Domenika Mayer -

Deutsche Crosslauf-Meisterin 2020

von Günter Krehl im März 2020 

Neue Halbmarathon Bestzeit: 1:09:52 am 21.3.2021
Neue 10.000 m Bestzeit: 32:45,81 am 12.7.2020

Domenika Mayer schnellste Frau bei den Deutsche Crossmeisterschaften in Sindelfingen: Eine Nagolderin gewinnt in der alten Heimat ihren ersten Meistertitel - Wellensittich als Belohnung

Sindelfingen - Im Freibadgelände von Sindelfingen fanden die Deutschen Meisterschaften im Crosslauf statt. Siegerin im Hauptlauf der Damen über 5 Runden und insgesamt 5.500 Meter wurde mit einem Start-Ziel Sieg Domenika Mayer (LG TELIS FINANZ Regensburg). Die 111 Teilnehmerinnen mussten sich äußerst kraftraubend durch knöcheltiefen Schlamm kämpfen. Vom ersten Meter an drückte die Regensburgerin auf das Tempo und verschaffte sich einen sicheren Abstand zu ihren Verfolgerinnen. Der Vorsprung blieb das gesamte Rennen über mehr oder weniger konstant und nach 21:24 Minuten durchlief die ehemalige Nagolderin mit 9 Sekunden Vorsprung überglücklich die Ziellinie. Dieser Tag wird wohl immer in ihrem Gedächtnis bleiben, feierte sie doch ihren ersten Einzeltitel bei einer deutschen Meisterschaft. Freudestrahlend berichtete sie beim Siegerinterview, dass sie sich jetzt zur Belohnung einen Wellensittich anschaffen werde.

Domenika Mayer immer mit sicherem Abstand auf Titelkurs
Foto © Jens Priedemuth
  Kraftraubend durch knöcheltiefen Schlamm
Foto © Günter Krehl

Dabei hat Domenika Mayer bereits große Erfolge und internationale Topplatzierungen vorzuweisen. So wurde sie bei der Berglauf Europameisterschaft 2018 an dritter Stelle liegend nach einer Knöchelverletzung als 7. im Ziel noch beste deutsche Läuferin. Drei Wochen vor der Crossmeisterschaft lief sie in Barcelona mit 1:13:09 über Halbmarathon persönliche Bestzeit und unterbot die DLV A-Norm für die Europameisterschaften um 51 Sekunden. Bei nationalen Titelkämpfen konnte sie sich allerdings bisher noch nie in den Medaillenrängen platzieren.

Im Jahre 2003 entschied Domenikas Bruder nicht Leichtathlet zu werden und lieber Fußball zu spielen. So machte sich die 13jährige Mötzingerin Domenika Weiss alleine auf den Weg zur Tartanbahn im Nachbarort Nagold. Beim dortigen Trainer Martin Wolf wurde sie in allen technischen Disziplinen ausgebildet und startete mit 11,63 Sekunden über 75 Meter ihre sportliche Karriere. Ein Jahr später stand sie mit 8:20,24 über 2.000 Meter (28. Platz) erstmals in der WLV Bestenliste. Auch ihr einziger 5 Kilometer Lauf in Calw mit 23:22 ließ noch keine Rückschlüsse auf ihr läuferisches Talent zu.

2005 deutete sich dies erstmals an, als sie mit 7:00,65 über 2.000 m Platz 9 in Württemberg belegte. Höhepunkt ihrer kurzen ersten Karriere war das Jahr 2006. Neben den obligatorischen Mehrkämpfen (26. im Siebenkampf) mit immerhin 1,48 Meter im Hochsprung finden sich folgende Leistungen und Platzierungen in der Landesbestenliste: 400 m 61,89 (13.), 800 m 2:20,05 (9.), 1.500 Meter 4:55,69 (9.), 3.000 m 11:16,45 (11.), 400 m Hürden 67,08 (9.) und 1.500 m Hindernis 5:20:07 (4.). 2007 war dann leider nicht das Jahr des großen Durchstartens, die 17jährige verlor zusehends die Lust an der Leichtathletik und verabschiedete sich mit dem noch heute gültigen Kreisrekord U18 von 2:17,62 über 800 m von der sportlichen Bühne.

Domenika Mayer auf dem Weg zur deutschen Meisterin im Cross - Foto © Jens Priedemuth   Titelkampf Im Freibadgelände von Sindelfingen
Foto © Günter Krehl

Trotzdem geht die Saat der heimischen Trainer oft später an anderen Orten wieder auf oder wird dort weitergepflegt. So muss man den Calwer Günther Henne nennen, den ersten Trainer von Denis Almas aus Altburg, der über die Stationen Sindelfingen und Wolfsburg letzte Woche zum ersten Mal Deutscher Hallenmeister über 60 m wurde. Auch der Ostelsheimer Joachim Lange war für den nun für Sindelfingen startenden Olympiateilnehmer im Kugelstoßen, Tobias Dahm, Mentor und Motivator der ersten Jahre.

Domenika Weiss verschlug es nach dem Abitur in den Freistaat. Sie studierte an der Fachhochschule der Polizei und kam dadurch wieder mit dem Sport in Berührung. Man erkannte sehr bald ihr Lauftalent und meldete sie für die Europameisterschaften im Polizeicross. Trainingspläne erhielt sie von Jörg Müller, dem erfolgreichen Motor der LG farbtex Nordschwarzwald aus Dornstetten.

Auf der Akademie lernte Domenika ihren späteren Mann kennen, der sie als Trainer bis heute erfolgreich betreut. Heute lebt das Ehepaar in Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg unweit Nürnberg mit seinen beiden Mädels, die 3 und 1 Jahr alt sind. War Domenika Mayer lange Jahre für das legendäre Langstreckenteam von Quelle Fürth an den Start gegangen, wechselte sie dieses Jahr zur Nummer eins in Deutschland, was Langstreckenlauf betrifft. Unter Macher Kurt Ring hamstert die LG TELIS FINANZ Regensburg seit vielen Jahren unzählige Medaillen auf nationaler Ebene. Zwei Mal in der Woche bewältigt sie die Strecke in die Domstadt, knapp 70 Kilometer Luftlinie von Neukirchen entfernt. Beim gemeinsamen Training und diversen Trainingslager schätzt sie nicht nur das gegenseitige Fordern, sie lobt ausdrücklich die Kameradschaft und die gute Laune der Truppe.

Auf ihre Ziele angesprochen, will sie sich bei den 10.000 Meter Meisterschaften am 9. Mai in Pliezhausen wieder im Ländle stellen und ihre persönliche Bestzeit deutlich verbessern. Während des Interviews liebäugelte sie noch mit einem Start bei den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Freiburg. Wenige Minuten später wurde diese Veranstaltung mit mehreren tausend Teilnehmern jedoch erwartungsgemäß wegen des Coronavirus abgesagt.

Saisonauftakt im Straßenlauf beim Johannesbad
Thermen Marathon in Bad Füssing mit 10km-Bestzeit
Foto © Walter Wagner
  Domenika Mayer, hier mit Miriam Dattke und Corinna Harrer,
lobt die Kameradschaft bei der LG TELIS FINANZ Regensburg
Foto © Constanze Wagner

So muss sie sich einen anderen schnellen Halbmarathon suchen, um ihre Zeit noch zu verbessern und die Chance auf eine Teilnahme an den Europameisterschaften vom 25. bis 30. August in Paris aufrecht zu erhalten. Dass die ambitionierte Athletin dabei zweigleisig fährt hebt sie aus dem Kreis ähnlich starker Läuferinnen heraus. Die Europameisterschaft im Berglauf am 4. Juli in Cinfaes/Portugal nennt sie als realistisches Ziel. Einerseits ist die Konkurrenz auf den von vielen Läufern ungeliebten bergauf/bergab Strecken nicht allzu groß, andererseits ist die bayrische Schwäbin ein Fan dieser Kurse. An einen reinen Berglauf hat sie bis jetzt noch nie teilgenommen und unterwegs freut sie sich beim Hochlaufen immer auf die folgenden Gefällpassagen. Am Ende der Saison lockt dann noch die Berglaufweltmeisterschaft auf der Kanareninsel Lanzarote. Dort wird am 15. November die Kurzdistanz ausgetragen und einen Tag später der Hügelmarathon. 2019 war diese Veranstaltung in aller Munde, als Biathlonass Laura Dahlmeier in Patagonien/Argentinien mit Platz 27 ein ansprechendes Ergebnis erzielte.

Nicht nur in Mötzingen und Nagold, sicher nun auch im Kreis Calw und vielleicht in ganz Württemberg werden die Leichtathletikfreunde mit Spannung die weitere Entwicklung unserer erfolgreichen "Auswanderin" Domenika Mayer, geborene Weiss, verfolgen.

Günter Krehl im März 2020 

Das Porträt "Domenika Mayer" erstellte Günter Krehl
Fotos ©: Günter Krehl, Jens Priedemuth, Constanze & Walter Wagner

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