Einleitung
Drei Jahre sind vergangen, seit die letzten Olympischen Spiele in Tokio stattfanden. Nun endlich zurück im gewohnten Schaltjahr und weit weg von den pandemischen Ausnahmen. Also wieder Normalität? Wahrlich, ein dehnbarer Begriff. Beim friedlichen Zusammentreffen der Nationen bedarf es unglaublicher Vorkehrrungen. Und verlässlich werden altbekannte Themen beleuchtet.
Walter Wagner, 28.07.2024
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von Markus Heidl |
Endlich ist es wieder so weit: In Paris wurden mit einer phänomenalen Eröffnungsfeier die 33. Olympischen Spiele der Neuzeit eröffnet. Mit 160 Booten fuhren die Athletinnen und Athleten auf der Seine, während ringsherum gesungen, getanzt und natürlich das olympische Feuer entzündet wurde. Es wurde viel französische Geschichte, Kunst und Kultur präsentiert, derweil stets auch der Grundgedanke Pierre de Coubertins umherschwebte: Alle Menschen sollen friedlich zusammenleben.
Das ist gar nicht so einfach. Weder weltpolitisch noch während der Spiele, die vom 26. Juli bis zum 11. August in der französischen Hauptstadt stattfinden. Nach 1900 und 1924 ist Paris bereits zum dritten Mal in der Geschichte Gastgeber der Olympischen Sommerspiele. Zu damals gibt es allerdings riesige Unterschiede. Mittlerweile nehmen insgesamt ca. 10.500 Sportlerinnen und Sportler aus 206 Nationen - darunter 460 aus Deutschland - am sportlichen Großereignis teil. Außerdem werden etwa 15 Millionen Menschen zum Zuschauen erwartet, darunter 100 Staats- und Regierungschefs.
Wie das mittlerweile bei jedem Großereignis ganz normal zu sein scheint, geht damit die Angst vor terroristischen Angriffen einher. Das ist die Schattenseite der Spiele. Frankreich hat entsprechend die Sicherheitsvorkehrungen massiv ausgebaut. Während es durch Brandangriffe im französischen Bahnverkehr zu großen Verspätungen kam, durch die einige AthletInnen die Eröffnungsfeier verpassten, seien im Vorfeld der Spiele zwei Anschläge vereitelt worden. Für die große Feier an der Seine wurden dort im Vorfeld nicht nur sämtliche Keller durchsucht, alle Gullideckel verplombt, viele Metrostationen und Brücken geschlossen, sondern außerdem auch der Luftraum gesperrt.
Insgesamt werden laut dem dreimaligen Kanu-Olympiasieger und Organisationschef Tony Estanguet 4,5 Milliarden Euro für die Sicherheit ausgegeben. Diese seien ausschließlich privat finanziert, wie er betont. Vor allem die israelischen Teilnehmenden seien gefährdet, sowohl über WhatsApp als auch per Telefon hat das Team Morddrohungen erhalten. Es wird berichtet, dass der Fahnenträger Peter Paltchik gar zu seiner eigenen Beerdigung eingeladen wurde.
Um diese und ähnliche Katastrophen zu verhindern, sind 45.000 Polizistinnen und Polizisten, 20.000 private Sicherheitsleute und 10.000 Soldatinnen und Soldaten der Anti-Terror-Operation "Sentinelle" im Einsatz. Auch Grenzkontrollen wurden wieder eingeführt. Es ist traurig, und ganz sicher nicht im Geiste Coubertins, dass solche Maßnahmen nötig sind.
Dazu - das wurde am 23. März von der französischen Politik beschlossen - können während der Spiele erstmals Videos sowohl von Überwachungssystemen als auch beispielsweise von Drohnen von Algorithmen verarbeitet werden. Mit den Olympischen Spielen hält damit die Künstliche Intelligenz (KI) Einzug in unseren Alltag. Unumstritten ist dies keineswegs. Zum einen wird damit massiv in den Datenschutz eingegriffen, weil beispielsweise Bewegung, Gang, Körperhaltung oder auch das Aussehen von Jedermann und -frau überwacht wird.
Dabei konnten einerseits Studien zeigen, dass Videoüberwachung weder signifikant zur Aufdeckung noch zur Prävention von Verbrechen beiträgt, andererseits gibt es noch keine Studie, mit der gezeigt werden konnte, dass eine KI-gestützte Überwachung tatsächlich einen Terroranschlag hätte verhindern können.
Was bleibt, ist ein massiv hochgerüsteter Sicherheitsapparat, der aufgrund der getätigten hohen Ausgaben mutmaßlich weiterläuft. Andere Europäische Länder könnten dem französischen Vorbild folgen. Schließlich will man sich auf politischer Ebene absichern, alles getan zu haben, sollte doch einmal etwas passieren. Wir befinden uns mitten in einem Science-Fiction-Roman, wenn man schon weiß, dass etwas ganz gewaltig schiefläuft.
Bei den Olympischen Spielen sollten wir nicht nur auf die Sportwissenschaft hören, um die Leistung zu verbessern, wir sollten auch auf die Wissenschaft hören, wenn Studien das Gegenteil unserer Glaubenssätze beweisen. Ganz besonders schrill müssen die Alarmglocken läuten, wenn in den Datenschutz eingegriffen wird. Die absolute Sicherheit gibt es nicht - ganz im Gegensatz zur absoluten Überwachung.
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Beitrag von Markus Heidl Aktuelles im LaufReport HIER |
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