Rosa Mota

Pionierin und Volksheldin

von Ralf Klink im August 2020 

Geht es nach der Anzahl der gewonnenen Medaillen bei großen internationalen Titelkämpfen ist sie erfolgreichste Marathonläuferin aller Zeiten. Drei Europameisterschaften, ein Weltmeistertitel und einmal Gold und einmal Bronze bei Olympia stehen für sie zu Buche. Mit ihrem dritten EM-Sieg am 27. August 1990 gelang ihr ein einzigartiges Kunststück. Niemand vor oder nach ihr konnte jemals einen internationalen Titel im Marathon dreimal hintereinander gewinnen.

 

Doch war sie während ihrer Karriere weit mehr als nur eine Meisterschaftsläuferin. Drei Siege in Boston, zwei in Chicago, je einen in London und Rotterdam kann sie ebenfalls aufweisen. Und gleich sechsmal in Folge war sie Erste beim legendären Silvesterlauf von São Paulo. All das macht Rosa Mota zur wohl bedeutendsten Sportlerin, die das kleine Portugal je hervor gebracht hat. Und auch drei Jahrzehnte nach ihrem Rücktritt vom Hochleistungssport ist sie in ihrer Heimat enorm populär.

Rosa Maria Correia dos Santos Mota - so ihr voller Name - wurde am 29. Juni 1958 in Porto geboren und begann dort während ihrer Schulzeit beim Futebol Clube da Foz mit der Leichtathletik. Ihr Talent für die Ausdauerdisziplinen wurde dabei schnell ersichtlich. Doch für Frauen gab es in den Siebzigern kaum entsprechende Angebote. Die längste Strecke auf der Bahn waren die 1500 Meter - und selbst diese hatte man gerade erst in die Meisterschaftsprogramme aufgenommen.

Ganz aufgehört mit dem Laufen hat Rosa Mota nie. Nicht nur bei Promistaffeln, wie hier 2015 beim ING Night Marathon Luxembourg mit Teamkollegen Herbert Steffny, der bei der Europameisterschaft 1986 in Stuttgart, wo sie den Marathontitel gewann, zu Marathonbronze lief. 2019 gewann Rosa Mota den Titel in der W60 bei den Senioren-Europameisterschaften im Crosslauf
Foto © LaufReport Constanze Wagner

Auch die Konkurrenz war insbesondere im kleinen Portugal noch ziemlich überschaubar. Mit gerade einmal sechzehn Jahren erlief sich Rosa Mota deswegen im Sommer 1974 auf dieser Distanz bereits ihren ersten nationalen Titel. Sie war in dieser Disziplin damit erst die sechste portugiesische Meisterin überhaupt. Vom internationalen Standard war sie mit ihrer Siegerzeit von 4:46,9 jedoch weit entfernt. Trotzdem stellte dies sogar einen neuen Landesrekord dar.

Auch im Folgejahr siegte sie bei den "Campeonatos de Portugal" und 1981 gelang ihr ein dritter Erfolg. Und 1979 gewann sie sogar einmal nationales Gold über 800 Meter. Eine richtige Mittelstrecklerin wurde aus ihr aber nie, wie sich an ihren persönlichen Bestzeiten von 2:10,76 und 4:19,53 leicht ablesen lässt.

Crosslauf war da schon eher nach dem Geschmack des zierlichen Persönchens - bei einer Größe von 157 Zentimetern brachte sie in ihrer besten Zeit nur etwa 45 Kilogramm auf die Waage. Und im Gegensatz zu vielen anderen Langstrecklern, die nach dem Ende ihrer Karriere dann doch deutlich zulegten, dürften es, wenn man sich aktuelle Bilder von ihr betrachtet, auch heute kaum mehr sein.

Zwischen 1975 und 1978 reihte sie im Gelände vier Meisterschaften direkt aneinander. Danach wechselte sie sich etliche Jahre mit ihrer zeitweiligen Teamkollegin beim FC Porto Aurora Cunha ab und holte 1981, 1982, 1984 sowie 1985 noch vier weitere Titel. Eine Zahl, die bisher keine andere Portugiesin erreichen konnte. Nur Carlos Lopes hat mit zehnmal Querfeldein-Gold bei den Herren mehr aufzuweisen.

Die Cross-WM 1981 in Madrid war dann auch der erste Auftritt von Rosa Mota bei internationalen Titelkämpfen. Beim Sieg einer gewissen Grete Waitz aus Norwegen, die zusammen mit ihr, Ingrid Kristiansen und Joan Benoit Samuelson das gerade begonnene Jahrzehnt im Marathonbereich absolut beherrschen sollte, wurde die Portugiesin Achtzehnte.

Einige Zeit zuvor war sie erstmals José Pedrosa begegnet, der ihr Berater, Trainer und schließlich auch ihr Mann werden sollte. Er war nicht nur selbst Langstreckenläufer sondern auch Arzt. Pedrosa half Rosa Mota dabei, ihre Asthmaprobleme in den Griff zu bekommen, wegen derer sie bereits ein frühzeitiges Karriereende erwogen hatte.

Er überzeugte sie zudem, ihr Training umzustellen und eher auf die längeren Distanzen zu setzen. So steigerte sie sich innerhalb von zwei Jahren zwischen ihrem ersten und dritten Start beim Nazaré Halbmarathon von 1:27:51 im November 1979 auf eine 1:16:30 im Herbst 1981. Fast fünf Minuten lag sie mit diesem Ergebnis unter der alten nationalen Bestmarke, die einige Jahre zuvor Rita Borralho an gleicher Stelle aufgestellt hatte.

Gerade unter Surfern ist das Küstenstädtchen Nazaré hauptsächlich für seine riesigen Wellen bekannt. Doch findet dort eben auch der älteste portugiesische Lauf über 21,1 Kilometer statt, bei dem sich anfangs die nationale Straßenelite fast komplett versammelte. In diesem Jahr würde er bereits in die sechsundvierzigste Austragung gehen. Noch steht der Termin im Kalender. Ob er allerdings wirklich stattfindet, dürfte ziemlich fraglich sein.

Sechs Woche später nach ihrem Sieg in Nazaré gewann Rosa Mota erstmals ein noch viel traditionsreicheres Rennen. Seit 1925 wird die "Corrida Internacional de São Silvestre" in der größten Stadt Lateinamerikas ausgetragen. Da bisher nie eine Veranstaltung ausfiel, handelte es sich also damals schon um das siebenundfünfzigste Rennen. Doch auch in São Paulo droht nach fünfundneunzig Editionen in ununterbrochener Folge zumindest für den Volkslauf nun eine Absage.

Zum letzten Mal ging es beim ersten Erfolg der Portugiesin über 8,9 Kilometer, danach wurde die Distanz verlängert und betrug zehn Jahre lang zwischen zwölf und dreizehn Kilometern, bevor man seit 1991 auf den jetzt üblichen Fünfzehner wechselte. Trotz der eher kurzen Distanz gewann sie das Rennen mit fast einer Minute Vorsprung und lief schneller als alle Frauen vor ihr über diese Strecke.

Nach einigen Crossläufen und einem einundzwanzigsten Platz bei der WM in Rom bereitete sich Rosa Mota auf die Europameisterschaften in Athen vor. Obwohl offiziell immer noch Pompílio Ferreira ihr Trainer war, hatte dabei auch José Pedrosa großen Einfluss. Und dieser drängte sie in der griechischen Hauptstadt beim erstmals in einer großen Meisterschaft ausgeschriebenen Frauen-Marathon zu starten.

Die konservativen Funktionäre des portugiesischen Verbandes - viele von ihnen noch aus der erst kurz zuvor zu Ende gegangene Diktatur übrig geblieben - bestanden hingegen auf einem Start über 3000 Meter, der ansonsten längsten Distanz im weiblichen Bereich. Denn weder fünf noch zehn Kilometer waren zu jener Zeit im Wettkampfprogramm.

Neben der Tatsache, dass die alten Herren der "Federação Portuguesa de Atletismo" wenig von Neuerungen - insbesondere im Frauenbereich - hielten, spielte dabei auch ein Drama eine Rolle, das sich siebzig Jahre zuvor abgespielt hatte. Bei den Olympischen Spielen 1912 war nämlich der einundzwanzigjährige Portugiese Francisco Lazaro während des Marathons in sommerlicher Hitze zusammen gebrochen und einen Tag später im Krankenhaus gestorben.

Es stellte sich heraus, dass er sich fast überall mit Fett eingerieben hatte, um sich vor der Sonne zu schützen, was angesichts der damaligen medizinischen Kenntnisse gar nicht einmal unlogisch erschien. Allerdings konnte Lazaro dadurch auch nicht mehr schwitzen und damit seinen Körper kühlen - ein Zusammenhang, der in jener Zeit ebenfalls nicht wirklich bekannt war. So heizte er während des Rennens auf über vierzig Grad auf und kollabierte schließlich.

Der junge Portugiese war der erste Tote bei den Olympischen Spielen der Neuzeit. In Portugal hatte sich - auch und gerade in Funktionärskreisen - nicht nur wegen eines antiken griechischen Boten das Bild vom Marathon einer mörderischen Distanz verfestigt, von einer Strecke, die einen Läufer vollkommen zerstört. Nur Athleten, die es auf der Bahn zu nichts gebracht hatten, oder jene, die ganz am Ende ihrer Karriere standen und sowieso nichts mehr verlieren konnten, wandten sich ihr zu.

Bereits bei einem vierundzwanzigjährigen Mann hätten die Offiziellen deswegen nicht das geringste Verständnis für ein solches Ansinnen gehabt. Bei einer jungen Frau mit einer solch kleinen und schmächtigen Statur, die zudem nie zuvor ein Rennen über diese Distanz bestritten hatte, war in ihren Augen die Katastrophe eigentlich schon vorprogrammiert.

Pedrosa, der auch in den Folgejahren immer wieder einmal mit dem Verbandsoberen aneinander geriet, gab zu, dass man ihn in Portugal wohl gekreuzigt hätte, wäre es wirklich schief gegangen. Irgendwie setzten sich die beiden dann aber doch durch, auch wenn Rosa Mota erst einmal über die drei Kilometer antreten musste, wo sie mit mehr als einer halben Minute Rückstand Zwölfte wurde.

Drei Tage später wurde sie allerdings gemeinsam mit vierundzwanzig anderen Sportlerinnen ins Städtchen Marathon gebracht, um von dort nach Athen zurück zu laufen und über genau die Strecke, auf der sechsundachtzig Jahre zuvor bei den Olympischen Spielen 1896 die Geschichte dieser Disziplin begonnen hatte, nun auch das erste internationale Meisterschaftsrennen für Frauen auszutragen.

Zwar war die Norwegerin Grete Waitz, die eineinhalb Jahre zuvor in New York mit 2:25:41 die bisher schnellste Marathonzeit erzielt hatte, nicht am Start. Doch dafür war Charlotte Teske aus Darmstadt dabei, die sich mit einem Hausrekord von 2:29:02 aus dem Januar in Miami und einem in 2:29:33 kaum langsameren, selbst für sie ziemlich überraschenden Sieg in Boston - die weit führende Grete Waitz war nämlich wegen Krämpfen ausgestiegen - in eine Favoritenrolle gelaufen hatte.

Weit oben auf dem Zettel musste man auch die ebenfalls aus Norwegen stammende Ingrid Kristiansen haben, die zwölf Monate nach Grete Waitz auf dem gleichen -wahrscheinlich aber etwas zu kurz geratenen - Kurs am Hudson River eine 2:30:08 abgeliefert hatte. Und auch die Italienerin Laura Fogli - übrigens sogar noch ein Jahr jünger als die Portugiesin - konnte eine ziemlich frische 2:31:08 vom Frühlingsmarathon in Rom als Visitenkarte vorlegen.

Rosa Mota hielt sich deswegen bei ihrem Debut erst einmal vorsichtig zurück, überließ anderen die Tempogestaltung und lag nach einem Viertel der Distanz sogar ein ganzes Stück hinter der Spitzengruppe zurück. Nach der Hälfte hatte sie sich allerdings wieder an die Führenden heran gearbeitet. Und während sich in der Folgezeit immer mehr Konkurrentinnen nach hinten verabschiedeten, konnte die kleine Portugiesin weiter mithalten.

Zehn Kilometer vor dem Ziel liefen sie vorne nur noch zu dritt. Neben den zum Favoritenkreis gehörenden Ingrid Kristiansen und Laura Fogli war zum Erstaunen der meisten Experten das weitgehend unbeschriebene Blatt Rosa Mota die Nummer drei. Charlotte Teske hatte hingegen nicht ihren besten Tag erwischt, war leicht angeschlagen ins Rennen gegangen und kam als Zwölfte erst neun Minuten nach der Siegerin im alten Olympiastadion an.

Noch knapp zwei Kilometer waren zu laufen, als die iberische Außenseiterin das Tempo ein wenig anzog. Und weder Kristiansen noch Fogli konnten diese Verschärfung mitgehen. Mit 2:36:03 holte sich die große Unbekannte schließlich den ersten internationalen Marathontitel, der im Frauenbereich je vergeben wurde. Fogli folgte fünfundzwanzig Sekunden dahinter als Zweite. Für die spätere Weltrekordlerin Kristiansen blieb fünfunddreißig Sekunden hinter der Siegerin nur Bronze.

Ausgerechnet Rosa Mota hatte gegen den erklärten Willen der Funktionäre die einzige Medaille dieser Europameisterschaften für Portugal geholt. Und diese war auch noch aus Gold. Nie zuvor hatte eine portugiesische Leichtathletin überhaupt Edelmetall von einer internationalen Meisterschaft mit nach Hause gebracht. Auch bei den Herren hatten zuvor nur Carlos Lopes als Crosslauf-Weltmeister einen großen Titel gewonnen.

Ans Kreuz nageln konnten die alten verbohrten Herren des Verbandes José Pedrosa nach diesem Erfolg wahrlich nicht. Allerdings waren sie trotzdem noch keineswegs vollständig überzeugt, dass die Zukunft von Rosa Mota auf der Marathondistanz und nicht auf der Bahn lag.

Diese hatte durch ihren Titelgewinn ordentlich Motivation und Selbstvertrauen getankt. Fast auf den Tag genau zwei Monate nach dem EM-Sieg, bei dem sie natürlich auch einen neuen Landesrekord gelaufen war, verbesserte sie in Nazaré ihre Vorjahreszeit um mehr als zwei Minuten auf 1:14:17 und passte die beiden portugiesischen Bestmarken, die sie nun hielt, leistungsmäßig wieder aneinander an.

Und Ende Dezember siegte sie mit über zwei Minuten Vorsprung erneut in São Paulo. Am letzten Tag des Jahres 1982 gab es im fernen Brasilien sogar einen portugiesischen Doppelsieg. Denn bei den Herren war mit Carlos Lopes ebenfalls ein Sportler aus dem kleinen Land im Westen der iberischen Halbinsel erfolgreich.

Deutlich weiter hinten landete Rosa Mota dann wieder bei der Crosslauf-Weltmeisterschaft im britischen Gateshead. Über die eher kurze Distanz von 4,4 Kilometer wurde die Portugiesin nur vierundzwanzigste. Die konservativen Warner im Heimatland sahen sich dadurch nur in ihrer Meinung betätigt, dass ein Marathon gute Läufer zu schlechten mache.

Allerdings zeigte Grete Waitz bei ihrem bereits fünften WM-Titel, dass sich Erfolge auf der langen Straßenstrecke - zumindest noch zu jener Zeit - durchaus mit herausragenden Leistungen auf deutlich kürzeren Querfeldein-Distanzen kombinieren ließen.

Dass die Portugiesin weder auf der Bahn noch im Gelände zur absoluten Weltspitze gehörte, lag wohl eher daran, dass sie von den vier großen Marathonläuferinnen der Neunziger - Grete Waitz, Ingrid Kristiansen, Joan Benoit und eben Rosa Mota - eindeutig die geringste Grundschnelligkeit mitbrachte.

Drei Wochen nach den Weltmeisterschaften zeigte Mota in Rotterdam bei ihrem zweiten Marathon dann allen Kritikern, dass sie keineswegs bereits am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen war. Denn auf dem im Gegensatz zum welligen Terrain zwischen Marathon und Athen ziemlich flachen Kurs in den Niederlanden verbesserte sie sich bei einem überlegenen Sieg auf 2:32:27.

Und da sie gerade in "Rekordlaune" war legte sie einen Monat später beim Stramilano, dem Halbmarathon "rund um Mailand" nach, drückte die eigene nationale Bestmarke auf 1:13:22 und ließ dabei die komplette Konkurrenz - darunter auch Laura Fogli, die Silbermedaillengewinnerin von Athen - zwei Minuten hinter sich. Zur Einordnung dieser Zeit sollte man allerdings erwähnen, dass Grete Waitz damals 21,1 Kilometer bereits mehrfach unter siebzig Minuten zurück gelegt hatte.

Am folgenden Wochenende lief Mota im Stadion von Lissabon dann noch einen Doppelrekord von 18027 Meter über eine Stunde und 1:06:55,6 über zwanzig Kilometer. Beide sind bis heute gültig. Doch werden diese früher durchaus verbreiteten Disziplinen inzwischen praktisch kaum noch gelaufen. Die Premieren-Europameisterin war für die ersten Weltmeisterschaften in Helsinki ebenfalls gut vorbereitet.

Im Gegensatz zu Athen war in der finnischen Hauptstadt jedoch die ungekrönte "Königin des Straßenlaufs" Grete Waitz dabei und damit auch die große Favoritin. Dafür fehlte die Frau, die mit 2:22:43 im Frühjahr in Boston den bisher schnellsten Marathon gelaufen hatte, nämlich Joan Benoit. Sie hatte eigentlich einen Start über 3000 Meter angepeilt, sich aber auf der längsten Bahndistanz bei den US-Ausscheidungen nicht qualifiziert.

Auch Ingrid Kristiansen fehlte, denn sie war im Sommer 1983 hochschwanger und brachte wenige Tage nach dem ersten WM-Marathon ihren Sohn zur Welt. Doch immerhin sechs der zehn schnellsten Läuferinnen traten im Olympiastadion von Helsinki an die Startlinie, darunter auch Charlotte Teske, die sich im Mai beim Hoechst-Marathon in Frankfurt auf 2:28:32 verbessert hatte.

Auf dem optisch durchaus ansprechenden, aber welligen Kurs, der vom Olympiastadion über mehrere Brücken und Inseln des Schärengartens von Helsinki ins Stadtzentrum und wieder zurück führte, unternahm die Kanadierin Jacqueline Gareau den ersten ernsthaften Vorstoß. Noch vor Kilometer zehn löste sie sich aus der Spitzengruppe und baute die Lücke auf bis zu einer halben Minute aus.

Bereits vor der Halbzeitmarke schloss dann aber die Irin Regina Joyce zu der Québécoise auf und übernahm ihrerseits die Führung, die sie bis zum Beginn des letzten Viertels der Distanz behaupten konnte. Wie in Athen hielt sich Rosa Mota dagegen erst einmal im Hintergrund, obwohl sie sich sehr wohl im Vorderfeld befand, überließ die Attacken anderen und lief lieber ihr eigenes Tempo.

Jenseits der dreißig Kilometer führte Grete Waitz die deutlich geschrumpfte Kopfgruppe wieder an die zwischenzeitlich ebenfalls rund dreißig Sekunden enteilte Frau in Grün heran. Die kleine Portugiesin probierte es gar nicht erst aus, der fast einen Kopf größeren Skandinavierin zu folgen, als diese weiter aufs Tempo drückte und die letzten verbliebenen Konkurrenten hinter sich ließ.

Einzig und allein die Russin Raissa Smechnowa versuchte noch, sich möglichst lange an der großen Favoritin festzubeißen. Doch schließlich musste auch sie abreißen lassen. Bis zum Ziel baute die Norwegerin den Vorsprung noch bis auf drei Minuten aus und konnte sich nach 2:28:09 den im Norden Europas oft üblichen Siegerkranz umhängen lassen.

Hinter der ersten Marathonweltmeisterin entbrannte auf der letzen Runde im Stadion ein harter Kampf um Platz zwei. Denn Smechnowa hatte beim Versuch mit Grete Waitz mitzugehen, ein bisschen zu viel Energie gelassen und wurde zunehmend langsamer, während von hinten die plötzlich noch einmal Morgenluft witternde Amerikanerin Marianne Dickerson heran flog.

Nominell eigentlich nur die Nummer zwei im US-Team hinter der in Helsinki - genau wie Charlotte Teske - ausgestiegenen Julie Brown wuchs die erst zweiundzwanzig Jahre alte Dickerson an diesem Tag über sich hinaus, spurtete in der letzten Kurve an der fast stehenden Russin vorbei und gewann in 2:31:09 mit vier Sekunden Vorsprung die fast nicht mehr erwartete Silbermedaille.

Nie wieder sollte die in der Folgezeit von Verletzungen geplagte Marianne Dickerson auch nur annähernd an diese Leistung heran kommen. Es blieb ihr erster und letzter Einsatz bei großen internationalen Titelkämpfen. Genau wie der Siegerin Grete Waitz, die 2011 gegen einen übermächtigen Gegner namens "Krebs" verlor, war ihr zudem kein langes Leben vergönnt. Sie wurde gerade einmal 54 Jahre alt.

Rosa Mota, die sich kurz vor dem Stadion zwischenzeitlich auf der Bronzeplatz vorgearbeitet hatte, konnte weder dem Antritt der Amerikanerin folgen noch sich selbst noch einmal an Smechnowa heran saugen. In 2:31:50 wurde sie vor Jacqueline Gareau, Laura Fogli und Regina Joyce Vierte. Doch erzielte sie dabei immerhin eine persönliche Bestzeit sowie einen neuen Landesrekord. Und sie lieferte erneut das beste Ergebnis für der gesamten portugiesische Mannschaft.

Ein wenig war dies allerdings darin begründet, dass die stärkste Distanz ihrer früheren Teamkollegin Aurora Cunha, die 10.000 Meter bei der WM-Premiere nicht auf dem Programm standen. Über die doch relativ kurzen drei Kilometer war diese in Helsinki nur Neunte geworden, obwohl sie sowohl im Vor- als auch im Endlauf neue Landesrekorde erzielte.

Einen Monat später lief Cunha sich über die fünfundzwanzig Runden im norwegischen Knarvik in 31:52.85 allerdings auf Platz acht der ewigen Weltrangliste. Als Zweite kam nach 32:00.26 Charlotte Teske ins Ziel, was sie zur bis dahin zehnschnellsten Athletin machte. Rosa Mota wurde im gleichen Rennen mit 32:46.78 und fast einer Minute Rückstand dagegen nur Fünfte.

Doch auch die Marathon-Europameisterin erzielte in einem Jahr, in dem die portugiesische Leichtathletik-Föderation mit dem Notieren neuer Bestmarken auf den Frauen-Langstrecken kaum hinterher kam, weitere Zeiten für die Rekordbücher. Die erste davon bei einem Halbmarathon in Manchester - jedoch nicht in England sondern in einem winziges Städtchen im amerikanischen Bundesstaat Vermont.

Fast wie Stabhochspringer Sergej Bubka, der in seinen besten Zeiten die Rekorde immer nur zentimeterweise verbesserte, um sich weitere Möglichkeiten offen zu halten, nahm Rose Mota bei ihrer 1:13:17 allerdings gerade einmal fünf Sekunden von der Uhr. Für einen Sieg reichte es in diesem Rennen allerdings bei weitem nicht. Der ging an die fast zwei Minuten schnellere Neuseeländerin Anne Audain.

Einen Monat danach drehte Rosa Mota - die zwischendurch auch noch bei einem Zehner in Los Angeles hinter Audain ins Ziel gekommen war - den Spieß aber um und gewann Mitte Oktober den Marathon von Chicago. Die Siegerzeit von 2:31:12 bedeutete zum dritten Mal innerhalb von sechs Monaten eine neue persönliche Bestleistung, einen weiteren portugiesischen Marathonrekord und dazu einen Streckenrekord, der das keineswegs schlechte Preisgeld noch etwas weiter anhob.

Obwohl Audain gerade einmal eine Minute und drei Sekunden nach der Portugiesin ins Ziel kam, wurde sie in einem ziemlich engen Einlauf nur Vierte. Denn Jacqueline Gareau und die Dänin Dorthe Rasmussen hatten Rosa Mota noch ein wenig mehr entgegen zu setzen, selbst wenn es am Ende dann doch nicht für ganz oben reichen sollte. Innerhalb von dreiunddreißig Sekunden war das Podium komplett besetzt.

Dafür fielen die fast schon gewohnten Erfolge in Nazaré - diesmal nur mit Strecken- und nicht mit Landesrekord, aber in 1:13:26 zum dritten Mal innerhalb eines halben Jahres in fast identischer Zeit - und São Paulo zum Saisonabschluss dann aber wieder ziemlich deutlich aus.

Für den in Los Angeles anstehenden ersten olympischen Frauenmarathon wählten Rosa Mota und José Pedrosa ein etwas anderes Herangehen als zur WM. Denn diesmal lief sie im Frühjahr keinen Marathon sondern hauptsächlich Crosswettkämpfe und kürzere Straßenläufe. Die längste Distanz waren die damals gerade erst ein paar Jahre alten 25 km von Berlin, wo Mota in 1:24:59 Zweite hinter der Französin Joëlle de Brouwer wurde.

Ansonsten gewann sie mehr als die Hälfte ihrer Rennen. Beim Sentrumsløpet in Oslo nahmen ihr allerdings die Einheimischen Ingrid Kristiansen und Grete Waitz als Erste und Zweite - beide ebenfalls für den Olympischen Marathon hoch gewettet - sowie Zola Budd auf zehn Kilometern über eineinhalb Minuten ab. Doch schneller als jene 31:25 von Kristiansen war auch nie zuvor eine Frau unterwegs gewesen.

Als die Norwegerin eineinhalb Monate später in der gleichen Stadt als erste Läuferin die 5000 Meter unter fünfzehn Minuten lief, war Rosa Mota ebenfalls wieder dabei - und als Sechste mit mehr als einer halben Minute Rückstand genauso chancenlos. Im Hinblick auf den Olympischen Marathon sollte sich die Arbeit an der Grundschnelligkeit aber als durchaus lohnend herausstellen.

Und das nicht nur, weil sie gleich nach dem Start auf der Universitätssportanlage Santa Monica College einmal in Führung gehen konnte. Nach dem erst einmal extrem ruhigen Tempo auf der Stadionrunde übernahm dann aber die Belgierin Marie-Christine Deurbroeck für die ersten Kilometer die Spitze und lief rund fünfzig Meter vor dem Feld her.

Kurz nachdem die Ausreißerin noch vor der Fünf-Kilometer-Marke wieder gestellt war, kam die nächste Attacke. Doch diesmal war es keine Unbekannte, die versuchte sich vom Feld zu lösen, sondern mit Joan Benoit eine der Favoritinnen. Mehr oder wenige alle blickten auf Grete Waitz, die als diejenige im Feld mit der größten Erfahrung gelten konnte. Und diese setzte erst einmal nicht nach. Ein Jahr zuvor in Helsinki hatte sich das Abwarten ja durchaus bewährt.

Die Amerikanerin im silbernen Dress, das angeblich gegen die Sonne und Hitze - die Temperaturen steigen im Verlauf des Rennens auf fünfundzwanzig Grad, die jedoch im auf den breiten Boulevard der Westküstenmetropole nicht vorhandenen Schatten gemessen waren - helfen sollte, machte allerdings ordentlich Druck und baute die Lücke bis zur Halbzeit auf rund zwei Minuten aus.

Die Hoffnung der anderen, dass Benoit ganz alleine in Front langsam aber sicher der Sprit ausgehen würde, trog. Denn obwohl nun auch die Verfolgergruppe mit allen übrigen Favoriten - neben Waitz, Kristiansen und Mota anfangs zum Beispiel auch noch Laura Fogli - ordentlich Fahrt aufnahm, kam sie nur mühsam näher.

Auch die portugiesische Europameisterin beteiligte sich dabei lange an der Tempoarbeit, ließ dann schließlich die beiden als letzte neben ihr noch übrig gebliebenen Norwegerinnen auf dem letzten Viertel der Punkt-zu-Punkt-Strecke zum Olympiastadion "Los Angeles Memorial Coliseum" weit jenseits der dreißig Kilometer aber doch ziehen.

Grete Waitz versuchte verzweifelt, aber erfolglos Joan Benoit doch noch abzufangen. Am Ende blieben rund eineinhalb Minuten Rückstand auf die mit 2:24:52 gestoppte Goldmedaillengewinnerin übrig. Dabei waren die 2:26:18 der Frau aus dem hohen Norden noch immer die siebtbeste je erzielte Zeit. Nur sie selbst, Joan Benoit und Ingrid Kristiansen waren bisher schneller gelaufen.

Die andere Skandinavierin auf Rang drei musste dagegen ihrem Einsatz ein wenig Tribut zollen. Langsam kam Rosa Mota wieder näher und schob sich schließlich auch an Kristiansen vorbei. Eine Situation, die sie ganz ähnlich, jedoch mit genau umgekehrter Rollenverteilung im Vorjahr ebenfalls erlebt hatte, als sie mir der Bronzemedaille vor Augen kurz vor dem Ziel noch abgefangen wurde.

Diesmal reichte es für die Portugiesin zum dritten Platz. In 2:26:57 pulverisierte sie zudem ihren eigenen Landesrekord beinahe und war weit über vier Minuten schneller als bei ihrem letzten Marathon. Für die Norwegerin Ingrid Kristiansen blieb nach 2:27:34 im einzigen direkten Aufeinandertreffen aller vier größten Marathonläuferinnen der Achtziger nur Rang vier.

Platz fünf ging eine Minute danach an Lorraine Moller aus Neuseeland, die in den folgenden zwölf Jahren auch bei den nächsten drei olympischen Marathons dabei sein und 1992 in Barcelona Bronze gewinnen sollte. Sechste wurde die schon fast vierzigjährige Britin Priscilla Welch, die im Gegensatz zu ihren praktisch alle von der Bahn-Leichtathletik kommenden Konkurrentinnen erst wenige Jahre zuvor als Mittdreißigerin überhaupt mit dem Laufen angefangen hatte.

Bestplatzierte - aber auch einzige - deutsche Läuferin war Charlotte Teske, die nach 2:35:56 als Sechzehnte im Olympiastadion einlief. Zum wiederholten Mal hatte die Darmstädterin das Pech, bei einem Großereignis aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht ihre volle Leistungsfähigkeit abrufen zu können. In Los Angeles spielte diesmal der Ischiasnerv nicht mit.

Auch beim ersten olympischen Frauenmarathon schaffte Rosa Mota eine Premiere, denn ihre Bronzemedaille war das erste olympische Edelmetall, das eine portugiesische Sportlerin je gewinnen konnte. Dass eine Woche später Carlos Lopes beim Marathon der Herren auch noch die erste Goldmedaille überhaupt für das kleine Land im Südwesten Europas gewann, zeigte auch den Funktionären, dass Marathon vielleicht doch nicht die schlechteste Disziplin für Portugiesen war.

Doch die Einsicht musste wohl tatsächlich erst noch reifen. Dass Rosa Mota nur drei Tage nach Marathonbronze tatsächlich zu einem olympischen Vorlauf über 3000 Meter antrat, hatte wohl weniger mit eigenen Wünschen oder realistischen Erfolgsaussichten als mit den engstirnigen Ansichten einiger Verbandsoberen zu tun. Wenig überraschend beendete Mota das Rennen nicht und wird in der Liste mit einem "DNF" geführt.

Im Rückblick entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass bis heute ein Großteil der portugiesischen Erfolge in der Leichtathletik auf den langen Strecken erzielt wurde. Und gerade auf der Marathondistanz hat das Land für seine geringe Größe erstaunlich viele herausragende Sportler hervor gebracht. Neben Rosa Mota gibt da es zum Beispiel noch Manuela Machado, die in den Neunzigern zweimal Marathon-Europameisterin wurde und einmal WM-Gold sowie zweimal Silber gewann.

Im weltweiten Vergleich gab es danach aufgrund der auch im Frauenbereich immer stärker werdenden afrikanischen Dominanz zwar nicht mehr viel zu holen. Aber in Europa sind die Portugiesinnen weiter vorne dabei. So holte Jéssica Augusto bei der EM 2014 in Zürich Bronze über Marathon und 2016 in Amsterdam, als man kurz vor Olympia nur einen Halbmarathon austrug, auch über die verkürzte Strecke. Im gleichen Rennen gewann Sara Moreira Gold für die Grün-Roten.

Bei den Männern folgten nach Carlos Lopes zwar nur noch auf den Bahn-Langstrecken, aber nicht mehr im Marathon weitere Titel. Doch abgesehen vom Olympiasieger und zeitweiligem Weltrekordler gab es später eben etliche weitere Portugiesen, die bei großen internationalen Veranstaltungen weit im Vorderfeld landen oder diese sogar gewinnen konnten.

Neben Domingos, dem mit 2:07:51 auf der Marathondistanz deutlich besseren der beide Castro-Zwillinge, wäre da vor allem António Pinto als dreifacher London-Sieger und mit 2:06:36 viele Jahre auch Europarekordhalter zu nennen. Insgesamt achtundzwanzig Mal blieben Läufer aus Portugal in den letzten vier Jahrzehnten unter der Marke vom 2:10. Für deutsche Sportler steht der Zähler für entsprechende Zeiten hingegen immer noch bei zehn.

Im Herbst nach den Olympischen Spielen absolvierte Rosa Mota ein halbes Dutzend weiterer Straßenläufe in den USA. Beim Maple Leaf Halbmarathon in Manchester verbesserte sie dabei ihre alte Bestmarke auf 1:11:36 und damit um fast zwei Minuten. Und wie bei allen anderen Rennen dieser Serie mit sechs Starts in sechs Wochen gewann sie diesmal auch in Vermont. Höhepunkt und Abschluss bildete ihr zweiter Start in Chicago.

Dort erwartete die Portugiesin und andere ebenfalls am Michigansee startende Olympiateilnehmer ein völlig anderes Wetter als im sonnigen Südkalifornien. Auf wenig mehr als zehn Grad kletterte das Thermometer an diesem regnerischen Tag, an dem der Waliser Steve Jones mit 2:08:05 einen neuen Weltrekord lief und dabei den Olympiasieger Carlos Lopes und den Weltmeister und bisherigen Rekordhalter Rob de Castella auf die Plätze zwei und drei verwies.

Auch bei den Frauen war das Rennen herausragend besetzt. Mit Rosa Mota, Ingrid Kristiansen und der Australierin Lisa Martin waren drei der ersten sieben des olympischen Marathons dabei. Die Norwegerin drückte dabei wie so oft in ihrer Karriere praktisch von Anfang an aufs Tempo. Doch die kleine Kämpferin aus Portugal, die trotz der ungemütlichen äußeren Bedingungen nur im Trägerhemdchen unterwegs war, wurde sie einfach nicht los.

Am Ende war es dann nicht Rosa Mota, die abreißen lassen musste. Vielmehr konnte Ingrid Kristiansen irgendwann nicht mehr mitgehen und verlor auch den zweiten Platz noch an Lisa Martin, die mit 2:27:40 neue persönliche Bestzeit lief. Auf den letzten Kilometern brach die frühere Skilangläuferin regelrecht ein und konnte sich in 2:30:21 Dorthe Rasmussen aus dem skandinavischen Nachbarland Dänemark gerade noch einundzwanzig Sekunden vom Leib halten.

An der Spitze stürmte Rosa Mota aber einem sicheren Sieg entgegen. Mehr als eineinhalb Minuten holte sie auf den Rest der nicht gerade schwachen Konkurrenz heraus und erzielte mit 2:26:01 wieder einmal einen neuen Landesrekord. Mit der sechstschnellsten jemals gelaufenen Zeit war sie nun endgültig auf Augenhöhe mit Waitz, Benoit und Kristiansen angekommen.

Im November sicherte sie sich in Madrid bei den nur für Frauen ausgeschriebenen Weltmeisterschaften im Straßenlauf über zehn Kilometer nach 33:18 hinter ihrer Teamkollegin Aurora Cunha (33:04) die Silbermedaille. Trotz dieser beiden Medaillen belegte Portugal in der Teamwertung nur den dritten Platz, denn Maria-Conceiçao Ferreira wurde als Dritte im Bunde nur Neunundzwanzigste.

Die Titelkämpfe, die ein wenig Ersatz für die im Wettkampfprogramm fehlenden 10.000 Meter auf der Bahn bieten sollte, wurden in Madrid erst zum zweiten Mal ausgetragen. Ein Jahr später wurden sie dann schon auf fünfzehn Kilometer verlängert und gingen nach neun Auflagen 1992 in die nun für beide Geschlechter ausgetragene Halbmarathon-WM auf.

Aurora Cunha gewann nicht nur diesen, sondern auch die beiden nächsten WM-Titel. Mehr und mehr folgte sie der ein Jahr älteren Rosa Mota auf die Straße. Anfangs eher noch auf kürzeren Distanzen unterwegs zeigte sie in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern mit Siegen in Paris, Tokyo, Chicago und Rotterdam auch über die zweiundvierzig Kilometer ihre Klasse. Es hatte nur wenige Jahre und ein gutes Vorbild gebraucht, um Frauenmarathon in Portugal endgültig salonfähig zu machen.

Obwohl im Sommer keine Meisterschaften anstanden, verzichtete Rosa Mota auch im Jahr 1985 auf einen Frühjahrsmarathon und beschränkte sich wie zwölf Monate zuvor auf kürzere Cross- und Straßenläufe. Bei der Cross-WM in der eigenen Hauptstadt Lissabon wurde sie dabei als beste Portugiesin Dreizehnte. Im Gegensatz zur ziemlich wettkampfreichen Vorsaison startete sie auch weitaus seltener.

Zumindest hinsichtlich der Zeiten lohnte sich diese Zurückhaltung. Denn innerhalb genau eines Monats lief sie bei zwei Sportfesten in Oslo mit 15:22,97 und 32:33,51 ihre Karrierebestzeiten über 5000 und 10.000 Meter. Beide Läufe gewann übrigens die auf der Bahn weitaus schnellere Ingrid Kristiansen, während Mota nur Dritte und Sechste wurde. Beim zweiten Rennen im Rahmen der Bislett Games unterbot die Norwegerin als erste Frau überhaupt die Marke von einunddreißig Minuten.

Zwischen den zwei Bahnrennen lief die Portugiesin zudem einen Halbmarathon erstmals unter siebzig Minuten. Doch waren diese 1:09:54 nicht rekordfähig, da die Strecke des damals noch im Hochsommer ausgetragenen Great North Run - inzwischen einer der größten Halbmarathons der Welt - als Punkt-zu-Punkt-Kurs mit zu großem Gefälle gleich zwei Kriterien widerspricht.

Als einziger Marathon des Jahres stand dann im Herbst zum dritten Mal in Folge Chicago auf dem Plan, wo die Organisatoren ein noch stärkeres Frauenfeld zusammengestellt hatten als bei der letzten Auflage. Denn neben Mota war auch Ingrid Kristiansen wieder dabei, die neben ihrem Weltrekord über 10.000 Meter im April in London mit 2:21:06 auch eine neue Marathonbestmarke gesetzt hatte.

Und außerdem hatte man noch die Olympiasiegerin Joan Benoit verpflichtet, die inzwischen geheiratet hatte und nun als Joan Samuelson in den Listen auftauchte. Nur Grete Waitz, die eine Woche später zum siebten Mal in New York gewinnen sollte, fehlte aus dem Quartett der großen Marathonfrauen dieser Jahre. Die Chicagoer Zeitungen schrieben im Vorfeld vollmundig, aber nicht ohne Grund von einem Aufeinandertreffen der Giganten und einer Olympiarevanche.

Und trotz dieser großspurigen Ankündigung hatten sie kaum zu viel versprochen. Denn Kristiansen und Benoit-Samuelson gingen bei nahezu perfekten Wetterbedingungen im Weltrekordtempo an und passierten die Halbmarathonmarke nach weniger als siebzig Minuten - also im Bereich von Rosa Motas Bestzeit auf dieser Distanz. Die Portugiesin orientierte sich deswegen wohlweislich nicht an den beiden sondern lief dahinter ihr eigenes Rennen.

Obwohl Joan Benoit-Samuelson zwischenzeitlich einmal Probleme hatte, war es schließlich die Norwegerin, die nach gut dreißig Kilometern als erste den Fuß vom Gas nehmen und ihre Konkurrentin ziehen lassen musste. Auch alleine hielt die Amerikanerin das Tempo weiter hoch und selbst wenn am Ende weder die Traummarke von 2:20 noch der Weltrekord fielen, absolvierte sie mit 2:21:21 den bis dahin zweitschnellsten Marathon.

Das gleiche galt übrigens auch bei den Herren. Denn der Vorjahressieger Steve Jones scheiterte beim Versuch sich den im Frühjahr an Carlos Lopes verlorenen Weltrekord zurück zu holen nur um eine einzige Sekunde und wurde am Ende mit 2:07:13 gestoppt.

Ingrid Kristiansen verlor zwar auf dem letzten Viertel der Strecke etwas mehr Zeit und die ihre Chance witternde Rosa Mota kam von hinten langsam wieder näher. Doch im Gegensatz zum Olympiamarathon wurde die Weltrekordhalterin nicht erneut abgefangen und kam mit 2:23:05 als Zweite vor der Portugiesin ins Ziel. Doch auch diese konnte sich trotz Platz drei freuen. Immerhin hatte sie in 2:23:29 ihre Bestzeit erneut um zweieinhalb Minuten verbessert.

Der Chicago Marathon des Jahres 1985 war eindeutig der bisher schnellste Frauenmarathon. Denn immerhin drei der fünf besten jemals erzielten Ergebnisse stammten nun aus diesem Rennen. Joan Benoits amerikanischer Rekord sollte mehr als siebzehn Jahre stehen, bevor ihn Deena Kastor im Frühjahr 2003 um einige Sekunden unterbieten konnte.

Und Rosa Motas Zeit ist auch heute noch, fünfunddreißig Jahre nach diesem denkwürdigen Rennen die gültige portugiesische Bestmarke. Inzwischen haben sich bereits mehrere Generationen guter und erfolgreicher Athletinnen aus dem Westen der iberischen Halbinsel die Zähne an ihr ausgebissen.

Auch ohne ganz großen Sieg hatte Mota in dieser Saison, die sie wie fast schon gewohnt mit Erfolgen in Nazaré und São Paulo abschloss, auf praktisch allen Distanzen neue Hausrekorde erzielt und war zudem bei zwei Dritteln ihrer Starts auch als Erste im Ziel gewesen.

Danach machte sie sich erst einmal ziemlich rar, um sich auf die Titelverteidigung bei den diesmal in Stuttgart ausgetragenen Europameisterschaften zu konzentrieren. Nach einem fünften Platz bei der Crosslauf-WM in der Schweiz - die beste Platzierung bei diesem Wettbewerb in ihrer gesamten Karriere - verschwand sie erst einmal ins Höhentrainingslager nach Boulder in Colorado.

Nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal bereitete sich die kleine Portugiesin im immerhin auch noch 1600 Meter hohen Vorland der Rocky Mountains auf ihre Rennen vor. Einer der wenigen Wettkämpfe des Jahres war ihr dritter Sieg beim Zehner "Bolder Boulder", an dem sie zwischen 1984 und 1990 jährlich teilnahm und den sie in dieser Zeit auch fünfmal gewinnen konnte.

Das Rennen, das in diesem Jahr erstmals in den vier Dekaden seiner Geschichte erstmals abgesagt werden musste, wird immer wieder auch von in der Universitätsstadt trainierenden Weltklasseläufern als Startmöglichkeit genutzt. Insbesondere bei den Frauen liest sich die Siegerliste mit Namen wie Rosa Mota, Ingrid Kristiansen, Uta Pippig, Elana Meyer, Lidia Simon, Derartu Tulu, Deena Kastor und Edna Kiplagat fast wie eine Tour durch die Geschichte des Langstreckenlaufs.

Bei der EM in Stuttgart war Rosa Mota nun nicht mehr eine absolute Außenseiterin wie vier Jahre zuvor in Athen sondern vielmehr die erklärte Favoritin. Ingrid Kristiansen zog nämlich die zehn Kilometer auf der Bahn vor, die sie in einem Sololauf auch überzeugend gewann, und Grete Waitz verzichtete sogar komplett auf einen Start bei den Titelkämpfen.

Alle Augen von Zuschauern und Konkurrenz richteten sich auf die kleine Frau aus Portugal, die sich dann auch gleich nach dem Start in der Führungsposition wiederfand und das mit einunddreißig Köpfen recht überschaubare Teilnehmerfeld aus dem Stadion hinaus führte.

Und schon auf dem ersten Viertel der Strecke setzte sich Mota mit ihrer alten Bekannten Laura Fogli und der Niederländerin Carla Beurskens von den übrigen Läuferinnen ab. Und nachdem zuerst die Italienerin den Kontakt verloren hatte, musste schließlich auch Beurskens abreißen lassen. Nach gerade einmal fünfzig Minuten war die Titelverteidigerin alleine an der Spitze.

Die Läuferin in Orange hatte beim Versuch, mit Rosa Mota einigermaßen mitzuhalten und die Lücke nicht zu groß werden zu lassen, allerdings ein wenig überzogen, wurde kurz nach der Halbmarathonmarke wieder von Fogli gestellt und landete nach einem Einbruch auf dem Schlussabschnitt am Ende nur auf Rang sieben.

Nach fünfundzwanzig Kilometern hatte die Portugiesin ihren Vorsprung bereits auf rund zwei Minute ausgebaut, fünf Kilometer später war eine weitere Minute hinzu gekommen. Und hinter Fogli und Beurskens klaffte zudem noch eine weitere Lücke von fast zwei Minuten. Rosa Mota hatte das Feld regelrecht auseinander genommen.

Bei immer stärker werdendem Regen lief sie das Rennen konsequent zu Ende und mit 2:28:38 der Konkurrenz weit über einen Kilometer davon. Die Portugiesin hatte ihre Ehrenrunde schon abgeschlossen, als Laura Fogli nach 2:32:52 wie vier Jahre zuvor die Silbermedaille gewann. Das dritte Edelmetall sicherte sich in 2:34:14 Yekaterina Khramenkova, die sich kurz vor dem Ziel noch von der Finnin Sinikka Keskitalo lösen konnte.

In ihrem achten Marathon hatte Rosa Mota erstmals keine neue Bestzeit erzielt. Doch viel dominanter kann man wohl kaum einen internationalen Marathontitel holen. Keine Europameisterin nach ihr hatte in den nächsten drei Jahrzehnten je auch nur einen annähernd so großen Vorsprung vor dem Rest der Konkurrenz.

Sogar noch überlegener war die Portugiesin bei ihrem anderen Marathon 1986. Denn eine Woche nachdem sie in Lissabon bei den Straßenlauf-Weltmeisterschaften zum zweiten Mal hinter Aurora Cunha Silber gewonnen und dabei die Drittplatzierte Carla Beurskens gerade einmal um eine Sekunde auf Distanz gehalten hatte, siegte sie mit einer Zeit von 2:27:15 beim Elite-Frauenlauf von Tokyo. Katrin Dörre wurde als Zweite dagegen bereits mit einer 2:31:54 gestoppt.

Mit ihrem sechsten und letzten Sieg in São Paulo beendete die ziemlich reisefreudige Rosa Mota eine Saison, in der sie abgesehen von der Cross- und der Straßenlauf-Weltmeisterschaft alle Rennen gewonnen hatte und auf vier verschiedenen Kontinenten ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen durfte.

Schon im darauffolgenden Februar lief sie wieder bei kürzeren Straßenläufen in Japan, trat im März zum letzten Mal ohne großen Erfolg bei den Cross-Weltmeisterschaften in Warschau an und konzentrierte sich dann auf ihren ersten Start beim traditionsreichen Boston Marathon, der selbst damals schon eine neunzigjährige Geschichte hinter sich hatte. Erstmals seit der Premiere 1897 musste auch dieser Stammvater aller Stadtmarathons im aktuellen Jahr komplett ausfallen.

Während es 1987 bei den Herren auf der welligen Strecke zwischen Hopkinton und Boston ein hartes, aber relativ langsames Ausscheidungsrennen gab, in dem schließlich der Japaner Toshihiko Seko in 2:11:50 vor den Briten Steve Jones und Geoff Smith gewann, lief bei den Frauen Rosa Mota wieder einmal allen anderen weit auf und davon.

Im mit 2:25:21 bis dahin zweitschnellsten Rennen ihrer Karriere ließ sie den beiden Belgierinnen Agnes Pardaens und Ria Van Landeghem, die erst nach 2:29:50 bzw. 2:29:56 auf den Plätzen zwei und drei folgten, nicht den Hauch einer Chance und konnte sich vom ziemlich fachkundigen Publikum in der Neuengland-Metropole auf den letzten Kilometern ausgiebig bejubeln lassen.

Rosa Mota blieb in den Vereinigten Staaten und absolvierte erneut ein Höhentrainingslager in Colorado, das sie nur zu gelegentlichen Teilnahmen an kürzeren Straßenläufen unterbrach. Einer davon war Bay-to-Breakers in San Francisco, eine der größten und mit einer Erstaustragung im Jahr 1912 zudem auch ältesten Laufveranstaltungen der Welt.

Und vermutlich ist sie auch die einzige, bei der sich alle vier großen Marathonfrauen der Achtziger in den Siegerlisten entdecken lassen. Nur unterbrochen von der zwar nicht unbedingt langsameren, aber eben deutlich weniger erfolgreichen Lisa Martin-Ondieki stehen da die Namen Samuelson, Waitz, Mota und Kristiansen direkt untereinander.

Bei den großen Marathons in London, Boston, Chicago oder New York findet man hingegen jeweils nie mehr als drei der "Grandes Dames" in den Annalen. Und nur Ingrid Kristiansen war tatsächlich bei all diesen prestigeträchtigen und gut dotierten Rennen mindestens einmal erfolgreich. Doch dafür gewann sie eben als einzige nie einen Titel in einem Meisterschaftsmarathon.

Auch für die Weltmeisterschaften in Rom hatte sich die Norwegerin wie in Stuttgart wieder für die 10.000 Meter entschieden. Und weder die verletzte Grete Waitz noch die hochschwangere Joan Benoit-Samuelson waren am Start. So lag die Favoritenrolle wieder einmal bei Rosa Mota. Da auch Laura Fogli, Carla Beurskens und Katrin Dörre nicht auf der Meldeliste standen, schien von der Papierform her einzig die Australierin Lisa Martin in der Lage zu sein, einigermaßen Paroli zu bieten.

Die beiden waren es dann auch, die an der Spitze des Feldes das Stadion verließen. Schon wenige Minuten später befanden sich nicht einmal mehr zehn Läuferinnen in der Kopfgruppe, an deren Spitze Rosa Mota trotz der warmen Temperaturen an diesem Augustabend unerbittlich aufs Tempo drückte. Sogar dieses verbliebene kleine Trüppchen franste bereits hinten langsam aus.

Als es auf den fünften Kilometer über den Petersplatz ging, zog die kleine Portugiesin noch einmal etwas höher. Und schon konnten ihr nur noch Lisa Martin und die Polin Renata Kokowska - hierzulande hauptsächlich als dreifache Siegerin des Berlin Marathons bekannt - folgen. Doch beide hielten ebenfalls nur noch wenige Meter halbwegs Anschluss, dann ging die Lücke zur Führenden auch für sie auf.

Nach wenig mehr als fünf absolvierten Kilometern und achtzehn Minuten Laufzeit war Rosa Mota schon alleine in Front - und sie sollte es für die nächsten gut zwei Stunden bleiben. Innerhalb kürzester Zeit baute sie ihren Vorsprung immer mehr aus und war auf der winkligen, mit mehreren Wendepunkten versehene Strecken, die fast an allen Sehenswürdigkeiten der "ewigen Stadt" vorbei führte, für die Konkurrenz bald nicht mehr zu sehen.

Während die Portugiesin vorne einsam ihre Schleifen durch die Innenstadt drehte, wurde das anfängliche Verfolgerduo Martin und Kokowska nach einigen Kilometern wieder von Soja Iwanowa eingeholt. Noch vor der Halbmarathonmarke war die Kasachin an beiden vorbei gezogen und nun alleinige Zweite.

Sowohl Martin als auch Kokowska hatten in der Anfangsphase zu viel Pulver verschossen und beendeten das Rennen danach nicht mehr. Doch auch Iwanowa ging in der Schlussphase ein wenig der Sprit aus. Rosa Motas Vorsprung wurde bis zum Ziel größer und größer. Er wuchs schließlich auf über sieben Minuten an.

Hauptproblem der Portugiesin an diesem Abend war vielleicht, den Punkt zu erkennen, an dem sie aufhören konnte zu laufen. Denn für die Marathonläuferinnen war der Einlauf auf der Außenseite der Bahn mit Hütchen abgesperrt. Man hätte also durchaus meinen können, dass nach der ersten Zielpassage noch eine weitere Runde auf der Innenseite anstand.

Rosa Mota schaute fragend zu den Kampfrichtern, trabte dabei noch etwas weiter, gestikulierte und blieb erst dann wirklich stehen, als ihr von den Offiziellen signalisiert wurde, dass sie das Ziel schon erreicht hatte. Die Uhr zeigte eine 2:25:17 - ihre bisher zweitbeste Zeit, die angesichts der Wärme und einer winkligen, mit unzähligen Kopfsteinpflasterabschnitten gespickten Strecke noch ein wenig beeindruckender wird.

Erst knapp siebeneinhalb Minuten später kam Soja Iwanowa mit 2:32:38 als Zweite ins Ziel. Nur fünfzehn Sekunden dahinter sicherte sich die das gesamte Rennen eher unauffällig laufende Französin Jocelyne Villeton die Bronzemedaille. Auch Bente Moe aus Norwegen als Vierte hatte sich die Strecke weit besser eingeteilt als viele andere und deswegen im letzten Teil der Distanz noch einige Plätze gut gemacht.

Doch alle überstrahlte an diesem Abend natürlich Rosa Mota. Im Hinblick auf den Spannungsbogen hatte sie vermutlich für das langweiligste Meisterschaftsrennen aller Zeiten gesorgt. Man muss schon bis zu Spiridon Louis und dem ersten Olympischen Spielen 1896 zurück gehen, um einen vergleichbaren Vorsprung beim Gewinn eines internationalen Titels zu finden. Vor der überragenden Leistung der kleinen Portugiesin kann man allerdings wirklich nur den Hut ziehen.

Wieder einmal hatte Rosa Mota für eine Premiere im portugiesischen Leichtathletikverband gesorgt. Denn erstmals gab es bei einer "großen" Weltmeisterschaft Gold für das kleine Land. Zuvor hatten nur Carlos Lopes im Cross und Aurora Cunha bei der Straßen-WM der Frauen entsprechende Titel geholt, die aber nur von wirklich Interessierten registriert wurden. Diesmal hatte die komplette Weltöffentlichkeit zugesehen.

Eigentlich hätte man meinen sollen, dass die Funktionäre nach all diesen Erfolgen nun endlich das Konzept des Team Pedrosa / Mota anerkennen und die beiden einfach in Ruhe weiter arbeiten lassen würden. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Die Offiziellen wollten die frischgebackene Titelträgerin verpflichten, im November bei den Straßenlauf-Weltmeisterschaften in Monaco teilzunehmen.

Rosa Mota und José Pedrosa lehnten ab, da dieses Rennen nicht in ihre Pläne zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Seoul passte. Der Streit eskalierte. Rosa Mota lief nicht und die Herren der "Federação Portuguesa de Atletismo" verhängten eine viermonatige Sperre. Pedrosa drohte im Gegenzug den Verband zu wechseln und Rosa Mota bei Olympia für das damals noch portugiesische Überseegebiet Macao starten zu lassen.

Selbst Staatspräsident Mario Soares schaltete sich ein. Denn "Rosinha" - die "kleine Rosa" - hatte in Portugal inzwischen fast den Status einer Nationalheldin. Da auch die Presse sich mehrheitlich auf die Seite der Läuferin schlug und sogar das Nationale Olympische Komitee gegen den Willen der Leichtathletikoberen eine Startplatzgarantie gab, ging der Konflikt weitgehen zugunsten von Mota und Pedrosa aus.

Doch von konzentrierter Vorbereitung konnte in dieser Phase erst einmal nicht die Rede sein. Zwischen dem Weltmeisterschaftsmarathon Ende August und dem Boston Marathon im April kam Rosa Mota auf gerade einmal drei Wettkämpfe - darunter wieder einmal der fast schon traditionelle Sieg beim Halbmarathon von Nazaré.

Am Patriots Day in Massachusetts zeigte sie sich allerdings trotzdem ein weiteres Mal in herausragender Form. Denn obwohl eigentlich nicht wirklich gefordert, da die Zweite Tuija Toivonen aus Finnland trotz einer neuen persönlichen Bestmarke fast fünf Minuten zurück lag, erzielte Mota mit 2:24:30 die zweitbeste Leistung ihrer Karriere.

Danach ging sie erneut ins Höhentrainingslager nach Boulder und startete bis zum Olympiamarathon im September nur noch bei einigen wenigen lokalen Rennen in Colorado, bei denen sie abgesehen von Bolder Boulder kaum auf ebenbürtige Konkurrenz traf. Aber auch ohne entsprechende Leistungsnachweise im Vorfeld konnte man bei Rosa Mota inzwischen immer davon ausgehen, dass sie in Topform antreten würde.

Zum dritten Mal in Folge war die amtierende Weltrekordlerin Ingrid Kristiansen bei einem Großereignis nicht im Marathon sondern auf den 10.000 Metern am Start. Doch nach dem ersten Europa- und dem ersten Weltmeistertitel auf der neu eingeführten Distanz wurde es aufgrund eines Ermüdungsbruches im Fuß nichts mit dem Premieren-Gold bei Olympia.

Grete Waitz, die andere große Norwegerin, wollte allerdings versuchen, den in Los Angeles verpassten Olympiasieg zum Abschluss ihrer langen Laufbahn doch noch zu holen. Neben Lisa Martin musste man zudem auch Katrin Dörre auf der Rechnung haben, die sich im Winter mit einer 2:25:24 in Tokyo auf Platz sechs der ewigen Weltbestenliste nach vorne gelaufen hatte.

Genau diese vier setzten sich dann auch schon gleich nach dem Start im Olympiastadium in die vorderen Positionen und gaben sie auf der ersten Hälfte der großen Runde durch den Süden und Osten der Zehn-Millionen-Metropole auch nicht mehr wirklich auf. Hinter ihnen formierte sich eine anfangs knapp zwanzigköpfige Spitzengruppe, die schon nach einer Dreiviertelstunde bei warmem und feuchtem Wetter allerdings auf nur noch ein Dutzend zusammen geschmolzen war.

Während an der Spitze hauptsächlich Rosa Mota das Tempo weiter hoch hielt, bröckelte diese nach der Halbzeit ziemlich auseinander. Und bei Kilometer fünfundzwanzig lagen nur vier Athletinnen gemeinsam in Front. Dass Martin und Dörre noch dabei waren, überraschte nicht wirklich. Doch die Vierte im Bunde war eben nicht Grete Waitz sondern Tatjana Polowinskaja.

Ganz ähnlich wie ihre Teamkollegin Kristiansen war die Norwegerin bereits leicht angeschlagen in die Olympischen Spiele gegangen und nun meldete sich das lädierte Knie. Einige Kilometer, nachdem sie den Anschluss an die enteilenden Konkurrentinnen verloren hatte, gab Waitz das Rennen dann auch folgerichtig auf.

Polowinskaja war die Erste, die von den verbliebenen Läuferinnen das von Rosa Mota angeschlagene Tempo nicht mehr mitgehen konnte. Nach etwa siebenunddreißig Kilometern verabschiedete sich die Ukrainerin aus der Führungsgruppe. Kurz darauf verschärfte die Portugiesin noch einmal.

Genau diese Stelle in einem leichten Gefälle vier Kilometer vor dem Ziel hatte sie bei der Streckenbesichtigung mit Pedrosa als geeigneten Punkt für eine Attacke ausgemacht. Und der Plan funktionierte fast schon zu perfekt. Denn keine ihrer beiden Begleiterinnen machte die geringsten Anstalten, nachzusetzen und die entstandene Lücke wieder zu schließen.

Der Vorsprung wuchs schnell auf mehr als hundert Meter an und wurde bis ins Ziel auch nicht mehr wirklich kleiner. Während Rosa Mota relativ unbedrängt dem Olympiasieg entgegen lief und nach einer Dreiviertelrunde um die Tartanbahn jubelnd die Arme nach oben reißen konnte, löste sich auf dem Weg zum Stadion Lisa Martin von Katrin Dörre und erarbeitete sich damit die Silbermedaille. Doch der dritte Platz der Leipzigerin geriet ebenfalls nicht mehr in Gefahr.

In der Ergebnisliste liest sich der Ausgang des zweiten Olympischen Frauenmarathons viel enger, als er in der Realität tatsächlich war. Denn Rosa Mota hatte mit 2:25:40 nicht mehr als dreizehn Sekunden Abstand zur in 2:25:53 gestoppten Australierin. Und auch Katrin Dörre lag nach 2:26:21 weniger als eine Dreiviertelminute zurück.

Selbst die ziemlich angeschlagene Tatjana Polowinskaja, die sich gerade noch um eine Sekunde vor der auf der Zielgeraden immer näher kommenden Chinesin Zhao Youfeng ins Ziel rettete, war mit 2:27:05 nicht vollkommen abgeschlagen. Sechste wurde nach 2:27:49 die wie so oft im Vorderfeld mitmischende, aber eben nie ganz oben landende Laura Fogli.

In drei aufeinanderfolgenden Jahren hatte Rosa Mota nun drei große internationale Titel in Folge geholt - ein Kunststück, das auf der Marathonstrecke nie zuvor gelungen war und das auch bisher niemand mehr wiederholen konnte. Natürlich war sie auch die erste Portugiesin, die olympisches Gold gewann. Nach Carlos Lopes war es ohnehin erst der zweite Olympiasieg für Portugal. Und außer ihr holte in Seoul niemand sonst aus dem Team überhaupt eine Medaille.

Danach war die Luft aber erst einmal ein bisschen heraus. Im Januar beendete sie in Osaka zum ersten Mal einen Marathon vorzeitig. Vor diesem "DNF" hatte sie von dreizehn Rennen über diese Distanz zehn gewonnen, war zweimal Dritte geworden und nur ein einziges Mal bei der WM-Premiere in Helsinki als Vierte nicht auf dem Treppchen gelandet.

Der Versuch, die Scharte beim Stadt-Marathon von Los Angeles gleich im März ein wenig auszuwetzen, war ebenfalls nur bedingt erfolgreich. Denn hinter einer keineswegs überragenden Soja Iwanowa, wurde Rosa Mota nach - verglichen mit ihren letzten Leistungen eher schwachen - 2:35:27 Zweite.

Für den Rest des Jahres beschränkte sie sich dann auf wenige lange Rennen und fügte dabei einige heute längst als Traditionsveranstaltungen bekannte Läufe zu ihrer Erfolgsliste hinzu. So gewann sie diesmal die 25 km vom Berlin, sie siegte beim Greifenseelauf in der Schweiz und der Route du Vin in Luxemburg, sie war Erste bei den 20 km de Paris und schließlich wieder einmal in Nazaré, wo ein Jahrzehnt zuvor ihre Straßenlaufkarriere begonnen hatte.

Was sich in dieser Zeit bereits verändert hatte, konnte Rosa Mota dann nach ihrem zweiten Start in Osaka problemlos an der Ergebnisliste ablesen. Denn sie gewann zwar diesmal in 2:27:47 mit fast zwei Minuten Vorsprung vor Katsuyo Hyodo. Doch inzwischen war sie eben nicht mehr eine der Jüngsten sondern eine der Ältesten im Elitefeld. Keine einzige der ersten zwanzig Läuferinnen war nämlich vor der Portugiesin geboren.

Auch in Boston drei Monate später traf sie auf etliche Läuferinnen einer neuen Generation. Eine davon war Uta Pippig, die nach dem Fall der Mauer erstmals bei einem der gut dotierten Marathons im Westen starten konnte. Gegen eine Rosa Mota, die vom ersten Meter an die Führung übernahm und sich sofort von allen anderen absetzte, um in einem weiteren Sololauf zum dritten Sieg zu eilen, konnte die Berlinerin aber an diesem Tag nichts ausrichten.

Während sich die kleine Portugiesin nach 2:25:24 wieder einmal den in Boston üblichen Lorbeerkranz aufsetzen lassen durfte, kam Pippig als Zweite mit 2:28:03 ins Ziel auf der Boylston Street. Ihre große Zeit in Boston sollte noch kommen. Nach zwei weiteren Treppchenplätzen in den Folgejahren gewann sie den Traditionslauf zwischen 1994 und 1996 dreimal nacheinander.

Wie so oft war Rosa Mota mit ihrem Erfolg erneut an einer Premiere beteiligt. Denn als erste Olympiasiegerin konnte sie auch in Boston gewinnen. Was bei den Frauen angesichts gerade einmal zweier olympischer Marathons nur bedingt erstaunt, galt allerdings bis zu diesem 16. April 1990 genauso für die Herren. Vierundneunzig Mal musste der Marathon-Methusalem gelaufen werden, bevor mit Gelindo Bordin erstmals ein Athlet sowohl bei Olympia als auch in Boston auf der Siegerliste stand.

Rosa Mota blieb in den USA und bereitete sich in Boulder, das inzwischen fast so etwas wie ihre zweite Heimat war, auf ihren dritten Europameisterschaftsmarathon vor. Nach ihrer Rückkehr nach Europa verlor sie in ihrer ersten Heimat Porto jedoch bei der Corrida de São João über zehn Meilen gegen ihre langjährige Weggefährtin Aurora Cunha. Diese war zwar inzwischen auch im Marathon unterwegs, setzte für die EM aber doch lieber auf die Bahnrennen.

Dennoch war Portugal eines der wenigen Länder, das in der kroatischen Küstenstadt Split das Startkontingent von drei Plätzen voll ausschöpfte. Nicht mehr als fünfundzwanzig Sportlerinnen waren gemeldet. Dabei hatten gerade einmal acht Jahre zuvor die Funktionäre im portugiesischen Verband von marathonlaufenden Frauen noch überhaupt nichts wissen wollen.

Schon auf den ersten Metern zeigte sich, welche Führungsrolle und welche Hochachtung sich Rosa Mota im Laufe ihrer Karriere erarbeitet hatte. Denn niemand wagte ihr direkt zu folgen und sofort ging eine kleine Lücke auf. Als es nach etwa einem Kilometer aus dem Stadion hinaus ging, war sie bereits auf zehn Sekunden angewachsen. Es sah wieder mal nach einer absolut dominanten Vorstellung der Titelverteidigerin aus.

Mehr als zwei Stunden war die Portugiesin alleine vor dem Feld hergelaufen, als sie plötzlich von Walentina Jegorowa Gesellschaft bekam. Ganz so locker und entspannt wie bei voran gegangenen Titelkämpfen sah Mota in diesem Moment auch nicht mehr aus. Doch nur wenige Minuten liefen die beiden nebeneinander her, dann setzte Rosa Mota ihre Konterattacke und löste sich wieder von der Russin.

Jegorowa versuchte auf den nächsten Kilometern das stets fünfzig bis hundert Meter Loch zwar wieder zu schließen. Doch auch wenn Rosa Mota sich immer wieder einmal besorgt umdrehte, ihre Verfolgerin kam einfach nicht mehr heran. Mit wenigen Sekunden Abstand liefen die beiden ins Stadion, wo noch eineinhalb Runden zu absolviere waren.

So sehr sich die Russin vor den Augen der begeisterten Zuschauer auch bemühte, an der halben Bahnlänge zur Führenden änderte sich nichts mehr, da Mota genauso energisch dagegen hielt. Fünf Sekunden lagen am Ende zwischen der 2:31:27 laufenden dreifachen Europameisterin und der Zweiten. Erst mehr als vier Minuten nach diesem dramatischen Duell war mit Maria Rebelo (2:35:51) aus Frankreich auch die Bronzemedaillengewinnerin im Ziel.

Der dritte Erfolg der Portugiesin war zwar längst nicht so dominant erlaufen wie der zweite, aber im Hinblick auf die mentale Einstellung und die kämpferische Leistung mindestens genauso beeindruckend. Und auch nach Split hielt sie alle drei großen internationalen Titel im Marathon in ihrer Hand.

Hatte sich Rosa Mota sonst immer einmal rar gemacht und ihre Wettkämpfe sorgfältig geplant, lief sie im September mit dem Great North Run, dem Greifenseelauf und der Route du Vin gleich drei Rennen über Halbmarathon oder ähnliche Distanzen - die Schweizer Seeumrundung war damals noch ein wenig kürzer - an aufeinander folgenden Wochenenden.

Sowohl in Nordengland als auch in Luxemburg blieb sie mit 1:09:33 bzw. 1:09:52 unter ihrer alten Bestzeit. Rekordfähig waren beide Leistungen aufgrund der Punkt-zu-Punkt-Strecken jedoch nicht. Und auch die erneute 1:09:52 aus dem folgenden März vom Lissabon Halbmarathon taugt nicht für die Rekordbücher, da dieser aufgrund des Starts auf der Tejo-Brücke ein zu großes Gefälle hat.

Rosa Mota gewann all diese Rennen. Und wäre nicht ein Crosslauf in Japan gewesen, bei dem sie nur als Sechzehnte ins Ziel kam, wäre sie zwölf Monate ungeschlagen geblieben. Höhepunkt dieser Serie war allerdings ihr erster und einziger Sieg beim London Marathon, den sie damit nun auch noch in ihre lange Erfolgsliste aufnehmen durfte.

Mit Walentina Jegorowa, Katrin Dörre, Renata Kokowska, Maria Rebelo und Laura Fogli traf sie an der Themse im separat gestarteten Eliterennen der Frauen auf ihr durchaus bekannte starke Konkurrenz. Bis zur Halbzeit an der Tower Bridge blieb eine etwa zehnköpfige Spitzengruppe zusammen, in der die kleine Portugiesin wie gewohnt fast ständig in der ersten Reihe lief.

Doch nach etwa fünfundzwanzig Kilometern verschärfte Rosa Mota. Und innerhalb kürzester Zeit war die Gruppe komplett auseinander geflogen und sie in gewohnter Manier alleine in Front. Hinter ihr formierte sich mit Jegorowa, Dörre und der Amerikanerin Francie Larrieu Smith ein Trio, das die nächsten Plätze unter sich ausmachen sollte. Die wieder einmal absolut überzeugend auftretende Portugiesin bekamen sie aber nicht mehr zu Gesicht.

Mit 2:26:14 erzielte sie eine Zeit, die für Rang dreißig der ewigen Weltbestenliste reichte. Doch alleine sieben der davor stehenden Ergebnisse hatte sie selbst erzielt. Nur Ingrid Kristiansen hatte mit ebenfalls acht - insgesamt sogar noch etwas besseren - Ergebnissen diesbezüglich ähnliches vorzuweisen.

Dahinter wurde die achtunddreißigjährige Francie Larrieu Smith mit persönlicher Bestzeit von 2:27:35 Zweite. Walentina Jegorowa kam als Dritte nach 2:28:18 ins Ziel. Und für Katrin Dörre blieb in 2:28:57 nur der vierte Platz. In den nächsten drei Jahren sollte sie dann allerdings jedes Mal ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen.

Rosa Mota schien auch für die nächste Titelverteidigung bei den in Tokyo anstehenden Weltmeisterschaften gut gerüstet. Und lange lief sich auch in der japanischen Hauptstadt wie gewohnt in der Spitzengruppe mit. Doch wohl auch zum Erstaunen ihre Konkurrentinnen verlor sie nach vierundzwanzig Kilometern den Anschluss und stieg einige Kilometer später aus.

In einem spannenden Dreikampf sicherte sich schließlich die Polin Wanda Panfil in 2:29:53 die Nachfolge als Weltmeisterin vor der um vier Sekunden geschlagenen Lokalmatadorin Sachiko Yamashita. Platz drei ging nach 2:30:10 wie schon bei Olympia in Seoul erneut an Katrin Dörre, die dieses Mal allerdings nicht mehr im DDR-Blau sondern im weiß-roten Trikot des wiedervereinigten Deutschland unterwegs war.

Nachdem sie sich mit einigen Siegen und guten Platzierungen bei Straßenläufen wieder aufgebaut hatte, versuchte Rosa Mota im April des nächsten Jahres in London wieder an ihre früheren Erfolge anzuknüpfen. Doch erneut beendete sie das Rennen vorzeitig. Die Olympischen Spiele in Barcelona fanden ohne die große kleine Portugiesin statt.

Auf die Saison 1993 verzichtete sie danach komplett. Und auch der letzte Versuch eines ernsthaften Comebacks endete nach einigen durchaus ansprechenden Wettkämpfen im November 1994 beim Marathon von Tokyo mit einem "DNF". Mehr oder weniger zur gleichen Zeit verabschiedeten sich alle vier großen Marathonläuferinnen der Achtziger vom Leistungssport.

Ganz aufgehört mit dem Laufen hat Rosa Mota allerdings nie. Immer wieder einmal konnte man in der Folge ihren Namen in einer Ergebnisliste finden. Und auch mit mehr als sechs Jahrzehnten auf dem Buckel wirkt Rosa Mota noch immer drahtig und austrainiert.

Außerhalb von Portugal wurde es kaum registriert, was vielleicht auch daran lag, dass die wenigsten verstanden, wer sich hinter dem in der Ergebnisliste auftauchenden Namen "Rosa Maria Correia dos Santos Mota" verbirgt, doch bei den Senioren-Europameisterin im Crosslauf 2019 gewann sie in der Altersklasse W60 wieder einmal eine Goldmedaille für ihr Heimatland. Es ist nur ein weiteres Steinchen, das dazu beiträgt, dass "Rosinha" noch immer Heldenstatus genießt.

Schon früh hat man in ihrer Heimatstadt Porto die größte Sport- und Veranstaltungshalle der Stadt in "Pavilhão Rosa Mota" umbenannt. Als diese vor einiger Zeit im inzwischen üblichen Verfahren zusätzlich mit dem Namen eines Sponsors aus der Wirtschaft versehen wurde, gab es darüber heiße Diskussionen.

Rosa Mota, der man anfangs beim Training in den Straßen von Porto noch nachrief, ob sie denn nichts Besseres zu tun zu hätte als durch die Gegend zu rennen, hat als Pionierin durch ihre Erfolge viel bewegt. Dass sie und insbesondere José Pedrosa mit seiner Hartnäckigkeit im Kampf gegen die alten Funktionärsdenkmuster dazu beigetragen haben, die Tür für nachfolgenden Läufergenerationen zu öffnen, dürfte unstrittig sein.

Doch abgesehen davon und neben allen Medaillen und Siegen war es eben auch ihr stets freundliches, bescheidenes und faires Auftreten, das sie nicht nur beim Publikum sondern auch bei der Konkurrenz beliebt machte und immer noch machen.

Das Portrait über Rosa Mota zur Serie Heroes erstellte Ralf Klink
Grafik Ursula Güttsches

Zu weiteren Portraits bei LaufReport klick HIER

Zu aktuellen LaufReport-Inhalten klick HIER

© copyright
Die Verwertung der Texte und Fotos, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung auch in elektronischer Form, ist ohne Zustimmung der LaufReport.de Redaktion (Adresse siehe unter IMPRESSUM) unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt.

Datenschutzerklärung