Einleitung

Im aktuellen Pro und Kontra wird ein Verhalten angesprochen, welches immer mehr um sich greift: Schlechte Kommunikation. Moderne Technologie macht es möglich, Mitteilungen praktisch immer und ohne Zeitverlust zu verbreiten. Dies erleichtert das Privat- als auch das Geschäftsleben. Allein die Fülle an Mitteilungen hat jedoch zur Folge, dass Antworten zunehmend öfter ausbleiben. Das Gespräch oder das persönliche Schreiben ist nicht immer zu ersetzen, gerade wenn es unangenehm ist.

Walter Wagner, 3.11.2024

Kommunikation ist alles
von Markus Heidl 

Es gibt wenig, das mich mehr ärgert, als wenn Entscheidungen für mich getroffen werden, ohne mich einzubeziehen. Sei es privat oder im Beruf, wenn über meinen Kopf hinweg entschieden wird, rebelliere ich. Ich spüre Zorn und gehe auf Abwehr. Schließlich war es nicht meine Entscheidung, obwohl ich maßgeblich betroffen war. Dabei wäre es so einfach gewesen: Eine kurze Frage hätte genügt. Ein kurzes Einbeziehen hätte Wunder gewirkt und den Eindruck der Bevormundung in Luft aufgelöst. Selbst wenn mir die Entscheidung nicht gefällt, hätte ich sie besser nachvollziehen können.

Natürlich kann man es nicht jedem recht machen. Das gehört dazu. Auch unpopuläre Entscheidungen müssen getroffen werden, keine Frage. Aber diejenigen, um die es geht, sollten die Informationen immer zuerst haben. Und sie sollten genügend Informationen haben, sei es im Zweifel auch nur eine Begründung, bevor die Entscheidung kommuniziert wird.

Kommunikation ist das Zauberwort. Dabei geht es um den Austausch und die Übertragung von Informationen. Das kann auf vielfältige Weise geschehen, sei es verbal oder nonverbal, gesprochen oder schriftlich. Im Fall des DLV fehlt allzu oft leider beides. Viele Athletinnen und Athleten beklagen die Nichtkommunikation der Funktionäre. Mitunter werden die nominierten Teams auf Instagram veröffentlicht, ohne den Betroffenen Bescheid zu geben.

Das ist respektlos.

In diesem Jahr wird beispielsweise weder ein U23 Team der Männer noch eine Mixed-Staffel zu den Cross-Europameisterschaften nach Antalya geschickt, in der U23 der Frauen nur drei Läuferinnen. Die Anwärterin für den vierten Startplatz erfuhr ihre Nichtnominierung über den Post auf Instagram. Ohne Hintergründe und ohne Begründung ist das ein Schlag in die Magengrube. Nicht nur persönlich, sondern auch für ihre Motivation und Liebe zum Laufen.

Spätestens alle vier Jahre beschwert sich die ganze Nation über das schlechte Abschneiden der Deutschen bei den Olympischen Spielen. Ein Management wie dieses, über das sich seit Jahren in der Leichtathletik beschwert wird, trägt maßgeblich dazu bei: Wenn junge Sportlerinnen und Sportler schlecht behandelt werden, leidet die Motivation. Gerade in der Leichtathletik braucht es Hingabe, Opferbereitschaft und Durchhaltevermögen. Das muss man von Verbandsseite doch nicht auch noch torpedieren!

"Wenn schon über deinen Kopf hinweg entschieden wird, kannst du ihn ebenso gut in den Sand stecken." - Jürgen Wilbert

Niemand soll den Kopf in den Sand stecken. Wir wünschen uns starke Teams, motivierten wie talentierten Nachwuchs und mitreißende Leistungen, um auch andere für unsere tolle Sportart zu begeistern, bei der man so viel für das Leben lernen kann. Dafür muss der Verband die Voraussetzungen schaffen. Es wird allerhöchste Zeit, an der Kommunikation zu arbeiten!

Beitrag von Markus Heidl
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Pfeile im Revier
Der zweite Laufkrimi von Markus Heidl
Verlag: Ampelpublishing - erscheint im November 2024
316 Seiten, Paperback
Preis: 16,00€ inkl. MwSt.
ISBN: 978-3982573281
Im Internet unter http://ampelpublishing.de

Einleitung

Spätester Termin für einen großen Stadtmarathon in Deutschland? Letzter Sonntag im Oktober in Frankfurt! - "Aber der Wind?" Ja, war keiner. Manchmal ist es in Berlin zu warm. Manchmal war die Saison zu lang, der Start einer zu viel.
Immer ist man erst hinterher schlauer! Und die Afrikaner machen alles richtig und siegen, siegen, siegen. "Aber doch nur einer!" - Und all die anderen sind hinterher schlauer.

Walter Wagner, 30.10.2024

Eine Prise mehr Afrika
von Markus Heidl 

Es ist Herbst geworden, wie man an den Farben der Blätter, den Temperaturen sowie dem schwindenden Tageslicht merkt. Der Sommer endet damit genauso wie die Laufsaison. Einige Herbstmarathons sind bereits absolviert, bald starten die Winterlaufserien. Besondere Veranstaltungen wie der Valencia Marathon bieten zwar eine besondere Gelegenheit für all jene, die unkonventionell planen, im Grunde hatte man sich aber längst entscheiden müssen: Welches wird das letzte Rennen meiner Saison?

Das Jahr 2024 war eine olympische Saison und damit eine besondere. Für manche war es das Highlight der letzten drei Jahre. Beendet man diese nach den Spielen und startet eine neue Vorbereitung oder nimmt man die mühsam erarbeitete Form mit an eine weitere Startlinie? Beide Möglichkeiten bergen Risiko und Chance.

Für beide Varianten gibt es prominente Beispiele. Katharina Steinruck gelang zuletzt das Kunststück, mit einem starken Frankfurt Marathon ganze drei Marathons auf höchstem Niveau innerhalb eines Jahres zu absolvieren. Den im Vorfeld favorisierten deutschen Starterinnen und Startern war in diesem Jahr allerdings kein guter Jahresabschluss vergönnt. Was davon bleibt, ist … nichts! Wir werden die Versuche schlicht vergessen und nur die glänzenden Gewinner in Erinnerung behalten. In den Geschichtsbüchern stehen schließlich nur die Siegenden. Immerhin gab es in Frankfurt einen herausragenden neuen Streckenrekord! Aufgegebene Rennen sind daneben nur eine Randbemerkung. Die Verlierer*innen des Tages werden nur dann an den Marathon in der Mainmetropole zurückdenken, wenn dadurch der nächste Erfolg umso süßer schmeckt.

So wie beispielsweise Patrick Lange, der sich in der Nacht davor wahrlich zu einem der größten Triathleten aller Zeiten schwamm, radelte und lief. Wen interessieren alle Niederlagen und Zweifel der letzten Jahre, wenn sie neben einem dritten Weltmeistertitel auf Hawaii stehen? Braucht es also eine Prise mehr Afrika, etwas mehr Mut zum Risiko, einfach ein weiteres Rennen, bei dem man ein Leistungsfeuerwerk abbrennen kann? Gewinnen kann schließlich nur der (oder die), der auch antritt. Hat man also nichts zu verlieren und sollte es auf jeden Fall versuchen?

Demgegenüber steht die mentale Frische, die es braucht, um an die persönlichen Grenzen zu gehen. Selbst wenn der Körper fit ist, macht der Kopf den entscheidenden Unterschied. Ob man also einen weiteren Versuch wagt, muss man zwischen den eigenen Ohren entscheiden. Bin ich bereit, zu kämpfen, wenn es hart wird? Wenn nicht, tuen eine Pause und ein Neuaufbau gut. Wenn ja, kann man es wagen, sofern man die Chance bekommt. Ob die Rechnung aufgeht, zeigt sich dann auf der Strecke. Umso tiefer verneigen wir uns vor denen, die ihre Leistung zum richtigen Zeitpunkt abrufen können.

Beitrag von Markus Heidl
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SCHRÖDINGERS KASTEN!
Der Laufkrimi von Markus Heidl
Verlag: Ampelpublishing - erschienen im Septemer 2023
306 Seiten, Paperback
Preis: 16,00€ inkl. MwSt.
ISBN: 978-3-98207819-9
Im Internet unter http://ampelpublishing.de

Einleitung

Kaum ist der Sommer vorbei, verliert der Schuh sein beinahe Alleinstellungsmerkmal im Sportfachgeschäft und Bekleidung findet verstärkt Interesse und Abnehmer. Dabei ist Regen nicht alleinige treibende Kraft. "50 Words For Snow" hat Kate Bush sogar vertont. Wetterkapriolen ergeben Marktlücken, doch haben die Tüftler für die meisten Wetterszenarien längst spezielle Laufkleidung und Accessoires entwickelt. Dr.-Ing. Markus Heidl thematisiert im 72. Pro & Kontra was noch immer fehlt...

Walter Wagner, 04.10.2024

Der Regen,
der ewige Gleichmacher
von Markus Heidl 

Fünfzig verschiedene Arten von Regen beschrieb einst Heidi Schmitt in ihrem Buch "Komm, wir laufen aus" (2014). Jetzt, da es Herbst wird, können wir beim Laufen wieder einige dieser Regenarten am eigenen Leib erfahren, gibt es derzeit doch gefühlt wieder täglich Niederschlag. Das mag unangenehm sein oder gar vom Laufen abhalten, solange man Nässe negativ bewertet.

"Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung", mag nun der ein oder andere pfiffige Verkäufer einwerfen. Zwar macht die richtige Kleidung meiner Erfahrung nach durchaus einen signifikanten Unterschied, nass wird man dennoch. Jede und jeder übrigens gleich, wenn diese Nebenbemerkung erlaubt ist, ganz unabhängig vom Gehalt, von der Hautfarbe, vom Geschlecht oder sonstigen Unterscheidungsmerkmalen. Der Regen macht keinen Unterschied, ganz genau so wie das Laufen.

Wir alle werden nass. Je nach Art des Regens mal mehr und mal weniger, mal wärmer und mal kälter. Erneut gibt es eine Gemeinsamkeit mit dem Laufen: Wie so oft ist wieder einmal der Kopf entscheidend.

Natürlich kann es unangenehm sein, nass zu werden. Insbesondere, wenn es sowieso kalt ist und alles durch aufspritzenden Schlamm dreckig wird. Wenn die Kleidung klamm auf der Haut liegt und scheuert. Wenn dunkle Tage durch die dicken Wolken noch deprimierender werden. Und wenn Socken und Schuhe so sehr durchweicht sind, dass es sich anfühlt, als liefe man auf einem Schwamm.

An dieser Stelle sei erneut ein Exkurs erlaubt, denn es scheint eine Erwähnung wert zu sein, dass wir Menschen keinen "Sensor" für Feuchtigkeit auf der Haut haben. Erst unser Gehirn kombiniert Temperatur und Druck, die durch das (Regen)Wasser verursacht werden, zu einem Nässegefühl. Erst dadurch fühlt sich kalte Feuchtigkeit so viel nasser an als warme.

Doch so unangenehm es auch ist, wenn man von den ersten, kalten Regentropfen getroffen wird, die kurz zuvor noch als Dampf in den Wolken über unseren Köpfen gespeichert waren und erst durch Kondensieren - aufgrund von Abkühlung und Aerodynamik - zu Tropfen wurden, so wunderbar ist es, wenn sich der Wasserkreislauf schließt und erst durch ausreichendes Wasser alles um uns herum so herrlich lebendig ist. Haben wir uns nicht noch vor wenigen Wochen über die lähmende Hitze beklagt und Abkühlung herbeigesehnt? Wie schön es ist, keine Dürre fürchten zu müssen.

Ist es nicht großartig, wie es nach einem Regenguss riecht? Die Luft kann nur so frisch sein, weil die herabfallenden Tropfen den Staub und die Aerosole binden, also Pollen und sonstige Partikel auf den Boden spülen. Und ist die anschließende Dusche nicht noch wohltuender, wenn sie nicht nur Schweiß, sondern auch Regen heiß von der Haut spült? Wer nicht im Regen laufen will, der kann fröhlich in ihm tanzen!

Der Regen, der ewige Gleichmacher, hält uns jetzt nicht mehr vom Laufen ab.

Nun, da wir uns die Nässe schöngeredet haben, brauchen wir noch ein Rezept gegen den Wind. Denn der ist wirklich unangenehm, ich kann Wind weder beim Radeln noch beim Laufen ausstehen. Gibt es Kleidung, die Wind um einen herumwehen lässt? Wie schön Regen ohne Wind wäre!

Beitrag von Markus Heidl
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Einleitung

Drei Jahre sind vergangen, seit die letzten Olympischen Spiele in Tokio stattfanden. Nun endlich zurück im gewohnten Schaltjahr und weit weg von den pandemischen Ausnahmen. Also wieder Normalität? Wahrlich, ein dehnbarer Begriff. Beim friedlichen Zusammentreffen der Nationen bedarf es unglaublicher Vorkehrrungen. Und verlässlich werden altbekannte Themen beleuchtet.

Walter Wagner, 28.07.2024

Der Schatten von Paris
von Markus Heidl 

Endlich ist es wieder so weit: In Paris wurden mit einer phänomenalen Eröffnungsfeier die 33. Olympischen Spiele der Neuzeit eröffnet. Mit 160 Booten fuhren die Athletinnen und Athleten auf der Seine, während ringsherum gesungen, getanzt und natürlich das olympische Feuer entzündet wurde. Es wurde viel französische Geschichte, Kunst und Kultur präsentiert, derweil stets auch der Grundgedanke Pierre de Coubertins umherschwebte: Alle Menschen sollen friedlich zusammenleben.

Das ist gar nicht so einfach. Weder weltpolitisch noch während der Spiele, die vom 26. Juli bis zum 11. August in der französischen Hauptstadt stattfinden. Nach 1900 und 1924 ist Paris bereits zum dritten Mal in der Geschichte Gastgeber der Olympischen Sommerspiele. Zu damals gibt es allerdings riesige Unterschiede. Mittlerweile nehmen insgesamt ca. 10.500 Sportlerinnen und Sportler aus 206 Nationen - darunter 460 aus Deutschland - am sportlichen Großereignis teil. Außerdem werden etwa 15 Millionen Menschen zum Zuschauen erwartet, darunter 100 Staats- und Regierungschefs.

Wie das mittlerweile bei jedem Großereignis ganz normal zu sein scheint, geht damit die Angst vor terroristischen Angriffen einher. Das ist die Schattenseite der Spiele. Frankreich hat entsprechend die Sicherheitsvorkehrungen massiv ausgebaut. Während es durch Brandangriffe im französischen Bahnverkehr zu großen Verspätungen kam, durch die einige AthletInnen die Eröffnungsfeier verpassten, seien im Vorfeld der Spiele zwei Anschläge vereitelt worden. Für die große Feier an der Seine wurden dort im Vorfeld nicht nur sämtliche Keller durchsucht, alle Gullideckel verplombt, viele Metrostationen und Brücken geschlossen, sondern außerdem auch der Luftraum gesperrt.

Insgesamt werden laut dem dreimaligen Kanu-Olympiasieger und Organisationschef Tony Estanguet 4,5 Milliarden Euro für die Sicherheit ausgegeben. Diese seien ausschließlich privat finanziert, wie er betont. Vor allem die israelischen Teilnehmenden seien gefährdet, sowohl über WhatsApp als auch per Telefon hat das Team Morddrohungen erhalten. Es wird berichtet, dass der Fahnenträger Peter Paltchik gar zu seiner eigenen Beerdigung eingeladen wurde.

Um diese und ähnliche Katastrophen zu verhindern, sind 45.000 Polizistinnen und Polizisten, 20.000 private Sicherheitsleute und 10.000 Soldatinnen und Soldaten der Anti-Terror-Operation "Sentinelle" im Einsatz. Auch Grenzkontrollen wurden wieder eingeführt. Es ist traurig, und ganz sicher nicht im Geiste Coubertins, dass solche Maßnahmen nötig sind.

Dazu - das wurde am 23. März von der französischen Politik beschlossen - können während der Spiele erstmals Videos sowohl von Überwachungssystemen als auch beispielsweise von Drohnen von Algorithmen verarbeitet werden. Mit den Olympischen Spielen hält damit die Künstliche Intelligenz (KI) Einzug in unseren Alltag. Unumstritten ist dies keineswegs. Zum einen wird damit massiv in den Datenschutz eingegriffen, weil beispielsweise Bewegung, Gang, Körperhaltung oder auch das Aussehen von Jedermann und -frau überwacht wird.

Dabei konnten einerseits Studien zeigen, dass Videoüberwachung weder signifikant zur Aufdeckung noch zur Prävention von Verbrechen beiträgt, andererseits gibt es noch keine Studie, mit der gezeigt werden konnte, dass eine KI-gestützte Überwachung tatsächlich einen Terroranschlag hätte verhindern können.

Was bleibt, ist ein massiv hochgerüsteter Sicherheitsapparat, der aufgrund der getätigten hohen Ausgaben mutmaßlich weiterläuft. Andere Europäische Länder könnten dem französischen Vorbild folgen. Schließlich will man sich auf politischer Ebene absichern, alles getan zu haben, sollte doch einmal etwas passieren. Wir befinden uns mitten in einem Science-Fiction-Roman, wenn man schon weiß, dass etwas ganz gewaltig schiefläuft.

Bei den Olympischen Spielen sollten wir nicht nur auf die Sportwissenschaft hören, um die Leistung zu verbessern, wir sollten auch auf die Wissenschaft hören, wenn Studien das Gegenteil unserer Glaubenssätze beweisen. Ganz besonders schrill müssen die Alarmglocken läuten, wenn in den Datenschutz eingegriffen wird. Die absolute Sicherheit gibt es nicht - ganz im Gegensatz zur absoluten Überwachung.

Beitrag von Markus Heidl
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Einleitung

Genau, so ist das mit dem mobilen Telefoncomputer. Dem ist nichts hinzuzufügen. Und doch frage ich mich, wie ist Markus nur auf den Hund gekommen???

Walter Wagner, 02.05.2024

Unser treuester Begleiter
von Markus Heidl 

Einst hieß es, der Hund sei der treueste Begleiter des Menschen. Er begleitete Frauchen und Herrchen beim Spazierengehen, ruhte mit ihnen beim Fernsehen, bewachte den Schlaf und hielt seine Familie beisammen. Der Hund, ein Rudeltier.

Heutzutage hat er ausgedient. Wir brauchen keinen vierbeinigen Begleiter mehr. Weder beim Spaziergang noch auf der Couch oder um die Familie beisammenzuhalten. Überhaupt ist er viel zu aufwändig geworden, schließlich muss man ihn nicht nur wässern und füttern, man muss das Resultat auch noch mit einem Plastikbeutel auflesen. Welch erniedrigende Schmach für die Begleitenden! Kein Wunder, dass der Hund auf der Treueskala abgerutscht ist.

Überdies kann unser neuer treuester Begleiter viel mehr. Was sind im Vergleich Stöckchenholen, Platz und Sitz, wenn gegenwärtig echte Unterstützung für unseren Alltag erwartet wird? Wir haben ständig etwas zu tun: Nachrichten lesen und schreiben, fotografieren und filmen, bezahlen, Nachrichten lesen, zum nächsten Ziel navigieren oder über Witze lachen. Manchmal - ganz selten - wollen wir mit unserem Smartphone sogar telefonieren! Wie könnte es also anders sein, als dass unser heutiger treuester Begleiter unser Handy ist? Es begleitet uns immer und überall hin. Was manchmal gut ist - aber auch eine Kehrseite hat.

Es kann sehr hilfreich sein, wenn man nicht nach dem Weg suchen muss. Es hilft dabei, Freundschaften zu erhalten, wenn man auch über Distanz in Kontakt bleiben kann. Es ist schön, besondere Momente mit einem Schnappschuss festhalten zu können. Manchmal sorgt das Telefon sogar für Sicherheit, wenn man erreich- und ortbar ist. Gleichwohl ist man eben genau das: ständig erreichbar.

Denn wenn man etwas richtig gut machen will, braucht es Fokus. Die Gedanken müssen bei der Sache sein. Sie dürfen schweifen, um nach Inspiration zu suchen, dürfen jedoch nicht ständig aus ihrem Fluss gerissen werden. Genau das aber schafft unser Handy, das so anschmiegsam in der Hand liegt.

Sei es beim Laufen, wenn es vom Trainingsziel ablenkt, sei es im Kraftraum, wenn es die nächste Übung verzögert, sei es gar auf dem Fahrrad, wenn es zum Sturz führt! Genauso betroffen sind andere Aufgaben fernab des Sports. Das Schreiben zum Beispiel. Wie könnte ein flüssiger Text entstehen, wenn ständige Nachrichten ablenken? Wie könnte sich ein Musikstück entfalten, wenn es nebenan unrhythmisch vibriert? Wie könnte man seinem Job gewissenhaft nachgehen, wenn man mit den Gedanken stets in einer Parallelwelt weilt? Die dauerhafte Ablenkung raubt nicht nur Konzentration, sie schadet der Perfektion.

Mit dem Handy läuft es sich schlechter, arbeitet es sich schlechter, sogar der Hund fühlt sich beim Gassigehen vernachlässigt. Und mit dem Smartphone im Schlafzimmer hat man weniger Sex. Ein Grund mehr, den neuen treuesten Begleiter öfter einmal auszuschalten.

Beitrag von Markus Heidl
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Einleitung

Auf ziemlich genau 10 Jahre Zusammenarbeit mit Markus blicke ich zurück. In dieser Zeit hat er u. a. promoviert und eine Familie gegründet. Und jede Menge Erfahrungen im Laufsport gesammelt. Das Foto zeigt ihn im Einsatz als Brems- und Zugläufer für 2:59 Stunden beim Mainova Frankfurt Marathon 2023. Auf viele weitere spannende, erlebnis- und ereignisreiche Jahre Zusammenarbeit. Vielen Dank lieber Markus.

Walter Wagner, 12.02.2024

Die Macht der Worte
von Markus Heidl 

Es sind Geschichten, die unsere Gesellschaft zusammenhalten, es waren Erzählungen, die unsere Kulturen entstehen ließen. Starke Worte des Zusammenhalts, der Gemeinsamkeiten, der vereinenden Ziele sorgen und sorgten dafür, dass wir als Spezies Mensch erkannten, wie viele Vorteile es hat, zusammenzuhalten. Weil wir zusammen so viel schlauer und stärker sind, als allein.

Gleichwohl sind Worte schärfer als jedes Schwert, wie schon die Hebräer in der Bibel wussten. Sie können spalten, ausgrenzen und tief verletzen. Worte sind mächtig. Im Zweifel sollten sie mit Bedacht gewählt sein. Schließlich ist es eine Kunst, Worte sinnvoll aneinanderzureihen. Sei es im Großen, wenn es um die Berichterstattung aus Politik und Weltgeschehen geht, oder sei es im Kleinen, wenn auch im Regionalen wichtige Anstöße gegeben werden können.

Es sind Geschichten, die das Leben interessant machen. Frag mich, wer ich bin, und ich erzähle dir (m)eine Geschichte. Wir werden Gemeinsamkeiten finden, die uns einen. Außerdem wird es offene Enden unserer Erzählungen geben, die weitererzählt sein wollen.

So ist es auch beim Laufen. Ohne Geschichten wäre es langweilig. Einen Fuß vor den anderen, immer und immer wieder, bis man meist wieder dort angekommen ist, wo man kurz zuvor losgelaufen ist. Das hört sich langweilig an? Ist es aber nicht! Wenn wir die Hintergründe kennen, wenn wir Schicksale verfolgen, Rivalitäten verstehen und ob der unterschiedlichen Stärken und Schwächen Bescheid wissen, dann ist es packend und emotional.

Das Beispiel Marathon: solch ein langes Rennen mag am Fernseh-Bildschirm langweilig erscheinen, wenn man nicht weiß, um was es geht. Wenn aber ein angehender Arzt ankündigt, den uralten Deutschen Rekord brechen zu wollen, also die 2:10 Stunden - was viele Jahre kein Deutscher geschafft hatte - zu unterbieten, dann ist jeder Kilometersplit interessant! Und hat als Geschichte die Macht, die komplette deutsche Marathonszene nachhaltig auf den Kopf zu stellen. Danke, Arne!

Weil es sich lohnt, zu laufen, schreibe ich darüber. Ich mache es interessant, um mich selbst und andere zu motivieren, dran zu bleiben. Weil Laufen das Leben bereichert, Freundschaften entstehen lässt, gesund hält, Kreativität fördert und Frieden schafft. Laufen hilft, wenn man denn kontinuierlich weitermacht. Dafür schreibe ich, seit zehn Jahren als Laufjournalist, in mittlerweile schon 108 LaufReporten, 69 Kolumnenbeiträgen, unzähligen Blogposts und zwei Büchern. Auch diese Berichte sind mächtig. Also lauft weiter, ich berichte darüber!

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Einleitung

Über den Crosslauf teilen sich die Ansichten. Unstrittig sind die Vorteile für die läuferische Entwicklung und unvergessen bleiben Eindrücke von im Ziel in Ohnmacht fallender Jugendlicher nach völliger Verausgabung im Cross-Parcours. Kurze giftige Steigungen und von Runde zu Runde schwerere Schuhe oder gar den Verlust der Schuhbekleidung im Schlamm. Crosslauf-Erinnerung eben. Die braucht´s gar nicht, meinen manche. Markus Heidl sieht dagegen einen Wandel zum echten Event. Geht der Weg zum Crosslauf durch Filmkulissen mit einem Hauch Spiel ohne Grenzen?

Walter Wagner, 20.12.2023

Brüsseler Schlammpackung
von Markus Heidl 

Was gibt es Besseres als so eine richtig schöne Schlammpackung? Dadurch, dass die warme Schlammsuppe auf den Körper aufgetragen und anschließend mit Folie abgedeckt wird, sollen Wärme und Feuchtigkeit das Gewebe besser durchbluten lassen.

Nun, in Brüssel sah die Schlammpackung etwas anders aus. Die Durchblutung wurde dabei aber definitiv ebenso angeregt. Wie bei den deutschen Meisterschaften in Perl zeichneten sich auch die Cross-Europameisterschaften in der belgischen Hauptstadt durch tiefes Geläuf aus. In Brüssel war es vielleicht nicht ganz so extrem wie im Saarland, aber dennoch sehr einseitig. Einseitig matschig - bzw. zweiseitig: von vorne und hinten.

So war die Qualifikation der Athletinnen und Athleten bei den deutschen Meisterschaften zwar gut gewählt, nach zwei für den Zuschauer sehr ähnlich anmutenden Strecken stellte sich jedoch die Frage, was Crosslauf eigentlich ist? Die Definition in der Wikipedia lautet: "Crosslauf, kurz Cross, auch Querfeldeinlauf oder Geländelauf, ist eine Variante des Laufsports, bei der das schnelle Durchlaufen von profiliertem Gelände abseits befestigter Wege im Vordergrund steht. Crosslauf ist gegenüber dem Straßenlauf oder dem Laufen auf der Bahn koordinativ anspruchsvoller."

Das trifft auf Brüssel wie auch auf Perl zu. Die Strecken durch den tiefen Schlamm verliefen abseits der befestigten Wege und waren koordinativ anspruchsvoll. Dennoch fehlte mir etwas: die Abwechslung. Die Fernseh-Bilder - ein großes Lob an dieser Stelle, dass die Rennen live übertragen wurden! - wirkten recht monoton, wie die Laufenden auf der immer gleichen Wiese nach und nach dreckiger wurden.

Wie war die Außenwirkung dieser Events? Man musste zu dem Schluss kommen, dass Crosslauf anstrengend und dreckig ist. Das mag zutreffen, gleichwohl unsere Leichtathletik damit wirbt, als würde man zwar im Sommer gut aussehen, müsse sich dafür aber im Winter die Lunge aus dem Leib rennen und so richtig einsauen.

Für mich ist Crosslauf mehr als eine schnaufend durchlaufende Schlammpackung. Crosslauf ist Abwechslung im Geläuf, das nicht nur koordinativ fordert, sondern auch taktische Herausforderungen birgt. Schließlich zählt abseits der befestigten Wege nicht die Zeit, sondern nur die Platzierung. Wie wäre es mit verschiedenen Optionen bei der Routenwahl? Links über eine steile Kuppe oder rechts durch tiefes, schlammiges Geläuf. Links durch einen Bach oder rechts über dicke Baumstämme. So würde schlaues Laufen belohnt und der mentale Aspekt mehr in den Vordergrund gestellt. Dem einen liegt die eine Variante besser, der anderen die zweite Wahl. Vielleicht entscheidet man sich je nach Ermüdungsgrad im Verlauf des Rennens gar für unterschiedliche Optionen.

Abgesehen von dieser werbewirksamen Spielerei sehe ich Vorteile in deutlich abwechslungsreicheren Strecken: ein Crosslauf sollte über festgetretene Erde, über Waldboden mit Blättern, die sich in den Spikes verfangen, über gepflegten Rasen, über Rindenmulch, durch Sand und evtl. über Hindernisse verlaufen und dabei mit Spitzkehren und giftigen Anstiegen gespickt sein, die sich mit flachen Passagen abwechseln. Eindrucksvolle Hintergründe, wie wenn der Lauf durch einen Burggraben verläuft, können für die Außenwirkung eingebaut werden. Dadurch haben die unterschiedlichen Läufer*innen-Typen (kraftvoll, leicht, federnd, etc.) Vorteile zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Rennens, was die Taktik noch wichtiger macht.

Doch wer weiß, die Meisterschaften mögen bereits im kommenden Jahr komplett anders sein. Die Frage bleibt, wohin es mit dieser schönen Sparte des Laufsports gehen soll. Schließlich birgt der Crosslauf etwas ganz Besonderes, dass ihn von Stadtläufen und Trails abhebt. Und das ist nicht die kostenlose Schlammpackung!

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Einleitung

Holla, na so was. Da fällt doch auch anderen auf, dass die Werbebranche täuscht, wenn sie mit den lachenden, leicht wie eine Feder voraneilenden Models ohne Schwitzflecke kommt. Das passt eben nicht zum richtigen Laufen und sieht ja auch nicht aus wie Runner's High, eher nach "Deutschland sucht den…" Doch geht die Branche damit baden? Dr.-Ing. Markus Heidl findet in seinem 67. Pro & Kontra einen Fehler im System.

Walter Wagner, 12.11.2023

Immer diese Werbung
von Markus Heidl 

Gerade eben ist es schon wieder passiert. Er lief durchs Bild, quer über meinen Bildschirm: ein junger Mann, auf den ersten Blick schlank und gutaussehend. Man sieht sein Lächeln, seine Dynamik, seine Schuhe und seinen Fußaufsatz. Im Grunde würde das gut passen. Der Algorithmus hat mir die richtige, personalisierte Werbung eingespielt. Gleichzeitig hat er mich allerdings nachhaltig vom Kauf abgehalten. Denn da stimmt etwas nicht mit dem Bild.

Gleiches gibt es mit weiblichen Models. Oder in Gruppen. Videos, in denen gelaufen wird, Bilder, auf denen eine Läuferin oder ein Läufer abgelichtet ist. In Posts in den sozialen Medien, als Titelbild auf Zeitschriften, über Zeitungsartikeln. In der U-Bahn oder auf Plakaten. In privaten Profilen sowie von Laufsportmarken. Es ist schön, wenn immer und überall gelaufen wird. Würden alle laufen, wäre die Welt sicher ein ausgeglichenerer und besserer Ort. Dennoch stellen sich mir bei dieser Werbung regelmäßig die Haare auf.

Weil etwas nicht passt: viel zu oft sieht man, dass die Models nicht oder viel zu selten laufen. Der Fußaufsatz ist unnatürlich, der Schritt viel zu lang. Wenn der Fuß vor dem Körperschwerpunkt aufsetzt, kann laufen nicht effizient sein. Energie wird verschwendet und das Verletzungsrisiko steigt enorm. Wie kann es sein, dass mir die Werbung einen solch destruktiven Laufstil suggeriert?

Die Schritte sind das Kernelement des Laufens: der Fußaufsatz darf nicht vor dem Körperschwerpunkt sein, im Idealfall ist er genau darunter. Schließlich ist die Laufgeschwindigkeit das Produkt aus Schrittlänge und -frequenz. Beides ist endlich, weil die Schrittfrequenz das Herzkreislaufsystem fordert und die Schrittlänge vom Fußabdruck abhängt. Die Schrittlänge kann durch kräftigeres Abstoßen verlängert werden. Wer den Schritt aber zu lang und damit vor den Körperschwerpunkt zieht, bremst mit jedem Schritt und steigert das Verletzungsrisiko durch die höheren Stoßkräfte.

Die viel zu langen Schritte, die durch die schlechte Werbung suggeriert werden, können jedoch auch von den kommerziellen Anbietern nicht erwünscht sein. Schließlich kauft ein verletzter Läufer deutlich weniger Schuhe, Kleidung oder sogenannte Gadgets, als wenn gesund am Formaufbau gearbeitet wird. Und natürlich sind solche Bilder abschreckend unattraktiv.

Im Grunde ist dieser Beitrag ein einfacher Appell: Liebe Werbetreibende, die ihr uns die neuesten Laufprodukte verkaufen wollt: achtet bei der Auswahl der Models darauf, dass sie laufen können. Hübsche Läuferinnen und Läufer gibt es wahrlich genug!

Beitrag von Markus Heidl
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SCHRÖDINGERS KASTEN!
Der Laufkrimi von Markus Heidl
Verlag: Ampelpublishing - erschienen im Septemer 2023
306 Seiten, Paperback
Preis: 16,00€ inkl. MwSt.
ISBN: 978-3-98207819-9
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Einleitung

Ungern widerspreche ich, doch erleben wir nicht in ungeahnter Geschwindigkeit Kriege, Katastrophen und Weltrekorde? Dabei ist letzteres ja etwas, das uns freut. Und die Leistungsentwicklung von Tigst Assefa und die von Kelvin Kiptum, sind Beleg, dass eine neue Generation im Marathon heranreift, die jeweils schon mit dem ersten Lauf über die Königsdistanz aufhorchen ließ. Wie viel mehr auf der Welt noch verrückt wird? Nichts ist in Stein gemeißelt. Und nichts scheint mehr sicher.

Walter Wagner, 10.10.2023

Noch verrückter
geht ja gar nicht
von Markus Heidl 

Was leben wir doch in verrückten Zeiten! Und hier sei sich nur auf die Verrücktheit der Laufsportszene bezogen: Zwei neue Marathonweltrekorde innerhalb von nur zwei Wochen, erst in Berlin durch Tigst Assefa (2:11:53 h), jetzt in Chicago durch Kelvin Kiptum (2:00:35 h). Dazu die zweitschnellste je von einer Frau gelaufenen Zeit von Sifan Hassan, die sechs Wochen nach der WM, wo sie über 1500 und 5000 - sowie ohne Sturz auf der Zielgeraden außerdem über die 10.000 Meter - Medaillen holte, auch über die Königsdistanz abliefert und mit Europarekord (2:13:44 h) gewinnt.

Mindestens genauso verrückt wie die Bandbreite der Alleskönnerin ist nicht nur das Leistungsvermögen des neuen Weltrekordhalters Kiptum, der bisher bei allen seinen drei Marathons (zwei Mal 2h01, jetzt WR) die zweite Hälfte schneller lief - zuletzt in unglaublichen 57:47 Minuten (!) - sondern vor allem auch dessen Aussage, er habe während dieser Marathons keinerlei Schmerzen gehabt. Das Statement klang so außergewöhnlich, dass seitens der Journalisten zwei Mal nachgehakt wurde. Mit etwas Quälerei sollte die zwei-Stunden-Marke also bald fallen.

Aber es wird noch verrückter. Oder auch nicht, denn noch verrückter geht es eigentlich nicht. Es wird anders verrückt: In einer Welt, die dringend nachhaltiger und weniger verschwenderisch werden muss, wird nicht nur um den Globus geflogen, um 42 Kilometer zu laufen, es wird auch ein Wettkampfschuh zum Wegwerfen entwickelt. Für den Kampf um jedes Gramm wird der Weltrekordschuh von Assefa - mit dem auch Amanal Petros neuen deutschen Rekord (2:04:58 h) lief - so ausgelegt, dass er nur für 50 km taugt. Einmal einlaufen, einen Marathon, dann weg damit. Verschwendung auf höchstem Niveau.

An Verrücktheit reicht das für zwei Wochen längst, dennoch wurde es beim München Marathon - mutmaßlich wegen der vielen Baustellen - noch chaotisch verrückt. Während die Männer-Spitze ca. 100 m zu viel lief, was wohl den schnellsten deutschen Sebastian Hendel daran hinderte, die 2:10 h zu knacken, wurde auch die Frauen-Spitze falsch geleitet. Allerdings anders, diese kürzten Strecke ab und mussten ganz am Ende noch eine Ehrenrunde im Stadion drehen. Nun, das ist auch schon in Düsseldorf oder gar in Tokio passiert, es passt aber doch sehr zum Zeitgeist. Was leben wir doch in verrückten Zeiten!

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Ohne Worte !!!

Walter Wagner, 31.08.2023

Laufen vereint
von Markus Heidl 

Laufen hat viele Vorteile, wie wir alle wissen. Durch das Laufen trainieren wir unser Herz-Kreislauf-System und reduzieren das Risiko für Herzkrankheiten. Wir stärken Muskulatur und Knochen, haben unser Gewicht im Griff und können durch die Bewegung Stress abbauen. Durch die bessere Kondition haben wir im Alltag mehr Energie.

ber mehr noch, denn Laufen hilft uns nicht nur als Individuum: Vor allem vereint uns das Laufen, der Sport schafft eine große Gemeinsamkeit. Es macht keinen Unterschied, ob jemand weiblich oder männlich ist, welche Hautfarbe man hat, ob man arm oder reich ist oder ob man aus dem Norden, Osten, Süden oder Westen kommt. Laufen schließt nicht aus, Laufen verbindet. Laufen ist perfekt für die Integration. Und schafft als gemeinsames Hobby einen Ausgangspunkt für jede Unterhaltung.

Auch merken wir beim Laufen, wie willkürlich Grenzen festgelegt wurden. Damit sind nicht (nur) die Grenzen sportlicher Leistungsfähigkeit gemeint, sondern vielmehr territoriale Ländergrenzen. Es macht keinen Unterschied, ob man über eine Brücke, eine Straße oder eine Grenze läuft, wenn man das große Glück hat, in einem vereinten Europa zu leben. Diese geniale europäische Idee sollte man noch viel weiter denken, weil die großen Probleme unserer Zeit - wie Kriege, Klimawandel, Hunger - nur dann zu lösen sind, wenn wir als Menschheit an einem Strang ziehen.

Wir brauchen Gemeinsamkeiten statt Spaltung, wir brauchen Lösungen statt Hass.

Umso frustrierender, beängstigender, enttäuschender, lähmender, erschütternder, bitterer sind die aktuellen Tendenzen, sich im rechtsradikalen Gedankengut zu verlieren, statt komplexe Probleme gemeinsam Stück für Stück zu lösen. 20 % sind keine Minderheit mehr. 20 % sind nicht mehr nur peinlich. 20 % sind ein riesengroßes Problem!

Denn "Deutschsein" ist keine Auszeichnung oder Qualifikation und Abschiebung keine Problembewältigung. Je länger wir zögern und keine gemeinsamen Fortschritte erzielen, je stärker sich das Klima wandelt und internationale Konflikte eskalieren, desto mehr Menschen werden gezwungen sein, aus ihrer Heimat zu fliehen. Es gibt genügend Gründe, mit der aktuellen Regierung unzufrieden zu sein, es gibt aber keinen einzigen, der rechtfertigen würde, deswegen eine nationalistische und neonazistische Partei zu wählen.

Dass die Veränderung das einzig Konstante ist, wissen wir seit Jahrtausenden. Dennoch versuchen wir allzu oft, in der Vergangenheit zu verharren statt unsere Zukunft zu gestalten. Bringt euch ein, diskutiert Lösungen - z. B. beim Laufen - aber wählt niemals eine menschenverachtende Partei. Dafür gibt es keine Ausrede, dafür gab es nie eine Ausrede!

Beitrag von Markus Heidl
Foto © LaufReport

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Einleitung
Sehen wir einmal davon ab, dass Egoismus Triebfeder des aufgegriffenen Ärgernisses ist. Vermuten wir einfach mal, dass es aus Unachtsamkeit passiert. Denn dann kann dieser Beitrag dazu führen, dass in Zukunft das Nachrücken klappt und nur noch jene Startmöglichkeiten ungenutzt bleiben, die sich etwa durch eine erst beim Einlaufen auftretende Verletzung auftun.

Walter Wagner, 13.07.2023

Melde dich doch einfach ab
von Markus Heidl 

Das waren sie wieder, die Finals. Am letzten Wochenende wurden viele deutsche Meistertitel verliehen, unter anderem auch in der Leichtathletik. Weil das öffentlich-rechtliche Fernsehen live dabei ist, passt dieses noch neue Format perfekt in die Ziele des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), "die Leichtathletik attraktiv, fair und innovativ zu gestalten". Es macht Spaß, die national Besten zu bewundern und anzufeuern, dabei gleichzeitig auch Einblicke in andere Sportarten zu bekommen. Insbesondere in der Leichtathletik gab es mitunter packende Duelle und Hundertstelentscheidungen, die Werbung für unseren Sport waren. Leichtathletik ist toll, spannend und attraktiv anzusehen!

Während es für manche um den Titel geht, ist es für andere schon eine Ehre und Auszeichnung, bei den deutschen Meisterschaften am Start zu sein. Eine sportliche Herausforderung, schließlich muss man zu Deutschlands besten zählen: nur die schnellsten Läuferinnen und Läufer sowie die Springer*innen und Werfer*innen mit den besten Weiten oder Höhen qualifizieren sich.

Für jede Disziplin sind die Startplätze limitiert. Das ist logisch, schließlich ist die Zeit für die Vorkämpfe begrenzt. Ein Beispiel: für die 1500 m gibt es 30 Startplätze. Wenn 35 Läuferinnen die Norm haben und davon 31 melden, bekommt die langsamste (mit der B-Norm) keinen Startplatz. Starten dürfte sie allerdings, wenn sich eine der gemeldeten Läuferinnen abmeldet, z. B. wenn sie sich verletzt hat oder krank geworden ist.

Es wäre fair, sich rechtzeitig abzumelden, wenn man nicht starten kann. Und Fairness schreibt sich der DLV auf die Fahnen.

Die Praxis zeigt leider das Gegenteil. Bei den Männern liefen beispielsweise in beiden 1500-m-Vorläufen nur jeweils 14 Athleten. Die Erfahrung zeigt, dass nur selten alle antreten. Wie im Flugzeug, das von den Fluggesellschaften standardmäßig überbucht wird. Auch diese Option hätte der Verband, insbesondere für Mittel- und Langstreckenrennen, wo im Zweifel sogar Platz für eine oder einen mehr wäre. Wäre das eine innovative Lösung im Sinne der eigenen Vorgaben? Ähnlich wäre die Idee, mehr Meldungen zuzulassen, sodass automatisch nachgerückt wird, falls jemand nicht erscheint oder kurzfristig abmeldet. Die Athlet*innen auf den Nachrückerplätzen erfahren kurzfristig 90 Minuten vor dem Start, ob sie dabei sind, oder nicht. In diesem Fall wären sie zumindest vor Ort, man könnte sich darauf einstellen. Eine mentale Herausforderung wie als Ersatzläufer*in einer Staffel.

Beide Optionen wären im Sinne der nachrückenden Athlet*innen, zwingt jedoch nicht zur Fairness. An diese zu appellieren, reicht offensichtlich nicht. Daraus folgt eine weitere Option für den Verband: das Fairplay aktiv einzufordern: wer unentschuldigt nicht antritt und damit andere vom Start abhält, wird für die nächsten Meisterschaften gesperrt. Alternativ wäre auch eine Geldstrafe für den Verein denkbar.

Es tut sich etwas, ganz im Sinne der Leichtathletik. Unser Sport ist attraktiv und spannend. Ein wenig Verbesserungspotential bleibt jedoch. Mit Vorfreude warten wir auf die nächsten Finals.

Beitrag von Markus Heidl
Foto © Jens Priedemuth

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Einleitung
Emotional wurde es, als zwei Kinder an einem DLV-genehmigten Lauf über 10 km teilnahmen. Erst im Ziel fiel auf, dass sie wohl deutlich jünger als die geforderten 14 Jahre waren. Das Streichen aus der Ergebnisliste wurde sofort von einem anwesenden DLV-Funktionär veranlasst. Von Veranstalterseite zeigte man sich ob des Regelverstoßes besorgt. Direkt zugelassen hatte man den Start ja nicht, aber eben auch nicht verhindert. Vorausgegangen waren Falschangaben bei der Anmeldung, zu junge Jahrgänge nahm das System nämlich gar nicht an.

Dr. Ernst van Aaken (die längsten Strecken, die 6jährige traben können, liegen bei der Marathondistanz - aus ‚Das van Aaken Lauflehrbuch') oder Dr. George Sheehan (Consider the nine-year-old, he is pound for pound the world´s best endurance athlete - aus ‚Dr. Sheehan on Running') sowie weitere Wegbereiter des gesundheitsorientierten Laufens aus der Medizin hätten nichts einzuwenden, gegen die freiwillige Teilnahme von Kindern an einem 10km-Lauf. Nun gibt es aber vom Verband vorgegebene altersbezogene maximale Streckenlängen. In der U20 ist da zwar die Teilnahme an einem Marathon erlaubt, doch die zulässigen Obergrenzen bei Wald/Cross sind 10 km und im Gelände 15 km. Die Teilnahme am Chandolin-Zinal (siehe folgendes Foto) wäre nach deutschem Regelwerk erst für Haupt- und U23-Klassen möglich.

Walter Wagner, 04.03.2023

Ihr Kinderlein laufet
Foto vom Nachwuchslauf Chandolin-Zinal, der im Rahmen des walliser Berglaufklassikers "Course des cinq 4000" Sierre-Zinal organisiert wird. Der Hinweis des Veranstalters dazu: Die Strecke ist 19 km lang. Um daran teilzunehmen, sollte man also angemessen vorbereitet sein. Der Lauf findet für Jugendliche unter 20 Jahren statt. Chandolin-Zinal wird für Kinder unter 10 Jahren nicht empfohlen. Kinder unter 12 Jahren können auf der Strecke begleitet werden. Ältere Kinder müssen jedoch ohne Begleitung laufen
von Markus Heidl 

"Man kann bei der Auswahl seiner Eltern nie vorsichtig genug sein", schließlich hängt viel davon ab. Nicht zuletzt die Förderung von Talenten liegt maßgeblich an den Erziehungsberechtigten. Dazu zählt nebst akademischer und musikalischer Unterstützung natürlich auch die sportliche. Doch allein im Sport ist die Auswahl mannigfaltig. Für Kinder gibt es viele Möglichkeiten, sich auszutoben.
Einmal angenommen - schließlich bewegen wir uns auf den Seiten eines Laufsportjournals - ein Kind liefe gerne. Man sieht es immer wieder, wenn aus dem Stand ohne ersichtlichen Grund einfach losgerannt wird: Diese kindliche Freude an der Bewegung, an der Geschwindigkeit, am Fliegen der Extremitäten. Im Normalfall ist es selbst für Kleinkinder kein Problem, aus purem Jux eine Runde auf der Tartanbahn zu laufen.

Nehmen wir weiterhin an, das bewusste Kind liefe so gerne, dass es durch gelegentliche Läufe so viel Kondition aufgebaut hat, dass selbst lange Strecken kein Problem sind. Darf dieses Kind, wenn beispielsweise die gesamte Familie zu einem Volkslauf fährt, bei dem kein Bambini-Lauf angeboten wird, spontan am 10-km-Lauf teilnehmen, sofern es von einem Erwachsenen begleitet wird?

Zuletzt sorgte ein solcher Vorfall bei der Jügesheimer Winterlaufserie für regen Diskussionsstoff, als zwei Kinder - beide noch keine zehn Jahre alt - nach knapp einer Stunde Laufzeit ins Ziel kamen. Ihre Zeiten wurden nachträglich aus den Ergebnislisten entfernt, weil Kinder erst ab 14 Jahren an 10-km-Läufen teilnehmen dürfen. Die Begründung liegt im Kindeswohl. Zwar sind moderate körperliche Aktivität und Bewegung für Kinder sehr wichtig und haben positive Auswirkungen auf deren Gesundheit und Entwicklung, gleichwohl soll die körperliche Belastung nicht so hoch sein, dass Muskeln, Gelenke und Knochen geschädigt werden. Besonders werden langfristige Schäden befürchtet. Auch Dehydration und Hitzschlag sollen akut vermieden werden. Entsprechend empfiehlt die deutsche Leichtathletik-Ordnung zur Durchführung von stadionfernen Veranstaltungen in kindgemäßer Form Streckenlängen für die U8 von 0,5 bis 2,0 km, für die U10 1,0 bis 3,0 km und für die U12 1,5 bis 5,0 Kilometer.

Gleichwohl gerade in unserer durch Bewegungsmangel kränker werdenden Gesellschaft Interesse an Ausdauersport geweckt werden sollte, muss dies nicht durch das Langstreckenlaufen geschehen. Mit der Kinderleichtathletik gab es zuletzt eine hervorragende Modernisierung unseres Sports, durch die man die positiven Aspekte der Leichtathletik wunderbar vermitteln kann. Einher geht eine Schulung der Koordination, die vielen Spät- und Quereinsteiger*innen in den Laufsport fehlt.

Nicht zuletzt lernt man dort das vielleicht Wichtigste, das uns der Sport lehrt: das Fair Play. Wenn die Regeln nun einmal festlegen, dass das Mindestalter für die Teilnahme 14 Jahre beträgt, müssen diese aus sportlicher Fairness beachtet werden.

Ob diese Regeln sinnvoll sind, steht auf einem anderen Blatt. Die Mythen aus Kenia erzählen von langen Schulwegen, die zu Fuß zurückgelegt werden und die Grundlage für spätere Weltklasse-Marathons legen. Wer sein Ausdauersport-Talent voll ausschöpfen will, muss definitiv früh damit beginnen. Dennoch könnte es auch dieser Weg sein. Mit dem Breitensport-Gedanken sich nur aus dem Spaß an der sportlichen Betätigung heraus spielerisch bewegen. Sei es auf dem Rad, im Schwimmbecken, in der Turnhalle oder eben in den Laufschuhen. Im Spiel mit anderen oder allein. Denn der Leistungsdruck ist heutzutage schon in der Schule hoch genug, Spitzenleistungen im Sport haben etwas länger Zeit.

Beitrag von Markus Heidl
Foto © LaufReport

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Eine fortwährende Diskussion mit durchaus interessanten Aspekten. Bedenkenswert, ob Nationalfahnen, Hymnen und Medaillenspiegel nicht verbannt sein sollten? Nun, Politisches findet im Sport selbstverständlich statt. Sportler müssen boykottieren oder werden ausgeschlossen, sie müssen sich mannschaftsdienlich sogar vorgegebenem Verhalten und Meinungen unterwerfen. Doch sollen sie nicht auch ihre eigene kundtun? Dr.-Ing. Markus Heidl kratzt im 62. Pro & Kontra am vielschichtigen Thema.

Walter Wagner, 26.11.2022

Kann Sport nicht
politisch sein?
von Markus Heidl 

Ich erinnere mich noch gut an die diesjährigen deutschen Hallenmeisterschaften. Der Krieg, den Russland gegen die Ukraine begonnen hatte, schwebte unheilvoll über den Titelkämpfen. Thematisiert wurden die Gräueltaten zunächst aber nicht. Als Begründung heißt es immer, der Sport müsse neutral sein. Diese diplomatische Bescheidenheit will im Grunde aber nur unangenehme Sachverhalte verschweigen. Maximilian Thorwirth sah das genauso. Die mediale Präsenz, die er während seines Laufs hatte, nutzte er, um wortwörtlich Flagge zu zeigen. Er riskierte dabei mehr als nur eine gelbe Karte.

Derzeit geht es auf einem anderen Erdteil um eine andere Art der Verletzung von Menschenrechten. Einmal mehr geht es um die Neutralität des Sports. Diese Frage ist aus meiner Sicht absurd, hat doch jede öffentliche Handlung auch eine politische Interpretation. Natürlich wird sowohl der Profi- als auch der Breitensport durch die Gesellschaft gefördert, er darf sich dadurch nicht politisch instrumentieren lassen. Menschenrechte sind aber nicht verhandelbar. Und Korruption widerspricht jeder Moral, die insbesondere bei Sportlerinnen und Sportlern höher aufgehängt sein sollte als von dem und der Normalbürger*in.

Der Profisport wird ad absurdum geführt, wenn die Vorbildfunktion nicht mehr wahrgenommen wird. Der Sport kann und soll Tugenden vorleben sowie Werte vermitteln. Während der gesunden Bewegung wird Integration, Gleichheit und Gemeinsamkeit gelebt. Der Sport will Menschen und Völker zusammenbringen. Dafür muss die zugrundeliegende Ethik im Mittelpunkt bleiben, nicht der nationale Größenwahn oder die globale Geldmaschinerie. Wenn die Kehrseite des Profisports mit der Geldgier und der Geltungssucht überwiegt, sollten wir ihn abschaffen.

Jeder Sportverband, sei es IOC, FIFA oder Regionalverband, muss Doping, Korruption und andere menschenverachtende Missstände in den Griff bekommen. Neben den Menschenrechten sollte beispielsweise auch der Umweltschutz als Auswahlkriterium für die Vergabe der Austragungsorte von Wettkämpfen ausschlaggebend sein. Skandale können dann umgekehrt zurück in die Politik reichen, wenn die Verbände Unterstützung durch die Staatsgewalten Exekutive, Judikative und Legislative benötigen. Mit einer starken und klar kommunizierten Haltung muss es dazu aber eigentlich nicht kommen.

Nur scheint diese Grenze schon lange überschritten. Es ist höchste Zeit, dass wir als Sportlerinnen und Sportler uns unserer Vorbildfunktion bewusstwerden und Haltung zeigen. Kein Traum kann größer sein als unsere Moral. Und am Ende sind wir diejenigen, die unsere Verbände prägen und ausmachen.

Beitrag von Markus Heidl
Foto © LaufReport

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Die sinkende Teilnahmebereitschaft treibt den von enormen Kostensteigerungen gebeutelten Veranstaltern Sorgenfalten auf die Stirn. Was von der Corona-Pandemie ausgelöst wurde, sich nun im Ukraine-Konflikt fortsetzt, die Klimakrise verschlimmert und Energie- und sonstige Preise explodieren lässt, beschäftigt zunehmend alle Läuferinnen und Läufer - und eben auch Dr.-Ing. Markus Heidl im 61. Pro & Kontra

Walter Wagner, 28.09.2022

Dann laufe ich halt nicht
von Markus Heidl 

Zuletzt häufen sich die Klagen über wenig Publikum. Leere Hallen vor Bühnen aller Art, kleine Felder bei oder gar Absagen von Läufen. Zählt man Laufen als Kulturveranstaltung - schließlich kommen hier Menschen zusammen, Geist und Körper werden gefördert - muss man einmal mehr feststellen, dass sich unsere Welt gewandelt hat, seit sich Ende 2019 ein Virus über den kompletten Globus verteilte.

Denn COVID hat uns nicht nur sehr eingeschränkt, es hat uns ebenfalls gezeigt, was wichtig ist. Zumindest hat es uns gewahr werden lassen, was uns persönlich wichtig ist. Infolgedessen könnte man argumentieren, dass vielen von uns schlicht die Lust vergangen ist, zu x-beliebigen Ereignissen zu pilgern. Darum sollte sich, wer sich über zu wenig Besuch beschwert, zuerst an die eigene Nase greifen: was macht meine Veranstaltung besonders? Warum sollten Menschen - also sowohl Laufende, als auch Fans des Schauspiels oder der Musik - zu mir kommen? Warum lohnt sich der zeitliche Aufwand und warum ist es meine Veranstaltung wert, auch noch Geld dafür zu bezahlen?

So war just an diesem Wochenende der Berlin-Marathon wieder einmal die Ausnahme der vermeintlich aktuellen Regel der sinkenden Teilnehmerzahlen. In diesem Fall können aber vermutlich alle gestellten Fragen kinderleicht beantwortet werden. Mögliche Antworten könnten sein: Hauptstadt, Bombenstimmung, schnelle Strecke, Weltrekord oder einfach nur Eliud.

Darüber hinaus ist es mir persönlich ein starkes Anliegen geworden, klimaneutral anreisen zu können. Am liebsten laufe ich zum Start oder spaziere zur Veranstaltungshalle. Auch das Fahrrad ist eine gute Option. Mit dem ÖPNV kommt es auf die Verbindung an. Wenn ich aber auf das Auto angewiesen bin, gebe ich mittlerweile der besser zu erreichenden Alternative den Vorrang. Oder ich starte eben einfach nicht und laufe daheim.

Schließlich sollte noch ein weiterer Punkt bedacht werden, auch wenn das Thema auf wenig Gegenliebe stößt: nach wie vor schließen wir vulnerable Gruppen von Veranstaltungen aus. Wer es sich nicht erlauben kann, zu erkranken oder die Infektion mit nach Hause zu bringen, wird zum Vergnügen kein Risiko eingehen. Als Freiluftveranstaltung ist die Gefahr einer Ansteckung selbstredend deutlich geringer als bei Kultur in geschlossenen Räumen, dennoch wäre es eine Überlegung wert, nicht sämtliche Maßnahmen von vornherein abzulehnen. Bei Laufveranstaltungen könnten wir es aus gegenseitiger Rücksichtnahme wieder einführen, beispielsweise bei der Startnummernabholung und im dicht gedrängten Startblock Masken zu tragen. Wir würden die Zusammenkünfte damit nicht nur für Gefährdete sicherer machen, sondern auch für uns selbst, schließlich sind auch die Langzeitfolgen einer COVID-Infektion nicht zu verachten: Kurzatmigkeit, Husten und Schlafstörungen sind beim Ausdauersport äußerst hinderlich; kommt es gar zur sogenannten Fatigue (Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit) ist an Wettkampfsport überhaupt nicht mehr zu denken.

Im Grunde können die Gründe für weniger Interesse an Kulturveranstaltungen auch woanders liegen. Dennoch scheint es mir keine schlechte Idee, sich mit Empathie in andere hineinzuversetzen. Und dann lasst uns gemeinsam gesund und glücklich laufen.

Beitrag von Markus Heidl
Foto © Engelbert Franz

leserbriefe@laufreport.de

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Nach und nach verlässt uns die erste Volkslaufgeneration in die Ewigkeit. Mit ihr gehen die Erzählungen von tagelangen Wartezeiten auf Ergebnisse, von missglückten Computer gestützten Zeiterfassungen. Schnappschüsse auf Zelluloid waren alternativlos. Nun gibt´s Live-Bilder. Digitalisierung und Internet veränderten einiges im Sport. Dr.-Ing. Markus Heidl bedenkt Vorteile und Gefahren im Pro & Kontra.

Walter Wagner, 18.05.2022

Die Zukunft ist jetzt
von Markus Heidl 

Ich erinnere mich noch gut an die alte Zeit - ehrlich gesagt ist das auch noch gar nicht so lange her - da war es schwierig, überhaupt zeitnah an Ergebnisse von Meisterschaften, Straßenläufen oder Stadionfesten zu kommen. Teilweise gab es selbst Stunden später keine Ergebnisliste im Netz. Glück hatte, wer vor Ort jemanden kannte, der oder die eine Statusmeldung abgeben konnte. Manchmal half noch Trick 17, wenn man beispielsweise in der URL ein altes gegen ein neues Datum austauschen musste, um die aktuellen Zeiten und Rangfolgen zu sehen.

Wie gesagt, das ist noch gar nicht so lange her, auch wenn es sich schon so anfühlt. Etwas später auf unserer Zeitreise wurde es besser. Es gab live-Ergebnisse und man durfte gar auf live-Bilder hoffen; die modernsten Ausrichter hatten bereits eine Kamera im Stadion oder im Start-/Zielbereich. Doch allzu oft fehlte der Fokus oder die Internetverbindung. Man war bereits glücklich, wenn die Übertragung etwas länger als ein paar Sekunden flüssig lief.

Entsprechend kamen mir die letzten Meisterschaften - ich denke da beispielsweise an die deutschen Crosslaufmeisterschaften im Dezember oder ganz aktuell an die deutschen Meisterschaften über 10.000 m in Pliezhausen wie eine disruptive Innovation vor: durch gleich mehrere Kameras, zwischen denen gekonnt hin- und hergeschaltet wurde sowie einen absolut flüssigen Stream konnte man sämtliche Rennen live am Bildschirm mitverfolgen. Klasse! Was ein Schritt in die Zukunft! Und dann auch noch kostenlos und ohne Werbung frei verfügbar. Selbst bei den Kommentatoren wurde auf gut informierte, fachliche Kompetenz gesetzt, was viel ausmacht.

Doch wie hoch ist die Hürde für Nichtläufer*innen, einmal hereinzuschnuppern und dann sogar hängenzubleiben? Wenn Expertinnen kommentieren, hat das natürlich den großen Vorteil, dass sie wissen, wovon sie sprechen. Einher geht aber der Nachteil, dass manches als selbstverständlich betrachtet wird, was eventuell einer Erklärung bedurft hätte. Warum genau ist das kommende Rennen so spannend?

Beim Pro & Kontra über die Finals hatte ich mir die Frage gestellt, ob es eine Einblendung braucht, wie die Regeln sind, um beim Wettkampf (z. B. beim Bouldern) besser mitfiebern zu können. Nun, bei einem Lauf sind die Regeln den meisten wohl klar: es gewinnt die oder der, wer zuerst im Ziel ist. Gerade bei unterschiedlichen Altersklassen lohnt es sich aber evtl. aufzuzeigen, wie die Athletinnen und Athleten im Rennen liegen. Wo die Abstände knapp sind, wo überholt wird und sich die Platzierungen verschieben - in einem Rennen gibt es viele denkbar sehr spannende Konstellationen.

Einher geht, dass sich die Übertragungen zwar massiv verbessert haben, es natürlich aber noch weiteres Verbesserungspotential gibt. Sowohl in Sonsbeck als auch in Pliezhausen (insbesondere dort eben 25 an der Zahl) wurden viele Runden gelaufen. Die aktuellen Abstände beispielsweise hätte ich spannend gefunden. Beim Radsport beispielsweise ist der aktuelle Abstand zwischen den Gruppen Normalität. Ebenso müsste es genauso möglich sein auf einem Streckenplan, den live-Standort der wichtigsten Akteurinnen oder Akteure aufzuzeigen, sodass man die Zeitabstände besser einschätzen kann. Und es gibt sicher noch viele andere tolle Ideen, die das Wettkampferlebnis noch spannender machen.

Doch kommen, wenn die live-Übertragungen immer besser werden, immer weniger Menschen ins Stadion? Das wäre schade, doch ich glaube es nicht. Eher wollen mehr, die am Bildschirm erlebt haben, wie spannend Läufe und technische Disziplinen sein können, einmal mit eigenen Augen sehen, wie solche Leistungen möglich sind. Vor Ort dabei zu sein, ist ein echtes Erlebnis. Gerade bei uns Leichtathleten gibt es sehr wenige unnahbare, abgehobene Stars. Meist kann man sich nett unterhalten, ein gemeinsames Foto ist eigentlich nie ein Problem. Inspiration und Motivation inklusive.

Wenn man zukünftig also die Rennen weltweit live mitverfolgen kann, stehen die Athletinnen und Athleten immer mehr in dem Rampenlicht, das sie verdienen. Auch für Sponsoren wird die Leichtathletik dadurch definitiv attraktiver.

Beitrag von Markus Heidl
Foto © LaufReport

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