Tim Könnel

Der junge Allrounder aus der Westpfalz

von Holger Czäczine im Mai 2020 

Im Frühjahr 2019 lernte ich Tim Könnel als Sieger des Straßenlaufes in Mannheim-Sandhofen kennen. Der inzwischen 25jährige HNO-Arzt am Klinikum Ludwigshafen überzeugte beim letzten Rennen vor der Corona-Zwangspause, dem Mathaisemarkt-Lauf Anfang März in Schriesheim an der Bergstraße. Hier siegte er im stark besetzten Elite-Rennen über 10 Kilometer in neuer Bestzeit von 30:39 min durch die Altstadt von Schriesheim. Bereits eine Woche früher wurde er starker Zweiter bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften im Crosslauf auf der Langstrecke gegen den deutschen Crosslauf-Meister Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel).

Er selbst charakterisiert sich nicht als reinen Bergläufer, sondern sieht seine Stärken auf schwierigen Strecken, auf denen er in der Lage ist, das Tempo mit wechselndem Rhythmus hochzuhalten. Da zählte auf jeden Fall der winklige und leicht bergige Kopfsteinpflaster-Kurs von Schriesheim dazu. Er war Tim wie auf den Leib geschnitten. Der Heltersberger lief die erste Hälfte an der Spitze mit, ehe er zum Sololauf auf die zweite Rennhälfte startete.

Tim Könnel vom TuS Heltersberg konnte seinen Titel auf der Langstrecke bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften am 1. März 2020 in Laubach zwar nicht verteidigen, bot dem Cross-EM-Sechsten Samuel Fitwi von der LG Vulkaneifel aber einen harten Kampf um den Sieg - Foto: Michael Teusch

Seit Tim in Ludwigshafen lebt, hat sich sein Training schon ziemlich gewandelt. Ihm fehlen in der Rheinebene einfach die Berge des Pfälzer Waldes rund um Kaiserslautern. Wenn es ihm danach ist, fährt er deshalb auch mal zum Training an die Bergstraße oder in die Gegend von Bad Dürkheim. Im Januar und Februar 2020 trainierte er auch regelmäßig mit der Trainingsgruppe vom TV Alzey unter Hans-Peter Tiedje in der Leichtathletik-Halle von Ludwigshafen oder im Stadion in Worms, wo seine Freundin mit ihrer Trainingsgruppe zu Hause ist.

Normalerweise trainiert Tim nach seiner Arbeit im Klinikum, wenn er es aber zeitlich nicht schafft, verlegt er sein Lauftraining in die frühen Morgenstunden (Start 5.30 Uhr), das ist dann nicht so angenehm. Er bekommt aber Job und Training fast genauso gut unter den Hut - auch den bisherigen Umfang - wie zu seiner Zeit als er in seinem Praktischen Jahr in Kaiserslautern am Westpfalz-Klinikum arbeitete. Es muss halt alles bei einem Fulltime-Job "ein bisschen" geplant werden. Das Training plant weiter Hans-Peter Tiedje, wobei er mehr eine grobe Planung für Tim macht (Wochenpläne), die nach Zeit und Befinden jeweils flexibel variiert werden kann (keine feste Fixierung). Fester Bestandteil des Trainingsplanes ist dagegen das Intervall-Training am Dienstag jeder Woche. Da freut er sich immer schon sehr darauf, weil es ihm Spaß macht, im Training auch mal alles zu geben.

Tim Könnel vom TuS 06 Heltersberg gewinnt in persönlicher Bestzeit von 30:39 min den
26. Schriesheimer Mathaisemarkt-Lauf am 9. März 2020 über 10 km - Foto: Walter Wagner

Alternativ trainiert Tim Könnel ab und zu mal auf dem Rad oder macht zu Hause Stabilisationsübungen. Das Fitness-Studio ist nicht so sein Ding, als Westpfälzer Naturbursche ist er mehr der Outdoor-Typ.

Die Corona-Krise beeinträchtigt ihn mit höheren Belastungen im Job nicht so sehr. Durch den derzeitigen Langschichtdienst mit kleineren Teams plant er sein Training dann einfach anders, indem mal mehr und mal weniger trainiert, je nach Freizeit. Da ist Tim sehr variabel und flexibel.

Zu seinen kurzfristigen Zielen sagt Tim Könnel: "Die 10 km Richtung 30 min zu laufen oder knapp darunter ist natürlich eine Wunschvorstellung, aber ich denke, ob man das hinkriegt, kann man nur bedingt voraussagen. In Schriesheim hatte ich einen absoluten Toptag erwischt und hatte auf den ersten Kilometern doch erhebliche Unterstützung durch meine Mitläufer. Aber dass es den einen Tag gibt, an dem alles passt und man seine Bestzeit setzt, da muss schon viel zusammenkommen. Ich denke, man sollte sich da auch nicht zu sehr verkrampfen, indem man sich eine Zielzeit zu einem festen Datum setzt, das behindert wahrscheinlich mehr, als dass es hilft. Was rauskommt, kommt raus, man kann sein Bestes dafür geben und versuchen, die Bedingungen so gut es geht vorauszuplanen, aber ob man am Tag X liefert, das ist zu einem gewissen Prozentsatz auch einfach Zufall."

In bestechender Form siegte der Heltersberger Tim Könnel beim 33. Sandhofer Straßenlauf in Mannheim nach einemSolorennen in 31:40 Minuten - Foto: Holger Czäczine

So kam Tim Könnel zum Laufsport:

"Der große Fußballer war ich nie, dazu war ich zu klein, zu rappelig und zu ungeschickt, das hat mir als Kind einfach keinen Spaß gemacht. Aufgewachsen bin ich in Hermersberg, das ist 10 km von Heltersberg entfernt und ich ging mit 10 Jahren in den Schwimmclub. Dort habe ich Udo Bölts kennengelernt, dessen Kinder mit mir in der Schwimmgruppe waren. Er hat relativ schnell gesehen, dass bei meinem Körperbau als Schwimmer doch ziemlich schnell Schicht im Schacht ist und meinte, ich solle mal zum Laufen kommen. Da hab ich es dann mit 3 Monaten Training geschafft an Silvester 2011 in Kottweiler 37:55 min zu laufen und dann hab ich eben weitergemacht. Einen Grund zu wechseln gab es danach für mich nie, ich mag den Verein und zu einem größeren Verein zu wechseln, wo ich vielleicht niemanden kenne, nur damit ich ein paar Meisterschaften im Team laufen kann, das ist mir zu unpersönlich. Zudem habe ich gute Unterstützung durch die Trikotwerbung der Firma TÖNS und dem Institut für Haltung und Bewegung, Roman Spies, der mich mit Einlagen versorgt".

So kam Tim Könnel zu seinem heutigen Trainer:

"Zu Hans-Peter Tiedje kam ich durch meinen Studienfreund Christian Bock, der hat mich einfach mal zum Training mitgenommen und mit vielen jungen Talenten über die Bahn zu sprinten, hat mir so gut gefallen, dass ich da geblieben bin. Man muss sagen Hans-Peter ist sehr engagiert, er bietet ja insgesamt 4-mal die Woche Training an und das wird auch gut angenommen, den Plan kriegt jeder individuell, also das ist schon ziemlich gut gemacht".

Für 2020 hat Tim erstmal keine Wettkämpfe geplant, man muss es zur aktuellen Zeit schließlich nehmen, wie es kommt. Wenn es aber wieder losgeht, so verspricht er, wird er in guter Form wieder an der Startlinie zu sehen sein.

Tim Könnel startete stark in die Saison 2020, die wegen des Corona-Virus so ganz anders verläuft
Foto: Constanze Wagner

Stenogramm (Quelle: Homepage des TuS Heltersberg):

Name

Tim Könnel

Geburtsdatum

10.10.1994

Größe/Gewicht

180cm / 60Kg

Beruf

Arzt

In der Laufgruppe seit

2011

Erster Wettkampf

Rund um den Arius 2011

Disziplinen

3000m bis Halbmarathon, Crosslauf

Bestzeiten

1500m - 4:01,06 min (Pfungstadt 2018)
3000m - 8:34,76 min (Pfungstadt, 2019)
5000m - 14:33,50 min (Karlsruhe, 2019)
10 km Straße - 30:39 min (Schriesheim, 2020)
Halbmarathon - 1:08:48 h (Dresden, 2018)

Ziele

10 km unter 30 min, Qualifikationen für Deutsche Meisterschaften

Größte sportliche Erfolge

5. Platz Deutsche Meisterschaften Berglauf 2019
Deutscher Mannschaftsmeister Berglauf 2016

Lieblingstraining

5000m Tempolauf im 10 Km Wettkampftempo

Was ich nicht gerne trainiere

Lauf-ABC

Was beim Laufen nie fehlen darf

die GPS-Uhr

Lieblingsschuh

Adidas Adizero Adios Boost

Lieblingswettkampf

Weihnachtsmarktlauf Landstuhl, Fackellauf Rodenbach

Das Porträt "Tim Könnel" erstellte Holger Czäczine
Fotos © Holger Czäczine, Michael Teusch, LaufReport

Zu weiteren Portraits bei LaufReport klick HIER

Zu aktuellen LaufReport-Inhalten klick HIER

© copyright
Die Verwertung der Texte und Fotos, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung auch in elektronischer Form, ist ohne Zustimmung der LaufReport.de Redaktion (Adresse siehe unter IMPRESSUM) unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt.