Edmund (Ede) Hamburger

... ein Trainer aus Leidenschaft

von Johann Till im Januar 2008

Als Edmund Hamburger 1973 von Rheinzabern nach Rülzheim wechselte und ihm vom dortigen „SV Rülzheim“ die Übernahme der Nachwuchsarbeit in der Leichtathletikabteilung als ehrenamtlicher Trainer angetragen wurde, ahnte Edmund Hamburger sicher noch nicht, welch erfolgreiche Trainerkarriere er mit seiner Zusage einleiten würde. Seinen eigenen sportlichen Höhepunkt hatte der gelernte Maschinenschlosser - zuletzt als Fertigungsleiter für ca. 125 Personen verantwortlich -, damals gerade mal Mitte 30, selbst noch längst nicht überschritten.

 
Ede (rechts) mit Werner Roth (links)
und Karl Sengel Ende der 60er
Ede auf einem Sportfest in Germersheim Anfang der 70er

Als gebürtiger Rheinzaberner, in der gleichen Straße aufgewachsen wie Rheinzaberns Werner Roth (s. Portrait im LaufReport HIER), war der Werner für den 4 Jahre jüngeren „Ede“, wie sie ihn alle nannten, schon immer sportliches Vorbild und Idol. Mit und unter ihm trainierte er beim „TV Rheinzabern“, seinen Erfolgen wie seiner Einstellung strebte er nach. Ehrlichkeit steht für ihn an vorderster Stelle. Die Einstellung zum Sport, gleich nach Schule und Beruf, und erst danach die restliche Freizeit. Die Einhaltung der Trainingsvorgaben und Pünktlichkeit, schon den Sportkameraden gegenüber, ein weiteres Muss, welches Eduard Hamburger auch seinen Schützlingen abverlangt.

Bereits im 2. Jahr seiner Tätigkeit als Jugendtrainer in Rülzheim stellten sich die ersten Erfolge ein. So hatte Ede mit Maria Kögel 1974 schon eine deutsche Spitzenläuferin in seinem Team, die bei den Junioren-Europameisterschaften teilnahm und mit der DLV-Staffel über 4 x 400m eine Silbermedaille erringen konnte.

Dies war natürlich mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Plötzlich war zu seiner Überraschung kein Geld mehr da. Da Ede Hamburger auf den Besuch der verschiedenen Sportfeste mit seinen jungen Athleten aber nicht verzichten wollte, musste eine Geldquelle erschlossen werden. Ede startete eine Altpapier-Sammelaktion bis seine Keller gefüllt waren und er zwei Anhänger voll beladen auf die Reise zur Papierfabrik in Maxau schicken konnte.

 
Ede mit Maria Kögel auf den Deutschen Jugendmeisterschaften 1974

Außerdem wurde ein zweiter Volkslauf eingeführt, um die Kosten der noch jungen, aber äußerst erfolgreichen Leichtathletikabteilung aufzufangen. Dies war auch die Zeit, in der Hamburger zusätzlich zu seiner Trainertätigkeit noch den Job des Abteilungsleiters für die komplette Leichtathletikabteilung des SV Rülzheim übernahm. Die Abteilung beteiligte sich danach auch rührig am Bau des neuen Clubhauses des Sportvereins, welches dann im Jahr 1984 feierlich eingeweiht werden konnte. Das Amt des Abteilungsleiters hat er zwischenzeitlich längst abgegeben. Für Ede stand immer die Arbeit mit dem Nachwuchs im Mittelpunkt. Ihn als Trainer zu betreuen, fühlt er sich verpflichtet. Seinen jungen Athleten gehört seine Liebe und ihnen hat er sich ganz und gar verschrieben.

Ede mit einer Gruppe seiner derzeitigen Talente

Generationen von Kindern und Jugendlichen hat Edmund Hamburger seither zur Leichtathletik und hier zu zahlreichen Meisterehren auf regionaler und nationaler Ebene geführt. Zum Stand Dezember 2007 wurden 494 Pfalz-, 81 Rheinland-Pfalz- 10 Süddeutsche- und 5 Deutsche Meistertitel errungen. Von der Teilnahme Maria Kögels an der Europameisterschaft und dem Gewinn der Silbermedaille schwärmt Ede noch heute. Auf 10 Berufungen zu DLV Länderkämpfen haben es verschiedene Athleten seiner Trainingsgruppe gebracht. Nach dem DLV-Jahrbuch 2006 ist die LG Rülzheim im Besitz von 32 Pfalz- und 2 Rheinland-Pfalz-Rekorden. Darunter die Uralt-Rekorde von Maria Kögel in der weiblichen A-Jugend über 400m in 55:23 Sekunden aus dem Jahr 1975, sowie der von Christian Wettstein in der Schülerklasse M14 über 2000m in 6:02,9 Minuten, 1978 aufgestellt.

Hamburger selbst hat seine eigenen Bestleistungen erst in den Jahren 1974 bis 1978, bereits der Altersklasse M35 zugehörig, erzielt. In den Annalen der „LG Rülzheim“ sind über 1000m 2:37,4 min, über1500m 4:09,21 min, über 3000m 8:52,1 min, über 5000m 15:13,5 min und über 10.000m 32:34,3 als Bestleistungen vermerkt.

Hamburger war immer mehr ein Freund der Aschenbahn, weniger des Straßenlaufs, wo er für die 25 km eine Bestzeit von 1:30:52 min erzielte.

 
Edmund "Ede" Hamburger und Hans-Jürgen "Eichi" Eichberger in den 70ern

Eine große Anerkennung für Edmund Hamburger war die Überreichung der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz durch Landrat Dr. Fritz Bechtel, der selbst als Jugendlicher unter den Fittichen von Hamburger gestanden hat. Ede, geb. am 29. September 1939, trägt als mittlerweile fast schon Endsechziger, noch immer die Verantwortung für das Training der 4- bis 7-Jährigen, der 7 bis 9-Jährigen und für die zwei Gruppen der 9 bis 13-jährigen Rülzheimer Nachwuchsathleten. Aktuell werden von Edmund Hamburger und seinem Trainerstab ca. 100 Schüler und 15 Aktive bzw. Jugendliche betreut.

Selbst an Heilig Abend geht´s zum Training

Wie in der Vergangenheit befinden sich auch heute viele hoffungsvolle Talente in seiner Obhut. Namen wie Gerlinde Lenske, Anne Hohl, Katharina Wetzel, Tanja Griesbaum, Nicole Schmidt, Johanna Wetzel, Laura Meichner, André Zschaubitz, Stephan Nuber, David Pfadt, Julius Pfadt, Max Hohl oder Jonas Baumgärtner stehen derzeit meist an vorderer Stelle in den Ergebnislisten und zieren aktuelle Laufberichte. So ist Edmund Hamburger als Trainer noch immer fünf bis sechs Mal die Woche im Einsatz und hat für seinen geliebten Sport sowie die Betreuung seiner Athleten bis dato ca. 280.000 km mit seinem PKW zurückgelegt. Stolz ist er auch auf seine Frau, die ihn letztendlich nach Rülzheim entführt hatte und ohne deren Unterstützung dies alles nicht möglich wäre.

Das Porträt "Eduard Hamburger" erstellte Johann Till
Fotos:Johann Till (1) - weitere privat

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