Läuferportrait - Hans Gulyas

Im Februar 2017 wurden bereits 40 Jahre Laufshop gefeiert

Deutschlands ältester Laufshop feiert seinen 30. Geburtstag. Anlass genug, um an dieser Stelle den Inhaber/Betreiber dieses „Spezialgeschäft für Laufschuhe“ einmal näher vorzustellen:

Obwohl schon am 21. Mai 1949 als Flüchtlingskind in Neustadt an der Waldnaab (Oberpfalz) das Licht der Welt erblickt, erlangte Hans Gulyas erst mit 15 Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach dem Umzug der Familie ins Badische, trat er noch als Jugendlicher sowohl aus Geselligkeitsgründen, aber auch aus gesundheitlichen Überlegungen heraus, dem Turnerbund Wilferdingen (Enzkreis) bei. Schon als kleiner Hansi litt er nämlich an einer starken Skoliose (Rückgratverkrümmung). Das fehlende Talent zum Turnen wurde aber schnell offenbar. Viel zu steif und ungelenkig sei er gewesen, so Hans in dem für ihn typischen Wortschwall. Recht bald habe er seine Liebe für die dortige Leichtathletikabteilung entdeckt, bei den Mehrkämpfern mittrainiert und so quasi die - für alle Spezialdisziplinen wichtige - Grundausbildung absolviert.

Während seiner Ausbildung zum Industriekaufmann bei einer Pforzheimer Schmuck- und Metallwarenfabrik holte ihn ein Arbeitskollege zum TV 1834 Pforzheim, dem ältesten Turnverein Badens. Auf der dortigen schwarzen „Bohrain-Aschenbahn“ mit 333 m Umfang, machte der junge Gulyas seine ersten Intervallläufe und lief die 1000 m bereits um die 3 Minuten ohne groß erschöpft gewesen zu sein.

Als A-Jugendlicher mit 18 Lenzen lief er seinen ersten 10.000m-Lauf in 32:24 Min und hatte – wen wundert’s - bei diesem Lauf in Heidelberg auch souverän seine Klasse gewonnen. Schnell kamen weitere Kreismeistertitel und mehrere Badische Titel auf der Mittel- und Langstrecke hinzu. Mit 21 hatte sich Gulyas freiwillig als Zeitsoldat bei der Luftwaffe verpflichtet, um so auch bei der Sportfördergruppe (Köln-Porz/Wahn) u.a. zusammen mit Wolf-Dieter Poschmann und Detlef Uhlemann optimaler trainieren zu können. Gleichzeitig hatte er bei seinem neuen Verein, dem KSC, jetzt auch das richtige soziale Umfeld gefunden Kaum hatte Gulyas seine zweijährige Bundeswehrzeit beendet, stellte er sein Training voll auf den Marathonlauf um und machte jetzt überwiegend lange aerobe Ausdauerläufe. Längst war auch der DLV auf den jungen KSC-Läufer aufmerksam geworden und es erfolgte eine Einladung zum DLV-Olympiakader-Training nach Darmstadt.

Hier konnte sich Gulyas mit den damals besten deutschen Marathonläufern wie Lutz Philipp, Günter Mielke usw. messen. Bei den Deutschen-Marathon-Meisterschaften 1972 in Dudenhofen/Pfalz lief Gulyas die Königsdistanz bereits in 2:24 Std. und schon ein Jahr später holte er sich mit 2:21:17 Std. in Achern den süddeutschen Titel im Marathon.

Um sein BWL-Studium auf der FHW in Pforzheim zu finanzieren, hatte Gulyas schon 1973 einen Sportartikelhandel mit Versandservice gegründet und spezielle Laufschuhe aus den USA und Finnland in ganz Deutschland verschickt. Ein Direktverkauf bei diversen Laufveranstaltungen (wo er meistens Erster wurde) aus dem VW-Bus als „fliegender Händler“, besserte sein Budget zusätzlich auf.

Aus dieser Laufschuh-Pionier-Tätigkeit heraus machte Gulyas nach abgeschlossenem Studium im Februar 1977 in Karlsruhe dann sein „1. Laufschuhfachgeschäft“ auf, dessen Jubiläum er den ganzen Mai 2007 mit einem grandiosen Jubiläums-Sonderverkauf und einer Masse von Spezialangeboten feiert.

Hans Gulyas hat im Verlauf seines langen Läuferlebens unzählige Pokale und Auszeichnungen errungen und zählte in seiner Hoch-Zeit mit zur absoluten Deutschen Marathonspitze. Seinen schnellsten Marathon ist Gulyas in den Farben der „SG Siemens Karlsruhe“ als Vierter bei den Deutschen Meisterschaften 1977 in Berlin gelaufen: 2:16:56 h. Als seinen größten Erfolg nennt er aber seine beiden Siege beim „Schwarzwald-Marathon“ in Bräunlingen.

Eine beginnende Hüftgelenksarthrose zwang Gulyas leider frühzeitig sein Leistungstraining extrem einzuschränken und sich auf andere Sportarten wie Triathlon oder Skilanglauf zu verlegen.

Sollte er seine Laufumfänge nicht radikal kürzen, würde er sich in 2 Jahren im Rollstuhl wiederfinden, lautete die Prognose einer angesehenen regionalen REHA-Klinik. Gulyas begab sich fortan in die Hände von Prof. Dr. Klümper in Freiburg. Im Alter von schon 38 Jahren, und bei nur 50 Wochen-Kilometern, schaffte er den Paris-Marathon 1987 noch immer in 2:38 h und gewann den FINAMA, einen 80 Kilometer Ultralauf bei Karlsruhe, in den darauf folgenden 6 Jahren insgesamt fünfmal in jeweils knapp 6 Stunden.

Seinen allerletzten Marathon lief Gulyas Ende April 2006 beim Oberelbe-Marathon in Dresden, wo er diesen schönen Landschaftslauf mit 3:40 Std. trotz erheblicher orthopädischer Probleme dennoch richtig genossen hat. So hat sich dann auch der Kreis zu seinem ersten Marathon in Achern (1970 - Fritz Kratzeisen) mit 3:19 Std., wo er bei größter Hitze ebenfalls extrem kämpfen musste, nun wieder geschlossen.

Hier seine Bestzeiten:
100 m (Jugend) 12,4 Sek.
200 m 24,9 Sek.
400 m 55,0 Sek.
800 m 1:57,9 Min.
1000 m 2:28,9 Min.
1500 m 3:49,1 Min.
3000 m 8:18,0 Min.
3000 Hindernis 9:24,2 Min.
5000 m 14:17,0 Min.
10000 m 29:37,8 Min.
Stundenlauf 19.419 m
Halbmarathon 1:05,30 Std.
Marathon 2:16,56 Std.
100 km 7 Std. 50 Min. (1985 von Florenz nach Faenza in Italien)

Hans Gulyas vorgestellt von Johann Till
Fotos: Johann Till (1) - Privat

Sport-Gulyas im Internet sport-gulyas.de

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