Udos Welt

Folge 24: Shampoo für die Champs

Keine sieben Tage mehr bis zum Volkscross. In ganz Wilsdorf gibt es nur ein Thema, alles fiebert dem Lauf entgegen. Auf seine Weise sogar der alte Schmitz, mein Nachbar: Herbstgrippe.

Auch die Teilnehmerzahlen sind ordentlich. Irgendwo zwischen Köln Marathon und Krottwinkeler Herbstlauf. Nicht schlecht für den Anfang. Arno kündigt die Teilnahme von Mitgliedern eines befreundeten Polizeisportvereins aus Thüringen an. Wir sind international! Komisch nur, dass ich ausgerechnet jetzt an Arnos Vorschlag mit den Dopingkontrollen denken muss. Er ist nie wieder darauf zurückgekommen.

 

Letzte Besprechung im Feuerwehrgerätehaus. Selbst Ludger, der Paragrafenreiter, ist gekommen. Aus lauter Sympathie für den Verein, wie er sagt. Ich suche mit den Augen nach einer Rolle Tesa-Krepp, um ihn notfalls zum Schweigen zu bringen.

Moni schlendert aus dem Nebenraum herein. "Hab die Duschen schon mal ausprobiert", meint sie. "Alles bestens, schön warm."

Arno steht mit finsterer Miene auf und testet ebenfalls. "Alles bestens, schön kalt", lese ich auf seinem Gesicht.

 

Ich gehe meine Liste durch. Finisher-T-Shirts: eingetroffen und nach Größe geordnet. Startnummern: dito. Die Beschilderung, die Kuchenspenden, der Schlüssel für die Waldschranke, die Liste der lokalen VIPs - alles vorbereitet.

 

"Klopapier", meldet sich Arno.

Ich zeige mit dem Daumen zur Toilette. "Vorhanden."

"Reicht nicht."

"Dann bringe ich noch ein Zehnerpack mit."

"Reicht nicht."

Ich rolle mit den Augen. Soll ich das Tesa-Krepp für Arno verwenden? Der Kerl ist Polizist!

"Du hast keine Ahnung", raunzt er mich an, "wie oft Läufer aufs Klo rennen!"

"Läuferinnen auch!" Das ist natürlich Moni, die alte Feministin. Dabei hat sie recht, wie ich seit dem Krottwinkeler Herbstlauf weiß.

 

"Wenn der Läufer nicht ausreichend Klopapier hat, wird er zum Tier", dröhnt Arno durch den Raum. "Der gerät in Panik, Leute! Wollt ihr das? Ich meine, mir kann egal sein, wenn sie die Wilsdorfer Vorgärten vollkacken, aber euch?"

Betroffen sehen wir uns an. Ludger grinst hämisch. Einen Fäkalienkrieg mit den Anwohnern können wir uns nicht leisten, das ist wahr. Lieber noch zwei Dixie-Klos bestellen und eine Palette Klopapier.

Julia hebt den Finger. "Ich soll doch die Dings, die Preise bei der Siegerehrung überreichen", stottert sie. "Also, ich weiß nicht, ob ich das hinkriege. Psychisch und so. Ich laufe ja selbst mit, und wenn es dann eine enttäuschende Zeit wird, habe ich keine Lust, die ganze Zeit da oben rumzustehen."

Nun ist es Arno, der die Augen verdreht. Alle anderen nicken verständnisvoll. So feinfühlig ist eben nur Julia.

Plötzlich meldet sich mein Handy. Der Filialleiter des Supermarkts, der die Siegerpreise stiftet, jagt mich aus der Sitzung.

"Es gibt ein Problem, Herr Pönzgen."

"Für Probleme ist es zu spät."

"Wir haben nicht genug Badetücher. Hässlich sind sie auch. Dafür eine LKW-Ladung Duschgel mit leichtem Wasserschaden am Etikett. In den Handel kann das Zeug nicht mehr, aber für Sie ist es genau das Richtige."

"Nein!"

"Drei Flaschen pro Altersklassensieger."

"Ich will Badetücher!"

 

"Vier! Der Gesamtsieger so viel, wie er möchte."

"Was sollen die Leute mit drei Duschgels?"

"Duschgel braucht man immer. Vor allem Läufer. Die schwitzen doch so. Außerdem ist es nicht irgendeine Seife, sondern unser Shampoo für die Champs: Avocado-Limette."

"Was?"

"Avocado mit einem Spritzer Limette. Unser Fit-Balance-Body-Gel. Okay, dann also drei pro Sieger."

Stöhnend beende ich das Gespräch. Diese Nichtsportler! Null Ahnung von uns Läufern! Und da kommt auch noch Ludger auf mich zu, mein nerviger Großcousin, die Kippe schon in der Hand.

 

"Eine Frage, Udo. Mein Stiefsohn, der Luca, will wissen, was er am Abend vor dem Lauf essen soll. Macht so was ja zum ersten Mal. Hast du einen Tipp?"

Gott, wie ich genieße, dem Besserwisser eine Hand auf die Schulter zu legen und ihm ernst in die Augen zu schauen. "Für dich immer, Ludger. Er soll sich ein Avocadobrot schmieren. Mit einem Spritzer Limette. Du wirst sehen, der Junge geht ab wie eine Rakete.

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