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17.3.13 - 35. ZURICH Marató de BarcelonaPremiere in Barca: Doppel-Erfolg für Äthiopier Werbung für eine Stadt, die keine Werbung braucht |
von Axel Künkeler |
Erstmals in der Geschichte des Barcelona-Marathons gab es einen Doppel-Erfolg für Läufer und Läuferinnen aus Äthiopien. Bei den Männern gewann der 29-jährige Gezahegn Abera Hunde in 2:10:17h völlig überraschend vor den beiden Kenianern Abraham Keter (2:10:48) und Linus Maiyo (2:11:34). Bei den Frauen siegte mit der erst 22-jährigen Lemelem Berha Yachem (2:34:39h) ebenfalls eine Äthiopierin vor ihrer Landsfrau Bosho Amelework Fikadu (2:35:53) und der Kenianerin Irene Mogaka (2:38:46). Insgesamt waren rund 15.000 Läufer aus 81 Nationen in der zweitgrößten Stadt Spaniens und Hauptstadt Kataloniens am Start, darunter einige Hundert Deutsche.
Anfang März waren die Katalanen noch in Deutschland: die spanische Provinz Katalonien mit ihrer Hauptstadt Barcelona präsentierte sich auf der weltweit größten Tourismusmesse ITB in Berlin. Katalonien warb als Reiseziel mit Qualität und Charakter' um internationale Gäste. Dabei hielten sich die durchaus selbstbewussten Spanier auch mit Superlativen nicht zurück: Barcelona ist einmalig', so die Schlagzeile auf den Hochganzbroschüren.
Barcelona ist einmalig
Eine Woche später bot der Marathon in Barcelona dem sportinteressierten
Städtereisenden eine gute Gelegenheit, die Versprechen der Touristiker
auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Der Barcelona-Marathon findet seit
1978 statt, ursprünglich als Punkt-zu-Punkt-Strecke vom Start im 30 Kilometer
nördlich gelegenen Städtchen Mataró über Badalona nach
Barcelona zum Ziel im Olympia-Stadion. Der Anstieg zum Stadion am Montjuïc
entfällt seit über zehn Jahren, seit sich die Organisatoren 2001 entschieden,
einen City-Rundkurs vorbei an vielen touristischen Highlights von Barcelona
anzubieten. In diesem Jahr feierte der neu konzipierte Barcelona-Marathon, aufgrund
einer Unterbrechung 2005, die insgesamt 35. Auflage.
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Am Torre Agbar - einem modernen Wahrzeichen Barcelonas - führte die Strecke vorbei | Barcelona - Hauptstadt Kataloniens und zweitgrößte Stadt Spaniens - liegt direkt am Mittelmeer |
Vor allem in den letzten acht Jahren hat er erheblich an Attraktivität gewonnen. Die reizvolle Streckenführung mit ihrem weitgehend flachen Profil sowie die professionelle Organisation von RPM Racing in Kooperation mit den lokalen Behörden sind die Erfolgsfaktoren. Rund 1300 Mitarbeiter und Helfer tragen zum Gelingen der Veranstaltung bei. Der Streckenverlauf steht weitgehend fest, wird aber stets weiter optimiert. So wurden angesichts des deutlich größeren Teilnehmerfeldes in diesem Jahr die enge Altstadtgasse der Caller Ferran durch das Barri Gotic über die Placa de Sant Jaume mit Sitz der Landesregierung und Rathaus sowie die Touristenmeile der Rambles gemieden. Dafür ging es auf der Via Laietana direkt weiter zur Ufer-Promenade des Passeig de Colom, unter Palmen am Hafen entlang zur Kolumbusstatue.
Bei den Teilnehmerzahlen gehört Barcelona längst zur Spitze in Europa. Die früheren Zahlen von bis zu 3.000 Läuferinnen und Läufern stiegen seit dem Relaunch des Marathons im Jahr 2006 rasant an. 2010 wurde erstmals die 10.000er Schallmauer durchbrochen und im letzten Jahr wurde mit 19.507 Anmeldungen ein neuer, toller Rekord verzeichnet. Damit scheint nun aber eine Grenze erreicht zu sein, denn nicht nur ein weiterer Rekord oder gar die 20.000er-Marke wurden deutlich verfehlt, sogar hinter dem Vorjahresergebnis blieb Barcelona heuer mit 18.389 zurück. Seine Internationalität stellte der Barcelona-Marathon gleichwohl erneut unter Beweis. Rund 40 Prozent der Anmeldungen stammten von nicht-spanischen Läufern. Frankreich, England und Italien stellen die größten Kontingente aus dem Ausland. Von den einheimischen Läufern kommen die meisten (48 Prozent) aus Katalonien und nur knapp 12 Prozent aus dem übrigen Spanien. Worin aber der Rückgang der Gesamtzahl um über 1.100 begründet ist, bleibt jedoch offen. War es der wegen der frühen Osterzeit um eine Woche vorgezogene Termin, der lange Winter in Europa oder das tatsächlich weniger freundliche Wetter an der spanischen Mittelmeerküste? Es ist müßig, darüber zu spekulieren. Für die 15.433 Starter aus der ganzen Welt war der 35. Zurich Marató de Barcelona 2013 jedenfalls wieder eine begeisternde Fiesta. Bienvenido a Barcelona!
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Beim Frühstückslauf am Samstag schien noch die Sonne | Das katalanische Nationalmuseum als grandiose Kulisse oberhalb des Start-Ziel-Areals |
Katalonien ist Kultur
Der gute Ruf der katalanischen Hauptstadt spielt dabei sicher eine große
Rolle. Dem können sich auch die deutschen Teilnehmer nicht verschließen.
Zu Hunderten kommen sie entweder als Individualreisende oder mit Laufreiseveranstaltern.
Das einmalige Barcelona' laufend zu entdecken, ist das gemeinsame Ziel.
Dazu gibt es für Viele schon vor dem Marathon reichlich Gelegenheit. Die
tausendjährige Geschichte Kataloniens spiegelt sich in vielen Bauwerken
des sogar 2.000 Jahre alten Barcelonas wider. Die bereits in der Römerzeit
gegründete Stadt erlebte ihre erste Blütezeit im Mittelalter und besitzt
daher ein außerordentliches Erbe an Zeugnissen aus der Romanik und der
Gotik.
Neben den Gemälden und Skulpturen, die im Nationalen Kunstmuseum von Katalonien zu sehen sind, gehören vor allem die beeindruckende gotische Kathedrale sowie die Basilika Santa Maria del Mar dazu. In ihrer zweiten Hochphase nach der industriellen Revolution prägten der als Modernisme bezeichnete katalanische Jugendstil sowie die Avantgarde das Gesicht der Stadt. Moderne Kunst zeigt vor allem das Caixa Forum, das schon als Bauwerk ein beeindruckendes Zeugnis der Industriearchitektur darstellt. Sowohl Nationalmuseum wie Caixa Forum befinden sich in unmittelbarer Nähe der Marathon-Messe und des Start-Ziel-Areals an der Avinguda del Reina Maria Cristina. Vor allem aber sind es die Bauwerke des Architekten und Designers Antoni Gaudí wie La Sagrada Família, Palau Güell, Parc Güell oder La Pedrera, die Barcelona zur unumstrittenen Hauptstadt des Modernisme machten.
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Kirche und Vergnügungspark auf dem mit über 500m hohen Tibidabo direkt nebeneinander | Katalanische Trachtenfiguren |
Barcelona ist Lebenslust
Ihre Bedeutung verdankt die Stadt natürlich auch der Lage am Mittelmeer.
Das mediterrane und maritime Flair ist durch die letzte Phase der Stadtentwicklung,
die mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele 1992 und des Weltforums der Kulturen
2004 einhergeht, spürbar belebt worden. Die kosmopolitische, gastliche
Stadt verbindet Tradition und Moderne so auf wirklich einzigartige Weise und
versprüht dabei ganz viel Lebensfreude. Für Touristen ist dies zunächst
im Trubel der Rambles, dem von Bäumen gesäumten Boulevard mit Kiosken
und Straßen-Cafés zwischen der Placa de Catalunya und dem Kolumbus-Denkmal
vor dem Hafen zu erleben. In direkter Nachbarschaft der Rambles befindet sich
die historische Markthalle La Boqueria', die mit ihrem überbordenden
Frische-Angebot als die traditionsreichste, bestsortierte Markthalle von Barcelona
gilt. Doch nicht nur dort, auch in zahlreichen Restaurants und Tapas-Bars kann
man die Feinheiten der katalanischen Küche probieren.
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Katalanische Köstlichkeit - gegrillte Frühlingszwiebeln | Ob Samba, Rock oder Gospel - über 40 Bands heizten den Läufern kräftig ein |
Für Feinschmecker mit literarischen Vorlieben bieten sich zudem gastronomisch-literarische Routen wie die Route Carvalho an, die an den Schriftsteller Manuel Vázquez Montalbán erinnert. Die Spuren der Romane von Luis Záfon entdeckt man in Barcelona an vielen Ecken. Ebenfalls an den Rambles gelegen das zu den großen Opernhäusern Europas zählende Gran Teatre de Liceu. Für Musikliebhaber bieten sich zudem der Palau de Musica Catalunya sowie das modernere Auditorium an. Der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende, 1908 eröffnete Musikpalast ist allein schon als Bauwerk eine Besichtigung wert. Und ein Konzertbesuch des berühmten, bereits 1881 gegründeten Chors Orfeó Català' mit der katalanischen National-Hymne zum Abschluss ist wirklich ein absoluter Genuss. So sind es die Vielseitigkeit und die kontrastreichen Facetten, die Barcelona einzigartig machen.
Der Marathon eine Entdeckungsreise
Alles auflisten zu wollen, was die Stadt auch darüber hinaus noch zu bieten
hat, würde selbst den Umfang einer ausführlichen Reisen &
Laufen'-Reportage sprengen. Vieles kann man vor Ort entdecken, aber ein Wochenende
allein reicht nicht wirklich aus, sich alles Sehenswerte anzusehen. Dabei ist
der Marathon selbst schon eine Sightseeing by running'-Tour, führt
die Laufstrecke doch an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Bereits der Frühstückslauf
am Vortag führt auf den letzten vier Kilometern des Olympia-Marathons von
1992 vorbei an Theatern, Museen und Sportanlagen ins Estadi Olímpic Lluís
Companys. Der Breakfast Run' ist mehr als nur eine letzte, lockere Laufeinheit
vor dem Marathon. Schon die historische Kulisse lässt bei vielen das Stimmungsbarometer
deutlich steigen. Danach bietet sich der Fußweg über den Montjuïc
mit der alten Festungsanlage an. Von dem 213 Meter hohen Hausberg Barcelonas
hat man zudem einen herrlichen Blick über die gesamte Stadt. Auf dem Rückweg
lohnt der Besuch in einem der dort angesiedelten Museen. Es sei denn, man entscheidet
sich für die Gondelbahn, die den Montjuïc mit dem historischen Hafen
verbindet.
Start und Ziel des Marathons befinden sich ebenfalls am Fuße des Montjuïc in der Avinguda de la Reina Maria Cristina. Gestartet wird aufgrund der in Barcelona oftmals schon im März bis Mittag über 20 Grad warmen Temperaturen bereits um 8.30 Uhr. Doch diesmal sind es nass-kalte Bedingungen mit niedrigen einstelligen Temperaturen, die die Läuferschar am frühen Sonntagmorgen erwarten. Pünktlich zum Start erfrischt' zudem leichter Nieselregen.
Über die Placa d'Espanya vorbei an der zu einem Geschäfts- und Erlebniscenter umgebauten ehemaligen Stierkampfarena geht es zum Stadion Camp Nou des FC Barcelona. Nach dieser ersten, leicht ansteigenden Schleife durch den Südwesten Barcelonas ist man bei KM 12 wieder zurück an der Placa d'Espanya. Nun geht es Richtung Norden, zunächst vorbei an den Gaudi-Bauten Pedrera (KM 14) und Sagrada Familia (KM16). Nachdem die Halbmarathon-Marke auf der Avinguda Meridiana im Nordwesten passiert ist, geht es über die Avinguda Diagonal zum Torre Agbar (KM 28). Der 142m hohe Büroturm überragt ebenso wie die bis zu 170m hohen Sagrada-Türme Barcelona als ein weithin sichtbares Wahrzeichen.
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Für zahlreiche Zeitziele gab es Pacemaker | Handbiker und Läufer wurden von den spanischen Fans angefeuert |
Zwischen KM 31 und 35 schnuppert man entlang des Olympiahafens erstmals eine Brise Mittelmeerluft. Danach folgen der grüne Parc de la Ciutadella, ein Stück Paris mit dem Arc de Triomf, die belebte Placa Catalunya und die gotische Kathedrale (KM 38). Für das Gros der Läuferinnen und Läufer schlägt hier bereits die Mittagsglocke. Die Quecksilbersäule ist zwar inzwischen gestiegen, überschreitet dieses Jahr die Zehn-Grad-Marke aber nur knapp. Dazu immer wieder ein paar Regentropfen. Keine idealen Bedingungen, aber besser als zu heiß, denken die Meisten. Eigentlich gutes Laufwetter! Nach der Via Laietana führt der ca. ein KM lange, neue Abschnitt am historischen Port de Barcelona' entlang zur Colom'-Säule bei KM 40. Nun gilt es nur noch die Adrenalinschübe der laufenden Stadtbesichtigung nutzen, um die zwei Kilometer leicht ansteigende Gerade der Avinguda del Paral-lel zur Placa d'Espanya zu packen. Auf dem Weg werden die Zuschauer-Reihen immer dichter, Musikbands heizen die Stimmung zusätzlich an. Der 200m-Zielsprint auf der Avinguda de la Reina Maria Cristina, das gewaltige Bauwerk des Nationalmuseums im Blick und die Anfeuerungsrufe Tausender Zuschauer im Ohr dürfte bei vielen der 14.863 Finisher ein runners high-Gefühl' auslösen.
Den Äthiopier Abera Hunde hatte keiner auf der Rechnung
Im Ziel kommen erstmals in der Geschichte des Barcelona-Marathons zwei Äthiopier als schnellste Läufer an. Die bisherigen Streckenrekorde bleiben aber weiter in kenianischer Hand. Jackson Kotut (2:07:30h/2010) sowie Emily Chepkomi (2:26:52h/2012) mussten den Angriff der Äthiopier nicht befürchten.
Dabei hatten die Veranstalter eigentlich die kenianische Legion' für einen neuen Streckenrekord ins Visier genommen. Schließlich sollte die Position des Barcelona-Marathons unter den Top Five in Europa gefestigt werden. Einige persönliche Bestzeiten wurden an der Spitze zwar erzielt, aber keine neuen Rekorde. Für die afrikanischen Läufer waren wohl die Wetterbedingungen in diesem Jahr nicht ideal. Das nasskalte Wetter mit Temperaturen um zehn Grad und Nieselregen mag zwar für die (mittel-)europäischen Läufer gut gewesen sein, den Afrikanern war es wohl doch etwas zu frisch. Zudem erschwerten aufkommender Wind und teils glatte, regennasse Straßen einen schnelleren Lauf.
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Für rund 15.000 Läufer war an der Placa d'Espanya Start und Ziel | Bei KM 16 sind die ersten drei Frauen hinter ihrem männlichen Hasen noch zusammen |
Dabei hatte vor dem Rennen Abera Hunde mit der persönlichen Bestzeit von 2:15:00 in Nizza 2012 niemand auf der Rechnung. Der 28-jährige Keter, Sieger von Nairobi 2012 und einer PB von 2:10:45h (2007 in Eldoret/Kenia) und der zwei Jahre ältere Maiyo (in 2:11:59h Dritter in Nairobi 2011) gehörten da schon eher zum Favoritenkreis. Als Top-Favorit galt jedoch der 26-jährige Kenianer Joseph Kimeli Lagat. Er war beim Halbmarathon 2012 und ein Jahr zuvor beim Marathon in Barcelona jeweils Zweiter geworden. Mit seiner PB von 2:08:38h und dem achten Rang beim Paris-Marathon 2012 traute man ihm am ehesten zu, den Streckenrekord seines Landsmannes Kotut knacken zu können. Doch bereits bei KM 7 stieg Lagat aus der 10-köpfigen Spitzengruppe ebenso aus wie sein 23-jähriger Landsmann Martin Kiprugut Kosgei, der 2012 in Münster/Westfalen seine PB von 2:13:35h gelaufen war.
Die übrigen sechs Kenianer und zwei Äthiopier lagen nach 1:01h bei KM 20 dicht zusammen. Vor allem der 24-jährige Nickson Kurgat, der 2012 den Mailand Marathon in 2:08:36 gewann und Edwin Kypyego bestimmten weiter das Tempo an der Spitze, dem aber ihre Landsleute Joash Mutai (Sieger des Brüssel-Marathons 2012) und David Kisang (PB 2:08:54) als nächste Tribut zollen mussten. Bei KM 30 war somit ein Sextett vorne: von acht Kenianern blieben nur noch vier übrig, aber immer noch dabei die beiden Äthiopier Hunde und Aredom Tiumay Degefa. Fünf KM später waren zwei weitere Kenianer rausgefallen, während sich von hinten der Spanier Jaume Leiva dem verbliebenen Quartett aus nunmehr zwei Äthiopiern und zwei Kenianern näherte. Der spanische Halbmarathon-Meister 2012 (PB 1:03:30) war beim Berlin Marathon im vergangenen Jahr eine Zeit von 2:15:28h gelaufen. Sein Ziel in Barcelona: die spanische Qualifikationsnorm von 2:13:30h für die WM in Moskau zu knacken.
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An Gaudis Sagrada Familia bei KM 16 lagen noch acht Läufer zusammen vorne | Bei KM 36 war es nur noch ein Quartett - der spätere Sieger Hunde hielt sich noch hinten zurück |
Die Entscheidung fiel schließlich bei KM 40. Hunde verschärfte das Tempo, schüttelte seine Konkurrenten ab und lag am Colom bereits 16 Sekunden vor Keter und 27 vor Linus Maiyo. Degefa lag nun sogar schon über eine Minute zurück, beschränkte sich darauf, seine zwei Minuten Vorsprung vor dem Spanier Leiva zu sichern. Damit stand der Zieleinlauf an der Kolumbussäule bereits fest, nur die Zeitabstände wuchsen bis ins Ziel noch etwas an. Die Plätze hinter dem Podest belegten also der zweite Äthiopier Degefa (2:12:17) vor dem ersten Europäer, Jaume Leiva, der in 2:13:41 die WM-Norm um elf Sekunden verfehlte. Er musste allerdings die letzten neun Kilometer auf sich allein gestellt sein Tempo laufen, da der aus der Spitzengruppe heraus gefallene Kenianer Joash Mutai ihm nicht mehr folgen konnte. Mutai kam in 2:16:47 als Sechster ins Ziel vor dem Marokkaner Samir Bouchmanen (2:17:31) und zwei weiteren Spaniern: dem 34-jährigen Just Sociats (8./2:23:25) und Marc Roig (CA Laietana). Der neuntplatzierte katalanische HM-Meister, der mit seiner PB von 2:18:05 im Jahr 2011 wie schon 2010 bester Spanier beim Barcelona-Marathon war, kam diesmal nach 2:25:46 ins Ziel.
In die Top Ten schaffte es schließlich noch der Paralympics-Teilnehmer von 2012 London und 2008 Peking, Abderraman Ait Kamouch. Im Vorjahr hatte der einarmige Läufer in Barcelona mit 2:25:43 einen neuen Weltrekord in der Kategorie T46 der Armamputierten aufgestellt. Auch diesmal zeigte Kamouch in 2:26:56h als Zehnter des Gesamtklassements wieder eine Weltklasseleistung.
Lemelem macht den Lenin: erst einholen, dann überholen
Bei den Frauen dominierten die beiden Äthiopierinnen schon früh das
Renngeschehen. Bis zur Sagrada Familia bildeten sie mit der 28-jährigen
Kenianerin Mogaka das Führungstrio. Wie bei den Männern wurde auch
die Kenianerin, die 2009 als Fünfte in Los Angeles ihre PB von 2:30:10h
aufgestellt hatte, 2011 den Melbourne-Marathon gewann, als Top-Favoritin gehandelt.
Die zwei Jahre jüngere Äthiopierin Alemework Fikadu galt als Zweite
von Valencia 2012 (2:32:39) als ernsthafte Konkurrentin, während ihre jüngere
Landsfrau Lemelem Berha nur Außenseiterin war. Lediglich eine 2:41:02h
aus Hengshui 2012 standen bei ihr zu Buche.
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Marathon-Siegerin Lemelem Berha Yachem aus Äthiopien | Zweite wird ebenfalls eine Äthiopierin - Bosho Amelework | Dritte Frau wird die Kenianerin Irene Mogaka |
Dann setzte sich zunächst Bosho Amelework ab, führte bis KM 40 mit großem Abstand das Feld an. Eine halbe Minute lag sie bei der Halbmarathonmarke vor ihrer Landsfrau Lemelem Berha, sogar über zwei Minuten betrug der Abstand bei KM 30. Doch während sie dann bei KM 35 wohl der berüchtigte Eisenhammer' traf, hatte sich Lemelem Berha ihr Rennen wohl besser eingeteilt. Am Colom holte sie Bosho Amelework wieder ein, um sie auf der Paral-lel zu überholen und auf den letzten zwei KM noch um mehr als eine Minute zu distanzieren. In 2:34:39h pulverisierte Lemelem Berha ihre eigene Bestzeit um mehr als sechs Minuten und gewann am Ende klar vor Bosho Amelework (2:35:53). Mogaka hielt zwar zunächst noch den Kontakt zu Berha, musste in der zweiten Rennhälfte aber abreißen lassen und sich am Ende in 2:38:46h mit dem dritten Podestplatz begnügen.
Sportliche Ziele und die Lust Neues zu entdecken
Deutsche Läufer waren unter den ersten 50 des Gesamtklassements nicht zu
finden. Dabei waren Hunderte am Start, die als Genussläufer die besondere
Atmosphäre des Barcelona-Marathons aufnehmen wollten. Daneben aber auch
durchaus ambitionierte Läufer wie der 46-jährige Dirk Kahlmeyer vom
TV Georgsmarienhütte. 2007 in Hamburg ist er seine PB von 3:06:20h gelaufen.
Sechs Lebensjahre später ("man wird halt nicht jünger")
und nach gesamt 40 Marathons hat er sich von dem Ziel, irgendwann mal unter
3:00h zu laufen, weitgehend verabschiedet. Bei seinem 41. Marathon "sollte
es aber schon unter 3:30 sein", meint er am Vortag beim Breakfast
Run'. Um tags drauf ziemlich genau auf seine Soll-Zeit zuzusteuern.
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Carlos mit nacktem Oberkörper und US-Kopfbedeckung - gegen die Hitze, äh den Regen geschützt | Barbara Kesting aus Osnabrück ist als 'modische Begleitung' durchaus sportlich unterwegs |
Sowohl beim Frühstückslauf wie auf den ersten zehn Kilometer des Marathons ist Barbara Kesting dabei. Als "modische Begleiterscheinung", wie die 37-jährige schmunzelnd meint. Ein wenig norddeutsches Understatement, die Beiden kommen aus Osnabrück, schwingt wohl dabei mit. Nur weil sie keinen Marathon läuft, allenfalls kürzere Distanzen, sonst am liebsten mit dem Rennrad unterwegs ist, muss man ja noch lange nicht unsportlich sein. Sportliche Ziele verfolgen oder einfach nur Freude an der Bewegung, dazu die Lust Neues zu entdecken und die Gastfreundschaft der Katalanen zu erleben, sind nicht nur für Dirk Kahlmeyer und Barbara Kesting das Motiv für ihre Reise. Leider wurde die fröhliche Stimmung in Barcelona am Rande des Marathons durch einen Todesfall überschattet.
Todesfall überschattet Barcelona-Marathon
Ohne das in manchen Medien dramatisierte Thema "Tod beim Marathon"
weiter pushen zu wollen, gehört es doch zur Chronistenpflicht zu vermelden,
dass beim Barcelona-Marathon ein Teilnehmer im Ziel zusammenbrach und später
im Krankenhaus verstarb. Der 45-jährige Xavier Jiménez, ein nach
spanischen Medienberichten durchaus erfahrener Volksläufer aus der Nähe
von Barcelona, hatte den Marathon zuvor in 4:05:10h absolviert. Trotz sofortiger
medizinischer Hilfe durch die Sanitäter im Zielbereich, konnten die Ärzte
im Krankenhaus nur noch seinen Tod feststellen. Die äußeren Bedingungen
dürften nicht ursächlich sein, denn es herrschte keine schwül-warme
Witterung wie im Vorjahr, sondern mit Temperaturen um die zehn Grad und teils
leichtem Nieselregen gutes Laufwetter. Nach dem Iren Colin Dunne 2009 war es
bereits der zweite Todesfall beim Barcelona-Marathon in den letzten Jahren.
So liegt bei aller Freude über eine gelungene Veranstaltung auch ein Hauch
von Trauer. Das Leben aber geht weiter: auf der Homepage ist bereits am Tag
nach dem Barcelona Marathon 2013 die nächste Auflage für den 23. März
2014 angekündigt. Fins ara, Catalunya! Hasta la vista con Marató
de Barcelona 2014!
Und noch ein paar Fakten im Anschluss
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Bericht und Fotos von von Axel Künkeler Ergebnisse und Infos unter Zurich Marató de Barcelona Zurück zu REISEN + LAUFEN aktuell im LaufReport HIER |
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