Joachim Schulze

Geboren: 13.05.1942

Beruf: Rentner

früher Ingenieur für Elektronik/Dispatcher

Verein: VLG 1991 Magdeburg

Joachim Schulze ist mit Leib und Seele Läufer. Und eine gehörige Portion Talent steckte wohl schon in seinen Kinderschuhen. Talent und Trainingsfleiß haben den 63-jährigen Magdeburger zu einem der besten deutschen Marathonläufer seiner Altersklasse gemacht. Drei Mal Deutscher Meister der M60 in den Jahren 2002, 2004 und 2005 sowie eine Bestzeit von 2:49:49 h, die er als 60-Jähriger in Berlin aufgestellt hat, sind der eindrucksvolle Beweis.

Geboren und aufgewachsen ist Joachim Schulze in dem kleinen Altmark-Dorf Kusey im nördlichen Sachsen-Anhalt. Schon in frühester Kindheit war er ein begeisterter Läufer. „Wenn’s irgendwie ging, bin ich gelaufen“, erinnert er sich zurück. Mit einem Jugendfreund begann er nach Plänen des früheren Ausnahmeathleten Dr. Otto Pelzer zu trainieren. Zeitweise so intensiv, dass sogar seine schulischen Leistungen drunter litten.

Nach bestandenem Abitur begann die Grundausbildung beim Militär. Und damit fehlte zunächst die Zeit für den Sport. Erst als er an der Offiziersschule in eine Sportgruppe kam, standen wieder gezieltes Training und regelmäßige Wettkämpfe auf dem Programm.

Doch mehr als durchschnittliche Erfolge bei Armeesportfesten, Kreis- und Bezirksmeisterschaften konnte Joachim Schulze nicht verbuchen. Der ausbleibende Erfolg und die dienstlichen Belastungen ließen seinen sportlichen Eifer denn auch bald wieder erlahmen.

Und er machte eine Erfahrung wie viele andere auch: wenig Bewegung führt zu mehr Gewicht! Und wie viele andere machte er sich wieder auf den Weg: nur wegen der Gesundheit und ohne sportliche Ambitionen begann er erneut zu laufen. Und das Laufen half ihm auch in einer schwierigen Lebensphase Mitte der 70er Jahre. Wenn er seine Laufschuhe anzog und allein durch die Magdeburger Börde lief, dann konnte er abschalten von den Problemen des Alltags, oft auch Lösungen oder neue Ideen finden.

Diesen mentalen Kick beim Laufen schätzt er auch heute noch ganz besonders an seinem Sport. Obwohl er ihm aus beruflichen Gründen nicht immer treu geblieben ist. Erst mit dem Aufkommen der Laufbewegung Ende der 80er Jahre schloss er sich wieder einer Laufgruppe seines Betriebes an. Seinen ersten Marathon lief Joachim Schulze 1986 am Jersleber See nördlich von Magdeburg. Angesichts des eher unregelmäßigen Trainings übrigens in einer für einen Newcomer beachtlichen Zeit von 3:18 h. Es folgten der Schweriner Seen-Lauf und die 45km-Distanz über den Rennsteig. Beim Berliner Friedenslauf kratzte er mit 3:03 h erstmals an der Drei-Stunden-Marke. 1990 dann sein erster Berlin-Marathon. „Nach der Grenzöffnung war dieser Lauf mit dem Passieren des Brandenburger Tores ein ganz besonderes Erlebnis“, schwärmt Schulze noch heute.

Die Drei-Stunden-Grenze blieb weiterhin eine Schallmauer, an der er immer wieder scheiterte. Doch sein sportlicher Ehrgeiz war nun geweckt. Und darin wurde er bestärkt durch seine Lauf- und Lebenspartnerin Sabine Willberg.

Beide gehören der Volkslaufgemeinschaft (VLG) Magdeburg an, die Joachim Schulze 1991 mit etlichen anderen Laufbegeisterten mitbegründet hatte. Fortan trainierten sie meist zusammen nach Trainingsplänen, die der Harzer Lauftrainer Peter Greif für sie erarbeitet hatte.

Als Sabine beim Hamburg-Marathon 2000 in 2:57 h erstmals unter drei Stunden lief, Joachim aber erneut knapp scheiterte, schien er frustriert. Doch das Ziel aufgeben war nicht sein Ding. Joachim Schulze intensivierte vielmehr sein Training. Vor dem Hamburg-Marathon 2001 ging er sogar zwei Wochen ins Greif-Trainingslager. Und die hohen Trainingsumfänge brachten ihm die nötige Tempohärte. Mit 2:51 h blieb er endlich unter der Drei-Stunden-Marke und wurde damit auch noch norddeutscher Meister in der AK55.

2002 startete er beim Berlin-Marathon bereits in der M60. Nach einem erneuten Trainingslager am Tiroler Kühtai und bei idealem Laufwetter stellte er in 2:49:49 h seine persönliche Bestzeit auf und gewann damit erstmals in seiner AK die Deutsche Marathon-Meisterschaft. An diesem Tag war der Magdeburger so gut drauf, dass er sogar einen 500-Meter-Zwischenspurt einlegte, um den Landesrekord im Halb-Marathon zu knacken. Anders ein Jahr später als bei der DM Anfang Juni in Duisburg warme Temperaturen herrschten. „Ich bin kein Hitzeläufer“, weiß Schulze. Bei KM 26 musste er aufgeben.

Doch 2004 in Hannover und 2005 in Regensburg war wieder feucht-kaltes „Schulze-Wetter“ angesagt. Und in wiederum hervorragender Zeit (2:52:22h bzw. 2:53:19h) wurde Joachim Schulze erneut Deutscher Marathon-Meister der M60. Eine Leistung, auf die er mit Recht stolz ist. Ebenso wie die Landeshauptstadt Magdeburg, die ihn Ende Januar 2006 wieder als einen der erfolgreichsten Sportler der Stadt mit dem Ehrenabzeichen in Silber ausgezeichnet hat. Fast schon nebensächlich, dass er in Sachsen-Anhalt mehrfacher Landes-Cupsieger ist.

Seine Marathonläufe hat er nicht gezählt. „Ich bin kein Marathon-Sammler“, meint er, „zwei bis drei im Jahr reichen“. Der Swiss Alpine Marathon in Davos war sein bislang längster und schwerster Lauf, am schönsten aber war der Medoc-Marathon 2005. “Dieser Lauf-Karneval macht einfach nur Spaß“, so Schulze. Der Magdeburger ist ein vielseitiger Läufer, der zwischen 5 und 45 km alles läuft und es so auf 20 bis 30 Wettkämpfe im Jahr bringt. Unter 16 Minuten auf 5000 Meter und eine 36er Zeit auf der 10km-Distanz stehen zu Buche. Beim Halbmarathon liegt seine Bestzeit bei 1:23:34 h. Und Joachim Schulze ist ein begeisterter Bergläufer, der oft im Harz, im Thüringer Wald oder auch in den Alpen unterwegs ist. Selbst im Urlaub bleibt er aktiv, geht auf Bergtouren von Hütte zu Hütte oder zum Wasserwandern.

Doch momentan hat ihm der Arzt Ruhe verordnet. Das linke Knie ist lädiert, die Saisonplanung 2006 damit noch offen und an Meisterschaften nicht zu denken. Doch 2007 – dann in der M65 – will er wieder angreifen. Wenn er wieder zu alter Form findet, kann er sich sogar die Teilnahme an einer EM oder WM vorstellen. Und irgendwann will er sich noch seinen Traum vom New York Marathon erfüllen. Joachim Schulze – seit  2003 ein Läufer im (Un)Ruhestand.

Das Porträt "Joachim Schulze" erstellte Axel Künkeler

Fotos: Privat, Axel Künkeler

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