Einleitung

Holla, na so was. Da fällt doch auch anderen auf, dass die Werbebranche täuscht, wenn sie mit den lachenden, leicht wie eine Feder voraneilenden Models ohne Schwitzflecke kommt. Das passt eben nicht zum richtigen Laufen und sieht ja auch nicht aus wie Runner's High, eher nach "Deutschland sucht den…" Doch geht die Branche damit baden? Markus Heidl findet in seinem 67. Pro & Kontra einen Fehler im System.

Walter Wagner, 12.11.2023

Immer diese Werbung

von Markus Heidl 

Gerade eben ist es schon wieder passiert. Er lief durchs Bild, quer über meinen Bildschirm: ein junger Mann, auf den ersten Blick schlank und gutaussehend. Man sieht sein Lächeln, seine Dynamik, seine Schuhe und seinen Fußaufsatz. Im Grunde würde das gut passen. Der Algorithmus hat mir die richtige, personalisierte Werbung eingespielt. Gleichzeitig hat er mich allerdings nachhaltig vom Kauf abgehalten. Denn da stimmt etwas nicht mit dem Bild.

Gleiches gibt es mit weiblichen Models. Oder in Gruppen. Videos, in denen gelaufen wird, Bilder, auf denen eine Läuferin oder ein Läufer abgelichtet ist. In Posts in den sozialen Medien, als Titelbild auf Zeitschriften, über Zeitungsartikeln. In der U-Bahn oder auf Plakaten. In privaten Profilen sowie von Laufsportmarken. Es ist schön, wenn immer und überall gelaufen wird. Würden alle laufen, wäre die Welt sicher ein ausgeglichenerer und besserer Ort. Dennoch stellen sich mir bei dieser Werbung regelmäßig die Haare auf.

Weil etwas nicht passt: viel zu oft sieht man, dass die Models nicht oder viel zu selten laufen. Der Fußaufsatz ist unnatürlich, der Schritt viel zu lang. Wenn der Fuß vor dem Körperschwerpunkt aufsetzt, kann laufen nicht effizient sein. Energie wird verschwendet und das Verletzungsrisiko steigt enorm. Wie kann es sein, dass mir die Werbung einen solch destruktiven Laufstil suggeriert?

Die Schritte sind das Kernelement des Laufens: der Fußaufsatz darf nicht vor dem Körperschwerpunkt sein, im Idealfall ist er genau darunter. Schließlich ist die Laufgeschwindigkeit das Produkt aus Schrittlänge und -frequenz. Beides ist endlich, weil die Schrittfrequenz das Herzkreislaufsystem fordert und die Schrittlänge vom Fußabdruck abhängt. Die Schrittlänge kann durch kräftigeres Abstoßen verlängert werden. Wer den Schritt aber zu lang und damit vor den Körperschwerpunkt zieht, bremst mit jedem Schritt und steigert das Verletzungsrisiko durch die höheren Stoßkräfte.

Die viel zu langen Schritte, die durch die schlechte Werbung suggeriert werden, können jedoch auch von den kommerziellen Anbietern nicht erwünscht sein. Schließlich kauft ein verletzter Läufer deutlich weniger Schuhe, Kleidung oder sogenannte Gadgets, als wenn gesund am Formaufbau gearbeitet wird. Und natürlich sind solche Bilder abschreckend unattraktiv.

Im Grunde ist dieser Beitrag ein einfacher Appell: Liebe Werbetreibende, die ihr uns die neuesten Laufprodukte verkaufen wollt: achtet bei der Auswahl der Models darauf, dass sie laufen können. Hübsche Läuferinnen und Läufer gibt es wahrlich genug!

Beitrag von Markus Heidl
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Im Internet unter http://ampelpublishing.de

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