Claudia Dreher

geboren: 2. Mai 1971

Geburtsort: Magdeburg

Verein: Gänsefurther Sportbewegung

Beruf: Studentin

Homepage: www.claudiadreher.de

Auf der Homepage von Claudia Dreher liest man das folgende Zitat von Dieter Eckart aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ vom 24.10.87): „Der antike Marathon-Läufer ist ein rundum tragischer Held“. Doch als tragischen Helden sieht sich die Top-Läuferin der deutschen Marathonszene überhaupt nicht. Und das trotz der vielen Rückschläge in ihrer über 15-jährigen Karriere. Sie bezeichnet es sogar als ihren größten Erfolg, immer wieder zurück gekehrt zu sein. Dadurch habe sie auch gelernt, mit Niederlagen umzugehen.

Noch heute bekommt sie Gänsehaut, wenn sie an den schwärzesten Tag ihrer  bisherigen Karriere denkt. Einen Tag vor dem olympischen Marathon-Wettbewerb 2000 in Sydney erteilte ihr der Arzt wegen eines grippalen Infektes Startverbot. „Das tut immer noch weh“, meint die sympathische Magdeburgerin. In ihrer Heimatstadt, der heutigen Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, ist sie aufgewachsen und hat am örtlichen Sport-Gymnasium ihr Abitur gemacht.

Mit der Leichtathletik hat sie bereits im Alter von neun Jahren angefangen. Einige Jahre war sie Mehrkämpferin, bevor ihre Trainer das Ausdauertalent entdeckten. Als Läuferin spezialisierte sie sich vor allem auf die 5000- und die 10000-Meter-Distanz. Auf diesen Strecken erzielte sie Anfang der 90er Jahre auch ihre ersten Erfolge bei Junioren- sowie Studenten-Weltmeisterschaften und bei Deutschen Meisterschaften.

Jeweils Fünfte bei der Junioren-WM 90 und der Studenten-WM 93 über 10000 Meter, deutsche Juniorenmeisterin im Cross 91 und 92 sowie 93 bei den Frauen, deutsche Juniorenmeisterin 92 über 15 KM Straße, deutsche Meisterin bei den Frauen 93 im Crosslauf, mehrfach zweite und dritte Plätze bei Deutschen Meisterschaften der Frauen über 5000, 10000 und im Cross in den Jahren 1993-95 stehen für sie ebenso zu Buche wie ein 4. Platz im Weltcup 1994 über 10000 Meter und ein 5. Platz im Europacup 1995 über 5000 Meter.

Doch insbesondere die vielen Bahnwettkämpfe machten Claudia Dreher zunehmend verletzungsanfällig. 1996 stand sie vor der Entscheidung, mit dem Leistungssport aufzuhören oder auf die Marathonstrecke zu wechseln. Aufhören war für die damals 25-jährige kein Thema und so ging es – weiterhin mit Erfolg – auf die lange Distanz. Gleich ihren ersten Marathon 1997 im texanischen Houston – für sie noch heute ein Highlight ihrer Karriere – konnte sie gewinnen. Im gleichen Jahr gewann sie noch den Lissabon Marathon und die DM im Crosslauf. Deutsche Meisterin im Marathon wurde sie ein Jahr später beim Frankfurt Marathon. Mit ihrer persönlichen Bestzeit von 2:27:55 h gewann sie im Mai 1999 den Hannover Marathon.

Bestzeiten

5000 Meter

15:33 min

10000 Meter

32:29 min

Halbmarathon

1:10:55 h

Marathon

2:27:55 h

Damit hatte sich Claudia Dreher für die WM im gleichen Jahr in Sevilla qualifiziert. Dort musste sie unter die Top Ten laufen und 2:31 h unterbieten, um sich erstmals ihren Traum von Olympischen Spielen zu erfüllen. Und der Traum schien Realität zu werden: mit Platz 9 und einer Zeit von 2:29:33 h schaffte sie in der spanischen Hitze die Qualifikation für Sydney 2000. Down Under war sie im Training zunächst super in Form, befand sich im Leistungs- und Stimmungshoch. 15 Jahre hatte sie auf diesen Moment hingearbeitet. Doch als der Infekt kurz vor dem olympischen Wettkampf alles kaputt machte, stiegen Tränen und ein Gefühl von Ohnmacht in ihr auf.

Und es blieb nicht bei dieser dunkelsten Stunde ihrer Karriere. Sie musste weitere Rückschläge einstecken und sich 2001 und 2002 zwei Achillessehnen-Operationen unterziehen. Zwar gewann sie 2001 wieder in Lissabon und 2002 erstmals in Köln, doch an ihre Zeiten der Vorjahre konnte sie zunächst nicht anknüpfen. Aber auch diesmal war Aufgeben nicht ihr Ding. Claudia Dreher wäre nicht Claudia Dreher, hätte sie sich nicht wieder mit Ehrgeiz und Energie in die nationale Spitze empor gearbeitet.

2004 war sie zum zweiten Mal in Köln erfolgreich und blieb beim Frühjahrs-Klassiker in Hamburg im April 2005 erstmals nach sechs Jahren wieder unter der magischen Grenze von 2:30 h. Nach mehreren vergeblichen Anläufen in der Hansestadt lief sie mit 2:29:49 h auf Anhieb aufs Treppchen. „Noch nie habe ich mich über einen dritten Platz so gefreut wie diesmal“, erklärte sie überschwänglich im Ziel. Damit hatte sie gleichzeitig die DLV-Norm für die Leichtathletik-WM in Helsinki erfüllt.

Doch die WM sollte noch zu früh kommen. Nach Rücksprache mit ihrem Trainer Bodo Unger verzichtete sie auf die Teilnahme, um den langfristigen Leistungsaufbau nicht zu gefährden. Im Hinblick auf das Ziel EM Göteborg 2006 startete sie erst wieder im September 2005 in Köln. Dort war Dreher zum dritten Mal erfolgreich, erreichte die Quali für Göteborg und gewann damit den siebten Marathon ihrer Laufbahn.

Auf die Saison 2006 bereitet sie sich mit mehrwöchigen Trainingslagern in Spanien und Südafrika vor. Der erste Härtetest steht im April an, wenn sie erneut in Hamburg an den Start geht und dort auf starke nationale und internationale Konkurrenz trifft. Ihr Ziel ist es, wieder unter die ersten Drei zu kommen („Diesen wunderschönen Moment bei der Siegerehrung möchte ich auch 2006 wieder erleben.“) und eine Zeit möglichst deutlich unter 2:30 h zu laufen. Wenn alles klappt, könnte sogar ihre dann sieben Jahre alte Bestzeit wackeln.

Erst nach dem Hamburg-Marathon will Claudia Dreher ihre konkreten Ziele für die EM vom 8.-13. August in Göteborg festlegen. Derzeit gibt sie sich noch bescheiden und hofft lediglich auf einen Medaillenrang für die Mannschaft. Ihr ganz großes Ziel aber bleibt Olympia: in der Ferne lockt schon das Reich der Mitte, wo 2008 die Olympischen Spielen in Peking stattfinden.

Auch wenn sie auf ihrer Homepage Katrin-Dörre Heinig, Ingrid Kristiansen und Rosa Mota präsentiert: Vorbilder besitzt Claudia Dreher nicht – „außer meiner 94-jährigen Omi, von deren Lebenseinstellung und Stärke ich mir gerne ein Stück abschneiden würde“. Dafür kann sie sich in ihrer Freizeit beim Lesen (Ken Follet: „Pfeiler der Macht“), bei Musik (vor allem Bon Jovi) und bei einem schönen Barbecue trefflich entspannen.

Die verbringt sie gerne in ihrer Heimat. In dem beschaulichen Dorf Leitzkau nahe Magdeburg wohnt sie im Schatten des dortigen Schlosses an der Tourismusroute „Straße der Romanik“. Und auch ihre sportliche Heimat befindet sich in Sachsen-Anhalt. Der im Harzvorland ansässige Mineralwasserproduzent Gänsefurther ist einer ihrer Sponsoren und so startet sie denn seit einigen Jahren für die Gänsefurther Sportbewegung.

Das Porträt "Claudia Dreher" erstellte Axel Künkeler

Fotos: Privat, LaufReport-Archiv

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