Sabine Willberg

"Brocken-Königin" peilt 2009 ihren 10. Erfolg an"

von Axel Künkeler im März 2009

Geboren am

07.08.1961 in Magdeburg

Familienstand

ledig, 1 Kind, lebt mit ihrem Lauf- und Lebenspartner Joachim Schulze in ihrer Heimatstadt Magdeburg/Elbe

Beruf

Dipl. Mathematikerin beim Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt

Bestzeiten:

5000 m Bahn
10.000 m Bahn
10 km Straße

18:49,88/05.05.2000 Stendal
39:22,20/03.05.2002 Dessau
38:11/14.09.2002 Bad Schmiedeberg

Halbmarathon
Marathon

1:24:11/07.03.1999 Dessau
2:58:47(Brutto)/25.04.1999 Hamburg

Ziele 2009

IRONTOWN Triathlon Ferropolis10. Erfolg beim Brocken-Marathon

"Das Beste am Laufen: Laufen hält jung und man kann lecker essen ohne dick zu werden." Das Zitat steht seit kurzem auf der neuen Homepage der Volkslaufgemeinschaft (VLG) 1991 Magdeburg. Für die attraktive Neugestaltung des VLG-Internetauftritts hat Sabine Willberg gesorgt. So professionell, dass man meinen könnte, sie arbeite auch beruflich als Webmaster. Doch weit gefehlt: im Alltag ist sie beim Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt für die Auswertung des landesweiten Luftüberwachungs-Mess-Systems zuständig. Die Internet-Kenntnisse hat sich die Autodidaktin selbst erarbeitet.

Zielstrebig ist Sabine Willberg auch ihre Berufspläne angegangen. Nach ihrer Ausbildung zur Kinder-Krankenschwester, machte sie am Abendgymnasium das Abitur und schloss 5 Jahre später ihr Studium als Diplom-Mathematikerin ab. An der Uni kam sie erstmals mit Sport in Berührung, für den sie als junges Mädchen sich so überhaupt nicht begeistern konnte. Kraft-Training und Triathlon waren dann gleich die ersten Herausforderungen neben dem Studium. Neben Zielstrebigkeit und Ehrgeiz wurde ihr wohl auch eine Portion Talent mit in die Wiege gelegt, denn beim ersten Tria-Wettkampf, den sie 1991 mit ‚einem ollen Rennrad' absolvierte, wurde Willberg gleich Zweite.

Noch im selben Jahr nahm sie an ersten regionalen Volksläufen teil und trat Anfang 1992 der neu gegründeten VLG 1991 Magdeburg bei. Ihr erster 15km-Lauf war für sie "eine höllische Quälerei". Unerfahren, ohne sich einzulaufen und taktisch unklug ging sie viel zu schnell in die ersten Wettkämpfe. Doch mit ihrem Trainingsehrgeiz kam sie bald zu den ersten Erfolgen und fand zunehmend Spaß am Laufen. Walter Römer, ein älterer Vereinskollege motivierte Sabine Willberg zudem für lange Distanzen und Bergläufe.

Nach verschiedenen Siegen bei kleineren Wettkämpfen erzielte Sabine Willberg ihren ersten größeren Erfolg denn auch mit einem 3. Platz beim Harzgebirgslauf über 23km. Einen Schub in ihrer Leistungsentwicklung bekam sie durch gezieltes Lauftraining mit Umfängen von 70 bis 120km, das sie ab Herbst 1996 nach Trainingsplänen von Peter Greif begann. So wurde 1997 für die damals 36-jährige Willberg das erfolgreichste Jahr ihrer jungen Lauf-Karriere: Sieg beim 26km-Brockenlauf in Ilsenburg, Sieg bei der Harzquerung, 2. Platz beim 75km-Rennsteiglauf hinter Birgit Lennartz und Sieg beim Brocken-Marathon.

Dem ersten Erfolg beim Brocken-Marathon sollten bis 2007 noch acht weitere folgen, so dass bei der 32. Auflage des Marathons über den mit 1142 Meter höchsten Berg Norddeutschlands im Oktober 2009 bereits der 10. Triumph von Sabine Willberg zu Buche stehen könnte. So oft hat keine andere Läuferin dort gewonnen und in der Ewigen Bestenliste des Brockenmarathon steht sie mit 3:17:26h immerhin auf Rang 3. Natürlich weiß Sabine Willberg, dass sie dafür fit sein muss und wohl auch ein wenig Glück braucht. Wenn ihre jüngere Konkurrentin Diana Lehmann aus Potsdam antritt, dann wird es jedenfalls ganz schwer.

Doch Sabine Willberg kann Erfahrung und Kampfgeist in die Waagschale werfen. Gerade im Harz hat sie bei Bergläufen immer wieder dominiert. Neben den neun Siegen beim Brocken-Marathon, der Harzquerung über 50km von Wernigerode nach Nordhausen, bei der sie in der Zeit von 4:01h nur eine Minute hinter dem Streckenrekord blieb, hat sie je fünfmal den 26km-Brockenlauf in Ilsenburg sowie den Kyffhäuser-Berglauf im Südharz gewonnen. Dabei ist die besondere Stärke von Sabine Willberg nicht das Bergauf-Laufen. Erst wenn der höchste Punkt der Strecke erreicht ist, legt sie den Schalter um. Mit langen, raumgreifenden Schritten fliegt sie dann förmlich dem Ziel entgegen.

Für die dafür nötige Lauftechnik bringt die 174 cm hochgewachsene und gerade mal 58 kg leichte Sabine Willberg die besten körperlichen Voraussetzungen mit. Mag ihr Laufstil nicht immer wie aus dem Lehrbuch aussehen, bergab setzt sie ihre langen Beine in eine optimale Motorik um. Kein Wunder also wenn Sabine Willberg sagt: "Berg- und Landschaftsläufe sind meine Leidenschaft, denn ich mag die Natur". Bei City-Läufen ist sie seltener anzutreffen, hat aber beim HM mit 1:24:11h in Dessau und beim Marathon MIT 2.58:47h in Hamburg (1999) ebenfalls sehr gute Zeiten aufzuweisen.

Auf diesem konstant hohen Niveau ist die Magdeburgerin acht Jahre lang gelaufen, bis sie im November 2004 eine Bandscheibenverletzung aus der Bahn warf. "Verletzungspech beklagen unsportliche Menschen auch", versuchte sie sich zu trösten, aber die Frage, ob sie weiterhin leistungsorientiert laufen kann, beschäftigte sie doch. Schnell waren sportliche Alternativen gefunden. Fuhr Willberg vorher nur sporadisch Rad, entdeckte sie nun ihre Begeisterung für das Rennradfahren. Und mit dem Sieg beim Sachsenman-Duathlon 2006 und mit dem 3. Platz beim 24h-Radrennen in Kleinmühlingen, bei dem sie mit ihrem Partner Marcel Meier 747km absolvierte, stellte Sabine Willberg auch hier ihr sportliches Talent unter Beweis.

Seitdem mag sie ihr Rennrad mehr als ihre Laufschuhe, wechselt insgesamt stärker in ihrem Trainingsablauf. Dreimal wöchentlich Laufen, 2-mal Schwimmen, täglich Krafttraining und im Sommer Rennradfahren stehen bei ihr auf dem Programm. So hofft Sabine Willberg in diesem Jahr wieder fit zu werden, nachdem sie 2008 mit der neuen VLG-Homepage und der Vorbereitung des Magdeburg-Marathons zuwenig Zeit zum trainieren hatte. Bevor sie im Herbst beim Brocken-Marathon wieder läuferisch angreifen will, steht im Juni noch der Start beim erstmals ausgetragenen Irontown Tria auf der Langdistanz in der Baggerstadt Ferropolis an. Mit einem Rennrad-Trainingslager an der Algarve bereitet sie sich auf den Event vor.

Mit dabei ihr Lauf- und Lebenspartner Joachim Schulze, ehemaliger Deutscher Marathon-Meister der M60. Die beiden haben sich bei der VLG kennengelernt, beim gemeinsamen Start zum "Lauf ums Steinhuder Meer" 1995 hat es dann "gefunkt". Und wie das bei Läufer-Ehen oft so ist, zum 10jährigen gab es eine ‚Hochzeits-Laufreise' zum Medoc-Marathon. Hobbys wie das Lesen kommen bei dem aktiven Programm der Beiden oft zu kurz und bleiben meist auf Urlaubsreisen beschränkt. Dann gönnt sich Sabine Willberg auch schon mal einen Latte Macchiato, ein Walnusseis und Schokolade, ein Hefeweizen oder Rotwein. Denn genießen kann die zielstrebige Sportlerin, die in ihren Wettkampfphasen Wasser und Pasta bevorzugt, schon auch. Nicht umsonst hat sie uns auf der VLG-Homepage verraten, was das Beste am Laufen ist.

Ihr größter Wunsch bleibt aber dem Rennrad vorbehalten: einmal zumindest möchte sie nach Alpe d'Huez hochfahren. Doch damit lässt sie sich noch etwas Zeit: "Vielleicht zu meinem 50. Geburtstag", meint sie gelassen.

Das Porträt von Sabine Willberg erstellte: Axel Künkeler
Fotos: Privat, Uli-Eichler, Axel Künkeler

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