Portrait Manuel Ruhland

"2013 ist für mich ein Hammerjahr"

erstellt von Reinhold Daab im August 2013

Drei neue persönliche Bestzeiten über 10 km, Halbmarathon und Marathon. Kein Wunder, dass Manuel Ruhland das Jahr 2013 als "Hammerjahr" bezeichnet. Aber die eigentliche Krönung seines bislang erfolgreichsten Laufjahres soll erst noch folgen. Bei den Deutschen Straßenlaufmeisterschaften über 10 km strebt Manuel erstmals eine Zeit unter 31 Minuten an und zwei Wochen später will er bei den Hessischen Halbmarathonmeisterschaften aufs Podest laufen.

Wie Manuel Ruhland so weit gekommen ist und dass er diese Ziele trotz einiger herber Rückschläge heute anpeilen kann, hat er mir an einem heißen Sommerabend auf der "Zeil" in Frankfurt erzählt.

 

Manuel wurde 1985 in Frankfurt geboren, seine Mutter Marisa ist Spanierin und lebt seit 1964 in Deutschland, wo sie später auch seinen Vater kennen lernte. Fast sein ganzes Leben hat er in Dietzenbach verbracht, wo er seit 1988 wohnt. Nach der Schule hat Manuel im August 2003 eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker begonnen. Diese Ausbildung war aber nur Mittel zum Zweck, denn für Manuel stand früh fest, er wird Maschinenbau studieren.

Manuel und Marisa liefen beide beim HVB Citylauf in Aschaffenburg

Nach einem Jahr an der FOS Dreieich und 9 Monaten Zivildienst bei der AWO Dietzenbach konnte Manuel endlich zum Wintersemester 2009 mit dem ersehnten Studium an der FH Frankfurt beginnen. Ein Studienaufenthalt in Cadiz über zwei Semester von Juli 2010 bis Oktober 2011 ermöglicht ihm einen Doppelabschluss und befähigt ihn, später neben dem deutschen auch einen spanischen Titel zu führen. Manuel wird sein Studium voraussichtlich 2014 als Maschinenbau-Ing. abschließen.

"Ich war schon immer sportlich, habe vor der Schule geturnt, in der E-Jugend Fußball und zwischen dem 12. und 13. Lebensjahr Handball gespielt", berichtet Manuel über erste sportliche Erfahrungen, die jedoch nur kurz anhielten. Andere Freizeitaktivitäten waren sehr viel interessanter, so dass Manuel bis zum Alter von 19 Jahren keinen Vereinssport ausübte. Dafür stählte er seine Muskeln, besuchte 3-4 Mal pro Woche ein Sportstudio und übte drei Jahre lang die Kampfsportart "Wing Chung" aus. Sporadisch ging es ab und zu auch mal aufs Laufband.

Mit seinen Kumpels nahm Manuel nahezu untrainiert am Wiesbadener Berglauf "Auf die Platte" teil. An seinen ersten richtigen Wettkampf erinnert er sich noch ganz genau: "Mit 14 Jahren habe ich 1999 am Schülerlauf beim Steinberger Volkslauf teilgenommen. Über 2,2 km wurde ich in 6:48 min. Zweiter", erzählt er stolz. Leichtathletik wurde im Fach Sport in der 10. Klasse angeboten und die Teilnahme an einem Volkslauf über 5 km war Pflicht. "Wer eine Eins in Sport will, der muss mich schlagen", so stachelte Manuels Sportlehrer die Schüler damals an. In 20:04 min. war Manuel tatsächlich schneller, sein Lehrer hielt Wort und er bekam die versprochene Note.

Obwohl Manuel damals sehr viel rauchte, hatte er großen Spaß an dem Wettkampf. Sein Interesse am Laufsport war geweckt. 2003 nahm er erneut an dem Volkslauf teil, wobei er sich diesmal sogar etwas besser vorbereitete und 1-2 x pro Woche laufen ging. Das Ergebnis, 17:03 min. über 5 km, konnte sich sehen lassen. Nach der Anschaffung seines ersten eigenen Autos hatte Manuel kein Geld mehr für Zigaretten übrig und hörte mit dem Rauchen auf.

 

Eine gute Entscheidung, denn in 2005 ging es mit dem Laufsport so richtig los und da sollte die Lunge frei sein. Manuel nahm an vielen Volksläufen in der Region teil, seinen ersten Sieg holte er sich beim Kirchenlauf über 7 km in Heusenstamm. In dieser Zeit lernte er viele Läufer kennen und schloss sich einer Laufgruppe um Michael Weidl an, die für eine Marathonzeit unter 2:45 Std. trainierte. "Ich will das auch", schon nach kurzer Zeit reifte bei Manuel der spontane Entschluss, den Frankfurt Marathon zu laufen. Ohne richtige Vorbereitung und ohne einen einzigen langen Lauf ging er im Herbst 2005 an den Start. Das hatte unweigerlich zur Folge, dass er etwa bei km 35 einbrach und die restliche Distanz nur mit vielen Gehpausen hinter sich brachte. Sein Marathondebut beendete er zwar erst nach 3:35 Std., hatte aber von da an nur noch Marathon im Kopf.

Nicht selten auf der Bahn und im Dienste der Staffel und hier gegen Wolfram Müller

Für sein nächstes Ziel, den Marathon in Barcelona 2006 unter 3 Stunden, trainierte Manuel nach einem Trainingsplan von Herbert Steffny. Er verbesserte sich zwar gegenüber seinem ersten Marathon deutlich, verfehlte in 3:05 Std. aber trotzdem seine Vorgabe, wenn auch nur knapp. Also mussten neue Trainingspläne her, diesmal von Heiko Klimmer. Die Umstellung zeigte Wirkung. Beim letzten Vorbereitungslauf verbesserte Manuel seine Bestzeit über 10 km beim Mainuferlauf in Offenbach um über fünf Minuten auf 33:49 min.. Perfekte Voraussetzungen also für den Frankfurt Marathon 2006, sollte man meinen. Aber ein typischer Anfängerfehler sorgte erneut für Frust. "Ich bin viel zu schnell angegangen, in 2:50 Std. hatte ich zwar endlich die 3-Stunden-Marke geknackt, war aber trotzdem unzufrieden und kam ziemlich niedergeschlagen zu der Erkenntnis, dass Marathon wohl doch nicht mein Ding ist".

Im Winter 2006 lernte Manuel in Jügesheim Rainer Ulrich kennen, schloss sich dessen Trainingsgruppe an und trat im Folgejahr der LG Neu-Isenburg Heusenstamm bei. Fortan konzentrierte er sich wieder auf kürzere Strecken und Bahnläufe. Zum Trainingsprogramm gehörten erstmals auch Aufenthalte in einem Trainingslager in Spanien. Das Thema Marathon war (vorerst) abgehakt, Manuel absolvierte erfolgreich Straßenläufe und gewann nicht nur viele Wettkämpfe sondern auch neues Selbstvertrauen: "Ich kann gut werden". Die neue Stärke gipfelte darin, dass man 2009 gemeinsam wieder einen Marathon ins Auge fasste, diesmal mit dem großen Ziel: unter 2:30 Stunden. Aber es sollte nicht sein. Vor dem Marathon wurde Manuel krank. Er ging geschwächt ins Rennen, musste nach 24 km erstmals stehen bleiben und lief und ging dann abwechselnd bis ins Ziel. Nach 3:02 Std. war der Frust erneut groß und Manuel die folgenden 5-6 Wochen völlig kaputt. Seine nächste, bittere Marathonerfahrung.

 
Manuel in der Trainingsgruppe von Rainer Ulrich

Ein Trainerwechsel bei seinem Verein sorgte für neuen Schwung, unter Robert Schieferer entwickelte sich Manuel weiter und verbesserte 2010 seine 3000m Bestzeit in der Halle auf 8:45,06 Minuten.

 

Im Juli 2010 folgte der Umzug nach Cadiz. Auf die beiden Semester in Spanien freute sich Manuel ganz besonders. Die Sprache bereitete ihm keine Probleme, katalanisch hatte er von klein auf von seiner Mutter gelernt und die Studiensprache spanisch eignete er sich recht locker in einem Sprachkurs an. Er wollte in Spanien viel trainieren, aber bereits im August folgte der nächste Rückschlag, ein Knöchelbruch beim Strandbesuch. Nach 8 Wochen Gips und 4 Wochen auf Krücken fing Manuel im November sofort wieder an zu laufen, kaum dass die Ärzte ihm grünes Licht gegeben hatten.

Schnell fand er zu alter Form zurück, bereits im April 2011 lief er in Sevilla 32:41 min. über 10 km. In dieser Zeit erwachte auch sein Interesse für den Triathlonsport, weil sein Mitbewohner für einen Wettkampf trainierte. "Das wollte ich auch gerne machen". Jetzt hatte er nur noch Triathlon im Kopf, begann mit Schwimmtraining und kaufte sich ein gebrauchtes Rennrad. Nach seiner Rückkehr aus Spanien schloss er sich Ende 2011 der Triathlonabteilung von Eintracht Frankfurt an, wo er hervorragende Trainingsmöglichkeiten vorfand.

Seinen ersten Triathlon Wettkampf absolvierte Manuel im Mai 2012 beim "Kinzigman" in Langenselbold über die Sprintdistanz (500m/20km/5km) in etwa 58 Minuten und mit der besten Laufzeit aller Triathleten. "Das war eine absolut geile Erfahrung für mich, langfristig möchte ich mich mal an einen Ironman heranwagen".

 
Manuel Ruhland beim Volkslauf, hier HVB Citylauf Aschaffenburg. Und oben, Manuel Ruhland bei Deutschen Meisterschaften, hier Halbmarathon 2012 in Griesheim

Nach diesem Motivationsschub war auch plötzlich ein Marathon wieder Thema und was lag näher, diese bislang unvollendete Geschichte zum Saisonausklang 2012 mit dem Frankfurt Marathon fortzuschreiben. Ohne feste Zeitvorgabe klappte es diesmal nahezu perfekt. In 2:39:59 Std. hatte Manuel endlich auch sein lang ersehntes Erfolgserlebnis über die Marathonstrecke. "Ich war zufrieden, wollte aber noch schneller werden und überlegte, was in der Vergangenheit am besten für mich war und mich weiter gebracht hat". Das waren zweifellos die Trainingspläne von Heiko Klimmer, mit dem Manuel wieder Kontakt aufnahm, sich individuelle Pläne schreiben ließ und ab November 2012 exakt danach trainierte mit dem Ziel, seine Marathonzeit im Frühjahr in Hamburg zu verbessern.

Trainingspläne und Disziplin zeigten Wirkung. Nach dem Frankfurter Silvesterlauf in 33:22 Minuten, erzielte Manuel beim letzten Test vor Hamburg in Lintorf im April über 10 km sogar eine neue persönliche Bestzeit von 31:31 Minuten. "Ich wollte unbedingt da hin, um in die Bestenlisten zu kommen". Zwischendurch lief Manuel folgerichtig auch eine neue Halbmarathon Bestzeit in 1:10:51 Std. beim Lufthansa Halbmarathon in Frankfurt. In Hamburg passte dann schließlich alles: "2:32:02 Std., das war eine Punktlandung" und innerhalb weniger Wochen Teil drei von Manuels persönlichem "Hammerjahr".

Von seinem großen Ziel, eine 10 km Zeit unter 31 Minuten, ist Manuel nur noch eine halbe Minute entfernt. Ein Höhentraining in Frankreich soll die letzten Sekunden herauskitzeln. Ich bin nach dem Gespräch mit ihm überzeugt, dass er es schafft und für seine Willensstärke belohnt wird.

Bestzeiten

800 m Bahn
1:59,29 min
2007
Pfungstadt
1000 m Halle
2:37 min
2010
Frankfurt Kalbach
1500 m Bahn
4:05,53 min
2009
Pfungstadt
3000 m Halle
8:45,06 min
2010
Frankfurt Kalbach
5000 m Bahn
15:26,64 min
2010
Koblenz
10 km Straße
31:25 min
2013
Marburg
Halbmarathon
1:09:00 Std.
2013
Schotten
Marathon
2:32:02 Std.
2013
Hamburg
Verein: LG Neu-Isenburg/Heusenstamm

Das Porträt von Manuel Ruhland erstellte: Reinhold Daab
Fotos © LaufReport, Reinhold Daab, Thomas Guthmann und privat

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