Rolf Luxemburger erhält den südbadischen Sportpreis

Der 80jährige Trainer & Physiotherapeut denkt nicht ans Aufhören:

"Nun sind es nur noch 20 Jahre bis zum 100. Geburtstag"

von Winfried Stinn im November 2014

Badens berühmte Trainerlegende Rolf Luxemburger, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte, wurde in Freiburg mit dem erstmals vergebenen südbadischen Sportpreis ausgezeichnet. Als Trainer und Physiotherapeut war er seit 1968 bei acht Olympischen Spielen sowie unzähligen Welt- und Europameisterschaften dabei. Luxemburger betreute Geher, Läufer, Triathleten und Mountainbiker.

Die Ehrung, die an die Bambi-Verleihung fürs Lebenswerk erinnert, fand im Rahmen der traditionellen Sportlerehrung satt und wurde vom Regierungspräsidium Freiburg, dem Badischen Sportbund und dem Olympiastützpunkt Freiburg durchgeführt. Dabei wurden rund 70 südbadische Sportler/innen, die Deutsche Meistertitel und/oder Medaillen bei Welt-und Europameisterschaften errungen haben, für ihre Leistungen gewürdigt. Die beiden Höhepunkte waren jedoch die Auszeichnung für Rolf Luxemburger mit dem südbadischen Sportpreis; sowie die Ehrung von Skisprung Olympiasieger Martin Schmitt und des mehrfachen Paralympicsiegers im Skilanglauf und Biathlon Willi Brehm, die beide ihre erfolgreiche Laufbahn beendet haben.

 

Die Laudatio für Rolf Luxemburger hielt sein derzeit erfolgreichster Schützling Moritz Milatz. Im Vorjahr wurde Milatz Mountainbike Europameister, in diesem Jahr gewann er mit der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft Silber. Fünf Deutsche Meisterschaften ergänzen die Erfolgsbilanz des Duos Milatz-Luxemburger, die nun schon seit 16 Jahren erfolgreich zusammen arbeiten. In seiner mit Humor und persönlichen Erlebnissen gespickten Rede führte Milatz die wichtigsten privaten, beruflichen und sportlichen Stationen seines Trainers auf.

Moritz Milatz überreicht nach seiner Laudatio Rolf Luxemburger den südbadischen Sportpreis

"An meinen Erfolgen hat Rolf großen Anteil. Ich hoffe, dass ich noch viele Jahre von seiner Erfahrung profitieren kann. Er ist nicht nur mein Trainer, er ist auch mein Freund. Und er hat, wie Geher-Olympiasieger Hartwig Gauder `mal sagte, als Masseur goldene Hände. Nach meinen Stürzen hat er mich immer wieder zusammengeflickt und mich für die nächsten Rennen fit gemacht." Ebenfalls anerkennende Worte fanden der Präsident des Badischen Sportbundes Gundolf Fleischer, die Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und der Leiter des Olympiastützpunktes Hans-Ulrich Wiedmann.

 

Der Präsident des Badischen Leichtathletikverbandes Phillip Krämer : "Eine verdiente Auszeichnung für einen Mann, dem zahlreiche Sportlerinnen und Sportler der verschiedensten Sportarten ihre Erfolgskarrieren mit verdanken. Natürlich denke ich als Vertreter der Leichtathletik da in erster Linie an die erfolgreichen Geher unseres Landes, wie Bernd Kannenberg, dem Olympiasieger von 1972, oder auch an Robert Ihly und Alfons Schwarz und nicht zuletzt an die starken Langstreckler wie Herbert Steffny u.a. Allein die Tatsache, dass Rolf mit seinen Athletinnen und Athleten bei acht Olympischen Spielen und zahlreichen Welt- und Europameisterschaften dabei war, belegt wie wichtig er für den deutschen Sport war und ist."

Gratulation vom Präsidenten des Badischen Leichtathletikverbandes Phillip Krämer

Für sein Engagement und seine unzähligen Erfolge wurde Luxemburger im Laufe der Jahrzehnte mit Ehrungen vom Verein, der Stadt Freiburg, sowie vom Badischen-und Deutschen Leichtathletikverband überhäuft. Dennoch hat der südbadische Sportpreis eine besondere Bedeutung für ihn. "Die bisherigen Auszeichnungen waren für meine Verdienste in der Leichtathletik. Dieser Preis beinhaltet doch mehrere Bereiche des Sports und hat deshalb eine besondere Bedeutung für mich. Ich freue mich sehr über die Auszeichnung. Ich glaube schon, dass ich dem Sport viel gegeben habe, aber der Sport hat auch mir viel gegeben", äußerte sich ein sichtbar gerührter Preisträger.

Dass er mit 80 Jahren noch lange nicht ans Aufhören denkt, erklärte er unter dem starken Beifall der vielen Gäste, in einem Interview mit dem Olympiastützpunktleiter Wiedmann "Ich will schließlich Moritz 2016 zu seiner zweiten Olympiateilnahme führen." Milatz war es dann auch, der Rolf Luxemburger zu seinem 80. Geburtstag, den er am 8.Juni feierte, ein besonderes Geschenk machte. Zwei Tage vor Luxemburgers Ehrentag gewann er mit der Mountainbike -Nationalmannschaft die Silbermedaille mit der Staffel.

 
Mountainbike Ass Moritz Milatz bei seiner Laudatio

"Bei einer Europameisterschaft ist man natürlich immer hoch motiviert, aber Rolfs Geburtstag gab mir nochmals zusätzlich Kräfte. Eine Medaille wollte ich ihm schon zu seinem Geburtstag schenken", so Milatz unmittelbar nach seinem Medaillengewinn. "Eine größere Freude zum Geburtstag hätte mir Moritz nicht machen können. Das war ein tolles vorzeitiges Geschenk", freute sich Luxemburger über diesen erneuten Erfolg seines Schützlings.

Rolf Luxemburger seit Jahrzehnten mit der Stoppuhr am Streckenrand Typisch Luxemburger: kurze Behandlung während des Rennens Rolf Luxemburger bei der WM 1993 in Stuttgart

Rolf Luxemburger wurde in Saarlouis/Saarland geboren und wuchs in Hinterzarten auf. Hier besuchte er auch die Schule. 1960, nachdem er zuvor in Boppard eine Ausbildung als Physiotherapeut absolviert hatte, zog er mit seiner Frau nach Bad Krozingen und eröffnete dort eine Praxis. Seine ersten Erfolge als Trainer feierte er mit den Geherinnen vom PTSV Jahn Freiburg, u.a. wurde Monika Glöckner 1980 die erste Deutsche Gehermeisterin.

 

Zu den erfolgreichsten Athleten, die er in seiner Trainer- und Physiotherapeuten-Karriere betreut hat, gehören u.a. die Geher Bernd Kannenberg (1972 Olympiasieger im 50 km Straßengehen), Alfons Schwarz (25facher Deutscher Meister) und der 3fache Olympia- und 5fache Weltmeisterschaftsteilnehmer Robert Ihly. Ihly trainierte er mehr als zehn Jahre und führte ihn zunächst zur deutschen und dann zur Weltspitze. 13 Deutsche Meisterschaften, drei Olympia- und fünf Weltmeisterschaftsteilnahmen (zweimal Platz sechs) erkämpfte sich Ihly. "Ohne Rolf hätte ich all diese Erfolge nicht erreicht. Er hat viel Zeit, Kraft und Geld investiert. Ihm habe ich viel zu verdanken", so Ihly.

Luxemburger im Gespräch mit der Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer

Überhaupt waren es die Geherinnen und Geher, die es Luxemburger angetan hatten. "Das Gehen hat mich schon immer fasziniert, denn das Gehen ist eine Sportart, die vom Trainer nicht nur die Stoppuhr, sondern auch ein gutes Auge verlangt. Der Kontakt zu Gehern ist noch intensiver, du arbeitest viel enger mit ihnen zusammen, du fährst beim Training mit dem Rad nebenher um die Technik genau zu kontrollieren, du musst ihn oder sie ständig kontrollieren."

Gute Kontakte hatte er schon vor der Wende zu den Weltklassegehern aus der DDR und den anderen Ostblockstaaten. Da kannte er keine Berührungsängste. Nach 1989 wurden die Kontakte, u.a. zum Olympiasieger von 1980 Hartwig Gauder, der Luxemburger immer wieder mal in Bad Krozingen besucht, noch intensiviert. "Ich werde nie vergessen, dass mir Rolf bei einem wichtigen Wettkampf, als es mir schlecht ging, ein Getränk reichte, obwohl ich Konkurrent seiner Athleten war und damals ja aus einem anderen Land kam", erinnert sich Gauder. "Und als Masseur hat er goldene Hände", führte der Olympiasieger weiter aus.

Mit Markus Jenne links und Max Frei waren zwei seiner Schützlinge bei der Berglauf WM 2003 in der Nationalmannschaft die Bronze gewann (Foto: privat) Das von Luxemburger betreute PTSV Jahn Freiburg Team wird 1989 Deutscher Mannschaftsmeister über 25 km (v.l. Luxemburger, Steffny, Keller, Dold)

Beim PTSV Jahn Freiburg betreute er in den achtziger und neunziger Jahren die erfolgreiche Läufergruppe um den Marathon-Europameisterschaftsdritten Herbert Steffny, Guido Dold und Markus Keller. In den vergangenen Jahren gehörten neben Moritz Milatz u.a. die regionalen Spitzenläufer wie Markus Jenne, Max Frei, Ulrich Benz und der Triathlet Andi Böcherer zu seinen Schützlingen. Ins Schwärmen kommt der mehrfache Freiburg-Marathon-Sieger Max Frei, wenn er auf Rolf Luxemburger angesprochen wird: "Rolf ist absolut zuverlässig, der seinen Sportlern in jeder - auch weit über den Sport hinausgehenden - Lebenslage hilft, mit viel Lebenserfahrung berät und fördert.

 

Absolut bewundernswert ist dabei die Konstanz, mit der er den Sport seit 30-40-50 Jahren zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht hat und diesen bis heute täglich fördert und unterstützt. Sein geschultes Auge fokussiert nicht nur Zeiten und Zahlen, es gelingt ihm auch das Drumherum, die Lebens-, Gesundheits- und Belastungssituation seiner Sportler mit in ein ausgewogenes Training einzubauen. Gerade wenn es sportlich nicht läuft, ist er als Ansprechpartner und Therapeut für die Sportler da. Sagenhaft ist sein umfassendes Wissen und seine Erfahrung im Bereich der Trainingslehre und -steuerung."

Beim Interview mit Olympiastützpunkt-Chef Hans-Ulrich Wiedmann

"Athleten und Trainer müssen eine Einheit sein", so begründet Luxemburger das Geheimnis seines Erfolgs. "Ich versuche mich immer in den Athleten hinein zu versetzen, ich gehe auf ihn ein und gebe ihm möglichst viele Freiräume. Wichtig ist, dass man dem Athlet entsprechende realistische Ziele setzt. Ich schreibe auch keine Trainingspläne für den Athleten, sondern mit dem Athleten", so Luxemburger. "Der Sport hat mir viel gegeben, vor allem haben sich viele Freundschaften, wie z.B. zu Emil Zatopek, daraus entwickelt. Natürlich gab es auch immer wieder Enttäuschungen, vor allem dann, wenn ich Athleten, die sich übernommen hatten, aus dem Rennen nehmen musste. Die Gesundheit muss an erster Stelle stehen."

Auch der 25fache Deutsche Gehermeister Alfons Schwarz gehörte zu Luxemburgers Schützlingen Rolf Luxemburger mit Olympiasieger Hartwig Gauder und Weltmeister Ronald Weigel Mit Robert Ihly feierte Rolf Luxemburger seine größten Erfolge

Probleme mit dem Älterwerden habe er nicht. "Ich habe eine positive Lebenseinstellung, dazu gehört das Älterwerden. Deshalb hat die Zahl 80 für mich keine Bedeutung. Außer, dass es jetzt noch nur 20 Jahre bis zu meinen 100. Geburtstag sind", stellt Luxemburger schmunzelnd fest. "Und meine Athleten werde ich weiterhin betreuen." Da bleibt auch weiterhin wenig Zeit für seine Hobbies. Seine große Leidenschaft, neben dem Sport ist die Modelleisenbahn, doch hier bleiben viele seiner Exemplare immer noch in Kisten verstaut. Für eine weitere Leidenschaft, Besuche in Eisdielen, bleibt jedoch immer noch genügend Zeit.

Das Portrait "Rolf Luxemburger" erstellte Winfried Stinn
Fotos © Winfried Stinn

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