Wolfgang W. Schüler

Der Lauftherapeut und Autor Wolfgang W. Schüler

feiert Ende September seinen 65. Geburtstag

von Ralph Schmitt im September 2023 

Der in Wiesbaden geborene und dort lebende Wolfgang W. Schüler ist in der Öffentlichkeit vor allem als Lauftherapeut und Autor bekannt. Mit seinen Arbeitsschwerpunkten im Bereich der Lauftherapie liefert er immer wieder wertvolle Beiträge, mit denen er die Lauftherapie nicht nur dokumentiert, sondern auch weiterentwickelt. Besonders hervorzuheben sind sein Thema "Lauftherapie mit Kindern und Jugendlichen" und sein internationales Networking.

Der Jubilar ist schon immer vielseitig interessiert und aktiv. Neben seiner Tätigkeit in der Jugend- und Eingliederungshilfe spielt er Gitarre und betätigt sich auch als Singer-Songwriter. Früher trat er mit eigener Band und in einem Musikensemble auf. Auch heute noch nimmt er eigene Musik in Tonstudios auf. Ebenso beschäftigte er sich mit der Ölmalerei. Inspiriert vom Kunst-Leistungskurs am Oberstufengymnasium malte er Landschafts- und Porträtbilder, u. a. eines der englischen Pop-Sängerin Kim Wilde. Zudem fotografiert er gerne zu bestimmten Sujets.

Wolfgang W. Schüler ist studierter Sozialpädagoge (Dipl.) und Pädagoge (M.A.). Bevor er in den administrativen Bereich der Jugend- und Eingliederungshilfe wechselte, war er viele Jahre erzieherisch bei einem Jugendhilfeverbund für Heimgruppen und Tagesgruppen tätig. Und entwickelte Zugänge der Montessori-Pädagogik in die Erziehungshilfe.

Wie schon jetzt deutlich wird, trägt Wolfgang Schüler mehrere Herzen in seiner Brust. Wer ihn kennt, weiß auch, dass ein wichtiger Teil in seinem Leben die Familie ist: Schüler ist ein Familienmensch. Mit seiner Frau Beate, die ebenfalls Läuferin ist, hat er zwei Kinder und zwei Enkel.

Der Läufer

 

Wer Lauftherapeut ist, muss auch Läufer sein. Und Läufer ist Wolfgang W. Schüler schon seit 56 Jahren. 1967 nahm er, 9jährig, am 1. Wiesbadener Volkslauf teil. Es ist interessant, auf seine Karriere als Läufer zu schauen. Schon früh reizten ihn die längeren Strecken. Die seinerzeit altersgebundenen 1.000-m waren ihm zu kurz und zu schnell. Nach dem Motto "Wer will, findet seinen eigenen Weg" verlegte er sich bereits als Kind auf die Langstrecken - von Veranstaltern und Ordnern teilweise gerügt, aber doch geduldet. Nicht selten kam er im ersten Drittel der Männer Hauptklasse an - welch ein Ansporn für einen jungen Läufer! Als Jugendlicher absolvierte er 1974 erstmals einen Marathon. Da der Start von Minderjährigen nicht erlaubt war, meldete er sich bei den Wanderern an, die zeitgleich mit den Läufern starteten und lief einfach los. Im Ziel wurde er dann in die Laufwertung aufgenommen.

Schüler beim Lauftraining in den 1980er Jahren © W. Schüler

Seine persönlichen Bestzeiten im jungen Erwachsenenalter verdeutlichen, wie ausdauernd und zielgerichtet er trainierte. 10 km lief er in 35 Minuten, 25 km in 1:36 Stunden und seinen schnellsten Marathon in 2:56 Stunden. Er schloss zwei Dutzend Marathons im In- und Ausland erfolgreich ab. Seine längste wiederholt zurückgelegte Strecke waren die 100 km.

Seit den 2000er-Jahren bezeichnet sich Schüler als Genuss- und Erlebnisläufer. Und diesen Aspekt des Laufens lebt er ebenso aus wie in früheren Jahren die wettkampforientierte Seite. Nicht selten wird er dabei von seiner Beate begleitet, per pedes oder auf dem Rad.

Der Lauftherapeut und Autor

Obwohl Schüler 1991 "wie elektrisiert" war, als er las, dass am Deutschen Lauftherapiezentrum (DLZ) in Bad Lippspringe der 1. Ausbildungskurs zum Lauftherapeuten gestartet wird, meldete er sich erst zwei Jahre später zum dritten Kurs an.

1994 schloss er dann die Ausbildung unter Prof. Dr. Alexander Weber mit einer sehr guten Beurteilung ab. Anschließend war er von 1995 bis 2019 Dozent am DLZ und zusätzlich 16 Jahre lang Leiter der dortigen Aus- und Weiterbildungskommission, redaktioneller Mitarbeiter der DLZ-Rundschau und permanenter DLZ-Autor.

Schon 1985 - also weit vor dem Beginn der Lauftherapie-Ausbildungen am DLZ - arbeitete Schüler laufpädagogisch und -therapeutisch mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen in der Heimerziehung. Diesem Thema widmete er sich in vielen Facetten über einen langen Zeitraum. Hervorzuheben ist, dass er als Erster ein umfassendes, wissenschaftsbasiertes Lauftherapie-Theorie- und -Praxiskonzept für diese Zielgruppe entwickelte. 2014 fasste er sein Wissen aus 30-jähriger Beschäftigung mit dem Thema zusammen in "Lauftherapie mit Kindern und Jugendlichen. Psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit durch ausdauerndes Laufen" (Meyer & Meyer Verlag, Aachen, 432 S.!)

 
Schüler in seinem Arbeitszimmer © W. Schüler

Kommentare zum Buch:

Lebenswerk: Buch zur Lauftherapie mit Kindern und Jugendlichen

Gerade an der Veröffentlichung dieses Werks wird deutlich, dass man den Lauftherapeuten und Autor Wolfgang W. Schüler als Einheit betrachten muss. Er beschäftigt sich nicht nur mit der Lauftherapie und ihrer Umsetzung in die Praxis. Er geht weiter und entwickelt ein eigenes Konzept und stellt sein Wissen und seine Erfahrungen durch Veröffentlichungen und Lehre auch anderen zur Verfügung.

1994 war Schüler Gründungsmitglied des "Verband der Lauftherapeuten e. V." (VDL), einer Berufsvertretung. Auch hier arbeitete er von Beginn an aktiv mit. Er gründete und leitete die erste VDL-Fachgruppe. Heute schreibt er regelmäßig für die VDL-Mitglieder-Rundbriefe. Vor allem ist er seit 2011 VDL-Beauftragter für internationale Kontakte. Im Rahmen seines Arbeitsschwerpunktes "Internationales Networking" pflegt er den fachlichen Austausch, beantwortet Fragen bzw. unterstützt lauftherapeutisch Interessierte aus Europa, Amerika, Asien und Südafrika.

2012 unternahm er eine Studienreise in die USA zum Besuch von Dr. med. Thaddeus Kostrubala, dem Begründer der US-amerikanischen Lauftherapie, und von "Students Run LA", der Schüler-Lauforganisation in Los Angeles. Im Anschluss daran machte er die Arbeit beider in Deutschland bekannt. Von der ehemaligen International Association of Running Therapists (IART/USA) hat er in Person von Dr. Kostrubala, deren höchsten Ehrentitel verliehen bekommen: "Clavus Aurea Professor of Running Therapy". Bis zum Tod von Kostrubala in 2020 war er Europa-Sprecher der IART. Zudem fungierte er als Geburtshelfer der Lauftherapie-Ausbildung in Israel (Beginn 2020).

Schüler mit Lauftherapeutin Rachel Reingewirtz (Israel) und Lauftherapeut Douglas Gostlin (USA) beim Feldbergfestlauf/Taunus. © Schüler

Immer wieder schreibt Schüler werbende Beiträge über die Lauftherapie und die Lauftherapeutenausbildung, so in "LaufReport.de", "GermanRoadRaces.de" und "LAUFZEIT". Seine letzte Buchpublikation "Lauftherapeutin, Lauftherapeut - eine Qualifikation für dich?" (Hildesheim 2022) ist seine umfassendste allgemeine Darstellung zum Thema. Gerade dies führt dazu, dass die Lauftherapie im Bewusstsein einer breiteren Lauföffentlichkeit verankert wird und bleibt.

Zusammenfassend lassen sich folgende Arbeitsschwerpunkte von Schüler im Rahmen der Lauftherapie nennen:

- Lauftherapie mit Kindern und Jugendlichen
- Lauftherapie nach dem Paderborner Modell von Prof. Dr. Alexander Weber / DLZ
- Lauftherapie bei Menschen mit Blindheit
- Bibliografie der Lauftherapie
- Geschichte der Lauftherapie
- Internationales Networking

Hierzu hat er in gut 30 Jahren Hunderte von Artikeln und 16 Bücher geschrieben und herausgegeben. Einige Werke entstanden in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Alexander Weber und Dr. Klaus Richter. Manche seiner Artikel erschienen in englischer, spanischer und französischer Sprache. Hierzu zählen auch die Festschriften für zwei zentrale Wegbereiter der Lauftherapie:

Namhafte Persönlichkeiten schrieben für seine Bücher das Geleitwort und/oder Beiträge: die Wissenschaftler Prof. Dr. Wildor Hollmann, Prof. Dr. Gerhard Uhlenbruck, Prof. Dr. Alexander Weber, Prof. Dr. Detlef Kuhlmann und Dr. Thaddeus Kostrubala (USA). Aus der Läuferszene sind u. a. die Ikone des Marathonlaufs Kathrine Switzer (USA) und Katrin Dörre-Heinig sowie die Ultralauflegenden Werner Sonntag und Horst Preisler zu nennen, daneben auch Dr. Ludwig Schick (Erzbischof von Bamberg) und Hera Lind (Erfolgsautorin).

(v. l.) Schüler mit Prof. Dr. med. Hollmann und Prof. Dr. med. Uhlenbruck
an der Deutschen Sporthochschule Köln © W. Schüler

Schüler ist nicht nur zertifizierter Lauftherapeut (DLZ), sondern auch Lauftherapeut (IART/USA) und somit der einzige Europäer mit US-lauftherapeutischer Qualifikation. Außerdem ist er, ebenso wie seine Frau, Running-Guide von sehbehinderten und blinden Läufer/innen (LbB/CH). Beide haben die Schulung in Basel bei Gabor Szirt, Präsident von "Blind Jogging", durchlaufen.

Wolfgang W. Schüler zeigt seit Jahrzehnten einen permanenten und hohen persönlichen Einsatz für die Lauftherapie - er ist ein lauftherapeutisches "Perpetuum mobile". Sowohl als Individualist als auch als Teamplayer bringt er die Lauftherapie praktisch und theoretisch voran. Verbindet man seine Engagements mit seinen persönlichen Lauferfahrungen und seinem beruflichen Wirken, so zeigt sich eine klare Linie in seinem Läuferleben: von den eigenen Erfahrungen zum Einsatz in der Praxis mit Kindern und Jugendlichen hin zum Lauftherapie-Experten, der seine Kenntnisse aufschreibt, weiterentwickelt, veröffentlicht und lehrt. Er ist nicht nur national, sondern auch international ein Kenner der Lauftherapieszene und ein anerkannter Fachmann.

Der Komponist und Textdichter

Wie schon erwähnt, gibt es nicht nur den Läufer Wolfgang W. Schüler, sondern auch den Musikschaffenden. In viereinhalb Jahrzehnten sind zahlreiche Lieder zur Gitarre entstanden. Nun hat er sein Archiv geöffnet und für sein geplantes erstes Buch zu seiner Musik 50 Liedtexte ausgewählt, die für die verschiedenen Phasen seiner Beschäftigung mit der Musik und seines Songwritings stehen. Nach einem Blick in sein Manuskript so viel: Jedes Kapitel behandelt eine musikalische Phase. Schüler führt in sie ein, präsentiert dazugehörige Songtexte und rundet die Kapitel mit Fotos und Presseberichten ab. Das Buch wird mit einer Diskografie schließen, das Coverfoto wurde vom international renommierten Fotografen Thomas Wunsch aufgenommen, ein Geleitwort hat Dr. Holm Steinert verfasst. Bleibt nur eine Frage offen: Kommt auch das Laufen in den Liedtexten vor? Ja, in dreien. Das Erscheinen des Buches "Musikalische Aufbrüche. Meine Lieder" ist noch für dieses Jahres vorgesehen.

Neue CD in Vorbereitung © Th. Wunsch

Zeitgleich soll seine neue CD "Menschen" erscheinen. Auf ihr werden sich fünf autobiografische Lieder aus den letzten Jahren finden - Spieldauer ca. eine halbe Stunde. Diese wurden an der POP Akademie Baden-Württemberg in Mannheim produziert. Die CD wird über Schüler selbst erhältlich sein.

Dass musikalische Menschen in der Regel auch sprachenaffin sind, findet in Schüler mit seine Einlösung. Nach Schul-Englisch und -Französisch erwarb er Grundwissen der türkischen und schwedischen Sprache.

Was erwartet uns noch?

Da Wolfgang W. Schüler weder Ideen noch Elan ausgehen, werden wir uns für die kommenden Jahre auf weitere Engagements, Projekte und Veröffentlichungen von ihm einstellen können. Möge er weiterhin Freude an allem haben, was er tut. Der Autor gratuliert ihm herzlich zum 65. Geburtstag und wünscht alles Gute für das neue Lebensjahr und Lebensjahrfünft!

 

Der Autor: Ralph Schmitt, geb. 1969, ist seit seiner Schulzeit Läufer. 2002/03 absolvierte er am DLZ die Ausbildung zum Lauftherapeuten. Er war leistungsorientierter Hobbyläufer (Marathonbestzeit von 2:37:18 Std) und läuft mittlerweile überwiegend zur Erhaltung seiner körperlichen und psychischen Fitness. Er hat Lauf- und Lauftherapiekurse mit Jugendlichen durchgeführt und richtet sein Augenmerk heute auf das Laufen im Sportunterricht. Zur Lauftherapie hat er mehrere Beiträge veröffentlicht. Er ist Schulleiter an einer Förderschule in Bayern.

© R. Berg & W. Schüler

Das Portrait ‚Wolfgang W. Schüler‘ erstellte Ralph Schmitt im Sept. ´23

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