LaufReport stellt Claudia Fiebig-Keller vor

Nur zwei Läuferinnen werden beim HVB Lauf als Dauerstarter geführt

Porträt erstellt von Reinhold Daab (im Dezember 2010)

"Wenn ich 40 bin mache ich das auch!"

Beim Aschaffenburger HVB Citylauf vor 14 Jahren nahm alles seinen Anfang

Es gibt nur zwei Läuferinnen, die seit 1996 an sämtlichen Cityläufen in Aschaffenburg teilgenommen haben und auf der Homepage des Veranstalters als "Dauerstarter" geführt werden.

Neben Sabine Hock ist das Claudia Fiebig-Keller, Jahrgang 1964, deren laufsportliche Karriere spät begann und ganz eng mit dem Citylauf in Aschaffenburg verknüpft ist. Sportlich war sie zwar schon immer, ihr Interesse galt jedoch zunächst ausschließlich dem Fitnesstraining Aerobic. Die ausgebildete Industriekauffrau hatte das Glück, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen konnte und arbeitet seitdem als Trainerin im Fitness Treff in Dieburg. Nebenbei gibt sie Aerobic-Kurse an der Volkshochschule und seit 3 Jahren Aquafitness im Dieburger Krankenhaus.

Claudia Fiebig-Keller ist sommers und winters auf Läufen anzutreffen

Bis vor 14 Jahren hatte sie mit dem Laufsport absolut nichts am Hut und es sollte auch noch einige Jahre dauern, ehe sie vom Lauffieber endgültig gepackt wurde. Damals rührte Günter Guderley, Chef ihres Ehemannes Stefan, den sie vor 25 Jahren in ihrem damaligen Heimatort Homberg/Efze, wo er seinen Wehrdienst ableistete, kennen gelernt hat und mit dem sie seit 20 Jahren verheiratet ist, ordentlich die Werbetrommel für den 1996 ins Leben gerufenen HVB City Lauf. Er sprach auch Claudia an und konnte sie zu einer Teilnahme überreden. Die nahm das locker und lief eine Strecke von 8 km zur Vorbereitung etwa 5-6 Mal, wobei sie von Stefan auf dem Rad begleitet wurde. Anschließend absolvierte sie in Aschaffenburg mit 32 Jahren den ersten Wettlauf ihres Lebens, benötigte dafür 39:40 min. und hörte danach sofort wieder mit dem Laufen auf.

Ein Jahr später stand der City-Lauf wieder an und Claudia dachte sich, "da kann ich ja wieder mitlaufen". Sie steigerte das Trainingsprogramm auf 8 Vorbereitungsläufe, mit dem Ergebnis, dass sie über 2 Minuten schneller war. Und wieder war nach Aschaffenburg Schluss mit Laufen.

So ging das 1998 zunächst auch weiter, vor Aschaffenburg wurde ein wenig trainiert, der 3. City Lauf absolviert und das Laufen wieder eingestellt. Dann aber in 1999 hat es endlich gefunkt, es kamen noch zwei weitere Wettläufe hinzu. Die Dieburger richteten ihren ersten Stadtlauf aus. Und wenn man schon in Dieburg wohnt, kann man gewissermaßen "vor der Haustür" ja auch mal mitlaufen. Es folgte die erste Teilnahme beim Darmstädter Stadtlauf.

Claudia Fiebig-Keller an der Strecke und auf der Strecke: Hauptsache dabei

Jetzt war Claudia endgültig mit dem Laufvirus infiziert. Sie trainierte regelmäßiger, jedoch noch ohne jeden Plan und schloss sich 2001 dem Lauftreff des TV Dieburg an. Ab da standen samstags 2-Stunden-Läufe auf dem Programm, die ihr zunächst wenig Freude bereiteten. Es wurde viel zu schnell gelaufen und anschließend war ihr übel. Das legte sich mit der Zeit, sie bekam viele gute Ratschläge und die Lauffreunde meinten, wenn sie schon 2 Stunden am Stück laufen könne, dann solle sie sich doch mal an einem Halbmarathon versuchen.

Gesagt – getan, aber es blieb nicht bei einem Halbmarathon. 2002 lief Claudia in Würzburg, dann beim "Koberstädter" in Egelsbach und in Neu-Isenburg. Das klappte so gut, dass sie anschließend sogar den ersten Marathon ins Auge fasste. Unter 4 Stunden sollte es aber schon sein, war ihre persönliche Vorgabe. Für ihr Vorhaben wählte sie sich den München Marathon am 13.10.2002 aus und schaffte mit 3:58 Std. eine Punktlandung. Jetzt war sie mittendrin im Laufgeschehen und nahm regelmäßig an Volksläufen teil.

Als Läuferin interessiert man sich zwangsläufig auch für den Triathlonsport und so radelten Claudia und Stefan am 18. August 2002 frühmorgens um 6 Uhr zum Langener Waldsee, um die Triathleten bei der 1. Auflage des Ironman Germany einmal persönlich und hautnah zu erleben. Claudia war beim Schwimmstart wie elektrisiert, bekam eine Gänsehaut und frage sich "Wie geht so was?". Noch an diesem Tag stand ihr Entschluss fest: "Mit 40 mache ich das auch!".

Claudia Fiebig-Keller beim Triathlon in Erlangen 2004

Das alte Auto wurde verkauft, sie brauchte es sowieso nicht und das Geld in ein ordentliches Rennrad investiert. Jetzt galt es noch, richtig schwimmen, besser gesagt kraulen zu lernen. Das brachte sie sich mehr schlecht als recht selbst bei, hatte aber später das große Glück, dass sie zufällig beim Schwimmtraining von einem Leistungsschwimmer "angequatscht" wurde, der vermutlich Mitleid mit ihr hatte und maßgeblich dazu beitrug, dass sie ihren Schwimmstil deutlich verbessern konnte. Claudia absolvierte 2004 ihren ersten Kurztriathlon im Bürgerpark Darmstadt, anschließend den Vita Nova Triathlon in Seligenstadt und schließlich noch einen Triathlon über die Halbdistanz in Erlangen.

Zur Vorbereitung auf ihr großes Ziel Ironman nahm Claudia 2005 an einem Triathlon im Kraichgau über 2,5/113/21,1 km teil. Die Quälerei war zwar fürchterlich, aber sie sagte sich: "Wenn ich das schaffe, dann schaffe ich auch Frankfurt". Zu der Zeit war ihr Trainingsumfang auf 6 Einheiten pro Woche angewachsen. Auf die Frage, wie sich das mit der Betreuung ihrer damals 12 und 15 Jahre alten Töchter Isabel und Lisa vereinbaren ließ, antwortete sie, dass sei überhaupt kein Problem gewesen, weil sie trainierte, während die Kinder in der Schule waren.

Die Vorbereitung verlief glatt und Claudia legte die Messlatte für ihren ersten Ironman hoch, sehr hoch sogar. Einfach nur mitmachen war nie ihr Ding, vielmehr lautete ihr klar umrissenes Ziel: Unter 12 Stunden. Den "längsten Tag ihres Sportlerlebens" bezeichnet sie als "Hammererlebnis". Ohne Uhr und ohne jeden Hinweis von außen verließ sie sich ausschließlich auf ihr Zeitgefühl. Das Ergebnis: Ein triumphaler Zieleinlauf nach 11 Stunden und 31 Minuten. Wirklich der Hammer!

Deutsche Triathlonmeisterschaften in Roth 2009: Claudia Fiebig-Keller wird Vizemeisterin in ihrer Altersklasse

Im folgenden Jahr nahm Claudia an Volksläufen und einigen Kurztriathlons teil, musste sich aber Ende 2006 einer Operation unterziehen und zwei Monate mit dem Training aussetzen. Damit waren ihre Planungen für 2007 ad acta gelegt. Ein neues Ziel musste her und das hieß: Deutsche Triathlonmeisterschaften in Roth 2009. Dort erzielte Claudia mit 10 Stunden, 38 Minuten und 31 Sekunden ein fantastisches Ergebnis: Wie diese Zeit einzuschätzen war und was sie letztlich bedeutete, wusste sie unmittelbar nach dem Zieleinlauf nicht. Es gab keine Ergebnislisten, es war spät abends und so entschloss man sich spontan, im Auto zu übernachten. Ein guter Entschluss, wie sich bald herausstellte, denn Claudia wurde von Freunden per SMS informiert, dass sie Deutsche Vizemeisterin in ihrer Altersklasse geworden war. Den folgenden Tag in Roth erlebte sie wie im Rausch und natürlich flossen bei der Siegerehrung auch die Tränen. Es war schließlich der Höhepunkt ihrer Sportlerkarriere.

In diesem Jahr hat Claudia wieder beim Ironman in Frankfurt teilgenommen und wurde in 11:05 Std. Dritte in der Altersklasse W45. Damit verpasste sie die direkte Qualifikation für Hawaii, womit sie eigentlich auch gar nicht gerechnet, erst recht nicht kalkuliert hatte. Für viele vielleicht nicht nachvollziehbar war ihr erster Gedanke: "Ich muss nicht nach Hawaii". Nachrücken wollte sie eh nicht, denn für sie zählte nur eine direkte Qualifikation.

Claudia Fiebig-Keller im Ziel des Ironman in Frankfurt... ...ist auch mit den Kameradinnen vom TV Hergershausen erfolgreich

Zu den Highlights ihrer Lauf- und Triathlonkarriere zählen für Claudia neben dem Deutschen AK-Vizemeistertitel der dritte Platz in der W40 beim HVB City Lauf 2004, als sie neben der berühmten Katrin Dörre-Heinig auf dem Treppchen stehen durfte sowie die Teilnahme am Halbmarathon 2007 in Bologna. Das waren sehr emotionale und bewegende Momente für sie.

"Mein wichtigster Lauf ist und bleibt der HVB City Lauf in Aschaffenburg, weil mit ihm 1996 alles anfing", resümiert Claudia und freut sich schon auf ihre 16. Teilnahme.

Bei diesem vom Sport geprägten Lebenslauf und der Zielstrebigkeit von Claudia Fiebig-Keller sollte sich auch 2014 bestimmt wieder ein großes Ziel finden lassen.

Bestzeiten:

10 km

42:19 min.

2006 Kahl

Halbmarathon

1:33:02 Std.

2008 Berlin

Marathon

3:22:21 Std.

2010 Hamburg

Verein seit 2004: TV Hergershausen

Das Porträt von Claudia Fiebig-Keller erstellte: Reinhold Daab
Fotos © Reinhold Daab, LaufReport Archiv & privat

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