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7.3.10 - 34. Duchy Marathon in CornwallWo England zu Ende ist |
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von Ralf Klink
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Selbstverständlich ist England an vielen Orten zu Ende. Im Westen zum Beispiel an den Flüssen Dee, Teme und Wye, von denen zum Teil die Grenze mit Wales bestimmt wird. Ein ganzes Stück weiter oben auf der Karte übernimmt der Tweed eine ähnliche, sogar ziemlich sprichwörtliche Rolle zum nördlichen Nachbarn. Meist jedoch endet England, wie es sich für ein auf einer Insel liegendes Gebiet gehört, natürlich am Meer. Einen Punkt gibt es allerdings, an denen das Land nicht nur endet, sondern der auch noch so heißt.
Ganz im Südwesten Großbritanniens, wo ein Zipfel des Eilands fast wie ein ausgestreckter Finger auf den offenen Atlantik hinaus zeigt, lässt er sich finden. Und so mancher hat selbst hierzulande von diesem „Land’s End“ schon einmal gehört, nämlich in der Regel während des Englischunterrichts in der Schule. Wer ganz genau aufgepasst und auch sonst ein extrem gutes Gedächtnis hat, wird sich vermutlich noch erinnern, dass am „Ende des Landes“ der westlichste Punkt erreicht ist.
Aber der westlichste Punkt von was? Da geht das Dilemma dann richtig los. Denn selbst mit nur oberflächlichen geographischen Kenntnissen kommt man zu dem Schluss, dass zum Beispiel der nordirische Teil des United Kingdom von Queen Elizabeth wohl doch noch ein bisschen weiter in Richtung des Sonnenuntergangs zu finden sein dürfte.
Ja, selbst der westlichste Punkt von Großbritannien liegt woanders, nämlich hoch im Norden in den Highlands der Region Lochaber. Was im ersten Moment verwirrend erscheinen mag, ist vollkommen korrekt. Denn obwohl hierzulande das Vereinigten Königreich und Großbritannien als völlige Synonyme betrachtet und verwendet werden, versteht man unter „Great Britain“ streng genommen nur die größte aller britischen Inseln.
Und da es in direkter Verlängerung des schon erwähnten Südwestzipfels auch noch die – ebenfalls englische – kleine Gruppe der Isles of Scilly gibt, darf man Land’s End eigentlich nicht einmal den westlichsten Punkt Englands nennen. Die Formulierung, die als Erste nicht mehr mit einem Gegenbeispiel Widerspruch erzeugen kann, lautet also „westernmost point of the english mainland“.
Doch welcher Tourist interessiert sich bei der Jagd nach irgendwelchen, immer neuen Superlativen schon für solche Spitzfindigkeiten. Hauptsache fotogen sowie – vor allem und noch viel wichtiger – bekannt ist das Ganze. Das Nordkap stellt ja auch nicht die Nordspitze von Europa dar. Und das Kap der Guten Hoffnung ist mitnichten ganz im Süden Afrikas.
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Der Startort Redruth ist eine alte Bergbaustadt | Schon etwas älter sind die Häuser in der kleinen Fußgängerzone | Hunde aus Bergarbeiterstiefeln - eine originelle Idee |
„Cornwall“ nennt man jedenfalls die Gegend, in der England gleich in mehrfachem Sinne zu Ende ist. Denn nicht nur den westlichsten, auch den bei weitem nicht so bekannten südlichsten Punkt des Landes – wieder einmal abgesehen von den Scilly-Inseln – kann man dort nicht allzu weit entfernt ansteuern.
Von der ungefähr zweihundert Kilometer langen und selbst an den ausgedehntesten Stellen kaum einhundert Kilometer breiten Halbinsel im Südwesten Großbritanniens nimmt es zudem die äußerste Spitze ein. Dort, wo diese „southwestern peninsula“ endgültig schmal zu werden beginnt, fängt dann auch Cornwall erst an. Deshalb gibt es praktisch keinen Ort, der mehr als zehn bis maximal zwanzig Kilometer vom Meer entfernt liegen würde.
Ohnehin ist man nahezu vollständig von Wasser umgeben. Nur ganz im Osten besitzt Cornwall noch eine Landgrenze zur Nachbargrafschaft Devon. Und auch diese besteht eben zum größten Teil noch aus dem River Tamar, der zwar nur unweit der Nordküste entspringt, aber dennoch im Süden in den beginnenden Ärmelkanal mündet.
Scherzhaft spricht man dann auch schon einmal davon, dass Cornwall ja eigentlich eine Insel sei, die nur durch eine ganz schmale Landbrücke mit Großbritannien verbunden ist. Wer allerdings – falls man seine Überquerung überhaupt bemerkt – das zumindest im Oberlauf kaum mehr als bachbreite Flüsschen gesehen hat, begreift schnell, wie wenig ernst diese Bemerkung gemeint sein kann.
Und dennoch ist Cornwall unter allen englischen Grafschaften etwas Einzigartiges. Was weniger damit zu tun hat, dass es mehrere Verwaltungsreformen nahezu unverändert überstanden hat, durch die ein verwirrendes Nebeneinander von mehreren County-Arten entstanden ist. Da gibt es „traditional counties“, „ceremonial counties“ und „administrative counties“ verschiedenster Zuschnitte und Größen, die sich gegenseitig überlappen. Mal tragen sie den gleichen, mal einen unterschiedlichen Namen.
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Im Forum Room findet man Startnummernausgabe, Nudelparty und am Renntag auch die Umkleide | Direkt vor dem Penventon Park Hotel wird gestartet |
Cornwall sieht aber in seinen Umrissen eigentlich immer unverändert aus, ganz egal ob die Karte nun traditionelle, zeremonielle oder Verwaltungsgrafschaften zeigt. Doch ist es, wie die obige Beschreibung schon gezeigt hat, zum einen von seiner Ausdehnung her gegenüber dem Rest des Landes ja nun auch wirklich relativ leicht abzugrenzen.
Zum anderen hat es aber auch eine ganz eigene Identität. Eine Eigenschaft, mit der in dieser Form eben keine der übrigen englischen Grafschaften aufwarten kann. Denn die Bevölkerung von Cornwall ist ähnlich wie in Wales etwas weiter nördlich nicht angelsächsischer Herkunft sondern geht hauptsächlich auf keltische Wurzeln zurück. Deshalb gibt es durchaus auch Stimmen, die behaupten, dass England in Cornwall nicht zu Ende geht, sondern dort schon längst zu Ende ist.
Die entlegenen Gebiete im Westen dienten nämlich der britischen Urbevölkerung als Rückzugsbereiche, nachdem sich die vom Festland gekommenen germanischen Stämme der Angeln und Sachsen sowie später die Normannen auf der anderen Seite der Insel breit machten und die keltischen Britannier immer weiter verdrängten. Doch in Wales und eben in Cornwall konnte sich ihre Kultur und Sprache halten.
Der Stamm der „Cornovii“ gab der Gegend den Namen. Wobei sich nur das „Corn-“ auf ihn bezieht. Das „-wall“ dagegen leitet sich vom gleichen abwertenden alt-angelsächsischen Begriff „waelas“ für „fremd“ ab, die auch bei der Benennung von Wales ausschlaggebend war. Auch die deutsche Sprache kennt ja noch das ziemlich ähnliche Wort „welsch“.
Noch zur langen, fünfundvierzigjährigen Regierungszeit der ersten Queen Elizabeth – deren Dauer von der Regentschaft ihrer gleichnamigen Nachfolgerin dennoch schon um mehr als ein Dutzend Jahre in den Schatten gestellt wird – im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert wurde in Cornwall nicht Englisch sondern einzig und allein das keltische Kornisch gesprochen. Damals und auch noch später gibt es etliche Quellen, die davon berichten, dass die Könige von England über mehrere unterschiedliche Völker herrschen würden. Neben „English“ und „Welsh“ wird dabei von den Chronisten in der Regel auch „Cornish“ stets genannt.
Allerdings gibt es eine weitere Besonderheit, die Cornwall unter den englischen Grafschaften besonders heraus hebt. Denn man ist eben nicht nur Grafschaft sondern auch Herzogtum, oder „Duchy“ wie es im Englischen heißt. Den Titel des Herzogs gibt es in der nur schwer zu durchschauenden britischen Adelslandschaft zwar noch einige weitere Male. Allerdings hat nur der Duke of Cornwall tatsächlich auch ein richtiges Herzogtum.
Aktueller Inhaber ist zur Zeit Prince Charles, denn traditionell wird es dem ältesten lebenden Sohn des aktuellen Monarchen übertragen. Und zwar nur einem Sohn. Hat der König oder die Königin dagegen keinen männlichen Nachwuchs, bleibt der Herzogstitel vakant. Deshalb ist zwar meist, allerdings nicht in allen Fällen der Prince of Wales identisch mit dem Duke of Cornwall.
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Nur eine Fahne und eine gelbe Linie markieren den Start | Durch den Park des Marathonhotels führen die ersten Meter |
Denn den – ebenfalls nur an männliche Nachkommen vergebene – Titel „Fürst von Wales“ erhält der Thronfolger auch, wenn er zum Beispiel ein Enkel des Monarchen ist. Eine Konstellation, die es schon einmal gab, als im achtzehnten Jahrhundert König George II seinen Sohn Frederick überlebte und dadurch dessen Sohn, der spätere George III zum Thronerben wurde.
Nicht ganz so lange wie Charles Windsor Herzog von Cornwall ist – nämlich seit 1952 – gibt es einen Duchy Marathon in Cornwall. Doch bereits 1977 beginnt seine Geschichte, was ihn zum einen vier Jahre älter als den längst deutlich populäreren Lauf in London und zum anderen zum am zweitlängsten bestehenden Marathon in England und zur Nummer drei im Vereinigten Königreich macht.
Und wenn man einmal wieder ganz rechthaberisch, exakt und kleinlich sein möchte, könnte man zwar vielleicht nicht vom ältesten Marathon IN aber sehr wohl vom ältesten existierenden Marathon AUF Großbritannien sprechen. Denn die beiden in der Rangliste der Austragungen noch weiter vorne liegenden Rennen finden im nordirischen Belfast und auf der England vorgelagerten Insel Wight statt.
Bei vierunddreißig ist die Zahl der gelaufenen Duchy Marathons inzwischen also angekommen. Und obwohl der Name sich in dieser Zeit nicht verändert hat, blieb die Veranstaltung dennoch von größeren Umgestaltungen nicht verschont. So kann man auf vier völlig unterschiedliche Strecken mit verschiedenen Start- und Zielorten und jeweils anderem Konzept zurück blicken. Und auch der Termin wechselte zwischendurch mehrfach.
Das erste Dutzend Rennen wurde auf einem Punkt-zu-Punkt-Kurs mit Start bei Land’s End und Ziel im gut vierzig Kilometer entfernten Städtchen Redruth abgehalten. Dass der größte Teil davon auf einer vielbefahrenen Hauptstraße stattfand, ließ die Organisatoren vom Cornwall Athletic Club angesichts des immer weiter zunehmenden Verkehrs irgendwann nach einer Alternative suchen.
Man markierte schließlich eine Strecke, die nun wirklich ganz am Ende von England verlief. Nicht nur der Start sondern auch das Ziel fand sich nun dort wo „das Land zu Ende ist“. Und die zweiundvierzig Kilometer dazwischen umrundeten auf äußerst profilierten, dafür aber landschaftlich auch extrem reizvollen Straßen die äußerste Spitze Cornwalls.
Da natürlich auch Touristen von diesen Reizen Kenntnis hatten und für entsprechend viel Verkehr auf den belaufenen Seitensträßchen sorgten, war für diesen Kurs aufgrund fehlender Genehmigungen ebenfalls nach neun Jahren Schluss. Wieder begab man sich auch die Suche und wurde diesmal im früheren Zielort Redruth fündig. Dass bei dieser Entscheidung das Sponsoring-Angebot eines örtlichen Hotels eine Rolle spielte, verheimlicht man überhaupt nicht.
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Signalgelbe Schilder warnen die Autofahrer auf der nicht für den Verkehr gesperrten Strecke | Eine klare Vorgabe, an die sich aber nicht alle halten |
Die dritte Streckenvariante hielt nur zwei Jahre. Denn die durchaus interessante und abwechslungsreiche Runde „über die Dörfer“ wurde nicht angenommen. Die ohnehin schon niedrigen Teilnehmerzahlen fielen endgültig in den tiefen zweistelligen Bereich ab, was den Aufwand für eine einzige große Schleife einfach nicht mehr rechtfertigte. Seit 2000 geht es beim Duchy Marathon über zwei kleinere Runden.
Gleichzeitig wechselte man auch vom nach einigem Hin und Her in den Frühjahrsmonaten gefundenen Stammtermin Anfang Mai in den September, in der Hoffnung mit etwas größerem Abstand zum übermächtigen Hauptstadtmarathon vielleicht doch ein paar Läufer mehr anziehen zu können. Das Ergebnis war wenig berauschend. Man muss sich fast schon wundern, dass die Organisatoren angesichts von fünfzig bis sechzig Startern in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends nicht einfach die Brocken hingeworfen und den Lauf eingestellt haben.
Stattdessen wagte man einen neuen Versuch zur Rettung der Traditionsveranstaltung. Neben einer erneuten Terminverschiebung, diesmal in den März, stellte man dem Marathon nach dem hierzulande in solchen Fällen ebenfalls weit verbreiteten Konzept eine kürzere Strecke zur Seite. Als Namen bekam sie „Duchy 20“.
Doch keineswegs handelt es sich dabei, wie man im ersten Moment vermuten würde, um einen sonst meist üblichen – und dann auch noch etwas verkürzten – Halbmarathon. Denn auf der britischen Insel hat man zwar – selbst wenn man in den Köpfen noch immer mit Einheiten wie dem 6,35 Kilogramm entsprechenden „stone“ arbeitet – bei vielem zumindest offiziell die sogenannten imperialen Maße aufgegeben.
Doch Entfernungen werden eben weiterhin in Meilen angegeben. Beim „Duchy 20“ handelt es sich also keineswegs um ein Einsteiger-Angebot sondern um eine immerhin gut zweiunddreißig Kilometer betragende Langdistanz, die eher als Vorbereitungs- oder Testlauf für im späten Frühjahr noch kommende Saisonhöhepunkte zu sehen ist.
Ob es an dieser zusätzlichen Strecke lag oder am Wechsel in den – eigentlich doch wesentlich ungemütlicheren – März, kann man nicht wirklich nachvollziehen. Viele Entwicklungen sind vielleicht auch gar nicht vernünftig zu erklären. Ab 2004 erlebte der Duchy Marathon jedenfalls einen deutlichen Aufschwung. Innerhalb weniger Jahre stiegen die Teilnehmerzahlen über beide Distanzen auf jeweils etwa zweihundert an.
Ein kommerzieller Veranstalter, die sich auf diesem Markt immer häufiger tummeln, würde sich dafür zwar auch nicht die Mühe der Organisation machen. Doch für einen Verein, der nicht nur an einen möglichst großen finanziellen Gewinn denkt, lohnt sich der Aufwand schon wesentlich eher. Der zweitälteste noch existierende Marathon Englands war und ist angesichts solcher Zahlen jedenfalls wieder deutlich lebensfähiger.
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An der Kirche von Illogan gibt es die erste Spitzkehre ... | ... und wenig später die zweite um eine menschliche Wendemarke |
Zumal man auch in dieser Größenordnung schon zu den dreißig größten englischen Veranstaltungen über diese Distanz gehört. Die anderen Landesteile des Vereinigten Königreichs liefern dazu nur noch jeweils etwa eine Handvoll zusätzlicher Marathons für die Gesamtliste, von denen dann nicht einmal die Hälfte über zweihundert Teilnehmer haben.
Die britische Laufszene ist also deutlich schmaler aufgestellt als die deutsche, wo man mit ähnlichen Läuferzahlen, wie sie der Duchy Marathon im Moment wieder hat, in Rängen deutlich jenseits der fünfzig landet. Umgekehrt muss man hierzulande, um unter die größten dreißig Marathons zu kommen, mindestens sechs- bis siebenhundert Starter vermelden.
Und neben London mit seinen beinahe vierzigtausend Menschen waren im Jahr 2009 gerade einmal fünf weitere Veranstaltungen vierstellig. Edinburgh ist mit inzwischen achttausend Startern klare Nummer zwei im Königreich. Belfast und Loch Ness können dagegen gerade noch mit jeweils zweitausend aufwarten. Der Robin Hood Marathon in Nottingham und der walisische Snowdon Marathon haben dann nicht einmal mehr fünfzehnhundert Teilnehmer.
Dicht gedrängt, wie sich das Feld der mittelgroßen britischen Marathons präsentiert, könnten wenige Dutzend zusätzliche Teilnehmer schon einen größeren Sprung nach vorne in der Rangliste bedeuten. Doch ein gar zu großes Wachstum kann sich der Duchy Marathon auf der anderen Seite eigentlich gar mehr nicht erlauben, ohne schon wieder das Konzept der Veranstaltung in Frage stellen zu müssen.
Das Penventon Park Hotel ist als Wettkampfzentrum schließlich auch so schon ziemlich ausgelastet und wäre dann wohl wirklich bald an seiner Belastungsgrenze angekommen. Ursprünglich im georgianischen Stil – also zur Zeit der bereits erwähnten Könige mit dem Namen Georg – erbaut, ist es wie viele britische Landhotels immer wieder an- und umgebaut worden, um seine heutige Größe zu erreichen und ist entsprechend verwinkelt.
Schon der Weg zur Startnummernausgabe mitten durch Kaminzimmer oder Hotelbar, über mehrere, immer wieder abknickende Gänge und auch einige Treppenstufen hat etwas Verwirrendes. Auf dem Hinweg muss man nur der quer durch das halbe Haus führenden Ausschilderung folgen. Doch um dann auch wieder hinaus zu finden, gehört schon ein wenig Konzentration und Orientierungssinn.
Der Ort, zu dem man durch die Pfeile geleitet wird und in dem man die Startunterlagen dann in Empfang nehmen kann, ist für deren Verteilung nun wahrlich recht ungewöhnlich. Sind es im Normalfall eigentlich eher kahle Turn- oder Messehallen oder maximal nüchterne Konferenzsäle in Hotels, die dafür dienen, landet man in Redruth in einem prunkvoll verzierten Raum, in dem ansonsten vermutlich eher Familienfeste stattfinden.
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Nicht nur zufällig erinnert St. Michael's Mount an den französischen Mont Saint Michel | Auf einer hohen Brücke rollt die Eisenbahn durch Redruth |
Mit massivem Stuck, schweren Vorhängen, verschnörkelten Spiegeln und klobigen Kronleuchtern wirkt das Ganze fast schon überladenen, ja regelrecht kitschig. Ein Stil, wie man ihn in vergleichbaren Hotels im Rest von Europa kaum noch vorfindet, der aber auf der Insel noch ziemlich weit verbreitet ist. Auch der Rest des Penventon Park Hotels ist in ziemlich ähnlicher Art ausgestattet.
Erst um sieben Uhr am Samstagabend öffnen sich die Pforten für die Läufer. Sie bilden in diesem Moment mit ihren bunten Trainingsanzügen und T-Shirts, mit Jeans und Laufschuhen einen recht heftigen, aber durchaus auch interessanten Kontrast zu den in eleganten Anzügen und Abendkleidern gekleideten sonstigen Gäste, denen sie in der Hotelhalle über den Weg laufen und die so ausstaffiert wohl auf eine in einem anderen Raum stattfindende Feier warten.
Direkt vor der mit Alkoholika-Flaschen im Wandschrank reich bestückten Theke im sogenannten „Forum Room“ sind die Tische für die Startnummernausgabe aufgebaut, an denen die Unterlagen verteilt werden. Zwei Stunden, bis neun Uhr am Abend bleiben sie offen. Genau jene zwei Stunden, die auch die ebenfalls in diesem Raum stattfindende Pasta Party dauert.
Für durchaus akzeptable siebeneinhalb Pfund – wer eines der vom Hotel angebotenen Marathon-Wochenendpakete des Hotels gebucht hat, zahlt gar nichts – gibt es dabei mehrere verschiedene, in der Küche frisch zubereitete Nudelgerichte zu Auswahl. Und zwar so lange, bis nun wirklich gar nichts mehr hinein geht. Mehrfacher Nachschlag ist nicht nur erlaubt sondern erwünscht.
Noch günstiger ist allerdings der Marathon selbst. Denn bei zwölf Pfund für Läufer aus einem Leichtathletikclub und vierzehn Pfund für Vereinslose sowie noch einmal zwei Pfund Nachmeldegebühr – bei einem Wechselkurs, der zum Euro inzwischen beinahe eins zu eins beträgt – liegt man in einem Bereich, für den man hierzulande nun wirklich kaum noch über eine so lange Distanz starten kann. Schon gar nicht, wenn man dafür hinterher auch noch eine Medaille umgehängt bekommt.
Hauptthema während des Essens ist das Wetter. Nun ist das in England eigentlich nicht wirklich etwas Besonderes. Es gibt auf der Insel schließlich kaum eine bessere Gesprächseröffnung als eine Bemerkung über das je nachdem „nice“ – ohnehin das absolute Lieblingsadjektiv der Briten – oder eben „nasty weather“. Und im Gegensatz zu Deutschland gilt das zum einen nicht einmal als schlechter Stil und hat zum anderen einen durchaus hohen Unterhaltungswert.
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Nach drei Meilen stehen nur noch vereinzelt Häuser an der Laufstrecke | Nicht lang aber schön ist die Passage durch das kleine Wäldchen |
Denn das englische Wetter steht ja – zumindest östlich des Ärmelkanals – nicht nur im Ruf außergewöhnlich feucht, sondern auch extrem wechselhaft zu sein. Wobei das Bonmot, es gäbe nichts Zufälligeres als das Wetter in England, angesichts eines doch hauptsächlich aus Zufällen bestehenden Lebens vielleicht doch ein wenig überzogen erscheint.
Doch gilt das stark vom Golfstrom beeinflusste Klima auf den britischen Inseln eben auch als ziemlich mild. Und die Tage vor dem Rennen scheinen das sogar ein wenig zu bestätigen. Während auf dem aus britischer Sicht weit entfernten Kontinent der ohnehin schon zähe Winter noch einmal mit voller Wucht zurück kehrt, nähern sich die Temperaturen in Südengland der Marke von zehn Grad.
Für den Sonntag allerdings – und da sind sich die Meteorologen sogar einmal ziemlich einig –sind die Vorhersagen dann deutlich weniger frühlingshaft. Denn die kalte Ostluft, die für den Wintereinbruch gesorgt hat, soll pünktlich zum Duchy Marathon auch Großbritannien mit ganzer Kraft treffen. Zwar erwartet man, dass das Quecksilber wenigstens tagsüber überall sicher in den positiven Bereich steigt. Aber eben nicht wirklich hoch. Bei fünf bis sechs Grad sei Schluss, wird verkündet.
Und die angedrohten Windgeschwindigkeiten von bis zu dreißig Meilen – also rund fünfzig Kilometern – in der Stunde klingen alles andere als angenehm und läuferfreundlich. In Cornwall, wo praktisch jede Ortschaft küstennah ist und auch das zwar wellige aber nicht wirklich bergige Landschaftsprofil wenig Deckung bietet, soll es sogar ganz besonders heftig blasen. Als Gegenleistung habe Petrus jedoch immerhin blauen Himmel zugesagt.
Die Wetterkundler haben tatsächlich Recht. Denn als sich die Marathonis am nächsten Morgen wieder im nun auch noch als Umkleide dienenden Forum Room einfinden, lacht draußen bereits die Sonne. Sie hatte ja auch genug Zeit sich nach oben auf ihre Position zu begeben. Denn erst für 10:30 ist der Start für den Duchy Marathon – und genauso auch für den Duchy 20 – angesetzt.
Der findet sich markiert von einer gelben Linie und zwei Fahnen mitten auf dem Parkplatz vor dem Hotel. Orangefarbene Hütchen und Flatterbänder sorgen dafür, dass die Fläche auch tatsächlich frei bleibt. Das Auto kann man diesmal auf dem ansonsten gebührenpflichtigen Platz gegenüber abstellen. Die lange Einfahrt zum zwar an der Hauptstraße und in der Nähe des Ortszentrums, aber dennoch ein wenig zurückgesetzt in einem großen Garten erbauten Beherbergungsbetrieb ist ebenso in Orange markiert. Auf ihr wird es dann hinaus auf die eigentliche Strecke gehen.
Lange ist dort allerdings ziemlich wenig Leben. Denn die – wie ja ebenfalls angekündigt – nur knapp den Gefrierpunkt überschreitenden Temperaturen und der beißende Wind lassen nur die wenigsten die Hotelräume und -gänge verlassen. Schließlich ist es in ihnen – auch aufgrund des dichten Gedränges – ganz im Gegensatz zum Parkplatz mollig warm. Erst kurz vor halb elf leert sich das Hotel und füllt sich der Parkplatz.
Überschaubare Felder und die langen anstehenden Distanzen sorgen dafür, dass dort nicht das geringste Gedränge aufkommt. Man kennt sich ohnehin untereinander und deshalb auch die Position, auf die man in der Startaufstellung gehört. Die meisten tragen nämlich Trikots, die man anhand ihrer Aufschriften ziemlich eindeutig kornischen Clubs zuordnen kann. Der Marathon durchs Herzogtum ist eine ziemlich lokale Angelegenheit. Nur wenige Starter kommen überhaupt von jenseits des Tamar, geschweige denn von noch weiter her.
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An den North Cliffs wird die Landschaft abgesehen von einigen Hecken offener | Auch ein paar Zuschauer haben sich dort eingefunden |
Ein plötzlicher lauter Knall lässt die entspannten Gespräche, die es mitten im Feld noch schwerer machen, die mit einem einfachen Megaphon vorgetragenen Durchsagen überhaupt zu verstehen, nicht nur im übertragenden Sinn mit einem Schlag verstummen. Es war der Startschuss. Der vierunddreißigste Duchy Marathon ist unterwegs. Doch die baumbewachsene Einfahrt sorgt mit ihrer Enge dafür, dass auch auf den ersten Metern eher Gelassenheit als Hektik dominiert.
Erst als man die Straße erreicht, nimmt das Feld auch hinter der Spitze deutlich Fahrt auf. Nach rechts erfolgt der Schwenk. Nicht auf das kleine Zentrum von Redruth zu, sondern gleich aus dem Städtchen hinaus verläuft die Strecke. Dass man dabei viel verpasst, kann man nicht behaupten. Klassische Sehenswürdigkeiten, die es unbedingt in den Reiseführern auftauchen lassen würden, gibt es kaum.
Und mit seiner Lage mitten auf der – an dieser Stelle allerdings schon ziemlich schmalen – kornischen Halbinsel kann es auch landschaftlich nicht wirklich glänzen. Wenn Redruth in Büchern über Cornwall schon Erwähnung findet, dann hauptsächlich wegen seiner zentralen und verkehrsgünstigen Position, die alle wichtigen Orte der Region am äußersten südwestlichen Ende Großbritanniens schnell erreichbar macht.
Oder im Zweifelsfall auch noch wegen seiner Geschichte. Denn Redruth – oder Rysrudh, wie es in kornischer Sprache geschrieben wird – war einst eines der wichtigsten Zentren für Zinn- und Kupferabbau. Aus einem kleinen Marktstädtchen wurde mit dem Beginn der Industriellen Revolution im achtzehnten Jahrhundert eine der bedeutendsten und damit auch reichsten Bergbauregionen des Landes.
Doch die Wichtigkeit war nur von kurzer Dauer. Wie so oft hielt sie nur solange an, wie man gebraucht wurde. Als anderswo auf der Welt billigere Erzförderstätten erschlossen werden konnten, war es mit der Herrlichkeit schnell vorbei. Mit der kornischen „mining industry“ ging es jedenfalls seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts immer heftiger bergab. Und kurz vor dessen Ende, im Jahr 1998 schloss auch das allerletzte Bergwerk. Doch überall in der Gegend rund um die Spitze Cornwalls stößt man noch auf halbverfallene Überreste von Hochöfen und alten Schächten.
Bergab geht es auch relativ bald auf der Marathonstrecke. Und da diese auch noch nach Westen verläuft, der Wind also kräftig schiebt, fallen die ersten Meter ziemlich leicht. An einem großen Kreisel endet Redruth, was man ungefähr mit „roter Furt“ ins Deutsche übersetzen könnte. Doch um einer völligen Fehlinterpretation gleich vorzubeugen, nicht das „red“ sondern das „ruth“ bedeutet dabei rot. Denn der Name stammt ursprünglich aus dem Kornischen und ist in seiner Schreibung nur den englischen Sprachgewohnheiten angepasst worden.
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Parallel zur Küste verläuft die Strecke durch die Wiesen | Es ist das landschaftlich wohl schönste Teilstück des Rennens |
Aber auch auf der anderen Seite des Kreisverkehrs endet keineswegs die Bebauung. Redruth geht ohne klar definierte Grenze in den Ort Pool über, der seinerseits auf der anderen Seite wieder mit Camborne verwachsen ist, wodurch trotz gerade einmal vierzigtausend Bewohnern schon das größte urbane Gebiet im ansonsten doch ziemlich ländlich geprägten Cornwall entsteht.
Insgesamt leben im Herzogtum ungefähr eine halbe Million Menschen. Das sind nur halb so viele wie im nicht nur wegen seiner sich ebenfalls dem Ende zuneigenden Geschichte als Bergbauregion durchaus vergleichbaren Saarland. Wobei Cornwall im Verhältnis zum kleinsten deutschen Flächenland sogar noch einmal um mehr als ein Drittel größer ist.
Der wegbrechende Industriezweig hat aus Cornwall endgültig wieder eine der ärmsten Regionen des Landes gemacht. Aber in den letzten Jahren hat sich die nach dem Ende der Minen doch recht hohe Arbeitslosigkeit deutlich verringert. Unter anderem auch, weil der Tourismus ein immer stärkerer Wirtschaftsfaktor geworden ist, der kornischen Bevölkerung ein ganz anderes Beschäftigungsfeld eröffnet und für viele neue Stellen sorgt.
Das West Country, jener südwestliche Zipfel Großbritanniens, zu dem neben Cornwall in der Regel auch noch die Grafschaften Dorset, Devon und Somerset gerechnet werden, ist schon länger eines der wichtigsten Inlandsreiseziele der Briten. Doch inzwischen kommen auch ausländische Besucher in größeren Mengen. Dass dabei die meist in Cornwall spielenden Herz-Schmerz-Geschichten einer Rosamunde Pilcher, die seit fast zwei Jahrzehnten im deutschen Fernsehen ausgestrahlt werden eine Rolle gespielt haben könnten, ist zwar schwer zu belegen, aber sicher nicht unwahrscheinlich.
Massentourismus mit Pauschalurlaubern, wie man ihn von den Stränden des Mittelmeeres kennt, gibt es trotz der wachsenden Besucherzahlen in Cornwall natürlich dennoch nicht. Mit Bettenburgen würde man sich schließlich auch des eigenen Kapitals berauben, das ja weniger aus Sonne und Strand als aus der Mischung von kleinen idyllischen Städtchen und rauer Küstenlandschaft besteht. Auch weiterhin ist das West Country etwas für Individualreisende.
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In leichten Wellen geht es kilometerlang auf und ab |
Schon bevor das knallgelbe Schild, das die erste Meile markiert, erreicht ist, wird die Hauptstraße nach rechts verlassen. Im dortigen Wohngebiet ist die Piste zwar auch nicht verkehrsfrei, jedoch deutlich weniger befahren. Nicht mehr die Polizei muss nun die Autos stoppen, ein paar Ordner an den Einmündungen und regelmäßig aufgestellte Tafeln mit der Aufschrift „Caution Runners“ reichen. Die sind übrigens in dem gleichen signalgelb gehalten, das auch die Meilenmarken ziert und das auf der Insel so enorm beliebt ist. Ach ja, natürlich tragen auch die Helfer Westen in dieser Farbe.
Dass die gesamte Strecke nicht vollständig gesperrt werden kann, ist auch der Grund, direkt neben dem Start ein weiteres Schild in – na was wohl – signalgelb aufzustellen, auf den eindeutig die Nutzung von MP3-Spielern untersagt wird. „For safety reasons“ sollte als Begründung eigentlich ausreichen. Dennoch halten sich nicht alle Teilnehmer unterwegs an diese Vorgabe.
Wenig spektakulär ist dieser Streckenabschnitt. Es sind jene kleinen grauen Einzel- und Doppelhäuser, die man in britischen Bergbaurevieren irgendwie auch erwartet, von denen die Läufer links und rechts begleitet werden. Am auffälligsten sind noch die in praktisch jedem zweiten Garten stehenden Yuccas, die ziemlich eindeutig auf das meist recht milde kornische Klima hin deuten. Sie können sich halten, da es zwar auch einmal kühl aber eben fast immer frostfrei ist.
Die Palmen, die man an manchen Ortseinfahrten ebenfalls gelegentlich zu sehen bekommt, sind allerdings doch eher Schau- und Prunkstücke, die von den Gemeindegärtnern zumindest im Winterhalbjahr gehätschelt werden müssen. Über zwei bis drei Meter Höhen kommen sie jedenfalls selten hinaus. Doch als Fotomotiv für die Touristen haben die Bäume natürlich durchaus eine gewisse Bedeutung.
Auch nachdem man die inzwischen als Umgehungsstraße um Redruth herum geführte A30 – was im Gegensatz zu Deutschland nicht auf einen Autobahn hin deutet, die hätten auf der Insel ein „M“ für „Motorway“ als Kennbuchstaben – auf einer Brücke überquert hat, ändert sich das Bild wenig. Autobahnähnlich ausgebaut ist die der Länge nach durch ganz Cornwall bis nach Land’s End verlaufende Hauptachse in diesem Abschnitt allerdings trotzdem.
Illogan heißt die nun durchlaufene Ortschaft, die nur von der Schnellstraße abgetrennt wird, ansonsten aber auch mit Redruth und Pool praktisch zusammen gewachsen ist. Eine Spitzkehre an der Kirche lässt das Läuferfeld auf der dritten Meile von nordwestliche auf südliche Richtung zurückschwenken. Doch nur für einen knappen Kilometer, dann bringt ein Helfer als menschliche Wendemarke mitten auf der Straße die Marathonis durch eine zweite Spitzkehre wieder in die ursprüngliche Himmelsrichtung zurück.
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Oben auf der Kuppe warten die Kühe auf Läufer und Radbegleiter |
Der Kurs wird mit dieser zweiten Wende im gerade durchlaufenen „Z“ auch sogleich ländlicher. Links tauchen nach wenigen Metern Felder und Wiesen auf und bald darauf endet auch die Häuserreihe auf der rechten Seite. Aus miteinander verwachsenen Siedlungen sind über die Landschaft verteilte Einzelhöfe geworden. Nicht lange bleibt jedoch die Gegend so offen. Die Straße steuert nämlich auf ein kleines Wäldchen zu.
Am Waldrand wartet die erste der vier Verpflegungsstellen, die aufgrund des Zwei-Runden-Kurses ausreichen, um die komplette Distanz abzudecken. Wasserflaschen des auch auf der Startnummer verzeichneten Sponsors werden gereicht. Ansonsten gibt es keine weiteren Getränke. Und das wird auch an den drei noch kommenden Versorgungsposten nicht anders sein.
Obst oder Riegel sucht man genauso vergeblich. Einzig ein oder zwei Schüsseln stehen auf den Tischen, aus denen man sich wenigsten ein bisschen zu Beißen holen kann. „Do you want some jelly?“, rufen die Helfer. Denn ihr Inhalt ist nichts anderes als Weingummi. Eine für mitteleuropäische Verhältnisse doch extrem ungewöhnliche Art der Wettkampfverpflegung.
Vielleicht geht man allerdings auch einfach nur davon aus, dass alle Teilnehmer ein „Full English Breakfast“ im Bauch haben. Dieses Frühstück mit Würstchen, Speck, gebackenen Eiern und roten Bohnen, Tomaten und Pilzen hält im Normalfall ja schließlich fast den ganzen Tag an. „Leichtverdaulich“ ist sicher etwas völlig anderes. Und wenig verwunderlich fällt nach einer solchen Mahlzeit das Mittagessen auf der Insel dann deutlich weniger üppig aus.
Nicht allzu lange halten sich die Läufer im Schutz der über ihnen zusammen schlagenden Bäume auf. Doch alles andere wäre auch untypisch. Denn größere Wälder haben in Cornwall absoluten Seltenheitswert. Die Landschaft ist abgesehen von vielen Hecken zwischen den Feldern und entlang der Straßen und Sträßchen meist ziemlich frei und weit.
Und das Meer ist eben auch immer recht nah. Denn dieses haben die Marathonis und ihre zehn Kilometer weniger absolvierenden Begleiter direkt im Blick, nachdem sie die Allee hinter sich gelassen haben. Doch noch immer fast einhundert Meter über dem Wasser befinden sie sich, als sie an Meile vier vorbei und weiterhin meist leicht bergab auf das Dörfchen Portreath zusteuern.
Doch bis hinab zu der kleinen Bucht, in die sich der Ort nach unter zieht, kommen sie nicht. Schon an den ersten Häusern drehen sie in die andere Richtung ab und schwenken auf das kleine Sträßchen ein, das der kornischen Nordküste folgt. Dass man dafür auf einer kurzen und relativ steilen Rampe, die sich direkt hinter dem Abzweig aufbaut, gleich wieder ein Dutzend Höhenmeter nach oben muss, ist allerdings weniger schön.
Noch ist man ein Stück von dem steilen Abbruch entfernt, mit dem das Land in die sogenannte Keltische See übergeht. Dieser Meeresteil, mit dem der Atlantik in den Ärmelkanal und die Irische See übergeht, trägt seinen Namen zu Recht. Schließlich umgibt er nicht nur das lange Zeit keltische Cornwall nahezu komplett, sondern grenzt auch an Wales, Irland und die Bretagne, in denen ja sogar noch lebende keltische Sprachen gesprochen werden, wenn sie auch gerade in Irland und der Bretagne doch langsam aus dem Alltagsleben verschwinden.
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Der Großteil der kornischen Küste besteht aus sehenswerten Klippen |
Ihnen droht das gleiche Schicksal, das in Cornwall das Kernowek – wie die Eigenbezeichnung des Kornischen heißt – schon hinter sich hat. Denn bereits seit Ende des achtzehnten Jahrhunderts ist es als Mutter- und Umgangssprache der Bevölkerung völlig verschwunden und vom Englischen verdrängt. Es existiert nur noch in älteren schriftlichen Quellen.
Dabei war gute zweihundert Jahre zuvor unter der Regentschaft des berühmt-berüchtigten Monarchen Heinrich VIII die „Prayer Book Rebellion“ ausgebrochen war, weil in den Gebetsbücher der neu gegründeten anglikanischen Kirche auf königliche Anordnung nur noch englische und keine kornischen Texte mehr abgedruckt werden sollten. Nach anfänglichen Erfolgen wurde die Erhebung jedoch brutal und blutig niedergeschlagen.
Dass eine Sache, für die man kurz zuvor noch bereit war, bis zum Letzten zu kämpften, irgendwann so wenig Bedeutung bekam, dass sie in völlige Vergessenheit geraten konnte, ist sicher bemerkenswert, aber auf der anderen Seite so ungewöhnlich auch wieder nicht. Anderswo lassen sich durchaus entsprechende Beispiele finden.
Inzwischen versucht man die kornische Sprache wieder zu beleben. Doch ist man dabei ganz und gar auf die alten Texte angewiesen. Wörter, die darin nicht vorkommen, muss man sich aus den noch gesprochenen nächsten Verwandten des Kernowek, dem Walisischen und dem Bretonischen ableiten. Und insbesondere bezüglich der Aussprache gibt es natürlich kaum wirklich exakte Überlieferungen.
So bleibt das Ganze zwar ein lobenswerter Versuch, hat aber eben doch etwas Künstliches. Zumal gleich mehrere unterschiedliche Gruppen jeweils ihre eigene Kornisch-Variante propagieren. Eine Sache, die einmal verschwunden, verloren, vernichtet ist, lässt sich einfach nicht mehr zurück holen, so sehr man sich auch bemühen mag.
Mit „North Cliffs“ ist dieser über drei Meilen lange Abschnitt des Duchy Marathons im Streckenplan bezeichnet. Ganz so als ob eine Steilküste etwas Herausragendes wäre. Doch ist sie das in Cornwall, ja im ganzen West Country keineswegs. Abgesehen von gelegentlichen kleinen Buchten stützt das Land nahezu überall ziemlich spektakulär ins Meer. Sandstrände findet man dagegen recht selten.
So gesehen ist es eigentlich ziemlich befremdlich, dass sich ausgerechnet in Land’s End die Touristen so drängeln. Denn obwohl es dort natürlich ebenfalls faszinierende Klippen gibt, etwas Besonderes oder gar Einzigartig sind sie nun absolut nicht. Da gibt es an unzähligen anderen Orten in Cornwall durchaus Vergleichbares.
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Dave Goodwin und Paul Richards - zwei alte LaufReport-Bekannte aus Anglesey und Jersey - kommen nach genau 3:59:59 an | Nur aus wenigen Häusern besteht Coombe am tiefsten Punkt der Strecke |
Nicht schöne Landschaft ist anscheinend das Ausschlaggebende für großen Zuspruch, sondern einzig und allein irgendwelche – selbst wenn man über diese bei genauerer Betrachtung sogar diskutieren kann – Superlative. Zumal wenn die angeblichen Rekorde wie im Falle Land’s End auch gnadenlos vermarktet werden. Denn auf dem in Privatbesitz befindlichen Gelände ist inzwischen nicht nur ein Hotel und ein Kiosk positioniert, sondern fast schon eine Art Freizeitpark mit Multimediashow und einer ganzen Reihe von Souvenirläden.
Wenn man die großen Parkplätze in der kaum frequentierten Nebensaison sieht und sich vorstellt, dass sie von Autos vollbesetzt sind und all deren Insassen gleichzeitig die Wege zum Kap bevölkern, kann man schon erschrecken. Und da sind die etwas abseits gelegenen Stellplätze für Busse noch nicht einmal berücksichtigt. Übrigens stehen dort keine „Buses“ sondern „Coaches“, denn da macht der Engländer einen grundsätzlichen Unterschied. Ein „Bus“ fährt nämlich nur in der Stadt. Überlandbusse heißen dagegen „Coach“.
Parkgebühren kann der Inhaber zwar verlangen, Eintritt darf er allerdings keinen kassieren. Denn in England gibt es so etwas wie ein Wegerecht aus Gewohnheit. Eine Eigenart, die ein wenig dem skandinavischen Jedermannsrecht ähnelt, allerdings nicht ganz so weit geht. Doch dort, wo ein Weg über Privatgelände führt, hat der Besitzer, sofern dieser in der Vergangenheit regelmäßig benutzt wurde, keinerlei Möglichkeit, ihn plötzlich für die Öffentlichkeit zu sperren. Und natürlich ist der Küstenweg nach Land’s End viel begangen.
Andererseits muss man vielleicht sogar froh sein, dass sich der gesamte Touristenstrom an einer einzigen Stelle ballt. So bleiben die übrigen Küstenabschnitte von ihnen weitgehend verschont. Diese vielleicht sogar schöneren Stellen müssen und können auch weiterhin in Ruhe und Abgeschiedenheit erwandert werden. Sie werden kaum beachtet, sind eben „nicht wichtig genug“. Sie haben vielleicht weniger Bekanntschaft, dafür aber echte Freunde.
Sogar Lizard Point, die Südspitze Großbritanniens ist da trotz noch immer zahlreicher Besucher deutlich weniger überlaufen. Aber wer hat denn im Ausland auch schon einmal von diesem Ort gehört? Selbst die Briten werden ihn längst nicht alle kennen, obwohl er doch eigentlich kaum etwas anderes bietet als das westliche Ende der Insel, das zudem noch gerade einmal fünfzig Straßenkilometer entfernt ist.
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Eine kleine Allee schützt vor dem eisigen Wind | Richtig idyllisch ist die Passage am Bach entlag |
Allerdings wird Lizard Point auch vom National Trust verwaltet, einer gemeinnützigen Organisation, die weniger an der Vermarktung als an der Erhaltung der ihr anvertrauten mehreren hundert Bau- und Naturdenkmäler Interesse hat. Eine Fläche fast so groß wie Cornwall und damit ein Prozent des Vereinigten Königreichs gehört der Vereinigung, die damit vielleicht sogar der größte britische Landbesitzer überhaupt ist.
Wie bei vielen Ortsbezeichnungen in Cornwall stammt auch der so englisch wirkende Name für die Halbinsel Lizard und ihre Südspitze eigentlich aus dem Kornischen und hat nicht mit der „Eidechse“ zu tun, die man darin zu erkennen glaubt. Das eigentlich etwa „hoher Punkt“ bedeutende „Lys Ardh“ war einfach von den Engländern völlig missverstanden und fehlinterpretiert worden.
Selbst wenn der Marathon nicht so direkt an der Abbruchkante entlang kommt wie die allgegenwärtigen Küstenpfade, ist die Passage entlang der North Cliffs die wohl schönste Passage des Kurses. Freies Weideland lässt die Blicke übers offene Meer schweifen. Und da man den Wind noch immer im Rücken hat, fallen zumindest auf der ersten Runde auch die kleinen Wellen, bei denen man mit schöner Regelmäßigkeit zehn bis zwanzig Meter gewinnt und wieder verliert, nicht besonders ins Gewicht.
Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Glaubt man den Erzählungen der einheimischen Läufer unterwegs, dann kam der Wind noch im Jahr zuvor auf diesem Streckenteil voll von vorne. Und zwar nicht nur mit noch einmal deutlich höherer Wucht als diesmal, sondern zusätzlich dazu gepaart mit heftigem Regen. Dass es zwischendurch noch ab und zu gehagelt habe, hätte dann irgendwann auch fast nichts mehr ausgemacht.
Man habe „Peletons“ – das aus dem Radsport kommende Wort fällt tatsächlich – gebildet und sich dann regelmäßig in der Führung abgewechselt, während der Rest der Gruppe sich hintereinander im Windschatten verstecken hätte können. Es ist eigentlich ganz amüsant sich vorzustellen, wie ein Läufertrupp mit einem Belgischen Kreisel immer wieder durchwechselt. Doch unter den geschilderten Bedingungen selbst bei einem Marathon unterwegs zu sein, ist sicher deutlich weniger amüsant.
Mild mag die Witterung in Cornwall wohl sein. Doch es kann eben auch ziemlich stürmisch werden. So manche nur in eine Richtung gewachsene Hecke und mancher schiefe Baumstamm belegen dies auch an der Marathonstrecke ziemlich deutlich. Wer die Augen offen hält, dem fallen zudem die ungewöhnlich häufig zu sehenden Surfbretter auf den Autodächern auf. Doch gerade die kornische Nordküste gilt wegen dieser Voraussetzungen eben auch als exzellentes Windsurfrevier.
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An der längsten und steilsten Steigung kommen auch Radfahrer ins Wandern | Polizeischüler verteilen im Ziel Bananen und Riegel, unterwegs gibt es aber nur Wasser |
Mehrere kleine Wanderparkplätze nur wenige Meter neben der Straße zeigen, wie nahe man dem Abgrund inzwischen gekommen ist. Einen Blick hinunter werfen kann man jedoch nicht. Das absolut Spektakuläre fehlt dem Kurs des Duchy Marathons dann doch. Zumindest kann man am Horizont aber die Bucht von St. Ives erkennen. Und dahinter das Städtchen, das ihr den Namen gab.
Einst ein kleines Fischerdörfchen ist es inzwischen zum wohl wichtigsten Ferienort Cornwalls geworden. Nicht nur wegen der von der Laufstrecke aus in der Ferne zu erkennenden, geschützten Strände hat St. Ives einen guten Ruf. Auch als Künstlerkolonie ist es bekannt. Und spätestens seitdem im Ort von der bekannten Londoner Tate Galerie ein lokaler Ableger erbaut wurde, in dem deren Werke ausgestellt werden, hat das malerische Städtchen seinen Platz auf nahezu jedem Besuchsprogramm.
Der Marathonskurs kommt nicht bis St. Ives. Nicht einmal bis zur Ostseite der Bucht dringt er vor. Denn vor dem letzten Hügel, den man dazu überwinden müsste, macht die Strecke den nächsten scharfen Knick. Ein längeres Gefällstück hatte die sich über diese Erhebung ziehende Fortsetzung der Straße sogar noch etwas unangenehmer aussehen lassen.
„Hell’s Mouth“ heißt das nur wenige hundert Meter entfernte kleine Café, das man dort oben erkennen kann. Es hat seinen Namen von der nebenan zu findenden Stelle, an der die Klippen fast hundert Meter und nahezu senkrecht in eine kleine, enge Ausbuchtung der Küste abfallen. Ein Blick hinunter in das brodelnde Meer lässt dann auch wenig Zweifel über die Herkunft und Rechtmäßigkeit dieser Bezeichnung.
Dort wo das Wasser an die Felsen schlägt, beginnt der Besitz von Prince Charles. Die gesamte „Foreshore“ von Cornwall, also der der eigentlichen Küste vorgelagerte Streifen, ist seit dem Mittelalter Bestandteil der Duchy of Cornwall und damit Privateigentum des jeweiligen Duke. Die Bezeichnung „Duchy“ ist nämlich beileibe nicht nur ein überkommener Name für eine Gegend, so wie es in Deutschland zum Beispiel die Landkreise „Herzogtum Lauenburg“ und „Grafschaft Bentheim“ gibt.
Mit dem Titel des Duke of Cornwall ist auch die persönliche Inhaberschaft über mehr als fünfzigtausend Hektar Grund und Boden verbunden. Eine Fläche, die immerhin fast ein Sechstel der namensgebenden Grafschaft einnehmen würde. Doch liegen größere Teile der Ländereien außerhalb von Cornwall. Das meiste davon im benachbarten Devon. Sogar in der Hauptstadt London hat der Kronprinz jedoch durch die Herzogswürde Immobilieneigentum.
Mit der Bewirtschaftung oder Verpachtung dieser Areale muss er allerdings auch seinen kompletten Lebensunterhalt bestreiten. Denn als einziges Mitglied der königlichen Familie erhält er keinerlei finanzielle Zuwendungen von staatlicher Seite. Die „Duchy of Cornwall“ hat also noch eine zweite, völlig andere Bedeutung. Sie ist eigentlich auch eine Firma, die Land verwaltet. Für den durchschnittlichen Mitteleuropäer sind all diese britischen Besonderheiten jedenfalls kaum zu durchschauen.
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Nach rechts ins Ziel für die zwanzig Meilen, nach links für den Marathon leiten die Helfer | Für die wenigen Zuschauer gibt es sogar natürliche Tribünen |
Wer von den Marathonis geglaubt hatte, die scharfe Wende wäre von der Topologie her die einfachere Variante für die Strecke, sieht sich getäuscht. Denn kurz nach der in ein Sträßchen, das anderenorts kaum als Feldweg durchgehen würde, hinein führenden Kehre baut sich vor den Läufern eine kaum niedrigere Steigung als in der Gegenrichtung auf.
Doch nun schlägt auch noch der bisher so freundliche Wind mit der ganzen, ihm zur Verfügung stehenden Kraft zu. Denn jetzt kommt er voll von vorne. Steigung und Gegenwind machen es gleich doppelt schwer. Und statt dank der Sonne bisher eigentlich ganz angenehmen Temperaturen ist da auf einmal eine eisige Kälte. Gefühlt bewegt sie sich gerade einmal um den Gefrierpunkt, wenn nicht sogar noch ein Stück darunter.
Dennoch sind viele Läufer nicht nur mit kurzen Hosen sondern auch mit Trägerhemden unterwegs. Doch ein Volk, das so etwas wie das Tough-Guy-Rennen erfunden hat, bei dem sich Tausende bei ähnlichem oder noch schlechterem Wetter mit Begeisterung nicht nur durch den Schlamm wälzen sondern auch noch eiskalte Wassergräben durchschwimmen, kann so empfindlich nicht sein.
Ohnehin ist man in England nicht so wirklich auf Winter eingestellt. Gute Isolierung an den Häusern ist eher die Ausnahme. Und noch immer gibt es – wenn auch mit deutlich fallender Tendenz – sogar etliche Gebäude ohne eine richtige Zentralheizung. Und von zugigen Räumen oder klapprigen Fenstern ohne Schall- und Wärmeschutz kann wohl auch fast jeder berichten, der schon einmal als Reisender im Vereinigten Königreich unterwegs war.
Nun gibt es auf der Insel ja tatsächlich kaum einmal einen richtigen Winter, der solche Vorsichts- und Gegenmaßnahmen unbedingt notwendig machen würden. Selbst wenn 2010 dazu eine auch in Cornwall überall viel beklagte Ausnahme bildet. Doch das ist hierzulande ja nicht anders. Und außerdem ergibt sich so natürlich – ganz egal auf welcher Seite des Ärmelkanals – ja auch gleich wieder ein Thema für eine kleine Plauderei.
Allerdings behaupten Kenner des Inselvolkes, es gäbe noch einen anderen Grund dafür, dass man es mit den Vorbereitungen auf eventuelle Witterungsunbilden nicht ganz so genau nimmt. Denn die nun wirklich sprichwörtliche britische Fairness würde sogar dem schlechten Wetter eine Chance auf den Erfolg lassen. Man kann das Gefühl bekommen, dass da vielleicht tatsächlich etwas Wahres dran ist.
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Auch die Zielgerade steigt noch einmal leicht an | Von der Rückseite wird das Hotel angelaufen | Das Rad eines Förderturms erinnert an den Bergbau in Redruth |
Fairness und Rücksichtnahme begegnet man schließlich tatsächlich nahezu überall. Auch gegenüber Leuten, die selbst deutlich weniger Rücksicht nehmen. Schließlich sind ja sogar die Blitzgeräte an den Ortseinfahrten – hierzulande flapsig Starenkasten genannt – nicht nur im Vorfeld mit mehreren Warnschildern angekündigt, sondern dann auch noch auffällig farblich gekennzeichnet. Natürlich in signalgelb. Und sogar mobile Radarmessungen macht man – eigentlich unübersehbar – aus im gleichen grellen Ton leuchtenden Polizeiautos heraus.
Oben auf der Kuppe grasen in aller Ruhe die Kühe, während sich die Marathonis nach Überwindung derselben noch einmal an einem längeren Gefällestück erfreuen dürfen. Es führt hinunter zum tiefsten Punkt der Strecke. Knapp einhundert Meter weiter oben ist man neuneinhalb Meilen zuvor losgelaufen und dort muss man auch wieder hinauf. Da es sich ja um einen Zwei-Runden-Kurs handelt, sogar gleich doppelt. Mit all den kleinen Wellen zwischendurch kommen so insgesamt zwischen drei- und vierhundert Höhenmeter zusammen.
In der Anmeldung ist allerdings dennoch von „weitgehend flach“ die Rede. Doch ist die Strecke zumindest verglichen mit ihren Vorgängern durchaus nicht unbedingt schwer. Und der zweite Traditionslauf, der weiter im Osten Cornwalls als „Cornish Marathon“ schon sechsundzwanzig Mal durch die Hochmoorlandschaft des Bodmin Moor führte, wird ebenfalls als noch deutlich heftiger eingeschätzt.
Mit seinem ständigen Auf und Ab sei er mindestens mit dem Snowdonia Marathon zu vergleichen, wenn nicht sogar noch härter. Und diese Aussage will auf der Insel durchaus etwas heißen. Gilt im Allgemeinen das Rennen um den höchsten Berg von Wales doch als der eigentlich zäheste Brocken, den die britische Marathonszene – zumindest auf der Straße – zu bieten hat.
Doch – auch das erzählt einer der einheimischen Läufer unterwegs – wäre so etwas eben ein Bestandteil der kornischen Mentalität. „When there is an easy way, take the hard one”, sei eine durchaus häufiger verwendete Formulierung. Dass man den „Cornish Marathon“ im unfreundlichen November ansetzt, steht dazu nun wahrlich nicht im Widerspruch. Wenigstens der im Vorjahr neu gegründete Eden Project Marathon hat Anfang Oktober einen „normalen“ Termin. Von einem schnellen, ebenen Profil kann dort allerdings auch nicht die Rede sein.
Nur aus etwa einem Dutzend Häusern besteht Coombe am Ende der Schussfahrt in die Tiefe. Einige hundert Meter folgt der Marathonkurs dem Bach, der am Dörfchen vorbei fließt. Idyllisch und eine echte Abwechslung zu dem offenen Wiesengelände ist die kleine Allee. Und da man im Tal und zwischen Bäumen läuft, ist sogar der „biting wind“, mit dem man auf der letzten Meile so zu kämpfen hatte, kaum noch zu spüren.
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Erst einmal am Hotel vorbei muss man, um ins Ziel zu kommen | Die letzten Kilometer läuft man auf dem "Pavement" |
Die Erholungsphase ist jedoch nur von kurzer Dauer. Denn hinter der Kurve, in der sich die dritte Verpflegungsstelle postiert hat, beginnt die Steigung, mit der man all die gerade verlorenen Meter wieder gewinnt. Und im Gegensatz zu den bisher eigentlich eher kurzen Wellen, zieht die sich einen ganzen Kilometer im Bereich zwischen fünf und zehn Prozent den Hang hinauf.
Das ist dann auch für einige der Radfahrer, die als Begleiter und Betreuer dem Rennen folgen, ein bisschen zu viel. So mancher von ihnen kommt schiebend an dem Bauernhof im steilsten Stück vorbei. Irgendwann – inzwischen ist man längst an der Markierung für zehn Meilen vorbei – wird es aber doch etwas flacher und die Radler können sich erneut in den Sattel schwingen.
Meile elf steht dann schon wieder in der Zivilisation. Denn mit South Tehidy, das sich allerdings von der Anlage eher parkähnlich präsentiert, hat man das dichter bebaute Gebiet der früheren Bergbausiedlungen erreicht. Und spätestens an dem Kreisel hinter dem Örtchen, an dem mehrere Ordner versuchen, Autos und Läufer aneinander vorbei zu lotsen, ist man auch wieder im Verkehr angekommen.
Langsam nähert man sich dem Ende der ersten Runde. Pool ist nicht mehr weit. Eindeutig erkennbar ist dies am langgezogenen Hügelkamm des Carn Brea, der sich fast hundert Meter über das restliche Land erhebt und die Ausdehnung der Ortschaft nach Süden begrenzt. Bereits lange vor Beginn unserer Zeitrechnung, während der Jungsteinzeit, die man im Englischen meist mit „Neolithic Age“ bezeichnet, gab es dort oben eine Siedlung. Es ist jedoch beileibe nicht das einzige Relikt aus dieser Periode, dem man in Cornwall begegnen kann.
Etliche Hünengräber, Steinkreise und Megalith-Anlagen finden sich in der Grafschaft. Alleine in der Gegend zwischen Land’s End und Redruth sind es rund ein Dutzend. Doch um sie zu finden, bedarf es schon eines gewissen Spürsinns. Denn meist führen nur schlecht ausgeschilderte, schmale Feldwege, auf denen keine zwei Fahrzeuge aneinander vorbei kommen, zu diesen Denkmälern. Auch in diesem Fall wird durchaus Sehenswertes nicht kommerziell ausgeschlachtet, sondern ganz im Gegenteil sogar eher vor den Besuchern versteckt.
Auf dem höchsten Punkt des Hügels steht als markante Landmarke ein dreißig Meter hohes keltisches Kreuz, das in den Glanzzeiten des britischen Empire Mitte des neunzehnten Jahrhunderts errichtet wurde, um an den später geadelten Minenbesitzer Francis Basset, der als Kommandeur der lokalen Miliz mit einer aus Bergarbeitern bestehenden Truppe dabei half, eine vor der Küste auftauchende französische Invasionsflotte abzuwehren, zu erinnern. Nur wenige Jahre später schlug er dann jedoch einen Hungeraufstand genau der gleichen Bergarbeiter nieder.
Die oben auf dem Carn Brea ein Stück neben dem Monumentaldenkmal erkennbare Burg ist ebenfalls mit Francis Basset verbunden. Denn sie ist keineswegs mittelalterlich, sondern auf den Grundmauern einer alten Kapelle als Jagdschloss für die Familie Basset erbaut. Doch natürlich sind beileibe nicht alle Burgen in Cornwall idealisierende Nachbildungen.
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Die letzten Kilometer läuft man auf dem "Pavement" |
Keine zwanzig Kilometer südöstlich bewacht zum Beispiel die Küstenfestung Penndennis Castle die Einfahrt in die Bucht von Falmouth, die einen der größten Naturhäfen des Landes darstellt. Sie ist die größte Befestigungsanlage in Cornwall. Ihr etwas kleineres, ebenfalls von Heinrich VIII erbautes Gegenstück am gegenüberliegenden Ufer heißt St. Mawes Castle.
Und im Südwesten, ebenfalls nur ungefähr einen Halbmarathon entfernt, stößt man auf den ebenfalls von einer Burg überragten St. Michael's Mount. Nicht nur zufällig erinnert die Gezeiteninsel, die nur bei Niedrigwasser zu Fuß zu erreichen ist in Namen und Form an den wesentlich bekannteren Mont-Saint-Michel. Denn gegründet wurde die einstige Abtei tatsächlich als Ableger des Klosters in der Normandie.
Kurz hinter dem Roundabout, wie man die allgegenwärtigen Kreisel zumindest im britischen Englisch nennt, beginnt der zweite Teil des Anstiegs zurück auf das Ausgangsniveau des Rennens. Diesmal unter der A30 hindurch gewinnt man auf weniger als einer halben Meile die dazu fehlenden dreißig bis vierzig Höhenmeter. Zwischendurch kann man auf dem Weg hinauf ins Zentrum von Pool an der letzten der vier Wasserstellen auch noch einmal Flüssigkeit nachtanken.
Viele Marathonis sind wegen des zunehmenden Verkehrs bereits während der Steigung auf die nun wieder neben der Straße verlaufenden Gehwege gewechselt. Spätestens nachdem man auf die Hauptstraße eingeschwenkt ist, bleibt ihnen ohnehin nichts anderes übrig. Zu viele Autos rollen dort einfach. Und die Strecke ist sowieso auf dem „Pavement“, wie Bürgersteige in Großbritannien genannt werden, abgesteckt.
Gegenüber einem Amerikaner geäußert, könnte diese Bemerkung allerdings eine völlig falsche Reaktion bewirken. Der würde nämlich auf die Straße hinaus laufen, statt auf dem zu bleiben was er zu Hause „Sidewalk“ zu nennen pflegt. Unter „Pavement“ versteht man auf der anderen Seite des großen Teichs nämlich den Straßenbelag. Der hieße bei den Briten dagegen dann wieder „Road surface“.
Selbst wenn man des Englischen eigentlich ganz gut mächtig ist, muss man gelegentlich schon aufpassen, um nicht zu einer an dieser Stelle unpassenden Vokabel zu greifen. So ganz falsch ist der gern zitierte Spruch, dass nichts Brite und Amerikaner mehr trennen würde als die gemeinsame Sprache, vermutlich doch nicht.
Mehrere Einmündungen auf dieser rund einen Kilometer langen Passage entlang der Hauptstraße sind von in neongelb gewandeten Helfern abgesichert. Unterwegs kommt man auch an der früheren Mine vorbei, in der eine „Cornish Mines & Engines“ genannte Sammlung von alten Maschinen aus dem Bergbau gezeigt wird. Inhaber ist auch in diesem Fall der National Trust. Wie rund zwanzig weitere Einzelobjekte zählt sie inzwischen unter dem Oberbegriff „Cornwall and West Devon Mining Landscape“ zum Weltkulturerbe.
Nicht ganz bis nach Redruth zurück muss man, um mit der zweiten Runde zu beginnen. Denn man biegt diesmal einfach aus der anderen Richtung in die schon vorhin belaufene Straße nach Illogan ein. Die Schleife selbst hat nur eine Länge von zwölf Meilen, wie die beiden unweit voneinander entfernt stehenden Schilder mit der „1“ und der „13“ zeigen. Das An- und Ablaufstück liefert dann die restliche Distanz zu jenen gut sechsundzwanzig Meilen, die ein Marathon im Vereinigten Königreich lang ist.
Ein Ordner sortiert die Läufer mit den hellroten Startnummern ohne allzu große Mühe aus dem schon weit auseinander gezogenen Feld heraus und winkt sie nach links in ein Seitensträßchen hinein. Doch ist das noch nicht die Abkürzung, die den Teilnehmern am Duchy 20 zehn Kilometer erspart, sondern nur ein kurzes Ausgleichsstück, um die exakte Streckenlänge hin zu bekommen. Die wenig später mit rosa Hintergrund am Straßenrand auftauchende „14“ zeigt, dass die Passage nicht allzu lang gewesen sein kann. Sein für die Marathonis weiterhin gelbes Gegenstück folgt nämlich nur einige hundert Meter darauf.
Erst nach den beiden Spitzkehren werden sich die Wege der beiden Rennen an der Verpflegungsstelle am Waldrand endgültig trennen. Wer dann in welche Richtung weiter laufen muss, kann man nicht nur von vorne sondern auch von hinten erkennen. Denn man hat bei der Ausgabe der Startunterlagen nicht nur eine sondern zwei Nummern erhalten, so dass man nicht nur auf dem Bauch sondern auch auf dem Rücken mit unterschiedlichen Farben und Zahlen markiert ist.
Der Sieg auf der „Kurzstrecke“ bleibt beim Ausrichter. Denn Tony Dunn startet im grün-gelben Leibchen des Cornwall AC und kommt nach 2:02:22, an den gleichfarbigen Fahnen vorbei, die das Ziel markieren. Auch der Verein von Pete Waumsley, die Tamar Trotters, sind in Cornwall beheimatet. Immerhin, David Tomlin der Waumsley im Kampf um Platz zwei mit 2:03:58 zu 2:03:36 unterliegt, stammt aus Teignbridge und damit aus Devon.
Das ist bei den Frauen, die mit 64 von 172 Zieleinläufen deutlich über ein Drittel des Feldes ausmachen, ein wenig anders. Denn da kommt schon die Schnellste, die nach 2:20:46 erfolgreiche Alison McEwing aus der Nachbargrafschaft. Zwei Jahre zuvor hatte die Läuferin der Erme Valley Harriers auch schon einmal den Marathon in Redruth für sich entscheiden können.
Heather Graz, in 2:30:53 auf Rang zwei hat mit Chepstow sogar eine Stadt in Wales – wenn auch direkt an der Grenze zu England – als Heimat. Und die Dritte Aoife Lynch (2:38:17) ist sogar Irin. Allerdings ist das nun wahrlich nicht repräsentativ. Denn in der Folge tauchen auch bei den Damen in der Ergebnisliste praktisch nur noch die Namen von Vereinen aus Cornwall auf.
Nur ein einziges Mal taucht in der langen Chronik des Duchy Marathon überhaupt ein Sieger auf der nicht aus dem Vereinigten Königreich stammt. Doch auch der Japaner Takao Komatsu, der 2005 mit 2:30:46 den Rekord für den aktuellen Kurs hielt, war zu diesem Zeitpunkt auch für den Cambridge & Coleridge AC, also einen englischen Verein aktiv.
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Eine "Ehrenrunde" durch Redruth schließt den Marathon ab |
Am allerschnellsten war beim Duchy Marathon bisher Alan McGee, der sechsundzwanzig Jahre zuvor auf der ersten Strecke eine 2:22:08 ablieferte. Bekanntester Sieger dürfte allerdings Hugh Jones sein. Der heutige Generalsekretär des internationalen Verbandes der Laufveranstalter AIMS gewann am Anfang seiner Karriere den zweiten Duchy Marathon in 2:25:12. Vier Jahre später war er als Sieger des – ebenfalls zweiten – London Marathon mit 2:09:24 über eine Viertelstunde schneller.
Spätestens nach dem Abbiegen der Zwanzigmeiler wird es entgültig einsam auf der Strecke. Wer einen Marathon mit Jubel und Trubel an der Strecke sucht, ist in Redruth und Umgebung definitiv fehl am Platz. Bis auf ein paar Begleiter, die auch an den North Cliffs ihre Clubfahne flattern lassen, findet der Lauf weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die ältere Dame, die auf der ersten Runde von ihrer Haustür aus die Läufer begrüßt, indem sie mit einem kleinen Cornwall-Fähnchen winkt, ist die absolute Ausnahme.
Auch die Rückenwindpassage fällt unter diesen Bedingungen deutlich schwerer als beim ersten Durchlauf. Doch richtig zäh wird es, als man sich hinter dem „Höllenmund“ wieder zusätzlich mit Steigung und Gegenwind auseinander setzen darf. Die letzten zehn Meilen hat man schließlich praktisch ununterbrochen eine ziemlich steife Brise um die Nase.
Auch der Verkehr auf der Hauptstraße von Pool ist nicht geringer geworden. Und nun muss man ihr sogar noch wesentlich länger folgen, denn auch der Weg zurück nach Redruth führt ja über genau diese Piste. Der Kreisel, den man auf dem Hinweg so schwungvoll auf dem direkten Weg durchlaufen konnte, muss nun im größtmöglichen Bogen umrundet werden, was wie eine Schikane wirkt, aber natürlich darin begründet ist, dass man nun nicht mehr auf der Straße selbst sondern auf dem Gehweg unterwegs ist.
Doch eigentlich eine noch größere Schikane ist, dass man kurz darauf an der Einfahrt zum Penventon Park Hotel vorbei läuft. Dabei wäre das Ziel doch nur noch hundert Meter entfernt. Doch noch fehlt eine halbe Meile für die richtige Distanz. Gleich mehrere Streckenposten sichern die Einmündung ab und verhindern damit auch, dass jemand auf dumme Gedanken kommt.
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Yuccas vor vielen Häusern belegen das milde Klima in Cornwall | Lizard Point ist der südlichste Punkt von Großbritannien |
Die kleine Zusatzschleife führt in Richtung der Zentrums von Redruth. Dort, wo die kleine Fußgängerzone beginnt, dreht der Kurs jedoch nach links und steuert das Marathonhotel von der Rückseite an. Böse sind darüber sicher die wenigsten. Denn geradeaus hätte nur eine weitere Steigung hinauf zu der Statue eines Minenarbeiters, mit der an die große Vergangenheit der Stadt erinnert wird, gewartet. Und von Steigungen haben wohl wirklich langsam alle die Nase voll. Denn auch der Weg zwischen Pool und Redruth ist alles andere als eben.
Eine triumphale Zielgerade ist es nicht gerade, auf der man den Duchy Marathon beendet. Eher kommt man ein wenig durch die Hintertür zurück zum Hotelparkplatz. Ein paar Zuschauer, die allerdings wohl nahezu ausschließlich Begleiter der Teilnehmer oder Helfer sein dürften, beklatschen natürlich dennoch den Erfolg von Oliver Gibson. In 2:42:17 siegt der Läufer des kornischen Newquay Road Runners zum zweiten Mal nach 2008 in Redruth.
Heather Foundling-Hawker sein weibliches Gegenstück vom Honiton Running Club aus Devon kennt ebenfalls das Gefühl als Erste auf dem Hotelparkplatz anzukommen. Sogar zweimal stand sie nämlich in Redruth bereits ganz oben auf der Treppchenstufe. Mit 3:06:20 kommt sie zwar als Gesamtelfte nicht in die Nähe ihres eigenen, bei 2:51:41 stehenden Streckenrekords für den neuen Kurs, muss sich aber über ihren Sieg wenig Gedanken machen.
Schließlich vergeht fast eine Viertelstunde ehe Diane Roy von den East Cornwall Harriers, dem Veranstalterclub des Cornish Marathons im November, nach 3:20:18 als Zweite einläuft. Auch Trinity Booth auf Rang drei, immerhin schon W45erin, bleibt mit 3:26:04 noch klar unter dreieinhalb Stunden. Beachtliche 48 Frauen finden sich unter den 201 Zieleinläufen. Rund ein Viertel weibliche Teilnehmer sind verglichen mit deutschen Rennen ähnlicher Größenordnung nun wahrlich keine schlechte Quote. Dabei duften beim allerersten Duchy Marathon die Damen noch gar nicht antreten, denn von Verbandsseite waren so lange Strecken für sie nicht erlaubt.
Der Anteil der Drei-Stunden-Läufer unterscheidet sich allerdings wenig von den in Deutschland üblichen Werten. Neben dem Sieger Oliver Gibson schaffen es fünf weitere Läufer noch vorher ins Ziel zu kommen. Wirklich bangen um seinen Erfolg muss er allerdings nicht. Denn er ist bereits im Ziel, als auf der anderen Seite des Hotels Lazloe Boden und Lokalmatador Adrian Ball den letzten Schlenker erst in Angriff nehmen. Doch diese beiden machen es richtig spannend. Wobei sich Ball am Ende dann doch als guter Gastgeber zeigt und seinem Konkurrenten mit 2:48:23 zu 2:48:44 den Vortritt lässt.
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Fast überall führen Wanderwege an der Steilküste entlang |
Erst jenseits der sechs Stunden endet die Ergebnisliste. Breit gestreut ist also das Leistungsvermögen. Und vom ausrichtende Verein sieht man keine Veranlassung, das Ziel früher zu schließen. Der Duchy Marathon hat schließlich trotz oder gerade wegen seiner langen Geschichte noch immer etwas ziemlich Familiäres.
Einen älteren Marathon kann man jedenfalls auf Großbritannien nicht unter die Füße nehmen. Und weder weiter im Westen noch weiter im Süden der Insel gibt es Konkurrenz. Wobei nun aber genau die oben doch kritisierte Jagd nach Superlativen wieder eröffnet würde. Nein, der Duchy Marathon ist einfach eine zwar weder schnelle noch absolut spektakuläre, aber solide und gut organisierte Veranstaltung, wie sie für die britische Szene als durchaus typisch angesehen werden kann.
Zuletzt hatten die Macher ein paar Mal etwas Pech mit den äußeren Bedingungen. Dass diese im März durchaus wechselhaft sein können ist eben nicht gar zu unwahrscheinlich. Aber das wäre hierzulande dann doch wohl auch nicht anders.
Eine Garantie kann man nicht geben. Auch beim am gleichen Tag ausgetragenen Barcelona Marathon waren die Temperaturen niedrig. Und einen Tag später schneite es dort sogar. Aber vielleicht gibt es ja dort wo England zu Ende ist, demnächst auch einmal den perfekten Lauftag.
Ansonsten muss man sich eben mit der kornischen Maxime „When there is an easy way, take the hard one“ über die Strecke helfen. Oder wie es ein Song von Fleetwood Mac – jener Band, bei der Mick Fleetwood, der vielleicht berühmteste Sohn der Stadt Redruth, Schlagzeuger und Namensgeber ist – kurz ausdrückt „Don't Stop“. Der Duchy Marathon sollte jedenfalls auf keinen Fall aufhören.
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Bericht und Fotos von Ralf Klink Ergebnisse und Infos unter www.cornwallac.org.uk Zurück zu REISEN + LAUFEN aktuell im LaufReport HIER |
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