Sigrid Mutscheller

... sieht Babyfreuden entgegen

Portrait der sechsfachen Weltmeisterin im Wintertriathlon

von Winfried Stinn im Januar 2009

Die Wintertriathlon-Szene muss wohl eine Zeitlang ohne ihren Top-Star Sigrid Mutscheller auskommen. Eigentlich war bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften auf ihrer "Hausstrecke" in Freudenstadt-Kniebis ein Jubiläum fällig. Nach neun deutschen Meisterschaften wäre wohl der zehnte nationale Titelgewinn nur eine reine Formsache gewesen. Doch wenige Tage vor den Meisterschaften teilte der Veranstalter in einer Presseerklärung mit, dass Sigrid Mutscheller nicht am Start sei. Allerdings beruhe ihre Absage auf einem erfreulichen "Zwischenfall", einer Babypause. "Seit kurz vor Weihnachten ist alles im grünen Bereich und ich freue mich darauf, im Sommer Mama zu werden", so die sechsfache Weltmeisterin.

Bei den deutschen Meisterschaften unterstützte sie diesmal den Moderator. "Ich hatte keine Probleme damit bei der deutschen Meisterschaft nur zuzuschauen und zu kommentieren. Das hat auch mal Spaß gemacht." Je sechs Titel bei Welt- und Europameisterschaften, vier Weltcup-Gesamtsiege und neun Deutsche Meisterschaften hat sie allein im Wintertriathlon gewonnen, drei Silbermedaillen bei Weltmeisterschaften und zweimal Silber bei Europameisterschaften, sowie unzählige Mannschaftsgoldmedaillen ergänzen ihre eindrucksvolle Erfolgsbilanz. Dazu kommen Siege und vordere Platzierungen im Skilanglauf, Laufen, Duathlon und Triathlon.

Sigrid Mutscheller gewinnt im Vorjahr ihre sechste WM-Goldmedaille Sigrid Mutscheller beim Siegerinterview Sigrid Mutscheller auf dem Mountainbike

Im Vorjahr erlebte die gebürtige Passauerin, die im württembergischen Aidlingen lebt, bei den Wintertriathlon Weltmeisterschaften in Kniebis eines ihrer schönsten sportlichen Erlebnisse. Sie hatte zunächst überlegen ihren sechsten Weltmeistertitel gewonnen und führte einen Tag später die deutsche Staffel zur Goldmedaille. "Der Gewinn der Weltmeisterschaft vor einem Jahr war für mich mein Karrierehighlight - eine Weltmeisterschaft im eigenen Land und noch dazu vor der Haustüre zu gewinnen - das kommt in einer Sportlerlaufbahn nicht so oft vor."

Fünf Jahre lang war Sigrid Mutscheller, viele kennen sie noch unter ihrem Mädchennamen Lang, bei internationalen Meisterschaften ungeschlagen. Das bedeutet aber auch, dass sie ständig die Favoritenrolle inne hat. Damit musste sie nun seit Jahren leben. Doch mit diesem Druck wurde sie gut fertig, den Druck spüre sie zwar, den mache sie sich auch selbst. "Aber ich habe in den vergangenen Jahren allen gezeigt, was ich kann und musste niemandem mehr beweisen, dass ich ganz vorne an die Weltspitze dazugehöre. Ich habe mich auf jedes Rennen gefreut und mein Bestes geben", sagte sie unmittelbar nach ihren zwei WM-Gewinnen im Vorjahr.

"Ich betreibe Sport seit ich auf den Beinen stehen kann", erzählt die 33-jährige Athletin, die seit August 2006 mit Uli Mutscheller, dem Organisator des Coolman-Wintertriathlon, verheiratet ist. Turnen, Leichtathletik, Skilanglauf und Reiten begeisterte sie als Kind. Schon im Alter von sechs Jahren bestritt sie ihre ersten Wettbewerbe im Skilanglauf. Zwischen 1993 und 1997 war sie Mitglied der Nationalmannschaft im Skilanglauf. 1994 wurde sie im Skilanglauf Deutsche Jugendmeisterin, zwei Jahre später mit der Staffel Vize Weltmeisterin bei den Juniorinnen.

Sigrid Mutscheller bei der diesjährigen DM Co-Moderatorin Sigrid Mutscheller in der Wechselzone Sigrid Mutscheller bei der Siegerehrung

"Die Zukunftsperspektiven, als Langlaufprofi leben zu können, waren damals relativ schlecht. Das deutsche Skilanglaufteam war nicht so erfolgreich wie heute. Deshalb entschied ich mich zum Studium in Freiburg. Rad-, Lauf- und Skilanglauftraining machte ich dabei immer weiter und nahm eines Tages, eher aus Experimentierfreudigkeit, zum ersten Mal an einem Wintertriathlon teil. Der Wettkampf lief gleich ganz gut, und ich bereitete mich gezielt auf diese Wettkämpfe vor und hatte dadurch auch immer mehr Erfolg." Seit 1998 ist sie Mitglied der Wintertriathlon Nationalmannschaft und startet für das Team multisportsnetwork Aidlingen. Schon 1999 wurde sie Vize-Weltmeisterin. Von da an ging es nur noch bergauf. 2000 gewann sie die erste Europameisterschaft und 2001 folgte der erste WM-Titel. 2003 gab es bei den Europa-und Weltmeisterschaften jeweils die Vizemeisterschaft, danach begann aber eine einmalige Siegesserie, die bis heute anhält.

Doch für diese Erfolge muss die Gymnasiallehrerin (Sport und Deutsch) hart arbeiten. "In der Regel trainiere ich zweimal am Tag, vor und nach der Schule. So komme ich auf 15-25 Stunden pro Woche. Das bedeutet, dass ich oft schon um 6.00 Uhr morgens meine erste Einheit absolviere, dann in die Schule gehe und abends von 18.00-21.00 Uhr die zweite Einheit ansteht. Im Trainingslager kommt meist noch eine Einheit dazu. Die meisten Trainingseinheiten kann ich von zu Hause aus machen bzw. in näherer Umgebung. Schwieriger und zeitaufwändiger wird es im Winter, wenn ich dem Schnee hinterherfahren muss." Die Faszination Wintertriathlon liegt für Mutscheller in der Kombination aus drei sehr schönen und abwechslungsreichen Outdoor-Sportarten, begründet. "Es wird nie langweilig im Training und ich brauche auch keine anderen Sportarten zum Ausgleich."

Nun ist erst einmal Pause. Doch auf immer wird wohl die Wintertriathlonszene auf ihr Aushängeschild nicht verzichten müssen. Ein Comeback nach der Babypause ist geplant. "Mein Ziel ist es schon wieder im Wintertriathlon dabei zu sein. Das ist alles eine Frage der Organisation, da bin ich mir sicher, dass wir das hin bekommen."

Homepage: www.sigrid-lang.de

Das Portrait "Sigrid Mutscheller" erstellte Winfried Stinn
Fotos © Winfried

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