Marie-Luise Heilig-Duventäster

„Ich trainiere unkonventionell, viel und hart“

von Winfried Stinn im November 2008

„Ich trainiere unkonventionell, viel und hart“ - die vielfache Senioren Weltmeisterin im Porträt

21 Goldmedaillen bei Senioren Welt- und Europameisterschaften (14 Welt, 7 EM), das ist die einrucksvolle Bilanz der erfolgreichen Seniorenläuferin Marie-Luise Heilig-Duventäster. Die in Baindt im Kreis Ravensburg geborene Sportlerin, die heute mit ihrer Familie in Sonntagen bei Friedrichshafen lebt, gewann die Titel im Berglauf, Cross, Bahn und auf der Straße. Unzählige Medaillengewinne und nationale Titel in den verschiedenen Altersklassen ergänzen ihre eindrucksvolle Erfolgsbilanz. Ihr letzter ganz großer Coup: bei den deutschen Berglaufmeisterschaften in Mittenwald gewann sie mit 47 Jahren ihre erste Deutsche Meisterschaft in der Aktivenklasse und ließ die gesamte Frauen-Nationalmannschaft hinter sich.

Bevor sie ihre beispiellose Laufkarriere begann, war sie eine erfolgreiche Fußballerin. 20 Jahre lang jagte sie beim SB Baindt und dem SV Oberteuringen dem Ball hinterher, zehn Jahre spielte sie in der zweithöchsten Klasse. Schon beim Fußball wurden ihre läuferischen Qualitäten sichtbar. „Mein Trainer erkannte schnell, dass meine läuferischen Fähigkeiten besser waren als meine taktischen- und technischen Qualitäten. So wurde ich immer mit Spezialaufgaben versorgt, ich musste die gegnerischen Spielmacherinnen außer Gefecht setzen. Die Devise lautete ‚Lauf sie tot’. Meistens war das dann auch so.“

Marie-Luise Heilig-Duventäster Senioren Europameisterin 2006 Marie Luise Heilig-Duventäster Senioren Weltmeisterin 2007 Marie-Luise Heilig- Duventäster wird Deutsche Meisterin 2008

1987 startete sie erstmals bei einem Waldlauf  „Ich wurde prompt Ortsmeisterin und gewann meinen ersten Pokal, auf den ich richtig stolz war.“ Seit 1997 startet sie für die LG Welfen. Fünf Jahre  später gewann sie in Riccione ihren ersten Weltmeisterschaftstitel. Das war im 10 km Straßenlauf. „An meinen ersten WM-Titel erinnere ich mich besonders gern, nicht nur weil ich erstmals Senioren-Weltmeisterin wurde, sondern weil ich danach mit meinem Mann und den Kindern einen schönen Urlaub am Meer verbrachte. Zu Hause angekommen gab es einen tollen Empfang und ich wurde zur Ehrenbürgerin von Berg.“

 

Von da an sammelte sie Titel und Medaillen wie andere Briefmarken oder Münzen. „Ich trainiere unkonventionell, viel und hart“, so begründet Heilig-Duventäster ihre seit Jahren anhaltende Super-Form. „Ich laufe so, wie es mir in den Sinn kommt. Mein wöchentlicher Trainingsumfang beträgt 70 bis 100 km, im Winter zusätzlich Aquajogging. Ich trainiere dreimal die Woche am Berg und mache viel Krafttraining“, führt sie weiter aus. Für weitere Hobbys bleibt Heilig-Duventäster, die bis zur Geburt ihrer Kinder Lehrerin für Sport und Kunst war, keine Zeit mehr. „Das viele Training, die vielen Wettkämpfe, die Tätigkeit im Betrieb meines Mannes und die Familie lassen da keinen Spielraum für weitere Freizeitbeschäftigungen zu.“

Trotz der vielen WM-und EM Titelgewinne in den verschiedenen Altersklassen, bedeutet der Sieg bei der deutschen Berglaufmeisterschaft in Mittenwald ihr größter Erfolg. „Dieser Sieg war auch für mich eine große Überraschung. Ich hatte mit einer Platzierung um den vierten Platz gerechnet. Da ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich hatte zwar im Vorfeld immer wieder mal Läuferinnen aus der Nationalmannschaft besiegt, aber da waren immer nur wenige am Start. In Mittenwald waren alle da, deshalb konnte ich nicht mit dem Sieg rechnen.“

 

Doch den Sieg musste sie teuer bezahlen. Kurz vor dem Ziel zog sie sich eine Verletzung zu, die sie lange außer Gefecht setzte. „Am hinteren Oberschenkel waren außer einem Muskelfaseranriss noch drei Bänder ganz gerissen. Reha und Alternativsport waren angesagt. Schade. Ich hatte mich schon so auf die weiteren Bergläufe gefreut.“

Dennoch startete sie bei der Senioren Berglauf Weltmeisterschaft in Dolni Morava/ Tschechien; musste sich aber diesmal mit der Silbermedaille begnügen. „Der Trainingsrückstand war zu groß. Nach der schweren Verletzung bei der Deutschen Meisterschaft und der erschütternden Diagnose, hatte ich die Senioren WM gedanklich schon gestrichen.“ Dennoch ging sie an den Start und zeigte eine große kämpferische Leistung. „Nachdem verletzungsbedingten Trainingsrückstand bin ich mit Silber mehr als zufrieden und überglücklich.“

Marie-Luise Heilig-Duventäster Senioren Weltmeisterin 2006

Auf die Berglauf Weltmeisterschaft für die Aktiven, die zwei Wochen später in Crans-Montana stattfand, verzichtete sie aber: „Dafür war ich dann doch nicht fit genug.“

Sie hat in ihrer Karriere alles erreicht, daher formuliert sie keine sportlichen Ziele mehr. Für Marie-Luise Heilig-Duventäster gibt es da nur ein übergeordnetes Ziel. „Ich will noch möglichst lange laufen.“ Denn das Laufen bedeutet für sie sehr viel und auch nach all den unzähligen Erfolgen hat diese Sportart für die vielfache Senioren-Weltmeisterin noch nichts an Faszination verloren. „Spaß an der Bewegung haben. Sich mit anderen im Wettkampf messen. Sehen, wo körperliche Grenzen sind. Innere Ruhe finden. Sich mit Gleichgesinnten austauschen. All das begeistert die erfolgreichste Seniorenläuferin aller Zeiten.

So werden wir sicherlich noch über manchen Erfolg der sympathischen Schwäbin zu berichten haben.

Das Portrait "Marie-Luise Heilig-Duventäster" erstellte Winfried Stinn
Fotos © Winfried Stinn

Zu weiteren Portraits bei LaufReport klick HIER

Zu aktuellen LaufReport-Inhalten klick HIER

© copyright
Die Verwertung der Texte und Fotos, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung auch in elektronischer Form, ist ohne Zustimmung der LaufReport.de Redaktion (Adresse siehe unter IMPRESSUM) unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt.