebon, der um fünf Sekunden geschlagen wurde.

Während im Marathon nur 214 Läufer ins Ziel kamen (viele hatten schon in der ersten Runde aufgegeben, nicht wenige auch noch in der zweiten Runde, wie die Zwischenzeitentabelle zeigt), kamen im HM über 1400 Athleten ins Ziel, davon 249 Frauen. Zählt man noch die über 1150 Finisher des Zehners sowie die wenigen über 5 km und die Rollies dazu (über 15 km ist keine Ergebnisliste öffentlich), erreichten bei der Veranstaltung zusammengerechnet rund 3000 Läufer das Ziel. Siegerin im HM wurde Yailen Garcia Dome aus Kuba in 1:20:58 h vor zwei Landsfrauen; im Männerrennen ging es sehr knapp zu, denn die ersten vier lagen nur eine Minute auseinander, allesamt Insulaner. Das bessere Ende für sich hatte Richer Peréz Cobás in 1:10:02 h. - Über zehn Kilometer siegten Francisco Quintero in 33:14min und Osmainys Espinosa in 40:55 h.

Der schönste Platz Havannas ist die Plaza Vieja. Hier steht auch ein Bierhaus, wo man leckere Mahlzeiten einnehmen und ein frisch gebrautes Blondes trinken kann Havannas schönste Kirche steht an der Plaza de la Catedral, die Kathedrale San Cristóbal

US-Läufer umgehen Startverbot durch US-Regierung

Die ehemalige Weltklassemittelstrecklerin Ana Fidelia Quirot, inzwischen 51 Jahre alt, war als Prominente mit beim Zehner dabei und konnte zeigen, dass sie sich als Hobbyläuferin erfolgreich fithält. Sie gewann in 54 Minuten die Masterklasse der Frauen (50+) und konnte dem Nachwuchs, dessen sportliche Förderung ihr in ihrer administrativen Tätigkeit im Sportministerium obliegt, zeigen, dass es keinen Grund gibt, nach dem Leistungssport zur "Couch potata" zu werden. In einem Gespräch mit einer deutschen Laufreisegruppe, an der auch der Chronist teilnehmen konnte, erzählte Quirot Näheres darüber, für wie wichtig Sport schon in der Schule in Kuba angesehen werde, dass es viel mehr Sportstunden für die Grundschüler gebe als anderswo, und dass man recht früh spezialisiere.

Es mache wenig Sinn, einen flotten zierlichen Jugendlichen zum Kugelstoßer auszubilden, sagte sie sinngemäß, sondern zum Läufer. Schade sei nur, dass kubanische Athleten, wenn sie einmal ein internationales Niveau erreicht hätten, was den Staat ja viel Geld koste, nicht selten von anderen Ländern abgeworben würden. Über ihr eigenes schweres Schicksal sagte die Weltleichtathletin vergangener Jahre, die mit der früheren DDR-Weltrekordlerin über 400 m und Konkurrentin, Marita Koch, schon lange eine Freundschaft pflegt, nichts. Quirot hatte auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, als sie schwanger war, bei einem Küchenbrand ihr Baby verloren. Viele glaubten, ihre Karriere sei damit beendet. Doch sie kam zurück und konnte an die überragenden Ergebnisse von davor anknüpfen.

Die Förderung von Bildung, Sport und Kultur stehen in Kuba ganz oben auf der Agenda und sind für die Bevölkerung kostenfrei. Im Pisa-Bildungsranking liegt Castros Land auf einem Spitzenplatz und weit vor Deutschland. Hier das Gebäude der Nationalen Ballettschule Bei weitem nicht das einzige, aber das größte Revolutionsmuseum im einstigen Präsidentenpalast. Auf eine besondere Gedenkkultur, vor allem auch an verstorbene Dichter, Künstler und Komponisten, legt man großen Wert und schafft damit Traditionsbewusstsein und Identifikationspotential für die Bewohner Einer der weltweit größten und schönsten Stadtfriedhöfe ist der Cementerio Cristóbal Cólón mitten in Havannas City (Weglänge 20 km, 1 Mio. Bestattungen). Hier liegen viele Berühmtheiten, u. a. die Königin des Dominospiels, Martine, des Kubaner Lieblingsspiel. Ihr Grabstein ist ein Dominostein, auf dem ihre letzte Partie eingemeißelt ist. Auch einer der besten Schachspieler aller Zeiten, José Raúl Capablanca (Weltmeister 1921-27), liegt hier. Sein Grab ziert eine Schachfigur, ein Bauer

Auf Nachfrage bestätigte sie auch, dass die USA offenbar ihren Läufern ein Startverbot für den Marabana auferlegt hätten. Einige der startinteressierten Läufer hätten sich aber in der Vergangenheit nicht von einer Teilnahme abhalten lassen, sondern wären über Mexiko oder Kanada eingereist. Das untermauerte auch ein kubanischer Reiseleiter, der in der Vergangenheit öfters schon US-Amerikaner während des Marabana betreut hatte. In diesem Jahr sah man eine größere Läufergruppe aus den USA am Start. Die hatten allerdings erfreulicherweise eine offizielle Bewilligung ihres Landes, als Gruppe starten zu können. Vielleicht waren das schon Vorboten einer Annäherung der USA an Kuba und dem Ende einer fünf Jahrzehnte dauernden Eiszeit, wie die aktuellen Nachrichten vom Telefonat zwischen Raúl Castro und Obama hoffen lassen. Sollte es so sein, würden die Teilnehmerzahlen in Havanna wohl sprunghaft ansteigen, denn die US-Bürger lieben Kuba.

Und die Deutschen? Podestplätze über fünf Kilometer!

Bleibt noch ein Blick auf das Abschneiden der deutschen Teilnehmer zu werfen, die in allen vier ausgewiesenen Wettbewerben vertreten waren und es auf etwa vierzig Starter brachten, die mehrheitlich mit zwei Laufreisegruppen nach Kuba gekommen waren.

Start des Marabana um sieben Uhr morgens Zunächst führt der Weg vom Kapitol zum Parque de Martires del 71

Im Marathon war mit Jürgen Götte vom ESV Lock Potsdam ein hochkarätiger Altersklassenläufer dabei, der in seinem letzten M-50er Jahr 2013 beim Berlin Marathon eine hervorragende 2:43:11 h gelaufen und damit dritter in seiner Kategorie geworden war. Mittlerweile läuft er in der M55 und konnte sich darin schon den Landesmeistertitel Brandenburgs im HM (1:22 h) sichern. Einer seiner Höhepunkte war letztes Jahr die Europameisterschaft im Crosslauf, wo er mit der deutschen Mannschaft den Titel holte. Chancen hatte er sich auch bei den deutschen Marathonmeisterschaften in München 2014 ausgerechnet, aber da lief es nicht so gut, weil er aufgrund einer Verletzung nicht durchtrainieren konnte. Dieses Formtief hatte er auch noch in Havanna gespürt, wo er über eine halbe Stunde langsamer war als er eigentlich kann. Er wurde dennoch in 3:19:47 h nicht nur schnellster Deutscher, sondern zweitschnellster Europäer, nur 24 Sekunden vor dem Engländer Matthew Jones, allerdings deutlich hinter dem Franzosen Joel Dech (3:06:40 h). Obwohl er die zweite Hälfte (1:34 h / 1:45 h) deutlich langsamer zurücklegte als die erste, arbeitet er sich noch vom 20. Platz bei Halbzeit auf den 15. Gesamtrang vor. Er gewann auch seine AK M55+.

Carmen Lang aus der Nähe von Stuttgart ging es nicht anders, auch sie hatte einen positiven Split (1:49 h / 2:23 h), der aber noch krasser als der von Götte ausfiel. Ihr hätten die Abgase in der zweiten Runde schwer zu schaffen gemacht, meinte die Schwäbin nach dem Rennen, die normalerweise eine Zeit von um 3:30 h erreichen kann, jetzt aber mit 4:12:48 h klassiert wurde. Nach der Hälfte habe sie sich noch so gut gefühlt, doch dann wären noch 7, 8 Mädels von hinten gekommen und hätten sie überholt. Die Aussage bestätigt das Ergebnisprotokoll: nach der Hälfte war Lang noch 7. in der Gesamtwertung gewesen, am Schluss 15. Damit war sie zwar schnellste Deutsche, wurde in der "Europawertung" aber noch von der Französin Yvonne Carion (4:10:51 h) knapp auf Rang zwei verdrängt.

Die Strecke macht alsbald einen Bogen Richtung Westen … … hin zur bekanntesten Uferpromenade der Welt, wie die Einwohner gerne feststellen, zum Malecón

Im Halbmarathon erreichte Katrin Pasinli in 1:55:22 h das beste deutsche Ergebnis. Sie wurde damit 29. von 249 ins Ziel gekommenen Frauen. Hinter der Schweizerin Caroline Clemençon (1:48:08 h) wurde sie zweitbeste Europäerin. Bei den Männern konnte der Italiener Bruno Autelitano in 1:23:30 h den alten Kontinent am besten repräsentieren. Herbert Vilmeier schaffte als bester Deutscher einen beachtlichen 39. Platz in der Gesamtwertung. Seine Zeit: 1:34:23 h. Über zehn Kilometer nahmen aus deutscher Sicht reine Hobbyjogger teil. Jörg Fastenau war in glatt 65 Minuten der schnellste Mann, womit er noch einen Platz im Mittelfeld belegte, während Tessa Marleen Niemann in 63 Minuten sogar noch im ersten Drittel der Gesamtwertung landete.

Da es über 15 km offenbar keine Starter bzw. zumindest keine Ergebnisliste gibt, bleibt noch über den Jedermannslauf (5 km) zu berichten, bei dem es drei deutsche Podestplätze gab. Mit einem Rückstand von achtzig Sekunden hinter der Brasilianerin Fernanda D'Oliveira belegten Birgit Bauer und Sabine Götte die Gesamtränge zwei und drei. Bei den Männern kam es zu einem venezuelanischen Sieg durch Henry Fidel Raimirez Raimirez (kein Schreibfehler!) in 19:25min, hinter dem Herbert Werner die Silbermedaille gewann.

Auf dem Malecón werden mit Meerblick etwa sieben Kilometer zurückgelegt bis bei km acht, vor der Unterführung, die zum Nobel- und Konsulatsviertel Miramar führt, der Wendepunkt liegt Schon bald nach Sonnenaufgang wurde es sehr warm, am Schluss deutlich über dreißig Grad. Die Frühsonne ließ lange Schatten entstehen

Fazit

Wer wie der Laufreporter nach zwanzig Jahren Kuba erneut besucht, wird feststellen, dass sich vieles im Land verändert hat. Einiges hat sich zum Guten entwickelt, wie etwa die touristische Infrastruktur, die Lockerung der Planwirtschaft, die Verschönerung der Innenstädte, die Stabilisierung nach der Wirtschaftskrise, die durch die Wende und den Zusammenbruch der UDSSR verursacht wurde. Das alles kommt auch dem Besucher zugute.

An schon existenten Dingen hielt die Castro-Regierung auch unter Bruder Raúl bei: das kostenlose Gesundheits- und Bildungswesen, die Subventionierung der Energiekosten für die ärmere Bevölkerung, die Förderung von Kultur, Sport und Kunst. Aber auch am großen Staatsapparat mit vielen lustlosen Polizisten, Militärs und sonstigen Bediensteten. Der zunehmende Tourismus, man schätzt knapp drei Millionen Besucher pro Jahr, hat aber auch negative Auswirkungen gehabt. Kuba ist längst nicht mehr das sicherste Land in Zentralamerika und der Karibik, und die neue ökonomische Freiheit hat das Schleppertum befördert und die Aufdringlichkeit von Animateuren und Kleingewerbetreibende intensiviert. Das in diesem Bericht präsentierte Fotomaterial ist leider nicht erste Wahl, da der Chronist Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls am hellichten Tag und in unmittelbarer Nähe von Touristen wurde, wobei ihm u. a. die Fotoausrüstung mit allen schon aufgenommenen Bildern gestohlen wurden. Wie sich in der deutschen Botschaft zeigte, leider kein Einzelfall.

Beim Havanna Marathon sind 380 Höhenmeter zu bewältigen, hier der heftigste Anstieg bei km 9 bzw. 30 Die sonst so beliebten, knallgelben Coco-Taxis konnten nur in den 5- bzw. 15-km Läufern Kunden finden, denn deren Rennen endete einfach irgendwo auf der Strecke, von wo sie irgendwie wieder zum Zielbereich zurückkommen mussten Im Marathon war beste Deutsche Carmen Lang aus der Nähe Stuttgarts. Sie lief, genau wie der schnellste Deutsche Mann, Jürgen Götte aus Potsdam, etwa vierzig Minuten langsamer als zu Hause. Die Höhenmetern und das Klima dürften dafür ursächlich sein. Mit der 4686 Hermann Mayer aus Bretzfeld (M65). Er gewann in der Masterklasse G in 4:29 Std.
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Kuba hat seine Polizeipräsenz in den Touristengebieten enorm verstärkt, um deren Sicherheit bestmöglich zu gewähren. Doch die Armut, unter der Weite Teile der Bevölkerung nicht zuletzt wegen des vollkommenen US-Wirtschaftsembargos leiden, hat die Kriminalität forciert, sozusagen für viele der letzte Ausweg. Nichtsdestotrotz: Mit dem (vorläufigen) Einlenken der USA sind Weichen für die Zukunft gestellt, aber es gibt noch sehr viel zu erledigen für dieses wunderschöne Eiland.

Im Hinblick auf den Marathon sind nur wenige Aspekte verbesserungswürdig, günstig vielleicht wäre, wenn die Organisatoren in Havanna die Veranstaltung zukünftig selbst in die Hand nehmen würden, denn bisher ist eine spanische Agentur verantwortlich. Dann würde die Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Marathon vermutlich eine ganz andere sein als bisher. Und das wäre auch für die Lauftouristen sicher nicht das schlechteste.

Kuba ist und bleibt spannend.

Bericht und Fotos von Michael Schardt

Infos & Ergebnisse www.havanamarathon.net

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