Jens Lukas im Porträt:

Jens Lukas, ein Spartaner durch und durch

War es der letzte oder der vorletzte historische Niddalauf im Jahr 1990? Jens Lukas’ Erinnerungen sind da etwas verblasst. Definitiv jedoch war es sein „ERSTER“ Ultralauf und da ist sich der so sympathische und immer gut gelaunte Läufer aus dem Badischen sicher. Das Studium der Informatik, hatte den noch jungen Studiosus 1987 nach Karlsruhe verschlagen, und der „Fächerstadt“ ist er treu geblieben. Lukas schätzt die Vorteile der „Stadt im Grünen“ sehr. Strahlenförmig und topfeben ziehen sich die unendlich langen Wege vom ehemaligen Residenzschloss des Badischen Markgrafen in das herrschaftliche Jagdrevier, den nördlichen Hardtwald gen Mannheim. Und Jens Lukas kennt sie alle diese Wege, ist sie alle schon x-mal abgelaufen, kennt jede Querverbindung, fast schon jeden Baum. Der Hardtwald ist längst Lukas’ „Jagdrevier“ geworden. Aber auch der Schwarzwald, vor den Toren der Badischen Landeshauptstadt, zählt zu seinen bevorzugten Laufgründen. Ist er der Ebene überdrüssig, wird schnell der Laufrucksack gepackt, und auf geht’s in die Berge. Den markierten Westweg des Schwarzwaldvereins ist Lukas schon mehrfach in Etappen abgelaufen. Sei es allein, mit einem Laufkameraden oder mit seiner treuen Curly, einem unermüdlichen „Sibirian Husky“, dem idealen Laufbegleiter schlechthin, den Jens auf seinen langen Touren nie mehr missen möchte. Hier holte und holt sich Lukas nach wie vor die mentale Härte, Kraft und Ausdauer, die unabdingbar sind, um auf seinen geliebten Ultraläufen zu bestehen.

Die Idee zur Teilnahme am Spartathlon, dem härtesten Einetappenlauf der Welt, ist in Jens Lukas während eines Griechenlandurlaubs gewachsen. Den erforderlichen Leistungsnachweis erlief sich Lukas bei seinem erster 24-Stundenlauf in Basel, den er nach 200 Kilometern vorzeitig beendete, obwohl er noch 1 ½ Stunden hätte weiterlaufen können. Jens war sich sicher, die 200 werden reichen und er merkte schon hier, wie ihm diese Art von Belastung liegt, ihm förmlich Freude bereitete. Er lernte aber auch kennen, wie selbst ein „Sechser“ Schnitt im Laufe der Zeit zu einem Höllentempo auszuarten vermag. Nach seinem ersten Gesamtsieg in einem Ultralauf, dem 80 km „FiNaMa“ in Karlsruhe 1995, war es dann soweit. 1996 bestritt Jens Lukas seinen ersten „Spartathlon“ in 31 Stunden und 20 Minuten. Diese Laufzeit reichte Lukas bereits für den 14. Einlaufplatz und erweckte in ihm die Lust auf mehr. Frisch gekürt als Deutscher Meister im 24-Stundenlauf mit zurückgelegten 229 km, stand Lukas schon ein Jahr später erneut am Fuß der Akropolis um seinen zweiten Spartathlon anzugehen. Wie man einen Ultralauf nicht von heute auf morgen bestreitet - über Marathon mag dies mit Schmerzen schon mal angehen, stellt sich ein Erfolg sprich Sieg beim Spartathlon über 246 km erst Recht nicht im Vorbeigehen ein. Es erforderte zwei weitere Jahre hartes, entbehrendes Ultra-Training, bis die Frucht gereift, der Gesamtsieg geerntet werden konnte. 1999 war das lang ersehnte Ziel erreicht, Jens Lukas konnte in neuer persönlicher Bestzeit von 25:38 h erschöpft aber überglücklich als Erster die Hand auf den Fuß der König-Leonidas-Statue legen.

Seither haben sich für Jens Lukas unzählige weitere Erfolge eingestellt. So hat der mehrfache Deutsche Meister im 24-Stundenlauf u.a. seine persönliche Bestleistung in dieser Disziplin auf unglaubliche 267 km hochgeschraubt und konnte damit 2002 in Gravigny die Europameisterschaft gewinnen. In der Gluthitze von Frankreichs Süden, gewann er bereits zweimal den „La Fort’iche“, einen Berg-Ultra besonderer Güte, über 115 km und 7000 Höhenmeter. Unter der Sonne Nippons gelang ihm beim „Sakuramichi Int. Nature Run“ über 250 km in 29:35 h als bestem Europäer der 6. Platz im Gesamteinlauf. Beim Swiss-Jura-Marathon, einem Etappenlauf in der Schweiz über 323 km und 8000 Höhenmeter, den Jens Lukas gern als Vorbereitungslauf für den „Spartathlon“ nutzt, erreichte er seine schnellste Zeit 2002 in 26:01 h. Seine schnellste Zeit beim Spartathlon lief er 2001 als Gesamtzweiter in der Zeit von 24:46 h. Im Jahr 2004 wiederholte Lukas seinen Erfolg beim Spartathlon in 25:49 h und bedauert sehr, dass die vom Organisationskomitee einmal angedachte olympische Wertung letztlich doch nicht vorgenommen wurde.

Es versteht sich, dass für solche nunmehr schon über ein Jahrzehnt hinweg erbrachten Leistungen auf hohem und höchstem Niveau, auch eine besondere Begabung erforderlich ist. Zweifellos bringt das Ausdauerphänomen Jens Lukas diese mit. Talent allein reicht nicht, sich durchbeißen und Schmerzen ignorieren können gehört ebenso dazu. Zehn Trainingseinheiten in der Woche sind für Lukas keine Seltenheit, sondern die Regel. Dabei läuft er hundert Kilometer alleine am Wochenende, die sind notwendig, vor allem in der unmittelbaren Vorbereitungsphase für seine ultralangen Wettkämpfe. Dabei legt Lukas besonderen Wert auf eine abwechslungsreiche Trainingsgestaltung und verurteilt die eintönige Kilometerschrubberei. Die Qualität seines Trainings erhöht er gerne mit Intervallen am Berg und eingestreuten Tempodauerläufen.

Nachdem Lukas zuletzt drei Jahre für die „LG Nord Berlin“ an den Start gegangen ist, hat er seit 2005 seinen Startpass wieder bei der „LSG Karlsruhe“ abgegeben. Ihm fehlte die persönliche Nähe bei den fernen Berlinern. In der LSG Karlsruhe sieht er auch weiterhin erhebliches Potential, konnte er doch schon 1999 zusammen mit noch heute aktiven LSG’lern die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im 24-Std.-Lauf erringen. Ebenso sieht er sich seinem Arbeitgeber und wohlwollendem Sponsor, der „PTV AG“ einem führenden Software (mape&guide) Unternehmen mit Hauptsitz in Karlsruhe in der Pflicht.

Bestleistungen

10 km

34:08
 

25 km

1:30:20

100 km 

8:19

21,1 km

1:15:45

42,195 km

2:45:01

24h

267 km

So war es auch wenig verwunderlich, dass Jens die Serie seiner Erfolge in den neuen/alten Vereinsfarben seiner "LSG Karlsruhe" nahtlos fortsetzte. Noch 2005 holte er sich bei der Weltmeisterschaft im 24h Lauf in Wörschach (Österreich) die Bronzemedaille nach absolvierten 256 km und verhalf dem deutschen Nationalteam zum gleichen Edelmetall. Mit seinem dritten Sieg beim Spartathlon in neuer persönlicher Bestzeit von jetzt 24:20 h, hat er sich noch im gleichen Jahr wohl endgültig im Kreise der größten "Spartathleten" verewigt. Ein weiterer Sieg beim Karlsruher FINAMA 2006 ist da schon fast nicht mehr erwähnenswert. Eher eine weitere neue Herausforderung, die Jens 2006 entdeckte. Den Trail um den Mont Blanc mit ca. 160 km und fast 9000 Höhenmeter. Schon bei seiner ersten Umrundung gelang Jens auf Anhieb auf den 4. Platz. 2007 wiederholte er die Umrundung und beendete das Abenteuer bereits als Zweitplatzierter.

Auch dieses Jahr steht der UTMB in seinem Startkalender, schon jetzt darf kräftig spekuliert werden, welche Platzierung Jens da wohl im Visier hat. Weitere in diesem Jahr angepeilten Ziele des Ausdauerathleten Jens Lukas sind u.a.: das "West Highland Way Race" in Schottland und wenn alles klappt der 24h-World Cup in Seoul.

Aktualisiert im März 2008

Jens Lukas vorgestellt von Johann Till

Fotos: Privat

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