Schlett EXTREM

Teil 23: Medaillen vom Himmel

September 1987: Der erste Deutschlandlauf als "Massenevent" geht zu Ende. Über 300 Läufer hatten sich beworben um die erste Hürde zu nehmen, eine penible Sportmedizinische Leistungsuntersuchung an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. 110 durften schließlich in Timmendorfer Strand an der Ostsee starten. 1000 Kilometer in 20 Etappen à 50 km bis nach Mittenwald standen auf dem Stundenplan. Heute würde man darüber lachen - damals war es eine Pioniertat, organisiert von Prof. Dr. med. Klaus Jung.

Sportmedizinische Leistungsuntersuchung bei der Deutschlandlauf-Premiere 1987

Im Dienste der Wissenschaft wurden dabei zahlreiche Studien und Untersuchungen vorgenommen, ein paar Dutzend Studentinnen und Studenten stürzten sich in die Feldarbeit, die Bundeswehr konnte als Logistiker gewonnen werden, Bundeskanzler Helmut Kohl übernahm die Schirmherrschaft. Ein tragischer Todesfall am 5. Tag bedeutete zwar eine Zäsur, konnte aber das Unternehmen nicht stoppen. Exakt die Hälfte kam durch. Siegerehrung der 55 "Überlebenden" im Kurpark von Mittenwald. Doch einer fehlt: Stefan Schlett, 13. Platz in 98:15 Stunden Gesamtzeit. 2000 m höher stürzt er sich in Lederhose und mit Fallschirm bewaffnet aus einem Helikopter vom Typ Bell UH-1D der Bundeswehr…

Stefan wird während des Deutschlandlaufs vom NDR interviewt Stefan Schlett landet im Kurpark in Mittenwald, dem Deutschlandlauf Ziel

5 Jahre Fallschirmjägerei, die übergangslos in eine Karriere als "freiberuflicher Abenteurer" mündete, 230 militärische und 266 zivile Fallschirmabsprünge hinterließen ihre Spuren. Sogenannte "Demo-Sprünge" zu Hochzeiten, diversen Feierlichkeiten und Jubiläen, oder ganz simpel zur Grillparty in einem geräumigen Hinterhof waren damals Usus. Logisch, dass ich diesen "Blödsinn" auch in meine Extremsportkarriere einbringen wollte. Jahrelang belästigte ich zahlreiche Organisatoren spektakulärer Events mit der Idee, mich nicht nur als Teilnehmer starten zu lassen, sondern der Veranstaltung per Fallschirmabsprung einen besonderen Rahmen zu verleihen. Die Reaktionen waren durchweg positiv, aber die Hürden Bürokratie, Kosten, Genehmigungen meist zu hoch. Sogar von Valerie Silk, damalige Ausrichterin der Ironman-Weltmeisterschaft in Hawaii, erhielt ich einen persönlichen Brief, mit der bedauerlichen Feststellung, dass am Start bereits zu viele Pressehelikopter den Luftraum bevölkern und somit die Sicherheit nicht gewährleistet sei.

Als Fallschirmspringer schaffte es Stefan Schlett auf die Titelseite des Laufmagazins Condition Valerie Silk teilt Stefan ihre Sicherheitsbedenken mit, weiteren Luftverkehr bei der Ironman-WM auf Hawaii zuzulassen

Doch zwei Mal war ich nahe dran, beim 24-Stunden-Lauf in Apeldoorn/NL und beim Triple-Ironman im Schleswig-Holsteinischen Lensahn. Es gab einen lokalen Fallschirmsportclub und somit auch Fallschirmspringer, die sich beteiligen wollten, die Genehmigung der Luftfahrtbehörden lag vor, ein adäquater Landeplatz war vorhanden. Beide Male gab es am Tag X gutes Wetter mit blauem Himmel und Sonnenschein, aber Äolus, der Gott des Windes, spielte nicht mit und die Aktion wurde abgeblasen. Äolus verhinderte auch eine weit spektakulärere Aktion einige Jahre später. Mit zwei weiteren Springern sollte ich aus einem Heißluftballon zum Fußballfest eines lokalen Sportclubs springen. Der Wind trieb uns in alle Richtungen, nur nicht da wo wir hin sollten. Das Ergebnis war dann eine Notlandung auf der Wiese…

Stefan Schlett bei einem militärischen Absprung aus CH-53 (mittlerer Transporthubschrauber) ... und beim Absprung über Sibirien bei minus 20°C

Aber, dieses eine Mal klappte es! Erst während dem Rennen, es muss so während der 13. oder 15. Etappe gewesen sein, kam mir die Idee. Der Begleitoffizier war sofort begeistert und schickte einen Untergebenen los, der durch halb Deutschland fuhr, um in meinem Zuhause Fallschirm, Helm, Höhenmesser und Stiefel abzuholen. Die Luftlande- und Lufttransportschule in Altenstadt bei Schongau, wo ich noch vor einem Jahr meinen Dienst tat, lag um die Ecke. Der frisch gebackene Kommandeur Oberst Richstein ließ es sich nicht nehmen höchstpersönlich bei diesem "Einsatz" mitzuwirken und lud noch ein paar meiner alten Kameraden in den Helikopter.

Öffnung des Fallschirms in 700 Metern Höhe Abschlussfeier im Kurpark von Mittenwald

Präzise Landemanöver und die dementsprechende Erfahrung und Routine waren gefragt, um den relativ kleinen Kurpark in Mittenwald aus 2000 Metern Höhe zu treffen. Und dann brachten wir zu fünft die Medaillen vom Himmel. Im Nachklang gelang mir dann tatsächlich noch ein Novum: als Fallschirmspringer schaffte ich es auf die Titelseite des Laufmagazins Condition, dessen damaliger Chefredakteur Werner Sonntag Jahrzehnte später die erste und bisher erfolgreichste LaufReport-Kolumne (Sonntags Tagebuch) begründete.

Fotos © Stefan Schlett und sein privater Fundus   

Beitrag von Stefan Schlett

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Teil 22: Auf eine Gulaschsuppe
mit Dieter Baumann

Kleinkunstbühne Alte Knabenschule in Stockstadt am Main. Das historische Fachwerkhaus von anno 1686, das bis 1907 als Knabenschule diente, wird, vollständig restauriert, seit November 2010 als Kleinkunstbühne genutzt. Ein geschichtsträchtiger Platz mit Seele ist auf der Website zu lesen. Es ist Freitagmorgen, kurz nach 11 Uhr. Dieter Baumann fährt vor - die Läuferseele Schwabens -, direkt aus Tübingen, mit einem bis unter das Dach beladenen Transporter. Herzliche Begrüßung, Umarmung - man kennt sich, Klaus Willig, Betreiber der Kleinkunstbühne hat Dieter bereits zum dritten Mal engagiert. Der ehemalige Besitzer eines Sportfachgeschäftes in bester Lage im Zentrum Aschaffenburgs, war vor vielen Jahrzehnten mein erster Sponsor. Nun hat er mich als Aufbau-Unterstützungskommando rekrutiert. Dieter, mittlerweile mit einem Metermaß ausgerüstet, inspiziert die Bühne und wird nervös: "viel zu klein - ich brauche 2,5 m x 2,5 m"!

Weltrekord auf dem Laufband: Stefan Schlett (1990)

In seinem neuen Programm "Dieter Baumann läuft halt. (weil, singen kann er nicht)" läuft er sein Publikum in Grund und Boden. Dabei erzählt er witzige Geschichten, auf dem Laufband, welches mittels eines von ihm konstruierten Drehgestells während der Vorstellung um 90° geschwenkt werden kann. Eine aufwendige Installation und so auf der Bühne noch nie dagewesen! So, was tun? Auf so kleiner Bühne hat er das Programm noch nie gespielt, das ist eine Herausforderung. Das Laufband in den Zuschauerraum und das Publikum auf die Bühne? Wir diskutieren, probieren, vermessen. Eigentlich fehlen nur ein paar Zentimeter - das sollte irgendwie gehen. Der Läufer Baumann wird zum Handwerker. Ausgerüstet mit Werkzeugkiste, Bohrer, Inbusschlüssel und Schrauben werden Matten ausgelegt, Drehgestell montiert, Laufband fixiert, Elektronik angeschlossen und die Bühne optimiert, auch ein Keyboard findet noch seinen Platz. Nach 2 Stunden steht das Ding und ragt einen halben Meter über die Bühne. Flugs werden ein paar Bierkisten darunter geschoben und das ganze Kunstwerk auf Belastbarkeit getestet. Passt! Vor 30 Jahren hat mich Klaus Willig vor seinem ehemaligen Sportgeschäft zu einem erfolgreichen Weltrekordversuch auf dem Laufband inspiriert. Jetzt lässt er den Baumann auf seiner Bühne auf dem Laufband tanzen…

Dieter Baumann, der 5000m-Olympiasieger läuft auf der Bühne 100 km von Biel

Der Magen knurrt, Zeit fürs Mittagessen. Klaus hat noch Verpflichtungen, Dieter und ich rücken ins Hotel und Restaurant Brößler ein, das gleich um die Ecke liegt. Hier werden oft die Künstler nach ihrer Vorstellung untergebracht. Da sitzen wir, unerkannt von den restlichen Gästen: der "Olympiasieger" und der "freiberufliche Abenteurer" - zwei positiv verrückte Ausdauersportler, die das Leben feiern und zelebrieren. Baumann ist ein lustiger, eloquenter, total sympathischer Typ, sein schwäbischer Dialekt verstärkt noch diesen Eindruck. Auf Nachfrage hört er sich aufmerksam den komplexen Werdegang des Autors an, aber zwischen Gulaschsuppe und Semmelknödeln mit Pilzragout wird auch klar, dass sein bisher 3. Bühnenprogramm mit erheblichen Risiken verbunden ist. Grippe oder eine schwere Erkältung sind die Horrorszenarien eines jeden Künstlers. Bisher - Dieter Baumann feiert 2019 sein 10. Bühnenjubiläum - fiel erst eine Vorstellung aus - da stand er im Stau… Diesmal kommt mit dem Laufband noch die Technikabhängigkeit dazu. Einmal gab's während der Vorstellung einen Kurzschluss, seitdem hat er die "schnelle Einheit" aus dem Programm gestrichen und läuft höchstens mit 9 km/h. Auch eine Verletzung wäre pikant. Dieses Jahr ist Baumann bereits für 50 Vorstellungen gebucht. Da gilt es, Sehnen, Bänder, Knie und Gelenke bei Laune zu halten. Als ich beim abschließenden Espresso vom Trans-Amerika-Lauf erzähle, gesteht Baumann: "Ja, das ist auch noch so ein Traum von mir, aber mit dem Rad, nicht zu Fuß - ganz relaxt". Jetzt geht es aber erst mal an die Arbeit: Technik und Beleuchtung checken, Musikeinlagen koordinieren, letzte Proben, und dann ein Mittagsschläfchen.

Das genaue Gegenteil von Langweilig ist der 100km-Lauf mit Dieter Baumann auf dem Laufband - Fotos (4) © Ulrich Metz

Freitagabend, 20 Uhr. Der Countdown läuft zum 100 km-Lauf von Biel. Auf dem Laufband. Vor ausverkauftem Haus. Natürlich nicht in ganzer Länge, da würde das Publikum Reißaus nehmen! Baumann dient der Klassiker, denn er 2011 selbst erfolgreich bewältigt hat (98. Platz in 9:45:57 h) und sein einziger Ausflug in das Ultrauniversum war, als Handlungsstrang. Und beweist, dass so ein Ultralangstreckenlauf mitnichten langweilig ist. Er läuft und singt (ein wenig singen kann er doch…), springt und tänzelt - Baumann rockt die Bühne und das Laufband! Da kommt selbst der unsportlichste Zuschauer ins Schwitzen! Die simulierten Distanzen des Bieler Hunderters werden mittels einer Kladde neben dem Laufband angezeigt. Immer wieder wechselt die Perspektive, mal läuft er frontal, dann seitlich zu seiner Audienz. Die Laufstrecke wird ab und zu kurz verlassen. Aber nicht zu einer Pause an der Verpflegungsstelle. Geistreich, pointiert und tiefgründig streift Baumann Höhe- und Tiefpunkte, Geschichten, Ereignisse und Niederlagen seiner schillernden Karriere. Philosophisch unterfüttert mit Zitaten aus Alen Sillitoes Bestseller "Die Einsamkeit des Langstreckenläufers". Auch das Keyboard kommt kurz zum Einsatz.

Das Publikum ist begeistert, applaudiert frenetisch, will mehr. Doch irgendwann ist auch ein 100 km-Lauf zu Ende. Zum Auslaufen gibt's noch die obligatorische Zugabe. Nach 1 ¾ Stunden endet das Nonstop-Programm, ohne Pause, denn Baumann ist ja schließlich Ausdauersportler. Auf dem realen Tacho stehen knapp 10 gelaufene Kilometer. Es folgt Autogramm- und Fotosession, dann der Abbau. Jetzt komme ich als Helfer wieder zum Einsatz. Ruck zuck ist alles nach einem bestimmten System wieder verladen und Dieter begibt sich zu mitternächtlicher Stunde auf die Heimfahrt nach Tübingen. Er ist halt Ausdauersportler. Hoffentlich bleibt uns der Schwabenpfeil des Kabaretts noch lange erhalten…

Fotos (4) © Ulrich Metz und Schlett Archiv 

Beitrag von Stefan Schlett

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Teil 21: Minimalismus in eisigen Höhen

Ich bin ein Genussmensch, aber kein Gourmet. Das heißt mich interessieren nicht die überteuerten Edelspeisen der Haute Cousin, sondern der kontrollierte Genuss normaler Lebensmittel, die für meinen kleinen Geldbeutel vertretbar sind. Schokolade, Pralinen - höchstens 1-2 Stück pro Tag, aber die lasse ich auf der Zunge vergehen. Bier - ab und zu ein Fläschchen, genussvoll aus dem Glas. Rotwein - 2 Gläser zum festlichen Dinner. Spirituosen - regelmäßig als Verdauungsschnaps, Medizin und Munddesinfektion. Und einmal im Jahr (!) in gepflegtem Ambiente eine stattliche Havanna mit einem schottischen Single Malt. Der wahre Genuss liegt in der Einschränkung und im Verzicht, anstatt dem exzessiven Konsum der in unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft allseits vorhandenen und relativ billigen Genussmittel. Wie der Name schon sagt, sind diese zum genießen da und nicht zum betäuben und berauschen - wofür sie allerdings von einer großen Mehrheit missbraucht werden. Und wer kennt in unserem überfressenen Land (Deutschland ist Europameister im Übergewicht) noch das Gefühl eines knurrenden Magens? Es ist zumindest eine äußerst interessante Erfahrung, die ich mir regelmäßig erlaube. Auch wenn ich aufgrund meiner Aktivitäten salopp gesagt schon ein Leben lang Fressen kann was ich will, wann ich will und wie viel ich will. Es wird einfach alles wieder verbrannt - in dieser Hinsicht bin ich ein schlechter Futterverwerter…

Aufstieg zum Kilimandscharo

In meiner Eigenschaft als Extremsportler, wo ich bei diversen Ausdauerdisziplinen schon mal bis zu 10.000 Kcal pro Tag verbrenne, wird alles verschlungen was mir in die Hände kommt. Auch für Junkfood gibt es beim Fronteinsatz kein Tabu. Doch schlussendlich verliere ich dabei trotzdem noch Körpergewicht. Zum Glück habe ich einen sehr flexiblen, dehnbaren "Saumagen", der alles und vieles verträgt. Eine andere Welt ist das Bergsteigen. Da bin ich absoluter Minimalist. Vor allem beim Höhenbergsteigen ist die Nahrungsaufnahme nur noch sekundär, überlebenswichtig dagegen eine große Flüssigkeitszufuhr (oft 5-6 Liter pro Tag). In extremen Höhen ist die Verdauung stark eingeschränkt und ein Hungergefühl kaum mehr vorhanden. Vor Jahren erreichte ich mit drei Kameraden den Gipfel des Pik Lenin (7134 m) im Pamir Gebirge. Wir waren ausgebrannt und von den Strapazen des Aufstiegs gezeichnet. Welch eine Überraschung, als aus einem der Rucksäcke eine kleine Dose leckerer Bierwurst auftauchte. Aber wir konnten die Gipfelbrotzeit nicht genießen. Zu Viert schafften wir es nicht, das Döschen aufzubrauchen!

In besonderer Erinnerung ist meine erste Solobesteigung des Kilimandscharo in Afrika vor 30 Jahren, damals über die kaum begangene Umbwe-Route. Als langjähriger Soldat hatte ich enorme Vorräte an so genannter Epa (Einmannpackung) der Bundeswehr und "Meal Ready-to-Eat" der US-Armee gebunkert, die bei solchen Anlässen zum Einsatz kamen. Neben diversen Fertiggerichten die kalt oder aufgewärmt verzehrt werden konnten gab es so kuriose Sachen wie Ketchuppulver, Käse aus der Tüte, Hamburger in Plastikfolie oder auch Zahnbrechende Schokoladenblöcke. Mein Favorit in dieser Kategorie waren "Panzerplatten" - Hartkekse die mit Margarine aus der Tube geschmacklich aufbereitet wurden und Gebiss sowie Kauwerkzeuge trainierten. Immer dabei: K 1000 - ein kompakter, geschmackloser 200 Gramm Block mit 1000 Kalorien. Ein effektives Produkt der Survival Industrie. Ein simpler Esbitkocher, der nicht mehr Platz als 3-4 Streichholzschachteln beanspruchte, ergänzte mein bescheidenes Repertoire. Kochen konnte man damit kaum, aber zum erhitzen von Wasser und erwärmen der Fertiggerichte erfüllte er seinen Zweck.

Kilimanjaro-Marathon in Tanzania Multisport-Wettkampf am Kilimanjaro

Im ersten Biwak in 2900 Metern Höhe, mitten in einem bizarren Bergdschungel, war die auf der Karte vermerkte Wasserquelle versiegt. Lediglich eine kleine schlammige Pfütze war vorhanden, aus der ich mittels Stofftaschentuch ein wenig brackiges Wasser filtern konnte. Einen Tag später und 1200 Meter höher gab es genügend plätschernde Gletscherbäche mit dem köstlichen Nass und ich konnte meine faltbaren Wassersäcke wieder auffüllen. Durch die Kälte in der Höhe war ich nun mit einem anderen Problem konfrontiert: Nachts gefror das Wasser! Also, benutzte ich einen der Wassersäcke als Kopfkissen, der Zweite kam in den Schlafsack. Beim Biwak im Krater des Kilimandscharo, nahe der großen westlichen Bresche in knapp 5800 Metern Höhe half auch das nicht mehr, denn die Temperatur fiel auf -20°C. Am kommenden Morgen in die steif gefrorenen Stiefel zu steigen war ein kräftezehrender Akt! Natürlich waren auch Wasser, Essen und selbst die Sonnencreme gefroren. Halb verdurstet und verhungert erreichte ich den Uhuru-Peak (Freiheitsgipfel), mit 5895 Meter mein bis dato höchster Berg.

Drei Tage später war ich - um 10% Körpergewicht erleichtert - wieder in der Zivilisation und konnte Fressen wie ein Büffel. Die naive, ausrüstungstechnisch fast schon dilettantische Besteigung des höchsten Berges in Afrika war der Tatsache geschuldet, dass ich bereits seit mehreren Monaten durch den Kontinent reiste. Und da war es einfach nicht möglich, adäquate Ausrüstung mitzunehmen. Das Erfolgsrezept war einzig und allein meine mentale Stärke, die Hunger, Durst und Strapazen ertragen ließ.

Basislager am Denali (Mt. Mc Kinley)

10 Jahre später: Mt. Mc Kinley, mit 6194 Metern höchster Berg Nordamerikas und wegen seiner nördlichen Lage in der Alaska Range auch als kältester Berg der Erde bezeichnet. Eine Problemstellung, die, mittlerweile um eine Dekade Bergerfahrung reicher, eine seriösere Vorgehensweise erforderte. Mit einer Cessna 185 die mit Schneekufen ausgestattet ist fliege ich zusammen mit meinem Kletterpartner Gregory Griffith ins Basislager auf dem Kahiltna Gletscher in 2200 Metern Höhe. Ab hier lebt man rund 3 Wochen - die durchschnittliche Besteigungszeit - im Tiefkühlschrank, da die Temperatur in dieser Region nicht mehr über den Gefrierpunkt steigt. Vom Basislager sind es 25 Kilometer und 4000 Höhenmeter bis zum Gipfel des Denali, wie er von den Einheimischen Athabascan Indianern genannt wird. Eine Strecke die mit Hin- und Rückweg und dem Anlegen von Depots knapp dreimal zurückgelegt werden muss. Und das mit rund 80 Kilogramm Ausrüstung pro Person, die teilweise auf Schlitten transportiert wird. Eine gehörige Schinderei! Um Höhenkrankheit und Entkräftung zu vermeiden war also unbedingt auf ausreichende Nahrungszufuhr zu achten. Die klassische Expeditionsverpflegung, gefriergetrocknete Fertiggerichte in Tüten, wäre uns zu teuer gekommen und wir hätten Unmengen davon gebraucht. Unser alternatives Verpflegungskonzept war banal: Aus dem Supermarkt besorgten wir uns hochkalorische Nahrung. Dazu gehörten Kakao, Getränkepulver, Schokolade, Getreideprodukte, Trockenfrüchte, Nüsse, fettreiche Würste, Energieriegel, Zucker etc. Fleisch, Fisch und Gemüse wurde gekocht, dehydriert und in Tüten portioniert. Daraus konnten wir zusammen mit 5-Minuten-Reis oder Nudeln und Wasser, das aus geschmolzenem Schnee gewonnen wurde, nahrhafte Gerichte zubereiten. So schafften wir es, für nur US-$ 4,80 ein abwechslungsreiches Tagespaket von 5500 Kcal pro Person zusammen zu stellen! Wir präparierten 50 dieser Tagesrationen, jede mit einem Gewicht von rund 1,5 Kilogramm und hatten somit Vorräte für 3 ½ Wochen. Da sich die Camps am Denali in moderaten Höhen befinden spielte das eingangs erwähnte Problem der Appetitlosigkeit bei dieser Expedition keine Rolle. Im Gegenteil, durch die körperliche Schwerstarbeit und dem enormen Kalorienverbrauch in extremer Kälte hatten wir durchwegs einen Bärenhunger. Sehr viel Nahrung wurde in flüssiger Form zugeführt, die Hauptmahlzeiten bereiteten wir oft als Suppe oder Eintopf zu. Somit kombinierten wir die Kalorienzufuhr zugleich mit einer adäquaten Flüssigkeitsaufnahme. Enorme Mengen Schnee mussten geschmolzen werden, um die benötigte Menge an Wasser zu erhalten. Dafür surrte der Kocher im Schnitt 6 Stunden täglich. Der "Wirkungsgrad" eines einzigen Teebeutels wurde durch mehrmaliges aufkochen auf bis zu zwei Liter ausgedehnt.

Feldküche am Denali

Die in der extrem trockenen und dünnen Höhenluft benötigte Flüssigkeitszufuhr von 5-6 Litern pro Tag ist notwendig, um das Eindicken des Blutes und somit Höhenkrankheit zu vermeiden, sowie große Mengen an anfallenden Schlackenstoffen über das Urin auszuscheiden. Hier offenbart sich schon die nächste Problemstellung! Denn nicht nur die Zuführung von Nahrungsmitteln, sondern auch deren Ausscheidung erfordert ein gewisses Management. Bei extrem tiefen Temperaturen und mit mehreren Schichten an Kleidung kann das wahrlich eine Herausforderung darstellen! In den Höhencamps gibt es natürlich keine Toiletten, dafür aber klar erkennbare "Pinkellöcher", die jeder Bergsteiger schon aus Eigeninteresse benutzt. "Wildpinkeln" bei rund 1000 Bergsteigern pro Saison hätte kontaminierten Schnee, der ja für die Wasserzubereitung benötigt wird, und damit verbundene Erkrankungen zur Folge. Aber die Technik des Stuhlgangs hinter dem Zelt bei -30°C und starkem Wind, der mittels einer Plastiktüte geschieht, die in der nächsten Gletscherspalte entsorgt wird, überlasse ich hiermit der Fantasie des Lesers…

Stefan Schlett schafft es auf dem Gipfel des Denali und kommt auch wieder runter

Eine erfolgreiche Gipfelbesteigung wird von einer Vielzahl Faktoren beeinflusst: Wetter, Glück, Schmerztoleranz, Erfahrung, Instinkt, Krisenmanagement, Harmonie mit dem Kletterpartner, Ausrüstungswahl und nicht zuletzt das Ernährungskonzept. In guten Jahren liegt die Erfolgsquote am Denali bei lediglich 50%. Wir kamen hoch und auch lebend wieder runter. Als wir nach 3 Wochen "Schinderei im Tiefkühlbunker" wieder die Zivilisation erreichten bemerkten wir an eingefallenem Bauch und engem Hosengurt, dass wir doch erheblich an Substanz verloren hatten. Bei mir waren es ca. 4-5 Kilogramm. Kein Problem im amerikanischen Konsum- und Fressparadies! Gerne ließen wir uns durch Wagenrad große Pizza, Zimtrollen mit Vanillesoße, Eier, Speck und Megabüffets verführen. Innerhalb von 60 Stunden haute sich jeder von uns rund 25.000 Kcal rein…!

Fotos © Stefan Schlett 

Beitrag von Stefan Schlett

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Teil 20: Pizzawelten

Pizza ist ein vor dem Backen würzig belegtes Fladenbrot aus einfachem Hefeteig aus der italienischen Küche. Die heutige, international verbreitete Variante mit Tomatensoße und Käse als Basis stammt vermutlich aus Neapel. Die nur mit Olivenöl beträufelte, mit Tomatenscheiben und Oregano oder Basilikum belegte Pizza ist seit etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts nachgewiesen, als die Tomate in Süditalien populär wurde. Durch italienische Auswanderer verbreitete sich die Pizza gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch in den USA. Im Oktober 1937 wurde in Frankfurt am Main erstmals eine Pizza auf dem damaligen Festhallengelände im Rahmen der 7. internationalen Kochkunst-Ausstellung bei der Messe Frankfurt zubereitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Pizza auch in Europa außerhalb Italiens bekannter. Die erste Pizzeria in Deutschland wurde von Nicolino di Camillo im März 1952 in Würzburg eröffnet. Neben Spaghetti ist die Pizza heute das bekannteste italienische Nationalgericht, sie wird weltweit angeboten.

Pizzatempel in den USA

Diesem Zitat aus Wikipedia wäre noch hinzuzufügen, dass die "Mafiatorte" bei Ausdauersportlern ein extrem hohes Ansehen genießt. Selbst mein lokaler Sportclub trifft sich regelmäßig nach dem wöchentlichen Lauftreff traditionell zum After Workout beim Pizzabäcker. Im Leben eines global agierenden Extremsportlers und Abenteurers ergeben sich natürlich noch ganz andere Beziehungsgeflechte. Nicht zuletzt wurde die neapolitanische Kunst des Pizzabackens 2017 von der UNESCO in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Trans Amerika Lauf von Los Angeles nach New York im Hochsommer 1992. 4800 Kilometer zu Fuß in zwei Monaten durch einen ganzen Kontinent als Selbstversorgertour! Nur das Gepäck wurde transportiert, die Strecke vermessen und markiert, im Ziel eine Halle organisiert und alle 4 Kilometer gab's unbemannte Versorgungsstationen. Für nur US-$ 200.- Startgeld fast schon Luxus! Hier mutierte die Pizza zum fast täglichen Überlebensmenü. Einer der Helfer hatte schon zu Beginn dieses historischen Rennens (der erste Transkontinentallauf seit 63 Jahren!) die raffinierte Idee, im jeweiligen Zielort die Filiale einer großen amerikanischen Pizzakette aufzusuchen und dem dortigen Chef die immer gleiche Story aufzutischen: 28 der weltbesten Ultraläufer kämpfen sich im Hochsommer unter primitiven Bedingungen zu Fuß durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und würden sich auf eine Spende freuen. Untermauert wurde das ganze durch diverse Publikationen in den regionalen und nationalen Medien. Das Resultat: fast täglich (!) erwartete die müden Kämpfer beim Zieleinlauf ein Einmeter hoher Pizzastapel zur Erstversorgung!

All you can eat - Trans-Amerika-Lauf 1992 Der kanadische Ultraläufer Al Howie direkt nach dem Zieleinlauf bei seinem Weltrekord über 1300 Meilen (2091,7 km) in New York am 5.10.1989. Seine Zeit > 17 Tage + 8:25:34 Stunden. Bei dem gleichen Rennen erreichte der Autor den dritten Platz in 17 Tagen + 23:42:13 Stunden

Für ungewöhnliche Leistungen waren die Amis schon immer zu begeistern. Man mag zu dem Land stehen wie man will, ob Kriegstreiber, Waffennarren, Amokläufer, fehlende Sozialsysteme, Rassismus, Nationalismus, Ausbeutung, Naturzerstörung. Egal ob durchgeknallt oder durchgedreht, aber in Sachen Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft ist die USA Spitze. Da es in besagter Filiale zumeist ein tägliches Buffet im Stile "all you can eat" gab, nutzten das die meisten Läufer auch zum Dinner, natürlich gegen Bares. So wurde als Gegenleistung auch etwas Umsatz generiert. Nur Gewinn blieb dem Pizzabäcker meist keiner übrig, den bei täglich rund 7000 verbrannten Kalorien war der Appetit naturgemäß groß und die Theke schnell abgeräumt… Und wenn doch mal was übrig blieb? Was gibt es besseres, als Morgens um 4 Uhr eine Batterie kalter Pizza zum bevorstehenden Fronteinsatz um 5 Uhr, runter gespült mit einem Liter Wasser oder Gatorade?

Wie ist das eigentlich mit dem Nährwert von Pizza? Eine berechtigte Frage! Pizza wird meist zum Fast Food gezählt - was bekanntlich ungesund ist. Das gilt aber nur für Exemplare aus der Tiefkühltruhe, wegen des hohen Anteils an Transfetten, Salz und künstlichen Zusatzstoffen wie Geschmacksverstärkern und Konservierungsstoffen. Auch beim Schnellimbiss enthalten sie oft zu viel Weißmehl und zu viel Käse und Fett. Ernährungsexperten bestätigen, dass die klassische italienische Pizza (dünner Boden, viel Tomatensoße, Olivenöl und frische Kräuter) eine ausgewogene und gesunde Mahlzeit ist. Die Tomatensoße kann sogar Krebs vorbeugen, denn sie enthält doppelt so viel von dem Antioxidantien Lycopin, wie frische Tomaten. Der gesündeste Belag besteht aus viel Gemüse, magerem Fleisch oder Fisch mit wenig Käse. Toppen lässt sich das Ganze noch, indem der Boden mit Vollkornmehl statt Hefeteig gebacken wird.

Trans-Amerika-Lauf 1992

Szenenwechsel. Monterrey (Mexiko), 3 Monate später, Weltpremiere im Decatriathlon (Zehnfach-Ironman - 38 km Schwimmen, 1800 km Radfahren, 422 km Laufen). Der Bruder des Organisators war Stadtbekannter Pizzabäcker und betrieb in der Millionenstadt insgesamt 7 Filialen. Klar, dass er auch als Sponsor zur Verfügung stand. Kurzerhand wurde ein kompletter Pizzaofen im Parque Ninos Heroes (Park der heroischen Kinder) aufgebaut, wo auf einem 1,8 Kilometer Rundkurs die Rad- und Laufstrecken abgearbeitet wurden. So gab es dann nach der langen Durststrecke beim Schwimmen - die Ultra-Triathleten benötigten zwischen 12 und 30 Stunden - einen ganz besonderen Service: Pizza al Gusto rund um die Uhr. Und das über 2 Wochen lang (das Rennen dauerte insgesamt 18 Tage)! Natürlich stellte die Organisation noch andere hochwertige Verpflegung zur Verfügung. Aber die große runde Ultra-Triathlon-Torte erfreute sich bei Athleten und Betreuern Tag und Nacht immenser Nachfrage. Wobei sich der Autor dieser Zeilen, zur Freude des Sponsors, zum besten Kunden entwickelte. Kein Wunder, konnte ich mich doch vom 18. Platz nach dem Schwimmen, bis auf den 2. Platz im Ziel vorarbeiten, wobei täglich weit mehr als 10.000 Kilokalorien verheizt wurden. Dazu entwickelte sich ein tägliches Ritual. Wenn die Pizza frisch aus dem Ofen am Streckenrand serviert wurde, stieg ich vom Rad oder unterbrach das Laufen, um diese persönlich anzuschneiden, mich hinzusetzen, die Füße hochzulegen und das noch dampfende Teil in Ruhe mit einem Bierchen zu genießen. Wäre doch gelacht, wenn man sich bei über 200 Stunden Wettkampfzeit diese kurzen Momente des kulinarischen Genusses nicht gönnen würde…

Decatriathlon in Mexiko 1992

Und heute, wo sich der Schwerpunkt auf Schreiben, Recherche, das Absolvieren von kürzeren Wettkampfstrecken und einer "Normalisierung" des Energiehaushalts verlegt hat? Wo zudem eine bewusste Ernährung mit viel frischem Gemüse, Obst und Fisch - Junk Food nur noch in homöopathischen Dosen - die Oberhand gewonnen hat. Da gibt's noch zwei Mal im Jahr eine ordentliche Pizza, aber dafür gleich ein ganzes Wagenrad! Und das kommt so: Marco Schreck -der Leser möge bitte nicht erschrecken- ist ein Triathlonmonster! Acht Mal hat er den Ironman auf Hawaii gefinisht - so oft wie kein anderer Athlet im unterfränkischen Raum. Dazu noch in beachtlichen Zeiten, sein bestes Ergebnis auf der Pazifikinsel liegt bei 9:32 Stunden. Eine 8:47 im fränkischen Roth hat er aber auch schon auf den Asphalt geschmettert. Im richtigen Leben ist er Pizzabäcker und betreibt sein Pizzastübchen in einem kleinen Ort im Landkreis Aschaffenburg. Daneben gibt er einmal im Jahr ein professionell gestaltetes Sportmagazin heraus, das schwerpunktmäßig die Triathlon- und Ausdauersportszene am bayerischen Untermain beleuchtet und in das er sehr viel Herzblut und Arbeit investiert. Auch der Autor dieser Zeilen ist ehrenamtlich für das Heft tätig. Das Ehrenamt wird allerdings zwei Mal im Jahr mit einer Einladung ins Reich der runden Mafiatorten versüßt, bei freier Pizzen- und Getränkewahl. Und was soll ich sagen? Der gut trainierte Saumagen eines Extremsportlers vergisst seine alte Leidens- und Leistungsfähigkeit nicht…

Fotos © Manfred Schreck, Michael Hansmann und Stefan Schlett    

Beitrag von Stefan Schlett

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Teil 19: Ein bayerischer Hosenbrunser und ein
hessischer Kampftaucher beim Braveheart Battle
in Münnerstadt an der Lauer (Ufr.)

Mehr als 1 ½ Jahrzehnte sind vergangen, seit ich 1997 als erster deutscher Teilnehmer beim Tough Guy diese ganz spezielle Form der körperlichen Ertüchtigung und Belustigung, gepaart mit typisch englischem Humor, durch eine 7-seitige Reportage in einem deutschsprachigen Magazin auf dem Kontinent bekannt machte. Schon 1998 waren einige Kamerateams dabei, die Kurzberichte für verschiedene deutsche Privatsender lieferten und 1999 -bei meiner dritten und letzten Teilnahme- produzierte ich mit PRO 7 eine halbstündige Reportage. 2000 fand dann auch der aufstrebende "Jung-Extremist" Joey Kelly zu diesem Wettbewerb und verschaffte ihm damit den endgültigen Durchbruch im Bekanntheitsgrad und den Status eines "Must Do" für zukünftige Extremsportler.

Über schwere Hindernisse und durch hinterhältige Wassergräben

Es dauerte trotzdem noch sieben Jahre bis zu der unglaublich erfolgreichen Premiere des Fisherman's Friend StrongmanRun im Februar 2007. Dies löste einen unaufhaltsamen Boom aus und neue Veranstaltungen in der Kategorie Hindernis- und Sumpfrennen schossen hierzulande förmlich aus dem Boden! Zu Tausenden wälzten sich plötzlich Athleten aller Altersklassen durch Schlamm, Dreck, kaltes Wasser, über abenteuerlichste Hindernisse und hatten eine "Brunsgaudi" dabei. Die Medien kamen in Scharen, denn sie hatten das was sie wollten: Blut, Schweiß und Tränen. Für die Profifotografen war es ein Fest, denn die Motive von Schlammverkrusteten Zombies fanden reisenden Absatz. Zuschauer und Schlachtenbummler strömten zu Tausenden zu dieser neuen Art von Volksbelustigung. Schon bald entstanden in unseren unmittelbaren Nachbarländern ähnliche Wettbewerbe. Sich in Fantasiekostümen und Kriegsbemalung mit Brunftschreien animalisch durch den Dreck zu wühlen weckt anscheinend Urinstinkte in unseren degenerierten und abenteuerarmen westlichen Gesellschaften. Eine echte Marktlücke, die es zu erschließen galt. Und das Kuriose dabei: obwohl die Streckendesigner, bei denen es sich ausnahmslos um ausgebuffte Berufssadisten handeln muss, von Jahr zu Jahr die Kurse länger, die Hindernisse schwerer und die Wassergräben hinterhältiger gestalten, nimmt die Anzahl der Teilnehmer zu. Mittlerweile sind viele Veranstaltungen schon lange vor dem Start ausverkauft. Der Effekt ist einfach zu erklären: je schlimmer der "Fronteinsatz", umso wilder die Geschichten, Gerüchte und Legenden von Heldentaten, Nahtoderlebnissen, Schockfrostungen, unbezwingbaren Wällen, Gräben und Dschungelpfaden etc. Bei gelangweilten Ironmännern, Marathon- und Volksläufern treffen die Kriegserzählungen und reißerischen Berichte in den Medien auf fruchtbaren Boden. Die wollen das "Schlachtfeld" auch einmal am eigenen Leib erfahren. Neben der Abwechslung, eine völlig neue Herausforderung, bei der man mal so richtig die Sau rauslassen kann.

Über schier unbezwingbare Hindernisse und durch schockfrostende Wasserlachen

Mit Matthias Weber vom Team Androgon erreiche ich am Samstagmorgen die Frontlinie. Einmal im Jahr wird in Münnerstadt an der Lauer der Krieg ausgerufen. 3449 Sportsoldaten hatten sich für die bevorstehende Schlacht freiwillig gemeldet und zahlten sogar noch 59 Euronen für ihren Fronteinsatz. Die Hölle ist leer, da die Teufel alle in Münnerstadt sind, hieß es auf der offiziellen Webseite. Um 11:11 Uhr wurden die Höllenfürsten und -fürstinnen mit diabolischem Gebrüll auf das Schlachtfeld losgelassen. Schon nach knapp zwei Kilometern gab's ein erfrischendes Vollbad in der Lauer (Wassertemperatur 6°C), 11 weitere Tauchbäder sollten noch folgen. Eine angeborene Blasenschwäche, verstärkt durch Kälte und Nässe waren meine Achillesferse. Besondere Gefechtssituationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Legte ich vor dem ersten Wasserhindernis noch artig einen regulären Pit-Stopp ein, ließ ich es anschließend einfach laufen. Wie herrlich! Ich ersparte mir die ständigen Pinkelstopps und das ganze Gefummel mit Handschuhen und mehreren Lagen Kleidung, und die äußerst sensible urologische Problemzone blieb so vor der Schockfrostung verschont. Und es lief in Intervallen ganze 3 Stunden lang! Blasenschwäche, Kälte, Nässe, gute Hydrierung vor und Rehydrierung während dem Lauf ergaben eine strategisch vorteilhafte Kombination. Um es auf gut bayerisch zu sagen: der Autor hat 3 Stunden lang in die Hose gebrunst und sich sauwohl gefühlt dabei…

Dank Schlamm und Dreck vereint

Dieser Wettbewerb ist um einiges heftiger als der Tough Guy, wie ich ihn noch aus 1999 kenne. Das Braveheart ist Tough Guy 2.0. Ach was, 3.0! Ultralang, ultrastark, ultrahart und ultrageil. Jedes Hindernis ein Genuss, jeder Cent Startgeld eine Topinvestition. Und dann die ganzen Irren, Kostümierten, angemalten - einfach herrlich so viel Lebensfreude! Team Androgon mutiert in kurzer Zeit zum Kampftrupp Androgon - klein, stark, effektiv. Gemeinsam arbeiten wir uns über die sadistischsten Hindernisse und durch den unterfränkischen Ho Chi Minh Pfad. Dann passiert uns aber doch ein taktisches Missgeschick. Matthias verliert an einer der Tauchpassagen am Loch Ness die mit Kopfgurt befestigte Go Pro Kamera, mit der wir den Fronteinsatz auf der Androgon Webseite dokumentieren wollten. Suchen ist in der trüben Brühe dieses Tümpels sinnlos. Zudem sind noch 2000 Teilnehmer hinter uns, die aus dem Dreckloch ein Piranhabecken machen. Keine Chance. Verdammte Panne! Wir finden uns mit dem Verlust ab und hoffen auf ein späteres Wunder. Besser ein technischer, als ein menschlicher Kollateralschaden…

Kompliment an den Streckenchef, bei dem es sich um einen ausgefuchsten Profisadisten handeln muss - er hat einen sauguten Job gemacht! Nach den Schockfrostungen an den Wassergräben wurden jeweils derart anspruchsvolle Hindernisse in den Weg gestellt, dass der Body, kurz vor dem Erfrierungstod stehend, wieder aufgeheizt wurde. Zwischendurch immer wieder längere Laufeinheiten zum Erholen. Ein guter Draht zum Wettergott schien auch zu bestehen, kroch doch zwischen den trüben Nebelschwaden tatsächlich ab und zu die Sonne hervor und wärmte zusätzlich. "Der Zieleinlauf, die letzten Hindernisse und der Empfang auf der Ziellinie sind die Wiedergeburt. Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die 2559 Toten (davon 215 Frauen ) nach 45 Hindernissen, 26 Kilometern und 2400 Höhenmeter auf die Erde zurück, gezeichnet von den Qualen, gestärkt im Charakter." Soweit ein Zitat des Kollegen Joe Kelbel von der schreibenden Zunft - dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

Unvermeidbar: Die Vorher- und Nachherstudie

Der Fronteinsatz von Team Androgon dauerte 3 ¾ Stunden und somit ein Ergebnis im ersten Fünftel. Am Tag nach einem solchen Ultrahinderniskurs bleiben viele Souvenirs. Kratzer, Schürfwunden, blaue Flecken, das Wehklagen der geschundenen Glieder ist ohrenbetäubend - es ist einfacher, die Körperteile aufzuzählen, die nicht schmerzen, denn derer sind es nur wenige. Aber immerhin sind sie alle noch dran - ein Vorteil moderner Schlachtfelder! Um die Schmerzen ein wenig abzumildern gönnte ich mir am Sonntagmittag noch mein privates Frühlingsschwimmen in den eiskalten Fluten des Mains, an dessen Gestaden ich wohne. Von Ufer zu Ufer, einmal hin und zurück rund 300 Meter - Schockfrostung pur! Im Dampfbad kam dann wieder Leben in die Glieder und die "High-Speed-Extreme-Recovery" verfehlte nicht ihre Wirkung. Das erhoffte Wunder kam dann 4 Tage später per Email:

Hallo liebes androgon-Team,

beim diesjährigen Braveheart-Battle startete ein Team mit Eurem gut erkennbaren Schriftzug auf leuchtend grellen Trikots. Ein guter Werbeeffekt, aber auch eine Hilfe bei folgendem Anliegen:

Im Team mit den leuchtenden androgon-Trikots war u.a. Stefan Schlett. Stefan kämpfte sich offensichtlich neben einem Freund durch den Lauf, welcher mit einer Kamera auf dem Kopf das Renngeschehen aufnehmen wollte. Offensichtlich hatte dieser allerdings die Kamera beim für mich schwierigsten Hindernis, dem Loch Ness, verloren.

Ich selbst startete leider nur in einem mittleren Startblock und war somit fortwährend mit Überholmanövern beschäftigt. Als ich im Loch Ness ankam und unter den Hindernissen durchtauchte, bewegte ich mich an einer Stelle etwas zu tief und spürte mit meiner Hand den Boden des Sees. Um mich abzustoßen griff ich auf den Boden und berührte plötzlich etwas Festes, etwas das sich so anfühlte als gehöre es nicht hierher. Intuitiv griff meine Hand zu und ich kämpfte mich an Land. Dort blickte ich in meine Hand und erkannte eine Kamera mit Kopfgurt. Da ich im Schottenrock gestartet war, steckte ich die Kamera in meine Kilttasche und absolvierte den Rest des Laufes. Die Kamera überlebte den Lauf unversehrt (nur sehr matschig), schlug mir an einem Hindernis aber auch eine kleine Wunde an den Rücken.

In den darauf folgenden Tagen säuberte ich die Kamera und suchte nach einem passenden Kabel um den Besitzer eventuell über die Aufnahmen ausfindig zu machen. Ein Freund konnte mir ein passendes Kabel geben und so konnte ich mir am gestrigen Abend die Bilder ansehen. Dabei erkannte ich immer wieder die Startnummer 3441 im androgon-Shirt, welche dem Träger der Kamera immer wieder half, sich mit ihm unterhielt und sogar die Kamera bediente.

Über die Website des Braveheart Battle und die Ergebnislisten konnte ich der Startnummer auch einen Träger zuweisen - eben unser Stefan Schlett. Nun fehlt mir der letzte Schritt zur Kontaktaufnahme - nämlich Telefonnummer oder e-Mail-Adresse. Da beide Läufer offensichtlich mit Eurem Trikot gestartet sind, könnt ihr mir sicherlich den Ansprechpartner Eures Braveheart Battle Teams oder direkt Stefans Erreichbarkeit nennen, bzw. uns wenigstens etwas weiter helfen.

Ich und vor allem der Besitzer der Kamera würden sich sehr über Eure Hilfe freuen!

Mit sportlichem Gruß, SEBASTIAN K.

Einfach OBERAFFENGEIL! Sebastian Du bist unser persönlicher Held!

Fotos © Matthias Weber und Braveheart Battle Organisation    

Beitrag von Stefan Schlett

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Teil 18: Tod im Morgengrauen

Morgens um 5:20 Uhr, bei Kilometer 1930,2 war er tot. Bryan Smith starb auf dem Schlachtfeld des "Race of Fire", einem 65-tägigen Ultralauf über 4355 km von Perth nach Canberra. Der 57-jährige Australier war der erfolgreichste Ultraläufer seines Landes. Als einer von 6 Menschen auf der Welt knackte er in einem 6-Tage-Rennen die 1000 km-Marke und war Sieger des legendären Westfield-Race, einem nonstop Rennen über mehr als 1000 km von Sydney nach Melbourne. Nach 27 Tagen durch den menschenleeren Backofen Südaustraliens mit Temperaturen bis 45° Celsius fiel er kurz nach dem Start der 28. Etappe bei Kilometer 3,2 einfach um und wachte nicht mehr auf. Der herbeigeholte Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Dabei waren die 16 verbliebenen Legionäre des ersten (und bis heute einzigen) Trans-Australia-Footrace heute früh hoffnungsvoll in die Dunkelheit gestartet. Nach fast 1200 Kilometern durch die Nullarbor Plains, einer baumlosen Halbwüste ohne jegliche Siedlung, sollten wir heute nach 16 Tagen erstmals wieder eine Kleinstadt erreichen.

Bryan Smith war der erfolgreichster australische Ultraläufer Gedenkminute an der Todesstelle von Bryan Smith

Die vergangenen Wochen waren weniger ein Rennen, sondern eher eine Durchschlageübung. Wir freuten uns auf frisches Wasser, Leben, Menschen, Einkaufsmöglichkeiten, Bier vom Fass und eine Pizzeria. Bryan Smith sollte das nicht mehr erleben. Er verabschiedete sich in das Walhalla der Ultraläufer. Das Rennen wurde zunächst abgebrochen, alle Teilnehmer ins Etappenziel nach Ceduna gefahren. Mit 2200 Einwohnern für westliche Verhältnisse eher eine Ortschaft, geht Ceduna in einem Land mit durchschnittlich 3,1 Einwohnern pro Quadratkilometer auch gerne mal als Kleinstadt durch.

Und so skurril das auch klingen mag: Ceduna bedeutet in der Sprache der Aborigines "Ruheplatz"! Diesen hatte Bryan mittlerweile in der Kühlkammer des örtlichen Hospitals gefunden, wo wir ihm alle die letzte Ehre erweisen durften, bevor er am gleichen Abend zur Obduktion nach Adelaide ausgeflogen wurde. Der Mann aus Victoria galt als ausgesprochener Gentleman in der Szene und war einer der feinsten und anständigsten Sportler, denen ich jemals begegnet bin. Teilnehmer und Renndirektoren heulten Rotz und Wasser. Leider hatte ich in meiner bis dahin 2 Jahrzehnte währenden Karriere bereits ein halbes Dutzend ähnlicher Unglücke miterleben müssen und sah das ganze eher nüchtern. Fakt war, dass Bryan bei der Ausübung seiner Leidenschaft starb, ohne zu Leiden. Er hatte ein erfülltes Leben, eine glückliche Ehe, feierte in seinem Sport riesige Erfolge und bereiste die Welt. Eigentlich ein schöner Tod - nur leider ein paar Jahrzehnte zu früh.

Veranstaltungslogo
In der Einöde der Nullarbor Plains

Das ganze Desaster war für Geist und Seele eine Folter, hatte aber auch einen positiven Nebeneffekt: Der erste Ruhetag nach 27 Tagen "Fronteinsatz" in der Wüste. Der Körper schrie förmlich nach einer Pause! Die 15 "Überlebenden" hatten erheblich an Substanz verloren, extreme Gewichtsverluste bis 10 Kilogramm waren zu verzeichnen. Einzelne standen am Rande des Zusammenbruchs. Der Überlebensinstinkt trieb uns in die einzige Pizzeria im Ort, wo wir Frust und Trauer beim Essen abarbeiten wollten. Oh verdammt, verflixt - was war das? Eine solch köstliche Pizza hatte ich noch nie gegessen! Da musste gleich eine zweite her. "Hier gab's die geilsten Pizzen, die ich je gegessen habe", sollte ich an diesem Abend in meinem Tagebuch notieren. Und "Mafiatorten" hatte ich in diesem Läuferleben schon unzählige verschlungen!

In der Einöde der Nullarbor Plains

Am darauf folgenden Tag wurde diskutiert, wie es weiter gehen soll. Die Witwe Janet Smith äußerte den Wunsch, das Rennen in Erinnerung an den größten Ultraläufer Australiens fortzusetzen. Die Rennleitung einigte sich darauf, das Rennen Morgen an der Unglücksstelle zu starten, diese Etappe außerhalb der Wertung zu laufen und dann den Transkontinentallauf wie geplant zu Ende zu führen. Alle atmeten auf! Ein weiterer Ruhetag - ab zum Pizzabäcker! Die ausgemergelten Körper benötigten Brennstoff. Und so schräg das jetzt auch anmutet, der Geist von Bryan Smith schien über uns zu hängen. Nicht nur in der "köstlichsten Pizza aller Zeiten" und den zusätzlichen, dringend benötigten Kalorien. Ohne diese beiden Ruhetage hätten vielleicht noch einige weitere Läufer dran glauben müssen. So waren wir auch 3 Wochen später, als wir Melton (bei Melbourne) erreichten, die Heimatstadt von Bryan Smith und Ziel der 51. Etappe, noch alle komplett.

Gedenkkreuz Smith an Bryan's Todesstelle
Witwe Janet Smith wünschte das Rennen in Erinnerung an Bryan fortzusetzen

Am 30. Tag des Race of Fire versammelten sich 15 vom Feuer des roten Kontinents gezeichnete Extremläufer stumm am Start, an Bryan Smiths Todesstelle, wo mittlerweile ein simples Holzkreuz errichtet worden war. Bei dieser Etappe wurde der zweitausendste Kilometer überschritten. Und am Ziel in Ceduna ging's natürlich wieder und zum letzten Mal in die Pizzeria. Bis heute habe ich auf der ganzen Welt keine bessere Pizza mehr bekommen, als damals im Februar 2001, in diesem kleinen Wüstennest am Rande der Nullarbor, im Bundesstaat Südaustralien. Dank dem seligen Bryan Smith!

Fotos © Archiv Stefan Schlett

Beitrag von Stefan Schlett

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Teil 17: The Naked German

The Nature Island Challenge - ein neuer, innovativer Multisportwettkampf auf Dominica, der wildesten aller Karibikinseln. 6 Viererteams aus Deutschland, USA, Barbados und Trinidad & Tobago duellierten sich im Trailrunning auf brutalstem Terrain im Regenwald, bei verschiedenen Geschicklichkeitsübungen, sowie diversen Kultur- und Fotowettbewerben. Der Autor als Hahn im Korb hatte die delikate Aufgabe, sich mit drei Amazonen durch den Dominicanischen Busch zu schlagen. Wie soll ich das bloß überleben? Oder realistischer, wie sollten Elke, Alena und Elizabeth fünf Tage lang mit so einem Verrückten klar kommen? Für einen Extremsportler eine äußerst sensible Aufgabe, denn ich wollte die drei Mädels bei ihrem ersten internationalen Großeinsatz nicht gleich versauen, zumal wir uns vorher noch nie gesehen bzw. zusammen trainiert hatten…

Der Hahn und sein Korb Die zukünftigen Extremsportler Dominicas Der Autor im Dschungelkampf

Fort Young - Hauptquartier der Truppe. Eine über 300 Jahre alte Festung mit bewegter Geschichte, die Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zum Hotel umfunktioniert wurde. Die Teams wurden in verschwenderisch großen Zimmern mit Balkon direkt an der Meeresfront einquartiert. Vom steinigen Ufer führte ein hölzerner Pier direkt aus dem 3-Sterne-Etablissement hinaus in die herrlich tiefblaue Bucht. Die "nackte" Versuchung zu einer täglichen Schwimmeinheit. In solch einer Location auf den Sprung ins kühle Nass zu verzichten wäre eine sportliche Todsünde! Nur: unser Arbeitstag startete am frühen Morgen in der Dunkelheit und endete abends, als die Karibiksonne bereits am Horizont verschwunden war. In solchen Fällen war ich schon immer pragmatisch. Also, um 4:45 Uhr Alarm, vom Zimmer zum Pier war es nur ein Katzensprung, kurzer Check mit der Taschenlampe ob nicht irgendein Treibgut im Meer schwimmt oder sich ein Seeigel an die Ausstiegsleiter verirrt hat. Der Bademantel wurde abgestreift und dann ging's mit Anlauf im Hechtsprung aus drei Metern Höhe in die dunklen und salzigen Fluten. Natürlich nackt - was soll hier eine bescheuerte Badehose? Das gleiche Ritual nachts vor der Bettruhe. Herrlich! Erfrischend! Lebendig!

Auch ein Dschungelkämpfer braucht mal eine Auszeit Wasserfälle. Schlamm, Moder, Löcher, Stolperfallen, glitschige Baumwurzeln und steilste Kletterpassagen sind allgegenwärtig Wer die Grüne Hölle überlebt, darf auch mal in den heißen Quellen relaxen

Das brachte uns auf die Idee für das erste Motiv beim Fotowettbewerb. Es gab zwei Regeln: es sollte spektakulär sein und musste mit Handykamera eingefangen werden. Elke legte die Taschenlampe am Pier aus und im fahlen Lichtschein legte ich den besten Nacktsprung meines Lebens hin. Schon die erste Aufnahme saß, der Nacktarsch war im Kasten und der erste Wettbewerb gewonnen. Bingo!

Die Deutschen Dschungelkämpfer haben dem Filmteam viel zu erzählen
Vom bekleideten Schlett waren auch die Einheimischen begeistert Der Autor auf dem Hindernissparcour

Trotz der frühen Morgenstunden und obwohl sich die Wachmänner des Hotels diskret verhielten, blieb das seltsame Treiben nicht verborgen. Einige Teams waren bereits wach und verfolgten erstaunt das tägliche Ritual. Und schon war mein neuer Spitzname geboren: "Der nackte Deutsche". Ein derartiger "Titel" spornte natürlich an, gab zusätzliche Motivation und beflügelte die Fantasie. Er war quasi die Grundlage für unseren nächsten Coup. Täglich mussten im Wechsel je zwei Teammitglieder eine Strecke zwischen 15-20 km auf dem Waitukubuli National Trail zusammen laufen.

Hier geht es lang .... THE NAKED GERMAN Ganze Schulklassen verfolgten das Geschehen der verrückten Ausländer

Der Waitukubuli durchquert auf einer Distanz von 185 km in 14 Segmenten die gesamte Insel von Süd nach Nord und ist der längste Trail in der Karibik. Der Pfad führt durch tiefsten Bergdschungel, knietiefen Morast, endlose Wurzelwege, quert Flüsse und Wasserfälle. Schlamm, Moder, Löcher, Stolperfallen, glitschige Baumwurzeln und steilste Kletterpassagen sind allgegenwärtig. Die Luftfeuchtigkeit liegt über 90% - fast schon eine gesättigte Lösung. Entsprechend hoch ist der Schweißverlust. Eine bizarre, exotische Landschaft, immer grün, immer feucht, immer schwül. Und so ziemlich das brutalste Gelände, in das man einen Läufer aussetzen kann.

Der Medizinmann erteilt den Wettkampfsegen Alena und Elke: "One with Nature" Alena in fast unberührter Natur unterwegs

Elizabeth, eine aparte, ruhige, sympathische Schwedin, 31 Jahre jung, wurde zu meiner Mitläuferin erkoren. Sie war zwar eine gute und im Gelände sichere Läuferin, aber noch nie im tropischen Bergregenwald unterwegs. Und jetzt sollte sich das arme Mädchen mit einem Wahnsinnigen, der in den knapp 3 ½ Jahrzehnten seiner Karriere Tausende von Kilometern in diesem Gelände unterwegs war, im Dschungelkampf bewähren. Dazu noch das Motiv der heutigen Foto-Challenge mit dem Thema "One with Nature" fotografisch in Szene setzen. Einssein mit der Natur und Sport - was passt da besser, als ein Trailläufer in freier Natur, so nackt wie ihn der Herrgott erschaffen hat und im Dämmerlicht des Urwalds. Das Team war sich sehr schnell einig: das probieren wir! Endlich, nach der Hälfte des 20 km langen Rennens war an einem steilen, von Urwaldriesen, Farnen und Gestrüpp eingerahmten Hang der passende Moment gekommen. Das vor uns liegende Team bog gerade um die Ecke, das nächste hatten wir um ca. 5 Minuten abgehängt.

Stefan und Elizabeth auf der Zielgeraden Obama war auch schon hier (Rumpunsch in der Dschungelbar) Der unterfränkische Dschungelkönig auf seinem Thron

Schuhe, Socken, Hose, Hemd aus, ein knallroter Camelbak auf den Rücken und im Sturmschritt den Berg hoch - ein bombengeiles Bild! Elizabeth leistete trotz der Umstände hervorragende Arbeit mit der Handykamera. Und auch diesen Bewerb konnten wir haushoch gewinnen! Dazu arbeiteten wir uns -trotz des Zeitverlustes durch kreative Fotoshootings- vom anfänglich letzten, bis auf den zweiten Platz im Ziel vor, kurz hinter dem favorisierten Team aus Trinidad & Tobago. Elizabeth wurde zur Dschungelkönigin ernannt und der Autor ging als "The Naked German" endgültig in die Rennannalen des Nature Island Challenge Dominica ein und wurde in der Folge sogar zum Inselgespräch.

Fotos © Archiv Stefan Schlett

Beitrag von Stefan Schlett

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Teil 16: Dummheit tut weh!

Elbrus Mountain Race in Russland. Ein Ultralauf im Kaukasus, rund um den höchsten Berg Europas. Die Technischen Daten: 105 km, 4900 Höhenmeter, 4 Bergpässe, 3 davon höher als 3000 Meter - nur etwas für Hardchore-Abenteurer mit hochalpiner Erfahrung. Zusammen mit meinem russischen Laufpartner Pavel Sysoev bewältige ich die Monsterstrecke in Eigenversorgung und mit GPS-Navigation in 37:10 Stunden.

Knochenbrecherische Geröllhalden Eiskalte Flussdurchquerungen

Knochenbrecherische Geröllhalden, steile Schneefelder, eiskalte Flussdurchquerungen, nächtliche Passüberquerungen, Gefrierfleischtemperaturen - überlebt! Knochen heil, Psyche heil, Magen heil (er knurrt - ein gutes Zeichen!).

Nächtliche Passüberquerungen Steile Schneefelder

Doch halt, was entdecke ich da an meinem Fuß? Auch nach 31 Jahren Extremsporterfahrung wird man vor Dummheit nicht verschont. Und in diesem Gewerbe tut Dummheit bekanntlich besonders weh! Habe ich Depp doch glatt vergessen, meine Zehennägel zu stutzen, was zu den elementaren Vorbereitungen gehört. Das Ergebnis: eine fette Blutblase unter dem großen Zehennagel des rechten Fußes. OK, normalerweise eine Routineangelegenheit: Desinfizieren, Loch in den Nagel bohren, Soße rausdrücken - Druck weg, Schmerz weg. Der tote Nagel fällt dann nach einigen Wochen von selbst ab und dann dauert es gut ein Jahr, bis den Zeh wieder ein einigermaßen ordentlicher Zehennagel ziert.

Psyche heil, Magen heil, er knurrt Elbrus ist mit 5642 m Höhe der höchste Berg des Kaukasus und Russlands - oder Europas

Ich will gerade mein "OP-Besteck" vorbereiten, als mir mit Schrecken auffällt, dass der Zeh heiß ist und sich um das Nagelbett eine rote Korona gebildet hat. Entzündung! Und das in dieser abgelegenen Gegend. Hilfe! In 15 Kilometer Entfernung gibt es eine Erste Hilfe Station. Als ich das Kabinett betrete fallen mir als erstes die vielen Fotos an den Wänden mit Widmungen von russischen Höhenbergsteigern auf, sogar ein Gipfelfoto vom Mount Everest ist zu erkennen. Aha - man kennt sich hier also aus mit den Opfern diverser Höhenexzesse! Eine schon in die Jahre gekommene, nette Babuschka empfängt mich freundlich, bittet mich hinzusetzen und serviert Tee und Kekse.

Kaputtes Laufwerkzeug nach Zangeneinsatz Autor in der Elbrus-Landschaft

Der Arzt -im adidas Trainingsanzug- inspiziert den Fuß und schenkt mir erstmal ein Glas Cognac zur Beruhigung ein. Erst als dieses ausgetrunken ist, geht's in den Behandlungsraum. Ich weiß genau was jetzt kommt. Und, ja, ich gebe es zu - ich hasse Schmerzen! Dann geht alles ganz schnell. Eine Spritze wird gesetzt, die Zange hervorgeholt, die Babuschka hält mich fest, ein höllischer Schmerz jagt durch den geschundenen Körper und der Doktore hält triumphierend den kompletten Zehennagel in die Luft. Ein blutiger Klumpen zwar, aber ein echtes Prachtstück - schade drum. Das war's dann wohl mit meinen Ambitionen, den Elbrus nach 16 Jahren ein zweites Mal zu besteigen. Der Frust wird sodann mit einem weiteren Glas Cognac runtergespült…

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Teil 15: Die erste Frau war ein Mann

Nach einem Dutzend weltweiter Ironman-Happenings und dem (Üb-)erleben von Double-, Triple-, Quadruple-, Quintuple-, Decatriathlons und Ultramans wollte ich mich einmal nicht als Aktiver, sondern als Helfer ins Schlachtgetümmel eines eisenharten Wettbewerbes einbringen. Der Tatort: Frankfurt, Ironman-Europameisterschaft 2008, Mainkai - per Los wurde mir die Fahrradbegleitung der 1. Frau auf der Marathonstrecke zugeteilt. Dafür bekam ich ein T-Shirt in Leuchtfarbe übergestülpt, auf dessen Vorder- und Rückseite in großen Lettern "1. Frau" prangte. Schon auf dem Fußweg zur Wechselzone erntete ich seltsame Blicke der Passanten: "Hey, bist Du die erste Frau?" - "ja, ich stehe kurz vor einer Geschlechtsumwandlung..."

Hier kommt sie, die 1. Frau: '... auf´m Rad oder per pedes???

Schon wenig später halte ich das Bike in der Hand, ausgestattet mit einem bunten Fähnchen an einer zwei Meter langen Stange und auf dem Lenker ein großes Schild: "1. Frau". Ich harre der Dinge die da kommen. Und da kommt sie schon, mit großem Vorsprung, die 1. Frau - Chrissie Wellington. Wow! - die Weltmeisterin, die Triathlon-Senkrechtstarterin der letzten 2 Jahre! Ich werde nervös, der Puls bewegt sich Richtung Endspurtniveau. Nervös wird auch "Mike-Mike" (Mike Hamel) - Deutschlands populärster Kommentator in der Szene. Er springt über die Absperrung, kündigt den Superstar an, bringt die Zuschauermassen zum Toben - und outet mich (den "Verrückten") noch schnell als Extremsportler...

Da kommt sie schon: Das Energiebündel muss nun noch Marathon laufen und dabei die Position 1 nicht mehr abgeben

Da kommt sie schon aus der Wechselzone gestürmt. Klein, zierlich, attraktiv, 31 Jahre jung - die Britin ist ein Energiebündel, mit fast jetzt schon uneinholbarem Vorsprung. Ich empfinde es als Gnade, solch eine Ausnahmeathletin auf ihrem Triumphzug durch "Mainhattan" begleiten zu dürfen. Und schon geht es rein in den brodelnden Hexenkessel. Tausende Zuschauer kreischen, schreien, trommeln, hupen, pfeifen. Die Stimmen der Moderatoren überschlagen sich. Rhythmischer Discosound dröhnt durch die engen Laufgassen. Und vorneweg der Mann mit der Aufschrift "1. Frau". Fast schon wird ein gewisser Beschützerinstinkt geweckt. Wie soll ich "meine Frau" nur heil durch dieses Getümmel bringen? Vier Runden auf dem Schlachtfeld der völlig aus dem Häuschen geratenen Bankenmetropole, die doch sonst eher nüchtern und ruhig ist, sind zu überstehen. Halleluja - eine völlig neue Extremerfahrung! Höchste Konzentration ist gefordert! Zuschauer, Helfer, Teilnehmer dirigieren und manchmal mit sanfter Gewalt beiseite schieben, auf das Presse-Motorrad achtgeben, aufpassen das ich "meine Frau" nicht verliere, noch mehr aufpassen das sie nicht aufläuft, einen Weg durch das Gewühle bahnen.

... und das schafft sie mit einem Lächeln und dank der perfekten Radvorausfahrt ihres extremen Begleiters

Aber auch ein Helfer muss mal pinkeln. Notstop im Gebüsch, an einer übersichtlichen Stelle. Und schon geht's wieder los: "Wo hast du deine Frau gelassen?" - "die ist mir einfach davongelaufen..." Doch schnell habe ich meine Eisenlady wieder. Und ihr anfangs konzentrierter, angespannter und doch hübscher Gesichtsausdruck wird von Runde zu Runde entspannter, ihr Vorsprung immer größer. Die Zwischenzeiten deuten auf einen möglichen neuen Weltrekord. Die Atmosphäre ist elektrisierend, die eisengeschwängerte Luft knistert. Der Helikopter knattert über dem ganzen Geschehen. Für mich Entspannung, denn wenn die Kamera aus der Luft filmt, bin ich das Motorrad los.

Und plötzlich kommt der Zielkanal - ein tobendes Inferno, das Walhalla der Eisenfrauen und Eisenmänner. Der Radfahrer schert aus, wirft einen letzten Blick auf "seine Traumfrau" und endlich, nach 42 Kilometern, darf die erste Frau auch 1. Frau sein...

Fotos © Archiv Stefan Schlett

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Teil 14: Nackedeien

Nackt sein ist cool. Nackt laufen ist cooler. Nacktläufe gibt es mittlerweile zuhauf. In den USA findet sich ein ganzer Kalender von Nacktläufen, fast alle veranstaltet in Nudistencamps und meist über die 5-km-Distanz. Der spektakulärste Lauf "Bare to Breakers" findet mitten in San Francisco statt, als inoffizieller Schwanz des traditionellen 12-km-Laufs "Bay to Breakers". Das sind jedoch alles Kurzstrecken, mit dem sich mein kreatives Extremistenhirn nicht zufrieden geben würde. Ein Lauf über die klassischen 42,195 Kilometer sollte es schon sein, den ich meinem Portfolio von 677 Marathonläufen beimischen wollte. Mit dem "12-Stunden Naturisten- und Spendenlauf am Zieselsmaar" wurde ich endlich fündig.

Schnell noch eine Runde und dem Fotografen enteilen Nacktläufer mit Mütze und Handschuhen sind wie fleischfressende Veganer

Auf einer 1160 Meter langen Laufrunde am 5 Hektar großen Zieselsmaar, einem Badesee und FKK-Gelände vor den Toren Kölns, dürfen sich die Läufer 12 Stunden lang Splitterfasernackt austoben. Herrlich! Als ich das Vorhaben beiläufig meinem Korrespondenten in Washington DC (Michael - emigrierter Architekt und Fotograf aus Graz, mit dem ich mich regelmäßig per Email austausche) mitteilte, löste das ungeahnte Reaktionen aus. Denn dieser wiederum gab die Info leichtsinnigerweise an ein paar Freunde weiter. Die prüden Amis entwickeln bei solchen Themen eine rege Fantasie. Sarah aus New York: "Was machst Du mit Deinem Pimmel beim Nacktmarathon?". Tom aus Bethesda, MD meinte "schmerzt das nicht, wenn der so von einer Seite zur anderen schwingt?". Ein ernst gemeinter Lösungsvorschlag kam prompt von einer Freundin aus Boston: ich soll doch mein Gemächt per Klebeband befestigen…

Jetzt nix wie hin zur Smilie-Ausgabe Gerd Dudenhöfer würde sagen: "Klar kann der Angezogene mitlaufen, wir sind doch nicht tolerant!"

Nun ja, das Gehänge war eigentlich das geringste Problem. Der Gott der Nacktheit -so es denn einen gibt- konfrontierte mich dann mit ganz anderen Sorgen. Just ein Tag vor dem Lauf erwischte mich eine Blasenentzündung! Und die Wetteraussichten ließen ungemütliche 13° Celsius, Wolken und Wind erwarten. Das nackte Grauen! Verdammte Unschuld - da muss ich jetzt durch! Eine entzündete Blase muss gut durchgespült werden. Also, wurden nach jeder Laufrunde an der Verpflegungsstation Unmengen von Flüssigkeiten runtergekippt. Dadurch musste ich zwar ca. alle zwei Kilometer pinkeln, was aber bei der Anzugsordnung kein Problem darstellte - ich ließ es einfach laufen…

Grippe-Impfung? Nein, nur ein Verwaltungsakt Komm Sportsfreund, wir gönnen dem Smilie noch eine Runde an der frischen Luft

Das Nacktlaufen selbst war äußerst angenehm, da keine verschwitzten Klamotten auf der Haut klebten und den Körper auskühlten. Ein ganz neues, sensationelles Gefühl! Das kalte und ungemütliche Klima war damit entschärft. Nach 40 Runden und 5:45 Stunden standen 46,4 nackte Laufkilometer auf dem Tacho. OK, einen kleinen Kompromiss ging ich dann doch für meinen ersten Nacktultra ein: Laufschuhe, Socken, Handschuhe, Halstuch und Mütze schützten nicht nur sensible Stellen, sondern sorgten auf dem blassen, auf seine natürliche Nacktheit reduzierten Körper, auch für einige Farbtupfer.

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Beitrag von Stefan Schlett

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