Portrait Michael Chalupsky Ein Späteinsteiger in die Laufszene

Beim Berglauf in Neckargemünd im November 2017 lernte ich Michael Chalupsky im Rahmen der Siegerehrung kennen. Er gewann damals den 12km-Berglauf in 44:32 Minuten.

Eine knappe Woche nach seinem passablen Frankfurt-Marathon (2:35:06) zeigte er sich gut erholt. Es war genau jene Zeit in der Michael im reifen Alter von 34 Jahren ins ambitionierte Lauftraining eingestiegen war. Die beiden Jahre davor hat er noch parallel Fußball gespielt. Das hatte vielleicht sogar den Vorteil, dass er etwas unbeschwerter ans Lauftraining herangegangen ist. Michael war ein sehr leidenschaftlicher Verbandsliga-Fußballspieler beim FC Bammental und in Ziegelhausen. Rückblickend sagt Michael: "Wenn ich früher das Laufen entdeckt hätte, wäre vielleicht noch sehr viel mehr möglich gewesen. Mir fehlen der komplette Aufbau als Jugendlicher und auch die Unterdistanzen auf der Bahn." Und weiter erwähnt er: "Mit Mitte / Ende 30 noch damit anfangen Lauftechnik zu trainieren ist total zeitintensiv. Ich bin ein totaler Quereinsteiger, mein erster Wettkampf war ein Marathon."

Michael Chalupsky (r.) mit Helmut Dürr bei der Siegerehrung 2017 in Neckargemünd Foto © Holger Czaeczine

Michael Chalupsky kam zum Laufen durch seinen Arbeitskollegen Jochen Sprenger, der ein passionierter Marathonläufer und echter Genussläufer ist. Der Läufer aus dem Neckartal ist vorher immer einfach nur joggen gegangen, bis ihn sein Kollege mal fragte, wieviel und wie schnell ich laufe. Er erzählte ihm etwas und sein Kollege Sprenger meinte, er solle mal auf Wettkämpfe gehen. Der Kollege meinte, mit etwas mehr Training kann das richtig schnell werden. Kurz darauf fragte er bei Michael an, ob er Lust hätte, mit ihm einen Marathon im Schwarzwald zu laufen. Er dachte sich, das packe ich niemals, aber der Kollege Sprenger meinte, wir schaffen das gemeinsam, wir laufen ganz langsam und lassen uns alle Zeit der Welt. Von da an hatte Michael Chalupsky das Lauffieber gepackt!

Er fing jetzt an systematisch nach Plänen von Peter Greif zu trainieren.

Ende des Jahres 2018 holte ihn Trainer Christian Stang ins Engelhorn Sports Team und er schloss sich dem TV Schriesheim an. Vorher startete er für die TSG Heidelberg. Michael hat das Training bei Christian sehr voran gebracht und er sagt: "Ihm habe ich sehr viel zu verdanken. Nicht nur das Training, welches er mir um meinen Fulltime-Job in der Bank herum plant, sondern auch Privates kann ich mit ihm besprechen und die Gespräche helfen mir immer weiter. Ihn habe ich total ins Herz geschlossen."

Michael Chalupsky (m.) in der Engelhorn Sports Team Trainingsgruppe mit Merle Brunée und Christian Alles Foto © Florian Freundt

Und weiter führt Michael aus: "Aber auch mein Arbeitgeber ist da sehr sehr flexibel, er lässt mir sehr viele Freiheiten, um das Training strukturiert aufzubauen."

Beim Berlin-Marathon Ende September 2021 hat sich Michaels Pacemaker-Rolle für Rabea Schöneborn eher zufällig ergeben. Er wollte eigentlich ca. 2 Minuten schneller laufen. Ein paar Läufer wollten sich in einer kleinen Gruppe ab der Halbmarathon-Marke absetzen, aber irgendwie war diese Gruppe so gar nicht harmonisch. Nach ein paar Kilometern hatte da keiner mehr Bock Tempo zu machen und somit liefen Michael und seine Mitstreiter wieder genau das Tempo der Schöneborn-Gruppe, die zu diesem Zeitpunkt noch etwas größer war. Er musste eine Entscheidung treffen, fast die ganze zweite Hälfte mehr oder weniger alleine laufen oder einfach mit Steffen Uliczka und Rabea Schöneborn weiterlaufen. Es wurde immer wärmer und somit hat er sich in diese Gruppe zurückfallen lassen. Kilometer um Kilometer fiel jedoch diese Gruppe auch auseinander. Somit waren sie zum Schluss nur noch zu dritt. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit an der Seite von Rabea und Steffen zu bleiben.

Ob er jetzt dann noch 30 Sekunden schneller gewesen wäre, war dann auch egal. Bestzeit war es so oder so!!!

Michael Chalupsky ist bis auf das Training beim Engelhorn Team in Mannheim oder Heidelberg noch nie auf der Bahn gelaufen. Während einer Stang-Spezialeinheit (eine Kombination aus 3000 Meter und 400 Meter Abschnitten) ist er den dritten 3000er unter 9 Minuten gelaufen. Da denkt er sich dann manchmal: "Was wäre für mich möglich, wenn ich noch 10 Jahre jünger wäre?"

Michael Chalupsky beim Monnem Cross 2020 in Mannheim. Ganz links Christian Stang Foto © Florian Freundt

Die Trainingspläne für Michael schreibt Christian Stang, der Coach des Engelhorn Sports Teams. Da Michael Chalupsky bei der VR-Bank in einer leitenden Funktion tätig ist, muss er trainingstechnisch auch oft improvisieren. Im Normalfall absolviert er ca. 7 bis 9 Einheiten pro Woche. Am Wochenende gibt es einen Doppelblock, also Samstag eine Tempoeinheit vor dem Longrun am Sonntag.

Tobias Balthesen aus Eberbach ist hin und wieder bei den Longruns dabei, aber so gut wie immer wird Michael bei langen Trainingsläufen von seiner Partnerin Gina auf dem Rad begleitet, egal bei welchem Wetter kommt sie mit. Sie ist für ihn dadurch eine unheimliche Stütze im Trainingsalltag. Einmal pro Woche trainiert Michael Chalupsky, wenn es zeitlich passt, auf der Bahn mit dem Engelhorn Sports Team. Alternativ kann er noch für das individuelle Training das Stadion in einem Nachbarort nutzen.

Am besten hat sich der Läufer aus dem Neckartal auf der Halbmarathon-Distanz entwickelt. Zuerst knackte er die 72 Minuten und dann ging es konstant und relativ schnell auch unter 69 Minuten.

Die 10km-Bestzeit von 31:08 Minuten ist für ihn da eine gute Basis. Da steigerte er sich Schritt für Schritt unter 34, unter 33, unter 32 und dann fast noch in Siegburg im Jahre 2019 unter 31 Minuten.

Der Sieg beim renommierten Heidelberger Halbmarathon 2019 in 01:13:27 war ein noch ganz besonderes Highlight. Michael lief dort die drittschnellste jemals auf diesem sehr profilierten Kurs gelaufene Zeit.

Michael Chalupsky bei der KIA Autohaus Doll Challenge des Schriesheimer Mathaisemarktlaufs 2020 Foto © LaufReport

Weiterhin knackte er im Jahr 2018 beim Berglauf in Neckargemünd um ein Haar den Streckenrekord von Engelbert Franz (42:21) aus dem Jahre 1994. Am Ende haben nur 12 Sekunden gefehlt, weil er viel zu spät auf die Uhr schaute.

Nach eigenen Worten hat Michael im Marathon "bis jetzt noch keine Bäume ausgerissen". Er sagt: "Mit diesen Unterdistanz-Zeiten muss ich in der Lage sein, eine 2:25 Stunden über Marathon abzuliefern." Die Entwicklung über die klassische 42,195km-Distanz verlief für ihn jedoch auch ganz progressiv. Die Zeiten wurden immer flotter über 2:32, 2:29 ging es zu 2:28 Stunden.

Für das Jahr 2022 strebt Michael Chalupsky eine Verbesserung seiner Marathon-Bestzeit an. Allerdings wird die Beanspruchung im Beruf auch nicht weniger und er hofft, auch einfach gesund zu bleiben. Er wird schließlich bald 40.

Das Porträt "Michael Chalupsky" erstellte Holger Czäczine Fotos © Florian Freundt, Holger Czäczine und LaufReport Archiv Zu weiteren Portraits bei LaufReport klick HIER Zu aktuellen LaufReport-Inhalten klick HIER

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