Portrait Thomas Brust

Von Wegen und Abkürzungen

Wie manchmal Wege (und Abkürzungen) im Leben zusammenführen….

von Birgit Schillinger im März 2014

Teil 1: Thomas Brust ist Läufer, in der Jugend Mittelstreckler, dann Langstreckler, nun auch Ultras und Trails. Früher hätte er "die Spinner, die mit Rucksäcken durch die Wüste rennen", belächelt. Aber als er vor drei Jahren bei einem Wanderurlaub durch Marokko in einer Teehandlung durch ein Läufer-Autogramm auf den einen 250km-Lauf durch die Wüste aufmerksam wurde, wuchs der Wunsch, da einmal mitzulaufen. Und es war klar, dass er den "Marathon de Sables", abgekürzt MDS, als Benefizlauf zugunsten einer gemeinnützigen Organisation mitmachen würde.

Teil 2: Thomas´ Mutter bekam 1996 die Diagnose "Knochenkrebs". 2004 brach die Krankheit aus, die erste Chemotherapie. Fünf Jahre lang ging es einigermaßen: "Sie hat noch immer im Garten gewerkelt." Da beim Knochenkrebs die gesunden Blutzellen nicht mehr ausreichend produziert werden, wurde seine Mutter aber immer schwächer. Im Januar 2013 starb sie. Erst an ihrem eigentlichen Geburtstag, sechs Monate nach ihrem Tod, las Thomas, wie die genaue Todesursache hieß: Myelodysplastisches Syndrom, Abkürzung MDS.

 

Nun dreht sich für Thomas alles um MDS: Er wird den Marathon de Sables ab dem 4. April 2014 als "Lauf gegen Blut- und Knochenkrebs" laufen und dabei Spenden für die DKMS die Deutsche Knochenmarkspenderdatei sammeln. Dafür trainiert er nun täglich, teilweise mit 8kg-Rucksack. Denn die Teilnehmer müssen alles (Verpflegung, Persönliches, Schlangenbiss-Set…) für eine Woche bei sich führen. Nur das Wasser wird vom Veranstalter gestellt - und eine Art Zelt für die Übernachtung. Da stellt sich schon die Frage, ob man eine Isomatte mitschleppen möchte.

Der 43jährige Thomas Brust war schon immer begeisterter Läufer: Als Jugendlicher war er zunächst beim TSV Iggelheim, später bei den Schifferstadtern und beim TV Herxheim als Mittelstreckler aktiv. Schon mit 18 Jahren beschloss er, irgendwann einmal den 100km-Lauf von Biel zu laufen. Allerdings kam eine Sprunggelenkverletzung dazwischen, so dass er zeitweise auf Inline-Skating umstieg und auch Rennen fuhr. "Irgendwann merkte ich: Wenn ich länger laufe, tut nichts weh." Also startete er bei einigen Marathons, dann einmal über 50km und anschließend gleich in Biel. "Da habe ich mich mit 9:51 als "Ultra-Anfänger" recht gut geschlagen."

Nun stehen in der Vorbereitung Wochen mit bis zu 130 Laufkilometern für den IT-Projektleiter bei Siemens München auf dem Plan, dazu Yoga (in der Mittagspause), Radfahren zur Regeneration und Krafttraining zur Rumpfstabilisation. Das halbe Rucksackgewicht hat Thomas durch eine Ernährungsumstellung schon an sich selbst eingespart: "Ich fühle mich so fit wie seit vielen Jahren nicht mehr". Zusammen mit 1100 Teilnehmern aus 70 Nationen hat er Etappen von 30 bis 85 Kilometer zu absolvieren - bei 45 Grad (Nachttemperatur 5 Grad). Der MDS-Lauf (im doppelten Sinne) wird für ihn eine körperliche und emotionale Herausforderung.

 

Sein Blog zum Nachlesen und Unterstützen seiner Spendenaktion : www.pedestrian.de

Von den 1170 Startern kamen 80 Prozent ins Ziel. Darunter auch Thomas Brust, der auf Gesamtrang 150 sogar bester Deutscher wurde. Sein Resümee: "Tolle Atmosphäre, kontinentübergriefender Teamgeist - ein gigantisches Erlebnis in traumhafter Landschaft und mit interessanten Menschen". Bis jetzt (22.5.14) hat er über 4000 Euro Spenden für die DKMS gesammelt, die Spendenaktion läuft noch ein paar Monate weiter.

Das Portrait 'Thomas Brust' erstellte Birgit Schillinger
Fotos © privat

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