Melanie Noll

Eine leidenschaftliche Bergläuferin

Furioser Auftakt im Jahr 2012

von Holger Czäczine im November 2013

Beim Rockie Mountainlauf in Rockenhausen lernte ich 2012 als LaufReporter im Einsatz Melanie Noll kennen. Melanie war im Februar des Vorjahres furios in die Berglauf-Saison gestartet. Da hatte sie quasi als Newcomerin den Donnersberglauf gewonnen und die besten Bergläuferinnen der Pfalz besiegt. Beim Rockie Mountainlauf 2012 über ca. 13 Kilometer stellte sie gleich einen neuen Streckenrekord in 57:49 Minuten auf.

Läuferische Anfänge mit 14 Jahren und ambitioniertes Lauftraining in Annweiler mit den ersten Berglaufsiegen

Am Trifelsgymnasium in Annweiler fand einmal im Jahr ein 4km-Waldlauf statt. Da sich Melanie dabei nicht zu sehr quälen wollte, beschloss sie spontan im Pfälzer Wald etwas zu üben. Hier entdeckte sie als 14jährige die schönen Laufstrecken vor ihrer Haustür und hat seit dieser Zeit am Laufen in der Natur einen richtigen "Narren gefressen". So lief sie viele Jahre mit ihrem Vater Gerhard und im Lauftreff Stein bei Klaus Walz. Zur ambitionierten Läuferin wurde Melanie aber erst im Jahr 2011 im Alter von 27 Jahren, als sie sich dem TSV Annweiler anschloss. Das Training in der Annweiler Gruppe zahlte sich dann auch im September aus, als Melanie beim Pfälzer Wald-Halbmarathon in Pirmasens und beim Trifels-Lauf in Annweiler gleich zwei Siege landete.

Beim TSV Annweiler lernte sie Anfang des Jahres 2012 auch den erfahrenen Bergläufer Norbert Schwartz kennen, der nun für sie zu einem wichtigen Trainingspartner wurde. Norbert merkte, dass sich Melanie vor allem in den Bergen sehr wohl fühlte und so fuhren sie im Februar 2012 gemeinsam zum Donnersberglauf nach Steinbach. Melanie ging schon etwas skeptisch in dieses Rennen, denn ihr erschien die Distanz für sie viel zu kurz. Außerdem liebt sie auch heute noch die langen entspannten Trainingsläufe ohne Leistungsdruck in der Natur.

 

Zu Ihrer Überraschung gewann sie den Donnersberglauf 2012 souverän und bezwang mit Tanja Grießbaum die Zweite des Pfälzer Berglaufpokals 2011. Jetzt war die Wettkampfläuferin Melanie Weiß, wie sie mit ihrem Mädchennamen hieß, richtig in der Laufszene angekommen. Nun stand Mitte März 2012 der Nanstein-Berglauf bei Landstuhl an. Auch hier ließ sie Tanja Grießbaum und die Haßlocherin Eve Rauschenberg hinter sich. Ende März 2012 gewann Melanie mit dem Rockie Mountainlauf von Rockenhausen auf den Donnersberg auch ihren dritten Berglauf, und das nicht einfach so. Sie stellte in 57:49 Minuten einen famosen Streckenrekord für die gut 13 bergigen Kilometer auf.

Sehr bescheiden äußerte sich Melanie mir gegenüber nach diesem Lauf zu ihren weiteren Ambitionen. Sie sehe sich auch nach drei Siegen in Folge nicht als Favoritin im Pfälzer Berglaufpokal. Melanie wollte einfach weiter das Laufen in der Natur genießen und strebte keine Starts bei Straßenläufen an.

Auch im Schneetreiben behauptete sich Melanie Noll beim Donnersberglauf und wiederholte 2013 den Sieg, der sie im Jahr zuvor in den Fokus der Szenebeobachter rückte

Biografie, Schule und Beruf

Melanie ist 1984 in Landau geboren und wuchs in Waldrohrbach und Gossersweiler-Stein auf. Nach dem Besuch der Grundschule in Gossersweiler-Stein wechselte sie zunächst auf die Realschule in Annweiler und ab der 7. Klasse auf das Trifelsgymnasium im gleichen Ort. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der VR Bank Südliche Weinstraße eG mit Sitz in Bad Bergzabern. Später nahm sie ein nebenberufliches Bachelor-Studium bei der Steinbeis-Hochschule (in Kooperation mit der Akademie deutscher Genossenschaften in Montabaur) auf und schloss es 2010 erfolgreich ab. Sie arbeitet in Bad Bergzabern in einem Team als Kreditsachbearbeiterin und ist bereits 10 Jahre bei der VR-Bank tätig.

Deutsche Berglaufmeisterin 2012 in Zell am Harmersbach und Start in die Saison 2013, gespickt mit internationalen Starts

Ihren bisher größten Coup landete Melanie Anfang Oktober 2012 als sie überraschend beim Brandenkopf-Berglauf im Schwarzwald Deutsche Meisterin wurde. Hier schockte sie die etablierten Bergläuferinnen aus ganz Deutschland und auch der DLV-Berglaufwart Wolfgang Münzel kam aus dem Staunen nicht heraus. Aber für Insider kam dieser Sieg nach den souveränen Auftritten bei den Bergläufen in der Pfalz nicht von ungefähr. Nun übernahm der Pfalz-Marathonrekordler Hans-Jürgen Eichberger die Trainingsplanung der 28jährigen Athletin.

Als Deutsche Meisterin wurde sie nun in den Perspektivkader Berglauf des DLV aufgenommen. 2013 ging ihre Berglauf-Siegesserie in der Pfalz so weiter wie im Vorjahr begonnen. Sie ließ ihren Konkurrentinnen bei allen Läufen souverän hinter sich. Als Kontrastprogramm stellte sich Melanie auch der Konkurrenz auf der Bahn und bei Straßenläufen. Im April wurde sie beim Heimspiel in Annweiler Pfalzmeisterin über 10.000 Meter in starken 37:06 Minuten. Ende Juli holte sie sich in Kaiserslautern auch den Pfalztitel im Straßenlauf über 10 km in 38:06 Minuten.

Bereits Ende Mai qualifizierte sich Melanie Noll beim Gamperney-Berglauf bei Grabs im Schweizer Kanton St. Gallen für die Berglauf-Europameisterschaft in Borovets (Bulgarien). Hinter der kenianischen Siegerin Cynthia Chepchirchir Kosgei (43:29min) und zwei starken Läuferinnen aus der Schweiz wurde Melanie auf der schweren 8,8km-Strecke (720 Höhenmeter) hervorragende Vierte in 44:56 Minuten. Überzeugend war auch ihr Auftritt beim Berglauf am Grand Ballon unweit von Colmar im Elsass Anfang Juni 2013. Im Duell mit der europäischen Berglauf-Elite kam sie auf einen sehr guten 9. Platz. Nun war Melanie optimal auf ihren Start bei der Berglauf-EM im bulgarischen Borovets vorbereitet.

 
Melanie Noll beim Rockie-Mountainlauf 2013

Berglauf-Europameisterschaft Angang Juli 2013 in Borvets (Bulgarien)

 

Mit dem Team der deutschen Berglauf-Nationalmannschaft ging es ins Rila-Gebirge in den kleinen Wintersportort Borovets auf 1300m Höhe, der etwa 70 km von der Hauptstadt Sofia entfernt ist. Die Strecke wurde auch von den europäischen Berglaufexperten als brutal hart bezeichnet. Der Start befand sich auf 1830m Höhe und das Ziel auf 2360m. Melanie hatte natürlich vor ihrem ersten Start im Nationaltrikot etwas Lampenfieber. Aber ihre Zimmerkollegin Birgit Unterberger aus Potsdam (u.a. Vize-Europameisterin im Berglauf im Jahr 2000) gab ihr wertvolle Tipps und so legte sich bei Melanie Noll etwas die Aufregung. Dann ging es los, schwere 8,8 Kilometer (1027 Höhenmeter) waren zu bewältigen. Melanie teilte sich ihre Kräfte gut ein und überholte erst auf der zweiten Streckenhälfte Birgit Unterberger. Im Ziel konnte sie sich über einen sehr guten 18. Platz bei ihrem EM-Debüt in 57:38 Minuten freuen. Ihre Teamkollegin kam in 58:25 auf Rang 23 von 64 Finishern. Die Annweilerin hatte jetzt ihren Platz in der europäischen Berglauf-Szene gefunden.

Gut in Form bei den Bergläufen im Sommer 2013

Nach der EM in Bulgarien nutzte Melanie ihre gute Form und startete noch beim bekannten Tote Mann Berglauf in Oberried bei Freiburg. Bei heißen Temperaturen legte sie einen tollen Start-Ziel-Sieg über die 8,4km (750Höhenmeter) in 44:52 Minuten hin. Sie erreichte das Ziel mit fast anderthalb Minuten Vorsprung vor der Zweiten Jutta Brod vom TV Konstanz. Ende August stellte sich Melanie Noll der starken Konkurrenz beim Kitzbüheler Horn-Bergstraßen-Lauf über 12,9 km (1234 Höhenmeter), der von Kitzbühel aus auf 2000m Höhe führte. Hier wurde sie in 1:14:46,8 Stunden sehr gute Vierte hinter der Europameisterin und derzeit weltbesten Bergläuferin Andrea Mayr aus Österreich, der Kenianerin Joyce Kiplimo Jemutai und Karin Freitag, die ebenfalls die österreichischen Farben vertrat.

Deutsche Meisterschaft 2013 beim Hochfelln-Berglauf in Bergen im Chiemgau

 

In guter Form ging Melanie Noll das Unternehmen Titelverteidigung in den Chiemgauer Alpen (8,9km und 1074 Höhenmeter) an. Allerdings konnte Melanie am letzten September-Wochenende natürlich nicht so unbeschwert ins Rennen gehen wie vor Jahresfrist. Die Konkurrenz war diesmal auch um einiges stärker als 2012.

Es wurde das erwartet schwere Rennen und die Annweilerin lief mit Platz 4 knapp am Podest vorbei. Der Meistertitel ging an die Potsdamerin Birgit Unterberger im Trikot des OSC Berlin. Platz 2 und 3 holten sich die Saarbrückerin Michaela Schedler und die Thüringerin Nicole Kruhme. Als kleines Trostpflaster konnte Melanie noch verbuchen, dass sie die schon mit nationalen Lorbeeren geschmückte Hanauerin Kerstin Straub-Bertsch auf Platz 5 verweisen konnte. Aber ehrgeizig wie Melanie nun einmal ist, war sie mit der "Holzmedaille" nicht zufrieden.

Melanie Noll beim Hochfelln Berglauf 2013. Sie wurde bei der Beglauf DM Vierte

Sehr guter Saisonausklang 2013 bei den Bergläufen in der Pfalz

Melanie überwand den DM-Frust schnell mit tollen Erfolgen bei den 3 ausstehenden Läufen des Pfälzer Berglaupokals in Bad Dürkheim, am Potzberg und der Kalmit im Oktober und November. Während Bad Dürkheim erst mal ein relativ lockerer Sieg wurde, drehte sie im November nochmal richtig auf. Am Potzberg gab sie schon mal richtig Gas und eine Woche später verbesserte sie ihren eigenen Streckenrekord aus dem Vorjahr an Maikammers Hausberg, der Kalmit, um 15 Sekunden auf 36:12 Minuten. Jetzt war die Welt für die ‚Spaßläuferin' aus Gossersweiler-Stein wieder in Ordnung!!! Nun kann sie in Ruhe nach der langen Berglaufsaison in die Regeneration gehen und 2014 wieder angreifen. Die Berglauffans in der Pfalz und ganz Deutschland dürfen gespannt sein, wo die Reise der leidenschaftlichen Natur- und Bergläuferin an der Seite ihres erfahrenen Trainers Hans-Jürgen Eichberger noch hin geht.

Das Porträt "Melanie Noll" erstellte Holger Czäczine
Fotos © Holger Czäczine, Winfried Stinn, LaufReport Archiv

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