Portrait Michael Sommer

Weltbester Finisher im 100km-Lauf

von Walter Wagner 16.5.2003 - letzte Überarbeitung 7.1.2013

Michael Sommer

71720 Oberstenfeld
Lerchenweg 15
Tel: 07062 / 931499

E-Mail: Ultrarunner@freenet.de

geb. am 02.03.1964
1,76m groß, 58 kg Körpergewicht

Tochter Ann-Kathrin (geb. 1992) Enkelin Lilly Sophie (geb. 2002)

Verein: EK Schwaikheim,
Mitglied seit 1991
Vorstand 1994 - 1998

Beruf: Dipl. Forstingenieur (FH)
Datenbank, Projektkoordination & Entwicklung im Innendienst bei ForstBW

Sponsor: Heart&Sole in S-Degerloch
... über weitere würde ich mich freuen!

Bestleistungen

10000m

32:43 min (97)

 

Marathon

2:27:53 h (97)

Halbmarathon

1:11:12 h (97)

50 km

2:58:33 h (95)

25 km

1:27:50 h (92)

100 km

6:42:45 h (95)

Von 1992 bis 2004: 45 x 100 km-Läufe, davon 26 x unter 7 h

Michael Sommer gilt in Fachkreisen als einer der weltbesten Finisher im 100km-Lauf. Konstante Leistungen, die er wie kein anderer seit vielen Jahren abliefert, machten ihn zum verlässlichsten Athleten der deutschen 100 km Nationalmannschaft. Kaum einer beherrscht wie er die Kunst, die aktuelle Leistungsfähigkeit so präzise einzuschätzen und entsprechend angemessen sein Ziel zu stecken und die Vorgabe einzuhalten. Basis dafür ist seine große Wettkampferfahrung und die akribische Analyse seiner Rennen.

Alle Internationalen Teilnahmen über 100 km Straßenlauf

Jahr Platz EM / WCH Ort Zeit/Std. Mannschaft
1993 13. Platz EM Winschoten, NL 7:02:09 3. Platz
1994 18. Platz WCH Lake Saroma, JP 6:53:53 Weltmeister
1995 11. Platz WCH Winschoten, NL 6:42:45 4. Platz
1996 6. Platz WCH Moskau, RUS 6:44:30 5. Platz
17. Platz EM Cleder, F 7:08:01 4. Platz
1997 5. Platz EM Florenz, I 6:57:52 Einzelläufer
12. Platz WCH Winschoten, NL 6:52:49 kein Ergebnis
1998 14. Platz EM Torhout, B 7:01:52 4. Platz
11. Platz WCH River Shimanto, JP 7:13:59 Vizeweltmeister
1999 14. Platz WCH Chavagnes en Paillers, F 6:50:37 4. Platz
11. Platz EM Winschoten, NL 7:11:12 4. Platz
2000 18. Platz WCH Winschoten, NL 6:57:28 5. Platz
2001 29. Platz WCH Cleder, F 7:13:03 3. Platz
2002 8. Platz WCH Torhout, B 6:53:09 6. Platz
2002 13. Platz EM Winschoten, NL 7:06:50 5. Platz
2003 9. Platz EM Chernogolovka, RUS 6:53:00 4. Platz
2003 3. Platz WCH Nanshi, Taiwan 7:15:04 3. Platz
2004 6. Platz EM Florenz, Italien 7.06.06 5. Platz
2005 7. Platz WCH Lake Saroma, Japan 6:57:35 3. Platz
2006 14. Platz EM Torhout, Belgien 7:10:06 5. Platz
2006 7. Platz WCH Misari, Südkorea 6:56:46 3. Platz
2008 10. Platz EM Tarquinia, Italien 7:10:47 4. Platz
2009 11. Platz
16. Platz
EM
WCH
Torhout, Belgien 7:09:33 5. Platz
7. Platz
2010 Gibraltar - Teamleitung, verletzungsbedingt keine Teilnahe 3. Pl. EM+WCH
2011 26. Platz
35. Platz
EM
WCH
Winschoten, Niederlande 7:38:59 3. Platz
5. Platz
2012 19. Platz
26. Platz
EM
WCH
Seregno, Italien 7:09:56 3. Platz
5. Platz
Zwischen 1993 und 2012: 25 Teilnahmen an internationalen Meisterschaften
davon 16x World Challenge (WCH) und 13x Europameisterschaften (EM)
2007 und 2010 keine aktive Teilnahme

Geradezu ernüchternd ist es Michael Sommer im Rennen zu beobachten. Was für den Marathon gilt, nimmt bei 100km Distanzen progressiv zu, ein Zeitpolster herauslaufen und dieses ins Ziel retten, geht nicht. Jeder Kilometer zu schnell rächt sich. Das beste Ergebnis erzielt man beim Ultramarathon dadurch, dass man bereits den ersten Kilometer in der Durchschnittsgeschwindigkeit trifft. Michael Sommer hält sich an diese Erkenntnis und setzt sie um. Kaum einem gelingt es wie ihm, bei internationalen Meisterschaften die Meute ziehen zu lassen. Die ersten Stunden eines Rennens weit hinten im Feld zu laufen ist damit unvermeidlich und wird von ihm stoisch ertragen. Denn erst im letzten Fünftel des Rennens geht die Rechnung auf.

100 km EM in Moskau/Chernogolovka am 19.04.2003
km geplante
5km Abschnitte
realisierte
5km Abschnitte
geplante
absolute Zeit
realisierte
absolute Zeit
5
20:30
20:26
0:20:30
0:20:26
10
20:30
20:25
0:41:00
0:40:51
15
20:30
20:45
1:01:30
1:01:36
20
20:30
20:18
1:22:00
1:21:54
25
20:37
20:30
1:42:37
1:42:24
30
20:38
20:37
2:03:15
2:03:01
35
20:37
20:41
2:23:52
2:23:42
40
20:38
20:49
2:44:30
2:44:31
45
20:37
20:40
3:05:07
3:05:11
50
20:45
20:50
3:25:52
3:26:01
55
20:45
20:43
3:46:37
3:46:44
60
20:45
21:06
4:07:22
4:07:50
65
20:45
21:04
4:28:07
4:28:54
70
20:45
21:00
4:48:52
4:49:54
75
20:52
20:19
5:09:44
5:10:13
80
20:53
20:34
5:30:37
5:30:47
85
21:00
20:32
5:51:37
5:51:19
90
21:00
20:42
6:12:37
6:12:01
95
21:15
20:33
6:33:52
6:32:34
100
21:15
20:26
6:55:07
6:53:00

Doch vor der Ergebnisauswertung steht die Planung. Vollzeit berufstätig und Familie mit drei Kindern, da gilt es Kompromisse zu machen. Entgegen kommt ihm, dass er mit sehr wenig Kilometer-Trainingsumfang auskommt. Sein Saisonverlauf ist geplant, alle Rennen festgelegt. Auf Unvorhersehbares ist er eingerichtet, neben der Wunschliste, gibt es Ausweichtermine als Alternative und selbst der Rettungsanker "Notlösung" ist bereits in der 3-seitigen Jahresplanung niedergeschrieben.

Seit 1985 ernährt er sich vegetarisch. Er arbeitet als Förster im Innendienst, speziell in der EDV. Auch seine Laufkarriere liegt etwas aus der Spur, er zählt zu der Minderheit der Laufbegabten. Bereits nach fünf Monaten Training lief er seinen ersten Marathon, 2:44 h, und das bei zwei Trainingseinheiten in der Woche. In der Jugend hat er Fußball gespielt und während des Studiums Volleyball und Basketball. Mit dem Einstieg ins Berufsleben fehlte ihm für Ballsport die Zeit und da bot sich eben das Laufen an. Seit 1989 läuft Michael Sommer. Im zweiten Marathon verbesserte er sich auf 2:36 h.

Wie kam er zum 100km-Lauf

Sechsmal versuchte er ohne Erfolg unter 2:30 h Marathon zu laufen. Als 1992 in Pfalzgrafenweiler die Süddeutschen 100km-Meisterschaften stattfanden, entschloss er sich teilzunehmen. Durch das vermehrte Training wurde er auch über Marathon schneller. Sein 100km-Debüt schaffte er in 7:33 h. Dabei irritierte er etwas Heinz Hüglin, als er ihm bis Km 80 auf den Fersen blieb, dann aber nichts mehr in petto hatte. Über 7:10 h verbesserte er sich bereits beim dritten Start auf 6:50 h. Die Erfolgsserie des mehrfachen Deutschen Meisters Heinz Hüglin hat Michael Sommer durch seine eigene Sportkarriere immer begleitet. Es sind die Serien, an denen man sich motiviert, wenn Bestzeiten kaum mehr zu erwarten sind. Auch Umstellungen des Trainings helfen, die Langeweile zu vertreiben. Er trainiert jetzt oft in der Mittagspause. Sein Ausdauertalent geht einher mit einer hohen Grundschnelligkeit. Ideale Voraussetzungen für Distanzen von Marathon bis 100 Kilometer.

Regeneration heißt das Zauberwort seines Erfolgs. Meist trainiert er am Wochenende gar nicht. Er hat immer 1-2 Ruhetage in der Woche die der Familie gehören. Mit etwa 80 bis 100 Kilometer Trainingsumfang in der Woche liegt er deutlich hinter den fleißigen Konkurrenten zurück. Es gibt auch Wochen mit 40 Km und vier lauffreien Tagen, allerdings auch Ausreißer nach oben mit 130 Km. Noch nie hatte er ernsthafte Verletzungen. Er trainiert nicht nach Plan, befolgt aber Prinzipien: Einem Tag Belastung folgt immer ein Tag Ruhe oder ruhiges Training. Das Grundtraining sind 11 Kilometer auf einer hügligen Runde, oft knapp unter 44 Minuten. Manchmal läuft er auch 25 Km in etwa 2 Stunden. Tempoläufe macht er nur, wenn der Affe Zucker braucht, also nie ohne Lust dazu zu haben. Kurzum - kaum. Erstmals probiert hat er in diesem Jahr lange Einheiten von vier bis sechs Stunden. Interessant seine Variante, diese von irgendwo zu starten und als Punkt-zu-Punkt-Strecke nach Hause zu laufen. Verpflegung kauft er sich unterwegs bei den "4-Buchstaben" oder in ähnlichen Einkaufsmärkten.

Alle Deutschen Meisterschaftstitel über 100 km Straßenlauf
aktualisiert 10.10.12

Jahr Platzierung Ort Zeit/Std.
1993 2. Platz Rheine
6:50:18
1994 2. Platz Kiel Neuwittenbek 
6:48:30
1995 1. Platz Pfalzgrafenweiler
6:49:16
1996 2. Platz Hanau Rodenbach
6:46:20
1997 2. Platz Leipzig
6:57:42
1998 3. Platz Kiel Neuwittenbek 
6:59:39
1999 3. Platz Troisdorf
6:52:34
2000                 Keine Teilnahme, da erkrankt
2001 2. Platz Kiel-Neuwittenbek
6:59:29
2002                 Keine Teilnahme, da terminlich nicht möglich
2003
1. Platz
Endingen
6:54:36
2004 1. Platz Kienbaum
6:59:29
2005 1. Platz Leipzig
6:58:05
2006 1. Platz Rodenbach
6:57:19
2007 1. Platz Kienbaum
6:56:15
2008 1. Platz Kienbaum (korrekte Zeit 6:56:03)
6:56:17
2009 2. Platz Bad Neuenahr-Ahrweiler
7:36:43
2010
Keine
Austragung einer 100km DM  
2011 1. Platz Jüterbog
7:13:14
2012 1. Platz Rodenbach
7:12:33
Zwischen 1993 und 2012: 17 Medaillen bei 17 Teilnahmen
9x Gold, 6x Silber, 2x Bronze

Weitere bedeutende Wettkämpfe:
Biel: Sieger 1994 - 6:56:26 Std
Rennsteig: Sieger 1995
Swiss Alpine Marathon: 11 Teilnahmen - 2003 - 2. Platz, 2004 - 3. Platz
Marathon-Läufe: mehr als 50 Stück

Entscheidend für die Saison ist das Wintertraining. Nach einer in der Regel 2-monatigen Pause startet er im Dezember mit dem Training für die nächste Saison. Beim Aufbau spielt auch die Witterung eine Rolle, also ob der Winter es zulässt, gut zu trainieren.

Walter Wagner, 16.05.03, letzte Überarbeitung am 7.1.2013.
Fotos: LaufReport-Archiv und privat

Das Porträt "Michael Sommer" erstellte Walter Wagner (16.5.2003
Letzte Überarbeitung am 7.1.2013 - Fotos LaufReport & privat

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