Valerie Knopf

Glauben und Wollen

von Elke Händel im Juli 2009

Der Wattkopf ist ein Ausläufer des Schwarzwaldes. Nur wenige Kilometer vor Karlsruhe, wird er an seinem höchsten Punkt (335 Meter) durch einen Turm markiert. Ich treffe mich am Sonntagmorgen mit einer Läuferin die hier beheimatet ist, um mit ihr und einer Hand voll Begleitern den Gipfel zu erstürmen. Die von ihr am Vorabend aufgestellte Zeit über 10 Kilometer (39:12) beim Ettlinger Altstadtlauf war also erst wenige Stunden alt. Nach etwa einer Stunde lebhafter Konversation mit meiner Interviewpartnerin, unter 5er Schnitt wohlgemerkt, fordert der saftige Anstieg in der letzten Kehre mehr Sauerstoff: In der Trainingsgruppe der LSG Karlsruhe (Kategorie ausdauerndes Laufen) wird es kurzfristig ruhiger und erst jetzt bemerke ich, dass meine Lippen trockene Lachfalten geschlagen haben.

 

So trainiert also Valerie Knopf, kurz "Vale". Mal in Gesellschaft und mal alleine. Entgegen des Volksglaubens, sieht das Training einer erfolgreichen Marathonläuferin also nicht immer verbissen aus und nicht selten enden erfolgreiche Ergebnisse beim "Feschdeln". Meist mit ihrer Freundin und Trainingsgefährtin Simone, bei einem Glas Sekt: "Ich mag gutes Essen und Wein." Den Tag lässt sie gerne auch gemütlich ausklinken. Beim Stichwort Essen kommt Wolfi mit ins Spiel. Mit dem Sport hat ihr Lebensgefährte zwar "nichts am Hut", hat sich als "der Welt bester Koch" jedoch als der ideale Partner einer Sportlerin herausgestellt: Dass die Laufschuhe immer mit in den Reisekoffer kommen, daran hat er sich gewöhnt: "Sie steht auf und geht laufen. Ich lasse sie!"

Mit Rennrad fahren hat sie erst letztes Jahr angefangen und ist begeistert

Der Weg zu so einem verspielten Wattkopfsturm erfordert allerdings jahrelangen Trainingswillen. Und der galt zunächst einmal, bis in die späten 90er Jahre, dem Tischtennis. Erst im Alter von 25 Jahren folgten dem Entschluss sich des erkannten Problems "Rauchen" zu entledigen, regelmäßige Laufbesuche mit Freunden beim "LT Waldhorn Eggenstein". Es gesellte sich der steigenden Leistung, eine klassische Volks- und Straßenlaufkarriere sowie der Willen einen echten Marathon zu schaffen dazu. Nach gestandenen Spaßläufen im heimischen Raum, bot sich für den Ernst der Sache idealer Weise der Baden-Marathon am 17. September 2000 an.

"Zusammen mit Jens Jäger, meinem damaligen Trainingspartner, hatten wir uns eine Zeit unter 4 Stunden vorgenommen." 3:54 schlug das Debüt des Duos dann zu Buche. "Wir hatten unser Ziel glücklich und locker erreicht, somit stand gleich fest, dass das nicht der letzte Marathon gewesen ist!"

Im Oktober 2002 wechselte Valerie Knopf zur LSG Karlsruhe. Der Wunsch intensiver in das Marathongeschäft einzusteigen, gab den Anlass dazu: "Ich wollte auch mal andernorts starten, Hamburg schwebte mir vor." Für lange Trainingseinheiten mit betreutem Umgang, auch in der Dunkelheit, bot sich die LSG Karlsruhe an. Das Training wurde also systematischer.

Erste große Erfolge zeigten sich schon wenige Zeit später, im Jahr 2004:

Was konnte jetzt noch folgen? Mit 3 Gesamtsiegen in einem Monat, galt die Sommersaison 2004 als abgeschlossen und der eingefahrene Läuferglauben, sich erst eine solide 10er Zeit als Marathongrundlage zu verschaffen, als demontiert. Unbefangenheit an der Startlinie "jetzt ist doch eh alles gelaufen", kann unbemerkt Flügel verleihen.

2005 gewinnt die in Training investierte Zeit - neben der beruflichen Ganztagseinspannung als Vertriebassistentin bei einer in Karlsruhe ansässigen Bauträgergesellschaft - noch einmal an Raum: Bahntraining in der Europahalle wechselt sich mit variierendem Tempo über 35 Kilometer ab. Der Aberglauben, dass nur angeborenes Talent und kostspielige Bodyformangebote zum Erfolg führen können, gilt spätestens nach Vales gewaltigem Trainingswillen als widerlegt. Begleitende Unterstützung erhielt sie in dieser Zeit und bis heute durch einheimischen Laufadel aus dem Kreise der LSG Karlsruhe: Simone Maissenbacher, Roman Schnider und Ulrike Hoeltz.

 

Sieg beim Schlösser-Marathon in Potsdam: "Ich war deshalb so happy, weil das mein erster großer Sieg war!"

Die Mühen hatten sich gelohnt:

Nebenbei begleitete sie ihren Vereinspräsidenten von der LSG Karlsruhe Norbert Wein bei dem beliebten 100km-Lauf in Biel zwei Mal mit dem Fahrrad. Durch ihn kam sie auch auf den Gedanken sich der Ultra-Distanz beim 80km Fidelitas-Nachtlauf zu stellen. Ihre im Jahr 2005 aufgestellte Zeit, konnte sie 2009 auf 6:58 verbessern.

 

Valeries jahrelange Mitgliedschaft bei der LSG Karlsruhe beschränkt sich mittlerweile nicht nur auf die Präsenz im Vereinstrikot an der Startlinie. "Mitglieder werben", führt sie zuerst auf. Dann folgt die Ausstattung der Vereinskameraden mit LSG-"Klamotten", in etwa gleicher Höhe wie die Zugehörigkeit zum Hardtwaldlauf Organisationsteam: Helfer einteilen und Waffeln backen (deswegen also die vorhergehende Mitgliederwerbung). Schließlich folgen formale Tätigkeiten der Verwaltung wie Homepage-/ Mitgliederpflege etc...

Valerie Knopf bei der LSG Karlsruhe: Im Vereinstrikot siegen - beim Hardtwaldlauf helfen - Mitglieder werben - Waffeln backen

So kann der Alltag auch ohne Kinder bis zum ins Bettfallen verplant werden. Als ihren größten Erfolg nennt sie den Gesamtsieg der Frauen beim Schlösser-Marathon 2009 in Potsdam (3:11:11): "Ich war deshalb so happy, weil das mein erster großer Sieg war!"

Momentane Bestleistungen sind

Ob ich damit "was anfangen kann?!", fragt sie mich und fügt noch rasch ihre vorläufigen Zielvorstellungen hinzu:

2009 stehen noch die Duathlon Kurzdistanz in Zofingen, der Marathon in Amsterdam und der Megathlon am Bodensee auf dem Programm. Dort wird sie den Rennradpart übernehmen.

Klar, lässt sich damit was anfangen!

Valerie Knopf vorgestellt von Elke Händel

Fotos privat

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