Portrait Matthias Müller

vom Deutschen Meister im Duathlon ...

... zum Pacemaker der besten deutschen Marathonfrauen

von Holger Czäczine im Februar 2013

Als ich den Frankfurt Marathon 2012 im HR-Fernsehen live verfolgte, wurde neben dem schnellsten deutschen Läufer Sören Kah, der Tempomacher von Lisa Hahner, Matthias Müller, am meisten ins Bild gesetzt. Wer ist dieser Matthias Müller? Diese Frage möchte ich in diesem Portrait beantworten. Im Rahmen der 31. Rheinzaberner Winterlaufserie 2012/2013 kam ich mit dem noch 31jährigen Wahl-Weinheimer ins Gespräch.

Vom Fußballer zum Läufer und Triathlet

Bevor Matthias zum Laufen kam, spielte er bis zu seinem 12. Lebensjahr beim Karlsruher Vorortverein ASV Wolfartsweier aktiv Fußball. Sein erster ernsthafter Start bei einem Lauf war der Karlsruher Halbmarathon im Jahr 1997, den er als 16jähriger in 1:37:28 Stunden lief und immerhin ohne systematisches Training Siebter der B-Jugend wurde. Dieser Stadtlauf ging unter anderem durch den Oberwald seiner Heimatstadt Karlsruhe, wo er im selben Jahr seine ersten Trainingsläufe gemacht hatte. Der Oberwald wurde später auch sein Lieblings-Trainingsrevier in Karlsruhe.

Matthias als Libero beim ASV Wolfartsweier Sein erster Halbmarathon 1997 in Karlsruhe

Im Sommer des gleichen Jahres hatte sich der junge Karlsruher, angespornt durch den Tour de France-Sieg von Jan Ullrich, sein erstes Rennrad gekauft. Es blieb also für ihn nicht nur beim Laufen und Matthias entdeckte jetzt so richtig die Leidenschaft für den Ausdauersport. So fand er nach vorher eher ungeschickten Versuchen im Kraulschwimmen im Herbst 1997 den Weg zu den Triathleten des SSC Karlsruhe. Etwa drei Jahre war Matthias als Triathlet unterwegs, aber leider konnte er sich im Schwimmen nicht weiter steigern. Da parallel seine Laufleistungen immer besser wurden, konzentrierte er sich von jetzt an mehr aufs Laufen. Der ersten Erfolg stellte sich dann auch schon im September 1998 mit dem 2. Platz in der männlichen Jugend A in starken 1:19:23 Stunden beim Baden-Halbmarathon in Karlsruhe ein.

Intensives Training und zahlreiche Landesmeistertitel

Der erste richtige Trainer von Matthias Müller war Bernd Seith von der LG Karlsruhe. Bernd Seith war zu seinen Athleten fordernd und so lernte hier Matthias vor allem, dass die Erfolge nicht vom Himmel fallen, sondern nur durch konsequentes und zielstrebiges Training erreicht werden können. Das Training mit den Karlsruher LG-Leichtathleten zahlte sich aus und mündete für Matthias in zahlreichen Baden-Württembergischen-Meistertiteln über 3000 und 5000 Meter sowie im Crosslauf. So wurde er unter anderem im Jahr 2000 in exzellenten in 8:49 Minuten Baden-Württembergischer Hallenmeister der A-Jugend in der Karlsruher Europahalle.

Bei der Duathlon-WM 2004 in Geel, Belgien Als Halbmarathonteilnehmer im Marathon-Spitzenfeld beim MLP Marathon Mannhein Rhein-Neckar

Training und Studium in Heidelberg, große Erfolge im Duathlon

Mit Beginn des Studiums im Herbst 2002 trainierte Matthias Müller bei Ralf Wodopia in Heidelberg, der in dieser Zeit auch Bundestrainer im Duathlon war. Da das Schwimmen die Schwachstelle beim Triathlon für Matthias war, konnte er sich nun als Duathlet optimal in Szene setzen. Unter Ralf Wodopia gehörte Matthias Müller von 2001 bis 2004 auch der Duathlon-Nationalmannschaft an. Er nahm u.a. an vier Weltmeisterschaften teil und wurde 2004 Deutscher U-23 Meister im Duathlon. Ende 2004 konnte er sich jedoch erstmals nicht für die Duathlon-EM qualifizieren, da er an den geforderten 31:30 Minuten über 10.000 m scheiterte. Danach nahm er sich eine Auszeit vom Leistungssport und konzentrierte sich auf sein Studium in den Fächern Geschichte und Politik.

Comeback bei der TSG Weinheim

Erst 2008 ist er in Weinheim wieder in das regelmäßige Lauftraining eingestiegen. Sein Heidelberger Duathlontrainer Ralf Wodopia hatte hier mit dem Team Exotenwald eine Gruppe von ambitionierten Freizeitläufern formiert. Matthias wechselte nun auch offiziell von der LG Karlsruhe bzw. dem SSC Karlsruhe/Triathlon zur TSG Weinheim. In den Jahren 2009 und 2010 kam Matthias im Rahmen seiner Dissertation nach Bonn. Hier lernte er die Olympia-, WM- und EM-Teilnehmerin im Marathon Susanne Hahn und deren Trainer und Ehemann Frank Hahn kennen. In Bonn bekam er von Frank Hahn ebenfalls wertvolle Anregungen und Trainings-Tipps. 2010 und 2011 trainierte er wieder in Weinheim. Dann kam Matthias im Laufe des Jahres 2011 als Volontär zu einem Industrieunternehmen nach Hanau. Hier schloss er sich der Trainingsgruppe von Sascha Arndt beim SSC Hanau-Rodenbach an. Er startete aber weiterhin für das Team Exotenwald der TSG Weinheim. Das Training bei Sascha Arndt machte ihm viel Spaß, zumal er oft von jüngeren Trainingspartnern bei den Tempoeinheiten hart gefordert wurde. Durch seine tolle Form im Jahr 2011 kam dann die Einladung, als "Hase" für Susanne Hahn in Frankfurt zu fungieren, zu Stande. Da das so gut geklappt hatte, wurde dann auch der Manager von Anna und Lisa Hahner, Thomas Dold, auf Matthias Müller aufmerksam. Matthias leistete im Jahr 2012 bei den Marathon-Debüts der Hahner-Twins in Düsseldorf und Frankfurt wieder ganze Arbeit und führte die beiden zu tollen Zeiten, die jeweils nur knapp über 2:30 Stunden lagen.

Matthias Müller als "Edelhase" in Frankfurt für Lisa Hahner 2012 .. und für Susanne Hahn 2011

Aktuelle Erfolge, berufliche Veränderung und Ausblick

Matthias Müller hatte sich auch schon bei der Rheinzaberner Winterlaufserie in den Jahren 2011und 2012 einen Namen gemacht. Da gewann er jeweils im Februar den 20km-Final-Wettbewerb. Die Serie 2012/2013 wollte er aber nun komplett laufen, um die notwendige Marathonform für das Frühjahr zu bekommen. Beim 10km-Lauf im Dezember ließ er zunächst den jungen Saarländer Jan-Lukas Becker und den starken Bergläufer Stefan Hinze die Pace machen. Aber auf dem Schlusskilometer gab er dann doch richtig Gas und siegte in 31:47 Minuten mit 10 Sekunden Vorsprung vor dem saarländischen Läufer. Etwas anders sah es im Januar beim 15km-Lauf aus. Hier drückte er zumindest auf der zweiten Streckenhälfte vehement aufs Tempo und gewann den Lauf in 48:57 Minuten. Die jungen Wilden blieben ihm aber trotzdem mit dem Karlsruher Jannik Arbogast und dem besagten Jan-Lukas Becker im Abstand von 10 und 18 Sekunden auf den Fersen. Die Entscheidung um den Seriensieg musste nun am 10. Februar in Rheinzabern fallen. "Den letzten Lauf konnte ich in 1:06:49 h gewinnen und somit die Serienwertung mit knapp 1 Minute Vorsprung 'nach Hause' holen", freute sich Matthias Müller über den erfolgreichen Ausgang.

Am 1. Februar 2013 wechselte Matthias bei seinem Arbeitgeber intern von Hanau nach Worms. Nach Abschluss seines Volontariats arbeitet er nun in Worms als Referent für Öffentlichkeitsarbeit. Die berufliche Veränderung war dann auch mit dem Umzug von Hanau in seine Wahlheimat Weinheim verbunden. So kehrte er nun wieder richtig zum Team Exotenwald der TSG Weinheim zurück. Von all seinen Trainern hat er sehr viel gelernt und sich somit einen reichhaltigen Erfahrungsschatz aufgebaut, auf den er im intensiven Trainingsalltag immer zurückgreifen kann. Am 10. März 2013 will Matthias Müller seinen ersten "eigenen" Lauf über die klassischen 42,195km beim Bienwaldmarathon im südpfälzischen Kandel bestreiten. Gern möchte er dort seine bisherige Bestzeit von 2:28:52 Stunden, die er im Oktober 2011 als Pacemaker von Susanne Hahn in Frankfurt aufstellte, knacken. In diesem Sommer werden wir Matthias vielleicht auch wieder über 5000 Meter auf der Bahn sehen. Und im September geht's zurück zu seinen Wurzeln nach Karlsruhe. Hier wird er beim Fiducia-Baden-Marathon die Halbmarathon-Distanz unter seine Sohlen nehmen. Sein größter Traum wäre natürlich, einmal dieses Rennen in seiner Geburtsstadt Karlsruhe zu gewinnen. Diesem Traum ist er im Herbst 2010 schon sehr nahe gekommen, als er sich in persönlicher Bestzeit von 1:08:30 nur dem damaligen Deutschen Meister im Marathon Dennis Pyka aus Regensburg geschlagen geben musste.

Matthias Müller bei der Rheinzaberner Winterlaufserire 12/13 nach dem 15 km Sieg mit den Platzierten Jan Lukas Becker (li.) & Jannik Arbogast Matthias Müller ist häufig auf Volks- und Straßenläufen der Region am Start. Hier beim EVO Wasserlauf in Seligenstadt

Trainingsalltag und Hobbys

Gern trainiert Matthias auch mit seinem Freund, dem Deutschen Crossmeister von 2005 Dominik Burkhard. Während seiner Hanauer Zeit hat er sich regelmäßig mit Dennis Gutenstein (Spiridon Frankfurt) und Matthis Kuhn (Hessenmeister im Cross- und Berglauf 2012) zum Laufen verabredet. Aber auch das Training als Solist ist für Matthias nichts Besonderes. Er spult auch mal einen 2 Stunden-Trainingslauf alleine runter. Das ist dann auch ein guter Ausgleich und Entspannung zur Arbeit im Büro. Zum Trainingsalltag von Matthias Müller gehört auch, dass er jede zweite Woche Schwimmen geht und im Winter etwa 2x pro Woche im Fitness-Studio trainiert. Im Frühjahr und Sommer ist er auch regelmäßig mit den Inlineskates unterwegs. Leider steht sein Rennrad, seitdem er keinen Duathlon mehr macht, zu oft in der Ecke. Aber so 1 bis 2 mal im Monat ist er damit vor allem in den wärmeren Monaten doch unterwegs. In diesem Jahr möchte Matthias auch noch seine Trainerlizenz machen und die Leichtathletikabteilung der TSG Weinheim bei der Förderung und Betreuung junger Lauftalente unterstützen. In seiner Freizeit und im Urlaub ist er gern in den Bergen unterwegs. Nach dem Abschluss seiner Doktorarbeit startete er z.B. zu einer knapp 2monatigen Trekkingtour nach Indien, Pakistan und Nepal. Ähnliche "Projekte" hat er auch in Zukunft vor. Er erkundet gern ferne Länder und Kulturen. Regelmäßig ist er im Sommer auch in den Alpen unterwegs.

Die LaufReport-Leser dürfen auf die weitere läuferische Entwicklung von Matthias Müller, speziell auf der Marathonstrecke, gespannt sein.

Kurzbiografie mit beruflicher Entwicklung

Geboren 1981 in Karlsruhe
Abitur 2001 am Otto-Hahn-Gymnasium in Karlsruhe
Wehrdienst 2001 bis 2002 bei den Gebirgsjägern in Bad Reichenhall im Skizug
Studium ab Herbst 2002 in den Fächern Geschichte und Politik in Heidelberg,
2007 Magister in Gießen
Dissertation im Fach Geschichte: 2008 bis 2011 in Gießen mit Archivrecherchen in Bonn
Thema der Doktorarbeit: "Die SPD und die Vertriebenenverbände 1949 bis 1977"
Beruf ab Herbst 2011 Volontariat in der Konzernredaktion eines Industrieunternehmens in Hanau
ab Februar 2013 Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Werk Worms dieses Unternehmens

Bestzeiten

3.000 m
8:23 min
2003 bei den BaWü-Halle (aktuell: 8:33 bei den BaWü-Halle 2012)
5.000 m
14:48 min
2002 bei der DM-Junioren
10 km
31:19 min
2012 beim "Schnellen 10er" in Rodenbach
Halbmarathon
1:08:30 h
2010 in Karlsruhe
Marathon
2:28:52 h
2011 in Frankfurt ("Hase" von Susanne Hahn)

Größte Erfolge

2001 10. Platz bei der Junioren-WM in Duathlon in Rimini/Italien
2004 Deutscher Meister der U23 im Duathlon
2010 2. Platz beim Karlsruher Halbmarathon in 1:08:30

Das Porträt "Matthias Müller" erstellte Holger Czäczine
Fotos © LaufReport und privat

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