Helmut Jesberg

Eine Lauflegende der 70er Jahre wird am 9. Dezember 75 Jahre alt

Dezember 2009

Eine Lauflegende der 70er Jahre wird am 9. Dezember 75 Jahre alt. Der Wetteraner Helmut Jesberg. "Hems", wie ihn seine Freunde nennen, startete für den ASC Darmstadt und gehörte zur deutschen Spitzenklasse im Crosslauf.

 

Als 39-Jähriger erkämpfte er sich bei den Deutschen Crosslaufmeisterschaften in Marktredwitz 1973 einen sensationellen 5. Platz und sicherte sich zusammen mit Sieger Lutz Philipp und Reinhold Leibold mit 13 Punkten vor dem LC Bonn den Titel. Nicht nur durch sein markantes Heulen und Fauchen zermürbte er seine Konkurrenz, mehr noch durch seine ungeheuerliche Kampf- und Willenskraft. Neben zahlreichen Hessenmeisterschaften holte er fünf Deutsche Meisterschaften (Cross und Marathon) in der Mannschaftswertung mit den ruhmreichen ASC Langstrecklern. Dazu stand er auch noch dreimal bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften auf dem Siegertreppchen, startete im Nationaltrikot bei Länderkämpfen (2) und kam auch bei internationalen Starts wie beim Silvesterlauf in Sao Paulo auf einen ansprechenden 14. Platz.

Am höchsten aber sind nach nunmehr 34 Jahren seine 29:20,8 Minuten, gelaufen in Frankfurt am 1. Mai 1975 über 10.000 Meter als 41-Jähriger zu bewerten. Das ist nach 34 Jahren immer noch deutsche Seniorenbestleistung der Altersklasse M40. Wenn man bedenkt, dass in diesem Jahr (2009), die Deutsche Bestenliste von Filmon Girmai (LAV Tübingen) mit gerade einmal 29:40,06 Minuten angeführt wird, während Jesberg mit 29:20 Minuten 1975 in der Deutschen Bestenliste "nur" den 22. Rang einnahm, so ist das eigentlich beschämend für die deutsche Langstreckenszene.

Wie sagt Laufguro "Hems" Jesberg so schön: "So verkehrt können wir damals eigentlich im Wald mit viel Spaß nicht trainiert haben. Wir waren eine große Gruppe von "Laufverrückten", die sich gegenseitig motiviert haben, aber die alle die 5000 Meter unter 15 Minuten und auch die Marathonstrecke unter 2:30 Stunden liefen.

Damals wurde mit Fahrtspiel nach Gefühl im Burgwald oder auf den Lahnbergen trainiert und vor allem" und er lachte, " es ging auch ohne Pulsmesser und Laktatwertmessung. Es wurde hart trainiert, aber immer mit einem Blick zur schönen Natur. Wir hatten alle das Ziel, möglichst schnell zu laufen und den Anderen im Wettkampf zu schlagen."

Wenn man in die Bestenlisten der 70er Jahre schaut, weiß man, wovon er redet. Aber auch die anderen Bestzeiten von Jesberg können sich auch heute noch sehen lassen: 3000m: 8:23,4 Min (1965); 5000m 14:13,8 (1973) und Marathon 2:22:17 (1976). Leider hat ihn eine Infektion nach einer Spritze ins Kniegelenk an Gehhilfen gebunden und seinen Traum, auch noch weiter im Seniorenalter der Hauptklasse im Crosslauf das Fürchten zu lehren, abrupt beendet.

 

Heute hält sich der ehemalige Lehrer (Biologie, Chemie und Sport) als Pensionär allerdings noch mit täglichem Schwimmen fit, aber das mit dem selben Elan, den er als Langstreckler hatte. Seine ganze Kraft aber setzt er für den Naturschutz ein. Über 20 Jahre lang war er Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft "Rettet den Burgwald"."Ich habe heute noch weniger Zeit als früher, ich arbeite bis spät in die Nacht", so Jesberg.

Auf die Frage, wo er sein bestes Rennen gelaufen ist, kommt die schnelle Antwort: am Teufelsberg beim Crosslauf in Berlin als Dritter hinter so Laufgrößen wie Europameister Bodo Tümmler und Peter Kubicki und natürlich die 10.000 Meter in Frankfurt 1975. Unvergesslich sind die Trainingslager im Burgwald für seine damaligen Mitläufer und Vereinkameraden vom ASC Darmstadt. Vier Trainingseinheiten am Tag jeweils über 45 Minuten, und wenn einer Durst hatte, wurden diverse Quellen angelaufen, davon gab es ja über 20. Außerdem hatte "Hems" schon Wochen zuvor verschiedene Getränkedepots angelegt. Für ausreichende Getränke ist sicherlich auch heute Abend bei seiner Geburtstagsfeier gesorgt.

Den Geburtstags-Report erstellte: Helmut Schaake
Fotos © Helmut Schaake

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