Wolfgang Münzel - ein Porträt

Der erfolgreiche Sportler & Funktionär wurde 60

700 Wettkämpfe in 30 Jahren / 23 Deutsche Meisterschaften

erstellt von Winfried Stinn im November 2012

Wolfgang Münzel, der in seiner aktiven Laufbahn als Langstreckenläufer nationale und internationale Erfolge feierte wurde am 15. November 60 Jahre alt. Auf nationaler Ebene gewann Münzel in der Aktivenklasse und in den verschiedenen Seniorenklassen 23 Deutsche Meisterschaften, davon zwölf Einzeltitel, vier Vizemeisterschaften und fünf dritte Plätze. Sieben Mal gewann er die Süddeutsche Meisterschaft. Dazu kommen unzählige Titel bei Unterfränkischen-, Bayrischen- und Hessischen Meisterschaften. Er sammelte Titel und Medaillen über verschiedene Distanzen wie Marathon, 25 km, Cross, 10.000 Meter, 5000 Meter, 3000 Meter Hindernis. Besonders erfolgreich war er im Berglauf, wo er auch international für Schlagzeilen sorgte. Acht Mal wurde der gebürtige Gräfendorfer vom Deutschen Leichtathletikverband für Berglauf Weltmeisterschaften (damals Berglauf Weltcup) nominiert. Dabei erreichte er fünf Top-Ten Plätze. 1986 gewann er in Keswick/ Großbritannien die Bronzemedaille in der Einzelwertung. Drei Mannschafts-Bronzemedaillen ergänzen die eindrucksvolle Erfolgsbilanz.

700 Wettkämpfe in rund 30 Jahren bestritt Münzel, der mit seiner Frau, der früheren bayrischen Landtagsabgeordneten Petra Münzel im fränkischen Erlenbach lebt. Schon während seiner erfolgreichen Laufbahn begann er seine Karriere als Funktionär beim Deutschen Leichtathletikverband (DLV) und beim Berglauf Weltverband (WMRA).

 
Wolfgang Münzel mit den WMRA-Mitgliedern (von links):
Nancy Hobbs, Bruno Gozzelino und Tomo Sarf

Bevor Münzel seine Leidenschaft als Läufer entdeckte, spielte er begeistert Basketball. Seine ersten Basketball Erfahrungen machte er als Gymnasiast und spielte später mit dem TSV Karlstadt in der Oberliga. Dort hatte er die Position des Centers inne. Bei 49 Punkten liegt sein Rekord. Schon als "Basketballer" fielen seine läuferischen Qualitäten auf. Als er 1976 sich entschloss, sich aufs Laufen zu konzentrieren, ließen auch hier die Erfolge nicht lange auf sich warten. Schon im ersten Jahr als Läufer lief er bei einem Uni-Sportfest in Würzburg die 5000 Meter in 15:47 Minuten. Seinen ersten größeren Erfolg feierte Münzel 1978 als er bei den Bayrischen Meisterschaften über 3000 Meter in 8:46 Minuten als Dritter den Sprung aufs Siegerpodest schaffte. 1982 gewann er mit der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft im Marathon seinen ersten von 23 deutschen Meisterschaftstiteln.

Von da an ging es bergauf, und das im doppelten Sinne des Wortes. Bergläufe ergänzten ab 1986 seinen ohnehin schon umfangreichen Wettkampfplan. Und auf die Berge lief Münzel von Erfolg zu Erfolg 1990 wurde er in Isny Deutscher Berglaufmeister, nachdem er sich schon 1987 und 1988 Silber- und Bronze erkämpfte.

 

Schon zwei Jahre zuvor schaffte er mit dem Gewinn der Bronzemedaille beim Berglauf Weltcup in Keswick/Großbritannien den internationalen Durchbruch. Neben den Meisterschaften gewann Münzel viele nationale- und internationale Klassiker. Noch heute sind, rund 25 Jahre nach seinen größten Erfolgen, einige Streckenrekorde gültig. "Berglauf hat mich besonders fasziniert. Es war immer ein tolles Gefühl, oben am Gipfel zu stehen, nach unten zu schauen und zu dir zu sagen - das hast du geschafft. Ich brauchte für den Berglauf nicht speziell zu trainieren. Die Bergläufe und Straßenläufe haben sich gegenseitig bedingt. Durch die Bergläufe steigerte sich meine Ausdauer, die Straßen- und Bahnläufe brachten die Schnelligkeit." - "Meine Hauptmotivation bei allen Läufen, egal ob Berg, Cross, Straße oder Bahn war es immer in der Spitzengruppe zu laufen und zu gewinnen." Je nach Ziel hatte Münzel einen Trainingsumfang zwischen 100 und 180 km pro Woche.

Trotz seiner Erfolge im Berglauf nahm Münzel weiterhin an Straßen, -Bahn- und Crossläufen teil. Zwischen 1982 und 2002 startete er bei 30 Marathons, davon lief er 15 Marathons in Zeiten zwischen 2:20 und 2:25 Stunden. Seine Marathonbestzeit lief er 1982 in Frankfurt mit 2:20:29 Sunden. Besonders gerne startete Münzel im Ausland. Sieben Mal war er beim Singapur Marathon. "Mein erster Start beim Singapur Marathon war auch mein schönstes sportliches Erlebnis. Ich war auf Einladung des Organisationskomitees dort. Das war wie ein Traum. Ich war zuvor noch nie in Asien. Es war ein Hitzelauf mit 30 Grad Celsius in der Adventszeit. Ich wollte einen Platz unter den ersten Zehn. Als elfter verpasste ich mein Ziel knapp, dennoch war ich zufrieden und begeistert." 1994 bestritt er in Singapur seinen letzten Lauf im Ausland. Mit seinem 700. Wettkampf beendete er 2011 in seiner Heimat Erlenbach seine so erfolgreiche Karriere.

Wolfgang Münzel beim Stadtlauf in Darmstadt ... auf dem Weg zur Loreley ... ... und in Lohr am Main

Seit 1988 ist Wolfgang Münzel beim Deutschen Leichtathletikverband Fachberater für den Berglauf und seit 1997 Councils Mitglied beim Berglauf Weltverband. "Die Anerkennung des Berglaufs als gleichwertige Disziplin gegenüber Bahn- und Straße, betrachtete ich von beginn an meiner Funktionärsarbeit als meine Hauptaufgabe. Dazu gehört die Förderung und Unterstützung des Berglauf Kaders, Planung und Durchführung von Trainingslagern, die Gleichstellung bei der Ausrüstung mit den olympischen Laufdisziplinen. Wenn ich bedenke, dass wir in den ersten Jahren die Trikots wieder abgeben mussten, von Trainingsanzügen ganz zu schweigen, hat sich hier vieles zu Gunsten der Athleten getan", so Münzel.

"Weitere Ziele waren und sind die Popularität des Berglaufs zu steigern, die Medien auf den Berglauf aufmerksam machen, der Weltspitze attraktive Strecken und Veranstaltungen, einschließlich Preisgelder, anzubieten und junge Athleten/-innen fürs Berglaufen zu begeistern. Fortschritte sind zu sehen, auch wenn wir noch viel Arbeit vor uns haben. Trotz aller Kritik einiger Nörgler aus Bayern, auch die rein sportliche Bilanz kann sich sehen lassen. Wichtig ist für mich, dass die Athleten an erster Stelle stehen", führt Münzel weiter aus.

 

Dass das nicht immer der Fall ist, musste Münzel am eigenen Leib erfahren. Bei der Fahrt zur Süddeutschen Meisterschaft (1979 Saarbrücken), hier wollte Münzel über 3000 Meter Hindernis starten, hatte er eine Autopanne und kam daher fünf Minuten zu spät zum Stellplatz. Bis zum Start waren es aber noch 55 Minuten. "Wegen einer Verspätung von fünf Minuten durfte ich nicht starten, alle Argumente, dass ich wegen der Autopanne unverschuldet zu spät war, nutzten nichts. Das konnte ich nicht verstehen. Ich war unheimlich enttäuscht, als Vizemeister des Vorjahres war ich Mitfavorit." Dieses Erlebnis hat seine Arbeit als Funktionär mit geprägt.

Wolfgang Münzel als Trainer mit zwei Athleten - Christian Weis (169) und Fabian Pfeifer - seines Heimatvereins FC Eichelsbach

Trotz seiner unendlich vielen Läufe und seiner Funktionärstätigkeit war und ist immer noch viel Zeit für seine Hobbys, wie Fußball, Basketball, Münzsammeln und Reisen. Das Reisen ließ sich ja eh gut mit dem Laufen und der Funktionärstätigkeit verbinden. Rund 100 Mal startete er im Ausland und konnte so die Schönheiten der unterschiedlichen Länder genießen. "Ein Journalist bezeichnete mich mal als Boris Becker des Berglaufes, da ich auf allen Kontinenten Wettkämpfe bestritt und so ständig mit dem Flugzeug unterwegs war und in unendlich vielen Hotels übernachtet habe."

Von seiner aktiven Zeit als Läufer schwärmt Münzel: "Auch wenn mir die Arbeit als Funktionär viel Freude macht, vermisse ich heute das Leben als Profiläufer. Es war eine tolle Zeit mit vielen positiven Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Besonders wird mir in Erinnerung bleiben, dass wir Läufer wie eine große Familie waren. Wir hatten immer viel Spaß. Gegner waren wir nur im Rennen", analysiert Münzel seine erfolgreiche Laufbahn mit wenigen Worten.

Das Porträt von Wolfgang Münzel erstellte: Winfried Stinn
Fotos © Winfried Stinn und LaufReport Achiv

Zu weiteren Portraits bei LaufReport klick HIER

Zu aktuellen LaufReport-Inhalten klick HIER

© copyright
Die Verwertung der Texte und Fotos, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung auch in elektronischer Form, ist ohne Zustimmung der LaufReport.de Redaktion (Adresse siehe unter IMPRESSUM) unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt.