Porträt: Thomas Koch

Vom Ironman zum Spaziergänger und zurück

Januar 2010

Dass er relativ immer besser abschnitt, je länger die Strecke war, dass habe er schon als Kind gemerkt, erzählt Thomas Koch. Der (bisherige) Gipfel waren Marathon- und Ironman-Teilnahmen. Seit er im Jahr 2002 ein Sportgeschäft eröffnet hat, kann der gelernte Schreiner und staatlich geprüfte Sportlehrer aber nicht mehr so hohe Umfänge trainieren, wie zuvor. Trotzdem strebt er nach neuen Bestzeiten.

Dabei gab es auch Zeiten, da musste sich Thomas Koch selbst bei Spaziergängen auf den Boden setzen und ausruhen. Er, der im Jahr 2000 mit einem grandiosen Endspurt mit persönlicher Bestzeit von 15:45,97 Minuten Rheinlandmeister über 5000 Meter wurde, der zwei Jahre zuvor mit der Marathon-Mannschaft der LG Bernkastel-Wittlich DM-Fünfter wurde und 2001 seinen ersten Ironman-Triathlon absolviert hatte, bekam beim Spazierengehen Kreislaufprobleme.

 

Es war im Jahr 2002, als alles zusammenkam: Koch eröffnete in Morbach ein Sportgeschäft, ein Jahr zuvor hatte er einen Crossduathlon, der in diesem Jahr Jubiläum (10. Auflage) feiert, ins Leben gerufen und natürlich wollte er weiterhin sportlich erfolgreich sein. Hohe Anforderungen in allen Bereichen. "Ich wollte es fast jedem recht machen", analysiert Thomas Koch heute. Doch das Resultat war verheerend: Nachdem er beim Ironman im fränkischen Roth aussteigen musste, ging Koch zum Arzt. Er saß schon fertig verkabelt fürs Belastungs-EKG auf dem Ergometer, da kippte er vom Rad. Sein Herz schlug nur noch 21 Mal pro Minute - statt ins Training ging es auf die Intensivstation. Die Diagnose: Burn-out-Syndrom.  "Zeitweise hatte ich Angst, nicht mehr auf die Beine zu kommen", sagt der Mann aus Morbach im Hunsrück.

Ein Schock, aber ein heilsamer. Thomas Koch hat gelernt, dass er Prioritäten setzen muss und die liegen für den Selbstständigen im Beruf. "Wegen Mehrarbeit im Beruf, Privatleben und Ehrenämtern wie beim Crossduathlon kommt der Trainingsumfang zu kurz", sagt er. Statt wie vor 13 Jahren 3500 Kilometer laufend und 9000 Kilometer auf dem Rad zurückzulegen, muss ein Drittel reichen. Die Herausforderung ist jetzt eine andere: Trotz weniger Training beim Ironman schneller zu sein. Koch ist überzeugt, dass er seine Bestzeit unter die Zehn-Stunden-Marke drücken kann (bisher 10:04 Stunden): "Ironman ist zu einem sehr großen Teil Kopfsache und Erfahrung", erklärt er.

Und Erfahrung hat der 33-Jährige reichlich: Als Siebenjähriger nahm er erstmals am Crosslauf auf den Hunsrückhöhen über seiner Heimatgemeinde Wintrich teil. Zusammen mit dem gleichaltrigen Sohn des langjährigen Bernkastel-Wittlicher Kreisvorsitzenden Ludwig Beißel, Thorsten, startet Thomas Koch als jüngster der C-/D-Schüler. Das Rennen soll eigentlich nur über 700 Meter führen. Doch die großen Kinder laufen den beiden davon. "Dadurch verpassen Thorsten und ich eine Abzweigung und laufen statt 700 Meter über zwei Kilometer", erzählt Thomas Koch. Während die Eltern sich im Ziel wundern, wo ihre Sprösslinge bleiben, läuft das Duo die lange Strecke durch. Nur die Urkunde seines ersten Rennens besitzt der Urkunden-Sammler Thomas Koch nicht mehr. Die sei damals in den Matsch gefallen.

 

Beim SV Wintrich hatte Thomas Koch schon vor seinem ersten Crosslauf mit dem Training in der Kindergruppe von Dieter Müller begonnen. Das volle Leichtathletik-Programm stand auf dem Plan: Sprint, Ballwurf, Weit- und auch Hochsprung. Am meisten lagen ihm aber die Ausdauerdisziplinen. Das Motto: Je länger, je lieber! Zu Beginn der 1980er Jahre begannen der legendäre Wintricher Leichtathletiktrainer Edi Gerten, der unter anderem Ulrich Kilburg zu mehreren deutschen Seniorenmeistertiteln über 800 Meter und 1500 Meter begleitete, und Wilfried Tubbesing einen Sonntagslauftreff im Wintricher Wald bei der Siedlung Kasholz zu etablieren. Als Achtjähriger nahm Thomas Kochs Mutter Margret ihren Sohn auch zu diesem Training mit. Ab 1987 trainerte Thomas Koch dann bei Edi Gerten. Wichtig sei das Lauf-ABC gewesen und zwischen 1986 und 1989 die Erfahrung mit dem drei Jahre älteren Marc Pschebizin, der vor zwei Jahren die Challenge Wanaka, einen Langdistanz-Triathlon auf Neuseeland gewann, zu trainieren.

Zwischen 1986 und 1994 lief Thomas Koch regelmäßig den Nürburgringlauf mit. Damals betrug die kürzeste Distanz zwei Grand Prix Runden, neun Kilometer - für den Zehnjährigen kein Problem. Als 18-Jähriger folgte das damals 23,8 Kilometer lange Rennen über die legendäre Nordschleife - in 1:33 Stunden! Der Weg zum Marathon schien programmiert und bereits ein Jahr später war es soweit. Die erste Hälfte lief er in 1:23 Stunden zu schnell an, schaffte es aber gleich bei seinem Debüt trotz seiner Unerfahrenheit in 2:59 Stunden unter die Drei-Stunden-Schallmauer. Als zweiter Marathon folgte 1996 der in Berlin in 2:48:47 Stunden. 1998 steigerte er sich bei den deutschen Meisterschaften in Frankfurt auf 2:44:22 Stunden und belegte in der Mannschaftswertung mit der LG Bernkastel-Wittlich zusammen mit dem Autor dieser Zeilen und dem Debütanten Michael Adamietz (2:35:26 Stunden) in 7:52:33 Stunden den fünften Platz.

 

Seine Bestzeit über 42,195 Kilometer lief Thomas Koch zwei Jahre später wieder in Echternach in 2:43:35 Stunden. "Die Vorbereitung bestand nur aus einem langen Lauf. Der war drei Wochen vorher bei einem Landschaftsmarathon in 3:27 Stunden", erzählt er. Nach der Echternach-Bestzeit im Oktober lief er im Dezember in Arolsen 3:04 Stunden. Seinen bisher letzten (ernsthaften) Marathon in einem Einzelrennen absolvierte Thomas Koch 2004 in 2:58 Stunden in Frankfurt. Nachdem er die erste Hälfte in 1:22 Stunden angegangen war, bremsten ihn Wadenprobleme aus.

Marathon ist er seitdem allerdings immer wieder gelaufen - im Rahmen von Ironman-Triathlons. Der Ausdauerdreikampf faszinierte Thomas Koch, seit er zu Beginn der 1990er Jahre bei den Mitteldistanz-Europameisterschaften in Trier zugeschaut hatte. Bei seinem Debüt 1993 in Kaiserslautern musste er auf der Kurzdistanz (1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Rad fahren, zehn Kilometer Laufen) allerdings noch Lehrgeld bezahlen. Im Training war er nur im Schwimmbad geschwommen. Im offenen Gewässer des Gelterswoog ohne Neoprenanzug hatte er schon nach 100 Metern schwere Arme und war geschockt vom Massenstart. Eine halbe Stunde benötigte Thomas Koch für die Distanz und für den abschließenden Lauf wegen eines Hungerasts 47 Minuten.

Der Ehrgeiz hatte ihn aber gepackt. 1994 sprang Thomas Koch wieder in die Fluten des Gelterswoog - diesmal im Neoprenanzug. Nun ernährte er sich während des Wettkampfs richtig und lief zum Schluss blanke 40 Minuten. Vor dem ersten Ironman versuchte er sich beim Duathlon, unter anderem in Spalt (1999) und Zofingen (1997). Der erste Ironman folgte 2001 in Roth in 11:11 Stunden, nachdem er wegen einer Verletzung in der Vorbereitung ab Mai fünf Wochen kein Rad fahren konnte. Den zweiten Roth-Start musste Thomas Koch 2002 mit den oben beschriebenen gesundheitlichen Problemen abbrechen. 2004 kehrte er zurück, wanderte aber ins Ziel. Besser lief es 2006 in 10:40 Stunden. Seine Ironman-Bestzeit erzielte Thomas Koch 2007 in Frankfurt in 10:04 Stunden. Eine Verbesserung unter zehn Stunden hält er trotz reduziertem Training für möglich. Eine Hawaii-Teilnahme ist für den Geschäftsinhaber mittlerweile aber kein Muss mehr.

 

Er sei schon etwas stolz, dass er auch mit wenig Training in der regionalen Lauf- und Triathlonszene immer noch ganz gut mithalten könne, sagt Thomas Koch. Er macht kein Geheimnis aus seinem Training und veröffentlicht es im Internet in seinem Blog http://kochausdauerteam.blogspot.com

Zur Person Thomas Koch:

Sportliche Highlights:

1988 Rheinland-Waldlaufmeisterschaften in Tiefenstein
1989 Erstmals in den Top Ten der Rheinland-Bestenliste der M13 u.a. mit 10:48 min über 3000 m, gelaufen bei den Rheinland-Langstreckenmeisterschaften auf der neuen Tartanbahn in Bernkastel-Kues (fertiggestellt 1988)
1990 Erstmals in der Deutschen Bestenliste platziert, Altersklasse M14, Straßenlauf 5 km in 18:48 min
1991 Altersklasse M15, 1000 m in 2:54, 3000 m in 10:04 beim Abendsportfest, nachdem am gleichen Tag morgens schon 1000 m Lauf beim Schulwettkampf Jugend trainiert für Olympia in 2:58 min
1992 Erste DM-Teilnahme 7,5 km Straßenlauf in Koblenz, im September in Rehlingen als 16-jähriger 5000m auf der Bahn in 16:51 min
1992 - 1995 Ausbildung zum Schreiner
1993 Erste Triathlon Teilnahme in Kaiserlautern, 1,5-40-10
Erste Duathlon-Teilnahme in Kirchheimbolanden, bei Dauerregen
1994 Triathlon in Kaiserslautern
1996 Bundeswehr, 5000m in 16:06
Triathlons in Kaiserslautern und Simmern,
Rheinland-Pfalz-Halbmarathonmeisterschaften in Tawern 1:16:19, Marathon in Berlin 2:48 h
1997 Im Januar/Februar 5 Wochen auf Lanzarote im Club La Santa, Teilnahme am Powerman 10-60-10 bei heftigem Wind, 23. Platz gesamt, 3. Junior und damit Quali für den Powerman Zofingen
10 km Lauf in Leiwen in 33:01, umfangreichstes Trainingsjahr mit ca. 9000 km Rad und 3500 km Laufen
1997 Duathlon 10-40-5 km, erster Lauf in ca. 33:35 min, falls richtig vermessen war. War zu hart angelaufen
1997 - 1999 Ausbildung zum staatlich geprüften Sportlehrer
1998 Fünfter Platz Marathon-DM mit der Mannschaft der LG Bernkastel-Wittlich

1999 Powerman in Spalt, ca. 20-110-10 km
2000 Rheinland-Meister 5000m in 15:45,97, Schluss-Km in 2:59, letzte Runde in 65 Sekunden. Sieg im Spurt
2001 10.000m Bahn in 33:34 bei den Rheinlandmeisterschaften
Erste Ironman Teilnahme in Roth, 11:11 h
2002 Gesundheitliche Probleme in Roth
2003 Nach einem halben Jahr Pause wieder begonnen. Im Sommer Hunsrück Marathon in 2:58 h
2004 Wieder Probleme in Roth, kurzatmig und wandernd ins Ziel

2005 Bit-Cup mehrmals 34-er Zeiten über zehn Kilometer mit 20-40 Trainingskilometern je Woche
2006 Roth 10:40 h
2007 Nach 10 Jahren endlich nochmals auf Lanzarote, über 1000 km Rad in einer Woche, Ironman Frankfurt 10:04 h. Jahreskilometer nur 110 km Schwimmen. 4600 km Rad und 2160 km Lauf
2008 10:13 h bei Dauerregen in Roth
2009 ca. 1400 km gelaufen, 3000 km Rad und damit 34:25 min über 10 km, Ironman-Distanz Bad Ems gefinisht

Das Porträt von Thomas Koch erstellte: Holger Teusch

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